Schuf Gott durch Evolution?
Werner Gitt
Taschenbuch, 160 Seiten
Artikel-Nr.: 255124
ISBN / EAN: 978-3-89397-124-4
Nach der Vorstellung der theistischen Evolution
hat Gott den Evolutionsvorgang angestoßen und
dann diesen Prozess gelenkt. Dieser Gedanke
hat bei Nichtchristen, aber auch bei Christen an
Einfluss gewonnen. Sachlich und gut belegt,
stellt der Autor die beiden Standpunkte von
Evolution und Schöpfung einander gegenüber
und beleuchtet das Problem unter
Berücksichtigung der Wissenschaftsfrage, der
Anthropologie, der Astronomie, der Biologie
und der Informatik. Als Konsequenz wird die
Unvereinbarkeit von Evolution und Schöpfung
deutlich, und …
Wenn Sie ein «echtes» Buch bevorzugen oder
diesen Artikel verschenken möchten, können
Sie diesen Download-Artikel ggf. auch käuflich
erwerben, solange verfügbar.
Besuchen Sie für weitere Informationen bitte
folgende Seite: www.clv.de
Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
Werner Gitt
Schuf Gott
durch Evolution?
Christliche Literatur-Verbreitung e. V.
Postfach 11 01 35 · 33661 Bielefeld
Der Autor: Dir. und Prof. a. D. Dr.-Ing. Werner Gitt, 1937 in Raineck/Ostpr. geboren.
Von 1963 bis 1968 absolvierte er ein Ingenieurstudium an der Technischen Hochschule
Hannover, das er als Dipl.-Ing. abschloss. Von 1968 bis 1971 war er Assistent am Institut
für Regelungstechnik an der Technischen Hochschule Aachen. Nach zweijähriger
Forschungsarbeit promovierte er zum Dr.-Ing. Von 1971 bis 2002 leitete er den
Fachbereich Informationstechnologie bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
(PTB) in Braunschweig. 1978 wurde er zum Direktor und Professor bei der PTB ernannt.
Er hat sich mit wissenschaftlichen Fragestellungen aus den Bereichen Informatik,
numerische Mathematik und Regelungstechnik beschäftigt und die Ergebnisse in
zahlreichen wissenschaftlichen Originalarbeiten publiziert. Seit 1984 vertritt er das Gebiet
»Bibel und Naturwissenschaft« als Gastdozent an der »Staatsunabhängigen Theologischen
Hochschule Basel« (STH Basel). Seit 1966 ist er mit seiner Frau Marion verheiratet.
Im September 1967 wurde Carsten und im April 1969 Rona geboren.
Homepage des Autors: www.wernergitt.de
Dort sind zu finden:
• Liste der aktuellen Vortragstermine des Autors
• Aufsätze und Bücher in verschiedenen Sprachen zum Herunterladen
• Traktate (z. B. »Wie komme ich in den Himmel?«, »Wer ist der Schöpfer?«,
»Wunder der Bibel«, »Was Darwin noch nicht wissen konnte«, »… und Er existiert
doch«, »Krippe, Kreuz und Krone«, »Reise ohne Rückkehr«, »Die Erde
– Ein außergewöhnlicher Planet«, »Widerlegung der Evolution durch Naturgesetze
«) zum Herunterladen in über 70 Sprachen.
Hinweis: Auf die im Literaturverzeichnis genannte Literatur wird im Buch in Kurzform
verwiesen: [in eckigen Klammern geschrieben: Anfangsbuchstabe des Autors +
fortlaufende Nummer des Autors mit demselben Anfangsbuchstaben]. So ist mit [P4]
K. R. Popper mit seinem Buch »Logik der Forschung« gemeint. Da in der alphabetischen
Reihenfolge noch drei Autoren vor Popper genannt sind, ist er der vierte mit
dem Anfangsbuchstaben »P«.
1. Auflage 1988
2. Auflage 1990
3. Auflage 1992
4. Auflage 1994
5. Auflage 1998
6. Auflage 2002
7. Auflage 2005
8. Auflage 2009
9. Auflage 2015
© CLV · Christliche Literatur-Verbreitung
Postfach 11 01 35 · 33661 Bielefeld
Internet: www.clv.de
Umschlag: typtop, Andreas Fett, Meinerzhagen
Satz: CLV
Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm
Bestell-Nr. 255.124
ISBN 978-3-89397-124-4
Inhalt
1. Einleitung 7
2. Die Wissenschaftsfrage 9
2.1 Grundlagen der Wissenschaftstheorie 9
2.2 Basissätze der Evolutionslehre 13
2.3 Basissätze der Schöpfungslehre 18
2.4 Basissätze der Theistischen Evolution 25
2.5 Einige Konsequenzen 26
3. Beiträge zur Anthropologie 29
3.1 Die Herkunft des Menschen (EW1) 29
3.2 Die Herkunft der menschlichen Sprache (EW2) 31
3.3 Die Herkunft der Geschlechter (EW3) 35
3.4 Die Herkunft der Ehe (EW4) 37
3.5 Die Herkunft des Todes (EW5) 38
3.6 Die Herkunft der Religionen (EW6) 45
3.7 Das sog. »Biogenetische Grundgesetz« (EW7) 50
3.8 Die Wesensstruktur des Menschen (EW8) 52
3.9 Das Verhalten des Menschen (EW9) 55
4. Beiträge zur Astronomie 58
4.1 Die Herkunft des Universums (EW10) 58
4.2 Die Zukunft des Universums (EW11) 63
4.3 Das Zentrum des Universums (EW12) 64
5. Beiträge zur Biologie 67
5.1 Das erste Leben auf der Erde (EW13) 67
5.2 »Ein jegliches nach seiner Art« (EW14) 69
5.3 Die Ernährung der Tiere (EW15) 72
5.4 Unterschiede zwischen menschlichem
und tierischem Leben (EW16) 74
6. Beiträge zur Informatik 78
6.1 Was ist Information?
Die Sicht der Informatik (EW17) 78
6.2 Was ist Information? Die Sicht der Bibel (EW18) 82
6.3 Was ist Leben? Die Sicht der Evolutionslehre 83
6.4 Was ist Leben? Die Sicht der Information (EW19) 85
6.5 Was ist Leben? Die Sicht der Bibel (EW20) 89
6.6 Die Herkunft der biologischen Information
und des Lebens 90
7. Fortwährender Evolutionsprozess oder vollendete
Schöpfung? 95
8. Die Auswirkungen der Theistischen Evolutionslehre 98
8.1 Gefahr Nr. 1: Die Preisgabe zentraler Aussagen
der Bibel 98
8.2 Gefahr Nr 2: Die Verdrehung des Wesens Gottes 101
8.3 Gefahr Nr. 3: Der Verlust des Schlüssels,
um Gott zu finden 104
8.4 Gefahr Nr. 4: Die Menschwerdung Gottes
wird relativiert 105
8.5 Gefahr Nr. 5: Die Relativierung
des Erlösungswerkes Jesu 106
8.6 Gefahr Nr. 6: Gott wird zum Lückenbüßer
unverstandener
Phänomene 107
8.7 Gefahr Nr. 7: Der Verlust des biblischen
Zeitmaßstabes 110
8.8 Gefahr Nr. 8: Die Fehldeutung der Wirklichkeit 113
8.9 Gefahr Nr. 9: Der Verlust des Schöpfungsdenkens 115
8.10 Gefahr Nr. 10: Das Ziel wird verpasst 117
Literatur 121
Namenregister 127
Erklärung der verwendeten Abkürzungen
für die biblischen Bücher 129
Erläuterung einiger Fachausdrücke 131
7
1. Einleitung
1. Situation und Leserkreis: Die Evolutionslehre stellt heute
eine so weitverbreitete Denkrichtung dar, dass man sie zur alles
umfassenden – ja, einigenden Philosophie des 20. Jahrhunderts
erklären könnte. Auch Sachgebiete, in denen jede Evolution
wesensfremd erscheint, haben den Gedanken der Selbstorganisation
vom Einfacheren zum Höheren übernommen und
ihn willkürlich aufgepfropft. So spricht ein Großrechnerhersteller
fälschlicherweise von der »Evolution der Computer«,
obwohl die heutigen leistungsstarken Systeme das Ergebnis intensiver
Forschungsarbeit und genialen Erfindergeistes sind.
Sie wurden mit klarer Zielvorgabe geplant, konstruiert und hergestellt;
sie sind also keinesfalls evolviert. Auch die Theologie
blieb nicht unberührt von dem Evolutionsgedanken und hat ihn
sogar in die Bibelauslegung hineingetragen.
Nachfolgend wollen wir zeigen, warum evolutionistisches Gedankengut
der Bibel zutiefst fremd ist. So richtet sich dieses
Buch in erster Linie an Christen, die die theistische Evolutionsvariante
als Denkmöglichkeit ansehen. Darüber hinaus ist es so
konzipiert, dass auch dem Glauben und der Bibel noch skeptisch
Gegenüberstehende eine Entscheidungshilfe
finden.
2. Vorgehensweise: Den wissenschaftstheoretischen Voraussetzungen
ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Der Leser soll damit
in die Lage versetzt werden zu erkennen, welche Basissätze er
automatisch übernimmt, wenn er sich entweder für die Schöpfungs-
oder Evolutionslehre entscheidet. Bewusst wird im Text
das Wort »Evolutionstheorie« nicht verwendet, da es sich nach
wissenschaftstheoretischen Maßstäben nicht um eine Theorie,
sondern um eine naturphilosophische
Lehrauffassung handelt.
Ebenso reden wir nicht von »Schöpfungstheorie«, sondern
von einer Lehre, die der Bibel entlehnt ist. Die Schöpfungs8
forschung will aus der gegebenen
Wirklichkeit Modelle ableiten,
die von biblischen Basissätzen ausgehen. Näheres zu dieser
Vorgehensweise ist in dem Buch »Schöpfung (o)der Evolution
« [J4] ausgeführt.
Insgesamt sind in diesem Buch in zwanzig Einzelbeiträgen
Einwände (EW1 bis EW20) gegen die theistische Evolutionslehre
dargelegt. Neben aller berechtigten Kritik am Evolutionssystem
tritt in der neueren Literatur immer deutlicher das alternative
Schöpfungsmodell zu Tage, wie z.B. in [B4, G2, G3,
G5, G7, G8, G9, J2, J3, J4, S2]. Auch in diesem Buch wird immer
wieder auf diese tragfähige Alternative hingewiesen.
Soweit
es durchführbar war, wurden die Einwände nach folgender
Gliederung bearbeitet:
1. Aussagen der Evolutionslehre
2. Wissenschaftliche Einwände gegen diese Aussagen
(kurz: EW)
3. Biblische Einwände gegen die Evolutionsaussagen.
Als Informatiker gibt der Autor dem 6. Kapitel »Beiträge zur
Informatik« ein besonderes Gewicht, weil auch ein Nichtinformatiker
die hier erarbeiteten
Darlegungen zum Informationsbegriff
wohl leicht nachvollziehen kann. Im letzten Kapitel
werden die wissenschaftlichen und biblischen Einwände
zur
Evolutionslehre auf zehn Gefahren fokussiert, denen man sich
mit der theistischen Evolutionslehre aussetzt.
Der antibiblische
Charakter einer solchen Denkweise wird durch zahlreiche
Zitate belegt.
3. Dank: Das Manuskript wurde von Prof. Dr. Dr. Horst W.
Beck (Baiersbronn-Röt), Dr. Reinhard Junker (Baiersbronn-
Röt) und Dr. Jan Kaminski (Zorneding) kritisch durchgesehen.
Für alle mir gegebenen Hinweise und Ergänzungen bin ich sehr
dankbar.
9
2. Die Wissenschaftsfrage
2.1 Grundlagen der Wissenschaftstheorie
Die Wissenschaftstheorie befasst sich mit den Möglichkeiten
und Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis. Sie diskutiert die
Basissätze einer Theorie, erörtert die anzuwendenden Methoden
der Wissensgewinnung
und möchte ein Instrumentarium
zur Beurteilung
der Gültigkeit wissenschaftlicher
Aussagen liefern.
Einige grundlegende wissenschaftstheoretische
Aussagen
(W1 bis W11), die auch in unserem Zusammenhang
von Bedeutung
sind, sollen hier erörtert werden:
W1: Jede Theorie verlangt apriorische Voraussetzungen (Basissätze),
deren Gültigkeit nicht bewiesen werden kann. Diese
Basissätze liefert nicht die Natur mit, sie sind darum metaphysischer
(griech. metà tà physiká = nach der Physik; hier:
unabhängig von Naturbeobachtungen) Art. Sie werden durch
Konvention anerkannt. Zu diesen notwendigen
Anfangsbedingungen
äußert sich W. Stegmüller [S4, 33]: »Man muss
nicht das Wissen beseitigen, um dem Glauben Platz zu machen.
Vielmehr muss man bereits etwas glauben, um überhaupt von
Wissen und Wissenschaft reden zu können.«
W2: Die Basissätze sind willkürliche Festsetzungen, die dem
Autor plausibel erscheinen. Die Basissätze eines Theoriensystems
vergleicht der bekannte Wissenschaftstheoretiker Karl
R. Popper mit dem Beschluss der Geschworenen im Strafrechtssystem.
Der Beschluss bildet die Basis für die Anwendung
im konkreten Vorgang, wobei gemeinsam mit den Sätzen
des Strafrechts gewisse Folgerungen deduziert werden. Dabei
muss der Beschluss nicht unbedingt wahr sein; er kann durch
ein entsprechendes Verfahren aufgehoben oder revidiert werden.
Popper führt aus [P4, 75]: »Ebenso wie im Fall des Ge10
schworenengerichts eine Anwendung der Theorie ohne vorhergehende
Festsetzung undenkbar ist und die Festsetzung des
Wahrspruches bereits zur Anwendung der allgemeinen gesetzlichen
Bestimmungen gehört, so steht es auch mit den Basissätzen:
Ihre Festsetzung ist bereits Anwendung und ermöglicht
erst die weiteren Anwendungen des theoretischen Systems. So
ist die empirische Basis der objektiven Wissenschaft nichts
›Absolutes‹; die Wissenschaft baut nicht auf Felsengrund. Es
ist eher ein Sumpfland, über dem sich die kühne Konstruktion
ihrer Theorien erhebt; sie ist ein Pfeilerbau, dessen Pfeiler sich
von oben her in den Sumpf senken – aber nicht bis zu einem
natürlichen, »gegebenen
« Grund. Denn nicht deshalb hört man
auf, die Pfeiler tiefer hineinzutreiben, weil man auf eine feste
Schicht gestoßen ist: Wenn man hofft, dass sie das Gebäude
tragen werden, beschließt man, sich vorläufig mit der Festigkeit
der Pfeiler zu begnügen.«
W3: Die an den Anfang gestellten Basissätze dürfen sich nicht
untereinander widersprechen (Widerspruchsfreiheit).
W4: Der Widerspruch konkurrierender Theorien liegt – abgesehen
von Mess- und Beobachtungsfehlern – nicht an den
Fakten, sondern an den unterschiedlichen Basissätzen.
W5: Die Basissätze sind objektiv kritisierbar und auch verwerfbar.
Wie gut die Basissätze zweier konkurrierender Systeme
sind, zeigt sich an der praktischen Bewährung und den
daraus abgeleiteten Theorien.
W6: Der Erfolg einer Theorie ist dennoch keine Garantie für
ihre Richtigkeit: »Theorien sind somit niemals empirisch verifizierbar
« (K. Popper [P4, 14]). Nach Popper ist Konsistenz
kein Wahrheitskriterium, Inkonsistenz jedoch ein Falschheitskriterium.
Kein theoretischer Allsatz (z.B. »Alle Schwäne
sind weiß«) kann – auch nicht durch noch so viele Prüfungen –
11
verifiziert werden. Theorien können sich nur bewähren und besitzen
nur so lange eine vorläufige Geltung, als nicht ihre Falsifikation
anhand der Erfahrungswirklichkeit
(»das Auftreten eines
einzigen schwarzen Schwans«) und ihr Ersatz durch eine
neue, bessere Theorie geschieht.
W7: Ein empirisches Wissenschaftssystem muss die Nachprüfung
durch Erfahrung erlauben. Als Kriterium schlägt Popper
nicht die Verifizierbarkeit, sondern die Falsifizierbarkeit
vor, d.h., die logische Form des Systems muss es ermöglichen,
dieses auf dem Wege der methodischen Nachprüfung negativ
auszuzeichnen [P4, 15]: »Ein empirisch-wissenschaftliches
System muss an der Erfahrung scheitern können.« Ein einziges
Gegenbeispiel durch Experiment oder Beobachtung genügt
also, um eine Theorie in der bisherigen Form zu Fall zu
bringen. Eine gute Theorie ist demnach so angelegt, dass sie
möglichst leicht verletzbar ist. Wenn sie bei solch einer offenen
Formulierung
dem Kreuzfeuer aller Kritik stets standhalten
kann, hat sie sich bewährt. Nach »unendlichem« Bewährungsregress
wird die Theorie zum Naturgesetz. Der Energiesatz der
Physik ist ein Paradebeispiel für eine äußerst angriffsfähig formulierte
Theorie, denn ein einziges unerwartetes Versuchsergebnis
würde genügen, um den Satz zu Fall zu bringen. Da dies
nie gelungen ist, hat sich der Energiesatz in ständiger Erprobung
bewährt. Er ist damit ein besonders wirkungsvoller
Satz,
der in der gesamten Realwissenschaft und Technik von grundlegender
Bedeutung ist. Eine Theorie, die sich gegen Falsifikation
absichert – also nicht verletzbar ist –, ist wissenschaftlich
belanglos. Sie gibt dann nur eine philosophische
Auffassung
wieder. Popper definiert darum die »Wirklichkeitswissenschaften
« wie folgt [P4, 256]: »Insofern sich die Sätze einer Wissenschaft
auf die Wirklichkeit beziehen, müssen sie falsifizierbar
sein, und insofern sie nicht falsifizierbar sind, beziehen sie sich
nicht auf die Wirklichkeit.«
12
W8: Wegen prinzipieller Unterschiede ist es notwendig, zwischen
Struktur- und Realwissenschaften und historisch-interpretierenden
Wissenschaften zu unterscheiden. Dies ist in [P5,
112ff] ausführlich behandelt.
W9: Im Gegensatz zu den Sätzen der Strukturwissenschaften
(Mathematik, Informatik) sind alle Sätze der empirischen Wissenschaften
nicht beweisbar, sondern nur mehr oder weniger
stark bewährt: »Alles Wissen ist nur Vermutungswissen. Die
verschiedenen Vermutungen oder Hypothesen sind unsere intuitiven
Erfindungen. Sie werden durch Erfahrung,
durch bittere
Erfahrung, ausgemerzt, und damit wird ihre Ersetzung
durch bessere Vermutungen angeregt: Darin und allein darin
besteht die Leistung der Erfahrung für die Wissenschaft« (K.
R. Popper [P4, 452]). Weiterhin sagt Popper: »Sicheres Wissen
ist uns versagt. Unser Wissen ist ein kritisches Raten, ein Netz
von Hypothesen, ein Gewebe von Vermutungen.« [P4, 223]:
»Wir wissen nicht, sondern wir raten. Und unser Raten ist geleitet
von dem unwissenschaftlichen,
metaphysischen Glauben,
dass es Gesetzmäßigkeiten
gibt, die wir entschleiern, entdecken
können.«
W10: Um eine Theorie aufstellen zu können, muss mindestens
ein praktisch nachvollziehbares Beispiel (Experiment oder Beobachtung)
vorliegen. Die aus der aufgestellten Theorie abgeleiteten
Sätze müssen testfähig (verwerffähig durch Falsifizierung!)
sein. Eine Theorie kann sich umso besser bewähren,
je gründlicher sie nachprüfbar ist.
W11: Eine Theorie muss Voraussagen erlauben. Die Bestätigung
solcher Voraussagen ist die Vorbedingung für die Anerkennung
einer Theorie.
Im Folgenden wollen wir die wesentlichen erkenntnistheoretischen
Basissätze für Schöpfungs- und Evolutionslehre sowie
13
für die theistische Evolutionsvariante zusammenstellen.
Es wird
daran sofort einsichtig, dass die beiden Auffassungen
so stark
divergieren, dass eine Harmonisierung völlig unmöglich ist.
Das bringt uns unweigerlich in eine Entscheidungssituation.
In
den folgenden Kapiteln 3 bis 6 wollen wir den Nachweis erbringen,
dass die Beobachtungen und Fakten der Realwissenschaften
durch das Schöpfungsmodell stichhaltiger zu erklären sind.
2.2 Basissätze der Evolutionslehre
Die folgenden 12 Basissätze (E1 bis E12) findet man in evolutionstheoretischen
Arbeiten leider nur selten explizit vorangestellt,
obwohl die genannten Arbeitsergebnisse sehr grundlegend
davon abhängen. Sie sind oft nur implizit enthalten
oder
werden unterstellt, sodass der Leser nur schwer entscheiden
kann, ob die Aussagen aus den Beobachtungsdaten
folgen oder
ob die vorausgesetzten Basissätze als Ergebnisse interpretiert
werden.
E1: Das Grundprinzip Evolution wird vorausgesetzt. Der Evolutionstheoretiker
F. M. Wuketits schreibt [W5, 11]: »Wir setzen
die prinzipielle Richtigkeit der biologischen Evolutionstheorie
voraus, ja, wir setzen voraus, dass die Evolutionslehre
universelle Gültigkeit hat.«
Definition der biologischen Evolution nach Siewing [S3, 171]:
»Der Kern der Evolutionstheorie besteht in der Aussage,
dass
alle systematischen Kategorien letztlich miteinander
verwandt
und somit alle bekannten Organismen auf einen gemeinsamen
Vorfahren zurückführbar sind.«
E2: Evolution ist ein universales Prinzip: »Das Entwicklungsprinzip
gilt nicht nur für den Bereich der belebten Natur. Es ist
weit umfassender. Es ist, deutlicher gesagt, das umfassendste
denkbare Prinzip überhaupt, denn es schließt den gesamten
14
Kosmos ein … Alle Wirklichkeit, die uns umgibt, hat historischen,
sich entwickelnden Charakter. Die biologische
Evolution
ist nur ein Teil des universalen Prozesses« (Hoimar v. Ditfurth
[D3, 22]).
E3a: Ein Schöpfer (oder Synonyme wie Designer, planender
Geist, Demiurg) darf nicht ins Spiel gebracht werden. Der Biochemiker
Ernest Kahane formulierte es so (zitiert in [S2, 16]):
»Es ist absurd und absolut unsinnig zu glauben, dass eine lebendige
Zelle von selbst entsteht; aber dennoch glaube ich es,
denn ich kann es mir nicht anders vorstellen.« Aus diesem Basissatz
E3a folgt als Konsequenz der Basissatz E3b:
E3b: Diese Welt einschließlich aller Erscheinungsformen des
Lebens hat eine ausschließlich materielle Basis. Daraus folgt:
Die Herkunft des Lebens ist ausschließlich im Bereich des Materiellen
zu suchen. Eine geistige Urheberschaft für die Materie
selbst wie auch für das Leben ist darum auszuschließen.
»Diese
Auffassung befreit uns von der Schwierigkeit,
annehmen zu
müssen, dass im Laufe der Entwicklung unserer Erde erst nach
Beginn der tierischen Stammesgeschichte
sich irgendwann und
irgendwoher etwas immaterielles
Psychisches eingestellt und
gewissermaßen punktförmig
bestimmten Hirnabläufen gesetzmäßig
zugeordnet hat« (B. Rensch [R1, 235]).
E4: Die Materie wird als vorhanden vorausgesetzt. Aus dem
Energiesatz folgt in Verbindung mit der Einsteinschen Äquivalenzbeziehung
von Materie und Energie E = m · c2, dass die Gesamtheit
des Äquivalents aller Energie und Materie in unserem
Universum konstant ist. Für die Entstehung von Materie und
Energie gibt es somit keine naturwissenschaftliche
Erklärung,
darum muss die Energiemenge schon vor dem Zeitpunkt des
postulierten Urknalls als vorhanden angenommen
werden. Dieser
Satz steht im Widerspruch zu dem folgenden Basissatz E5
(außerdem Verstoß gegen W3).
15
E5: Bezüglich der naturgesetzlichen Wirksamkeit gibt es keinen
Unterschied zwischen der Entstehung der Welt und alles
Lebendigen und ihren Abläufen, Die Mechanismen der Entwicklungsprozesse
für die Entstehung allen Lebens müssen somit
unter denselben Gesetzen abgelaufen sein, wie sie heute
beobachtet werden (Aktualitätsprinzip).
E6: Die Evolution setzt naturgesetzliche Prozesse voraus, die
eine Höherorganisation vom Einfachen zum Komplexen, vom
Unbelebten zum Belebten, von niederen zu höheren Stammesformen
erlaubt. Diese Prozesse werden als »Selbstorganisation
der Materie« bezeichnet. Als Ursache dafür werden die sog.
Evolutionsfaktoren (siehe E7) genannt. Im Sinne von E6 definiert
B. Rensch die Evolution von der Kosmologie bis zum
Menschen [R1, 235]: »Die Evolution erweist sich als … kontinuierlicher
Ablauf von der Entstehung des Sonnensystems und
der Erde über die Herausbildung erster Lebensstufen, echter
Lebewesen und zunehmend höher entwickelter Tiergruppen
bis
zum Menschen hin.«
E7: Als Evolutionsfaktoren (= Triebfedern der Evolution) werden
angenommen: Mutation, Selektion, Isolation, Annidation
(Einnischung). Zufall und Notwendigkeit, lange Zeitepochen,
ökologische Veränderungen und Tod sind weitere unverzichtbare
Faktoren, die jedoch in den »eigentlichen« Evolutionsfaktoren
enthalten sind.
E7a: »Mutation und Selektion sind die Motoren der Evolution
«
(K. Lorenz). Anmerkung: Gäbe es auch nur ein einziges
Beispiel
(Experiment oder Beobachtung), wie durch Mutation und
Selektion (die Mechanismen als solche gibt es) eine neue Art
oder ein neuer Bauplan – d.h. neue kreative Information – entsteht,
so wäre E7a eine abgeleitete Theorie, nun aber wird er
zum Basissatz.
E7b: Der Tod ist ein unbedingt notwendiger Evolutionsfaktor.
Der Biologe H. Mohr betont [M2,12]: »Gäbe es keinen Tod, so
16
gäbe es kein Leben … An diesem Axiom der Evolutionstheorie
führt kein Weg vorbei.«
E8: In der Evolution gibt es weder einen Plan noch ein Ziel.
Für die Zweckmäßigkeiten im Bereich des Organischen darf
keine Ursache angegeben werden, weil dadurch ein Schöpfer
impliziert würde: »Für Zweckmäßigkeit in Bau und Leben aller
Organismen … braucht kein geheimnisvolles richtendes Prinzip
angenommen zu werden, … und es war zu ihrer Entstehung
auch kein weiser Schöpfer notwendig« (B. Rensch [R1, 66]).
Andere Zitate weisen in dieselbe Richtung: »Es gibt keine aus
der Zukunft wirkenden Ursachen und damit kein im Voraus
festliegendes Ziel der Evolution« (H. v. Ditfurth).
E9: Es gibt keinen definierten Anfangs- und Endpunkt der Zeitachse.
Es kann darum jede beliebige, als notwendig erachtete,
auch noch so lange Zeit für den Evolutionsprozess angesetzt
werden. In einem von Urknall zu Urknall schwingenden Universum
wird E9 besonders offenkundig [W2, 16]: »Manche
Kosmologen finden dieses Modell eines schwingenden Universums
aus philosophischen Gründen anziehend, vor allem
wohl, weil es das Problem der Genesis geschickt umgeht.«
Carsten Bresch erhofft sich von der noch unbegrenzt zur Verfügung
stehenden Zeit weitere evolutive Zufallstreffer [B6,
291]: »Wenn beliebig viel Zeit zur Verfügung steht, wird irgendwann
irgendwie eine Einheit die nächste Stufe durch einen
›Sechser-Wurf‹ erreichen.«
E10: Die Gegenwart ist der Schlüssel zur Vergangenheit. Daraus
folgt, dass heutige Beobachtungsdaten zeitlich beliebig
weit rückwärts extrapoliert werden können. Beispiele:
Aus der
heutigen Abtragungsrate von 0,15 mm/Jahr wird das Alter des
Grand Canyon in Arizona auf 10 Millionen Jahre errechnet.
Aus dem heutigen Messwert der Expansion des Universums in
Form der Hubble-Konstanten ergibt die Rückrechnung auf ei17
nen Urknallpunkt 18 Milliarden Jahre. Der Astronom O. Heckmann
kritisiert diesen »merkwürdigen
Sport« und bezeichnet
ihn als ein Berechnen mit »fröhlicher
Unbekümmertheit«
[H3, 90].
E11: Der Übergang vom Unbelebten zum Belebten ist fließend.
Die kontinuierliche Entwicklung von einfachen Atomen
und Molekülen bis hin zum Menschen wird als gleitender
Übergang von »Muster zu Muster« angesehen: »Der fließende
Übergang (vom Unbelebten zum Belebten) ist für eine reduktionistische
Erklärung geradezu Voraussetzung« (B.-O. Küppers
[K4, 200]).
E12: Evolution ist ein noch in weiter Zukunft anhaltender Vorgang:
»Der so zum Monon werdende Planet tritt endgültig
in
die intellektuelle Phase der Evolution, deren weiteren
Verlauf
wir nur erahnen können … Vom Chaos zu einem intellektuellen,
intergalaktischen Übermuster weist der Pfeil dieser Entwicklung,
deren winziger Teil ein jeder von uns ist« (Carsten
Bresch [B6, 265+293]).
Hinweis: Es fällt auf, dass die als grundlegend hingestellten Ergebnisse
der Evolutionslehre nicht die Schlussfolgerungen aus
Messungen und Beobachtungen darstellen, sondern das System
der Voraussetzungen beschreiben. Im Rahmen der Ursprungsmodelle
sind hier nur solche Theorien erlaubt, die in das Evolutionskonzept
passen (Evolutionäre Erkenntnistheorie!).
Sir
Arthur Keith fasste dieses Vorgehen in die folgenden
Worte:
»Die Evolution ist unbewiesen und unbeweisbar.
Wir glauben
aber daran, weil die einzige Alternative dazu der Schöpfungsakt
eines Gottes ist, und das ist undenkbar.«
Zum Bibelverständnis aus der Sicht der Evolutionslehre: Es
gibt keinen persönlichen Gott. Die Bibel ist darum von Menschen
und für Menschen geschrieben wie jede sonstige Dich18
tung der Weltliteratur. Sie bewegt sich im Gedankenkreis ihres
Herstellungsgebietes und ihrer Entstehungszeit
und kann
darum
auch keinen Anspruch auf Wahrheit
oder gar Autorität
erheben.
2.3 Basissätze der Schöpfungslehre
Die folgenden 12 Basissätze der Schöpfungslehre (S1 bis S12)
bilden die Grundlage zur Theorien- und Modellbildung in den
verschiedenen Wissenschaftszweigen, wenn von biblischen
Leitlinien ausgegangen wird. Die Sätze E1 und S1, E2 und
S2, … E12 und S12 sind jeweils thematisch zugeordnet; in der
Aussage stehen sie jedoch diametral gegeneinander. Schon an
den Basissätzen wird deutlich, dass beide Prinzipien nicht harmonisierbar
sind.
S1: Das Grundprinzip Schöpfung wird vorausgesetzt. Zum
Verständnis des ursprünglich Geschaffenen gelangen wir nur
durch eine biblische Denkweise. Die biblische Offenbarung ist
der Schlüssel zum Verständnis dieser Welt. Sie ist die grundlegende
und durch nichts zu ersetzende Informationsquelle.
Es
liegt im Wesen der Schöpfung begründet, dass wir unsere heute
gültigen Naturgesetze nicht bis in die Sechs-Tage-Zeit des Erschaffens
extrapolieren dürfen. Die Denkweise
unserer jetzigen
Erfahrung versagt, um soeben Erschaffenes
richtig zu beurteilen.
Beispiele: Alle erwachsenen Menschen durchlaufen eine
Zeit der Kindheit. Adam wurde jedoch nicht als Baby geschaffen,
sondern als fertiger ausgewachsener
Mann. Weil in seinem
Leben keine Kindheit existierte,
darf auch nicht in diese Zeitspanne
extrapoliert werden, die aufgrund unserer jetzigen Erfahrungswirklichkeit
unterstellt wird. Ebenso waren die Sterne
trotz riesiger Entfernungen
von Anfang an sichtbar. Die Bäume
wurden nicht als Sämlinge erschaffen; sie waren ohne Durchlaufen
einer Wachstumsperiode fertig. Die Vögel mussten nicht
19
erst aus ihren Eiern schlüpfen und eine entsprechende Zeit
heranwachsen.
So findet auch die immer wieder gestellte Frage
»Wer war früher da – Henne oder Ei?« vom biblischen Denken
her eine eindeutige Antwort.
S2: Schöpfung ist ein universales Prinzip, d.h. das gesamte
Universum sowie alles Leben auf der Erde entstammen einem
Schöpfungsprozess. Nach Johannes 1,1+3 ist der Schöpfungsvorgang
allumfassend vom Mikro- bis zum Makrokosmos und
reicht von der unbelebten Materie bis hin zum Menschen: »Im
Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war
das Wort. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne
dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.«
S3: Es gibt einen Schöpfer. Dieser Schöpfer ist der Gott der Bibel.
Wenn die Bibel mit der Feststellung »Am Anfang schuf
Gott Himmel und Erde« beginnt, dann entspricht das einem
Basissatz in unserem Sinne. Gott ist nicht der Lückenbüßer
unverstandener
naturwissenschaftlicher Phänomene, sondern der
Urheber aller Dinge – unabhängig davon, ob wir sie schon wissenschaftlich
verstanden haben oder nicht. Würde man nur jene
Phänomene, die (noch) nicht erklärbar sind, als Hinweis auf
den Schöpfer verwenden, so wären alle erklärbaren ein Kriterium
für die Abwesenheit Gottes. Mit zunehmendem wissenschaftlichen
Kenntnisstand würde Gott immer weiter »hinauserklärt
« (vgl. Kap. 8.6).
S4: Die Materie des gesamten Weltalls ist ohne Verwendung
vorhandenen Ausgangsmaterials erschaffen worden. In Hebräer
11,3 finden wir diesen Basissatz formuliert: »Durch Glauben
verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden
sind, sodass das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem
geworden ist« (Elberfelder Übersetzung).
20
S5: Bezüglich der naturgesetzlichen Wirksamkeit gibt es einen
grundlegenden Unterschied zwischen der Erschaffung der Welt
und alles Lebendigen und den Abläufen nach Beendigung
der
Schöpfung. Die Naturgesetze sind unsere Erfahrungsregeln
mit
der Materie, nach denen sich die Abläufe im Naturgeschehen
ständig wiederholen und nach denen die jetzige
Schöpfung in
all ihren Details funktioniert. Sie sind etwas schöpfungsmäßig
Gesetztes, und sie bilden darum die Grenzsteine eines Freiraumes,
innerhalb dessen die Abläufe garantiert und im Allgemeinen
sogar vorausberechenbar ablaufen (z.B. Fallgesetz, chemische
Reaktionsgesetze). Dieser Freiraum markiert sowohl
mögliche Vorgänge zur freien Gestaltung (Technik) als auch
unmögliche
Geschehnisse
(z.B. kein Stein springt von selbst
nach oben; keine Maschine arbeitet ohne Energiezufuhr). Auch
die materiellen
Vorgänge in den lebenden Strukturen unterliegen
sämtlich diesen definierten Rahmenbedingungen.
S6: Das Erschaffungshandeln Gottes in der Schöpfung ist mithilfe
der Naturgesetze weder erklärbar noch in diesem begrenzten
Rahmen deutbar. Der Schöpfungsvorgang selbst ist ein singuläres
Ereignis, bei dem die heute gültigen Naturgesetze
erst
ins Dasein kamen. Über die Mauer unserer Unwissenheit bezüglich
des Schöpfungshandelns können wir nur so weit blicken,
wie es uns Gott durch sein Wort gewährt. Das aber, was uns
Gott in der Schrift offenbart hat, ist darum grundlegende und
unverzichtbare Information, die auf anderem Weg nicht gewonnen
werden kann. Begründung: Am Beispiel des bekannten
Energieerhaltungssatzes, der besagt, dass in unserer Welt Energie
weder aus dem Nichts gewonnen noch vernichtet werden
kann, wird der obige Satz einleuchtend. Die Herkunft der im
Weltall installierten Energie kann mit keinem unserer bekannten
Naturgesetze beschrieben werden. Der Schöpfungsvorgang
selbst lief demnach
außerhalb der jetzt gültigen Gesetzmäßigkeiten
ab. Dem Basissatz E6 der Evolutionslehre wird durch S6
widersprochen.
Analogie: Zu dem Erschaffungshandeln in der
21
Schöpfung gibt es eine Analogie bei der Entstehung der Bibel.
Ist der Schöpfungsvorgang nicht durch die Naturgesetze
erklärbar,
so sind unsere wissenschaftlichen Methoden ebenso unzureichend,
um die Herkunft des Wortes Gottes historisch, textkritisch
oder archäologisch zu ergründen. Das uns nicht zugängliche
Handeln Gottes bei der Entstehung der Bibel (Jes 55,8-9)
können wir darum auch nur so weit verstehen,
wie uns Gott
selbst in seinem Wort Einblick dazu gewährt.
S7: Die Bibel nennt folgende Schöpfungsfaktoren (= Ursachen
der Schöpfung):
– durch das Wort Gottes: Ps 33,6; Joh 1,1-4; Hebr 11,3
– durch die Kraft Gottes: Jer 10,12
– durch die Weisheit Gottes: Ps 104,24; Spr 3,19; Kol 2,3
– nach dem Willen Gottes: 1Mo 1,26; Offb 4,11
– durch den Sohn Gottes: Joh 1,1-4; Joh 1,10; Kol 1,15-17;
Hebr 1,2b
– nach den Wesensmerkmalen Jesu: Mt 11,29; Joh 10,11;
Joh 14,27
– ohne Ausgangsmaterial: Hebr 11,3
– ohne Zeitverbrauch: Ps 33,6.
Diese Faktoren wurden innerhalb der sechs Schöpfungstage
wirksam. Sie unterliegen nicht dem naturgesetzlichen Geschehen
und sind darum nur durch den Glauben fassbar (Hebr
11,3).
S8: Zwecke verlangen einen Zielgeber. Die Konzepte in der
Schöpfung sind ein wichtiger Hinweis auf den Schöpfer (Röm
1,19-20). Sie geben Zeugnis von der Weisheit (Genialität, Intelligenz,
Ideenreichtum; Kol 2,3) und Allmacht (Ps 19,2) des
Schöpfers; sie erschließen uns aber nicht seine weiteren, für
den Glauben notwendigen Wesensmerkmale (wie Liebe, Barmherzigkeit,
Güte) und Funktionen (wie Retter, Heiland,
Tröster).
