werden
Fragen, die immer wieder gestellt
werden
Werner Gitt

Prof. Dr. Werner Gitt gibt Antworten, die aus der
Evangelisationspraxis, aus Gesprächen mit
fragenden Menschen und aus dem Studium der
Schrift erwachsen sind. Die Fragen sind nicht »am
grünen Tisch« entworfen, sondern wurden
wirklich gestellt. Von daher handelt es sich nicht
um theologische Spitzfindigkeiten, sondern um
Probleme, die Zweifler, Fragende und Suchende
wirklich bewegen. Der Autor behandelt dabei
folgende Themen:
Gott – Bibel – Schöpfung, Wissenschaft und
Glaube – das Heil – die Religionen – Leben und
Glauben – Tod und Ewigkeit.
Ein hilfreiches Buch zur Gesprächsführung mit
Christen und Außenstehenden. Zur Weitergabe
an…
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Werner Gitt
Fragen –
die immer wieder
gestellt werden
Der Autor: Dir. und Prof. a. D. Dr.-Ing. Werner Gitt, 1937 in Raineck/Ostpr.
geboren. Von 1963 bis 1968 absolvierte er ein Ingenieurstudium an der
Technischen Hochschule Hannover, das er als Dipl.-Ing. abschloss. Von 1968
bis 1971 war er Assistent am Institut für Regelungstechnik an der Technischen
Hochschule Aachen. Nach zweijähriger Forschungsarbeit promovierte er zum
Dr.-Ing. Von 1971 bis 2002 leitete er den Fachbereich Informationstechnologie
bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig.
1978 wurde er zum Direktor und Professor bei der PTB ernannt.
Er hat sich mit wissenschaftlichen Fragestellungen aus den Bereichen Informatik,
numerische Mathematik und Regelungstechnik beschäftigt und die
Ergebnisse in zahlreichen
wissenschaftlichen Originalarbeiten publiziert. Von
1984 bis 2016 vertrat er das Lehrgebiet »Bibel und Naturwissenschaft« als
Gastdozent an der »Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel«
(STH Basel, Schweiz). Seit 1966 ist er mit seiner Frau Marion verheiratet.
Im September 1967 wurde Carsten und im April 1969 Rona geboren.
1.–3. Auflage 1989
4.–7. Auflage 1990
8.–9. Auflage 1991
10. Auflage 1992
11. Auflage 1994
12. Auflage 1994
13. Auflage 1995
14. Auflage 1996
15. überarbeitete und erweiterte Auflage 1998
16. Auflage 1999
17. Auflage 2000
© by CLV · Christliche Literatur-Verbreitung
Ravensberger Bleiche 6 · 33649 Bielefeld
www.clv.de
Umschlag: Lucian Binder, Marienheide
Satz: CLV
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
Artikel-Nr. 255127
ISBN 978-3-89397-127-5
18. Auflage 2002
19. Auflage 2003
20. Auflage 2005
21. Auflage 2006
22. Auflage 2009
23. Auflage 2011
24. Auflage 2013
25. Auflage 2017
26. Auflage 2018
27. Auflage 2021
Meinem Sohn Carsten
Inhalt
Vorwort 10
Vorwort zur 15. Auflage 13
Übersetzungen in andere Sprachen 13
1. Die Frage nach Gott (FG) 14
FG1: Woher kann ich wissen,
dass es Gott überhaupt gibt? 14
FG2: Wo ist Gott? 14
FG3: Was bedeutet das Wort Gott – G.O.T.T.? 15
FG4: Warum ist Gott nicht zu sehen? 16
FG5: Ist das ein Gott der Liebe,
wenn er all die Not in dieser Welt zulässt?
Warum lässt Gott das Leid zu? 17
FG6: Hat nicht Gott Schuld an allem? 18
FG7: Durch Kriege hat Gott zu alttestamentlicher
Zeit ein ganzes Volk ausrotten lassen, und in der
Bergpredigt heißt es: Liebet eure Feinde. Ist
der Gott des AT ein anderer als der des NT? 19
FG8: Hat Gott das Böse geschaffen? 20
FG9: Ist Gott lernfähig? 21
FG10: Hat Jesus wirklich gelebt? Ist er Gottes Sohn? 22
FG11: In welcher Beziehung stehen Gott und Jesus
zueinander?
Ist das eine Person, oder wer
von ihnen ist höher? Zu wem sollen wir beten? 24
2. Fragen zur Bibel (FB) 28
FB1: Die Bibel ist doch von Menschen aufgeschrieben
worden,
darum ist alles relativ zu sehen.
Wie können Sie sagen, dass sie von Gott ist
und dass alles wahr ist? 28
FB2: Wie kann ich prüfen, ob die Bibel wahr ist? 31
FB3: Was ist an der Bibel anders als bei allen
sonstigen Büchern
der Weltliteratur? 32
FB4: Gibt es heute noch neue Botschaften als
Ergänzung zur Bibel? Ist Gott nicht größer als
die Schrift, um direkt zu jemandem
zu reden? 36
FB5: Wie ist der »Bibelcode« von M. Drosnin zu
beurteilen? 38
3. Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft
und Glaube (FS) 42
FS1: Gibt es einen Übergang von unbelebter
Materie zu lebendigen
Organismen? 42
FS2: Wie alt ist die Erde, wie alt das Universum?
Gibt es eine wissenschaftliche Methode
zur Ermittlung des Erdalters?
Was halten Sie von der C14-Methode? 44
FS3: Wie kommt es, dass bei einem jungen
Universum das Licht von Objekten, die
Millionen von Lichtjahren von uns entfernt
sind, die Erde bereits erreichen konnte?
Müsste man da nicht eher ein Alter annehmen,
das mindestens der Zeit entspricht, die ein
Lichtstrahl unterwegs gewesen sein muss,
um von dort zu uns zu gelangen? 47
FS4: Wie stand Darwin zu Gott? 50
FS5: Im Hochleistungssport werden ständig
verbesserte Leistungen
erbracht, die vorher
nicht möglich waren. Ist das nicht auch ein
Hinweis auf Evolution? 52
FS6: Ist die Bibel wissenschaftlich ernst zu nehmen,
wenn sie altertümliche Weltbildvorstellungen
verwendet, die doch längst überholt sind? 53
FS7: Was können wir über die Struktur unseres
Universums sagen? 55
FS8: Wie lange dauerte ein Schöpfungstag? 57
FS9: Gibt es zwei sich widersprechende
Schöpfungsberichte?
59
FS10: Passten die Saurier in die Arche? 62
FS11: Wen heirateten die Söhne Adams? 63
FS12: Welche wissenschaftliche Argumentation
spricht aus Ihrer
Sicht am deutlichsten für
eine Schöpfung und am stärksten
gegen eine
evolutive Entwicklung? 64
4. Fragen bezüglich des Heils (FH) 69
FH1: Wodurch wird man selig –
durch den Glauben oder durch Werke? 69
FH2: Warum hat sich Gott gerade die Methode
des Kreuzes zur Erlösung ausgedacht?
Wäre auch eine andere Methode denkbar? 70
FH3: Wie konnte Jesus vor 2000 Jahren für
unsere Sünden sterben, die wir erst jetzt
begangen haben? 72
FH4: Wäre es nicht wirtschaftlicher gewesen,
wenn Jesus nur für die Sünden gelitten hätte,
für die die Menschen Vergebung
erbitten,
statt für die Sünde der ganzen Welt? 73
FH5: Aufgrund des Opfertodes Jesu Christi bietet
Gott allen Menschen die Vergebung der Sünden
an. Warum gibt Gott nun nicht eine Generalamnestie
für die Sünden aller Menschen? 75
FH6: Es gibt meiner Meinung nach auch nach dem
Tode noch die Möglichkeit der Rettung.