Zitat im Sinne von S8: »Man stelle sich vor, die Raumfahrer
hätten auf dem Mond ein goldenes Kalb gefunden oder Tief22
seeforscher wären auf vorher unzugänglichem
Meeresgrund auf
eine Venusstatue gestoßen. Selbst wenn sie die Inschrift trügen:
sculpsit evolutio (die Evolution hat’s gebildet), hielte ich es
für wahrscheinlicher, dass hier intelligente Wesen am Werk gewesen
wären, als anzunehmen,
Zufall und Notwendigkeit hätten
das hervorgebracht
« (L. Oeing-Hanhoff [O1, 63]).
Anmerkung: Der Verdeutlichung der genialen Konzeptionen
in
der Schöpfung (insbesondere bei den Lebewesen) kommt daher
eine besondere Bedeutung zu. Diese biblisch bezeugte Schlussfolgerung
von der Schöpfung auf den Schöpfer mit dem Ergebnis
»Sie wussten, dass ein Gott ist« (Röm 1,21a) besagt,
dass Gott sich auch außerhalb der Bibel bezeugt hat. Um zum
Glauben zu kommen, bedarf es noch der Offenbarung durch
den Heiligen Geist, dass Jesus als der persönliche Retter in
freier Entscheidung angenommen werden muss. Dies geschieht
durch die Verkündigung
in Wort und Schrift (Röm 10,17;
Offb 1,3) und durch das persönliche
Zeugnis von Gläubigen
(Apg 1,8).
S9: Es gibt einen definierten Anfangs- und Endpunkt der Zeitachse.
Der Anfang ist durch 1. Mose 1,1 markiert. Zeit und
Materie traten mit der Schöpfung in Existenz, und sie werden
ebenso einen definierten Endpunkt haben (Offb 10,6 b). Das
Alter der Schöpfung ist in seiner Größenordnung an die Existenz
der Menschheitsgeschlechter gebunden (biblische Stammbäume),
keineswegs aber im Bereich von Jahrmillionen oder
-milliarden.
S10: Die Vergangenheit ist der Schlüssel zur Gegenwart. Dieser
Satz ist die Umkehrung zu dem Basissatz E10 der Evolutionslehre.
Die Gegenwart bleibt ohne die drei biblisch bezeugten
Ereignisse der Vergangenheit (Schöpfung, Sündenfall
und Sintflut) unerklärbar. Aus den beiden letztgenannten Ereignissen
folgen insbesondere drei abgeleitete Unterbasissätze:
23
S10a: Der Tod ist eine Folge der Sünde der ersten Menschen
(1Mo 2,17; 1Mo 3,17-19; Röm 5,12; Röm 5,14; Röm 6,23;
1Kor 15,21).
S10b: Von den Auswirkungen des Sündenfalles des Menschen
ist auch das gesamte Lebendige mitbetroffen (Röm 8,20+22).
Die destruktiven Strukturen in der Biologie (z.B. Bakterien
als Krankheitserreger, Parasitismus, Tötungsmechanismen bei
Schlangen, Spinnen und Raubtieren, fleischfressende Pflanzen,
Mühsal durch »Dornen und Disteln«) sind nicht losgelöst vom
Sündenfall zu erklären. Ebenso hat die überall zu beobachtende
Vergänglichkeit hierin ihre Ursache.
S10c: Die heutige Geologie der Erde kann nicht ohne die Sintflut
gedeutet werden.
S11: Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen Unbelebtem
und Belebtem. Materie und Energie sind zwar notwendige
Grundgrößen alles Lebendigen, aber sie heben lebende und
unbelebte Systeme noch nicht grundsätzlich voneinander ab.
Zum zentralen Kennzeichen aller Lebewesen gehört aber die in
ihnen enthaltene Information für alle Betriebsabläufe (Realisierung
aller Lebensfunktionen, genetische Information
zur Vermehrung).
Information gehört wesensmäßig zu allem Leben.
Im einfachsten Grenzfall bestehen die Lebewesen
(Viroide)
ausschließlich aus dem Informationsträger. Andererseits stellen
selbst komplexe organische Verbindungen
(z.B. Proteine) noch
kein Leben dar, da sie keine auf einem Code beruhende Information
enthalten. Der Unterschied zwischen Leben und Nichtleben
ist somit eindeutig zu markieren.
Der von Pasteur aufgestellte
Satz: »Leben kann nur aus Leben kommen« (omne
vivum ex vivo) lässt sich darum auch wie folgt ausdrücken: »Information
kann immer nur von einer Informationsquelle stammen.
«
S12: Die Erschaffung der Lebewesen (Grundtypen) ist abgeschlossen.
Die Erschaffung der Grundtypen aller Lebewesen
24
(»ein jegliches nach seiner Art«), wie sie in 1. Mose 1 bezeugt
wird, ist mit dieser Schöpfungswoche abgeschlossen. Alle später
aufgetretenen Veränderungen (z.B. Rassen) sind nur Varianten
des bereits ursprünglich Geschaffenen.
Zur Arbeitsmethode in der Schöpfungsforschung: (Hinweis:
Mit Schöpfungsforschung ist die Erforschung des fertig Geschaffenen
gemeint; das Erschaffungshandeln Gottes hingegen
entzieht sich unserer Forschertätigkeit. Vgl. Basissatz S6)
1. Das gesamte wissenschaftlich zugängliche Faktenmaterial
wird verwendet. Soweit es sich um Messungen und Beobachtungen
handelt, werden sie mit dem gängigen wissenschaftlichen
Instrumentarium bearbeitet.
2. Biblische Aussagen sind nicht das Ergebnis der Schöpfungsforschung,
sondern vielmehr ihr Ausgangspunkt. Die Ergebnisse
der Schöpfungsforschung wollen nicht die Bibel beweisen,
sondern zeigen, dass mit den aus der Bibel entnommenen
Basissätzen die Fakten dieser Welt besser gedeutet werden
können als mit dem evolutiven Ansatz.
3. Es werden solche Theorien kritisch beurteilt, die eine Evolution
voraussetzen. Bei der Sichtung des wissenschaftlichen Ergebnismaterials
(= Fakten + Deutung) ist deutlich zu unterscheiden
zwischen dem rein Faktischen des belegbaren Datenmaterials
und jenem Aussagenanteil, der aus den Basissätzen
der Evolutionslehre stammt. Auch die im Rahmen der Schöpfungsforschung
gewonnenen Theorien sind kritisch zu hinterfragen
und ggf. zu verbessern. Nicht hinterfragt werden die direkten
Aussagen der Bibel.
4. Unser Bibelverständnis: Die von Gott geführten Menschen
schrieben unter Anleitung des Heiligen Geistes (2Petr 1,20-21;
2Tim 3,16). Gott überwachte das Niederschreiben
der Urtexte
25
bis in die Wahl der korrekten sprachlichen
Ausdrucksweisen,
ohne ihre Persönlichkeit auszuschalten.
Dadurch trägt die Bibel
das Siegel der Wahrheit und ist in all ihren Aussagen verbindlich
– unabhängig davon, ob es sich um Glaubens- und
Heilsfragen, um Lebensfragen oder um Aspekte handelt, die
eine naturwissenschaftliche Relevanz haben [G6, 44-45]. Die
Bibel ist – abgesehen von persönlichen Lebensführungen – die
einzige von Gott autorisierte
Offenbarung. Alle anderen Quellen
der Offenbarung (z.B. Esoterik, religiöse Grübler und Religionsstifter)
sind Gott ein Gräuel (5Mo 4,2; Spr 30,6; 1Kor 4,6;
Offb 22,18-19). Weitere Aspekte zur Lesart der Bibel siehe Kapitel
8.1.
2.4 Basissätze der Theistischen Evolution
Außer E3, E4 und E8 werden die anderen genannten Basissätze
der Evolutionslehre von der »Theistischen Evolution«
weitgehend
übernommen. Im Unterschied zur Evolutionslehre
kommen noch drei Basissätze hinzu. Dadurch wird die Kluft
zwischen Evolutions- und Schöpfungslehre, die von einem
bibeltreuen Schriftverständnis ausgeht, unüberbrückbar.
T1: Gott schuf durch Evolution.
T2: Die Bibel liefert keine brauchbaren oder gar verbindlichen
Denkansätze, die für die heutige wissenschaftliche Arbeit verwendbar
wären.
T3: Evolutionistische Aussagen haben Vorrang vor biblischen
Aussagen. Die Bibel ist insbesondere dann umzuinterpretieren,
wenn sie dem heutigen evolutiven Weltbild widerspricht.
In
diesem Sinne geht J. Illies vor [I5]: »Mit dem Korrekturfaktor
1:365 000 käme man übrigens auf zwei Milliarden
Jahre, was
der Wahrheit schon sehr viel näherliegt.«
26
Zum Bibelverständnis aus der Sicht der theistischen Evolutionslehre:
Die Existenz Gottes wird vorausgesetzt. Er ist aber
keineswegs der gestaltende und inspirierende Autor der Schriften.
Die Bibel ist vielmehr ein in Geschichtszusammenhängen
beeinflusstes Wort, bei dem die Verfasser in den Vorstellungen
des damaligen Weltbildes ihre Gedanken niedergelegt
haben.
Mit einem solchen der Bibel unterstellten Weltbild arbeitet
A. Läpple, wenn er ihre Entstehung als menschliches Wollen
ansieht [L1, 42]:
»Die Erde dachte man sich als runde, flache Scheibe. Sie
nimmt den Mittelpunkt der Schöpfung ein und wird von
den unteren Wassern umflossen, der Urflut oder dem Urozean
… Über die Erdscheibe spannt sich als Überdachung
das Firmament, an dem Sonne, Mond und Sterne gleich
Lampen angebracht sind.«
Die Bibel wird im Rahmen der theistischen Evolutionslehre als
eine Sammlung von Schriften angesehen, die unter anderem
nur teilweise Gottes Wort enthält. Aus diesem Grunde spricht
man auch von verschiedenen Schöpfungsmythen
mit unterschiedlicher
Tradition. Diese Schale des kulturell
und historisch
Bedingten gilt es abzulegen, um dann den Inhalt zu entfalten.
Die Bibel vermittelt darum keine autoritative
und bindende
Wahrheit, sondern ist für jede Zeit und in jeder Situation
neu zu interpretieren und zu korrigieren.
2.5 Einige Konsequenzen
1. Aus der Erkenntnistheorie: Es gibt keine absolute Erkenntnis
durch den Menschen. Der Gedanke einer autonom menschlichen
Vernunft hat sich auch aus der Sicht moderner Wissenschaftstheorie
als unhaltbar erwiesen. Alle menschliche Wissenschaft
unterliegt darum einer Vorläufigkeit,
die auch Popper
27
deutlich als solche markiert hat [P4, 225]: »Das alte Wissenschaftsideal,
das absolut gesicherte Wissen, hat sich als Idol
erwiesen. Die Forderung der wissenschaftlichen
Objektivität
führt dazu, dass jeder wissenschaftliche
Satz vorläufig ist.
Nicht der Besitz von Wissen, von unumstößlichen Wahrheiten,
macht den Wissenschaftler, sondern das rücksichtslos kritische,
unablässige Suchen nach der Wahrheit.«
Der bibelgläubige Christ darf wissen, dass es heute keine wissenschaftstheoretischen
Einwände gibt, die es verbieten würden,
die Fakten der Welt mithilfe der Bibel zu deuten (Schöpfungslehre).
Seine Basissätze entspringen der göttlichen
Offenbarung,
einer Quelle also, die über die menschliche
Vernunft
hinausgeht und ihn auf Felsengrund stellt. Der Wissenschaftler,
der sich für die Evolutionslehre vorentschieden hat (siehe
Basissatz E1 der Evolutionslehre), kann seine Modelle nur als
Hypothesen vertreten, die – in Anlehnung
an Popper – auf dem
schwankenden Boden einer Sumpflandschaft stehen.
2. Aus der Schöpfungsforschung: Eine sichere Beantwortung
von Herkunftsfragen ist ohne vorgegebene Offenbarung
nicht möglich (siehe Basissatz S6). Dem Physik-Nobelpreisträger
W. Pauli ist zuzustimmen, wenn er die Grenzen aller naturwissenschaftlichen
Methoden dort markiert, wo Herkunftsfragen
ins Spiel kommen. Biblische Aussagen haben also eine
größere Reichweite als wissenschaftliche. Diesen Aspekt hat
der Verfasser in [G2, 21-24] ausführlich behandelt.
Auch wenn wir in der Schöpfungslehre in überzeugender und
stichhaltiger Weise die Welt deuten, werden unser Modell nicht
alle Menschen aufgreifen, weil es den lebendigen Gott impliziert
und die Wahrheit der ganzen Bibel voraussetzt. In einer völlig
säkularisierten Wissenschaft und weithin liberalisierten Theologie
darf uns das nicht verwundern. Popper vertritt
die plausible
Ansicht, dass sich jene Theorie im Wettbewerb
am besten be28
haupten wird, die am strengsten überprüft werden kann und den
bisherigen strengen Prüfungen auch standgehalten hat. Wendet
man dieses Verhalten auf die Akzeptanz der Schöpfungslehre
an, so dürfte mit ihrer schnellen Verbreitung gerechnet werden.
3. Aus der Theistischen Evolution: Bei den Verfassern der
theistischen Evolutionsliteratur spielen biblische Begründungen
nur eine untergeordnete Rolle. Wird die Bibel zitiert, so
geht es meist darum, in aufwendigen Argumentationen einen
anderen Sinn – nämlich den evolutionistischen Ansatz – herauszulesen.
Viele Zeitgenossen haben sich durch solche Publikationen
leider zu einem falschen Schriftverständnis verleiten
lassen.
29
3. Beiträge zur Anthropologie
3.1 Die Herkunft des Menschen (EW1)
Evolution: In seinem Buch »Die Abstammung des Menschen
«
resümierte Charles Darwin: »Das bedeutungsvollste Resultat
dieses Buches, dass der Mensch von einer niedrig organisierten
Form abstammt, wird für viele ein großes Ärgernis sein.
Ich bedaure das. Aber es kann schwerlich ein Zweifel darüber
bestehen, dass wir von Barbaren abstammen.
« Nach heutiger
Evolutionslehre reicht der Stammbaum des Menschen
nicht
nur weit ins Tierreich, sondern
bis zu einfachen anorganischen
Molekülen zurück: Ursuppe → Urschleim → Urzelle; aus Einzellern
wurden dann Mehrzeller: → Würmer → Fische → Lurche
→ Reptilien → Säugetiere → Halbaffen → Affen → Menschenaffen
→ Urmenschen → Menschen. Der Nobelpreisträger
Jacques Monod sieht unsere Existenz konsequenterweise
als Ergebnis eines Lotteriespieles an [M2, 129]: »Das Universum
trug weder das Leben, noch trug die Biosphäre den Menschen
in sich. Unsere ›Losnummer‹ kam beim Glücksspiel heraus.
Ist es da verwunderlich, dass wir unser Dasein als sonderbar
empfinden?
« Auch Rupert Riedl hebt die Planlosigkeit für
die menschliche Existenz hervor [R2, 221]: »Der Mensch war
also nicht geplant. Tatsächlich treffen sich die Kausalketten der
Voraussetzungen der Menschwerdung zufällig. Aber die Konsequenzen
ihrer Begegnung sind ausschließlich Notwendigkeiten
… Das alte Spiel zwischen notwendigem Zufall und zufälliger
Notwendigkeit wird aber nun ganz nach innen verlegt;
und jetzt entstehen im Innern des Zentralnervensystems die erforderlichen
Urteile im Voraus, die Vorurteile der Vorstellung.
Die Zufälle der Menschwerdung liegen also in der Unvorhersehbarkeit
der Begegnung ihrer Ursachen. Als aus den früheren
Reptilien die ersten hässlichen Säuger entstanden,
hätte ihnen
niemand ihre Chancen prophezeien können …; als die ersten
30
Fische ans Land stiegen, war noch nicht einmal ausgemacht, ob
nicht das Tintenfischhirn das aussichtsreichere wäre.«
Wissenschaftliche Einwände: Die Paläontologie bemüht sich
insbesondere um die Einordnung von Fossilfunden in ein evolutives
System. Kennzeichnend ist das regelmäßige Fehlen von
Zwischenformen (ausführlicher in [S1]). Zurzeit gibt es nur
eine Fülle konkurrierender Hypothesen, sodass von keiner einheitlichen
Vorstellung gesprochen werden kann [H2]. Einen
phylogenetisch begründbaren Stammbaum des Menschen wird
es aus informationstheoretischen Gründen [G9] auch deswegen
niemals geben, weil es im Evolutionssystem
keine Informationsquelle
für neue Information
gibt. Veränderte Umweltbedingungen
(z.B. anderes Klima, veränderte Biotope) scheiden
als Informationsquelle für neue Baupläne aus.
Bibel: Aus dem biblischen Bericht können folgende Schritte
der Erschaffung des Menschen abgelesen werden:
1. Plan: Es ist so trivial, dass die Erwähnung überflüssig erscheint,
aber am Anfang eines jeden Werkes steht der erklärte
Wille (Absicht, Konzept, Plan) zu seiner Herstellung.
In 1. Mose
1,26 kommt diese Absichtserklärung selbst bei Gott deutlich
zum Ausdruck: »Lasset uns Menschen machen!« Der ausdrücklich
dahinterstehende Wille Gottes ist auch in Offenbarung 4,11
belegt: »Durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen.
« Diese Zeugnisse lassen keinen Raum für eine zufällige
Menschwerdung durch Evolution in Jahrmillionen.
2. Ausführung: Die besten Konzepte nützen nichts, wenn sie
nicht in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Was aber Gott sich
vornimmt, führt er aus: »Und Gott schuf den Menschen ihm
zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen
Mann und eine Frau« (1Mo 1,27). Dieser Vers beschreibt
in Kürze den »Herstellungsvorgang«, der in 1. Mose 2,7 noch
31
etwas detaillierter dargestellt wird (vgl. Bild 21 in [G5, 169]),
und gibt außerdem einen Einblick in das Konstruktionskonzept:
Der Mensch war auf Gottes Wesen – zu seinem Bilde hin
– angelegt. Wir sind sein Werk; wir sind gewollt!
3. Ergebnis: Durch das Zusammenfügen des »Leibes von der
Erde« und des »Geistes von Gott« entsteht etwas völlig Neuartiges
in der Schöpfung: »Und also ward der Mensch eine
lebendige
Seele« (1Mo 2,7).
Die Bibel zeigt uns also den Menschen als ein von Gott direkt
geschaffenes Wesen. Es ist auffällig, dass die beschriebenen
drei Schöpfungsphasen uns an eine ingenieurmäßige Vorgehensweise
erinnern, wie sie uns von der Herstellung industrieller
Güter geläufig ist. Diese allgemeinen Prinzipien kennen
wir von der Erstellung einer simplen Büroklammer ebenso wie
von den hochgradig komplexen Vektorrechnern modernster
Computerarchitektur. Eine planerische, geistige Idee geht all
diesen Artefakten voraus. Es ist unrealistisch und aller Erfahrung
widersprechend, wenn gerade bei den Werken der Schöpfung
eine Konzeption ignoriert wird. Alle Evolutionskonzepte
bleiben hoffnungslos im Materiellen stecken und gehen darum
schon methodisch mit unzureichenden
Mitteln an die Erklärung
der Herkunft des Menschen heran. Wie will eine Leitidee,
die agnostisch argumentiert, den göttlich gegebenen Geist angemessen
erfassen können? Sie befindet sich aufgrund falscher
Voraussetzungen (s. Basissatz
E 3) schon a priori auf dem Irrweg.
3.2 Die Herkunft der menschlichen Sprache (EW2)
Evolution: Auch wenn mancherlei Hypothesen aufgrund tieferer
Erkenntnis des Sprachphänomens wieder verworfen werden
mussten, hält man im Evolutionsmodell an der Entstehung
32
der menschlichen Sprache als evolutionärem Vorgang
fest.
Bernhard Rensch sieht die Herausbildung von Sprachen als
entscheidend für die Entstehung der einzigartigen
Sonderstellung
des Menschen an. Er gibt zu [R1, 141-142]: »Auf welcher
stammesgeschichtlichen Stufe die Sprache entstand, wissen wir
nicht«, dennoch geht er davon aus, dass »sich durch Zellvermehrung
eine Region an den Seiten des Stirnhirns herausbildete,
die sich auf einer Seite zu einem motorischen Sprachzentrum
entwickelte«. Auch die Vielzahl der heute gesprochenen
Sprachen wird evolutionär erklärt, wie z.B. bei Illies [I2, 53]:
»Die Fülle der Tausende von Sprachen und Dialekten zwingt
uns zu der Einsicht, dass hier … eine Aufsplitterung aus gemeinsamen
Wurzeln vor sich ging, also eine Evolution, die notwendig
einen Nullpunkt,
einen Anfang, gehabt haben muss.«
Wissenschaftliche Einwände:
1. Die morphologischen Voraussetzungen für die Sprache bestehen
nicht nur in der Existenz eines einzigen Organs, sondern
sind an das gleichzeitige Vorhandensein eines Stimmerzeugungsapparates,
eines geeigneten Rachenraumes
(in Zusammenarbeit
mit der Zunge) sowie eines hochgradig komplexen
Steuerungssystems (Gehirn) gekoppelt.
Wie kommt es zur
parallelen Entstehung so unterschiedlicher
und präzise aufeinander
abgestimmter Komponenten,
wenn – wie Konrad Lorenz
behauptet – Mutation und Selektion die »Motoren der Evolution
« sein sollen? Es ist unzumutbar zu glauben, dass eine so
geniale Konzeption ohne Zielvorgabe entstehen kann.
2. Ein Kind wird sprachlos geboren und ist in der Lage, die jeweilige
Sprache der Eltern zu erlernen. Dabei ist der Sprachvorrat
etwas bereits Vorhandenes und muss in dem dafür konzipierten
Gehirn »installiert« werden. Der evolutiv angenommene
Frühmensch aber hatte keine Quelle für die Sprache. Er
wäre einem Computer ohne Software vergleichbar
und somit
nicht sprachfähig.
33
3. Der Münsteraner Sprachforscher H. Gipper wendet sich gegen
eine evolutive Sprachentstehung [G1, 73]:
»Alle Annahmen, aus Tierlauten seien allmählich Sprachlaute
geworden (sog. Wauwau-Theorien), oder eine primäre
Gebärdensprache sei schrittweise durch Lautsprache
abgelöst worden, sind nicht aufrechtzuerhalten und führen
nicht zum Ziel. Solche kurzschlüssigen Hypothesen
verkennen
die Besonderheit der menschlichen Sprache gegenüber
den Kommunikationssystemen der Tiere. Hier ist mit Nachdruck
hervorzuheben, dass sich das Wesen menschlicher
Sprache keineswegs in der Kommunikation
erschöpft.
Kommunikation gibt es überall im Tierreich. Menschliche
Sprache aber ist darüber hinaus Erkenntnismittel, d.h. geistiger
Zugang zur sinnlich erfassbaren Welt. Die eigentümliche
Leistung der Sprache besteht darin, dass es mit ihrer
Hilfe gelingt, bestimmten Sinn und bestimmte Bedeutung
fest an artikulierte Lautungen
zu binden und damit gedanklich
verfügbar zu machen.«
4. Die Sprache ist kein Selektionsvorteil. Hierzu führt Gipper
an [G1, 73]:
»Beate Marquardt nimmt in ihrer Dissertation über die
Sprache des Menschen und ihre biologischen Voraussetzungen
an, dass Sprache zum reinen Überleben im Kampf
ums Dasein gar nicht erforderlich gewesen sei. Sprache
ist in ihrer Sicht ein ausgesprochenes Luxusphänomen …
Auch W. v. Humboldt war im Übrigen schon der Ansicht,
dass der Mensch zu gegenseitiger Hilfeleistung der Sprache
nicht bedurft hätte, und verwies in diesem Zusammenhang
auf die Elefanten, die ohne Sprache höchst gesellige Tiere
geworden sind.«
34
5. Die lang angelegten amerikanischen Versuchsreihen mit
Menschenaffen (z.B. Forscherehepaar Gardner mit Schimpansin
Washoe; Premack mit Schimpansin Sarah) sollten die
evolutive Sprachentwicklung belegen. Sie haben der Wissenschaft
einen ähnlich guten Dienst erwiesen wie die Perpetuum-
Mobilisten der Vergangenheit. Die Unmöglichkeit, eine Maschine
zu bauen, die ohne Energiezufuhr läuft, hat den Energiesatz
immer mehr erhärtet. So haben die Affenversuche
bestätigt: Nirgends im Tierreich gibt es echte Sprache; nie sind
die Wesensmerkmale der menschlichen Sprache auch bei noch
so fleißigem Training erreicht worden. Eine Begriffsbildung
war nur in Ansätzen dort möglich, wo elementare Lebensinteressen
der Tiere berührt wurden.
6. Sprache ist ein immaterielles Phänomen, darum scheitern an
diesem Punkt alle evolutiven Herkunftshypothesen. Weiteres
hat der Verfasser in dem Kapitel »Sprache« in [G7, 115-135)
dargestellt.
Bibel: Gipper kommt als Sprachforscher zu einer wichtigen
Feststellung [G1, 65]: »Wer die Frage nach dem Sprachursprung
stellt, hat den Boden der Bibel … bereits verlassen.«
In der Tat richten sich die Sprachursprungstheorien, deren Anzahl
seit dem Zeitalter der Aufklärung noch ständig steigt, gegen
die Aussage der Bibel. Nur Johann Peter Süßmilch
(1707-
1767) stellte fest: »Könnte der Mensch für den Erfinder angenommen
werden, so müsste er sich schon vor der Erfindung
der Sprache in dem Gebrauch einer Sprache befunden haben,
der Mensch müsste ohne Sprache klug und vernünftig gewesen
sein, welches doch als unmöglich erwiesen ist. Daher bleibt
uns nichts als der göttliche Verstand übrig.« Die Bibel bezeugt
uns, dass Gott mit Adam redete, und dieser versteht, was ihm
gesagt wird. Damit ist festgestellt: Bereits der erste Mensch,
Adam, war von Gott mit der voll ausgebildeten Gabe der Sprache
ausgerüstet. Er war dialogfähig im Umgang mit einer arti35
kulierbaren Sprache (1Mo 2,23; 1Mo 3,2 + 10 + 12 + 13) und
hatte sogar die Fähigkeit der Wortschöpfung: 1. Mose 2,20:
»Und der Mensch gab einem jeglichen Vieh und Vogel unter
dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen«. Wegen
der Hochmutshaltung der Menschen beim Turmbau zu Babel
verhängte Gott das Gericht der Sprachenverwirrung.
Beim Versuch,
die heutige Vielfalt der Sprachen zu erklären, muss dieses
Ereignis berücksichtigt werden. Sprachverzweigungen nach
dem Gericht von Babel mögen teilweise durchaus nachvollziehbar
sein. Auffällig ist, dass es keine Komplexitätszunahme
gibt. Für das Umgekehrte gibt es unzählige Beispiele (z.B.
lat. insula → engl. isle; franz. ile). Die obige, von Illies angenommene
evolutive Sprachentstehung
aus einfacheren Wurzeln
wird durch die Wirklichkeit widerlegt. Die alten Sprachen
(Griechisch, Lateinisch) haben im Vergleich zu den modernen
(z.B. Englisch) eine viel differenziertere
Grammatik.
3.3 Die Herkunft der Geschlechter (EW3)
Evolution: Die Geschlechtlichkeit wird von B. Rensch als
ein wesentlicher Faktor der Evolution angesehen, der mit dafür
entscheidend ist, dass es uns Menschen überhaupt gibt
[R1, 64]: »Ohne geschlechtliche Differenzierung wäre die
Stammesgeschichte
sicherlich viel langsamer verlaufen und
hätte wahrscheinlich
gar nicht zu der heutigen Höhe und damit
auch nicht zur Menschwerdung geführt.« R. W. Kaplan sieht
für die Evolution
in der von ihr selbst hervorgebrachten Sexualität
die gleiche Bedeutung [K1, 231]: »Die ›Erfindung‹ der
geschlechtlichen
Vermehrung ist sicherlich die eine entscheidende
Ursache für den Aufstieg der höheren Pflanzen und Tiere
zu viel komplizierteren Niveaus der Organisation.«
Wissenschaftliche Einwände: Durch den Befruchtungsvorgang
kommen immer wieder neue Genkombinationen zu36
stande, sodass nach evolutionstheoretischer Auffassung
viele
Varianten entstehen, von denen nur die am besten in ihre Umwelt
passenden im Selektionsprozess überleben. Dieser Prozess
scheidet aber für einen Aufwärtstrend in der Stammesentwicklung
aus, denn bei der Durchmischung des Erbgutes durch die
sexuelle Fortpflanzung (Rekombination) entsteht keine prinzipiell
neue Information. Alle Pflanzen- und Tierzüchter haben
durch ihre unzähligen Rekombinationsversuche
den Beweis
geliefert, dass hochgezüchtete Kühe dennoch Kühe geblieben
sind und aus Weizen niemals Sonnenblumen wurden.
Die sexuelle Fortpflanzung ist nur möglich, wenn beide Geschlechter
gleichzeitig über voll funktionsfähige Organe verfügen.
In einem Evolutionsprozess gibt es definitionsgemäß
(s. Basissatz E8) keine lenkenden, auf Zweckmäßigkeit
ausgerichteten,
zielorientiert planenden Strategien. Wie aber können
dann so unterschiedliche und komplexe Organe, die zueinander
bis in die letzten morphologischen und physiologischen
Details aufeinander abgestimmt sind, plötzlich in der Evolution
auftreten? Dabei ist noch zu bedenken – wie Kaplan es
selbst erkennt – dass »die Vielfalt der realisierten Möglichkeiten
enorm und die Raffiniertheit der Tricks zum Zusammenführen
der Geschlechter oft unglaublich einfallsreich
und überraschend
ist; ihr Studium gehört zu den interessantesten
Gebieten
der Biologie.« So stellt sich die Frage, warum Rensch
dennoch glaubt [R1, 66]: »… es war zu ihrer Entstehung auch
kein weiser Schöpfer notwendig.«
Bibel: Der Schöpfungsbericht belegt mehrfach, dass Gott die
Möglichkeit zur Vermehrung von vornherein angelegt hat. Die
Bäume »trugen ihren eigenen Samen bei sich selbst« (1Mo
1,12), und den Tieren befahl Gott »mehret euch« (1Mo 1,22).
Jede Art war in spezifischer Weise zur Reproduktion
ausgestattet
und befähigt. Auch der Mensch verdankt
seine Herkunft
nicht der angenommenen stammesgeschichtlichen
»Er37
findung« der Sexualität. Es war des Schöpfers
Idee, den Menschen
– unabhängig vom Tierreich – in zweierlei Geschlechtern
zu schaffen: »Gott schuf den Menschen … und schuf sie einen
Mann und eine Frau« (1Mo 1,27). Auch der Mensch erhielt
den Auftrag: »Seid fruchtbar und mehret euch!« (1Mo 1,28).
3.4 Die Herkunft der Ehe (EW4)
Evolution: Nach dieser Lehre ist die Ehe weder eine gottgewollte
noch eine von Anfang an bestehende Einrichtung,
sondern eine gesellschaftliche Errungenschaft im Rahmen
der kulturellen Evolution. So vertritt Robert Havemann [H2,
121] eine Evolution der Ehe: »In der Urgesellschaft waren alle
– Männer und Frauen – gleichgestellte Mitglieder der Gesellschaft.
In der Urgesellschaft gab es auch keine Ehe. Es gab dort
das, was man Gruppenehe nennt. Innerhalb der Gruppe existierten
ursprünglich überhaupt keine Vorschriften
darüber, wer
mit wem geschlechtliche Beziehungen haben darf.« Ebenso unterstellt
man eine Entwicklung vom Matriarchat (lat. mater =
Mutter; Herrschaft der Frau) in der ursprünglichen Gesellschaft
zum Patriarchat (lat. pater = Vater; Herrschaft des Mannes).
Bibel: Die Ehe ist ein Geschenk Gottes an den Menschen. Als
Gott Adam die speziell für ihn erschaffene Frau bringt, ruft er
voller Freude aus: »Das ist doch Bein von meinem Bein und
Fleisch von meinem Fleisch« (1Mo 2,23). Diese Freude über
ein echtes Gegenüber ist der ausdrückliche
Wille des Schöpfers:
»Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm
eine Gehilfin machen, die um ihn sei« (1Mo 2,18). Die Ehe
ist schon schöpfungsmäßig von Gott vorgesehen; sie ist damit
keine von Menschen erdachte Institution.
Sie ist – wie auch
Jesus in Matthäus 19,4-6 den Ursprung und das Wesen der Ehe
definiert – seit dem ersten Menschenpaar eingesetzt: »Habt ihr
nicht gelesen, dass, der im Anfang den Menschen geschaffen
38
hat, schuf sie als Mann und Frau und sprach (1Mo 2,24): ›Darum
wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und an seiner
Frau hangen, und werden die zwei ein Fleisch sein‹? So sind
sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott
zusammengefügt
hat, das soll der Mensch nicht scheiden.« Mit
dem Gebot »Du sollst nicht ehebrechen!« (2Mo 20,14) schützt
Gott die Ehe und erlaubt geschlechtliche Beziehungen nur
innerhalb dieser engen Gemeinschaft (Pred 9,9). Geschlechtsverkehr
(Ein-
Fleisch-Werden) vor oder außerhalb der Ehe ist
sündhaft und wird als Hurerei sowie Unzucht gebrandmarkt.
Die evolutionistisch unterstellte Entwicklung vom Matri- zum
Patriarchat ist biblisch falsch. Die Frau war von Anfang an als
»Gehilfin« (1Mo 2,18), aber nicht als Herrin des Mannes eingesetzt.
Unter Einbeziehung von Christus gilt diese göttliche
Offenbarung ebenso im NT: »Christus ist eines jeglichen Mannes
Haupt, der Mann aber ist des Weibes Haupt; Gott aber ist
Christi Haupt« (1Kor 11,3). Aus der dem Mann zugewiesenen
Rolle als Haupt lässt sich für die Frau weder eine sklavische
Unterwerfung wie im Islam noch eine Beherrschung
des
Mannes, wie es die emanzipatorischen Bewegungen
anstreben,
ableiten. Das göttlich gewollte Verhältnis zwischen Mann und
Frau kommt im Vergleich der Beziehung zwischen Christus und
der Gemeinde am deutlichsten zum Ausdruck: »Aber wie nun
die Gemeinde ist Christus untertan, so seien es auch die Frauen
ihren Männern in allen Dingen. Ihr Männer, liebet eure Frauen,
gleichwie Christus geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst
für sie gegeben« (Eph 5,24-25).
3.5 Die Herkunft des Todes (EW5)
An der unterschiedlichen Deutung des Phänomens Tod wird
die Unvereinbarkeit der Evolution mit biblischer Lehre in gravierender
Weise offenbar. Darum soll gerade dieser Punkt sehr
ausführlich behandelt werden.
39
Evolution: In vier Abschnitten wird das Grundsätzliche dieser
Lehre unter Angabe zahlreicher Belegzitate dargestellt.
1. Der Tod – eine notwendige Voraussetzung der Evolution: Im
Denkgebäude der Evolution spielt der Tod eine unbedingt
notwendige
Rolle, ja, er ist die grundlegende Voraussetzung
für
den Ablauf des postulierten Geschehens. C.F. v. Weizsäcker betont
[W3]: »Denn wenn die Individuen nicht stürben, so gäbe
es keine Evolution, so gäbe es nicht neue Individuen anderer
Eigenschaften. Der Tod der Individuen ist eine Bedingung der
Evolution.« In ähnlicher Weise hat sich der Freiburger Biologe
Hans Mohr geäußert [M2, 12]: »Gäbe es keinen Tod, so gäbe
es kein Leben. Der Tod ist nicht ein Werk der Evolution. Der
Tod des Einzelnen ist vielmehr
die Voraussetzung für die Entwicklung
des Stammes. An dieser Einsicht, an diesem Axiom
der Evolutionstheorie, führt kein Weg vorbei. Ohne das Sterben
der Individuen hätte es keine Evolution des Lebens auf dieser
Erde gegeben. Wenn wir so die Evolution des Lebens als ein
in der Bilanz positives Ergebnis, als die ›reale Schöpfung‹, ansehen,
akzeptieren wir damit auch unseren Tod als einen positiven
und kreativen Faktor.« Schon hier wird der krasse Gegensatz
zur Bibel deutlich, die den Tod eindeutig als eine feindliche
Macht charakterisiert (1Kor 15,26; Offb 6,8).
2. Der Tod – eine Erfindung der Evolution: Der Regensburger
Professor Widmar Tanner hat sich als Biologe ausgiebig
mit der
Frage des Todes beschäftigt [T1]. Er stellt fest, dass die bekannten
Naturgesetze in Physik und Chemie, die auch für die Biologie
gelten, uns in keinem Punkt zu der Annahme zwingen,
dass ein biologisches System altern und sterben muss. Von daher
geht er der Existenzfrage des Todes nach: »Wie und warum
kommt der Tod in unsere Welt, wenn es ihn eigentlich gar nicht
geben müsste?« Nach Tanner hat die Evolution den Tod selbst
als bedeutsame Erfindung hervorgebracht
[T1, 46]: »Alterungsvorgang
und Lebensdauer sind Anpassungserscheinungen, die
40
sich im Laufe der Evolution
in einer für jede Art spezifischen
Weise entwickelt haben … Die Erfindung des Todes hat den
Gang der Evolution wesentlich beschleunigt.« Für ihn bringt
der einprogrammierte
Tod die immerwährende Chance, Neues
in der Evolution
auszuprobieren. Für Ludwig von Bertalanffy ist
der Tod der kalkulierte Preis, der für die Höherentwicklung, jenes
»Drama voller Spannung, Dynamik und tragischer Verwicklungen
«, zu zahlen ist [B3]: »Mühevoll ringt sich das Leben zu
immer höheren Stufen empor, für jeden Schritt zugleich zahlend.
Es wird vom Einzeller zum Vielzeller und setzt damit den
Tod in die Welt.« Was die Bibel als Gericht über die Sünde ausweist,
wird von Evolutionsanhängern zum notwendigen Evolutionsprodukt
verfälscht [R2, 290]: »Erst mit der Vielzelligkeit
ist der Tod, mit dem Nervensystem der Schmerz in diese Welt
gekommen und mit dem Bewusstsein die Angst … mit dem Besitz
die Sorge und mit der Moral der Zweifel.«
3. Der Tod – Schöpfer des Lebens: Der antibiblische Charakter
der Evolutionslehre wird so recht deutlich, wenn ihre Vertreter
den Tod sogar zum Schöpfer des Lebens erheben. In diesem
Sinne äußert sich der Mikrobiologe R. W. Kaplan [K1, 236]:
»Bei den Organismen mit Sexualprozessen hat der programmierte
Tod noch eine weitere Funktion: Die begrenzte
Lebensdauer und damit auch begrenzte Sexualität
hemmt
den Genaustausch zwischen den Generationen,
also zwischen
›altmodischen‹ Vorfahren und ›progressiven‹
Nachkommen.