Die Gnade Gottes muss doch größer sein
als das, was Sie vorgetragen haben? 76
FH7: Was ist mit den Kindern, die zu früh gestorben
sind, um je eine Entscheidung treffen zu
können? Was ist mit Abgetriebenen
oder
Geisteskranken? Sind sie verloren? 84
FH8: Musste Judas nicht Jesus verraten,
damit dadurch das Heil ermöglicht wurde? 86
FH9: Kann ich noch ein Kind in die Welt setzen,
wenn die Möglichkeit, dass es verloren geht,
50% beträgt? (Frage einer jungen Frau,
die gerade zum Glauben gekommen war) 87
FH10: In der Bibel ist von der Erwählung des
Menschen durch Gott die Rede.
Haben wir dann noch einen freien Willen,
wenn Entscheidungen über Rettung oder
Verlorensein längst gefallen
sind? 89
FH11: Können Sie mir (natur-)wissenschaftlich
beweisen, dass es eine Hölle gibt?
(Frage einer Gymnasiastin) 93
5. Fragen bezüglich der Religionen (FR) 95
FR1: Es gibt so viele Religionen. Diese können
doch nicht alle falsch sein. Ist es nicht
vermessen, wenn das Christentum behauptet,
der einzige Weg zum ewigen Leben zu sein? 96
FR2: Beten wir, d. h. die Christen und die Moslems,
nicht alle zu ein und demselben Gott?
(Frage eines Moslems) 97
FR3: Woran kann ich erkennen, dass das Evangelium
keine Religion, sondern göttlichen Ursprungs
ist? 99
6. Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens (FL) 101
FL1: Warum leben wir auf Erden? 101
FL2: Was ist der Sinn des Lebens? 102
FL3: Wie kann ich im täglichen Leben
mit dem Glauben klarkommen?
104
FL4: Ich habe ständig wiederkehrende Träume,
die mich belasten.
Was habe ich von diesen
Träumen zu halten? 110
FL5: Was ist Sünde? 112
FL6: Dürfen unverheiratete Paare nach der Bibel
zusammenleben?
Ab wann ist ein Paar
verheiratet: Nach der Entscheidung
des Paares,
zusammenbleiben zu wollen? Nach dem ersten
Intimverkehr? Nach der standesamtlichen oder
kirchlichen
Trauung? 113
FL7: Glauben heißt ja nicht »wissen«; wie kommen
Sie dazu, den Glauben als etwas Gewisses
darzustellen? 119
FL8: Ist zur Wiedergeburt ein äußeres Zeichen nötig? 120
FL9: Sie reden hier so zu uns, als hätte Gott selbst
Sie hierher geschickt. Wie kommen Sie dazu?
(während eines Vortrags in einer JVA) 121
FL10: Was halten Sie von der Gentechnologie? 122
FL11: Was machte Jesus mit den Mücken und
Bremsen? Hat er sie erschlagen? 124
7. Fragen bezüglich des Todes und der Ewigkeit (FT) 127
FT1: Gibt es ein Leben nach dem Tod? 127
FT2: Was ist das ewige Leben?
Wie muss man sich das vorstellen?
128
FT3: Wann beginnt das ewige Leben? 129
FT4: Wie kann ich mir den Himmel vorstellen? 130
Anhang 134
Anmerkungen zur Bibel 134
I. Basissätze zur Bibel 134
I.1 Zur Herkunft der Bibel 135
I.2 Zum Wahrheitsgehalt der Bibel 136
I.3 Zur Prüfung der biblischen Wahrheit 138
I.4 Zur Thematik der Bibel 140
I.5 Zu den Aussagen der Bibel 142
I.6 Zum Wert biblischer Aussagen 150
I.7 Zur Verständlichkeit und
zum Verständnis der Bibel 153
I.8 Zur Genauigkeit biblischer Aussagen 154
1.9 Zum Zeitrahmen biblischer Aussagen 155
1.10 Zum Zugang zur Bibel:
Die Bekehrung zu Jesus Christus 156
I.11 Schlussanmerkung 163
II. Auslegungsgrundsätze zur Bibel 164
III. Warum sollen wir die Bibel lesen? 167
IV. Wie sollen wir die Bibel lesen? 170
V. Zehn Verheißungen für Bibelleser
(Leser und Täter des Wortes) 172
Eine ungekürzte ausgewählte Leserzuschrift 174
Persönliches aus dem Leben des Autors 177
Literaturverzeichnis 189
Erklärung der verwendeten Abkürzungen
für die biblischen Bücher 191
Homepage des Autors und Traktate 192
Vorwort
Buchidee: Die Idee zu diesem Buch entstand während einer
evangelistischen Vortragsreihe, die der Verfasser in origineller
Umgebung im Münchener Modehaus Mühlhäuser
gehalten hat. Der Modemacher Harro Mühlhäuser stellte
die erste Etage seines Geschäftshauses jeweils am Abend
für die einwöchige Veranstaltungsreihe zur Verfügung. Das
bedeutete: jeden Abend Kleider abhängen, Ständer wegräumen,
250 Stühle aufstellen, Vortrag halten, dann Stühle
wieder zusammenstellen, Kleiderständer wieder aufstellen,
damit das Personal am anderen Morgen die Kleider wieder
aufhängen konnte. Die Stühle reichten zwar lange nicht aus,
aber der weiche Teppichboden und die Treppenstufen dienten
zusätzlich als bequeme Sitzgelegenheiten. So fanden 350
Personen problemlos Platz. Wegen der zentralen Lage des
Geschäftes in der Münchener Fußgängerzone (nur wenige
Meter vom Rathausplatz und von der Frauenkirche entfernt)
gab es einen sehr hohen Besucheranteil aus nichtchristlichen
Kreisen. Nach der Veranstaltung bestand die Möglichkeit,
zu
dem Gehörten Fragen zu stellen. Hiervon wurde ausgiebig
Gebrauch gemacht. Dabei wurden Fragen offenbar,
die vor
einer Glaubensentscheidung erst einer Klärung bedürfen.
Art der Fragen: So enthält das vorliegende Buch eine Reihe
jener Münchener Fragen. Darüber hinaus sind andere Fragen
beantwortet, die dem Verfasser nach ähnlichen Vorträgen
an anderen Orten gestellt wurden. Seit Jahren leitet er die
»Krelinger Fragestunde« auf dem Ahldener Jugendtag, wo
ebenfalls zahlreiche Probleme zur Sprache kommen. Allen
in diesem Buch behandelten Fragen ist gemeinsam, dass
sie wirklich gestellt wurden. So gibt das vorliegende Buch
11
keinen von »Insidern« erwarteten Fragen-Querschnitt durch
die Bibel wieder, sondern versucht, jene Probleme ernst zu
nehmen, die Zweifler, Fragende und Suchende bewegen.
Es handelt sich somit nicht um eine Sammlung spitzfindiger
theologischer Fragestellungen oder eine theoretische
am »grünen Tisch« erstellte Liste, sondern um Grundfragen
suchender Leute, die sich aus der Praxis der Vortragstätigkeit
ergeben. Gelegentlich wurden auch originelle Einzelfragen
aufgegriffen.
Methode der Beantwortung: Die von den Griechen des
Altertums
entwickelte Logik hat sich in den exakten Wissenschaften
als so erfolgreich erwiesen, dass man versucht war,
diese Denkweisen auch auf andere Bereiche zu übertragen.