Altern und Tod verhindern Rückkreuzungen und
fördern daher den evolutiven Fortschritt. Das eingebaute
Altern und Sterben ist zwar leidvoll für das Individuum, besonders
für das menschliche, aber es ist der Preis dafür, dass
die Evolution unsere Art überhaupt erschaffen konnte.«
Die Schöpferrolle des Todes hebt auch W. Tanner hervor [T1,
51]: »Es mag eine wenig tröstliche Einsicht sein, dass es ohne
41
den Tod uns Menschen wahrscheinlich noch gar nicht gäbe.
Aber Trost wird man zum Problem des Alterns und des Todes
von einem Biologen vermutlich auch nicht erwarten.« Hans
Mohr gibt auf die selbst gestellte Frage nach dem Warum des
Entwicklungsprogrammes, das uns unentrinnbar dem Tode zuführt,
die Antwort [M1, 12]: »Weil unsere Art, weil der Homo
sapiens, aus einer biologischen Evolution hervorgegangen
ist. Die zeitliche Begrenztheit des Individuallebens ist die unabdingbare
Voraussetzung, die schließlich auch den Menschen
hervorgebracht hat.«
4. Der Tod – absolutes Ende des Lebens: Nach der Evolutionslehre
ist Leben ein allein in den Gesetzen der Physik und Chemie
begründeter Materiezustand (M. Eigen). Bei solch einer
Reduktion der Wirklichkeit auf ausschließlich materielle
Phänomene
bleibt kein Platz für eine Weiterexistenz des Lebens
nach dem Tod. Der Mensch wird auf eine biologische
Maschine
reduziert, wobei sein absolutes Ende mit dem Tod des
Organismus gleichgesetzt wird. Im Räderwerk des Evolutionsmechanismus
dient der Tod dem Aufstieg des folgenden Lebens.
Damit ist der Weg eines Menschenlebens nur als Beitrag
zu sehen, den dieses zur Evolution geleistet hat [K1, 236].
Auch wenn die Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross vom
Weiterleben nach dem Tod spricht, meint sie damit lediglich
den Beitrag zur Evolution [K2, 185]: »Durch die Verpflichtung
zur persönlichen Reife werden einzelne
Menschen auch ihren
Beitrag zur Reife und Entwicklung
zur Evolution der ganzen
Spezies leisten, damit sie zu all dem wird, was die Menschheit
zu sein vermag und was ihr bestimmt ist. Der Tod ist der
Schlüssel zur Evolution.« Lassen wir uns auch hier nicht täuschen:
Scheinbar christlich klingendes Vokabular erweist sich
bei näherem Hinsehen als Fälschung.
Wissenschaftliche Einwände: Keine Wissenschaft kann uns
etwas Verbindliches zur Herkunft und zum Wesen des Todes
42
sagen. Damit wäre der durch naturwissenschaftliche Methoden
begrenzte Kompetenzradius erreicht. In der Medizin wird
darum konsequenterweise auch nur die Frage nach dem Zeitpunkt,
ab wann der Mensch als tot gilt (zerebraler Tod, Herz-
Kreislauf-Tod), gestellt.
Bibel: Nach dem eindeutigen Zeugnis der Bibel ist diese Welt
und alles Leben aus einem direkten Schöpfungsakt Gottes hervorgegangen.
Es war eine fertige und vollendete Schöpfung,
die das abschließende Gottesurteil »sehr gut« erhielt. Gottes
Wesen ist Liebe und Barmherzigkeit, und so schuf er durch Jesus
(Joh 1,10; Kol 1,16) und durch seine Weisheit (Kol 2,3).
Auch in der Schöpfung blieb er seinen Wesensmerkmalen
treu,
denn bei ihm gibt es keine Veränderung (Jak 1,17; Hebr 13,8).
Das ist etwas völlig anderes als die durch Leid und Tränen,
Grausamkeit und Tod gekennzeichnete
Strategie der Evolution.
Wer Gott als Ursache der Evolution
ansieht, d.h. ihm eine solche
Schöpfungsmethode unterstellt, verdreht das Wesen Gottes
ins Gegenteil. Woher aber kommt der Tod, wenn er weder Evolutionsfaktor
ist noch dem Wesen Gottes entspricht?
Wir stellen fest; Der Tod ist allgemein. Alle Menschen sterben:
von neugeborenen Kindern bis zu Greisen, moralisch
hochstehende
Menschen ebenso wie Diebe und Räuber, Gläubige
und Ungläubige gleichermaßen. Für eine so generelle und
durchgreifende Auswirkung muss es eine ebenso allgemeine
Ursache geben.
Die Bibel markiert den Tod als Folge der Sünde des Menschen.
Obwohl Gott den Menschen davor gewarnt hatte (1Mo
2,17), missbrauchte er die ihm geschenkte Freiheit und geriet
dadurch in den Sündenfall. Von nun an wirkte sich das
Gesetz der Sünde aus: »Der Sünde Sold ist der Tod« (Röm
6,23). Der Mensch geriet in die Todeslinie, die in Bild 1 als
dicke schwarze Linie gezeichnet ist. Seit Adam, der dafür ver43
antwortlich ist, dass der Tod in diese Schöpfung kam (1Tim
2,14), befindet sich die gesamte Menschheit in dieser Todeskette:
»Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die
Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der
Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt
haben« (Röm 5,12). Vor dem Sündenfall war also der Tod
in der gesamten Schöpfung unbekannt. Obwohl die Bibel dieses
Faktum eindeutig und mit allem Nachdruck erklärt, wird
die Lehre vom heilen Urzustand der Schöpfung von der gegenwärtigen
Universitätstheologie weithin verraten.
Man hat
sich unverständlicherweise dem Trug der Philosophen
Lessing,
Kant und Hegel angeschlossen, die den Sündenfall als
den Beginn der Freiheits- und Fortschrittsgeschichte
gedeutet
haben. Nach dem Zeugnis der Bibel dagegen waren die aus
Gottes Schöpfung hervorgegangenen Menschen ursprünglich
gut, ohne Leid, Krankheit und Tod. Auch im apokryphen Buch
der Weisheit Salomos (1,13) wird noch einmal explizit herausgestellt,
dass der Tod nicht Bestandteil der ursprünglichen
Schöpfung ist: »Denn Gott hat den Tod nicht gemacht und hat
nicht Lust am Verderben der Lebendigen.«
Wenn die Bibel vom Tod spricht, so meint sie damit keineswegs
das Aufhören der Existenz. Die biblische Definition für
Tod heißt »Abgetrenntsein von …« Da der Sündenfall einen
dreifachen Tod kennzeichnet (Bild 1), gibt es auch ein dreifaches
Abgetrenntsein:
1. Der geistliche Tod: Im Augenblick des Sündenfalles fiel der
Mensch in den »geistlichen Tod«, d.h. er war damit abgetrennt
von der Gemeinschaft mit Gott. In diesem Zustand leben auch
heute alle Menschen, die nicht an ihren Schöpfer glauben. Sie
haben weder eine Beziehung zu Jesus Christus noch zur Botschaft
der Bibel; sie sind geistlich Tote, obwohl sie körperlich
sehr lebendig sein können.
44
2. Der körperliche Tod: In der weiteren Auswirkung kommt
es zum leiblichen Tod: » … bis dass du wieder zu Erde werdest,
davon du genommen bist« (1Mo 3,19).
3. Der ewige Tod: In der Fortsetzung der Todeslinie endet der
Mensch im ewigen Tod; damit ist aber nicht seine Existenz
ausgelöscht (Lk 16,19-31). Es ist die Situation des endgültigen
Abgetrenntseins von Gott. Der Zorn Gottes bleibt über ihm,
weil »durch eines Sünde die Verdammnis über alle Menschen
gekommen ist« (Röm 5,18).
Im Sündenfall ging die verbindende Brücke zwischen Gott und
Mensch in die Brüche. Wer mit seinem Leben so weiterfährt
und diesen Einsturz nicht beachtet, gelangt über den dreifachen
Tod in den Abgrund. Gibt es hierfür einen Ausweg? Gott ist
nicht nur ein zorniger Gott über die Sünde, sondern auch ein
liebender Gott gegenüber dem Sünder. Aus dem vom Sündenfall
her programmierten Todeszug mit der Endstation »ewiger
Tod« kann man aussteigen und den Lebenszug besteigen, dessen
Ziel »ewiges Leben« heißt. Ewiges Leben oder ewiger Tod
sind die Zielstationen unserer unauslöschlichen Existenz, denn
wir sind Ewigkeitsgeschöpfe.
Welchen Weg wir gehen wollen,
diese Wahlentscheidung
hat Gott uns als freien Wesen überlassen:
»Ich habe euch (ewiges) Leben und (ewigen) Tod, Segen
und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählest« (5Mo
30,19). Es wird auch hier deutlich, dass Gottes Wille eindeutig
auf das Leben abzielt. Aus Bild 1 können wir einen einfachen,
einprägsamen
Merksatz ableiten:
»Wenn du nur einmal geboren bist (natürliche Geburt),
dann stirbst du zweimal (zunächst leiblicher Tod, dann ewiger
Tod);
aber wenn du zweimal geboren bist (natürliche Geburt,
Wiedergeburt),
stirbst du nur einmal (leiblicher Tod)!«
45
Die biblische Lehre der Errettung ist aufs Engste verknüpft
mit der Lehre über den Tod (Röm 5,12+14; Röm 6,23; 1Kor
15,21). Der Glaube an den Sohn Gottes befreit vom verdammenden
Gericht und bringt die Gewissheit des ewigen Lebens:
»Wer mein Wort hört und glaubet dem, der mich gesandt hat,
der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern
er ist vom (geistlichen) Tode zum (ewigen) Leben hindurchgedrungen
« (Joh 5,24).
Bedenkt man die Tragweite jeder Glaubensentscheidung, dann
wird zugleich deutlich, welch tragische Auswirkung die Evolutionsidee
und ihre Lehre über den Tod auf ihre Anhänger
hat. Sie verdunkelt die Gefahr des ewigen Todes und lässt die
Menschen das Rettungsangebot verpassen. In der theistischen
Evolutionsvariante wird die Lehre vom Tod aus dem Evolutionskonzept
übernommen. Damit unterstellt man, Gott habe
diese feindliche Macht (1Kor 15,26) in seinen Dienst genommen,
um Lebewesen zu schaffen. Das NT ermahnt sehr eindringlich:
»Lasset euch von niemand das Ziel verrücken!«
(Kol 2,18).
3.6 Die Herkunft der Religionen (EW6)
Evolution: Die Entstehung der vielen Religionen wird ebenfalls
als ein Entwicklungsprozess verstanden, wobei am Anfang
ein einfacher Polytheismus stand, der im Laufe der Zeit
zum Monotheismus (Judentum, Christentum, Islam) überging.
Wissenschaftliche Einwände: Die Übertragung des entwicklungsgeschichtlichen
Gedankens auf die Entstehung der Religionen
geschieht einerseits rein willkürlich und andererseits
folgt sie logisch aus dem Evolutionsprinzip (vgl. Basissatz
E2
der Evolutionslehre). Diese unterstellte Voraussetzung
ist nicht
geschichtlich begründbar. Die Anwendung des Evolutions46
Bild 1: Der schmale und der breite Weg (Mt 7,13-14)
Nach dem Zeugnis der Bibel befinden sich seit dem Sündenfall
(Röm 5,14) von Natur aus alle Menschen auf dem breiten Weg,
der zur Verdammnis führt (Mt 7,13 b). Dieser Todeszug mit den
Stationen
des geistlichen und leiblichen Todes hat als Endstation
den ewigen Tod. Es ist aber der erklärte Wille Gottes (z.B. 1Tim
2,4; 2Petr 3,9b), dass der Mensch aus der verlorenen Situation des
Todeszuges in eigener, freier Willensentscheidung (5Mo 30,19;
Jer 21,8; 1Tim 6,12) aussteigt, durch die enge Pforte gehend
(Mt 7,13a + 14) in den Lebenszug einsteigt und so zum ewigen
Leben gelangt. Diesen Zugwechsel hat Jesus als den alles entscheidenden
Durchbruch zum ewigen Leben bezeichnet (Joh 5,24).
Diese Chance wird dem mit freier Willensentscheidung ausgestatteten
Menschen nur in der irdischen Lebensspanne eingeräumt.
Die Grundlage zu dieser »neuen Geburt« (Joh 3,3) ist durch den
Kreuzestod Jesu (Joh 3,16; Röm 5,10) erwirkt und somit jedermann
eingeräumt, der das »Wort vom Kreuz« (1Kor 1,18) für sich
persönlich annimmt.
(Häufig gestellte Fragen, die sich in diesem Zusammenhang ergeben,
sind: Was ist mit den Menschen, die das Evangelium nie gehört
haben? Was ist mit denen, die vor dem Kommen Jesu gelebt
haben? Was ist mit Unmündigen (z.B. Kleinkinder, Ungeborene),
die nicht in der Lage waren, sich persönlich zu entscheiden? In
[G4, 120-136] versucht der Autor, hierauf eine biblisch begründete
Antwort zu geben.)
47
geistlicher TOD
Sündenfall
Wiedergeburt
natürliche
Geburt
leiblicher TOD
ewiges ewiger
LEBEN TOD
Die Todeskette
von Adam her
Das
irdische
Leben
Ein Mann wird
unser Vater
Gott wird
unser Vater
1. Geburt
2. Geburt
1. Kor 15,21
»Denn
gleichwie
sie alle in Adam
sterben, werden
sie in Christus
alle lebendig
gemacht
werden.«
Die
ewige
Existenz
Die uns von Gott vorgelegte Wahlentscheidung:
5. Mose 30,19; Jeremia 21,8
1. Tod
2. Tod
Römer 5,14
»Gleichwohl herrschte
der Tod von Adam an.«
Hebräer 9,27
»Es ist dem Menschen
gesetzt, einmal zu
sterben, danach aber
das Gericht.«
1
2
3
48
gedankens auf die Bibel läuft deren Konzept völlig entgegen
und hat schwerwiegende Folgen:
1. Es wird nicht mehr zwischen menschlichen Gedankensystemen
und göttlicher Offenbarung (Gal 1,12; Offb 1,1)
unterschieden.
2. Biblische Aussagen werden auf menschliche Ebenen reduziert.
3. Der Unterschied zwischen Rettung und Verlorensein bleibt
unbeachtet.
Lutz v. Padberg stellt fest [P1, 44]: »Vom biblischen Befund
her ist es eine Irrlehre, den anderen Religionen einen ›außerordentlichen
Heilsweg‹ zuzusprechen, denn sie sind antichristlich
konzipiert und eingestellt … Die Auflehnung des Menschen
gegen die ihm zugewiesene Stellung, eben Mensch und
nicht gottgleicher Übermensch (vgl. 1Mo 3,22) zu sein, führt
ihn zur Pervertierung der biblischen Darstellung von Gott und
Mensch. Der Mensch will die Wahrheit des Schöpfers nicht
anerkennen und kehrt deshalb gleichsam den Schöpfungsvorgang
um, pervertiert ihn im wahrsten Sinne des Wortes:
Er will nicht mehr Gottes Ebenbild sein, sondern macht
Gott zu seinem,
des Menschen, Ebenbild. Das ist der Ursprung
der Religionen,
die deshalb manche Versatzstücke
des christlichen Glaubens beinhalten, weil ihrer Begründung
das von Paulus erwähnte ›Erkennbare Gottes‹ (Röm 1,19)
vorausging.«
Bibel: Nach der Bibel verfügen alle Menschen über drei grundlegende
Informationen, die ihnen schöpfungsmäßig mitgegeben
sind:
1. Aus den Werken der Schöpfung können wir auf den dazu
notwendigen Schöpfer schließen (Röm 1,19-21; Teleologie-
Aspekt: vgl. Basissatz S8).
49
2. Unser Gewissen bezeugt uns, dass wir vor Gott schuldig
sind (Röm 2,14-15).
3. Wir haben alle die Ahnung der Ewigkeit, weil Gott sie in
unser Herz gelegt hat (Pred 3,11).
Dieses allgemeine Wissen hat die Erfindergabe der Menschen
unsagbar angeregt und zu Tausenden von eigenen Wegen in
Form der Religionen geführt. Schon bei Kain und Abel wird
der Unterschied zwischen dem menschlichen Weg der Religion
und dem göttlichen Weg deutlich. Kain ist der erste, der
nach eigenen Vorstellungen Gott dienen wollte; er wird damit
zum Begründer der ersten Religion. Kain vertrat keineswegs einen
Polytheismus, wie er als evolutionistische
Ausgangsform
unterstellt wird. Sein Bruder handelte nach dem Willen Gottes
und wird darum als Vorbild eines Gott wohlgefälligen Glaubens
genannt (Hebr 11,4). Unsere Kette des Glaubens reicht somit
rückwärts über Abraham, Noah und Henoch bis zu den ersten
Menschen hin. Damit ist gezeigt: Der Gott wohlgefällige
Glaube war von Anfang an da – der Monotheismus ist also kein
evolutives Ergebnis –, und parallel dazu entstanden Religionen
als menschliche Ideen. Obwohl Kain mit seinem Opfer noch
den Gott der Bibel meinte, wurde es dennoch nicht gnädig angesehen
(1Mo 4,5). Wie viel mehr wird dann verständlich, dass
Gott alle Religionen, die ja nicht den Vater Jesu Christi ehren,
als Götzendienst und Zauberei verurteilt (3Mo 26,1; Ps 31,7; Jer
10,14-15; 2Kor 6,16). Die gelegentlich vertretene Auffassung,
dass die Menschen in anderen Religionen auch auf dem Weg
zu Gott seien, wird von der Bibel unmissverständlich zurückgewiesen:
»Denn alle Götter der Völker sind Götzen« (Ps 96,5),
und »kein Götzendiener hat Erbe an dem Reich Christi und Gottes
« (Eph 5,5). Der gravierende Unterschied in der Herkunft des
biblischen Glaubens (von Gott) und der Religionen (von Menschen)
hat nicht minder schwerwiegende Folgen: Während der
Weg Gottes ewige Rettung bringt, versperren die Religionen
den Weg zur Erlösung
(ausführlicher hierzu in [G4]).
50
3.7 Das sog. »Biogenetische Grundgesetz« (EW7)
Evolution: Von den Zeitgenossen Darwins (1809-1882) war
Ernst Haeckel (1834 – 1919) der wohl heftigste Vertreter der
Evolutionslehre in Deutschland. Von ihm stammt das »Biogenetische
Grundgesetz«, wonach das Tier, aber auch der
Mensch, bei seiner Embryonalentwicklung in kurz geraffter
Form alle Stadien seiner evolutiven Stammesgeschichte durchläuft.
Dies wurde von ihm und seinen Nachfolgern als eines der
stärksten Argumente für die Evolution angeführt. Bis in unsere
Tage hinein taucht diese Argumentation in den Schulbüchern
auf.
Wissenschaftliche Einwände: Sogar der überzeugte Evolutionist
Bernhard Rensch gibt zu [R1, 89-90]: »Das von Haeckel
formulierte ›Biogenetische Grundgesetz‹ besagt, dass die individuelle
Entwicklung eine abgekürzte Wiederholung
der Stammesgeschichte
darstellt. Diese Version ist indes nicht zutreffend,
weil man Embryonalstadien nicht erwachsenen
Stadien
stammesgeschichtlicher Vorfahren gleichsetzen
kann.« Noch
deutlicher wird D. S. Peters vom Senckenberg-Institut, wenn
er klarstellt [P3, 67]: »Für das Biogenetische
Grundgesetz
wie
auch für ähnliche Vorschriften ergibt sich daraus nur eine Konsequenz:
Man sollte es vergessen.
Das klingt radikal, aber es
ist die einzige Maßnahme, die verhindert, dass auch in Zukunft
Phylogenetik mit falschen
oder doch belanglosen
Argumenten
betrieben wird.« Er plädiert dafür, dass »man das Biogenetische
Grundgesetz nunmehr im historischen Archiv zu
den Akten legt.« Auf der Basis jahrzehntelanger Forschung
begründete der bekannte Göttinger Humanembryologe Erich
Blechschmidt das »Gesetz von der Erhaltung der Individualität
«, das für die Biologie von ähnlich grundlegender Bedeutung
ist wie das Gesetz von der Erhaltung der Energie in der
Physik [B4]. Das Haeckelsche Biogenetische Grundgesetz
hat er damit als einen der fundamentalsten Irrtümer entlarvt.
51
So wurden die angeblichen Kiemen in der Frühentwicklung
des Menschen als ein historischer Beleg der Gestaltbildung
im Sinne einer Rekapitulation angesehen. Diese Annahme hat
Blechschmidt
durch seine Forschungsergebnisse widerlegt,
denn die »Kiemen« stellen im gerichteten dynamischen Wachstumsprozess
charakteristische Beugefalten zwischen Stirn
und Herzwulst dar. Weitere Ausführungen hierzu in [J3].
Bibel: Es gibt eine Auffassung, wonach Gott zwar alles geschaffen
hat, aber nach der Schöpfung hat er in dieses »aufgezogene
Uhrwerk« nicht mehr eingegriffen. Diese in England
seit der Aufklärung entstandene Denkrichtung (Deismus) findet
keinerlei Halt in der Bibel.
Gott ist der ständig handelnde Herr in der Geschichte, wie das
Beispiel Israel besonders eindrücklich beweist. Im Besonderen
hat er durch die Sendung seines Sohnes Jesus Christus in diese
Welt eingegriffen. Auch bei jeder Menschwerdung in der Embryonalentwicklung
handelt es sich immer wieder um ein direktes
Werk des Schöpfers: »Denn du hast meine Nieren bereitet
und hast mich gebildet im Mutterleibe. Ich danke dir dafür,
dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine
Werke, und das erkennt meine Seele wohl« (Ps 139,13-14). Bei
der Berufung des Jeremia verweist Gott sogar darauf, dass er
ihn schon vor der Zeugung für die ihm zugedachte Aufgabe
bestimmt hatte: »Ich kannte dich, ehe denn ich dich im Mutterleibe
bereitete, und sonderte dich aus, ehe denn du von der
Mutter geboren wurdest, und stellte dich zum Propheten unter
die Völker« (Jer 1,5). Von diesem schöpferischen Handeln
Gottes
weit vor seiner Geburt weiß auch der Psalmist (Ps 139,16).
Wäre unsere heutige Gesetzgebung nicht von evolutionistischen
Positionen, sondern von der Bibel her geprägt, gäbe es
nicht die heutige Abtreibungspraxis. In der Bundesrepublik
wird der Mutterleib zur Mordstation Nr. 1, denn eine der Ein52
wohnerzahl Ulms entsprechende Quote wird jährlich
unbarmherzig
ausgerottet. Das geschieht in einem der reichsten
Länder
der Erde mit der Begründung: »soziale Indikation
«. Zur Sünde
des Mordens kommt die Sünde der Lüge hinzu.
3.8 Die Wesensstruktur des Menschen (EW8)
Evolution: Die Leib/Seele/Geist-Wirklichkeit des Menschen
fällt im Evolutionssystem einem unangemessenen Reduktionismus
zum Opfer. Materie und Geist unterscheiden sich hiernach
nicht prinzipiell, sondern lediglich in ihrer Kompliziertheit.
So lesen wir bei Wuketits [W5, 140]: »Physische
Strukturen und die mit ihnen auftretenden psychischen Phänomene
sind zwei evolutiv miteinander verknüpfte Bereiche,
die jedoch unterschiedliche Komplexitätsstufen formieren …
Wir dürfen also im buchstäblichen Sinne des Wortes von einer
natürlichen Bedingtheit des Geistigen sprechen, und damit
der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass der alte Leib-Seele-
Hiatus endgültig überwunden ist.« Diese Auffassung hatte
schon Friedrich Engels, der Mitbegründer des Marxismus,
vertreten:
»Die stoffliche, sinnlich wahrnehmbare Welt, zu der wir
selbst gehören, ist das einzig Wirkliche … Die Materie ist nicht
ein Ereignis des Geistes, sondern der Geist ist nur das höchste
Produkt der Materie.« Der Evolutionspsychologe
Hellmuth Benesch
postuliert nach der chemischen
und organismischen als
»dritte« die psychische Evolution
[B2, 19]: »Auch der Geist
hat eine Evolution durchschritten.
Es gibt gleichsam eine Paläontologie
der Seele.«
Wissenschaftliche Einwände: Der Verhaltensbiologe Hans
Zeier stellt fest [E1, 15]: »Aus naturwissenschaftlicher Sicht
können wir eigentlich keine direkten Aussagen über Ursprung
und Wesen des menschlichen Geistes machen.« Bei den zum
Thema Geist und seiner Herkunft im Evolutionssystem
ge53
äußerten Behauptungen handelt es sich nicht um wissenschaftliche
Ergebnisse, sondern durchweg um evolutionistische Basissätze,
die vorausgesetzt werden. So schreibt H. Benesch [B2,
147]: »Einer der entscheidenden Grundgedanken dieses Buches
ist der konsequente Grundsatz,
Psychisches nicht nur als
evolutionär entstanden anzuerkennen,
sondern als evolutionär
entstanden darzustellen und zu respektieren.« Daran wird erneut
der Basissatz E1 der Evolutionslehre offenkundig, d.h.,
Evolution ist nicht das Ergebnis der Forschung; vielmehr werden
auch hier die Fakten zur vorgegebenen Lehre noch gesucht.
So gilt es für ihn noch zu zeigen, dass »Psychisches allmählich
aus den Funktionen der Nervenzellen herausgewachsen
ist«. Dabei gibt er zu bedenken [B2, 147]: »Wie wir aus
der Geschichte der Abstammungslehre wissen, war das kein
wissenschaftlicher
Spaziergang. Ähnlich hart und steinig ist
auch der folgende
Weg.« Dabei sieht er sich auf einem parallelen
Weg mit Darwin [B2, 14]: »Wenn man bedenkt, mit wie
wenig Wissen Darwin der Abstammungslehre zum Sieg verholfen
hat, kann man die Versäumnisse der Psychologen abschätzen.
Sehr viele zaudern auch heute noch, …eine auf …
der Evolution fundierte Psychologie aufzubauen … In der psychokybernetischen
Wende im Abstammungsproblem des Geistes
liegt die Chance eines großen Sprungs nach vorn.«
Jene Psychologieschulen (Behaviorismus von Watson und
Skinner,
Instinktivismus von K. Lorenz), die von einem eindimensionalen,
materiellen Bild des Menschen ausgehen – und
damit evolutionistisch sind –, können heute als vollständig
überholt angesehen werden, da sie wichtige Aspekte nicht erfassten
(z.B. Freiheit, Verantwortung, Destruktivität). Sigmund
Freud sah in der Psyche einen transzendenten
Anteil, also eine
unabhängige Struktur mit eigenen Gesetzmäßigkeiten, wodurch
erstmals der enge Determinismus
überwunden wurde.
Erich Fromm hat dieses Modell weiterentwickelt, in dem nun
Identität und Wille eine wesentliche Rolle spielen. Freiheit,
54
Verantwortung und willentliche
Entscheidung für gut oder böse
haben darin einen angemessenen Platz.
Hinzuweisen ist auch auf die dualistische Interaktionstheorie
des Nobelpreisträgers John Eccles, der zu Recht über die
gängigen unrealistischen materialistischen Theorien klagt [E1].
Er gelangt somit auch zu dem Schluss, dass der Tod nicht das
Ende des menschlichen Daseins bedeutet [E1, 190]: »Die Komponente
unserer Existenz in Welt 2 ist nicht materieller Art und
braucht daher beim Tod des Menschen nicht der Auflösung
unterworfen
zu sein, der alle zu Welt 1 gehörenden
Komponenten
des Individuums anheimfallen.«
Im Evolutionssystem steht man vor der schier unüberwindlichen
Kluft zwischen Materie und Geist, Gehirn und Bewusstsein,
Leib und Seele, denn gemäß Basissatz E3 kommen zur
Deutung nur rein materielle Komponenten in Betracht. Horst
W. Beck weist auf die Schwierigkeit hin, den ganzen Menschen
wissenschaftlich zu erfassen: »Die nahe Wirklichkeit
kann betrachtend
und reflektierend nur bedingt »gegenständlich
« sein.
Der Mensch ist und bleibt für sich selbst das größte Rätsel.«
Den Menschen allein auf materieller Basis zu betrachten, so
wie es evolutionistische Denkweisen tun, ist wissenschaftlich
nicht haltbar.
Bibel: Ohne biblische Offenbarung vermögen wir das Wesen
des Menschen in der Tat nicht zu begreifen. In unserem Zusammenhang
ist es unerheblich, ob wir es mit einer dreigliedrigen
Komplementarität (Trichotomie von Leib/Seele/Geist wie bei
H. W. Beck und W. Nee) oder nur mit zwei konstituierenden
Bestandteilen (Dichotomie von Leib/Seele-Geist wie bei
J. Neidhart) zu tun haben. Wie bereits im EW1 dargelegt,
muss beim Menschen deutlich zwischen materiellen (Leib:
griech. soma) und immateriellen Komponenten
(Seele: hebr.
näphäsch, 754mal im AT, griech. psyche, 101mal im NT; Geist:
55
hebr. ruach, 378mal im AT, griech. pneuma, 379mal im NT)
unterschieden werden. Eine grundlegende Aussage zur strukturellen
Beschreibung des Menschen finden wir in 1. Thessalonicher
5,23: »Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch
durch und durch, und euer Geist ganz samt Seele und Leib
müsse bewahrt werden unversehrt,
unsträflich auf die Ankunft
unseres Herrn Jesus Christus.« An dieser Schwelle sind
alle Evolutionskonzepte,
die definitionsgemäß nur Materielles
zulassen, in ihre Grenzen verwiesen. Geist und Seele sind
immaterielle Bestandteile, über deren Herkunft (1Mo 2,7) und
Verbleib nach dem Tode (Pred 12,14; Ps 16,10) die Bibel verbindliche
Aussagen trifft. Im Sündenfall wurde der Geist des
Menschen
todkrank. In der Bekehrung (vgl. Bild 1) wird er von
Neuem geboren (Wiedergeburt), d.h. im geistlichen Sinne lebendig.
Dieser Vorgang
im irdischen Leben eines Menschen ist
notwendig, um das Heil zu erlangen.
3.9 Das Verhalten des Menschen (EW9)
Ob der Mensch »gut« oder »böse« ist, hat viele Dichter und
Denker bewegt und sie zu mancherlei Theaterstücken, Gedichten
und Erzählungen inspiriert. Es ist die Grundlage wohl aller
Philosophien, dass der Mensch im Grunde seines Wesens gut
sei (z.B. Humanismus, Marxismus). In unserem Zusammenhang
wollen wir hierzu die Aussage der Evolution betrachten.
Evolution: An Hand mehrerer Zitate soll belegt werden, dass
hier die einhellige Meinung besteht, der Mensch sei ein aggressives,
selbstsüchtiges Wesen. So schreibt der Biologe Joachim
Illies [I1, 85]: »Der Faustkeil als Mittel, um die Aggression
wirksamer zu gestalten und durchzusetzen, ist tatsächlich der
greifbare Beweis für die Menschwerdung.« Noch deutlicher
wird der Freiburger Biologe Hans Mohr [M2, 16-17]: »Der
Mensch, die Art Homo sapiens, ist seinerzeit
– gegen Ende des
56
Pleistozäns – als Ergebnis einer natürlichen
Selektion entstanden,
in der Auseinandersetzung … im Kampf mit anderen Hominiden
und mit seinesgleichen. Daraus folgt zwangsläufig,
dass Hass und Aggression, die Neigung
zum Töten, dem Menschen
angeboren sind … Mord, Totschlag, Folter und Genozid
markieren die Kulturgeschichte
des Menschen. Pol Pots Mörderkinder
sind kein einsamer
Exzess, sondern eher die Regel.
Auch die Ritualisierung
des Mordes – der ritterliche Kampf,
das Duell, die Haager Landkriegsordnungen
– sollte niemand
darüber hinwegtäuschen,
dass das ritualisierte, sozusagen kultivierte
Töten und das rücksichtslose, erbarmungslose, lustbetonte
Morden dieselbe genetische Grundlage haben.« Mohr
stellt die konsequente Frage: »Wie sind wir zu diesen entsetzlichen
Genen gekommen?« Seine Antwort, uns haften noch
»die Eierschalen der Evolution« an, passt gut ins Denkgebäude
der Evolution hinein, ist aber – wie wir nun zeigen werden –
biblisch falsch.
Bibel: Auch die Bibel beschreibt das Wesen des Menschen keineswegs
als gut. Schon wenige Zitate ergeben ein klares Bild
der Diagnose Gottes über den Menschen:
1. Mose 8,21: »Das Dichten und Trachten des menschlichen
Herzens ist böse von Jugend auf.«
Psalm 14,3: »Aber sie sind alle abgewichen und allesamt
untüchtig; da ist keiner, der Gutes tue, auch
nicht einer.«
Jesaja 1,5-6: »Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz
ist matt. Von der Fußsohle bis aufs Haupt ist
nichts Gesundes an ihm.«
Matthäus 15,19: »Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken,
Mord, Ehebruch, Unzucht, Dieberei,
falsch Zeugnis, Lästerung.«
57
Der faktische Befund über das menschliche Verhalten ist damit
sowohl in der Evolutionslehre als auch in der Bibel vergleichbar.
Zwischen den Begründungen dieses Sachverhalts
liegen allerdings Welten. Was die Evolutionslehre als unvermeidliche
Hypothek aus dem Tierreich deutet, markiert die Bibel
als Folge des Sündenfalles. Zu diesem gravierenden Ereignis
gibt es ein »Davor«, das den Menschen in Gottesebenbildlichkeit
sieht (1Mo 1,27; Ps 8,6), und ein »Danach
«, das ihn als
böses (1Mo 8,21), vergehendes (Ps 90,5-9) und verlorenes Wesen
(2Kor 4,3) kennzeichnet. »Der Mensch ist nicht böse geschaffen
« (apokryphes Buch Jesus Sirach 10,22), sondern erst
durch den Fall böse geworden. Hieraus folgen zwei grundverschiedene
Wege: Ist der Mensch sündig, so braucht er Erlösung
(vgl. Kap. 8.5), ist sein Fehlverhalten als Evolutionsfaktor
deutbar, so braucht er sie konsequenterweise nicht.
58
4. Beiträge zur Astronomie
4.1 Die Herkunft des Universums (EW10)
Der britische Professor für Theoretische Physik Paul Davies
hat die Problematik der Herkunftsfrage des Universums deutlich
umrissen [D1, 28]:
»Sofern das Universum keinen Ursprung in der Zeit hatte
– das heißt, falls es schon immer existiert hat –, ist es unendlich
alt. Wenn es bereits eine unendliche Anzahl von Ereignissen
gegeben hat, wieso leben wir dann jetzt? Hat das
Universum die ganze Ewigkeit hindurch stillgestanden
und
ist erst vor kurzer Zeit ›lebendig‹ geworden? Oder hat es
schon immer eine Art von Aktivität gegeben? Wenn andererseits
das Universum einen Anfang hatte, muss man davon
ausgehen, dass es plötzlich aus dem Nichts entstanden
ist. Das scheint ein Urereignis vorauszusetzen.
Wenn
es aber etwas Derartiges gegeben hat, was war dessen Ursache?
«
Evolution: Nach dem Standardmodell der Kosmologen
ist das Weltall im sogenannten Urknall entstanden. Heutigen
Beobachtungen zufolge beschreibt die Hubble-Konstante
mit H = 55 (km/s)/Mpc = 1,78·10–18 s–1 die derzeitige Ausdehnungsgeschwindigkeit
des Weltalls. Unterstellt man eine
ständig gleichbleibende Ausdehnung, dann gibt der Kehrwert
1/H = 18·109 Jahre jenen Zeitpunkt an, in dem man sich alle
Materie quasi auf einen Punkt komprimiert denkt. Mithilfe dieser
extremen Extrapolation wird im Evolutionsmodell
das Alter
des Universums definiert. Nach R. Breuer liegt der evolutiven
Kosmologie folgender Zeitplan gemäß Tabelle
1 zugrunde
[B7, 86]:
59
Zeit nach dem
Urknall Vorgang
0 Urknall
1 Woche Strahlung im Universum wird
thermisch
10 000 Jahre Materiekondensation
1 bis 2 · 109 Jahre Entstehung von Galaxien
3,0 · 109 Jahre Entstehung von Galaxienhaufen
4,1· 109 Jahre Entstehung der Sterne
15,2 · 109 Jahre Urwolke der Sonne kollabiert
15,4 · 109 Jahre Entstehung der Planeten (Erde usw.)
16,1· 109 Jahre Entstehung der ältesten Gesteine auf
der Erde
18,0 · 109 Jahre Entwicklung einer sauerstoffreichen
Atmosphäre
Tabelle 1: Zeitvorstellungen der evolutiven Kosmologie (nach R.
Breuer).
Die Erde ist danach eine sehr späte Erscheinung in unserem
Universum. Sie ist nach dieser Vorstellung durch Abtrennung,
aus der Sonne oder der sie umgebenden Masse entstanden.
Der
Astronom O. Heckmann gibt zu bedenken [H3, 132]: »Die Folgerungen
können allmählich so ungenau werden, dass sie den
Zusammenhang mit dem empirischen Ursprung der Kette fast
völlig verlieren. Das ist ein gemeinsamer
Zug aller wissenschaftlichen
Deduktionen und gilt besonders in der Kosmologie
mit ihren manchmal unendlichen
Extrapolationen.«
Wissenschaftliche Einwände: Die obige Annahme, dass die
Ausdehnungsgeschwindigkeit immer so gewesen ist (vgl. Basissatz
E10 der Evolutionslehre), ist rein willkürlich. Außerdem
wird unterstellt, dass es die errechneten Zeiten auch wirklich
gegeben hat. Was aber, wenn eine derartig
lange Zeitachse
60
bis zur Gegenwart gar nicht vorhanden war? Die Frage nach
dem »Woher« der Materie bliebe dennoch unbeantwortet. Der
Physik-Nobelpreisträger (1979) Steven Weinberg gibt in seinem
Buch »Die ersten drei Minuten« [W2, 129] das rein Spekulative
der Urknalltheorie zu:
»Vielleicht hat der Leser nach dieser Schilderung der ersten
drei Minuten den Eindruck einer leicht übertriebenen
Theoriengläubigkeit gewonnen. Er mag recht darin
haben … Oft muss man seine eigenen Zweifel vergessen
und die Konsequenzen der eigenen Annahmen
weiterverfolgen,
gleichgültig, wohin sie auch führen mögen
… Damit ist nicht gesagt, dass dieses Modell richtig
ist … Es besteht allerdings eine große Ungewissheit,
die wie eine dunkle Wolke über dem Standardmodell
(= Urknallmodell)
schwebt.«
Es ist das erklärte Ziel der Kosmologie, die Struktur, die Beschaffenheit
und die Entstehung des Universums sowie der
Erde allein »im Rahmen unserer Naturgesetze verstehen zu
wollen«. Diese einengende Denkweise schließt das planende
und zielorientierte Handeln eines Schöpfergottes von vornherein
aus; außerdem befinden wir uns thematisch außerhalb
naturwissenschaftlicher Aussagereichweite (vgl. Basissatz S6).