Die Zeitströmung der Aufklärung ist von dieser irrigen Auffassung
getragen und hat in der Folge weithin dazu beigetragen,
dem biblischen Glauben kritisch gegenüberzustehen.
Wären die hier behandelten Fragen mathematischnaturwissenschaftlicher
Art, so hülfe uns der Kalkül der
Logik weiter. Bei den hier anstehenden Problemen spielen
aber Existenzfragen eine grundlegende Rolle, die sich im
Allgemeinen einer rein logischen Bearbeitung entziehen.
Auch die Philosophie kann uns nicht weiterhelfen. Der
Karlsruher Philosoph Hans Lenk gesteht ehrlicherweise ein:
»Die Philosophie gibt selten endgültige inhaltliche
Lösungen;
sie ist ein Problemfach, kein Stoff- und Ergebnisfach.
Für sie ist eine neue Problemperspektive viel
wichtiger als die Teillösung einer überlieferten Frage.«
Gott will und kann uns in alle Wahrheit leiten, sowohl in
unserem Denken als auch im Handeln und Glauben. Der
für uns alles entscheidende Maßstab ist darum das von Gott
autorisierte Wort, das uns in Form der Bibel vorliegt. Diese
Quelle ist durch kein menschliches Erzeugnis zu ersetzen.
Vorwort
12
Da die Beantwortung aller Fragen grundlegend von diesem
Maßstab abhängig ist, wird in einem ausführlichen Anhang
auf das Wesen und die Auslegungsgrundsätze der Bibel eingegangen.
Die Zusammenstellung in Form von Basissätzen
geschieht hier erstmalig und soll das Grundsätzliche wiedergeben,
das beim Umgang mit der Bibel vonnöten ist.
Die Antworten konnten aus Platzgründen nicht immer
erschöpfend
behandelt werden; außerdem musste eine subjektive
Auswahl aus zahlreichen gestellten Fragen getroffen
werden. Wegen der inhaltlichen Koppelung mancher
Fragestellungen sind gelegentliche Überschneidungen bei
den Antworten unvermeidlich. Zur besseren Übersicht sind
die Fragen nach Themenbereichen gegliedert. Manches ist
direkt biblisch beantwortbar, weil hierzu passend die Antwort
explizit in der Bibel steht. Andere Fragen sind zwar
auch biblisch beantwortbar, aber dies gelingt nur durch
Schlussfolgerungen aus den gegebenen biblischen Texten.
Schlussfolgerungen hängen in starkem Maße vom Kenntnisgrad
der Bibel und von der individuellen Fähigkeit ab,
von gegebenen biblischen Aussagen auf andere Antworten
zu schließen. Hier kommt die Subjektivität des Autors zum
Tragen. Unbeantwortbar bleiben in der Regel die »Warum-Fragen
«. Auch diese werden einmal geklärt, allerdings erst,
wenn der Glaube zum Schauen kommt (Joh 16,23).
Dank: Meiner lieben Frau bin ich dankbar, dass sie mir bei
der kritischen Durchsicht des Manuskriptes wertvolle Hinweise
gab und die mühsame Schreibarbeit auf unserem
Home-Computer übernommen hat.
Es ist nun unser Gebet, dass durch die vorliegende Schrift
manch einem Suchenden in seinen Existenz- und Glaubensfragen
geholfen werden könnte.
Vorwort
Vorwort zur 15. Auflage
Als Autor freue ich mich natürlich, dass dieses Buch nun
zum fünfzehnten Male hinausgehen kann. Einige wesentliche
Verbesserungen und Erweiterungen wurden jetzt vorgenommen.
Inzwischen liegen Übersetzungen in 14 verschiedenen
Sprachen vor. Das einheitliche Titelbild, das bei den
fremden Sprachen verwendet wurde, wird jetzt auch bei der
deutschen Fassung übernommen. Das Buch hat offenbar
viele
Freunde im In- und Ausland gefunden. In den vergangenen
Jahren haben mich viele Zuschriften erreicht, die mich sehr
ermutigt
und mit Dankbarkeit gegenüber dem Herrn erfüllt
haben, über den hier geschrieben wurde. Viele
sind durch das
Buch zum Glauben gekommen (z. B. [G9, 128]) oder haben
weitere Schritte im Glaubensleben getan. Aus mancherlei
erhaltenen Briefen sei hier der Erlebnisbericht
eines Lesers
ausgewählt,
der (mit Erlaubnis des Schreibers) auf den Seiten
175-177 wiedergegeben ist. Mag Gott es schenken, dass diese
Schrift auch weiterhin vielen anderen zum Segen wird.
Werner Gitt, März 1998
Übersetzungen in andere Sprachen
Dieses Buch gibt es inzwischen (Stand: 2021) in folgenden
25 Sprachen: Brasilianisch, Bulgarisch, Chinesisch, Dänisch,
Deutsch, Englisch, Finnisch, Französisch, Georgisch, Holländisch,
Italienisch, Kambodschanisch, Kirgisisch, Kroatisch,
Kurdisch (Kurmandschi), Litauisch, Polnisch, Portugiesisch,
Rumänisch, Russisch, Slowakisch, Spanisch, Tschechisch,
Türkisch und Ungarisch.
Näherers dazu siehe www.wernergitt.de Downloads
Booklist.
1. Die Frage nach Gott (FG)
FG1: Woher kann ich wissen, dass es Gott überhaupt gibt?
AG1: Es gibt kein Volk und keinen Stamm auf dieser Erde,
in dem die Menschen nicht in irgendeiner Form an einen
Gott, einen Geist oder ein Wesen glauben, das über ihnen
steht. Das gilt auch für die isoliertesten Urwaldstämme, die
nie eine Berührung mit einer anderen Kultur und schon gar
nicht mit dem Evangelium hatten. Wie kommt das? Wir
haben
alle die denkerische Fähigkeit, von den wunderbaren
Werken der beobachtbaren Schöpfung auf den unsichtbaren
Schöpfer zu schließen. Niemand glaubt, dass ein Auto,
eine Uhr oder auch nur ein Knopf oder eine Büroklammer
von selbst entstehen. Darum schreibt Paulus im Neuen
Testament:
»Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine
ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen seit der Schöpfung
der Welt und wahrgenommen an seinen Werken, sodass sie
keine Entschuldigung haben« (Röm 1,20). Aus der Schöpfung
können wir allerdings nur erfahren, dass ein Gott existiert
und auf seine Kraft und seinen Ideenreichtum schließen,
nicht aber auf seine Wesensart (z. B. Liebe, Leben,
Barmherzigkeit, Güte). Dazu ist uns die Bibel gegeben.
FG2: Wo ist Gott?
AG2: Nach unseren menschlichen Vorstellungen versuchen
wir, Gott räumlich zu lokalisieren. Darum finden wir bei den
heidnischen Gottesvorstellungen des Altertums wie auch im
Neuheidentum derartige Angaben. Die Griechen glaubten,
ihre Götter würden auf dem Berg Olymp wohnen,
und die
Germanen
lokalisierten sie in Walhall. Der französische
15
Mathematiker und Astronom Pierre S. M. Laplace
(1749-1827)
meinte: »Ich habe das ganze Weltall durchforscht, aber Gott
habe ich nirgends gefunden.« Ähnliches
stellten auch sowjetische
Kosmonauten fest: »Ich bin Gott bei meinem Flug
nicht begegnet« (Nikolajew, 1962 mit Wostok III). Alle diese
Aussagen sind im Licht der Bibel grundfalsch, denn Gott ist
überräumlich. Er, der den Raum geschaffen hat, kann nicht
Teil des Raumes sein. Vielmehr durchdringt er jede Position
des Raumes; er ist allgegenwärtig.