Die von Wuketits ausgesprochene, rein materialistische Einengung
[W5, 98] (»Es gibt kein vorgegebenes Ziel … Es gibt
keinen planenden Geist, weil sich die Evolution selbst plant
und ihre Gesetze schafft«) ist wissenschaftlich unbegründbar.
Gegen die obige Modellvorstellung gibt es schon auf rein wissenschaftlicher
Ebene eine Reihe von Einwänden,
von denen
hier nur zwei genannt seien [G12, 157-166]:
1. Die Planeten vereinen auf sich rund 98 Prozent des Drehimpulses
im Sonnensystem, obwohl sie nur 1 Prozent der Gesamtmasse
ausmachen. Diese extremen Relationen schließen
61
eine Entstehung der Erde und der anderen Planeten aus der
Sonnenmasse aus.
2. Die Erde verfügt über eine große Fülle astronomischer und
geophysikalischer Besonderheiten, die das biologische Leben
erst ermöglichen. Dazu ist es erforderlich, dass zahlreiche
Parameter mit präzisen Werten innerhalb sehr enger Grenzen
gleichzeitig zusammentreffen. Diese im Folgenden genannten
Bedingungen mithilfe der sogenannten Nebularhypothese deuten
zu wollen, ist in höchstem Grade unwahrscheinlich:
– der richtige Abstand der Erde von der Sonne
– die elliptische Bahn der Erde um die Sonne mit einer geringen
Exzentrizität
– die gleichmäßige Wärmestrahlung der Sonne
– die richtige Rotationsdauer der Erde
– die optimale Schräglage der Erdachse zur Ekliptik
– die richtige Größe und Masse der Erde
– der richtige CO2-Anteil in der Erdatmosphäre
– der richtige O2-Anteil in der Erdatmosphäre
– der richtige Mondabstand von der Erde.
Bibel: Für das Universum (Kosmos, Weltall) gibt es in der Bibel
mehrere Bezeichnungen. Das griechische »kosmos« im NT
meint mit »Welt« zwar häufig nur den abgeschlossenen Bereich
der Erde (z.B. Joh 3,16; Hebr 10,5), aber auch das gesamte
Weltall (z.B. Mt 24,31; Apg 17,24). Der Begriff »tà pánta«
umfasst ebenso das ganze All (Eph 1,23). Im AT wird erstmals
bei Jeremia ein eigenständiges Wort für das Universum
(hebr. hakkol) verwendet: »Denn er ist es, der das All gebildet
hat« (Jer 10,16). Im Schöpfungsbericht sind die Bezeichnungen
»Himmel (hebr. schamajim) und Erde« (1Mo 1,1) oder
»Erde und Himmel« (1Mo 2,1) Synonyme für das ganze Universum.
Nicht nur der erste Vers der Bibel, sondern zahlreiche
andere Belegstellen (z.B. Neh 9,6; Ps 102,26; Ps 136,5) wei62
sen Gott als den Schöpfer eines vollendeten
Weltalls aus, bei
dem die Gestirne sich nicht erst in einem Milliarden Jahre währenden
Prozess entwickelten, sondern von Anbeginn fertig waren
(Hebr 4,3). Damit ist auf die von Davies erfragte Ursache
eindeutig verwiesen. Das physikalische »Gesetz von der Erhaltung
der Energie« besagt, dass in unserer Welt Energie weder
aus dem Nichts gewonnen noch vernichtet werden kann. Wie
aber ist dann die Energie des Weltalls entstanden? Es bleibt
auch von daher nur ein Schöpfungsakt als einzige Lösung
übrig.
Die Erde und alle übrigen Gestirne des Universums entstammen
also nicht einem gemeinsamen Urknall; sie wurden
unabhängig voneinander und an verschiedenen Tagen erschaffen.
Am ersten Schöpfungstag schuf Gott das noch gestirnlose
Universum und allein die Erde darin. Erst am vierten Schöpfungstag
– bis dahin gab es schon Pflanzen auf der Erde – kamen
dann die anderen Gestirne hinzu. Bis auf den Unterschied
von drei Tagen sind damit alle Gestirne des Universums
gleich
alt. Das ist konzeptionell etwas grundlegend anderes, als es
im Modell der kosmologischen Evolution vertreten
wird. Die
Erde begann auch nicht als glühender Feuerball,
sondern hatte
am Anfang eine kühlende Wasseroberfläche
(1Mo 1,2). Sie
ist nicht ein zufällig aufgetretenes Nebenprodukt bei der kosmischen
Explosion, sondern – wie auch das gesamte Universum
– planvoll gestaltet: »Du hast vormals
die Erde gegründet,
und die Himmel sind deiner Hände Werk« (Ps 102,26). Im Gespräch
mit Hiob macht Gott ihm das Konzeptionelle, d.h. die
Festlegung der astronomischen und physikalischen Daten sowie
die geometrischen Abmessungen bei der Gestaltung der
Erde deutlich: »Wo warst du, als ich die Erde baute? Sprich es
aus, wenn du Einsicht besitzest! Wer hat ihre Maße bestimmt
(oder: ihren Bauplan entworfen) – du weißt es ja –, oder wer
hat die Messschnur über sie ausgespannt?
« (Hi 38,4-5; Menge).
Im Angesicht der biblischen Berichte erweist sich die evolutive
63
Sicht für die Herkunft der Erde und des Universums als eine
Serie von Falschmeldungen.
4.2 Die Zukunft des Universums (EW11)
Evolution: Aus evolutionistischer Sicht gibt es kein zeitliches
Ende des Universums. So schreibt der Astrophysiker R. Breuer
[B7, 49]: »Die Gravitation ist der treibende Motor, der auch ein
ewig expandierendes Universum, entgegen dem rein thermischen
Wärmetod, in Bewegung hält.« Breuer nennt sogar einige
dieser spekulativen zukünftigen Zeitmarken des Universums.
Nach 1020 Jahren ist demnach die klassische Evolution
des Kosmos abgeschlossen; dann folgt die quantenmechanische
Ära des Universums, wobei nach 1045 Jahren die Protonen
durch Schwerkraftkollaps zerfallen. »Kugeln aus blankem
Eisen in unheimlicher Kälte und Finsternis bestimmen das Bild
nach 101500 Jahren« (S. 55). Auch da ist noch kein Ende des
Universums abzusehen,
wenn der amerikanische Princeton-
Physiker Freeman Dyson über alle zeitlichen Grenzen extrapoliert:
»Soweit wir uns die Zukunft vorstellen können, ereignen
sich immerfort Dinge. In einem offenen Kosmos hat Geschichte
kein Ende.«
Wissenschaftliche Einwände: Wir wissen nicht, ob wir in einem
offenen oder geschlossenen Universum leben; auch ist uns
die geometrisch-astronomische Struktur des Universums völlig
unbekannt. So bleibt die einzig ehrliche Antwort bezüglich der
Zukunft des Universums: Wir können keine wissenschaftlich
begründeten Voraussagen treffen.
Bibel: Wenn es einen gibt, der die Welt geschaffen hat, kann
nur dieser uns etwas Verbindliches über deren Zukunft nennen.
Das Wort Gottes schildert uns diese Welt nicht als eine sich immer
höher entwickelnde (z.B. wie bei Teilhard de Chardin als
64
Evolutionsprozess zum Punkt Omega hin), sondern
als eine
seit dem Sündenfall der »Vergänglichkeit unterworfene
« (Röm
8,20-21). Der Herr Jesus bezeugt in Matthäus
24,35: »Himmel
und Erde werden vergehen!« Dieses zeitliche Ende des Universums
wird auch an anderen Stellen der Bibel betont:
Psalm 102,26-27: »Du hast vormals die Erde gegründet, und
die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie
werden vergehen, aber du bleibst.«
Jesaja 34,4: »Und wird alles Heer des Himmels verfaulen,
und der Himmel wird zusammengerollt
werden wie ein Buch.«
Jesaja 51,6: »Der Himmel wird wie ein Rauch vergehen
und die Erde wie ein Kleid veralten.«
2. Petrus 3,10+13: »Es wird aber des Herrn Tag kommen wie
ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen
mit großem Krachen; die Elemente
aber werden vor Hitze schmelzen, und die
Erde und die Werke, die darauf sind, werden
verbrennen. Wir aber warten eines
neuen Himmels und einer neuen Erde nach
seiner Verheißung.«
Offenbarung 6,14: »Und der Himmel entwich, wie ein Tuch
zusammengerollt wird.«
4.3 Das Zentrum des Universums (EW12)
Evolution: Denkt man die Urknallhypothese wie Wuketits zu
Ende, dann rückt der Mensch mit seinem Dasein auf dem Zufallsstaubkorn
Erde in die absolute Bedeutungslosigkeit [W6,
40]: »Das Weltall ist taub für unsere Freudentänze wie auch für
unsere Klagelieder, und niemand dürfte es ›da draußen‹ in den
unendlichen Weiten des Kosmos bedauern, wenn eine Spezies
ihr Projekt einer Selbstausrottung beendet. Es tut mir leid, die65
sen Ausblick aus der Untersuchung
der Evolution unseres Denkens
eröffnen zu müssen.« Wer allein von der geometrischen
Lage der Erde innerhalb unserer Milchstraße urteilt, mag uns
wie Nietzsche als »kosmische Eckensteher« oder wie Monod
als »Zigeuner am Rande des Universums« ansehen.
Wissenschaftliche Sicht: Nach heutiger astronomischer Erkenntnis
hat unser Universum – in Übereinstimmung mit der
Evolutionslehre – keinen ausgezeichneten geometrischen
Punkt. Somit gibt es auch kein geometrisches Zentrum und
ebenfalls keinen definierten Rand. Kein Ort ist gegenüber einem
anderen durch seine Position im All hervorgehoben. Damit
wird allerdings auch die obige Aussage von Monod hinfällig.
Bibel: Die Erde ist dennoch das Zentralgestirn des gesamten
Universums, zwar nicht von den geometrischen Abmessungen
oder ihrer Lage im Universum, sondern von der ihr von Gott
zugewiesenen Rolle her. Gott schuf die Erde als allererstes Gestirn;
damit ist ihre Bedeutung unter 1025 anderen Himmelskörpern
schon herausgestellt. Der Schöpfungsbericht zeigt uns
an, wie die Erde Tag um Tag zubereitet wird, um dem Menschen
eine Wohnstatt zu geben. Gottes Interesse konzentriert
sich auf diesen Planeten: »Siehe, der Himmel und aller Himmel
Himmel und die Erde und alles, was darinnen ist, das ist
des Herrn, deines Gottes« (5Mo 10,14). Hier hat er in seinen
Schöpfungswerken die meisten Ideen realisiert, sodass der
Psalmist
feststellt: »Die Erde ist voll deiner Güter« (Ps 104,24).
Von welchem anderen Gestirn als von der Erde hat Gott gesagt:
Es ist der »Schemel meiner Füße«? (Jes 66,1; Apg 7,49). Am
deutlichsten aber hat Gott die Erde zum Zentralgestirn werden
lassen durch die Sendung seines Sohnes. Jesus Christus wurde
hier um unseretwillen Mensch. Er tilgte die Sünde des Menschen
an der Stelle des Universums, wo sie hineingekommen
war, nämlich auf der Erde! Das Kreuz unserer Rettung
stand
66
auf Golgatha und nirgendwo anders im All. Von der Erde aus
fand die Himmelfahrt Jesu statt, und hierher kommt der erhöhte
Herr bei seiner Wiederkunft.
Schon diese wenigen kosmologischen Beiträge aus der Bibel
zeigen, dass evolutionistische Gedanken ihrem Wesen völlig
fremd sind.
67
5. Beiträge zur Biologie
5.1 Das erste Leben auf der Erde (EW13)
Evolution: Nach dieser Leitidee kann das erste Leben nur im
Wasser (Ursuppe) entstanden sein; es bedurfte außerdem einer
gewissen Wassertiefe, da eine schützende Wasserschicht
die das Leben gefährdenden UV-Strahlen absorbieren
musste.
Nach der Entwicklung zu Mehrzellern kam es dann irgendwann
zu dem uns unbegreiflichen »Sprung des Lebens« vom
Wasser aufs Land.
Wissenschaftliche Einwände: Dieser angenommene Übergang
vom Wasser- zum Landlebewesen bringt eine Reihe von
Problemen mit sich, die am selben Tier – also nicht im Laufe
von Generationen – zu lösen sind, wenn ein Weiterleben unter
den neuen Bedingungen überhaupt möglich sein soll. Nur auf
einige Probleme soll hier hingewiesen werden:
1. Höhere Eigenlast: Im Wasser wiegt jeder Körper um so viel
weniger wie die von ihm verdrängte Wassermenge wiegt (Archimedisches
Prinzip). Wenn sich ein Lebewesen dazu »entschließt
«, an Land zu gehen, muss es sein gesamtes Eigengewicht
selbst tragen. Das bedingt für den Körper eine feste
Konstitution
und ein tragfähigeres Skelett. Durch das größere
Gewicht ergibt sich außerdem ein zusätzlicher Energiebedarf
von 40 %.
2. Neues Atmungskonzept: Der für die Stoffwechselprozesse
erforderliche Sauerstoff muss statt aus dem Wasser nun aus der
Luft entnommen werden. Hierfür ist eine völlig neue Atmungskonzeption
erforderlich, damit nicht der alsbaldige Tod eintritt.
3. Schwierigere Abfallbeseitigung: Die Beseitigung der Stoff68
wechselprodukte wird schlagartig schwieriger, da diese nicht
mehr im Wasser »ausgeschwitzt« werden können. An Land muss
mit Wasser gespart werden. Dieser Effekt wird deutlich, wenn
man bedenkt, dass unsere Nieren z.B. die Abfallprodukte
aus
150 Litern ausfiltrieren und mit nur 1 Liter Urin ausscheiden.
4. Verdunstungsproblem: Wasser ist ein Hauptbestandteil
aller Lebewesen. Beim angenommenen Übergang vom Wasser
an Land tritt das Phänomen Verdunstung auf. So wird eine geeignete
Haut erforderlich, die die Austrocknung verhindert.
5. Starke Temperaturwechsel: Im Wasser gibt es im Laufe von
24 Stunden nur geringe Temperaturschwankungen. An Land
liegen von der Mittagshitze bis zur Nachtkälte oft sehr erhebliche
Temperatursprünge. Ein Landlebewesen benötigt entsprechende
konzeptionelle Maßnahmen, um damit fertig zu
werden.
K. Hansen stellt die konsequente Forderung [H1, 29]: »Die Organismen
mussten daher erst im Wasser einen höheren Entwicklungsstand
erreichen, bis der Schritt an Land gewagt
werden konnte.« Hier stößt das Evolutionskonzept auf eine
Unmöglichkeit, denn wie sollten die Lebewesen so viele Änderungen
grundsätzlicher Art verfügbar haben, um den Wechsel
vom Wasser zu Land unbeschadet zu überleben? Der Evolutionsbiologe
G. Osche [O1, 58] erkennt selbst die Problematik,
wenn er zugibt: »Lebewesen können ja während
bestimmter
Evolutionsphasen nicht wie ein Unternehmer
den Betrieb
wegen Umbaus vorübergehend schließen.
«
Bibel: Nach dem biblischen Schöpfungsbericht entstand das
erste Leben nicht im Wasser und auch nicht auf evolutivem
Weg, sondern es wurde auf dem Land erschaffen. Am dritten
Schöpfungstag schuf Gott die Pflanzen (1Mo 1,11-12)
als mehrzellige Lebewesen. Zwei grundlegende Evolutions69
annahmen, nämlich, dass das erste Leben im Wasser entstand
und dass es mit einem Einzeller (»Urzelle«) begann, sind nach
biblischer Lehre falsch. Die Wasserlebewesen folgten erst am
fünften Schöpfungstag (1Mo 1,20-23).
5.2 »Ein jegliches nach seiner Art« (EW14)
Arten sind für den Biologen jene Grundbausteine des Lebendigen
wie es die chemischen Elemente für den Chemiker sind.
Rolf Siewing definiert den Artbegriff nach zwei Kriterien
[S3, 172]:
1. Unter fortpflanzungsbiologischen Gesichtspunkten ist eine
Art eine unter natürlichen Bedingungen existierende fruchtbare
Fortpflanzungsgemeinschaft mit ungehindertem Genfluss
(Biospezies).
2. Unter strukturellen Gesichtspunkten weisen alle Vertreter
einer Art den gleichen Bauplan auf (Morphospezies).
Evolution: Die Evolutionslehre setzt die Verwandtschaft aller
Lebewesen voraus, sodass es demzufolge
einen phylogenetischen
Stammbaum geben muss. Bei der Aufstellung dieses
Baumes steht die Evolutionslehre vor einer unlösbaren Aufgabe.
Die Evolutionisten Peters et al. (zitiert in [G2, 49]) geben
zu: »Man kann keine Rekonstruktionen
erstellen, die ›an sich‹
plausibel wären. Es muss ein Maßstab vorhanden sein, an dem
ihre Plausibilität gemessen werden kann. Das ist aber in jedem
Fall eine vorgeordnete Theorie, in unserem Fall eben die Evolutionstheorie.
« Der Zirkelschluss wird hier offenkundig: Was
bewiesen werden soll, wird als Voraussetzung vorgegeben. Siewing
hat die Problematik
des Evolutionssystematikers, der die
unbekannten und auch nicht ermittelbaren phylogenetischen
Zusammenhänge
ermitteln will, bildhaft beschrieben [S3, 173]:
70
»Er befindet sich in der Situation eines Beobachters, der
einen überfluteten Obstgarten beobachtet, von dem nur
die Endverzweigungen (der Bäume) aus dem Wasser herausschauen.
Er weiß nicht, wie diese Zweige untereinander
und schließlich mit dem Stamm dieses Baumes verbunden
sind. Der unter Wasser verborgene, quantitativ vielfach weit
überwiegende Teil der Evolution, entspricht der Überlieferungslücke.
Sie muss methodisch überwunden
werden.«
Wissenschaftliche Einwände: Die entscheidende Grundgröße
aller Lebewesen ist die in den Genen festgelegte
Information.
Für die evolutiv angenommene Stammbaumentwicklung
(Phylogenese)
gibt es keine steuernde Information,
darum ist sie aus
der Sicht der Informatik »ein unmöglicher Vorgang« [G9, 16-
17]. Bei der Embryonalentwicklung (Ontogenese) hingegen
handelt es sich um einen informationsgesteuerten
Prozess. Die
neueren Entdeckungen
im Bereich der Molekularbiologie haben
gezeigt, dass es zahlreiche
Mechanismen in der lebenden
Zelle gibt, die für eine präzise Informationsübertragung sorgen
[S1]. Diese wichtige Grundvoraussetzung für den Bestand
der Arten muss auch der Evolutionsbiologe G. Osche zugeben
[O2, 53]:
»Die Summe der Gene eines Organismus bildet ein fein aufeinander
abgestimmtes Team, ein ausbalanciertes ›Genom‹,
durch dessen harmonisches Zusammenwirken eine geordnete
Entwicklung eines Lebewesens bestimmt wird. Dieses
ausbalancierte Genom stellt demnach ein höchst wertvolles
Gut für einen Organismus dar und wird dementsprechend
bei jeder Zellteilung, der eine Teilung der Kerne und
Chromosomen vorausgeht, jeweils unverändert
weitergegeben.
Es muss daher vor jeder Zellteilung die Erbsubstanz
verdoppelt werden, und zwar derart, dass haargenau wieder
dieselbe chemisch definierte Konfiguration
entsteht. Durch
diese identische Reduplikation der Gene wird die Konstanz
71
des Erbgutes gewährleistet. Sie ist, grob ausgedrückt, dafür
verantwortlich, dass z.B. aus den Eiern eines Storches immer
wieder Störche schlüpfen, mit allen Eigenschaften, die
für diese Vogelart charakteristisch sind.«
Mutation und Selektion können keine Quellen für neu- oder
andersartige Information sein (vgl. EW17). Die evolutionistische
Annahme, dass aus einfacheren Bauplänen durch Mutation
und Selektion komplexere Baupläne hervorgehen können,
ist informationstheoretisch falsch. So etwas ist nie beobachtet
worden; vielmehr ist es umgekehrt: Die Konstanthaltung
des Artgefüges eines Organismus wird als Hauptaufgabe der
Vererbung
beobachtet.
Bei der sexuellen Fortpflanzung werden
stets neue Gene zusammengefügt, sodass jedes Einzelindividuum
eine unwiederholbare Genkombination darstellt. Die riesig
große Genzahl (ca. 1 000 000 bei Säugetieren) und die zahllosen
Kombinationsmöglichkeiten sind der Grund dafür, dass
es denselben
Menschen (oder auch andere zweigeschlechtliche
Organismen)
nicht noch einmal in dieser Form gibt. Die Fortpflanzung
ist nur innerhalb eherner Grenzen möglich, die nicht
überschritten
werden können. Reinhard Junker und Siegfried
Scherer weisen mit ihrer Grundtypdefinition in diese Richtung
[J2, 207]:
»Alle Individuen, die direkt oder indirekt durch Kreuzungen
verbunden sind, oder deren Keimzellen nach echter
Befruchtung eine Embryonalentwicklung unter Expression
des Erbgutes beider Eltern wenigstens beginnen, werden zu
einem Grundtyp gerechnet.«
Bibel: Im Schöpfungsbericht fällt auf, dass die Lebewesen in
klar voneinander abgegrenzten Gruppen – ein jegliches nach
seiner Art – geschaffen wurden. Diese knappe Formulierung
enthält einige gravierende Folgerungen, die der Evolutionsauffassung
völlig widersprechen:
72
– Die Pflanzen- und Tierarten sowie der Mensch entstammen
separaten Schöpfungsakten. Eine phylogenetische
Verwandtschaft
ist damit ausgeschlossen.
– Die Vielfalt der Fortpflanzungsmechanismen ist nicht
auf evolutivem Wege entstanden, sondern sie sind alle ursprünglich
geschaffen: »… da ein jeglicher nach seiner
Art Frucht trage und habe seinen eigenen Samen bei sich
selbst« (1Mo 1,11b).
– Es gibt keinen Lebensanfang in Form einer Urzelle, aus der
sich alles andere Leben emporentwickelt hat.
– Die Arten sind in sich abgeschlossen und fertig. Es gab
demnach also keinen Urbaum, keinen Urfisch, keinen Urvogel
und auch keinen Urmenschen.
– Die im Schöpfungsbericht genannten »Arten« (hebr. min;
nur im Singular auftretend!) sind wohl am besten mit der
o.g. Grundtypdefinition erfasst. Gott schuf also die jeweiligen
Grundtypen, die eine weitere Auffächerung
in Rassen
ermöglichte.
5.3 Die Ernährung der Tiere (EW15)
Evolution: Als eine der entscheidendsten Antriebsfedern für
die Höherentwicklung wird im Evolutionssystem der Kampf
um die Nahrung angesehen. Im Darwinschen Daseinskampf
(»the survival of the fittest«) liegt der Selektionsvorteil wesentlich
bei dem, der in dem »naturgegebenen« Spiel »Fressen und
Gefressenwerden« am besten überleben kann.
Bibel: Am Ende des sechsten Schöpfungstages regelt Gott die
Nahrungsfrage der Menschen und Tiere:
»Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben allerlei
Kraut, das sich besamt auf der ganzen Erde und allerlei
fruchtbare Bäume, die sich besamen, zu eurer Speise und
73
allem Getier auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel
und allem Gewürm, das da lebt auf Erden, dass sie allerlei
grünes Kraut essen. Und es geschah also« (1Mo 1,29-30).
Für Menschen und Tiere war somit ursprünglich ausschließlich
Pflanzennahrung vorgesehen. Kein Lebewesen musste befürchten,
von anderen gefressen zu werden. Bis zum Sündenfall
gab es eine vollständige Harmonie in allen Bereichen
der Schöpfung. Der Fall wirkte sich dann mit dem Einzug der
Sünde als Katastrophe so unvorstellbaren Ausmaßes aus, dass
sich heute niemand mehr die vorige »sehr gute« Schöpfung
ausmalen
kann. Wer kann sich schon die Erde vorstellen ohne
Tod, Leid und Krankheit, ohne Ungeziefer, ohne Parasiten, ohne
Räuber-Beute-Beziehung und ohne Konkurrenzkampf? Die Veränderung
in der Tierwelt betraf nicht nur die Verhaltensweisen
und die Bildung völlig andersartiger Ökosysteme, auch die Physiologie
muss sich einschneidend gewandelt haben. So gab es
ursprünglich keine unreinen Tiere, keinen giftigen Schlangenbiss,
keine Reißwerkzeuge der Raubtiere und nicht das zerstörerische
und todbringende Wesen zahlreicher Viren und Bakterien.
Ganze Tierfamilien wurden zu ausschließlichen Fleischfressern.
Dem Menschen gab Gott erst nach der Sintflut die Erlaubnis
zum Essen des Fleisches von Tieren (1Mo 9,3). Auch das NT
beschreibt diesen gravierenden Einschnitt in die Schöpfung: »Es
ist ja die Kreatur unterworfen der Vergänglichkeit
– ohne ihren
Willen … denn wir wissen, dass alle Kreatur sehnet sich mit uns
und ängstigt sich noch immerdar« (Röm 8,20+22). Es kommt
aber die Zeit, da wird Gott »einen Bund mit den Tieren machen«
(Hos 2,20) und sie wieder sicher wohnen lassen. Erst wenn die
Folgen des Sündenfalles von der Erde genommen sind, wird
der ursprüngliche Zustand sichtbar: »Die Wölfe werden bei den
Lämmern wohnen und die Parder bei den Böcken liegen … Löwen
werden Stroh essen wie die Ochsen. Und ein Säugling wird
seine Lust haben am Loch der Otter« (Jes 11,6-8). Alle Tiere
werden – wie am Anfang – wieder zu Pflanzenfressern.
74
Die Verdauung von Pflanzennahrung ist ein erheblich komplizierterer
Prozess als der Abbau der Fleischproteine. Während
nach der Evolutionslehre das Komplexere aus dem Einfacheren
hervorgegangen sein soll, bezeugt die Bibel auch hier
das Umgekehrte.
5.4 Unterschiede zwischen menschlichem und tierischem
Leben (EW16)
Evolution: Nach der Evolutionslehre ging der Mensch direkt
aus dem Tierreich hervor. Er ist das Ergebnis desselben Prozesses
mit denselben Evolutionsfaktoren, wonach sich auch
die Tiere entwickelt haben. Aus diesem Grunde sind die Unterschiede
zwischen Mensch und Tier auch nicht von prinzipieller,
sondern nur gradueller Art. Nur die höhere Entwicklungsstufe
kennzeichnet den Menschen. Carsten Bresch
charakterisiert diese Auffassung in seiner Evolutionsdefinition
[B6, 10]: »Die Gesamtentwicklung in allen Bereichen unserer
Welt – einschließlich der Entstehung des Menschen aus affenähnlichen
Vorstufen – wird als Evolution bezeichnet.
« Durch
die sog. Homologiebeweise1 der Evolutionslehre wird der Gesichtspunkt
der Abstammung von gemeinsamen Vorfahren besonders
hervorgehoben.
Wissenschaftliche Einwände: Zwischen Mensch und Tier gibt
es schon auf der rein biologischen Ebene eine tiefe, unüber-
1 Homologien: Als Homologien bezeichnet man Bauplanähnlichkeiten von Organen
verschiedener
Lebewesen. Organe, die sich in ihrer Lage und in ihren Lagebeziehungen
bei verschiedenen
Organismen entsprechen, werden in der Evolutionslehre
auf eine gemeinsame Abstimmung hin gedeutet. Das gilt auch dann noch, wenn
Funktion und Gestalt sich stark unterscheiden, wie z.B. der Flügel eines Vogels
und der Arm des Menschen. Homologien weisen aus der Sicht der Schöpfung auf
den gemeinsamen Schöpfer hin. Auch menschliche Konstrukteure wenden bewährte
Maschinenelemente (z.B. Kugellager, Zahnräder, Wellen, Keilriemen) in
den unterschiedlichsten Maschinen an.
75
brückbare Kluft, die hier nur durch die vier folgenden Merkmale
gekennzeichnet sei:
1. Das Gehirn des Menschen verfügt über Qualitäten [G2, 115-
130], die im Tierreich keine Parallelen finden. Damit verbunden
ist insbesondere das ausgeprägte Denkvermögen.
2. Der Mensch ist ein Sprachwesen (vgl. EW2), dessen Kommunikationssystem
sich gegenüber dem der Tiere durch den
kreativen Umgang mit seinem Lautsystem auszeichnet [G7,
112-130]. Er hat damit die einzigartige Fähigkeit der beliebigen
Zuwendung des Interesses zu allem und jedem; er hat
eine unvorstellbare Weite in der Wahrnehmung, indem er sich
sogar mit räumlich und zeitlich Abwesendem befassen kann;
er verfügt über Abstraktionsmöglichkeiten und ist zum metasprachlichen
Gebrauch seines Zeichensystems fähig.
3. Durch ein dazu besonders konstruiertes Organ – die Wirbelsäule
– ist nur der Mensch zum aufrechten Gang befähigt.
Dadurch werden die Hände nicht zur Fortbewegung benötigt
und stehen für andere Tätigkeiten zu Verfügung.
4. Nur der Mensch hat die Fähigkeit zu ausgeprägten Gefühlsregungen
(z.B. Freude, Trauer, Hoffnung, Lachen, Scham). Die
auch bei Tieren anzutreffenden Empfindungen halten keinem
Vergleich mit denen des Menschen stand.
Bibel: Nach der Bibel werden Mensch und Tier als deutlich
voneinander zu unterscheidende Wesen markiert:
1. Der Mensch wurde am sechsten Tag in einem von den Landtieren
deutlich unterschiedenen separaten Schöpfungsakt
»zum
Bilde Gottes« hin erschaffen. Die dreimalige Verwendung des
hebräischen Schöpfungsverbs »bara« in 1. Mose 1,27 hebt dieses
unmittelbare Schöpfungshandeln besonders hervor.
76
2. Nur dem Menschen hauchte Gott seinen Odem ein. Durch
die damit verbundene göttliche Gabe des Geistes (Pred 12,7;
1Thess 5,23) ist er überragend von der Tierwelt abgehoben.
3. Nur bei der Erschaffung des Menschen hat Gott direkt
»Hand angelegt«: »Da machte (hebr. jazar, engl. formed – gebildet,
geformt) Gott der HERR den Menschen aus Erde vom
Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase«
(1Mo 2,7). Das hebräische Wort »jazar« beschreibt im AT die
Tätigkeit des Töpfers, der durch Geschick und Ideenvielfalt
seine Werke formt. Ebenso hat Gott den materiellen
Anteil des
Menschen (Leib) aus Erde bereitet.
4. Nur der Mensch kann mit Gott in echte Kommunikation treten.
Nur er verfügt über die Gabe der Sprache und des Gebets,
um damit alle seine Gedanken dem Schöpfer gegenüber
äußern
zu können. Der Mensch ist schöpfungsmäßig auf eine besondere
Nähe und Unmittelbarkeit zu Gott hin ausgerüstet.
Er ist
auf Gemeinschaft mit Gott angelegt.
5. Nur der Mensch verfügt über die Fähigkeit des kreativen
Denkens und ist mit einem freien Willen ausgestattet. Nach
Psalm 8,6 war der Mensch »nur wenig niedriger denn Gott«
gemacht. So hat er die Gabe der freien Persönlichkeitsentfaltung,
konnte neuartige Erfindungen ersinnen und besaß die
Möglichkeit der kulturellen Entwicklung (Schreibkunst, Musik,
Geschichtsbewusstsein).
6. Sogar die Unterschiedlichkeit des Fleisches bleibt in der Bibel
nicht unerwähnt: »Nicht ist alles Fleisch einerlei Fleisch;
sondern ein anderes Fleisch ist der Menschen, ein anderes des
Viehs, ein anderes der Vögel, ein anderes der Fische« (1Kor
15,39). Dieser Befund hat seine molekularbiologischen
Konsequenzen:
Proteine machen den Hauptanteil
des Körpers aus.
Beim Menschen gibt es etwa 50 000 verschiedene
Arten davon,
77
die eine jeweils andere spezifische Funktion zu erfüllen haben.
Sie unterscheiden sich durch ihre Aminosäuresequenzen.
An einigen Positionen der Polypeptidkette
befinden sich bei allen
Organismen dieselben Aminosäuren,
da sie zur Aufrechterhaltung
der charakteristischen
Funktion des jeweiligen Proteins
dienen. Im Gegensatz zu dieser genauen Festlegung gibt
es andere Positionen, an denen die Aminosäure von Art zu Art
deutlich variiert.
7. Alles, was wir in dieser Welt sehen oder erkennen können,
ist »durch ihn« und auch »zu ihm geschaffen« (Kol 1,16), aber
nur dem Menschen ist eine so hohe Zielsetzung gegeben, dass
er das ewige Reich ererben kann: »Kommt her, ihr Gesegneten
meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn
der Welt« (Mt 25,34). Tiere sind zwar auch Geschöpfe
Gottes, aber sie haben nicht die Berufung zur Kindschaft Gottes
(Joh 1,12).
8. Im Gegensatz zum Tier ist der Mensch ein Ewigkeitsgeschöpf,
d.h., auch nach dem leiblichen Tod hört seine
Existenz
niemals auf (Lk 16,19-31). Aus dem verweslichen
Leib wird ein unverweslicher auferstehen (1Kor 15,42).
78
6. Beiträge zur Informatik
Über das Wesen des Lebens haben die Menschen seit jeher
nachgedacht. Kausal verknüpft damit ist die Frage nach dem
»Woher? Wozu? Wohin?« des Menschen. Gelangen wir bei
der »Woher-Frage« zu einer falschen Antwort, so werden wir
auch bei Weg und Ziel des Lebens unsere vorgesehene Bestimmung
verpassen. Leben begegnet uns in äußerst vielfältiger
und
komplexer Form, sodass selbst ein schlichter Einzeller
bei aller
Einfachheit dennoch so komplex und zielgerichtet
gestaltet
ist wie kein Erzeugnis menschlichen Erfindungsgeistes.
B.-O.
Küppers sieht das Problem der Lebensentstehung
gleichbedeutend
mit dem Problem der Entstehung biologischer Information
[K4, 250]. Mit folgender Einschränkung
kann der Verfasser
seiner Aussage zustimmen: Die Lösung des Problems der Entstehung
biologischer Information
ist eine unbedingt notwendige
– wenn auch noch nicht hinreichende – Voraussetzung zur Klärung
des Problems der Lebensentstehung. Aus diesem Grund
widmen wir dieser zentralen Thematik ein eigenes Kapitel.
6.1 Was ist Information? Die Sicht der Informatik (EW17)
Zu den grundlegenden Prinzipien des Lebens gehören Informationsübertragungsvorgänge.
Wenn Insekten Pollen von
Pflanzenblüten
überbringen, so ist dies in erster Linie ein Vorgang
der Informationsübertragung (von genetischer Information);
die beteiligte Materie ist dabei unerheblich. Es gilt allgemein:
Jede zu sendende Information benötigt zwei Voraussetzungen,
nämlich
– einen materiellen Träger, um sie zu speichern und Prozesse
zu steuern, und
– ein eindeutig definiertes Codesystem, um Gedanken durch
abbildbare Symbole zu ersetzen.
79
Somit können wir festhalten:
Satz 1: Zur Informationsspeicherung sind materielle Träger erforderlich.
Satz 2: Jeder Code beruht auf einer freien, willentlichen Vereinbarung.
Die Notwendigkeit eines materiellen Speichers hat manchen
dazu verleitet, Information nur als eine physikalische Größe
aufzufassen. Satz 2 macht deutlich, dass es sich schon beim
Code – erst recht aber bei der dargestellten Information – um
ein geistiges Konzept handelt. Allen Herstellungs-, Betriebsund
Kommunikationssystemen bei den Lebewesen liegt jeweils
ein äußerst zweckmäßiges Codesystem zugrunde. In der Evolutionslehre
bleibt die Herkunft des Codes ein prinzipiell unlösbares
Problem, weil nur rein materielle Ursachen einbezogen
werden dürfen, obwohl der Code eine geistige Idee repräsentiert.
Von Evolutionsanhängern wird diese Schwierigkeit
eingestanden,
wenngleich die Ursachen dieses Dilemmas unerwähnt
bleiben. So schreibt J. Monod [M3, 127]: »Das größte Problem
ist jedoch die Herkunft des genetischen
Codes und des Mechanismus
seiner Übersetzung.« Von den grundlegenden Sätzen
zum Informationsbegriff, die der Verfasser anderweitig bearbeitet
hat [G3, G7, G8, G9], wollen wir hier nur einige nennen:
Satz 3: Zu jeder Information gehören wesensmäßig die hierarchischen
Ebenen [G3, G7, G8, G9] Syntax (Code, Grammatik),
Semantik (Bedeutung), Pragmatik (Handlung) und
Apobetik (Ergebnis, Ziel). Diese Kategorien sind ihrer Struktur
nach nicht-materiell.
Satz 4: Jede Information impliziert einen Sender, und jede Information
ist für einen (oder mehrere) Empfänger gedacht.
80
Satz 5: Information ist wesensmäßig keine materielle, sondern
eine geistige Größe. Materielle Prozesse scheiden darum als
Informationsquelle aus.
Information ist dem Wesen nach auch kein Wahrscheinlichkeitsbegriff,
wiewohl man Zeichen nach statistischen Gesichtspunkten
betrachten kann (wie bei der Shannonschen Theorie),
sondern sie ist stets etwas willensmäßig Gesetztes. So können
wir drei weitere Sätze formulieren:
Satz 6: Information ist keine Zufallsgröße.
Satz 7: Jede Information bedarf einer geistigen Quelle (Sender).
Satz 8: Information entsteht nur durch Wille (Absicht, Intuition,
Disposition). Anders formuliert: Am Anfang jeder Information
steht ihre (geistige!) Disposition.
Aus den Sätzen 6 bis 8 folgt ein grundlegender Satz, der eine
Evolution mithilfe der so häufig genannten Faktoren Mutation
und Selektion ausschließt:
Satz 9: Mutation und Selektion scheiden als Quellen neuer Information
aus.