Dies erklärt Paulus den
heidnischen
Athenern auf dem Areopag: »In ihm (Gott)
leben, weben und sind wir« (Apg 17,28). Der Psalmist weiß
ebenso um diese Realität, wenn er bekennt: »Ich gehe oder
liege, so bist du um mich … und hältst deine Hand über mir«
(Ps 139,3+5). Auch hier wird das vollständige Umgeben
und Durchdringen Gottes angezeigt. Die mathematische
Vorstellung von höherdimensionalen Räumen (unser Raum
hat drei Dimensionen) kann uns bei der Frage »Wo ist Gott?«
eine Hilfe sein. Der n-dimensionale Raum ist dabei nur eine
Untermenge des (n+1)-dimensionalen Raumes. So ist z. B.
der vierdimensionale
Raum nicht vom dreidimensionalen
aufnehmbar, dennoch durchdringt er ihn völlig. Diesen Sachverhalt
beschreibt
die Bibel, wenn es in 1. Könige 8,27 heißt:
»Denn sollte in Wahrheit Gott auf Erden wohnen? Siehe, der
Himmel
und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen.«
FG3: Was bedeutet das Wort Gott – G.O.T.T.?
AG3: Das Wort »Gott« ist kein Akronym, d.h. ein aus den
Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Kurzwort
wie z. B. UFO (= Unbekanntes Flugobjekt). Gott hat sich den
Menschen immer wieder mit neuen Namen offenbart, die
mit ihrer Wortbedeutung das Wesen Gottes beschreiben (die
folgenden Bibelstellen geben das erste Vorkommen an):
Die Frage nach Gott
16
Elohim (1Mo 1,1; Gott – Pluralform, um die Dreieinigkeit
von Vater, Sohn und Heiligem Geist auszudrücken)
Eloah (41-mal im Buch Hiob, sonst nur vereinzelt;
Gott – Singularform von Elohim)
El (1Mo 33,20; Gott, der Allmächtige)
El-Olam (1Mo 21,33; ewiger Gott)
El-Schaddai (1Mo 17,1; allmächtiger Gott)
El-Roi (1Mo 16,13; Gott, der mich sieht)
Jahwe (1Mo 2,4; nach 2Mo 3,14-15 »Ich bin, der ich bin«)
Jahwe-Rapheka (2Mo 15,26; Jahwe, dein Arzt)
Jahwe-Nissi (2Mo 17,15; Jahwe, mein Panier)
Jahwe-Jireh (1Mo 22,13+14; Jahwe ersieht)
Jahwe-Schalom (Ri 6,24; Jahwe ist Friede)
Jahwe-Zidkenu (Jer 23,6; Jahwe, unsere Gerechtigkeit)
Jahwe-Schammah (Hes 48,35; Jahwe ist daselbst)
Jahwe-Roi (Ps 23,1; Jahwe, mein Hirt)
Jahwe-Zebaoth (Gott der Heerscharen)
Adonai (1Mo 15,2; mein Herr, 134-mal im AT)
(Lit.: Abraham Meister: Biblisches Namenlexikon,
Pfäffikon, 1970)
FG4: Warum ist Gott nicht zu sehen?
AG4: Die ersten von Gott geschaffenen Menschen, Adam
und Eva, lebten in der Gemeinschaft mit Gott, sodass sie ihn
auch von Angesicht zu Angesicht sehen konnten. Im Sündenfall
trennte sich der Mensch von Gott. Es ist ein heiliger
Gott,
der jede Sünde hasst, und somit endete diese ursprüngliche
Gemeinschaft. »Gott wohnt in einem Licht, da niemand zukommen
kann« (1Tim 6,16), darum werden wir ihn erst wieder
sehen, wenn wir nach dem Tode in sein Vaterhaus kommen.
Der Weg dorthin ist nur durch den Herrn Jesus möglich:
»Niemand kommt zum Vater denn durch mich« (Joh 14,6).
Die Frage nach Gott
17
FG5: Ist das ein Gott der Liebe, wenn er all die Not in dieser
Welt zulässt? Warum lässt Gott das Leid zu?
AG5: Vor dem Sündenfall gab es weder Tod noch Leid,
weder Schmerz noch irgendetwas von dem, was uns heute
so viel Mühe macht. Gott hatte alles so gestaltet, dass der
Mensch unter idealen Bedingungen leben konnte. In freier
Entscheidung ging der Mensch eigene Wege, die von Gott
wegführten. Warum Gott uns einen so weiten Freiheitsradius
zubilligt,
können wir nicht erklären. Wir stellen aber
fest: Wer von Gott weggeht, gelangt ins Elend. Diese bittere
Erfahrung machen wir bis zum heutigen Tag. Manche
Menschen sind dazu geneigt, Gott die Schuld zuzuschieben.
Dabei sollten wir bedenken, dass nicht Gott, sondern
der Mensch der Verursacher ist. Wenn wir des Nachts auf
der Autobahn das Scheinwerferlicht ausschalten und es so
zu einem Unfall kommt, dürfen wir nicht dem Autohersteller
die Schuld geben. Er hat die konstruktiven Vorgaben für die
Beleuchtung gegeben; wenn wir sie willentlich abschalten,
ist das allein unsere Sache. »Gott ist Licht« (1Joh 1,5), und
wenn wir uns in die Finsternis der Gottesferne begeben,
dürfen wir uns nicht bei dem Schöpfer beklagen, der uns
doch für seine Nähe geschaffen hat. Gott ist und bleibt
ein Gott der Liebe, denn er hat Unvorstellbares getan:
Er
gab seinen eigenen Sohn dahin, um uns aus unserer selbst
verschuldeten Situation freizukaufen. Jesus sagt von sich in
Johannes 15,13: »Niemand hat größere Liebe denn die, dass
er sein Leben lässt für seine Freunde.« Gibt es eine größere
Liebe? Nie ist etwas Größeres für den Menschen
vollbracht
worden als in der Tat auf Golgatha: Das Kreuz ist somit der
Höhepunkt göttlicher Liebe.
Wir leben alle – ob gläubig oder ungläubig – in der gefallenen
Schöpfung, in der das Leid in all seinen uns wohlDie
Frage nach Gott
18
bekannten Ausprägungen genereller Bestandteil ist. Nicht
deutbar bleibt für uns das individuelle Leid. Warum geht es
dem einen gut, und der andere ist durch Not und schwere
Krankheit hart geschlagen? Oft muss der Gläubige sogar
mehr leiden als der Gottlose, wie es der Psalmist feststellt:
»Denn es verdross mich der Ruhmredigen, da ich sah,
dass es den Gottlosen so wohlging. Denn sie sind in keiner
Gefahr des Todes, sondern stehen fest wie ein Palast.
Sie sind nicht im Unglück wie andere Leute und werden
nicht wie andere Menschen geplagt« (Ps 73,3-5).
Er findet aber auch die rechte Einordnung seiner individuellen
Not, die er nicht als Strafe für eigene Sünde ansieht. Er
hadert nicht mit Gott, sondern klammert sich fest an ihn:
»Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei
deiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und
nimmst mich endlich mit Ehren an … Wenn mir gleich
Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott,
allezeit meines Herzens Trost und mein Teil« (Ps 73,23-
24+26).
FG6: Hat nicht Gott Schuld an allem?