Nach den Sätzen 3, 7 und 8 repräsentiert Information etwas
Gedankliches (Semantik). Dieses Faktum führt alle Evolutionskonzepte
in die Enge, wie es B.-O. Küppers eingesteht:
»Eine Theorie der Entstehung des Lebens muss daher zwangsläufig
eine Theorie der Entstehung semantischer Information
umfassen. Und genau hier liegt die grundlegende
Schwierigkeit,
mit der jede naturwissenschaftliche Theorie der Lebensentstehung
konfrontiert wird. Die empirischen
Grundlagenwissenschaften
in ihrer traditionellen Form schließen Phänomene
81
der Semantik aus ihrem intendierten
Anwendungsbereich aus
… Die zentrale Frage im Hinblick auf das Problem der Lebensentstehung
ist also die, inwieweit sich der Begriff der semantischen
Information überhaupt objektivieren lässt und zum Gegenstand
einer mechanistisch orientierten Naturwissenschaft,
wie sie die Molekularbiologie darstellt, machen lässt.«
Wenn in der Evolutionslehre nur materielle Ursachen in Betracht
gezogen werden dürfen – auch als Quelle für Information
–, so hat man sich einer weltanschaulichen Voreinstellung
verpflichtet, die an den Erfahrungssätzen der Informatik
scheitert.
Der Kybernetiker D. M. McKay hat eine solche Denkvoreinstellung
wie folgt anschaulich charakterisiert:
»Es ist uns
unmöglich, nach einer Orientierungsmarke zu segeln, die wir
an den Bug unseres eigenen Schiffes genagelt haben.«
Es ist hilfreich, Information nach drei Arten des Zweckes zu
unterscheiden:
Satz 10: Am Anfang eines jeden herzustellenden Werkes stehen
der Wille und die Idee dazu. Daran schließt sich unter Einsatz
von Intelligenz (Ideenreichtum) die konzeptionelle Lösung
in Form von Herstellungsinformation an.
Satz 11: Betriebsinformation ist die notwendige Voraussetzung
für den funktionell festgelegten Ablauf eines Systems.
Satz 12: Kommunikationsinformation dient der Verständigung
zwischen Sender und Empfänger.
Fassen wir einige wichtige Merksätze zusammen, die den wissenschaftstheoretischen
Kriterien W7 und W11 genügen:
1. Es gibt keine Information ohne Code.
2. Es gibt keine Information ohne Sender.
82
3. Es gibt keine Information ohne geistige Quelle.
4. Es gibt keine Information ohne Wille.
5. Es gibt keine Information ohne hierarchische Ebenen (Statistik,
Syntax, Semantik, Pragmatik, Apobetik).
6. Es gibt keine Information durch Zufall.
6.2 Was ist Information? Die Sicht der Bibel (EW18)
In der Bibel finden wir jene Aspekte für Information, die uns
von der Informatik her inzwischen geläufig sind:
1. Der Code beruht auf Vereinbarung (syntaktischer Aspekt):
Jeder Code beruht auf freier und willentlicher Vereinbarung,
wobei verschiedene Zeichensätze einander zugeordnet werden
oder auch nur einzelne Zeichen mit Bedeutungen belegt werden.
Dies ist grundlegend für alle Codearten (z.B. Hieroglyphen,
Morsecode, div. Alphabete, EDV-Codes). Auch die Bibel
berichtet von freien Zeichenzuordnungen, die Gott trifft. So ist
das Zeichen an Kain ein Schutzzeichen (1Mo 4,15). Den Regenbogen
definiert Gott nach der Sintflut als Bundeszeichen zwischen
ihm und Noah: » …dass nicht mehr hinfort eine Sintflut
komme, die alles Fleisch verderbe« (1Mo 9,15). Das Blut
an den Häusern der Israeliten in Ägypten war ein Bewahrungszeichen
der Erstgeburt vor dem Tod (2Mo 12,13). Brot und
Wein im Mahl des Herrn sind Zeichen des Gedächtnisses an den
Tod Jesu und die dadurch erwirkte Rettung der Gläubigen.
2. Sprache als Bedeutungsträger (semantischer Aspekt): Die
Übertragung von Information ist identisch mit der Übermittlung
von Bedeutungsinhalten. Dazu ist ein dafür geeignetes
Sprachsystem erforderlich. Das gilt in gleicher Weise für jede
technische,
biologische oder kommunikative Information. In
1. Korinther 14,10+11 kommt dies deutlich zum Ausdruck: »Es
ist mancherlei Art der Sprache in der Welt, und ist nichts ohne
83
Sprache. Wenn ich nun nicht weiß der Sprache Bedeutung,
werde ich den nicht verstehen, der da redet, und der da redet,
wird mich nicht verstehen.«
3. Information verlangt eine Handlung (pragmatischer Aspekt):
»Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem
klugen Mann, der sein Haus auf den Felsen baute« (Mt
7,24).
4. Information setzt ein Ziel (apobetischer Aspekt): »Wer
mein Wort hört (Semantik) und glaubet dem, der mich gesandt
hat (Pragmatik), der hat das ewige Leben und kommt
nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen
(Apobetik)« (Joh 5,24).
6.3 Was ist Leben? Die Sicht der Evolutionslehre
Nach evolutionistischer Vorstellung wird das Leben als ausschließlich
materiell ablaufender Prozess gedeutet. So nennt
B.-O. Küppers vier notwendige Kriterien für die Existenz des
Lebens [K3, 53-55]:
– Die Fähigkeit zur Vermehrung
– Die Fähigkeit zur Mutation
– Die Fähigkeit zu Stoffwechsel und Metabolismus (Veränderung)
– Die Fähigkeit zur Evolution im Sinne Darwins.
Auch hier wird sofort offenbar, dass die Evolution die Rolle
der Voraussetzung spielt (siehe Basissatz E1). So verwundert
es nicht, dass für die Entstehung des Lebens ein evolutiver
Denkzwang besteht. Das Ergebnis liegt damit schon fest:
Leben ist ein rein materielles Ereignis, das somit physikalisch-
chemisch beschreibbar sein muss und sich von der unbelebten
Natur nur durch seine Komplexität unterscheidet.
84
Mit diesem Ansatz muss darum auch die Herkunft des Lebens
betrachtet werden können, wie es z.B. bei Hans Kuhn nachzulesen
ist [K5, 838-839]: »Im Folgenden wird von der Hypothese
ausgegangen, dass die Entstehung des Lebens ein physikalisch-
chemischer Prozess ist, der unter geeigneten Bedingungen
mit Notwendigkeit eintritt … Man hofft (durch
spielerische
Variationen), blindlings und automatisch zu selbstorganisierenden
und selbstreplizierenden Systemen zu gelangen
und zu verstehen, wie sich der bekannte genetische Apparat in
der erdgeschichtlich verfügbaren Zeit bilden konnte.« Zu Beginn
des 20. Jahrhunderts ging die Evolutionseuphorie
von Ernst
Haeckel sogar so weit, dass er den Chemiker
Emil H. Fischer,
der sich mit der Untersuchung von Eiweißstoffen befasste, glauben
machte [W1, 82]: »Kondensieren
Sie Ihr Zeug nur, eines
Tages wird’s schon krabbeln.« In Konsequenz dazu definierte
Friedrich Engels das Leben als »die besondere Daseinsform von
Eiweißkörpern«. Für M. Eigen ist das Leben ein Hyperzyklus,
und G. sowie H. v. Wahlert
bringen es auf die kurze Formel [W1,
79]: »Leben ist ein Ordnungszustand der Materie.« Seit Darwin
gibt es gegenüber
der Zeit davor einen tiefen Bruch im Verständnis
des Wesens des Lebens [W1, 73]: »Darwin machte das
Geistwesen
Mensch zum Produkt einer geistlosen Entwicklung.«
Die gedanklichen
Probleme gegenüber einem solchen Reduktionismus
im Verständnis des Lebens hofft Kuhn jedoch zu überwinden
[K5, 838]: »Die Schwierigkeit, die Entstehung
von Lebewesen
als physikalisch-chemische Erscheinung anzuerkennen,
die tief verwurzelte Vorstellung, ein System von der Komplexität
des genetischen Apparats könne niemals das Produkt des Zufalls
sein, hat das philosophische Denken stark beeinflusst. Die vorliegende
Arbeit soll ein Versuch sein, dieses psychologische Problem
zu überwinden.
« Die evolutionistische Definition für Leben
lässt sich auf die kurze Formel L1 bringen:
Leben = komplexe Materie = Funktion von (Chemie + Physik)
(L1)
85
Auch der bekannte Evolutionsbiologe E. Mayr beklagt, dass
insbesondere exakt arbeitende Wissenschaftler nicht bereit
sind, einen solchen Materialismus zu übernehmen [M1, 395]:
»Kein anderer Vorwurf ist dem Evolutionisten im Laufe der
letzten 100 Jahre häufiger gemacht worden, als der, dass die
Evolutionslehre materialistisch sei … es mutet jetzt wie ein
Treppenwitz der Weltgeschichte an, dass z.Z. die exaktesten
Wissenschaftler, nämlich Physiker und Mathematiker, die Unzulänglichkeit
der Evolution nachzuweisen
versuchen. Als
ich … vor einer kleinen Gruppe in Kopenhagen einen Vortrag
hielt, drückte mir Niels Bohr in der Aussprache seine starken
Zweifel aus. Seit damals sind diese Zweifel sogar das Thema
von wissenschaftlichen Konferenzen geworden.« In der Tat:
Die Zahl der Zweifler aus wissenschaftlichen Gründen steigt
stetig. Seit Jahren nimmt eine neue Wissenschaft progressiv an
Bedeutung
zu: die Informatik. Aus dieser Perspektive ergeben
sich ganz neue Einsichten in das Wesen des Lebens. Hatte
E. Jantsch noch geglaubt [J1, 411]: »Naturgeschichte, unter
Einschluss der Menschheitsgeschichte, kann als Geschichte der
Organisation von Materie und Energie verstanden
werden«, so
gehen wir im Folgenden von der Position
aus: »Information ist
ein zentraler Faktor alles Lebendigen!
«
6.4 Was ist Leben? Die Sicht der Information (EW19)
Materie und Energie sind zwar notwendige Grundgrößen des
Lebendigen, aber sie heben lebende und unbelebte Systeme
noch nicht grundsätzlich voneinander ab. Zum zentralen Kennzeichen
aller Lebewesen aber gehört »Information«. Damit ist
Leben noch keineswegs vollständig beschrieben,
aber ein zentraler
Faktor ist damit angesprochen. Nehmen wir die niedrigste
Stufe organischen Lebens – die sogenannten Viroiden, die eine
noch einfachere Form als Viren darstellen (bei denen das Lebewesen
nur aus einem Nukleinsäuremolekül besteht). Selbst bei
86
diesem Grenzfall ist Information die kennzeichnende Größe.
Das komplexeste informationsverarbeitende System ist zweifelsohne
der Mensch. Auch unter Verwendung der eingangs genannten
Sätze können wir nun aus der Sicht der Informatik folgende
gegenüber L1 erweiterte Formel L2 für Leben angeben:
Leben = materieller Anteil (physikalische und chemische
Aspekte)
+ immaterieller Anteil (Information aus geistiger
Quelle) (L2)
Diese Formel enthält gegenüber der Evolutionslehre eine entscheidende
Erweiterung und widerlegt damit ihren Basissatz
E3, dennoch ist L2 nicht hinreichend, weil sie nicht alle Phänomene
des Lebendigen erklären kann (wie z.B. die Formbildung
beim Wachstum gesteuert wird; Bewusstsein, Verantwortung).
In [G7, 136-139] hat der Verfasser drei Klassen der Erscheinungsform
von Information eingeführt, die auch in Lebewesen
auftreten:
1. Herstellungsinformation: Notwendig, sicherlich aber nicht
hinreichend für die Entstehung eines Lebewesens ist die genetische
Information. Sie verschlüsselt bei allen Lebewesen
den
eigenen Bauplan und sorgt dafür, dass er möglichst effizient
von Generation zu Generation weitergereicht wird. Sie ist im
Weizenkorn dafür verantwortlich, dass eine neue Pflanze heranwächst,
die dann ihrerseits wieder Weizenkörner
als Frucht
trägt. Ebenso liegt nach der Verschmelzung des männlichen
Spermiums mit der weiblichen Eizelle die genetische Kombination
für den neuen individuellen Menschen
fest. Die Embryonalentwicklung
ist dann ein Prozess, der ohne die mitgegebene
Herstellungsinformation nicht ablaufen könnte. Diese
spezifische Information ist maßgebend
– wenn auch nicht ausreichend
– für den Aufbau der jeweiligen Struktur. Trotz Verwendung
weniger gleichartiger
Materiebausteine (20 Amino87
säuren) entscheidet das Programm darüber, ob eine Eiche, eine
Rose, ein Schmetterling, eine Schwalbe, ein Pferd oder ein
Mensch gebaut wird. Das Wichtigste
am übertragenen Erbgut
ist nicht der notwendige materielle Anteil, sondern die darin
enthaltene Information, und diese ist nicht-materieller Natur.
2. Betriebsinformation: Je nach Art der Lebewesen gibt es
eine unübersehbare Fülle von installierten Informationsverarbeitungssystemen,
die den internen »Betrieb« des Lebewesens
ermöglichen:
– Alle notwendigen Betriebs- und Strukturstoffe müssen in
der Zelle synthetisiert werden. Beim Menschen sind es allein
50 000 verschiedene Proteine, die nach exakter chemischer
und verfahrenstechnischer Vorschrift aufzubauen
sind. Versagt in dieser komplexen Programmsteuerung
auch nur die Erzeugung eines Stoffes, so kann das lebensbedrohend
sein (z.B. Insulin).
– Das Nervensystem dient als Übertragungsnetz aller relevanten
Informationen zur Steuerung der Zusammenarbeit
aller Organsysteme sowie zur Steuerung der Motorik aller
Gliedmaßen.
– Hormone übertragen als chemische Signale innerhalb des
Organismus Steuerbefehle für gewisse Wachstumsprozesse
und realisieren zahlreiche physiologische Funktionen.
3. Kommunikationsinformation: Die Kommunikation
– insbesondere
mit Artgenossen – spielt eine weitere zentrale
Rolle im Dasein der Lebewesen. Dazu sind Sende- und Empfangssysteme
installiert, die wohl zu den staunenswertesten
Werken der Schöpfung überhaupt gehören. Im Tierreich dienen
die Kommunikationssysteme im Wesentlichen zur Sexualwerbung
(z.B. Balzrufe der Vögel, Sexualduftstoffe bei Insekten),
zur Futtermitteilung (Schwänzeltanz bei Bienen),
Feindmitteilung
(Pheromone bei Ameisen), Arbeitsteilung
zwischen den
88
Mitgliedern von Tierfamilien oder Tierstaaten
(z.B. Ameisen,
Bienen) oder Befriedung von Wirtstieren
(Allomone der Ameisen
befrieden die Raupen der Bläulinge). Für die unterschiedlichen
Messsysteme des Signalempfangs sind Konzeptionen
realisiert, über deren Ideenvielfalt man ebenso ins Staunen gerät
wie über die Grenzwerte gerade noch registrierter Messwerte.
Einige Beispiele
sollen diesen Gedanken auch zahlenmäßig
veranschaulichen:
– Die Subgenualorgane von Laubheuschrecken reagieren
noch auf Schwingungen der Unterlage mit einer Amplitude
von nur 5·10–10 cm. Das ist 1/25 des Durchmessers der ersten
Elektronenbahn des Wasserstoffatoms.
– Das menschliche Ohr ist bis an die Grenze des physikalisch
Möglichen ausgelegt. Die Hörschwelle liegt bei
10–12 W/m2.
– Die Malaien-Mokassinschlange kann unabhängig von ihrer
Eigentemperatur mithilfe ihres Grubenorgans eine Temperaturveränderung
von 1/1000 °C messen.
– Bei dem Seidenspinner Bombyx mori genügt bereits 1 Molekül
des Sexualduftstoffes (Pheromon Bombykol) des
Weibchens, um von den Antennen des Männchens noch
wahrgenommen zu werden. Bei dieser Leistung ist zu
bedenken, dass 1 cm3 Luft unter Normalbedingungen
26,9·1018 (also 27 Millionen Billionen) Moleküle enthält.
Deutlich abgehoben von allen Kommunikationssystemen der
Tiere ist die Sprache des Menschen. Dieses wirkungsvolle
Werkzeug der artikulierten Lautsprache dient nicht nur allein
der Verständigung; sie bildet die Grundlage des Denkens
und aller
geistigen Tätigkeit überhaupt. Die deutsche Sprache verfügt
über 300 000 bis 500 000 Wörter. Das Sprachsystem
gestattet
die Verknüpfung der Wörter mit ihren zahlreichen
Formen zu
Sätzen und Texten in praktisch nicht mehr berechenbare Kombinationsmöglichkeiten.
Entsprechend hoch ist die Zahl der da89
mit ausdrückbaren Gedanken. Kein Tierkommunikationssystem
verfügt über diese kreative Möglichkeit; es ist nur für eng begrenzte,
»eingefrorene« Ausdrucksformen konzipiert.
Die zentrale Steuerung fast aller Informationsabläufe geschieht
im Gehirn. Es ist das komplexeste und damit auch das am wenigsten
verstandene Organ. Das Gehirn ist lebensnotwendig
für
den Ablauf der meisten biologischen Funktionen.
Ist das Gehirn
tot, so stirbt damit auch der Organismus (zerebraler Tod;
vgl. EW5).
Nach den genannten Sätzen der Informatik verlangen alle diese
Informationssysteme eine geistige Quelle. Die evolutionistischen
Versuche einer rein mechanistischen Erklärung des Lebens
übersehen diese Fakten und ignorieren diese nachprüfbaren
Sätze.
6.5 Was ist Leben? Die Sicht der Bibel (EW20)
Wir haben bisher Information als ein zentrales Merkmal des
Lebens herausgestellt. Die Erkenntnis, dass Information als
eine geistige Größe zu sehen ist, bewahrt uns davor, das Leben
nur mechanistisch deuten zu wollen. Damit ist das Wesen
des Lebens jedoch noch nicht voll erfasst, wie sofort einzusehen
ist: Im Augenblick des Todes ist noch sämtliche DNS-Information
in den Zellen vorhanden; die Systeme zur Betriebsund
Kommunikationsinformation sind allerdings schon ausgefallen.
Zwischen lebenden und toten Organismen
muss also
noch ein anderer gravierender Unterschied bestehen, der nicht
im Bereich des Materiellen zu suchen ist. Gilbert Ryle hat diesen
Aspekt wie folgt beschrieben [zitiert in D1, 111]: »Zwar ist
der menschliche Körper eine Maschine, aber keine gewöhnliche
Maschine, da einige ihrer Funktionen durch eine weitere
Maschine in seinem Innern gesteuert werden, und diese innere
90
Steuermaschine ist von ganz besonderer Art. Sie ist unsichtbar,
unhörbar und hat weder Größe noch Gewicht. Man kann sie
nicht zerlegen, und die Gesetze, denen sie gehorcht, sind nicht
dieselben wie die, die gewöhnliche Ingenieure kennen.« Damit
ist die Seele des Menschen angesprochen, die zu seinem nichtmateriellen
Anteil gehört (vgl. auch EW8). Sie ist weder physikalisch
noch chemisch nachweisbar, sie offenbart sich aber
im Wesen des Menschen, insbesondere in seinem freien Willen
(ausführlicher
in [G2, 190-194]). Nun haben wir schon mehrfach
darauf hingewiesen, dass auch der immaterielle Anteil des
Menschen seine Herkunft dem Schöpfer verdankt. So können
wir nach biblischer Lesart folgende Aussage festhalten:
Satz: Es gibt kein Leben ohne göttlichen Willen.
Aus dem biblischen Zeugnis können wir folgende Formel L3
ableiten, die über L2 deutlich hinausgeht:
Leben = materieller Anteil (strukturelle Erscheinung)
+ immaterieller Anteil 1 (= von Gott codierte
Herstellungs-,
Betriebs- und Kommunikationsinformation)
+ immaterieller Anteil 2 (= Seele, Geist) (L3)
Diese Formel weist über die naturwissenschaftlich erforschbaren
Möglichkeiten hinaus. Damit haben sich die Basissätze
E3 und E5 der Evolutionslehre als falsche Ausgangspositionen
erwiesen.
6.6 Die Herkunft der biologischen Information und des
Lebens
Paul Davies ist der Ansicht [D1, 88]: »Damit Leben entsteht,
brauchen Atome nicht belebt zu werden, man muss sie lediglich
91
in der richtigen komplexen Weise anordnen.« Diese mechanistische
Reduktion ist schon aufgrund der in den Lebewesen »installierten
« Information unangemessen. Auch H. Kuhn spürt
diesen Mangel an seinem Evolutionsmodell, wenn er fragt [K5,
838]: »Es ist unklar, wie sich die ersten biologischen Systeme
bilden konnten … Sie mussten bereits einen Mechanismus haben,
der wie der genetische Apparat der heutigen Organismen
mit raffinierter Strategie arbeitet. Wie konnten solche Systeme
entstehen? Reichen die Gesetze der physikalischen Chemie
aus, um diesen Vorgang zu verstehen, oder muss man noch
unbekannte Prinzipien postulieren?« Solange man eine geistige
Informationsquelle ausschließt, beabsichtigt man das »Perpetuum
mobile der Information« zu erfinden. Einen solchen Versuch
unternimmt auch B.-O. Küppers in seinem Buch mit dem
vielversprechenden Titel »Der Ursprung biologischer
Information
« [K4]. Statt einer konsequenten naturwissenschaftlichen
Betrachtung, die ihn auf die geistige Urheberschaft
aller Information
geführt hätte, betreibt er eine Naturphilosophie, bei der
er sich einem »molekulardarwinistischen
Ansatz« verpflichtet
weiß. Insbesondere sind folgende Einwände gegen seine Vorgehensweise
zu erheben:
1. Von Küppers wird anerkannt, dass vom Menschen erstellte
Artefakte (lat. arte factum = durch Kunst Gemachtes) im Hinblick
auf eine im Voraus geplante Nutzung und Leistung hergestellt
werden. Die Gestalt des künstlichen Objektes wird vom
Endzweck her bestimmt. Sein Ansatz »Für die natürlichen Objekte
setzen wir hingegen keinerlei Endzweck voraus« (S. 34)
wird durch die Realität hochgradig zweckorientierter
Organe
(z.B. Gehirn, Gliedmaßen, innere Organe) und Mechanismen
(z.B. zielorientierte programmgesteuerte
Proteinsynthese, Sensorsysteme,
Informationsübertragungssysteme)
in den Lebewesen
widerlegt.
92
2. Küppers ignoriert zwei grundlegende durch Erfahrung erwiesene
Sätze (vgl. Sätze 3 und 4):
– »Jede Information hat einen apobetischen Aspekt (griech.
apóbainon = Ergebnis, Erfolg, Ausgang, Ziel, Teleologie)«.
– »Jede vorhandene Information impliziert eine geistige
Quelle als Sender«.
3. Einerseits erkennt er: »Jeder komplizierte Arbeitsprozess erfordert
einen Plan … Wir wissen heute, dass den Stoffwechselprozessen
ein bis in alle Einzelheiten festgelegter Plan zugrunde
liegt« (S. 36), andererseits aber ignoriert er gerade den,
der diesen informationsgesteuerten Plan gegeben hat. An anderer
Stelle trifft er auf einen Kernpunkt des Wesens von Information,
ohne ihn folgerichtig weiterzudenken: »Von Information
kann nur im Zusammenhang mit einem Sender und einem
Empfänger gesprochen werden. Für die Darstellung und Übertragung
von Information sind Zeichen erforderlich …, ihr Erkennen
setzt eine semantische Übereinkunft
zwischen Sender
und Empfänger voraus« (S. 62). Die Schlussfolgerung, dass Information
eine geistige Größe ist und darum nur eine intelligente
Quelle in Frage kommt, ist hier zum Greifen nahe. Seine
philosophische Voreinstellung verschließt ihm allerdings diese
naheliegende Erkenntnis.
4. Küppers fasst in seinem molekulardarwinistischen Ansatz
den Informationsbegriff fälschlicherweise als eine materielle
Größe auf. Damit steht er im Widerspruch zu den genannten
Erfahrungssätzen 2, 3, 5, 7, 8 und 10. Schon der bekannte Kybernetiker
Norbert Wiener hatte darauf hingewiesen, dass Information
nicht von physikalischer Natur sein kann: »Information
ist Information, weder Materie noch Energie. Kein Materialismus,
der dieses nicht berücksichtigt, kann den heutigen Tag
überleben.«
5. Zu dem Küppersschen Modell gibt es keine experimen93
tellen Befunde, wonach sich im molekularen Bereich Information
von selbst bildet. Der Ansatz hat somit keine naturwissenschaftliche
Tragfähigkeit, sondern bleibt trotz solchen
Anscheins ein rein philosophisches Gedankengebäude ohne
Realitätsbezug.
6. Die auf den Seiten 126-136 von Küppers beschriebene Computersimulation
sollte zeigen, wie aus einer Anfangsfolge
von
Buchstaben ein Zielwort durch einen Selektionsmechanismus
evolviert. Die im Evolutionssystem so verpönte
Zielgröße wird
hier allerdings in Form des Zielwortes fest vorgegeben. Damit
hat sich der molekulardarwinistische Ansatz selbst ad absurdum
geführt. Es ist damit erneut gezeigt: Information kann
nicht von selbst entstehen. So wird der Nachweis, der zu erbringen
war, leider nur vorgetäuscht.
Diese Ausführungen sollten noch einmal verdeutlichen: Bisher
sind alle vorgetragenen Konzepte einer autonomen Informationsentstehung
in der Materie an der Erfahrung gescheitert. So
wenden wir uns nun einem in der Evolutionslehre
unbekannten
bzw. von ihr abgelehnten Prinzip, nämlich
dem Zeugnis der Bibel,
zu:
Die aus der Sicht der Informatik zu fordernde geistige Informationsquelle
für jegliche Information – und damit auch für
die biologische Information – wird in der Bibel bereits auf der
ersten Seite erwähnt: »Am Anfang schuf Gott« (1Mo 1,1).
In weiterführender Offenbarung beharrt das NT immer wieder
darauf, dass Christus der Schöpfer ist (Joh 1,1-4+10; Kol
1,15-17; Hebr 1,1-2). Jede Theorie der Ursprünge, ob evolutionistisch
oder gar kreationistisch, die an Christus vorbeiführt,
muss darum unvermeidlich zu falschen Schlussfolgerungen
führen. Die atheistische Evolution führt definitionsgemäß
von
Christus weg, und die theistische Evolution, die Gott oder einer
94
Gottheit Platz einräumt, ist ebenso ungeeignet zur Erklärung der
Herkunft des Lebens, weil die wesentliche Schöpferrolle Christi
von der Betrachtung ausgeschlossen ist. Das NT nennt in Kolosser
2,3 Jesus Christus als die Quelle aller Schätze der Weisheit
und damit auch als die Quelle der biologischen Information.
Ebenso stellt der Prolog des Johannes-Evangeliums in einzigartiger
Weise die Identität der Informationsquelle mit Jesus,
dem fleischgewordenen Wort Gottes, heraus: »Im Anfang war
das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
… Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe
ist nichts gemacht, was gemacht ist … Er war in der Welt, und
die Welt ist durch ihn gemacht« (Joh 1,1+3+10). Die zuvor genannten
Sätze – insbesondere 5, 7 und 8 – finden somit auch
ihre biblische Bestätigung, denn die in den biologischen Systemen
enthaltene Information verlangt einen genialen Ideengeber.
Neue Information kann nur durch einen kreativen Denkprozess
entstehen. Weisheit, Rat und große Gedanken entsprechen einander
und sind Synonyme für die heute gängigen Begriffe Intelligenz
und Information. In vielfältigen
Ausdrucksweisen bezeugt
die Bibel diesen Sachverhalt:
Sprüche 3,19: »Denn der Herr hat die Erde durch Weisheit
gegründet und durch seinen Rat die Himmel
bereitet.«
Psalm 40,6: »Herr, mein Gott, wie groß sind deine Wunder
und Gedanken.«
Psalm 104,24: »Herr, wie sind deine Werke so groß und viel!
Du hast sie alle weislich geordnet, und die
Erde ist voll deiner Güter.«
Alle diese Aussagen haben deutlich werden lassen, Christus
ist nicht nur der Urheber aller biologischen Information,
er ist
auch der Schöpfer allen Lebens. Wenn diese Antwort
wahr ist,
sind damit alle evolutionistischen Denkansätze zur Herkunft
des Lebens falsch.
95
7. Fortwährender Evolutionsprozess oder
vollendete Schöpfung?
Evolution: Hiernach beruhen der gesamte Kosmos, unsere
Erde und alles Leben auf einer äußerst langsamen Höherentwicklung
vom Einfachen zum Komplexen hin, von wenig zu
höher Strukturiertem, von Unbelebtem zu Belebtem, von niederen
zu höheren Lebensstufen. Dabei organisierten sich die
Lebewesen in einer stammesgeschichtlichen Entwicklung bis
zum Menschen hinauf. Dieser Prozess ist nach evolutionistischer
Auffassung keineswegs abgeschlossen, denn alle früher
lebenden Individuen waren nur Durchgangsstationen für das
derzeit vorhandene Leben, und die heutigen Individuen
sind
entsprechend als Durchgangsstationen für das Kommende aufzufassen
(siehe Basissatz E11 der Evolutionslehre).
In diesem
Sinne glaubt Wuketits [W7, 275]: »Die Evolution
als solche
brauchen wir nicht als abgeschlossen zu bezeichnen. Es scheint
legitim, von der künftigen Evolution die Ausbildung neuer Arten
und neuer Differenzierungsgrade
zu erwarten.« Die folgenden
Zitate belegen diese angenommene
fortwährende evolutive
Entwicklung auf verschiedenen
Gebieten:
1. Fortwährende kosmische Evolution: »Nicht nur das Leben,
sondern auch der gesamte Kosmos hat eine Entwicklung
durchgemacht. Beginnend mit einem singulären Zustand, dem
Urknall mit immenser Dichte und Temperatur, hat sich in etwa
15 Milliarden Jahren der heutige Zustand des Universums
gebildet
« (R. Siewing [S3, XIX]). Aus evolutionistischer Sicht
ist dieser Vorgang keineswegs abgeschlossen. So beschreibt
R. Breuer ein sehr fernes Evolutionsstadium [B7, 51]: »Die
Sonne könnte jedoch auch gemeinsam mit der Erde aus der
Milchstraße geschleudert werden. Dann hätte die Erde in der
dunklen Abgeschiedenheit des intergalaktischen Raumes alle
Zeit, im Zeitlupentempo in den Schwarzen Zwerg zu stürzen,
96
der einmal eine Sonne war. Zu diesem Zeitpunkt, nach 1020
Jahren, wäre die klassische Evolution des Kosmos abgeschlossen.
« S. Weinberg sprach mit Recht von der »dunklen Wolke
der großen Ungewissheit«, die über einem solchen kosmologischen
Modell schwebt.
2. Fortwährende biologische Evolution: »Nicht länger lassen
sich Mensch und Tier als … in sich vollendete Geschöpfe eines
paradiesischen Sechstagewerkes verstehen, sondern die Arten
entstanden in langen Epochen der Erdgeschichte nacheinander,
sich vervollkommnend und wandelnd, aussterbend
oder neu
abzweigend aus einem Strom aufwärts gerichteter, auf immer
höhere organische Vollkommenheit zielender lebender Materie,
schließlich sich zur heutigen Formenvielfalt
entwickelnd«
(J. Illies [I2, 33]).
3. Fortwährende Evolution des Menschen: »Wir sind das
Höchste, was die großen Konstrukteure des Artenwandels auf
Erden bisher erreicht haben, wir sind ihr ›letzter Schrei‹, aber
ganz sicher nicht ihr letztes Wort … Wenn ich den Menschen
für das endgültige Ebenbild Gottes halten müsste, würde ich
an Gott irrewerden. Wenn ich mir aber vor Augen halte, dass
unsere Ahnen in einer erdgeschichtlich betrachtet erst jüngstvergangenen
Zeit ganz ordinäre Affen aus nächster
Verwandtschaft
des Schimpansen waren, vermag ich einen Hoffnungsschimmer
zu sehen. Es ist kein allzu großer Optimismus nötig,
um anzunehmen, dass aus uns Menschen noch etwas Besseres
und Höheres entstehen kann … Das lang gesuchte Zwischenglied
zwischen dem Tiere und dem wahrhaft humanen Menschen
– sind wir!« (K. Lorenz [L2, 215-216]).
Bibel: Der gesamte Kosmos mit den unzählbaren Gestirnen,
alle Grundtypen der Lebewesen sowie der Mensch sind durch
direkte Schöpfungsakte Gottes innerhalb der im 1. Buch Mose
beschriebenen Schöpfungswoche geschaffen. Damit war die
97
Schöpfung in sich fertig und vollendet. Alle biologischen Änderungen,
die seitdem aufgetreten sein mögen, haben nur zu
Veränderungen (z.B. Rassenbildung) innerhalb der ursprünglichen
Arten geführt.
1. Mose 2,2: »Und also vollendete Gott am siebenten Tage
seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten
Tage von allen seinen Werken, die er
machte.«
Hebräer 4,3: »Nun waren ja die Werke von Anbeginn der Welt
fertig.«
98
8. Die Auswirkungen der Theistischen
Evolutionslehre
8.1 Gefahr Nr. 1: Die Preisgabe zentraler Aussagen der
Bibel
1. Die Bibel als verbindliche Informationsquelle: Die Bibel ist
voller Zeugnisse, dass wir es bei dem Schriftwort mit einer von
Gott autorisierten Quelle der Wahrheit zu tun haben. Die Propheten
des AT nahmen diese Stellung ebenso ein (z.B. Jes 1,10;
Jer 7,1; Hos 4,6) wie die Apostel des NT (z.B. 2Tim 3,16; 2Petr
1,21). H. W. Beck folgert aus dem Zeugnis der archäologischen
Forschung [B1, 39]: »Die Hypothese einer langen mündlichen
Tradition und eines langen evolutiven literarischen
Entstehungsprozesses
hat keine Wahrscheinlichkeit für sich.« Die
Apostel waren nicht nur ausgezeichnete Kenner der Schrift,
sondern, durch den Heiligen Geist befähigt, ist ihnen auch der
tiefere Sinn erschlossen worden. Paulus als das auserwählte
Werkzeug Gottes, der seine Information durch eine Offenbarung
Jesu Christi erhielt (Gal 1,12), hatte das eindeutige
Bekenntnis: »Ich glaube allem, was geschrieben steht« (Apg
24,14). Petrus bezeugt, dass er nicht klugen Fabeln gefolgt ist,
sondern als Augenzeuge berichtet (2Petr 1,16). Den besonderen
Schlüssel zum Verständnis der Schrift finden wir bei dem
Sohn Gottes selbst. Jesus bezeugt die Unverbrüchlichkeit
seines
Wortes für alle Zeiten (Mt 24,35). Er gibt die Garantie: »Es
wird alles vollendet werden, was geschrieben ist« (Lk 18,31).
Er autorisierte alle bedeutungstragenden Elemente des biblischen
Textes (z.B. Lk 16,17) und bestätigte alle biblischen
Erzählungen
des AT (z.B. die Erschaffung des ersten Menschenpaares:
Mt 19, 4-5; die weltweite Sintflut mit dem Untergang
aller Landlebewesen: Mt 24, 38-39; die Jonageschichte: Mt
12,40-41) als reale geschichtliche Ereignisse in Raum und Zeit.
In [G6] hat der Verfasser die Bibelfrage ausführlich bearbeitet.
99
2. Das Verhältnis von AT zu NT: Das NT zitiert in großer Fülle
Aussagen des AT, dennoch ist das NT nicht nur ein Kommentar
zum AT. Das NT ist die Erfüllung des AT: »Diese (Menschen
des AT) haben durch den Glauben das Zeugnis Gottes empfangen
und doch nicht erlangt, was verheißen
war, weil Gott etwas
Besseres für uns zuvor ersehen hat« (Hebr 11,39-40). In
Christus hat sich alles erfüllt. Insofern
ist das AT der unverzichtbare
Zubringer – wie bei einer Autobahn – zum NT. Vom
AT sagt Jesus: »Ihr suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr
habt das ewige Leben darin; und sie ist es, die von mir zeuget«
(Joh 5,39). Das NT ist dennoch ein Novum, weil vieles erst hier
offenbart
wird. Vom NT aus gewinnen wir erst den rechten Zugang
zum AT, weil sich dessen Schriften auf Christus beziehen.
Dieses Prinzip hat Jesus den Jüngern auf dem Weg nach
Emmaus erschlossen.
Das AT wird – bis auf die in Christus erfüllten
Gesetzesvorschriften
(Hebr 9,10) und Opferpraktiken
(Hebr 10, 1b+4) – in allen Aussagen voll aufrechterhalten.
3. Die Lesart des Schöpfungsberichtes: Die häufig genannte
Argumentation, »wir können Gott bezüglich der Schöpfung
nicht in die Karten schauen«, klingt demütig und auf den ersten
Blick sogar einsichtig. Sie ist aber falsch, weil sie dem Willen
Gottes widerspricht, sein Wort in allen Aspekten ernst zu nehmen
(Jer 22,29; Joh 8,47; 2Tim 1,13). So wollen wir dankbar
sein für alle Information, die uns im Schöpfungsbericht
selbst
und an zahlreichen anderen Stellen gegeben ist. Die Schöpfungsgeschichte
der Bibel ist aus folgenden Gründen weder als
Mythos noch als Gleichnis oder Allegorie,
sondern als Bericht
zu lesen:
– Es werden biologische, astronomische und anthropologische
Sachaussagen in lehrhafter Form dargelegt.
– Für die physikalisch genannten Zeiteinheiten »Tag« und
»Jahr« werden – wie auch in der modernen Messtechnik üblich
– die zugehörigen Messmethoden genannt
(1Mo 1,14).
100
– In den Zehn Geboten begründet Gott die sechs Arbeitstage
und den Ruhetag mit seinem im Schöpfungsbericht beschriebenen
Handeln in gleicher Zeitdauer (2Mo 20,8-11).
– Jesus bezieht sich im NT wiederholt auf Fakten der Schöpfung
(z.B. Mt 19, 4-5).
– Nirgends gibt die Bibel bei Bezügen zur Schöpfung einen
Hinweis darauf, dass der Schöpfungsbericht anders zu lesen
ist denn als Bericht.