AG6: Als Gott Adam nach dem Sündenfall zur Rechenschaft
zog, verwies dieser auf Eva: »Die Frau, die du mir zugesellt
hast, gab mir von dem Baum« (1Mo 3,12). Als Gott dann die
Frau ansprach, wies auch Eva von sich weg: »Die Schlange
betrog mich also, dass ich aß« (1Mo 3,13). Bezüglich unserer
Schuld haben wir ein merkwürdiges
Verhalten: Wir weisen
immer von uns ab, bis wir letztlich
Gott zum Schuldigen
erklären. Nun aber geschieht das Unvorstellbare: In
Jesus nimmt Gott alle Schuld auf sich: »Denn Gott hat den
Die Frage nach Gott
19
(= Jesus), der von keiner Sünde wusste,
zur Sünde gemacht«
(2Kor 5,21). Das Gericht Gottes über die Sünde der Welt
entlädt sich auf den Sohn Gottes. Ihn trifft der Bannstrahl
mit voller Schärfe; das ganze Land verfinstert sich für drei
Stunden, er ist wirklich von Gott verlassen. »Er hat sich
selbst für unsere Sünden gegeben« (Gal 1,4), damit wir frei
ausgehen können. Das ist das Manifest
der Liebe Gottes.
Eine bessere Botschaft als das Evangelium
gibt es nicht.
FG7: Durch Kriege hat Gott zu alttestamentlicher Zeit ein
ganzes Volk ausrotten lassen, und in der Bergpredigt heißt
es: Liebet eure Feinde. Ist der Gott des AT ein anderer als
der des NT?
AG7: Manche Leute sind der Meinung, im AT sei Gott ein
Gott des Zornes und der Rache und im NT ein Gott der
Liebe. Diese Auffassung ist durch die beiden folgenden
Aussagen
aus dem AT und NT leicht zu widerlegen: In
Jeremia 31,3 sagt Gott: »Ich habe dich je und je geliebt;
darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte«, und
im NT lesen wir bei Hebräer 10,31: »Schrecklich ist’s, in
die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.« Gott ist sowohl
der zornige Gott gegenüber der Sünde als auch der liebende
Gott gegenüber
den Bußfertigen. Dieses Zeugnis finden wir
sowohl im AT als auch im NT, denn Gott ist immer derselbe.
Bei ihm »ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und
der Finsternis« (Jak 1,17). Ebenso hat sich der Sohn Gottes
wesensmäßig nie verändert: »Jesus Christus gestern und
heute und derselbe auch in Ewigkeit« (Hebr 13,8).
Die Bibel ist voller Beispiele, wie Gott die Sünde an Menschen
richtet und wie er andererseits die Seinen bewahrt. In
der Sintflut ging die ganze Menschheit wegen ihrer Bosheit
Die Frage nach Gott
20
unter, und nur acht Leute wurden errettet. Ebenso wird im
Endgericht der größte Teil der Menschheit verloren gehen,
weil sie den breiten Weg der Verdammnis gingen (Mt 7,13-14).
Gott hatte seinem Volk Israel das verheißene Land gegeben,
aber beim Auszug aus Ägypten überfallen die Amalekiter
die Nachzügler. In 5. Mose 25,17-19 wird den Amalekitern
das Gericht der Austilgung angesagt, das Saul zu späterer
Zeit auf Befehl Gottes auszuführen hatte (1Sam 15,3). Zu
neutestamentlicher Zeit werden Ananias und Saphira von Gott
getötet, weil sie nicht die ganze Wahrheit sagten (Apg 5,1-11).
An diesen Beispielen können wir lernen,
dass Gott jede Sünde
ernster nimmt, als wir denken. Auch darin hat sich Gott nie
geändert. Er hasst jede Sünde, und er wird jegliche Missetat
richten. Er könnte auch heute
ganze Völker vernichten. Wir
Deutschen haben gegenüber
Gott in besonders harter Weise
gesündigt, weil in unserem
Volk während des Dritten Reiches
ein radikales Ausrottungsprogramm
gegen sein Volk Israel
entwickelt wurde.
Die 40-jährige Teilung Deutschlands und
der Verlust der Ostgebiete sind ein deutliches Gericht dafür.
Gott hätte
auch das ganze Volk vernichten können, aber
seine Barmherzigkeit
war so groß, dass er es nicht getan
hat; vielleicht auch wegen der immer noch vorhandenen
Gläubigen. Sodom
und Gomorra wären nicht untergegangen,
hätte es wenigstens zehn Gerechte dort gegeben (1Mo 18,32).
Wenn das Gericht nicht immer augenblicklich stattfindet,
ist das Gottes Gnade. Einmal aber muss jeder Rechenschaft
geben
über sein Leben, sowohl die Gläubigen (2Kor 5,10) als
auch die Ungläubigen (Hebr 9,27; Offb 20,11-15).
FG8: Hat Gott das Böse geschaffen?
AG8: Im ersten Johannesbrief lesen wir, »dass Gott Licht ist,
und in ihm ist keine Finsternis« (1,5). Gott ist der absolut
Die Frage nach Gott
21
Reine und Vollkommene (Mt 5,48), und die Engel bekunden:
»Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth« (Jes 6,3). Er
ist der »Vater des Lichts« (Jak 1,17), und so kann das Böse
niemals von ihm kommen. Die Herkunft des Bösen
bringt die
Bibel in Zusammenhang mit dem Fall Satans,
der einst ein
Cherub, ein Lichtengel, war und »gleich dem Allerhöchsten«
(Jes 14,14) sein wollte. In Hesekiel 28,15ff. ist sein Stolz und
Fall beschrieben:
»Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an,
da du geschaffen wurdest, bis dich deine Missetat gefunden
hat. Denn du bist inwendig voll Frevels geworden
vor deiner großen Hantierung und hast dich versündigt.
Darum will ich dich entheiligen von dem Berge Gottes
und will dich ausgebreiteten Cherub aus den feurigen
Steinen verstoßen. Und weil sich dein Herz erhebt …
darum will ich dich zu Boden stürzen.«
Dadurch, dass das erste Menschenpaar auf die Versuchung
einging, gerieten sie selbst unter die Knechtschaft der Sünde.
Das Böse hatte somit Eingang in diese Schöpfung gefunden.
Offenbar ist dem Satan hierdurch der Herrschaftseinbruch
in
diese Welt gelungen: »Denn wir haben nicht mit Fleisch und
Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen,
nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis
herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel«
(Eph 6,12).
FG9: Ist Gott lernfähig?
AG9: Lernen ist definitionsgemäß die Aufnahme unbekannten
Wissens. Da Gott alle Dinge weiß (Ps 139,2; Joh 16,30), gibt
es für ihn nichts Neues, das er noch lernen könnte. Als Herr
über Raum und Zeit ist ihm Vergangenes
wie Zukünftiges in
Die Frage nach Gott
22
gleicher Weise bekannt. Wir hingegen
bleiben Lernende. In
der Bibel teilt uns Gott in seiner Allwissenheit kommende
Ereignisse in prophetischer Schau mit.
FG10: Hat Jesus wirklich gelebt? Ist er Gottes Sohn?
AG10: Die Ankündigung des Kommens Jesu in diese Welt
gehört zu den markantesten prophetischen Aussagen. In
detaillierter
Weise sagt das AT seinen Geburtsort Bethlehem
(Mi 5,1 → Lk 2,4), seine Abstammungslinie (2Sam 7,16
→ Mt 1,1-17), die gleichzeitige Sohnschaft Gottes (Ps 2,7;
2Sam 7,14 → Hebr 1,5) und des Menschen (Dan 7,13 →
Lk 21,27), sein Wirken (Jes 42,7 → Joh 9), den Grund seiner
Sendung (Jes 53,4-5 → Mk 10,45), den Verrat an ihm
für 30 Silberlinge (Sach 11,12 → Mt 26,15), sein Leiden
und Sterben am Kreuz (Ps 22 → Lk 24,26) sowie seine Auferstehung
(Hos 6,2 → Lk 24,46) voraus. Durch den deutlichen
Abstand von 400 Jahren zwischen dem letzten Buch
des AT und der neutestamentlichen Zeit bekommen die
erfüllten Prophetien auf Christus ihr besonders eindrückliches
Gewicht hinsichtlich der oben gestellten Frage. Auch
außerbiblische Quellen bezeugen das Leben Jesu, wie z. B.
der römische Historiker Tacitus, der römische Hofbeamte
Sueton unter dem Kaiser Hadrian, der römische Statthalter
von Bithynien in Kleinasien, Thallus u. a. Beispielhaft sei
hier ein Zitat des bekannten jüdischen Geschichtsschreibers
Flavius Josephus (geb. 37 n.Chr.) genannt:
»Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn
man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war
nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und
der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit
aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele
Die Frage nach Gott
23
Heiden an sich. Er war der Christus. Und obgleich ihn
Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes
zum Kreuzestod
verurteilte, wurden doch seine früheren
Anhänger nicht untreu. Denn er erschien ihnen am
dritten Tage wieder lebend, wie gottgesagte Propheten
dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorher
verkündigt hatten.« (Jüdische Altertümer XVIII.3.3)
Gott selbst bestätigt Jesus als seinen Sohn (bei der Taufe:
Mt 3,17; auf dem Berg der Verklärung: Mk 9,7), und der
Engel kündigt seine Geburt als Sohn des Allerhöchsten an
(Lk 1,32). Der Herr Jesus bekennt sich im Verhör vor dem
Hohen Rat, dem höchsten Regierungs- und Richterkollegium
in Israel (= die Hohenpriester, Ältesten und Schriftgelehrten)
unter Vorsitz des Hohenpriesters Kaiphas (Mt 26,63-64; Mk
14,61-62; Lk 22,70) als Gottes Sohn. Ebenso bezeugen die
unterschiedlichsten Männer und Frauen der Bibel Jesus als
den Sohn Gottes:
• Petrus: »Du bist Christus, des lebendigen Gottes
Sohn« (Mt 16,16).
• Johannes: »Wer nun bekennt, dass Jesus Gottes Sohn
ist, in dem bleibt Gott und er in Gott« (1Joh 4,15).
• Paulus: »Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes«
(Gal 2,20).
• Martha aus Bethanien: »Ich glaube, dass du bist Christus,
der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist«
(Joh 11,27).
• Nathanael: »Rabbi, du bist Gottes Sohn!« (Joh 1,49).
• Der römische Hauptmann bei der Kreuzigung: »Wahrlich,
dieser ist Gottes Sohn gewesen« (Mt 27,54).
• Der äthiopische Finanzminister: »Ich glaube, dass
Jesus
Christus Gottes Sohn ist« (Apg 8,37).
Die Frage nach Gott
24
Auch der Teufel weiß um Jesu Sohnschaft Gottes (Mt 4,3+6),
und die Dämonen müssen ihn als den Sohn Gottes anerkennen
(Mt 8,29).
Dass Jesus der Sohn Gottes ist, war damals den Pharisäern
und Hohenpriestern (Mk 14,53-65) und auch dem aufgewiegelten
Volk (Joh 19,7) ein Anstoß, und ist bis heute
Juden
und Moslems ein Dorn im Auge. Er kann aber nicht
unser Retter und Heiland sein, wenn er nur »Bruder« (Schalom
Ben Chorin), »Sohn unter Söhnen« (Heinz Zahrnt), ein guter
Mensch oder ein Sozialreformer war, sondern nur dadurch,
dass er wirklich der Sohn des lebendigen Gottes ist (Mt
16,16).
FG11: In welcher Beziehung stehen Gott und Jesus zueinander?
Ist das eine Person, oder wer von ihnen ist höher? Zu
wem sollen wir beten?
AG11: Gott ist mit unserem Denken nicht zu erfassen. Er ist
überräumlich, überzeitlich und unausforschlich, darum sind
uns alle bildhaften Vorstellungen von ihm schon im 1. Gebot
untersagt. Gott hat sich dennoch »nicht unbezeugt gelassen«
(Apg 14,17); er hat sich uns offenbart. Er ist der Eine und
zugleich der Dreieine.
1. Gott ist der Eine: Es gibt keinen anderen Gott als nur den
Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs (2Mo 3,6): »Ich bin der
Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott«
(Jes 44,6). »Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach
mir keiner sein. Ich, ich bin der Herr, und ist außer mir kein
Heiland« (Jes 43,10-11). Darum lautet das Gebot: »Du sollst
keine anderen Götter neben mir haben« (2Mo 20,3). Die
Gottesvorstellungen in allen Religionen sind nichtig:
»Denn
alle Götter der Völker sind Götzen« (Ps 96,5); sie »sind Wind
und eitel« (Jes 41,29).
Die Frage nach Gott
25
2. Gott ist der Dreieine: Zugleich begegnet uns Gott als
Einheit
in drei Personen. Es handelt sich nicht um drei verschiedene
Götter, sondern – wie es viele Stellen der Bibel
belegen (z. B. 1Kor 12,4-6; Eph 1,17; Hebr 9,14) – um einen
Dreiklang von Willen, Tun und Wesen Gottes. Von diesem
dreieinen Gott wird in dreifacher Weise in personaler
Differenzierung geredet: – Gott der Vater – Jesus Christus,
der Sohn Gottes – und der Heilige Geist. Im Taufbefehl
nach Matthäus 28,19 tritt dies am ausdrücklichsten und
deutlichsten hervor. Der in der Bibel nirgends vorkommende
Ausdruck der »Dreieinigkeit« (Trinität; lat. trinitas =
Dreizahl) ist der menschliche Versuch, dies göttliche
Geheimnis
mit einem Wort zu fassen.
In Jesus wurde Gott Mensch: »Das Wort ward Fleisch« (Joh
1,14). Gott wurde sichtbar, hörbar, tastbar (1Joh 1,1) und im
Glauben greifbar (Joh 6,69). Den Herrn Jesus hat Gott zu
uns gesandt, und »ihn hat Gott für den Glauben hingestellt
«
(Röm 3,25). So steht Jesus in einer besonderen funktionalen
Zuordnung für uns. Den rettenden Glauben haben
wir nur,
wenn wir an Jesus gläubig sind. Er ist für uns ans Kreuz gegangen,
er hat unsere Schuld gesühnt, er hat uns teuer erkauft
(1Petr 1,18), und darum müssen wir ihn anrufen, um gerettet
zu werden (Röm 10,13). Durch Jesus haben wir Zugang zum
Vater (Joh 14,6) und dürfen als Kinder
»Abba, lieber Vater«
(Röm 8,15) sagen. Jesus ist der Sohn Gottes, er ist mit dem
Vater wesensgleich: »Ich und der Vater sind eins« (Joh 10,30),
darum konnte er sagen: »Wer mich sieht, sieht den Vater«
(Joh 14,9). Thomas bekennt
gegenüber dem Auferstandenen:
»Mein Herr und mein Gott!« (Joh 20,28). Die Gottheit Jesu
und die Wesensgleichheit
mit dem Vater kommen weiterhin
durch folgende
gleiche Titel und Tätigkeiten zum Ausdruck:
Schöpfer
(Jes 40,28 → Joh 1,3), Licht (Jes 60,19-20 → Joh
Die Frage nach Gott
26
8,12), Hirte (Ps 23,1 → Joh 10,11), Erster und Letzter (Jes
41,4 → Offb 1,17), Sündenvergeber (Jer 31,34 → Mk 2,5),
Schöpfer
der Engel (Ps 148,5 → Kol 1,16), Anbetung durch
Engel (Ps 148,2 → Hebr 1,6). Die Gleichheit Jesu mit dem
Vater betont auch Philipper 2,6. Bei seiner Menschwerdung
nahm er die Knechtsgestalt eines Menschen an. Hier stand er
in der völligen Abhängigkeit und im Gehorsam zum Vater.