An diesen Grundpositionen des von Jesus, den Propheten und
Aposteln vertretenen Schriftverständnisses rüttelt die theistische
Evolutionslehre mit aller Vehemenz. Die biblisch bezeugten
Geschehnisse werden zu mythischen Sprachbildern
verzerrt, und der wort- und sinngetreue Umgang mit der Botschaft
der Bibel wird geradezu als Gräuel und Aberglaube
empfunden. In diesem Sinne schreibt H. v. Ditfurth [D3, 295-
296]:
»Die wörtliche Bedeutung der mythischen Sprachbilder,
mit denen die Theologen ihre Botschaft weitergeben, hatte
mit dem Inhalt der Botschaft von allem Anfang an am allerwenigsten
zu tun. Sie galt nicht einmal in jener Zeit vor
2000 Jahren, in der diese Bilder als Ausdruck lebendigen
Glaubens entstanden … Das liegt heute zwei Jahrtausende
zurück. Für uns gilt das nicht mehr. Mit dem damaligen kulturellen
Umfeld, dem zur Zeit von Christi Geburt erlebten
Weltbild und dem Selbstverständnis der jüdisch-römischen
Gesellschaft sind auch die semantischen ›Obertöne‹ der damals
geprägten mythologischen Formeln seit Langem verschollen
… Das, was wir heute vor uns haben, ist nur noch
das Skelett, das nackte Gerüst der Wörter und Sätze. Sie erfüllen
uns dann als das Echo der Zeit, aus der sie stammen,
mit Respekt und Ehrfurcht. Der Umfang der Bedeutungen
aber, die Tiefe des Sinnes, der sich einst mit ihnen verband,
ist ihnen längst abhanden gekommen … Wenn mytholo101
gische Aussagen aber auf ihren bloßen Wortsinn reduziert
werden, dann gerinnen sie zum Aberglauben.«
Vertreter der theistischen Evolution gibt es in der Spannweite
kritischer Theologie und Philosophie (z.B. C. Westermann,
G. Altner, C. F. v. Weizsäcker, T. de Chardin) bis hin zu evangelikal
orientierten Autoren (J. Illies, H. Rohrbach). Bibeltreue
Auffassungen werden in ihren Publikationen i.a. als »unverbesserlich
« und »fundamentalistisch« diffamiert (z.B. J. Illies
[I3, 43], H. v. Ditfurth [D3, 306]).
Das Festhalten an den Gedankengängen der theistischen Evolutionslehre
führt zur Preisgabe zentraler biblischer Aussagen
und damit zum Ungehorsam gegenüber Gott. Die Bibel warnt
vor einem solchen Verhalten:
1. Samuel 15,23: »Weil du nun des Herrn Wort verworfen
hast, hat er dich auch verworfen.«
Apostelgesch. 13,46: »Nun ihr es (= das Wort Gottes) aber
von euch stoßet, achtet ihr euch selbst
nicht wert des ewigen Lebens.«
8.2 Gefahr Nr 2: Die Verdrehung des Wesens Gottes
Jesus zeigt uns Gott als den Vater im Himmel, der absolut vollkommen
ist (Mt 5,48), und die Engel rufen einander zu: »Heilig,
heilig, heilig ist der Herr Zebaoth« (Jes 6,3). Gott ist allmächtig
(1Mo 17,1); er ist der »Vater des Lichts, bei welchem
keine Veränderung noch Wechsel ist« (Jak 1,17). Der 1. Johannesbrief
nennt drei grundlegende Wesensarten Gottes:
– Gott ist Liebe (1Joh 4,16)
– Gott ist Licht (1Joh 1,5)
– Gott ist Leben (Ps 36,10; 1Joh 1,1-2).
102
Jesus ist als der Sohn Gottes der wahrhaftige Gott und das
ewige Leben (1Joh 5,20). »Durch ihn hat Gott auch die Welt
gemacht« (Hebr 1,2). Er ist »sanftmütig und von Herzen demütig
« (Mt 11,29), und »in ihm ist keine Sünde« (1Joh 3,5).
Wenn ein Gott mit solcher Wesensart etwas schafft, dann kann
das Ergebnis nur lauten: »Seine Werke sind vollkommen
« (5Mo
32,4), oder: »Und siehe da, es war sehr gut« (1Mo 1,31). Wenn
der Darwinismus als Prinzip der Lebensentstehung
»the survival
of the fittest« nennt, d.h., der am besten Angepasste setzt
sich durch, das Überlegenere gewinnt im Kampf ums Dasein,
das Unangepasste wird ausgemerzt,
dann wird damit eine Methode
genannt, die dem Wesen Jesu als Schöpfer völlig widerspricht.
Nach der Entwicklungslehre werden alle Fortschritte der Evolution
mit Leiden und Tod erkauft, die Verbesserung der Arten
geht – wie es C. F. v. Weizsäcker formulierte – »über die
Leichen der Individuen«. Hans Sachsse stellt bedauernd und
anklagend fest [HT52, 51]: »Wir können uns des Eindrucks
nicht erwehren, dass alles nicht so ist, wie es sein sollte. Mit
welch ungeheurem Ausmaß an Schmerz und Leid bahnt sich
die Entwicklung ihren Weg. Was wir an der Evolution wahrnehmen,
ist nicht nur wunderbar, sondern auch grausam. Der
Tod ist die Strategie der Evolution zur Steigerung der Lebendigkeit.
« Die biblisch bezeugten Wesensarten Gottes werden
ins Gegenteil verdreht, wenn ihm Tod und Grausamkeit
als Schöpfungsprinzipien unterstellt
werden. Der Theologe
und Vertreter der theistischen Evolution, Wolfgang Böhme,
geht sogar so weit, dass er die Sünde zum notwendigen Evolutionsfaktor
verharmlost [HT57, 89-90 (HT = Herrenalber
Texte)]:
»Ist Sünde nicht eher marginal, eine Erscheinung am Rande
des großen Prozesses der Evolution, vielleicht sogar eine
notwendige Erscheinung, wenn die Entwicklung
voran103
schreiten soll? Die Natur sündigt nicht. Kann der Mensch
sündigen, wenn er doch nur ihr Produkt, ein Glied in der
Kette ihrer Hervorbringungen ist, von Erde ›genommen‹,
zu der er wieder werden muss? Teilhard de Chardin meinte,
dass Sünde den Evolutionsprozess mit Notwendigkeit begleite,
dass sie das ›Risiko‹ und der ›Schatten‹ sei, den alle
Schöpfung mit sich bringe … Der Mythos vom Sündenfall
steht am Anfang der Bibel.«
Bei dieser Denkweise ist nur noch ein winziger Schritt nötig,
um Gott in völliger Selbstüberschätzung anzuklagen:
»Wie kann … Gott dafür entschuldigt werden, dass er eine
Welt geschaffen hat, die von allem Anfang an erfüllt ist mit
Leiden jeder nur denkbaren Art – Schmerzen und Angst und
Krankheit? Wie kam das Böse in die Welt, wenn die Welt
eine Schöpfung Gottes ist? … jeder gläubige
Mensch muss
mit der Frage fertig werden, wie die Unvollkommenheit der
Welt mit der Allmacht Gottes in Einklang zu bringen ist«
(H. v. Ditfurth [D3, 145]).
Die obigen Zitate haben folgende antibiblische Auswirkungen
der theistischen Evolutionslehre deutlich werden lassen:
– sie vermittelt eine falsche Vorstellung von Gott und von
Christus
– sie stellt Gott als unvollkommen dar
– sie unterstellt dem Schöpfer Tod und Grausamkeit als
Schöpfungsprinzipien
– sie unterstellt, dass der heilige Gott die Sünde benutzt hat,
um Leben zu schaffen
– sie verharmlost die Sünde als notwendigen Evolutionsfaktor
und lässt damit das Erlösungswerk Jesu Christi als
einzige Rettungsmöglichkeit des Menschen (fast) absurd erscheinen
104
– sie sieht den Sündenfall als Mythos statt als Realität und gelangt
darum zu einer falschen Deutung von Tod und Leid in
dieser Welt.
8.3 Gefahr Nr. 3: Der Verlust des Schlüssels, um Gott zu
finden
Die Bibel beschreibt den Menschen nach dem Sündenfall als
ein in der Sünde durch und durch verstricktes Wesen: »Denn
das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse,
das ich nicht will, das tue ich« (Röm 7,19). Nur wer diese Tatsache
begriffen hat, stellt die konsequente Frage: »Ich elender
Mensch! Wer wird mich erlösen?« (Röm 7,24). So sucht
auch nur der Mensch, der sich in seiner Sünde und Verlorenheit
begriffen hat, den Retter. Jesus brachte den Grund
seiner Sendung in diese Welt auf die kurze Formel: »Des
Menschen Sohn ist gekommen, selig zu machen, was verloren
ist« (Mt 18,11). Allein als Sünder findet man den Zugang
zu Gott: »Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel
und vor dir« (Lk 15,21). Wer seine Sünde unter dem Kreuz
Jesu abgeladen hat, kann befreit ausrufen: »Ich danke Gott
durch Jesus Christus, unseren Herrn!« (Röm 7,25).
Die Evolution kennt keine Sünde im biblischen Sinne der Zielverfehlung
(gegenüber Gott). Sie macht die Sünde namenlos
und tut damit genau das Gegenteil von dem, was der Heilige
Geist tut, der »die Sünde sündig macht«. J. Illies deutet die Aggression
als das Schwungrad, das die Evolution wesentlich
in
Gang gebracht hat. Der Faustkeil als das wirksame Aggressionsinstrument
wird für ihn zum Beleg der Menschwerdung.
Hans
Mohr sieht in Mord, Hass und Aggression die »Eierschalen der
Evolution« (siehe EW9), die eine notwendige
Voraussetzung
waren, um den Menschen überhaupt hervorzubringen.
Bei solcher
Deutung der Sünde hat man den Schlüssel verloren, um
105
Gott zu finden. Nach der Bibel aber gilt: »Alles Unrecht ist
Sünde« (1Joh 5,17), und ohne die Inanspruchnahme der Vergebung
durch den Sohn Gottes »sind wir noch in unseren Sünden
« (1Kor 15,17). Das Festhalten
an der Evolutionslehre verdeckt
das Wesen der Sünde und führt damit den Menschen in
die Irre: »Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen
wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns« (1Joh 1,8).
Zu Menschen mit dieser Ansicht sagte Jesus einmal: »Ihr werdet
sterben in euren Sünden« (Joh 8,24). Halten wir fest: Eine
theistische
Evolution
findet keinerlei Halt in der Bibel.
8.4 Gefahr Nr. 4: Die Menschwerdung Gottes wird
relativiert
Die Menschwerdung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus gehört
zu den Grundlehren der biblischen Botschaft. Der Apostel
Johannes bezeugt: »Das Wort ward Fleisch und wohnte unter
uns« (Joh 1,14). Obwohl er in göttlicher Gestalt war, »entäußerte
er sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich
wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden
» (Phil 2,7). Seine Menschwerdung brachte uns die Erlösung.
So wurde er zum einzigen »Mittler zwischen Gott und
den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus« (1Tim
2,5). Der Evolutionsgedanke nun entleert dieses Fundament
unserer Erlösung. Hoimar v. Ditfurth geht auf die Unvereinbarkeit
der Menschwerdung Jesu mit dem Evolutionsdenken ein
[D3, 21-22]:
»Die evolutionistische Betrachtung zwingt uns nun unvermeidlich
auch zu einer kritischen Überprüfung … christlicher
Formulierungen. Dies gilt offensichtlich etwa für den
zentralen christlichen Begriff der ›Menschwerdung‹ Gottes
… Die Absolutheit, die dem Ereignis von Bethlehem im
bisherigen christlichen Verständnis zugemessen
wird, steht
106
im Widerspruch zu der Identifikation des Mannes, der dieses
Ereignis personifiziert (= Jesus), mit dem Menschen in
der Gestalt des Homo sapiens … Ich sehe nicht, wie sich
der Widerspruch (zwischen Evolution
und Menschwerdung
Jesu) anders beseitigen ließe als durch das Zugeständnis einer
grundsätzlichen historischen
Relativierbarkeit auch der
Person Jesus Christus.
«
Von Ditfurth führt weiter aus, dass Jesus kein universaler Mittler
zwischen Gott und den Menschen sein könne, weil weder
der Neandertaler (als mutmaßlicher Vorfahre des Menschen
gedacht) noch unsere potenziellen Nachfahren Jesus verstehen
konnten bzw. verstehen werden. Hieran wird offenkundig,
auf welch gravierenden Substanzverlust
sich die theistische
Evolutionslehre eingelassen hat. Die Bibel gebietet uns,
die Geister zu prüfen, ob sie von Gott sind. Der uns in 1. Johannes
4,2-3 gegebene Maßstab hilft uns hier, die theistische
Evolution einzuschätzen: »Daran
sollt ihr den Geist Gottes erkennen:
Ein jeglicher Geist, der da bekennt, dass Jesus Christus
ist im Fleisch gekommen,
der ist von Gott; und ein jeglicher
Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht von Gott. Und das ist
der Geist des Widerchrists,
von welchem ihr habt gehört, dass
er kommen werde.«
8.5 Gefahr Nr. 5: Die Relativierung des Erlösungswerkes
Jesu
Die Sünde in dieser Welt hat ihre Ursache in dem real stattgefundenen
Sündenfall des ersten Menschen, von wo aus sie
zu allen anderen gelangt ist: »Derhalben wie durch einen Menschen
die Sünde in die Welt gekommen und der Tod durch
die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen,
weil sie alle gesündigt haben. Gleichwohl herrschte der
Tod von Adam an« (Röm 5,12+14). Auch im NT wird Adam
107
ausdrücklich
als der erste Mensch genannt (1Kor 15,45; 1Tim
2,13). Die theistische Evolutionslehre erkennt Adam weder als
den ersten Menschen noch als einen direkt von Gott Geschaffenen
an, sondern deutet die Schöpfungsgeschichte lediglich
als eine mythische Erzählung. Damit relativiert sie in gleichem
Maße das Erlösungswerk Jesu, denn der Sünder Adam und der
Retter Jesus stehen nach biblischer Lehre in gleichem Realitätsbezug:
»Denn das Urteil hat aus des einen (= Adam) Sünde geführt
zur Verdammnis; die Gnade aber hilft aus vielen Sünden
zur Gerechtigkeit. Denn wenn um des einen Sünde willen
der Tod geherrscht hat durch den einen, wie viel mehr
werden die, welche empfangen die Fülle der Gnade und der
Gabe zur Gerechtigkeit, herrschen im Leben durch den einen,
Jesus Christus. Wie durch eines Sünde die Verdammnis
über alle Menschen gekommen
ist, so ist auch durch eines
Gerechtigkeit die Rechtfertigung zum Leben für alle Menschen
gekommen« (Röm 5,16-18).
Wer Adam nur mythisch, also nicht als echte historische Person
ansieht, kann das Erlösungswerk Jesu konsequenterweise
auch nicht als realistisch akzeptieren. Nur so ist es zu verstehen,
wenn E. Jantsch behauptet [J1, 412]: »Die Menschheit
wird nicht von einem Gott erlöst, sondern aus sich selbst heraus.
« Damit verdeckt die theistische Evolution »das helle Licht
des Evangeliums« (2Kor 4,4), durch das allein die Rettung des
Menschen erwirkt wird.
8.6 Gefahr Nr. 6: Gott wird zum Lückenbüßer
unverstandener
Phänomene
Nach biblischer Lehre ist Gott der Urheber aller Dinge: »So
haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von welchem alle
108
Dinge sind und wir zu ihm; und einen Herrn Jesus Christus,
durch welchen alle Dinge sind und wir durch ihn« (1Kor 8,6).
Gott schuf also durch Christus, wie es andere Textstellen noch
ausführlicher belegen (Joh 1,3; Kol 1,15-17; Hebr 1,3). Unabhängig
davon, ob wir die naturwissenschaftlichen
Detailaspekte
der vorhandenen Schöpfung
aus der Sicht von Physik,
Chemie, Biologie, Astronomie,
Physiologie oder Informatik
verstanden haben oder nicht, sie sind allemal sein Werk und
seine Idee (Kol 2,3).
Wer in dem Buch mit dem gelungenen Titel »Der Jahrhundertirrtum
« von J. Illies eine Absage an den Darwinismus zugunsten
des biblischen Schöpfungsberichtes erwartet, wird
(merkwürdigerweise!)
durch ein festes Bekenntnis zur Evolution
enttäuscht
[I4, 188]: »Die Evolutionslehre selbst ist so
wenig eine Theorie wie die Lehre von den Gebirgen und Meeren
dieser Erde … Der Wandel der Tier- und Pflanzenwelt im
Laufe erdgeschichtlicher Epochen, in dem immer höhere Gestalten,
schließlich der Mensch selbst sich im Strom einer ununterbrochenen
Kette von Generationen entwickelte, ist für
den biologischen Fachmann (Anm. d. Verf.: aber nur, wenn er
evolutionistisch denkt!) ebenso sichtbare Tatsache wie die
Existenz von Bergen und Meeren für den Geografen.« Evolution
wird also als Faktum angesehen. Illies erkennt aber, dass
die Evolutionsfaktoren Mutation, Selektion und Isolation
nicht
ausreichen, um die Artgrenzen zu überschreiten: »Niemand
– selbst wenn ihm viele Jahrmillionen dafür zur Verfügung
stünden – kann Erbsen und Linsen so sieben, dass Bohnen entstehen
« (S. 57). Nun ist für die theistische Evolutionslehre
der
Punkt erreicht, wo Gott eingeschaltet wird. Lautet die Formel
der Evolutionslehre in ihrer atheistischen Grundform:
Evolution = Materie + Evolutionsfaktoren (Zufall und Notwendigkeit
+ Mutation + Selektion + Isolation +
Tod) + sehr lange Zeiten,
109
so kommt bei der theistischen Variante noch Gott dazu:
Theistische = Materie + Evolutionsfaktoren (Zufall
und
Evolution Notwendigkeit + Mutation + Selektion + Isolation
+ Tod) + sehr lange Zeiten + Gott
Gott ist im theistischen Evolutionssystem nicht der allmächtige
Herr über alle Dinge, den man in seinem Wort ernst zu nehmen
hat, sondern er wird in die Evolutionsphilosophie mit integriert.
Als Wirkraum bleibt für ihn jener Teil übrig, den die
Evolutionslehre mit ihren Mitteln nicht erklären kann. So wird
er zum Lückenbüßer jener Phänomene, für die es noch keine
Deutung gibt. In einem solchen Denkgebäude wird mit zunehmendem
Kenntnisstand die »Wohnungsnot Gottes« – wie es
E. Haeckel nannte – ständig größer. Die Abweichungen der
Gottesvorstellung vom biblischen Zeugnis sind in der theistischen
Evolutionslehre z. T. sehr erheblich. Bei E. Jantsch
finden wir einen Gott vor, der selbst Evolution ist [J1, 412]:
»Hans Jonas hat dieser evolutionären Gottesidee den vielleicht
großartigsten Ausdruck verliehen in seinem Gedanken,
dass Gott sich in einer Abfolge von Evolutionen
immer wieder
selbst aufgibt, sich in ihnen transformiert mit allen Risiken,
die Unbestimmtheit und freier Wille im Spiel evolutionärer
Prozesse mit sich bringen. Gott ist also nicht absolut, sondern
er evolviert selbst – er ist Evolution.« Hieran wird deutlich:
Alle selbst gemachten Bilder von Gott, ob nun als der »Gott
der Evolution«, der »Gott der Philosophen
« oder der »Gott
der Physiker« bezeichnet, sind von Grund auf falsch. Hier bekommt
das Gebot des lebendigen Gottes der Bibel, des Vaters
Jesu Christi, Bedeutung: »Du sollst keine anderen Götter neben
mir haben« (2Mo 20,3).
110
8.7 Gefahr Nr. 7: Der Verlust des biblischen
Zeitmaßstabes
Die Bibel liefert uns bezüglich der Zeitachse, auf der die Weltgeschichte
abläuft, zwar keine in Einheiten der Atomuhr
fixierbaren
Daten, dennoch gehören folgende Fakten zeitlicher Abläufe
zum grundlegenden biblischen Verständnis:
– Die Zeitachse ist nicht in Richtung Vergangenheit oder Zukunft
beliebig verlängerbar. Sie hat einen definierten Anfangspunkt,
den 1. Mose 1,1 markiert, und ebenso einen
Endpunkt
(Offb 10,6), bei dem die Existenz des physikalischen
Phänomens Zeit aufhört (ausführlicher in [G5, 23-
31]).
– Die Erde und alle sonstigen Gestirne sind – bis auf die Differenz
dreier Schöpfungstage – gleich alt.
– Die gesamte Dauer des Schöpfungsaktes umfasst sechs
Tage (2Mo 20,11).
– Das Alter der Schöpfung ist anhand der in der Bibel konsequent
aufgezeichneten Stammbäume abschätzbar (Achtung:
nicht exakt berechenbar). Die Größenordnung liegt
danach bei einigen tausend Jahren, in keinem Falle aber im
Bereich von Jahrmillionen oder gar Jahrmilliarden.
– Auf den markantesten Punkt der bisherigen Weltgeschichte
weist uns Galater 4,4 hin: »Als aber die Zeit erfüllet ward,
sandte Gott seinen Sohn.« Dieses Ereignis des ersten Kommens
Jesu liegt fast 2000 Jahre zurück.
– Mit Pfingsten ist die letzte Phase der Weltgeschichte (Apg
2,17) eingeläutet, die ihren Abschluss in der Wiederkunft
Jesu findet.
– Das Kommen Jesu in Macht und Herrlichkeit ist das große
uns bevorstehende und erwartete Ereignis. Das genaue Datum
ist uns versagt, denn »der Tag des Herrn wird kommen
wie ein Dieb in der Nacht« (1Thess 5,2). Jesus selbst aber
hat uns markante Zeichen genannt (Mt 24), die auf die Zeit
111
seines bevorstehenden Kommens hinweisen,
sodass wir
heute in einer Naherwartung stehen wie nie zuvor.
Die von der Evolutionslehre angesetzten Zeiten in Vergangenheit
(vgl. EW10) und Zukunft (vgl. EW11) relativieren die
Zeitmaßstäbe der Bibel ebenso wie die angezeigten Ereignisse
des Endes. Während die Bibel unseren Blick auf den kommenden
Herrn und die zeitliche Begrenzung dieser Welt (d.h. ihre
Vergänglichkeit) richtet, glauben die Anhänger der Evolutionslehre
an eine evolutive Weltvollendung,
die bei Hoimar v. Ditfurth
als Jenseits uminterpretiert wird [D3, 300-301]:
»Die von Theologen unbeirrt vorgetragene Behauptung,
dass das Reich Gottes ›jenseits‹ dieser Welt liege, schien
auf einen Ort zu verweisen, für den »›sich kein Platz mehr
finden ließ. In einer noch werdenden, ihrer Vollendung
durch Evolution erst noch entgegengehenden Welt ergeben
sich ganz andere Voraussetzungen. Die Tatsache der Evolution
hat uns die Augen dafür geöffnet, dass die Realität
dort nicht enden kann, wo die von uns erlebte Wirklichkeit
zu Ende ist. Nicht die Philosophie, nicht die klassische Erkenntnistheorie,
die Evolution erst zwingt uns zur Anerkennung
einer den Erkenntnishorizont unserer Entwicklungsstufe
unermesslich übersteigenden ›weltimmanenten Transzendenz‹.
«
Das evolutive Denken in langen Zeiträumen hat zu einer Verunsicherung
bis in evangelikale Kreise hinein geführt. Wie anders
ist es zu verstehen, wenn der Theologe Hansjörg Bräumer
zunächst seine Position klar markiert [B5, 32] »Für jeden,
der sich für eine Wissenschaft mit Gott entscheidet, sind die
Grundmotive des Denkens festgelegt«, dann aber einige Seiten
später schreibt (S. 44): »Es tut daher dem Schöpfungsbericht
keinen Abbruch, die Schöpfung in Rhythmen von Jahrmillionen
zu sehen.«
112
Die Vertreter der theistischen Evolution verleiten mit ihrer
Lehre zu einem Verlust der biblisch gegebenen Zeitmaßstäbe.
Leider ist zu beobachten, dass diese Autoren immer wieder den
irischen Bischof J. Ussher zitieren, nach dessen Berechnungen
die Welt im Jahre 4004 v. Chr. erschaffen sein soll. Damit
der Leser von der Lächerlichkeit solcher Vorgehensweise auch
wirklich überzeugt wird, folgt der nun alles belegende Nachsatz
seines Zeitgenossen J. Lightfoot: »Es soll am 23. Oktober
morgens 9.00 Uhr gewesen sein.« Damit versucht man, sich
leider biblischer Zeitmaßstäbe grundsätzlich zu entledigen.
Ussher ist zwar insofern zuzustimmen, wenn er von biblischen
Stammbäumen
ausgeht; jedoch hat er mit seiner Präzision einer
definierten
Jahreszahl über den gegebenen Rahmen biblischer
Zeitgebung in eigenem Ermessen hinauskalkuliert. Das evolutive
Zeitdenken, für das es keine physikalische Begründung
gibt (ausführlich behandelt in [S2]), kann zu zwei Irrwegen
verführen:
1. Die Bibel wird nicht in all ihren Aussagen ernst genommen.
Damit versagen wir Gott jenes Vertrauen, das die Grundlage
des Verhältnisses des Gläubigen zu Gott bildet (Hebr
10,35). Dass wir Gott die Schöpfung in sechs Tagen zutrauen,
ist sicherlich nicht heilsnotwendig, aber das Festhalten auch
an dieser Aussage wird zum Testfall eines bibeltreuen Schriftverständnisses.
2. Die gebotene Wachsamkeit im Blick auf die Wiederkunft
Jesu kann verloren gehen. Die Bibel warnt vor solchen Leuten,
die uns direkt oder indirekt sagen: »Wo bleibt die Verheißung
seines Kommens?« Sie wollen uns glauben machen: »Es bleibt
alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist« (2Petr
3,4).
113
8.8 Gefahr Nr. 8: Die Fehldeutung der Wirklichkeit
In evolutionistischen Publikationen fallen ständig wiederkehrende
Sätze auf, die uns aufhorchen lassen sollten:
– »Kein seriöser Biologe bezweifelt die Evolution« (R. Dawkins
[D2, 337]).
– »Noch nie hat sich eine von einem einzigen Manne aufgestellte
Lehre … so wahr erwiesen wie die Abstammungslehre
von Charles Darwin« (K. Lorenz).
Warum hat die Evolutionslehre es nötig, mit solchen Beteuerungsformeln
zu arbeiten? In Fachpublikationen der Physik,
der Chemie oder der Informatik wird man solche Glaubensbekenntnisse
vergeblich suchen. Vielmehr ist man dazu geneigt,
die abgeleiteten Ergebnisse mit allem Vorbehalt zu kommentieren.
Trifft bei der Evolutionsphilosophie nicht eher das
Wort Nietzsches zu: Ȇberzeugungen sind schlimmere
Feinde
der Wahrheit als Lügen.«?
Eine wissenschaftstheoretische Analyse gemäß den Sätzen W1
bis W10 führt bei der »Evolutionstheorie« zu dem Ergebnis,
dass sie den Rang einer wissenschaftlichen Theorie nicht besitzt.
Einige Beispiele sollen diese Aussage verdeutlichen:
– Es ist nie ein Prozess in der Natur beobachtet worden, wonach
Information in der Materie von selbst entsteht. Auch
durch die aufwendigsten Experimente ist so etwas nicht
möglich (Verletzung von Satz W10).
– Es ist nie der Übergang von einem Grundtyp zu einem anderen
beobachtet worden (Verletzung von Satz W10).
– Die von M. Eigen entworfene »Theorie« des Hyperzyklus
zur Erklärung der anfänglichen Lebensentstehung ist nie
im Experiment bestätigt worden. Damit hat dieses Gedankensystem
noch nicht einmal den Rang einer Theorie (vgl.
114
Satz W7 und W10), geschweige denn eines Realitätsbezugs.
– Die viel zitierten Zwischenglieder als Übergangsformen
sind nie gefunden worden. Alle fossilen Zeugen repräsentieren
fertige, vollendete Lebewesen.
Wie auch an den behandelten wissenschaftlichen Einwänden
(EW1 bis EW20) deutlich wurde, liefert die Evolutionslehre
nicht das, was sie zu leisten vorgibt. So fragt man sich
zu Recht, warum daran mit solcher Selbstverständlichkeit geglaubt
wird, während man den Schöpfungsbericht der Bibel
als Mythos leichtfertig beiseite schiebt, wie es z.B. bei
Dawkins geschieht [D2, 372]: »Die Schöpfungsgeschichte
der Bibel ist lediglich der Mythos, der zufällig von einem bestimmten
nahöstlichen Hirtenvolk übernommen wurde. Sie
hat keinen anderen oder bedeutenderen Status als der Glaube
eines bestimmten westafrikanischen Stammes, dass die Welt
aus Ameisenexkrementen geschaffen wurde.« Dass Dawkins
auch nicht ohne Glaubensvorentscheidung auskommt,
wird
deutlich, wenn er erklärt (S. 337): »Wenn ich recht habe, bedeutet
das, dass es – selbst wenn es keine tatsächlichen
Beweise
zugunsten der Darwinschen Theorie gäbe – immer
noch gerechtfertigt wäre, ihr vor allen rivalisierenden
Theorien
den Vorzug zu geben.«
Ist die Evolutionsdenkweise falsch – und darauf haben wir
mehrfach mit naturwissenschaftlichen und biblischen Argumenten
verwiesen –, dann arbeiten zahlreiche Wissenschaften
auf falscher Basis; sie gelangen immer dann zur Fehldeutung
der Wirklichkeit, wenn die Evolution gedanklich
mit
eingeht. Ist die biblische Schöpfungslehre wahr, so können
wir von dort ausgehend eine auf Wahrheit gegründete und damit
bessere Wissenschaft betreiben. Schöpfungsforschung ist
darum
aus folgenden Gründen geboten:
115
– Die erarbeiteten Theorien gehen von Basissätzen aus, die
der Bibel entlehnt sind und darum a priori als wahr geglaubt
werden.
– Wir werden wegen dieser Wahrheitsbasis in all jenen Bereichen,
wo biblische Bezüge uns unverzichtbare Grundinformationen
liefern (z.B. Sündenfall, Sintflut, Menschenbild),
nicht nur eine bessere, sondern eine überhaupt
richtige Wissenschaft treiben können.
– Die im Rahmen der Schöpfungsforschung gefundenen Ergebnisse
werden mit den Grundaussagen der Bibel in Einklang
stehen. Das führt in der Rückkopplung zur Festigung
des bibeltreuen Schriftverständnisses.
– Wenn wir an naturwissenschaftlichen Beispielen vermehrt
zeigen können, dass der Bibel gerade an der Stelle, wo sie
von vielen Zeitgenossen am meisten in Frage gestellt wird,
volles Vertrauen gebührt, so darf mit der gleichen Gewissheit
den Heilsaussagen geglaubt werden.
– Hinter und in allen Werken ersehen wir die Kraft und die
Weisheit Gottes (Röm 1,20; Kol 2,3).
– Forschung bereitet Freude: »Groß sind die Werke des
Herrn; wer sie erforscht, der hat Freude daran« (Ps 111,2).
8.9 Gefahr Nr. 9: Der Verlust des Schöpfungsdenkens
Wir müssen deutlich unterscheiden zwischen der Erforschung
der jetzt vorliegenden Schöpfung und dem Nachdenken
darüber,
wie diese Schöpfung entstanden ist. Während
die jetzige
Schöpfung mit dem Instrumentarium naturwissenschaftlicher
Forschung (Messen und Wägen, Beobachtung,
Experiment)
unter Beachtung der genannten Basissätze
der Schöpfungslehre
untersucht werden kann, ist dies für die Zeit der Erschaffung
(sechs Tage) selbst grundsätzlich nicht möglich (siehe
Basissatz S6). Obwohl wir eine fertige
Maschine hinsichtlich
ihrer Funktion, ihrer Effektivität, der realisierten Konstruk116
tionsprinzipien und verwendeten Werkstoffe mit ingenieurmäßigem
Wissen untersuchen können, so lassen sich die meisten
Fragen ihrer Entstehung (z.B. Herkunftsland, Person des
Konstrukteurs, Hintergründe
der Konstruktionsidee) nicht am
fertigen Produkt ablesen. Nur der Hersteller selbst kann hinreichende
und zutreffende Information darüber liefern. Wie
viel mehr gilt dies für den Erschaffungsvorgang aller Schöpfungswerke.
In die Schöpfungswoche selbst können wir mit
dem Verständnis unserer Naturgesetze nicht hinein extrapolieren,
da diese hier erst »Zug um Zug« geschaffen wurden. Die
Bibel lehrt uns einige Prinzipien des Erschaffungshandelns,
die für das Schöpfungsdenken unverzichtbar sind:
– Alles augenblicklich Erschaffene würden wir aus der Sicht
unserer jetzigen Erfahrung mit einem jeweils unterschiedlichen
Alter verbinden:
• Adam würden wir vielleicht als einen 20-jährigen Mann
einschätzen.
• Eine Sonnenblume empfänden wir als dreimonatiges
Gewächs.
• Die hohen Bäume in Eden hielten wir für 80-jährig.
• Dem Andromedanebel würden wir wegen seiner Entfernung
sogar ein Alter von 2,3 Millionen Jahren zubilligen.
Es ist hier keineswegs so, dass uns Gott mit diesem Altersanschein
täuschen will, vielmehr bringen wir selbst mit unserer
jetzigen
Denkweise diese Altersspannen hinein.
– Gott schafft Materie ohne Ausgangssubstanz. Keines unserer
jetzigen Naturgesetze könnte das erklären.
– Gott schuf zuerst die Erde und am vierten Schöpfungstag
den Mond als Trabanten, das zugehörige Sonnensystem,
die zugehörige Milchstraße und alle sonstigen Gestirne des
Universums.
Mithilfe unserer jetzt gültigen Gravitationsgesetze
und der Keplerschen Gesetze ist ihre Entstehung
nicht erklärbar.
117
Bei der Evolutionsdenkweise hingegen glaubt man, gerade
auch die Entstehungsvorgänge mithilfe der Naturgesetze erklären
zu können (siehe Basissatz E4). Dies ist vom biblischen
Ansatz her nicht möglich. Die theistische Evolutionsdenkweise
ignoriert die biblischen Schöpfungsprinzipien und trägt dafür
evolutives Gedankengut in die Bibel hinein. Dadurch wird das
Allmachtshandeln Gottes letztlich verneint.
In unserer Zeit gewinnt
der Text aus dem apokryphen Buch Jesus Sirach 18,1-7
(Gute Nachricht 1982) eine besondere Aktualität:
»Er, der ewig lebt, hat alles geschaffen, ausnahmslos alles!
Der Herr allein behält am Ende recht. Keinem hat er die Fähigkeit
verliehen, seine Taten hinreichend zu schildern; keiner
kann seine ganze Größe erforschen. Wer kann seine gewaltige
Macht ermessen? Wer kann alle Erweise seines Erbarmens
aufzählen? Man kann nichts davon wegnehmen,
man kann auch nichts hinzufügen. Es ist unmöglich, die
Wunder des Herrn zu ergründen. Wenn einer meint, er sei
am Ende mit seinem Bericht, dann ist er noch ganz am Anfang.
Und wenn er aufhört, dann nur, weil er nicht mehr
weiter weiß.«
8.10 Gefahr Nr. 10: Das Ziel wird verpasst
Wir kommen auch bei der Frage des Zieles zu einem gewichtigen
Unterschied zwischen biblischem und evolutivem Denken.
In keinem Buch der Weltgeschichte finden wir so viele
und so hochwertige Zielsetzungen für den Menschen wie in
der Bibel. Einige Beispiele sollen diesen Aspekt ins Blickfeld
rücken:
1. Wir Menschen sind das göttliche Ziel der Schöpfung: »Und
Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes
schuf er ihn« (1Mo 1,27).
118
2. Wir Menschen sind das Ziel der göttlichen Liebe: »Ich habe
dich je und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus
lauter Güte« (Jer 31,3).
3. Wir Menschen sind das Ziel der göttlichen Erlösung: »Er ist
um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde
willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden
hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt« (Jes
53,5).
4. Wir Menschen sind das Ziel der Sendung des Sohnes Gottes:
»Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen
eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, dass wir durch
ihn leben sollen« (1Joh 4,9).
5. Wir sind das Ziel des göttlichen Erbes: »… auf dass wir
durch desselben Gnade gerecht werden und Erben seien des
ewigen Lebens« (Tit 3,7).
6. Wir Menschen haben den Himmel als vorgegebenes Ziel:
»Unsere Heimat aber ist im Himmel« (Phil 3,20).
Im Evolutionssystem hingegen ist kaum etwas anderes so verpönt
wie die Zielhaftigkeit. Es gibt weder einen Plan noch ein
Ziel (siehe Basissatz E8): »Es gibt keine aus der Zukunft wirkenden
Ursachen und damit kein im Voraus festliegendes Ziel
der Evolution« (H. v. Ditfurth). Ebenso äußert sich der DDRBiologe
H. Penzlin [P2, 19]: »Niemals verlaufen die Anpassungen
in der Evolution aufgrund eines Programmes zielgerichtet,
deshalb können sie auch nicht als teleonomisch bezeichnet
werden.« In einer umfassenden Übersichtsarbeit hat Penzlin
gezeigt, wie die Evolutionslehre vor dem Problem
steht, die
Zweckmäßigkeit in der organismischen Welt ohne die »Annahme
eines Weltschöpfers und Weltbaumeisters
zu erklären«
und ohne dabei die Zweckmäßigkeit selbst leugnen zu müssen.
119
Welch ein merkwürdiges und widersprüchliches
Unterfangen
(vgl. Röm 1,19-20)! Karl Marx schrieb 1861 an Ferdinand Lassalle,
dass durch das Werk Darwins
der Teleologie2 in der Naturwissenschaft
der Todesstoß versetzt wurde [P2, 9]. Penzlin
möchte in der Biologie das Wort »teleologisch« so umdeuten,
dass darunter nicht mehr etwas »Zielintendiertes« verstanden
wird. Ein anderer Vorschlag
aus den Reihen der Evolutionsvertreter,
nämlich von C. S. Pittendrigh, geht in Richtung eines neu
zu prägenden Wortes: »Teleologie« sollte durch »Teleonomie
«
ersetzt werden, wobei letzterer Begriff nicht mehr auf Plan und
Ziel bei aller erkannten Zweckmäßigkeit verweisen soll.
Wenn der Mensch nicht das ausgemachte Ziel der Evolution
ist – darin herrscht unter den Vertretern der Evolutionslehre
Einigkeit dann muss sein Dasein konsequenterweise auch sinnlos
sein. Diesen Aspekt hat Carsten Bresch gedanklich entfaltet
[B6, 21]:
»Die Natur scheint eine Ziel- und Sinnlose Maschinerie
zu sein. Haben wir die neue geistige Freiheit mit dem
Sinn unserer Existenz bezahlt? Allein steht der halbwissende
Mensch, entwurzelt in der Grenzenlosigkeit eines eisigen
Universums – verloren in der Kette der Generationen.
Sie kamen aus dem Nichts – sie gehen ins Nichts. Wozu
das Ganze? – Ist dies das ersehnte Ziel der Erkenntnis –
die letzte große Antwort auf alle Fragen an die Natur? Der
Mensch hat sich selbst aus der göttlichen Ordnung, aus dem
Gefühl seelischer Geborgenheit ›herausexperimentiert‹ …
Er hat die Frage nach dem Sinn menschlichen Lebens zu einem
Tabu gemacht – ihren Zugang einfach mit Brettern vernagelt.