Im Zusammenhang mit der Menschwerdung Jesu ist somit
eine deutliche Rangfolge zwischen dem Vater und dem
Sohn erkennbar: Wie der Mann das Haupt der Frau ist, so
ist Gott Christi Haupt (1Kor 11,3). Nun aber sitzt der Herr
Jesus zur Rechten Gottes und ist das Ebenbild seines Wesens
(Hebr 1,3). Der Vater hat dem Sohn alle Macht im Himmel
und auf Erden gegeben (Mt 28,18), auch das Gericht
hat er
ihm übereignet (Joh 5,22), denn alles hat er unter seine Füße
getan (1Kor 15,27). Schließlich heißt es: »Wenn aber alles
ihm (= Jesus) untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn
selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf
dass Gott sei alles in allem« (1Kor 15,28).
Der Heilige Geist begegnet uns ebenso als göttliche Person,
jedoch in anderen Funktionen als der Sohn Gottes. Er
ist unser Tröster (Joh 14,26) und Anwalt, er erschließt uns
die Wahrheit der Bibel (Joh 14,17), er vertritt uns vor Gott
mit dem rechten Gebet (Röm 8,26), und ohne ihn können wir
Jesus als unseren Retter und Herrn (1Kor 12,3b) überhaupt
nicht erkennen.
Gebet: Jesus hat seine Jünger und damit auch uns das Gebet
zum Vater gelehrt (Mt 6,9-13), und als der Apostel Johannes
vor der Macht des Engels erschrocken zu Boden fällt und
ihn anbeten will, wehrt der Bote Gottes entschieden
ab: »Ich
bin dein Mitknecht … Bete Gott an!« (Offb 22,9). Ebenso
ist das Gebet zu Jesus Christus nicht nur möglich, sondern
Die Frage nach Gott
27
seit seinem Kommen in diese Welt sogar geboten. Er selbst
sagte den Jüngern: »Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem
Namen« (Joh 16,24), und: »Was ihr mich bitten werdet in
meinem Namen, das will ich tun« (Joh 14,14). Kolosser 3,17
fasst all unser Reden und Tun – und damit auch das Gebet
zu Christus – zusammen: »Und alles, was ihr tut mit Worten
oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des Herrn
Jesus und danket Gott, dem Vater, durch ihn.« Jesus ist der
einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen (1Tim
2,5), und darum dürfen wir uns im Gebet an ihn wenden.
Der erste Märtyrer, Stephanus, wird uns vorbildhaft als ein
Mann »voll heiligen Geistes« (Apg 7,55) geschildert. Sein
Gebet zu Jesus ist uns überliefert: »Herr Jesus, nimm meinen
Geist auf!« (Apg 7,59). Auch während der Erdenzeit wurde
der Herr Jesus als Gott angebetet,
und er akzeptierte dies:
Der Aussätzige (Mt 8,2), der geheilte Blindgeborene (Joh
9,38) und die Jünger (Mt 14,33) fielen vor ihm nieder. Dies
ist nach der Bibel der höchste Ausdruck der Anbetung und
Huldigung. Für das Gebet an den Heiligen Geist (z. B. in
dem Kirchenlied »Nun bitten wir den Heiligen Geist um den
rechten Glauben allermeist
« von Berthold von Regensburg)
finden wir in der Bibel jedoch keinen Hinweis.
Das Gebet kennt also nach der Bibel nur zwei Adressen: Gott
den Vater und Jesus Christus, den Sohn Gottes.
Die Frage nach Gott
2. Fragen zur Bibel (FB)
Der folgende Fragenkomplex, bei dem es um die Gültigkeit
und Verbindlichkeit der Bibel geht, ist von sehr grundlegender
Art. Deshalb werden in diesem Kapitel nur fünf
Fragen behandelt und – dem Gewicht dieser Thematik entsprechend
– wird ein sehr ausführlicher Anhang angefügt.
FB1: Die Bibel ist doch von Menschen aufgeschrieben worden,
darum ist alles relativ zu sehen. Wie können Sie sagen,
dass sie von Gott ist und dass alles wahr ist?
AB1: Wir wollen hier die Frage nach der biblischen Wahrheit
an einem ausgewählten Beispiel zeigen, das den Vorteil
hat, mathematisch nachvollziehbar zu sein. Die Bibel
enthält 6408 Verse mit prophetischen Angaben, von denen
sich 3268 bisher so erfüllt haben, während die restlichen
Prophetien noch zukünftige Ereignisse betreffen. Keine
Voraussage ist verändert eingetroffen. Das gibt es in keinem
anderen Buch der Weltgeschichte. Hier haben wir einen
– auch mathematisch ausdrückbaren – Wahrheitsgehalt
vor uns, der nirgends seinesgleichen hat. Wir wollen nun
die Frage stellen, ob es möglich ist, dass sich so viele
Prophetien zufällig erfüllen können, d.h., ob ihr Eintreffen
ohne das Wirken Gottes erklärbar ist. Dazu werden wir uns
nun der Wahrscheinlichkeitsrechnung bedienen. In dem folgenden
Berechnungsmodell
wird nicht berücksichtigt, dass
manchmal mehrere Verse der Bibel dazu dienen, eine einzige
Prophetie zu beschreiben und zum anderen ein Vers
auch mehrere Prophetien enthalten kann. Ebenso geht der
Tatbestand, dass manche prophetische Aussage mehrfach
erwähnt wird, nicht in die Rechnung ein. Diese Modellver29
einfachung wird jedoch durch den folgenden Ansatz für die
Grundwahrscheinlichkeit bei Weitem ausgeglichen.
Nimmt man die sehr hohe Grundwahrscheinlichkeit von
p = 0,5 für die zufällige Erfüllung einer Einzelprophetie an,
so lässt sich die Gesamtwahrscheinlichkeit w für die 3268
bisher erfüllten Prophetien mathematisch exakt errechnen.
Diese beträgt w = 2–3268 = 1,714 · 10–984. Die prophetischen
Aussagen sind derart, dass das Eintreten des jeweilig
beschriebenen
Ereignisses mathematisch mit 1 : 1000 bis
1 zu mehreren Millionen anzusetzen wäre. Mit dem Ansatz
1 : 2 (= 0,5) liegen wir damit auf der absolut sicheren Seite.
Zum Zahlenvergleich für w wollen wir einige ausgedachte
Lottosysteme
betrachten. Wenn die Wahrscheinlichkeit für
einen
Volltreffer im kommerziellen Zahlenlotto »6 aus 49«
– d. h. aus 49 Feldern mit fortlaufender Nummerierung – etwa
1 : 14 Millionen beträgt, so wollen wir die Frage stellen: Auf
wie viel Felder dürfte ein zweiter Lottoschein erweitert werden,
bei dem ebenfalls 6 richtige Zahlen für einen Volltreffer
zu benennen sind, um gerade auf jene Wahrscheinlichkeit
zu kommen, die sich für die zufällige Erfüllung von 3268
Prophetien ergäbe? Was würden wir schätzen?
a) die Größe einer Tischtennisplatte?