Er wagt nicht mehr, daran zu rühren, weil er fürch-
2 Teleologie (griech. telos = Ziel, Zweck; logos = Wort, Lehre) ist die Lehre, dass
besonders im Bereich des Lebendigen alles auf Zielgerichtetheit, Finalität und
Zweckbestimmung angelegt ist. Der Schluss von der Zweckmäßigkeit der Welt auf
den Zweck gebenden Schöpfer ist eine logische Konsequenz.
120
tet, die trostlose Antwort zu finden: Unser Leben hat überhaupt
keinen Sinn.«
Es ist H. v. Ditfurth nicht entgangen, dass wir uns leidenschaftlich
gegen die Evolutionslehre wenden [D3, 340]: »Es
fällt jedenfalls auf, dass Sigmund Freud, der immerhin gelehrt
hat, dass der Glaube an einen Gott in Wirklichkeit nichts anderes
sei als eine Form ›infantiler Wunscherfüllung‹, aus den
gleichen Kreisen niemals auch nur in annähernd so scharfer
Form angegriffen worden ist wie der Begründer der Evolutionstheorie.
« Sieht man einmal von der falschen Behauptung
ab, wir würden Darwin als Person angreifen, so hat
v. Ditfurth aber darin recht, dass wir die auf Darwin zurückgehende
Lehre kritisieren. Der Atheismus – gleichgültig
in
welchem philosophischen Gewand er auftritt –, ist als antigöttlich
und antibiblisch
auf Anhieb erkennbar, sodass er für Christen
keine direkte Gefahr darstellt. Völlig anders verhält es sich
mit jenen Ideensystemen, die nach dem Wort Jesu (Mt 7,15)
in »Schafskleidern« erscheinen, sich aber als »reißende Wölfe«
entpuppen. Sie integrieren – wie die theistische Evolutionslehre
– scheinbar mühelos christliches
Gedankengut. Sie entleeren
aber die Botschaft der Bibel und kommen als »gräuliche
Wölfe, die die Herde nicht verschonen« (Apg 20,29). Jesus bezeichnet
alle Systeme, die uns dazu verleiten, nicht »zur Tür
(= Jesus) in den Schafstall hineinzugehen«, als Diebe und Räuber
(Joh 10,1). Wenn der Mensch nicht geplant ist, dann hat er
auch kein Ziel. Wenn er auf ein ihm gesetztes Ziel nicht achtet,
verpasst er es. Aus diesem Grunde ermahnt die Bibel mehrfach:
»Darum sollen wir desto mehr achthaben auf das Wort, das wir
hören, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben« (Hebr 2,1).
»Lasset euch von niemand das Ziel verrücken« (Kol 2,18).
»Sehet zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und
leeren Trug, gegründet auf der Menschen Lehre« (Kol 2,8).
121
Literatur
[B1] Beck, H. W.: Genesis – Aktuelles Dokument vom
Beginn der Menschheit –
Neuhausen-Stuttgart, 1983
[B2] Benesch, H.: Der Ursprung des Geistes,
München, 1980
[B3] v. Bertalanffy, L.: Das biologische Weltbild,
Bern, 1949
[B4] Blechschmidt, E.: Gestaltungsvorgänge in der menschlichen
Embryonalentwicklung,
in: W. Gitt (Hrsg.), Am Anfang war die
Information,
Gräfelfing/München, 1982
[B5] Bräumer, H.: Wuppertaler Studienbibel
– Das erste Buch Mose Kap. 1 bis 11 –
Wuppertal, 1983
[B6] Bresch, C.: Zwischenstufe Leben –
Evolution ohne Ziel?
Frankfurt/M., 1979
[B7] Breuer, R.: Vom Ende der Welt
Bild der Wissenschaft (1981),
H. 1, S. 47-55
[D1] Davies, P.: Gott und die moderne Physik,
München, 1986
[D2] Dawkins, R.: Der blinde Uhrmacher – Ein
Plädoyer für den Darwinismus –
München, 1987
[D3] v. Ditfurth, H.: Wir sind nicht nur von dieser Welt,
München, 1984
[E1] Eccles, J. C., Gehirn und Geist,
Zeier, H.: München, 1980
[G1] Gipper, H.: Sprachursprung und Spracherwerb, in:
Herrenalber Texte HT 66, 1985, S. 65-88
122
[G2] Gitt, W.: In 6 Tagen vom Chaos zum Menschen –
Logos oder Chaos – Aussagen und Einwände
zur Evolutionslehre
sowie eine
tragfähige Alternative –
Holzgerlingen, 6. aktualisierte
Auflage 2002, 238 S.
[G3] Gitt, W.: Ordnung und Information in Technik
und Natur, in: W. Gitt (Hrsg.),
Am Anfang war die Information,
Gräfelfing/München, 1982
[G4] Gitt, W.: Und die anderen Religionen?
Bielefeld, 9. Auflage 2006, 174 S.
[G5] Gitt, W.: Das biblische Zeugnis der Schöpfung
Holzgerlingen, 8. Auflage 2004, 195 S.
[G6] Gitt, W.: So steht’s geschrieben
– Zur Wahrhaftigkeit der Bibel –
Bielefeld, 7. stark erweiterte und
überarbeitete Auflage 2008, 255 S.
[G7] Gitt, W.: Am Anfang war die Information,
Holzgerlingen, 3. überarbeitete und
erweiterte Auflage 2002, 360 S.
[G8] Gitt, W.: Information – die dritte Grundgröße
Siemens-Zschr. (1989), H. 4, S. 4-9
[G9] Gitt, W.: Information und Entropie als Bindeglieder
diverser Wissenschaftszweige
PTB-Mitteilungen 91(1981), S. 1-17
[G10] Gitt, W.: Information – A fundamental quantity in
natural and technological Systems,
Second Conferenz on the Foundations
of Information – The quest for a Unified
Theory of Information. Vienna University
of Technology, 11. – 15. Juni 1996
[G11] Gitt, W.: Zeit und Ewigkeit
Bielefeld, 3. Auflage 2005, 155 S.
[G12] Gitt, W.: Signale aus dem All – Wozu gibt es
Sterne?
Bielefeld, 5. Auflage 2007, 222 S.
123
[G13] Gitt, W.: Faszination Mensch
Bielefeld, 2. erweiterte und aktualisierte
Auflage 2003, 155 S.
[H1] Hansen, K.: Ein Streifzug durch die Geschichte
des Lebens, seine Entstehung und
Entwicklung
Kultur & Technik (1980), H. 3, S. 25-37
[H2] Havemann, R.: Dialektik ohne Dogma – Naturwissenschaft
und Weltanschauung –
Reinbek, 1964
[H3] Heckman, O.: Sterne, Kosmos, Weltmodelle
München, 1980
[I1] Illies, J.: Für eine menschenwürdigere Zukunft,
Freiburg/Br., 5. Auflage 1977
[I2] Illies, J.: Biologie und Menschenbild
Freiburg/Br., 2. Auflage 1977
[I3] Illies, J.: Schöpfung oder Evolution
Zürich, 1979
[I4] Illies, J.: Der Jahrhundertirrtum – Würdigung
und Kritik des Darwinismus –
Frankfurt/M., 1983
[I5] Illies, J.: Mit dem Kopf durch den Sand
Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt
vom 7.5.1978
[J1] Jantsch, E.: Die Selbstorganisation des Universums,
München, 1979
[J2] Junker, R.: Entstehung und Geschichte der
Scherer, S.: Lebewesen – Daten und Deutungen
für den schulischen Bereich –
Gießen,1986
[J3] Junker, R.: Rudimentäre Organe
»STUDIUM INTEGRALE«,
Berlin, 1989
[J4] Junker, R., Schöpfung (o)der Evolution?
Scherer, S. – Denkansätze zwischen
und andere: Glauben und Wissen
Neuhausen-Stuttgart, 2. Auflage 1996
[Kl] Kaplan, R. W.: Der Ursprung des Lebens
Stuttgart, 1. Auflage 1972
124
[K2] Kübler-Ross, E.: Reif werden zum Tode
Gütersloh, 3. Auflage 1983
[K3] Küppers, B.-O.: Ordnung aus dem Chaos
München, 1987
[K4] Küppers, B.-O.: Der Ursprung biologischer Information
– Zur Naturphilosophie der Lebensentstehung
–
München, Zürich, 1986
[K5] Kuhn, H.: Selbstorganisation molekularer Systeme
und die Evolution des genetischen
Apparats
Angewandte Chemie 84 (1972),
S. 838-862
[K5] Kuhn, T. S.: Die Struktur wissenschaftlicher
Revolutionen,
Frankfurt/M., 1973
[L1] Läpple, A.: Die Bibel – heute,
München, 1974
[L2] Lorenz, K.: Das sogenannte Böse
– Zur Naturgeschichte
der Aggression –
München, 6. Auflage 1979
[M1] Mayr, E.: Gedanken zur Evolutionsbiologie
Naturwissenschaften 75 (1969), H 8,
S. 392-397
[M2] Mohr, H.: Leiden und Sterben als Faktoren der
Evolution, in: Herrenalber Texte,
HT 44, 1983, S. 9-25
[M3] Monod, J.: Zufall und Notwendigkeit
München, 3. Auflage 1977
[O1] Oeing-Hanhoff, L.: Das Böse im Weltlauf, in: Herrenalber
Texte, HT 44, 1983, S. 50-67
[O2] Osche, G.: Die Motoren der Evolution
– Zweckmäßigkeit als biologisches
Problem – Biologie in unserer Zeit 1
(1971), S. 51-61
[P1] v. Padberg, L.: Dialog zwischen Christentum und
Weltreligionen
Bibel und Gemeinde 87 (1987), H. 1,
S. 37-45
125
[P2] Penzlin, H.: Das Teleologie-Problem in der Biologie
Biologische Rundschau 25 (1987),
S. 7-26
[P3] Peters, D. S.: Das Biogenetische Grundgesetz –
Vorgeschichte und Folgerungen,
Medizinhistorisches Journal (1980),
S. 57-69
[P4] Popper, K. R.: Logik der Forschung,
Tübingen, 8. Auflage 1984
[P5] Popper, K. R.: Das Elend des Historizismus,
Tübingen, 5. Auflage 1979
[R1] Rensch, B.: Das universale Weltbild
– Evolution und Naturphilosophie –
Frankfurt/M., 1977
[R2] Riedl, R.: Die Strategie der Genesis
München, Zürich, 3. Auflage 1984
[S1] Scherer, S., Korrekturlesemechanismen beim
Lambert, G.: biologischen Informationstransfer,
Naturwissenschaftliche Rundschau 39
(1986), S. 20-23
[S2] Schneider, H.: Der Urknall und die absoluten
Datierungen,
Neuhausen-Stuttgart, 1982
[S3] Siewing, R. Evolution – Bedingungen –
(Hrsg.): Resultate – Konsequenzen –
Stuttgart, New York,
2. bearbeitete Auflage 1982
[S4] Stegmüller, W.: Metaphysik, Skepsis, Wissenschaft
Berlin, Heidelberg, New York,
2. Auflage 1969
[T1] Tanner, W.: Altem und Tod aus der Sicht der
Biologie. Biologie in unserer Zeit, 10
(1980), S. 45-51
[W1] v. Wahlert, G. u. H.: Was Darwin noch nicht wissen konnte,
München, 1981
[W2] Weinberg, S.: Die ersten drei Minuten
– Der Ursprung des Universums –
München, 1980
126
[W3] v. Weizsäcker, C. F.: Evolution und Entropiewachstum
Festvortrag anl. der Jahrestagung der
Deutschen Ges. für Biophysik,
Regensburg 1976, Sonderdruck der
Stadt Regensburg
[W4] Wieland, W.: Möglichkeiten und Grenzen der Wissenschaftstheorie
Angewandte Chemie 93 (1981),
S. 627-634
[W5] Wuketits, F. M.: Biologie und Kausalität
Berlin, Hamburg, 1981,165 S.
[W6] Wuketits, F. M.: Evolutionäre Erkenntnistheorie als neue
Synthese
Herrenalber Texte, HT 52,1983
[W7] Wuketits, F. M.: Gesetz und Freiheit in der Evolution
Umschau 79 (1979), S. 268-275
127
Namenregister
G
Gardner, A. u. B. 34
Gipper, H. 33, 34
H
Haeckel, E. 50, 84, 109, 135
Hansen, K. 68
Havemann, R. 37
Heckmann, O. 17, 59
Hegel, G. W. F. 43
Hubble, E. P. 16, 58
Humboldt, W. v. 33
I
Illies, J. 25, 32, 35, 96,
101, 104, 108
J
Jantsch, E. 85, 107, 109
Jonas, H. 109
Junker, R. 8, 71
K
Kahane, E. 14
Kaminski, J. 8
Kant, I. 43
Kaplan, R.W. 35, 36, 40
Keith, A. 17
Kepler, J. 116
Kübler-Ross, E. 41
Kuhn, H. 84, 91
Küppers, B.-O. 17, 78, 80, 83,
91, 92, 93, 151
B
Beck, H. W. 8, 54, 98
Benesch, H. 52, 53
Bertalanffy. L. v. 40
Blechschmidt, E. 50, 51
Böhme, W. 102
Bohr, N. 85
Bräumer, H. 111
Bresch, C. 16, 17, 74, 119, 151
Breuer, R. 58, 59, 63, 95
C
Chardin, T. de 63, 101, 103
D
Darwin, Ch. 29, 50, 53, 83,
84, 113, 114,
119, 120
Davies, P. 58, 62, 90
Dawkins, R. 113, 114
Ditfurth, H. v. 14, 16, 100,
101, 103, 105, 106,
111, 118, 120
Dyson, F. 63
E
Eccles, J. 54, 148, 149
Eigen, M. 41, 84, 113,
144, 151
Einstein, A. 14
Engels, F. 52, 84
F
Fischer, E. H. 84
Freud, S. 53, 120
Fromm, E. 53
128
L
Läpple, A. 26
Lassalle, F. 119
Lessing, G. E. 43, 138
Lightfoot, J. 112
Lorenz, K. 15, 32, 53, 96, 113
Lüscher, M. 152
M
Marquardt, B. 33
Marx, K. 119
Mayr, E. 85
McKay, D. M. 81
Mohr, H. 15, 39, 41,
55, 56, 104
Monod, J. 29, 65, 79
N
Nee, W. 54
Neidhart, J. 54
Nietzsche, F. 65, 113
O
Oeing-Hanhoff, L. 22
Osche, G. 68, 70
P
Padberg, L. v. 48
Pasteur, L. 23
Pauli, W. 27
Penzlin, H. 118, 119
Peters, D. S. 50, 69
Pittendrigh, C. S. 119, 159
Popper, K. R. 9, 10, 11,
12, 26, 27
Pot, P. 56
Premack, D. u. A. 34
R
Rensch, B. 14, 15, 16, 32,
35, 36, 50
Riedl, R. 29
Rohrbach, H. 101
Ryle, G. 89
S
Sachsse, H. 102
Scherer, S. 71
Shannon, C. 80, 145
Siewing, R. 13, 69, 95
Skinner, C. B. 53
Stegmüller, W. 9
Süßmilch, J. P. 34
T Tanner, W. 39, 40
U
Ussher, J. 112
W Wahlert, G. u. W. 84
Watson, J. B. 53, 138, 155
Weinberg, S. 60, 96
Weizsäcker, C. F. v. 39, 102
Wiener, N. 92, 149
Wuketits, F. M. 13, 52, 60,
64, 95
Z
Zeier, H. 52
129
Erklärung der verwendeten Abkürzungen für
die biblischen Bücher
Bücher des Alten Testaments (AT)
1Mo 1. Mose (Genesis) Pred Prediger
2Mo 2. Mose (Exodus) Hoh Hohelied
3Mo 3. Mose (Leviticus) Jes Jesaja
4Mo 4. Mose (Numeri) Jer Jeremia
5Mo 5. Mose (Deuteronomium) Klgl Klagelieder
Jos Josua Hes Hesekiel
Ri Richter Dan Daniel
Rt Ruth Hos Hosea
1Sam 1. Samuel Jl Joel
2Sam 2. Samuel Am Amos
1Kön 1. Könige Ob Obadja
2Kön 2. Könige Jn Jona
1Chr 1. Chronik Mi Micha
2Chr 2. Chronik Nah Nahum
Es Esra Hab Habakuk
Neh Nehemia Zep Zephanja
Esth Esther Hag Haggai
Hi Hiob Sach Sacharja
Ps Psalmen Mal Maleachi
Spr Sprüche
130
Bücher des Neuen Testaments (NT)
Mt Matthäus 1Tim 1. Timotheus
Mk Markus 2Tim 2. Timotheus
Lk Lukas Tit Titus
Joh Johannes Phlm Philemon
Apg Apostelgeschichte 1Petr 1. Petrus
Röm Römer 2Petr 2. Petrus
1Kor 1. Korinther 1Joh 1. Johannes
2Kor 2. Korinther 2Joh 2. Johannes
Gal Galater 3Joh 3. Johannes
Eph Epheser Hebr Hebräer
Phil Philipper Jak Jakobus
Kol Kolosser Jud Judas
1Thess 1. Thessalonicher Offb Offenbarung
2Thess 2. Thessalonicher
131
Erläuterung einiger Fachausdrücke
Im Folgenden sollen die wichtigsten Fachbegriffe, die in diesem
Buch vorkommen, erklärt werden. Durch den Pfeil → wird
ein Verweis auf Wörter gegeben, die in diesem Anhang ebenfalls
als Fachwörter erläutert werden. Dort findet man ergänzende
Erklärungen. In den meisten Fällen wird auch die Herkunft
des Wortes mit der ursprünglichen Bedeutung genannt.
ad absurdum (lat. ad = bis und absurdus = unsinnig, widersinnig,
ungereimt, sinnlos, abwegig): etwas ad absurdum führen =
das Widersinnige, die Sinnlosigkeit einer Idee nachweisen; jemanden
des Widersinns seiner Behauptung überführen.
Agnostizismus (griech. agnosía = Unkenntnis): eine Lehre,
wonach das wahre Sein, die Dinge an sich, nicht erkennbar
sind. Insbesondere wird jedes Wissen von Gott abgestritten.
Allegorie (griech. allegoría = das Anderssagen): Stilfigur; Darstellung
eines abstrakten Begriffs durch ein personifizierendes
Bild mit symbolischem, lehrhaftem Gehalt. Beispiele: der Tod
als Sensenmann, die Gerechtigkeit als Frau mit Waage (Justitia).
Allomon (zusammengesetzt aus der griech. Vorsilbe allos =
verschieden, anders und → Hormon): Wirkstoffe, die eine Signalwirkung
zwischen artfremden Individuen ausüben. Es handelt
sich um Befriedungssubstanzen, die für das Zusammenleben
(Koexistenz, Symbiose) verschiedener Tierarten von
Bedeutung sind. Beispiel: Bläuling (Schmetterling der Art
Allotinus
unicolor) und Ameisen der Art Anoplolepis longipes
dulden einander. Die Ameisen halten Blattläuse als »Haustiere
«, um bei ihnen Honig zu melken. Der Bläuling imitiert
mit seinem Rüssel die Melkbewegung und erhält auf diese
132
Weise auch Honig. Die Raupe des Bläulings frisst sogar einen
Teil der Blattläuse und wird trotz des schädigenden Verhaltens
gegenüber den Ameisen nicht von diesen attackiert. Die
Ursache
für diese ungewöhnliche Toleranz sind Allomone, die
auf chemischem Weg die Aggressivität der Ameisen hemmen
(→ Hormon, → Pheromon).
Aminosäure (Amin = Kunstwort aus Ammoniak und Nachsilbe
in): Die Aminosäuren sind als die niedermolekularen
Bausteine der → Proteine von Bedeutung. Chemisch bestehen
alle Aminosäuren aus mindestens einer Carboxyl (COOH) und
einer Aminogruppe (NH2) sowie dem Radikal R, das für jede
Aminosäure spezifisch ist. Neutrale Aminosäuren haben die
gleiche Anzahl von Amino- und Carboxylgruppen (z.B. Alanin),
saure führen in R eine zusätzliche Carboxyl (z.B. Asparaginsäure)
und basische eine zusätzliche Aminogruppe (z.B.
Glutamin). Die Benennung geschieht durch Trivialnamen, die
in der Regel auf -in enden; international sind als Abkürzungen
Dreibuchstabensymbole
verabredet:
Alanin (Ala): H3C-CH(NH2)-COOH
Asparaginsäure (Asp): HOOC-CH2-CH(NH2)-COOH
Glutamin (Gln): H2N-CO-CH2-CH(NH2)-COOH.
Außer Glycin besitzen alle Aminosäuren ein oder mehrere
asymmetrische C-Atome. Bis auf Glycin sind darum auch alle
optisch aktiv, d.h. sie verfügen über die markante Eigenschaft
der Chiralität (griech. cheir = Hand). Substanzen sind chiral,
wenn die Spiegelbilder ihrer Strukturformeln (L-Form und
D-Form) – auch nach Drehung um 180° – nicht deckungsgleich
sind. Es ist ausdrücklich hervorzuheben, dass in allen Lebewesen
zum Aufbau der Proteinketten immer nur das gleiche
Sortiment von 20 Aminosäuren vorkommt, obwohl chemisch
viel mehr möglich sind. Bemerkenswert ist außerdem, dass alle
in Lebewesen vorkommenden Aminosäuren zur L-Form ge133
hören. Dies ist für die Evolutionslehre problematisch. Durch
die Reihenfolge der Aminosäuren in den Proteinketten ist deren
Sekundär- und Tertiärstruktur und damit auch ihre Funktion als
Enzym oder → Hormon festgelegt
Analogie (griech. analogos = übereinstimmend, entsprechend):
1. Allgemein: Eine Erkenntnis ist analog, wenn das Darzustellende
selbst nicht oder nur schwer erklärbar ist, sondern nur
durch einen Bezug, den es zu etwas Bekanntem hat. Beispiel:
Die Gleichnisse Jesu erklären das unbekannte Himmelreich an
Hand bekannter Ereignisse aus dem Alltagsleben.
2. Biologie: Übereinstimmmung in der Funktion der Organe
verschiedener Lebewesen: Wenn Organe und Strukturen verschiedener
Lebewesen dieselbe Funktion erfüllen, dann spricht
man aus der Sichtweise der Evolution entweder von → Homologien
oder Analogien. Während den Homologien zwischen
den betrachteten Strukturen ein gemeinsamer Bauplan zugrunde
gelegt wird, aus dem evolutionstheoretisch ein stammesgeschichtlicher
Zusammenhang gefolgert wird, gilt dies
bei Analogien nicht. Beispiele für analoge Strukturen sind:
die Kiemen der Fische und die Lungen der Säugetiere. Sowohl
Kiemen als auch Lungen erfüllen trotz unterschiedlicher
Grundbaupläne dieselbe Funktion, nämlich die Versorgung des
Körpers mit Sauerstoff, aber es wird zwischen beiden Organen
kein stammesgeschichtlicher Zusammenhang angenommen.
Weitere Analogien sind die Grabebeine des Maulwurfs und der
Maulwurfsgrille; die Flügel von Vögel und Insekten.
Anthropologie (griech. ánthropos = Mensch): Teilgebiet der
Biologie, das sich speziell mit dem Menschen beschäftigt.
Schwerpunkte sind die → Phylogenese, die → Ontogenese und
das Studium der geografischen Variabilität des Menschen (statt
»Menschenrassen« spricht man besser von Volksgruppen oder
Menschengruppen).
134
Apobetik (Zielaspekt, Ergebnisaspekt der Information; griech.
apobainon = Ergebnis, Erfolg, Ausgang): die höchste der 5
Ebenen (→Statistik, → Syntax, → Semantik, → Pragmatik,
Apobetik) des Informationsbegriffes. Apobetik ist die letzte
und höchste Ebene der Information, nämlich der Zielaspekt.
In sprachlicher Analogie zu den vorherigen Bezeichnungen
wurde 1981 vom Verfasser der Begriff »Apobetik« eingeführt.
Dem Ergebnis auf der Empfängerseite liegt auf der Senderseite
die Zielvorgabe, die Zielvorstellung, der Plan oder die Konzeption
zugrunde. Der Apobetikaspekt der Information ist der
wichtigste, da er nach der Zielvorgabe des Senders fragt. Bei
jeder Information lässt sich die Frage stellen: »Warum sendet
der Sender überhaupt diese Information, und welches Ergebnis
möchte er beim Empfänger erreichen ?«
A priori (lat., vom Früheren her): bezeichnet Voraussetzungen,
Begriffe oder Grundsätze, die nicht von der Erfahrung oder
Wahrnehmung stammen. Sie sind aus der Vernunft durch logisches
Schließen gewonnen oder ohne weitere Begründung festgelegt
worden. Hingegen bedeutet a posteriori, dass man bei
einer geordneten Folge (zeitlich, logisch, gedanklich) von einem
Späteren zum Früheren hin schreitet.
Axiom (griech. axíoma = Grundsatz): Ein an den Anfang gestellter
Satz, der einleuchtend und unbestritten, aber dennoch
nicht ableitbar und voraussetzungslos ist. Ein Axiom ist grundlegend
für jeden Beweis, aber es ist selbst nicht beweisbar. Beispiel
aus der Mathematik: Sind zwei mathematische Größen a
und b jeweils einer dritten Größe, nämlich x, gleich (d.h. a = x;
b = x), so sind sie auch untereinander gleich (d.h. a = b).
Behaviorismus (engl. behaviour = Verhalten): eine Richtung
der Psychologie. In der ursprünglichen Form wurde methodisch
nur das objektive, messbare Verhalten als Erkenntnisquelle
zugelassen. Begriffe wie Bewusstsein, Seele, Gefühl
135
hatten bei dieser Vorgehensweise keinen Platz. Alles Verhalten,
auch Sprache und Denken, wird am Modell von Reiz (stimulus)
und Reaktion (response) verstanden.
Biochemie: die Wissenschaft von den chemischen Vorgängen
in der belebten Welt (z.B. Stoffwechsel, Atmung, Verdauung).
Die Biochemie hat u.a. folgende Fragestellungen klären können:
Struktur der Eiweiße (→ Proteine), die wichtigsten Stoffwechselreaktionen,
Bau und Wirkung der Vitamine und Hormone,
biochemische Funktionen der Erbanlagen.
biogen (griech. bíos = Leben; …-genes = hervorbringend, verursachend):
von lebenden Stoffen herrührend oder erzeugt.
Biogenetisches Grundgesetz (Rekapitulationstheorie): von
E. Haeckel (1866) zum Gesetz erhobene Theorie, die besagt,
dass die Individualentwicklung eines Lebewesens eine verkürzte
Rekapitulation (= Wiederholung) der Stammesgeschichte
sei. Dieser Grundgedanke ist schon vor Haeckel angedeutet
worden – so 1821 von Meckel, der von einer »Gleichung zwischen
der Entwicklung des Embryos und der Tierreihe« sprach,
1828 von K. E. v. Baer und 1864 von F. Müller. Man vertrat
die Ansicht, dass z.B. die Kiemenspalten der Fische im Embryonalleben
der höheren Wirbeltiere und beim Menschen auftreten
und so einen Teil der → Phylogenese wiederholen. Das
b. G. galt als ein besonders starkes Argument für die Evolutionslehre.
Durch den Fortgang der Forschung ist es als Gesetz
zwar widerlegt, dessen ungeachtet wird es weithin als Grundregel
von Evolutionsforschern
vertreten.
Biotop (griech. bíos = Leben; topos = Ort, Platz, Stelle): durch
bestimmte Umweltfaktoren (z.B. Temperatur, Bodenverhältnisse)
charakterisierter Lebensraum von Tier- und Pflanzengesellschaften
oder von einzelnen Arten.
136
Chromosom (griech. chroma = Farbe, soma = Körper; also
eigentlich Farbkörper, da es durch Färbung sichtbar gemacht
werden kann): Im Innern eines jeden Zellkerns gibt es fadenartige
Organellen, die sogenannten Chromosomen. Alle Körperzellen
(= alle Zellen, die nicht Keimzellen sind) besitzen einen
doppelten Satz von Chromosomen, während Keimzellen
nur einen einfachen Satz haben. Keimzellen sind haploid (einzeln),
Körperzellen diploid (doppelt). Chromosomen werden
nie neu gebildet, sondern sie gehen durch identische Verdoppelung
(Reduplikation) und anschließende Teilung aus den vorhandenen
Chromosomen hervor.
Anzahl der Chromosomen pro Körperzelle:
Mensch 46
Menschenaffen 48
Goldfisch 94
Hund 78
Igel 48
Libelle (Aeschna) 26
Pavian 42
Salzkrebschen 168
Schaf 54
Birke 84
Esche 46
Hafer 42
Jochalge ca. 1200
Mais 20
Radieschen 18
Schneeglöckchen 24
Es gibt fast gar keine Beziehung zwischen der Zahl der Chromosomen
und der Komplexität eines Organismus, da Chromosomen
lang oder kurz sein können und daher mehr oder weniger
Gene tragen können.
137
destruktiv (spätlat. destructivus): zerstörend, zersetzend, zum
Zerfall führend.
Code: In der Informationstechnik ist ein Code definiert durch
die Zuordnung (Codierung) der Zeichen eines Zeichenvorrats
zu denjenigen eines anderen Zeichenvorrats. Allgemein ist ein
Code die Zuordnung von Zeichen einer Art zu Zeichen einer
anderen Art oder zu Realitäten. Mit Realitäten sind hier definierte
(hinweisende) Bezüge zu der uns umgebenden Wirklichkeit
(z.B. aus Physik, Chemie, Alltagsgeschehen) gemeint.
Diese Zuordnung ist eine willkürlich getroffene Vorschrift oder
Übereinkunft, die auf einmaliger, freier Vereinbarung beruht
(Konvention). Jede Codezuordnung beruht auf einem geistigen
Prozess und kann darum in keinem Fall der Materie zugeordnet
werden. Entscheidend ist für jeden Code: Er übt immer eine
Stellvertreterfunktion aus (→ Information). So steht das Triplett
GCA stellvertretend für Alanin; es stellt aber selbst nicht
das Alanin dar. Der Zuordnung jeder Codierung liegt immer
ein Plan zugrunde. So kann bereits auf der Ebene des Codes
entschieden
werden, ob ein beliebig vorliegendes System einem
Schöpfungsvorgang mit geistigem Konzept entstammt
oder aber allein in der Materie begründet liegen kann.
Deismus (lat. deus = Gott): eine Gottesauffassung der Aufklärung
des 17. und 18. Jahrhunderts, die noch daran festhält, dass
es einen persönlichen übernatürlichen Gott gibt. Dieser Gott
hat zwar diese Welt und ihre Gesetzmäßigkeiten erschaffen,
aber im Gegensatz zur biblischen Lehre übt er keinerlei Einfluss
auf das Weltgeschehen, auf die Geschichte und auf den
einzelnen
Menschen aus. Aus diesem Grunde – so meint man –
kann Gott sich auch nicht offenbart haben. Die Bibel hingegen
zeigt, wie Gott sich den Menschen mitgeteilt hat.
Der Deismus ist die Vernunftreligion der Aufklärung, die im
17. Jahrhundert von England (Cherbury, Toland, Collins, Tindal,
Hume) ausging, bald auf Frankreich übergriff (Voltaire)
138
und erst Mitte des 18. Jahrhunderts nach Deutschland kam
(Lessing,
Mendelssohn).
Determinismus (lat. determinare = (im Voraus) bestimmen,
festlegen, begrenzen): Lehre von der ausschließlich kausalen
(lat. causa = Grund, Ursache) Bestimmtheit allen Geschehens.
Im früheren mechanistischen Weltbild hielt man alle Vorgänge
der Physik für berechenbar. Die auf Materie und Bewegung
zurückzuführenden Prozesse der Natur wurden einer streng
mechanistischen
Notwendigkeit unterworfen. Die moderne
Quantenphysik
hat diese Annahme als allgemeingültiges Prinzip
widerlegt.
Dichotomie (griech. dichotomía = Zweiteilung): eine Ansicht
über das Wesen des Menschen, wonach dieser aus zwei Teilen
besteht, nämlich Leib und Seele (Gegensatz: → Trichotomie).
DNS (= Desoxyribonukleinsäure; engl. DNA = deoxyribonucleic
acid): Unter den verschiedenen Bausteinen der lebendigen
Zelle nehmen die Nukleinsäuren eine Schlüsselstellung
ein. Sie enthalten die → genetische Information und sind auch
an Mechanismen beteiligt, die diese Information in der Zelle
wirksam
werden lassen. 1953 klärten Watson und Crick die
Struktur
der DNS auf und zeigten, dass diese Moleküle sowohl
zur identischen Reduplikation als auch zur Speicherung und
Abgabe
von Information befähigt sind.
Das Watson-Crick-Modell beschreibt das DNS-Molekül wie
folgt: Zwei Polynukleotidstränge sind schraubenartig umeinander
gewunden und bilden so eine Doppelspirale. Die durch
Wasserstoffbrücken gekoppelten Basenpaare sind jeweils
senkrecht
zur Helixachse (griech. hélix = Windung, Spirale)
angeordnet.
Der Drehsinn der Spirale entspricht einem Rechtsgewinde.
Die Basenfolge des einen Stranges legt automatisch
die Folge des anderen fest, weil die »chemischen Buch139
staben« nur komplementär vorkommen: Adenin mit Thymin
und Guanin mit Cytosin. Aus diesem Grunde ist das molare
Mengenverhältnis
von Adenin : Thymin sowie von Guanin :
Cytosin stets 1:1. Auch die Summe der Buchstaben A + G ist
gleich der Summe C + T.
Abmessungen: Der Durchmesser des DNS-Moleküls beträgt
2·10–9 m = 2 nm = 2 Nanometer (1 nm = 10–9 m = 1 Milliardstel
Meter). Der Abstand der flach übereinanderliegenden Basenpaare
beträgt 0,34 nm. Jedes Paar ist gegenüber dem unteren
um 36° gedreht. Bei jeder vollen Umdrehung kommen 10
neue Lagen hinzu; d.h. das Molekül wird bei 10·36° = 360° um
3,4 nm höher.
Massen: Die Maßeinheit der atomaren Masse ist 1 u = 1/12
der Masse eines Kohlenstoffatoms des Isotops 12C (1 u =
1,6605655·10–24 g).
1 Kohlenstoffatom 12C 12 u
1 Sauerstoffatom 16O 16 u
1 Wassermolekül H2O 18 u
1 Insulinmolekül 5700 u
1 Hämoglobin-Molekül 65 000 u
1 Styropor-Molekül 50 000 000 u
1 DNS-Molekül: Goldfisch 2,4·1012 u
1 DNS-Molekül: Hund 3,2·1012 u
1 DNS-Molekül: Mensch 3,5·1012 u
Das Genom des Menschen umfasst 3 Milliarden Basenpaare.
Eine Base auf einem DNS-Strang hat einen Informationsgehalt
von 2 bit. Demzufolge hat das menschliche Genom einen statistischen
Informationsgehalt von 750 MByte.
Das DNS-Molekül ist im Vergleich zur Länge äußerst dünn
(Verhältnis 1 : 1,35·109). Ein Modell eines DNS-Moleküls mit
140
1 m Durchmesser müsste 1350 Millionen km emporragen;
das ist die 3840fache Entfernung von der Erde bis zum Mond
(= 384 000 km) oder die neunfache Entfernung von der Erde
bis zur Sonne (= 1AE = 149 597 870 km).
Das DNS-Molekül ist ein Gebilde aus Millionen von Atomen,
das ständig zittert, wackelt und schwingt und sich bewegt,
als ob es atme. Seine Schwingungsrate reicht über das
ganze elektromagnetische
Spektrum von den Radiowellen
bis zum Infrarot. Die Drehgeschwindigkeit beim Teilen eines
DNS-Moleküls liegt bei 15 000 Umdrehungen/min = 250 U/s.
Die Kopiergeschwindigkeit
beträgt 10 000 Buchstaben pro Sekunde.
Dualismus (lat. duo = zwei): Zweiheit, Gegensätzlichkeit,
Polarität.
Eine Anschauung, dass die Welt von zwei gegensätzlichen
Wesenheiten oder Grundprinzipien beherrscht wird (z.B.
Licht und Finsternis, Gut und Böse, Gott und Satan, Geist und
Materie).
Dualistische Interaktionstheorie: → Interaktion
Einnischung: Anpassung eines evolutiven Systems an eine →
ökologische Nische.
Enzym (griech. en = in; zyme = Sauerteig): → Protein
Escherichia coli (Darmbakterium, das nach dem Entdecker,
dem deutschen Kinderarzt Theodor Escherich (1857-1911),
benannt
wurde): Es ist das wohl bekannteste Bakterium, weil
es am häufigsten untersucht wurde. Das Volumen beträgt nur
V = 10–9 mm3 = 1 milliardstel mm3. Die Masse liegt bei nur
m = 2·10–12 g, d.h. 500 Milliarden solcher Bakterien machen
erst 1 g Bakterienmasse aus. Das Bakterium ist L = 2·10–6 m
= zwei Tausendstel Millimeter lang.
141
Es gibt zwei Millionen Proteinmoleküle in der Zelle, von denen
1850 verschiedene Arten existieren. Das ringförmig geschlossene
Bakterienchromosom
besteht aus mehr als drei Millionen
Basenpaaren.
Die Teilung des Bakteriums geschieht in 45
Minuten; unter optimalen Bedingungen schon in 20 Minuten.
Zum Antrieb der Geißeln dienen sechs rotierende Elektromotoren
mit einer Spannung von 0,2 Volt. Die Geschwindigkeit der
Fortbewegung
beträgt 0,2 mm/s. Das sind 65 Körperlängen/s.
Vergleicht man diesen Wert mit dem entsprechenden eines
Menschen, dann müsste dieser mit 400 km/h schwimmen.
explizit (lat. explicitus = entfaltet): ausdrücklich, deutlich; alle
Merkmale eines Sachverhaltes sind deutlich angezeigt. Gegensatz:→
implizit.
Gen (griech. génos = Geschlecht, Gattung, Nachkommenschaft):
Erbfaktor, d.h. die kleinste materielle Einheit der Vererbung,
die in Chromosomen lokalisiert ist. Jedes Gen ist
für die Synthese eines bestimmten Eiweißes verantwortlich.
Gene haben
spezifische Wirkungen auf die Eigenschaften des
Individuums.
Die Gene sind verdopplungsfähig; sie sind linear
in den Chromosomen angeordnet und bestehen aus Desoxyribonukleinsäure-
Molekülen (→ DNS).
genetische Information: Sie ist die in den Nukleinsäuren gespeicherte
Information. Sie ist die unabdingbare Voraussetzung
für die Abläufe in der lebendigen Zelle und wird bei
den Zellteilungen
unverändert an die nächste Zellgeneration
weitergegeben.
Die identische Verdopplung der g. I. ist die
Grundlage
für die Konstanz des Informationsgehaltes der Gene
bzw. des Genoms
einer Zelle und damit für den Vererbungsvorgang.
Diese Information spielt bei der Individualentwicklung
eines Organismus
die zentrale Rolle (→ Ontogenese).
142
genetischer Code: Der genetische Code (→ Code) ist die Zuordnung
der 20 in allen Lebewesen vorkommenden Aminosäuren
zu den → Tripletts. Ein Triplett ist ein Wort, das aus drei
Buchstaben besteht. Beim genetischen Code wird das Alphabet
durch 4 chemische Buchstaben repräsentiert, nämlich Adenin,
Guanin, Cytosin und Thymin.
Genom (griech. génos = Geschlecht, Gattung, Nachkommenschaft):
der einfache (→ haploide) Chromosomensatz einer
Zelle und die in ihm lokalisierten Gene.
Geophysik (griech. geo = Erde): die Wissenschaft, die sich mit
den natürlichen physikalischen Erscheinungen auf und in der
Erde beschäftigt. Auch die Auswirkungen aus dem Weltraum,
insbesondere von Sonne und Mond, auf die Erde gehören zum
wissenschaftlichen Aufgabenfeld. Die Geophysik umfasst die
Meteorologie (Wissenschaft von der Lufthülle), Hydro- und
Ozeanografie (Wissenschaft von der Wasserhülle) sowie die
Geophysik in engerem Sinne (z.B. Schwerefeld der Erde, erdmagnetisches
Feld, Erdbeben, Aufbau des Erdkörpers).
Grubenorgan: Eine Anzahl von Schlangen verfügt über spezielle
Wärmesinnesorgane, die als »Wärmeauge« oder »Grubensinnesorgan
« oder einfach als »Grubenorgan« bezeichnet
werden. Bei den Klapperschlangen (Crotalus spec.) befinden
sich die Grubenorgane auf beiden Seiten des Kopfes zwischen
den Augen und den Nasenlöchern. Sie haben einen Durchmesser
von etwa 3 mm und sind mit einer 15 Mikrometer (= 0,015
mm) starken Membran verschlossen, die hochgradig mit Nerven
versorgt ist. Da die paarweise vorhandenen Grubenorgane
funktionell Hohlspiegeln ähneln, ist den Klapperschlangen ein
ausgezeichnetes thermisches Richtungsempfinden möglich.
Mithilfe der Grubenorgane sind Schlangen in der Lage, Temperaturunterschiede
von einigen tausendstel Grad zu messen.
Durch die zusätzliche hohe Richtungsempfindlichkeit können
sie auch des Nachts ihre Beute sicher orten.
143
haploid (griech. haploeides = einfach): Bezeichnung für Zellen
oder Organismen (Haplonten), die nur einen einfachen Chromosomensatz
haben. Beispiele: Sporozoen (= Sporentierchen;
eine Klasse einzelliger Lebewesen, die sich durch Sporen vermehren)
und einige niedere Pflanzen, aber auch Säugetiere in
ihren Geschlechtszellen. Gegensatz: diploid = zwei Chromosomensätze
besitzend. Diploide Organismen (Diplonten) sind z.B.
Säugetiere und höhere Pflanzen bezüglich ihrer Körperzellen.
hiatus (lat. hiatus = Kluft).
Hominide (lat. homo = Mensch): »Menschenartiger«; Vertreter
der heute lebenden oder ausgestorbenen Menschenrassen.
Homologie (griech. homología = Übereinstimmung): Bauplanähnlichkeit
bei Lebewesen (→ Analogie). Ein Ordnungsprinzip
in der Biologie, das Organe und Organteile nach Bauplanprinzipien
beurteilt und vergleicht. Evolutionstheoretisch
nimmt man an, dass homologe Organe verschiedener Arten
stammesgeschichtlich aus ein und demselben Organ hervorgegangen
sind. So glaubt man z.B., dass die Flügel der Vögel
die Brustflossen der Fische, die Vorderbeine der Säugetiere
und die Arme des Menschen aus einem gemeinsamen Urorgan
stammen.
Hormon (zu griech. horman = in Bewegung setzen, antreiben):
körpereigener, von den Drüsen mit innerer Sekretion gebildeter
und ins Blut abgegebener Wirkstoff, der für die Steuerung
und Koordination biochemisch-physiologischer Abläufe
notwendig ist. Die Hormone wirken in winzigen Mengen (Größenordnung:
Millionstelgramm). Das Zusammenwirken aller
Zellen und Organe des menschlichen und tierischen Körpers
wird sowohl durch Nerven als auch durch Hormone vermittelt.
Obwohl die Hormone mit dem Blut im gesamten Körper
verteilt
werden, entfalten sie ihre Wirkung nur an bestimmten
Stellen.
144
Diese Spezifität der Hormonwirkung wird daher auf bestimmte
Eigenschaften des Rezeptors (Ort des Wirkens) zurückgeführt.
Für die Funktion des Organismus ist es lebensnotwendig,
dass
die Menge des im Blut zirkulierenden Hormons ständig den jeweiligen
Bedürfnissen entspricht. Nahezu 30 Substanzen mit
z. T. komplizierter chemischer Struktur werden ständig oder periodisch
für die Kontrolle nahezu aller physiologischen
Prozesse
des Menschen sowie des Wirbeltierorganismus eingesetzt.
Hyperzyklus (griech. hyper = über, hinaus; kyklos = Kreislauf):
Die Idee des Hyperzyklus stammt von dem deutschen
Evolutionstheoretiker Manfred Eigen. Unter einem Hyperzyklus
versteht er einen Molekülkomplex, der aus mindestens
zwei → RNS-Molekülen und zwei → Enzymen besteht,
die eine Replikation (= Herstellung einer identischen Kopie)
auf katalytischem Weg ermöglicht (→ Katalysator). Der Hyperzyklus
wird als Rückkopplungskreis verstanden, bei dem
sich RNS-Moleküle und Enzyme gegenseitig codieren bzw.
replizieren.
Ein Hyperzyklus wurde noch nicht im Experiment
erzeugt.
implizit (lat. implicitus = verwickelt): inbegriffen. Gegensatz:
→ explizit.
Informatik: Die Bezeichnung für diese recht junge Wissenschaft
ist ein Kunstwort, das aus den beiden Begriffen Information
und Technik gebildet wurde. Informatik ist die Wissenschaft,
die sich mit der Verarbeitung von Information beschäftigt.
Zu ihrem Arbeitsfeld gehört auch die Anwendung von
Computern sowie die Untersuchung von Informationssystemen
außerhalb der Technik (z.B. Neuronale Netze, Linguistik).
Information (lat. informatio = Bildung, Belehrung): Information
ist neben Materie und Energie die dritte fundamentale
Größe, die für technische ebenso wie für biologische Prozesse
145
nicht nur bedeutungsvoll, sondern grundlegend ist. Information
ist ein vielschichtiger und oft missverstandener Begriff.
Man kann zeigen, dass widersprüchliche Aussagen und falsche
Schlussfolgerungen mancher Autoren darin begründet liegen,
dass sie schlechthin von Information sprechen, ohne sich Rechenschaft
darüber zu geben, auf welcher hierarchischen Ebene
(→ Statistik, → Syntax, → Semantik, → Pragmatik, → Apobetik)
gerade diskutiert wird. So kann man beispielsweise keinerlei
Antwort auf die Herkunft biologischer Systeme bekommen,
wenn man sich lediglich auf die statistische Ebene (→
Statistik) bezieht. So bringen auch Abhandlungen mit einem
eindrucksvollen mathematischen Aufwand noch keine Klärung,
wenn der Formelapparat sich auf der Ebene Shannonscher
Information
bewegt. Erst wenn man das Sender/Empfänger-
Problem auf allen Ebenen der Information konsequent
behandelt, sind begründete Aussagen möglich. So kommt es
darauf an, den Gültigkeitsbereich des Informationsbegriffs präzise
zu definieren.
Vier Prinzipien sind dabei wichtig:
1. Das 5-Ebenen-Prinzip: Zur vollständigen Charakterisierung
des Informationsbegriffes gehören die fünf Aspekte → Statistik,
→ Syntax, → Semantik, → Pragmatik und → Apobetik.
Alle diese genannten Aspekte sind sowohl auf der Sender- als
auch auf der Empfängerseite maßgebend.
2. Code-Prinzip: Information wird dargestellt (= formuliert,
gesendet, gespeichert) mittels einer geeigneten Codierung. Aus
einem vereinbarten Zeichensatz (z.B. Alphabet) werden die
einzelnen Zeichen zu Wörtern zusammengesetzt (→ Code).
Aus den (durch Konvention) mit Bedeutung belegten Wörtern
werden
diese nach festgelegten Regeln der Grammatik zu Sätzen
zusammengefügt (Syntax), die die Träger der semantischen
Information
bilden.
146
3. Prinzip der Stellvertreterfunktion: Eine sehr markante Eigenschaft
der Information im Sinne unserer Definition ist die
Stellvertreterfunktion. Information ist niemals die Sache selbst.
Die codierten Zeichen stehen nur stellvertretend für die Sache
oder das Ereignis. Die Zeichenfolge in der Zeitung steht
stellvertretend
für das gestrige Ereignis; das beschriebene
Geschehnis
selbst ist zeitlich längst vorbei, und die dort genannten
Politiker
sind nicht zugegen. Die → Tripletts im →
DNS-Molekül stehen stellvertretend für bestimmte Aminosäuren;
Alanin, Glycin, …, sind aber keineswegs hier vorhanden.
Diese sollen erst später aufgrund der codierten Information
hergestellt werden.
4. Information ist eine nicht-materielle Größe und ist darum
keine Eigenschaft der Materie. Aus diesem Grunde scheiden
materielle Prozesse für die Herkunft von Information aus [G7,
80-86].
Hier sei auf einen Punkt hingewiesen, der leicht zu Missverständnissen
führen kann: Beim Betrachten eines Gemäldes, der
Beobachtung eines Sterns mit dem Teleskop oder der mikroskopischen
Untersuchung eines Kristallgefüges reden wir umgangssprachlich
davon, dass wir uns informieren. Im Sinne der
o.g. Prinzipien gehören alle diese Fälle jedoch nicht zu unserem
Definitionsbereich, da wir die Wirklichkeiten selbst betrachten.
Nur codierte Darstellungen gehören zu unserem
Definitionsbereich,
und diese stehen immer stellvertretend für
im Allg. nicht gegenwärtige Ereignisse, Gegenstände oder für
abstrakte Ideen. Nur dann, wenn wir eine durch einen Code
verknüpfte Zuordnung
finden, haben wir es mit diesem Stellvertreterprinzip
zu tun. In all solchen Fällen muss aber immer
jemand da gewesen sein, der diese freie Zuordnung von Wirklichkeit
zu Code trifft. Information in diesem definierten Sinne
verlangt also immer einen geistigen Urheber.
147
Apobetik
Pragmatik
Semantik
Syntax
Statistik
beabsichtigtes
Ergebnis
erwartete
Handlung
mitgeteilte
Gedanken
verwendeter
Code
übertragenes
Signal
erreichtes
Ziel
ausgeführte
Handlung
verstandene
Bedeutung
verstandener
Code
empfangenes
Signal
Sender Empfänger
Gesendete Information
Empfangene Information
Informationsübertragung
Bild 2: Zum Wesen der Information: Von jeder beliebigen codierten
Information gilt, dass sie von jemandem ausgesandt ist (Sender)
und an jemanden gerichtet ist (Empfänger). Es sind wesensmäßig
fünf verschiedene Ebenen zu unterscheiden. Auf der höchsten
Ebene, der Apobetik, geht es um das Informationsziel bzw.
-ergebnis. Die darunterliegende Ebene der Pragmatik erfasst die
gedachte/bewirkte Handlung. Eine Stufe tiefer geht es um die gedachte/
verstandene Bedeutung (Semantik). Die vorletzte Stufe
(Syntax) befasst sich mit der sprachlichen Codierung/Decodierung
der Gedanken, und die letzte Stufe behandelt das technische
Übertragungskonzept und die damit verbundenen statistischen Angaben.
Alle fünf Aspekte haben sowohl beim Sender als auch beim
Empfänger ihre spezifische Ausprägung. Die einzelnen Ebenen bedingen
einander. Das Informationsziel ist nicht erreicht, wenn es
auf irgendeiner unteren Ebene zum vorzeitigen Abbruch kommt.
148
Die im Kapitel 6.1 (Seite 78-82) genannten Sätze sind wie
alle Naturgesetze aus der Erfahrung abgeleitet. Sie müssen ihren
Test in der uns umgebenden Wirklichkeit bestehen. Gibt es
nirgends
ein Experiment oder Beispiel, das den Sätzen widerspricht,
dann werden sie zum Naturgesetz. Die Bedeutung der
Naturgesetze liegt darin, dass sie auch auf unbekannte Fälle anwendbar
sind. Der Flug zum Mond war nur deshalb möglich,
weil bei der Planung und Berechnung verschiedene Naturgesetze
angewendet wurden. Die Energiekalkulation beruhte
auf dem bekannten Energiesatz. Noch nie war dieser Satz für einen
Flug zum Mond zur Anwendung gekommen. Aber in diesem
zuvor unbekannten Fall verließ man sich auf die Gültigkeit
dieses
Energiesatzes, und es stellte sich heraus, dass dieses Vertrauen
gerechtfertigt war. So ist es auch mit den hier genannten
Sätzen zur Information. Sind sie einmal aufgestellt und haben
sich bewährt, dann können wir sie universell auch auf unbekannte
Fälle anwenden. Diese Bewährungsprobe haben sie
offenbar
bestanden, denn die Informationssätze haben sich unzählbar
oft in der Erfahrung bewährt und sind in keinem Laboratorium
der Welt experimentell widerlegt worden. Die in den
Zellen aller Lebewesen enthaltene Information liegt innerhalb
des o.g. Definitionsbereiches. Somit sind die Sätze auch für diesen
Fall anwendbar. Daraus folgt: Die Information braucht notwendigerweise
auch hierfür einen geistigen Urheber.
Wer dieser
Urheber ist, kann im Rahmen dieser Sätze nicht angegeben werden.
Wir haben damit eine wissenschaftliche Grenze erreicht.
Interaktion (-stheorie von Eccles): (lat. Vorsilbe inter mit
der Bedeutung zwischen Gleichartigem bestehend oder sich
vollziehend).
Interaktion ist das aufeinander bezogene Handeln
von Personen oder auch von Komponenten, die in einer
Wechselbeziehung
stehen. Die sprachliche Kommunikation
ist die wichtigste
Form der menschlichen Interaktion. Nach
der von dem Nobelpreisträger John Eccles aufgestellten Interaktionstheorie
stehen Gehirn und Geist in einer Wechselbezie149
hung, d.h. zwischen
diesen beiden Komponenten gibt es einen
Informationsaustausch.
Eccles unterscheidet deutlich zwischen
dem Gehirn als materieller Komponente und dem Geist als eindeutig
nicht-materieller Komponente. Eccles hat damit eine
Vorstellung vom Menschen entworfen, wonach der Mensch im
Gegensatz zu materialistischen Philosophien einen nichtmateriellen
Anteil hat.
Katalysator (griech. katálysis = Auflösung): Ein Stoff, der
eine chemische Reaktion überhaupt erst ermöglicht oder sie beschleunigt
oder verlangsamt. Der Katalysator braucht meist nur
in geringer Menge vorhanden zu sein. Da er an der Reaktion
nicht teilnimmt, liegt er nachher noch chemisch unverändert
vor. Die meisten aller chemischen Verfahren in der Technik,
aber auch in der lebendigen Zelle, beruhen auf Katalyse. Beispiel:
Enzyme sind von der Zelle erzeugte Eiweißstoffe, welche
die langsam verlaufenden chemischen Reaktionen erheblich
beschleunigen.
komplementär (lat. complementum = Ergänzung): sich gegenseitig
ergänzend. Komplementäre Winkel ergänzen sich zu 90°;
komplementäre Farben ergänzen sich zu weiß (z.B. gelb und
indigoblau; hochrot und grünblau).
Kosmologie (griech. kosmos = Ordnung, Schönheit, Weltall):
ist die Lehre über die räumliche Struktur des Weltalls. Als
Zweig der Astronomie erforscht sie die Verteilung der Materie
im Raum und ihre Bewegungsverhältnisse. Aus bekannten physikalischen
Theorien und den Daten aus astronomischen Beobachtungen
eines Teils des Weltalls versucht die Kosmologie
eine geschlossene Theorie über die Eigenschaften des gesamten
Weltalls herzuleiten. Bisher ist dies nicht widerspruchsfrei
gelungen.
150
Kybernetik (griech. kybernetike (téchne) = Steuermannskunst):
von dem amerikanischen Mathematiker Norbert Wiener
(1894-1964) geprägter Begriff für eine wissenschaftliche
Forschungsrichtung, die sich mit Systemen verschiedener
Art (z.B. biologische, technische, soziologische) beschäftigt,
um sie auf selbsttätige Regelungs- und Steuerungsmechanismen
hin zu untersuchen. Die Kybernetik vereinigt insofern
recht unterschiedliche
Gebiete. Die ursprünglich in der Technik
entwickelten
Theorien der Kommunikation und des Informationsflusses
zwischen verschiedenen Elementen eines Systems
werden genutzt, um nichttechnische Erscheinungen besser
zu verstehen und zu erklären.
Makromolekül (griech. makro = lang, groß): Molekül, das
durch die kettenförmige, aber auch vernetzte Anordnung ihrer
Bestandteile und durch die große Anzahl der Glieder ausgezeichnet
ist. Zahlreiche Moleküle von Natur- und Kunststoffen
sind Makromoleküle (z.B. Zellulose, → Proteine, →
DNS, Polyäthylen, Nylon). Bei den biologisch relevanten
Makromolekülen
sind die Glieder meistens linear kettenförmig
angeordnet (DNS, Proteine).
marginal (lat. margo = Rand): randständig; Marginalien =
Randbemerkungen (z.B. Anmerkungen am Rand einer Handschrift
oder eines Buches).
Meiose (griech. meiotis = das Verringern): Meiosis, meiotische
Teilung, Reifeteilung, Reduktionsteilung; in zwei
unterschiedlichen
Prozessen verlaufender Vorgang der Zellteilung
bei der Reifung der Keimzellen in der sexuellen Fortpflanzung.
Bei der Meiose kommt es im Verlauf zweier aufeinanderfolgender
Kernteilungen zur Reduktion des → diploiden
Chromosomensatzes.
151
Mikrobiologie (griech. mikrós = klein): Biologie der Mikroorganismen
mit den Teilgebieten Bakteriologie (Bakterien),
Mykologie
(Pilze), Phykologie (Algen), Protozoologie (Einzeller),
Virologie (Viren).
Mitose (griech. mitos = Faden): mitotische Teilung, indirekte
Kernteilung, Äquationsteilung; Kernteilungsvorgang, bei
dem aus einem Zellkern zwei Tochterkerne gebildet werden,
die gleiches
Genmaterial und im Unterschied zur → Meiose
die gleiche
Chromosomenzahl wie der Mutterkern haben. Im
Gegensatz
zur Entstehung von Geschlechtszellen liegt der Bildung
von Körperzellen die Mitose zugrunde.
Molekulardarwinismus: die von Manfred Eigen, Bernd-Olaf
Küppers und anderen Evolutionstheoretikern vertretene Auffassung,
der Darwinismus müsse konsequenterweise auch
auf molekularer Ebene vorausgesetzt werden. Es ist das erklärte
Ziel, die Entstehung des Lebens als einen ausschließlich
physikalisch-
chemischen Prozess auf molekularer Ebene
zu beschreiben.
Damit wird das Leben fälschlicherweise als ein
rein materielles
Phänomen angesehen.
Monon: ein von dem deutschen Genetiker und Vertreter der
Evolutionslehre Carsten Bresch geprägter Begriff. Seine Evolutionsvorstellungen
definiert er als zunehmende Komplexität
von Mustern. Im Endstadium werden alle Muster unserer Erdkugel
zu einem riesigen »intellektuellen Organismus« – dem
Monon – verbunden sein. Nach Bresch ist das Monon das Ergebnis
der abschließenden, alles umfassenden Integration der
Evolution eines Planeten. Das Monon ist ein gigantisches,
historisch
gewachsenes Muster, aufgebaut auf biologischorganisierter
Materie, und stellt eine überindividuelle Ganzheit
dar.
152
Mpc (Megaparallaxensekunde): 1 Mpc = 106 pc. Die Parallaxensekunde
(pc) ist – ebenso wie das Lichtjahr – eine übliche
Längeneinheit in der Astronomie. 1 pc ist diejenige Entfernung,
von der aus gesehen der mittlere Abstand Erde – Sonne
(1 AE = 149 597 870 km) unter einem Winkel von einer Sekunde
(1″ = 1/3600 Grad) erscheint. Danach ist 1 pc = 1 AE/tan
(1″) = 30,857·1012 km. Es gelten folgende Umrechnungen:
1 pc = 206 265 AE = 30,857 Billionen km = 3,2617 Lichtjahre.
ökologische Nische: die Summe der Wechselbeziehungen zwischen
einem Organismus und seiner Umwelt (Ernährungsverhalten,
Paarungsverhalten, Feind-Beute-Beziehungsgesetz).
In der jeweiligen ökologischen Nische herrschen Lebens- und
Umweltbedingungen, die einer bestimmten Tier- oder Pflanzenart
das Überleben ermöglichen.
Ontogenese (griech. óntos = Wesen, génesis = Geburt, Werden,
Entstehung, Schöpfung): Entwicklung des einzelnen
Lebewesens
vom befruchteten Ei bis zum geschlechtsreifen
Individuum.
Die Ontogenese ist ein programmgesteuerter Vorgang,
der aufgrund der vorliegenden genetischen Information
sowie der vorgegebenen organismischen Ganzheit zielorientiert
abläuft.
Im Gegensatz dazu fehlt bei der → Phylogenese
diese steuernde Information gänzlich.
Peptid (griech. peptós = gekocht, verdaut): → Proteine.
Perpetuum mobile (lat., das sich ständig Bewegende): Eine
utopische
Maschine, die ohne Energiezufuhr dauernd Arbeit
leistet.
Seitdem der Energiesatz der Physik als Naturgesetz
anerkannt
ist, ist die Unmöglichkeit des Perpetuum mobiles
nachgewiesen.
153
Pheromon (zusammengesetzt aus griech. phérein = tragen und
→ Hormon): Von Tieren ausgeschiedener Wirkstoff, der bei anderen
Tieren der gleichen Art ein bestimmtes Verhalten auslöst.
Dieser Begriff wurde erstmals 1959 von Karlson und Lüscher
für diese Botenstoffe geprägt, die an die Umgebung abgegeben
werden. (Die Parfüme der Frauen und Männer könnte man als
künstliche Pheromone bezeichnen.)
Phylogenese (griech. phylon = Stamm, Geschlecht; génesis =
Entstehung): die aus der Sicht der Evolutionslehre angenommene
stammesgeschichtliche Entwicklung der Lebewesen
(vom Einzeller bis hin zum Menschen). Vergleiche: → Ontogenese.
Pleistozän (zu griech. pleistos = am meisten und kainós =
neu): eine Abteilung im evolutionistisch-geologischen Erdzeitalter.
Das Pleistozän gehört danach zur Formation des Quartärs
und ist die vor dem Holozän liegende ältere Abteilung. Hier
werden auch die Eiszeiten eingeordnet (Eiszeitalter). Für das
Pleistozän gibt man den Bereich von vor 2 Millionen Jahren
bis vor 10 000 Jahren an.
Pragmatik (Handlungsaspekt der Information: griech. pragmatike
(téchne) = »Kunst, richtig zu handeln«): die vierte
der 5 Ebenen (→ Statistik, → Syntax, → Semantik, Pragmatik,
→ Apobetik) des Informationsbegriffes. Bis zur Ebene der
Semantik
taucht noch gar nicht die Frage der Zielsetzung auf,
die der Sender mit der Übermittlung der Information verfolgt.
Jede Informationsweitergabe
geschieht jedoch mit der senderseitigen
Absicht, beim Empfänger ein bestimmtes Ergebnis
zu bewirken.
Um das geplante Ergebnis zu erreichen, stellt
der Sender die Überlegung an, durch welche Handlungsweise
der Empfänger zu dem geplanten Ziel gebracht werden kann.
Dieser Aspekt des Handelns wird durch den Begriff »Pragmatik
« zum Ausdruck
gebracht. Sprachlich werden nicht ein154
fach Sätze aneinandergereiht, sondern Bitten, Klagen, Fragen,
Auskünfte, Belehrungen,
Ermahnungen, Drohungen und
Befehle formuliert, die ein bestimmtes Handeln beim Empfänger
auslösen sollen. Der Informatiker W. Strombach definierte
Information als eine Struktur, die in einem empfangenden
System etwas bewirkt. Damit hat er auf den wichtigen
Aspekt des Handelns hingewiesen.
Alle diese Handlungsweisen
des Empfängers beruhen stets auf Information, die zuvor
senderseitig mit dem entsprechenden
Zweck konzipiert
wurde.
Protein (griech. protos; Erststoff): Eiweißverbindungen; Proteine
sind eine der großen Gruppen der makromolekularen
Stoffe. Dieselbe zentrale Rolle, die die Zellulose im Pflanzenreich
als Gerüstsubstanz spielt, kommt den Proteinen im Tierreich
und beim Menschen zu. Bei den höheren Tieren (und
auch beim Menschen) hat nicht nur jede Art, sondern sogar jedes
Individuum eigene Proteine, die von den anderen Individuen
derselben Art als fremd erkannt und abgestoßen werden
(Immunreaktion). Einer Vielzahl von Proteinen kommt in allen
Lebewesen (Pflanzen, Tiere, Mensch) eine zentrale Bedeutung
als → Enzyme zu. Enzyme wirken katalytisch beim Wachstum
und Stoffwechsel der Organismen und steuern die notwendigen
Reaktionen (→ Katalysator). Proteine entstehen durch
Aneinanderkettung von Aminosäureresten zu großen Molekülen
(→ Makromoleküle). Zwei → Aminosäuren bilden ein Dipeptid,
drei ein Tripeptid usw., viele zusammen ein Polypeptid.
Bei nur wenigen Bausteinen spricht man von Oligopeptiden.
Von etwa 50 Bausteinen aufwärts bezeichnet man sie als
Proteine. Die Proteine der Lebewesen bestehen meist aus Hunderten
bis Tausenden Aminosäure-Bausteinen. Die spezifische
Reihenfolge der Aminosäurereste in der Kette (= die Sequenz)
und die Länge der Kette bringt die verschiedenen Proteinarten
zustande. Bei einer Länge der Kette von L = 100 und
den 20 verschiedenen,
in Lebewesen vorkommenden Amino155
säuren gibt es 20100 = 10130 verschiedene Sequenzen und damit
Proteine.
Die Zahl der möglichen Proteinarten ist größer als die
für den gesamten
Kosmos geschätzte Anzahl der Atome. Allein
im menschlichen Körper kommen über 50 000 verschiedene
Eiweiße
vor.
Protoplasma: die lebende Substanz aller menschlichen, tierischen
und pflanzlichen Zellen, in der sich der Stoff- und Energiewechsel
vollzieht.
Rekombination: die Neukombination der Gene in der sexuellen
Fortpflanzung, wodurch bei einem Nachkommen verschiedene
einzelne Eigenschaften der Eltern in einer neuen Konstellation
in Erscheinung treten.
RNS (= Ribonukleinsäure): Ein DNS-ähnliches Makromolekül,
das im Gegensatz zur DNS fast immer in Einstrangform
vorliegt; einzige bekannte Ausnahmen sind einige Viren, deren
Zweistrang-RNS eine dem Watson-Crick-Modell weitgehend
entsprechende Doppelhelix-Struktur aufweist. Es gibt verschiedenartige
RNS-Moleküle mit unterschiedlichen Aufgaben im
Zellstoffwechsel.
Semantik (Bedeutungsaspekt der Information; griech. semantikós
= bezeichnend, bedeutend): die dritte der 5 Ebenen (→
Statistik, → Syntax, Semantik, → Pragmatik, → Apobetik) des
Informationsbegriffes. Zeichenketten und syntaktische Regeln
bilden die notwendige Voraussetzung zur Darstellung von Information.
Das Entscheidende an einer übertragenen Information
ist jedoch nicht der gewählte Code, die Größe, Anzahl oder
Form der Buchstaben oder die Übertragungsmethode (Schrift;
optische, akustische, elektrische, taktile oder olfaktorische Signale),
sondern die darin enthaltene Botschaft, die Aussage,
der Sinn, die Bedeutung (Semantik). Für die Speicherung und
Übertragung spielt dieser zentrale Aspekt der Information
156
keine Rolle. Der Preis eines Telegramms wird nicht nach der
Schwere des Inhalts, sondern lediglich nach der Zahl der Wörter
bemessen. Für den Absender und für den Empfänger liegt
jedoch das zentrale Interesse in der Bedeutung – ja, die Bedeutung
lässt eine Zeichenkette erst zur Information werden. Es
gehört
zum Wesen jeder Information, dass sie von jemandem
ausgesandt
und an jemanden gerichtet ist. Wo Information auch
immer auftritt, haben wir es stets mit einem Sender und einem
Empfänger zu tun. Da erst Semantik wesensmäßig Information
ausmacht, können wir festhalten: Nur das ist Information, was
Semantik enthält. Da Bedeutungen immer Gedankenkonzepte
darstellen, können wir weiterhin konstatieren: Jede Information
entstammt immer einer geistigen Quelle (Sender).
Singularität (lat. singularitas = das Einzelsein, Alleinsein):
Besonderheit, Einzigartigkeit eines Vorgangs oder eines Verlaufs.
In der Mathematik eine bestimmte Stelle einer Kurve
oder Fläche, die sich anders verhält als bei ihrem normalen
Verlauf.
Sprache: Alle geeigneten Formulierungssysteme (Sprachkalküle),
die Bedeutungen (geistige Substrate, Gedanken, immaterielle
Bewusstseinsinhalte) auszudrücken vermögen, nennen
wir Sprachen. Erst durch das Phänomen Sprache wird
Information sendbar und auf materiellen Trägem speicherbar.
Die Information
selbst ist völlig invariant, sowohl gegenüber
dem Wechsel des Übertragungssystems (akustisch, optisch,
elektrisch) als auch dem verwendeten Speichersystem
(Gehirn, Buch EDV-Anlage, Magnetband). Diese Invarianz
liegt in ihrem immateriellen
Wesen begründet. Wir unterscheiden
verschiedene Arten von Sprachen: 1. Natürliche (Umgangs-)
Sprachen; 2. Künstliche
(Umgangs-)Sprachen (z.B.
Esperanto), Signalsprachen: Taubstummensprache, Flaggencode,
Verkehrszeichen. 3. Künstliche (formale) Sprachen: logische
und mathematische Kalküle, chemische Symbolik, No157
tenschrift, algorithmische Sprache, Programmiersprachen wie
ADA, ALGOL, APL, BASIC,
C, C+ +, COBOL, FORTRAN,
PASCAL, PL/1. 4. Spezialsprachen der Technik: Bauzeichnungen,
Konstruktionspläne,
Blockschaltbilder, Bonddiagramme,
Schaltpläne der Elektrotechnik, Hydraulik, Pneumatik. 5. Spezialsprachen
der belebten Natur: genetische Sprache, Schwänzeltanz
der Bienen, Pheromonsprachen verschiedener Insekten,
Hormonsprache, Signalsystem im Spinnennetz, Sprache der
Delfine, Instinkte (z.B. Vogelflug, Lachs- und Aalwanderung).
In diesen Fällen sollte man besser von Kommunikationssystemen
sprechen.
Gemeinsam ist allen Sprachen, dass sie definierte Zeichensysteme
verwenden, wobei die einzelnen Symbole oder Sprachelemente
mit festen, einmalig vereinbarten Regeln und Bedeutungszuordnungen
versehen sind. In jeder Sprache gibt es Einheiten
(z.B. Morpheme, Lexeme, Wendungen, ganze Sätze in
den natürlichen Sprachen), die als Bedeutung tragende Elemente
(Formative) dienen. Bedeutungen sind sprachinterne Zuordnungen
zu den Formativen, die zwischen Sender und Empfänger
eine feste Verbindung eingegangen sein müssen. In den
natürlichen Sprachen spielen folgende Mittel für die Bedeutungscodierung
eine Rolle: Morphologie, Syntax (Grammatik,
Stilistik), Phonetik, Intonation, Gestik sowie zahlreiche semantische
Mittel (z.B. Homonyme, Homophone, Metaphern, Synonyme,
Polyseme, Antonyme, Paraphrase, Anomalien, Ironie).
Jeder Kommunikationsprozess zwischen Sender und Empfänger
besteht aus dem Formulieren und dem Verstehen der Sememe
(griech. sema = Zeichen) in ein und derselben Sprache.
Im Formulierungsprozess generieren die Gedanken des Senders
mittels eines geeigneten Formulierungssystems (Sprache)
die sendbare Information, und im Verstehensprozess wird
die Zeichenkombination analysiert und in entsprechende Gedanken
beim Empfänger abgebildet. In der allgemeinsten Fas158
sung verstehen
wir unter Sender und Empfänger entweder intelligente
Wesen selbst oder durch Intelligenz geschaffene Systeme.
Statistik: die unterste der 5 Ebenen (Statistik,→ Syntax, Semantik,
→ Pragmatik, → Apobetik) des Informationsbegriffes.
Der statistische Aspekt erlaubt es z.B., solche Eigenschaften
von Sprachen quantitativ zu beschreiben, die ihrem Wesen
nach auf Häufigkeiten beruhen. Ob durch eine Zeichenkette ein
Sinn wiedergegeben wird oder nicht, bleibt dabei jedoch völlig
unberücksichtigt. Auch die Frage der grammatischen Korrektheit
ist auf dieser Ebene völlig ausgeklammert. Wenn eine Zeichenkette
lediglich eine statistische Sequenz von Zeichen enthält,
d.h., wenn sie nachweislich durch einen statistischen oder
rein physikalischen oder chemischen Prozess zustande gekommen
ist, dann stellt sie im Sinne der gegebenen Definition
keine Information dar.
Subgenualorgane: Manche Insekten (z.B. Schabe, Laubheuschrecke)
verfügen über erstaunlich empfindliche Organe, um
mechanische Schwingungen einer Unterlage zu messen, auf
der sie stehen. Diese Sinnesorgane (= Subgenualorgane) befinden
sich in den Beinen. Es sind kompliziert gebaute Sinneszellen,
die in der Lage sind, die Schwingungen des Bodens
äußerst präzise
zu erfassen.
Syntax (Lehre vom Satzbau; griech. syntaxis = Anordnung):
die zweite der 5 Ebenen (→ Statistik, Syntax, → Semantik,
→ Pragmatik, → Apobetik) des Informationsbegriffes.
In informationstragenden
Zeichenketten unterliegt die
Aneinanderreihung
der Zeichen zu Wörtern sowie die Verknüpfung
der Wörter
zu Sätzen ganz bestimmten Regeln, denen
für jede Sprache eine bewusste Vereinbarung zugrunde
liegt. Auf der syntaktischen
Ebene benötigt man zur Darstellung
der Information einen Zeichenvorrat. Bei den meis159
ten Schriftsprachen werden Buchstaben verwendet, aber für
die verschiedenen Zwecke sind die unterschiedlichsten Vereinbarungen
im Gebrauch: Morsezeichen,
Hieroglyphen, internationaler
Flaggencode, Noten, verschiedene EDV-Codes,
genetischer Code, Tanzfiguren beim Schwänzeltanz der Bienen,
Duftzeichen bei den Pheromonsprachen der Insekten,
Handstellungen bei der Taubstummensprache.
Da jede Codierung
sowie deren Bedeutungszuordnung
immer auf Konvention
beruht, ist die Kenntnis dieser Vereinbarung für Sender
und Empfänger gleichermaßen erforderlich.
Diese Kenntnis
wird entweder direkt übertragen (z.B. durch Eingabe in EDVSysteme
oder durch Vererbung in natürlichen
Systemen) oder
muss erlernt werden (z.B. Muttersprache oder andere natürliche
Sprache). Unter der Syntax einer Sprache
verstehen wir
sämtliche Regeln, nach denen die einzelnen Sprachelemente
kombiniert werden können bzw. müssen.
Teleologie/Teleonomie (griech. telos = Ziel, Zweck; logos =
Wort, Lehre): Teleologie ist die Lehre, dass besonders im Bereich
des Lebendigen alles auf Finalität und Zweckbestimmung,
also auf ein Ziel hin, angelegt ist. In Analogie zu
menschlichen
Handlungen und den von Menschen erstellten
Bauwerken,
Maschinen und Geräten bedeutet Teleologie
für alles Lebendige: Auch hier ist aus der Zweckmäßigkeit der
erkennbaren
Details an Lebewesen und der Struktur der Welt
auf den Zweck gebenden Schöpfer zu schließen. Der Gedanke
der Teleologie stand dem Evolutionsgedanken entgegen, wonach
die Entwicklung ohne Zielvorgabe geschehen sein soll.
So wurde erstmals von C. S. Pittendrigh der Vorschlag gemacht,
die neue Sichtweise »Zweckmäßigkeit ohne Zweck«
mit einem neuen Wort zu belegen. Man spricht nun von Teleonomie
und unterstellt
damit die evolutionstheoretische Zufallshypothese.
Zweckmäßige Prozesse werden dabei noch als solche
erkannt, aber ein Zweckgeber wird von vornherein ausgeschlossen.
160
Transzendenz (spätlat. transcendentia = das Überschreiten):
das Überschreiten der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits.
Trichotomie (spätgriech. trichotomía = Dreiteilung, zu griech.
trícha = dreifach; tome = Schnitt): Einteilung des Menschen in
Leib, Seele und Geist (Gegensatz: → Dichotomie). Die Bibel
stellt diese drei Komponenten nicht als separate Wirklichkeiten
dar, sondern sieht sie mehr als Aspekte des einen und ganzen
Menschen (z.B. 1Thess 5,23).
Triplett (franz. triplet, lat. triplus = dreifach): Eine → DNSKette
besteht aus einer nichtperiodischen Folge von 106 bis
109 Nukleotiden, von denen es vier verschiedene gibt (A =
Adenin, T = Thymin, C = Cytosin, G = Guanin). Je drei solcher
Nukleotide
(z.B. ACC, ATC, …) bilden ein Triplett oder
Codon, das eindeutig eine der 20 Aminosäuren bezeichnet (codiert).
Die Tripletts sind die einzelnen Wörter in der genetischen
Information
(→ Code).
Viroid (von Virus abgeleitet; lat. virus = Schleim, Saft, Gift):
ein komplexes Molekülaggregat; die wohl einfachste Form der
Lebewesen überhaupt; einem einfachen Virus ähnlich.
Zytoplasma (zu griech. kytos = Rundung, Wölbung): die den
Zellkern umgebenden Bestandteile der Zelle.