Auf einer Fläche von A = 1,525 · 2,74 m2 = 4,1785
m2 sind L = 167 140 Einzelfelder von der Größe, wie
sie auf einem handelsüblichen Lottoschein anzutreffen
sind, möglich.
b) die Größe eines Fußballfeldes? Bei A = 7350 m2 sind
L = 459 375 000 Einzelfelder möglich.
c) oder gar die Oberfläche der gesamten Erdkugel? Bei
A = 510 Mill. km2 sind L = 31,3653 · 1018 Einzelfelder
Fragen zur Bibel
30
möglich, wobei 1018 eine Trillion oder eine Million
Billiarden bedeutet.
Rechnet man die Wahrscheinlichkeiten aus, um bei L durchnummerierten
Feldern sechs Richtige zu ziehen, so ergeben
sich für die obigen Flächen folgende Werte:
a) w = 1 : 0,4 · 1030 (bzw. 2,5 · 10–30)
b) w = 1 : 1,3 · 10 49 (bzw. 7,69 · 10–50)
c) w = 1 : 1,3 · 10114 (bzw. 7,69 · 10–115)
Wir sehen anhand der Zahlen für w, dass die Vergleiche a)
bis c) völlig unzureichend sind. Das mathematische Ergebnis
für die Felderzahl ist geradezu atemberaubend! Wir müssten
zu ihrem Größenvergleich die Gesamtzahl aller Atome
des Universums zu Hilfe nehmen, und diese ist mit 1080
selbst nicht mehr vorstellbar. Es ist eine 1 mit 80 Nullen oder
die Zahl 10 Milliarden achtmal mit sich selbst multipliziert.
Auf die errechnete transastronomische Zahl von 2,74 · 10164
Feldern jenes Superlottoscheins kommt man allerdings
erst
durch einen weiteren, unsere Vorstellungen noch einmal
übersteigenden Vergleich: Stellt man sich so viele Universen
gleicher Größe vor, wie unser Universum Atome hat, dann ist
die Gesamtzahl der Atome aller dieser gedachten Universen
immer noch um den Faktor 27 400 kleiner als der benötigte
Lottoschein Felder haben dürfte [G1, 185].
Nach den obigen Betrachtungen können wir nur eine vertretbare
Konsequenz ziehen: Die Prophetien sind göttlicher
Art, sie können von keinem Menschen stammen. So führen
uns die Berechnungen zu einem Ergebnis, das Jesus in
dem bekannten Gebet zum Vater (oft fälschlicherweise als
»Hohepriesterliches
Gebet« bezeichnet, obwohl es sich hier
nicht um einen hohepriesterlichen Dienst, d. h. Sühnung der
Sünden
des Volkes, handelt) auf die knappe Formel bringt:
Fragen zur Bibel
31
»Dein Wort ist die Wahrheit!« (Joh 17,17). Die Bibel kann
somit nicht von menschlicher Herkunft sein, sondern es gilt:
»Alle Schrift ist von Gott eingegeben« (2Tim 3,16). Gott
benutzte auserwählte Menschen, denen er die für uns wichtige
Information gab, damit sie diese – ohne dabei ihre Person,
ihr Wesen und ihre Empfindungen auszuklammern
– für uns aufschrieben. Weiteres zu dieser Frage ist in drei
Unterkapiteln im Anhang »Basissätze zur Bibel« zu finden:
I.1 Zu ihrer Herkunft; I.2 Zu ihrem Wahrheitsgehalt; I.3 Zur
Prüfung ihrer Wahrheit.
FB2: Wie kann ich prüfen, ob die Bibel wahr ist?
AB2: Ob ein mathematisch formulierter physikalischer Ablauf
oder eine beschriebene chemische Reaktion unter definierten
Bedingungen stattfindet oder nicht, kann nicht in einer
Diskussionsrunde entschieden werden, sondern im prüfbaren
Experiment. Im Gegensatz zu allen anderen Schriften der
Ideologien und Religionen nennt die Bibel Methoden, wie
ihre Wahrheit durch Experiment ermittelt werden kann. Wer
nicht nur philosophierend fragt, sondern
zu einer echten
Überzeugung kommen will, ist zu einem
Experiment eingeladen,
für das sich Gott selbst verbürgt:
»Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem
Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, auf
dass du haltest und tuest allerdinge nach dem, was darin
geschrieben steht. Alsdann wird es dir gelingen in allem,
was du tust, und wirst weise handeln können« (Jos 1,8).
Dieses Experiment besteht danach aus drei Teilschritten:
1. Experimentbeschreibung kennenlernen: Zunächst geht es
darum, sich durch intensives Lesen mit dem Inhalt der Bibel
vertraut zu machen.
Fragen zur Bibel
32
2. Ausführung des Experiments: Im zweiten Schritt sind alle
erkannten Anweisungen in die Tat umzusetzen.
3. Prüfung der experimentellen Daten: Alle Menschen wünschen
sich ein gelungenes Leben in Ehe und Familie, Beruf
und Freizeit. Die Fragen an die Ratgeber in der Regenbogenpresse
legen ein beredtes Zeugnis davon ab. Kein psychologischer
Eheberater, kein Industriemanager und kein
politischer Berater verfügt über ein absolutes Erfolgsrezept.
Nur die Bibel verspricht unter den obigen Bedingungen
Gelingen
und weises Handeln im Leben.
Wer dieses Experiment durchführt, kommt immer zu einer
positiven Bilanz. Es gibt weder Verlust noch Risiko, also
keinen verlorenen Einsatz wie beim Lottospiel oder Zinsverlust
wie bei Krediten. Wer es mit der Bibel wagt, hat es mit
Gott zu tun, und wird dadurch einen großen Gewinn haben.
(Weitere Prüfmöglichkeiten sind im Anhang »Anmerkungen
zur Bibel«, Teil I.3 »Zur Prüfung ihrer Wahrheit
« aufgeführt.)
FB3: Was ist an der Bibel anders als bei allen sonstigen
Büchern
der Weltliteratur?
AB3: Die Bibel unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht
grundlegend von allen sonstigen Büchern der Weltgeschichte,
sodass sie ein einzigartiges, einmaliges und unvergleichliches
Werk darstellt:
1. Trotz über 1000-jähriger Entstehungsdauer weist die Bibel
eine einzigartige Kontinuität auf: Die Bibel wurde in einer
Zeitspanne von über 1500 Jahren von etwa 45 Schreibern
unterschiedlicher Herkunft und Berufe geschrieben. Hierzu
gehören z. B. der Universitätsabsolvent Mose, der militärische
Oberbefehlshaber Josua, der Ministerpräsident
Daniel,
der Mundschenk Nehemia, der König David, der
Fragen zur Bibel
33
Hirte Amos, der Fischer Petrus, der Zöllner Matthäus, der
Arzt Lukas und der Zeltmacher Paulus. Die Bibelteile
entstanden
mitunter an ungewöhnlichen Orten, wie in der
Wüste (Mose), im Kerker (Jeremia), im Palast (Daniel), auf
Reisen
(Lukas) oder in der Verbannung (Johannes) und bei
allen nur denkbaren Gemütsverfassungen der Schreiber wie
Freude und Liebe, Angst und Sorge, Not und Verzweiflung.
Trotz der sonst nirgends anzutreffenden Spannweite von
60 Generationen hinsichtlich ihrer zeitlichen Entstehung
und der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten ihrer
Autoren ist die Bibel von einer einheitlichen, fein aufeinander
abgestimmten
Thematik. Die Schreiber behandeln Hunderte
von Themen mit besonders auffälliger Harmonie und
Kontinuität.
Würden Menschen ohne das Wirken Gottes aus
so weit entlegenen Zeitepochen und mit so divergierenden
Persönlichkeitsstrukturen
eine solche Themenspanne bearbeiten,
so wäre erfahrungsgemäß keine Einheit zu erwarten.
Insbesondere
zieht sich die biblische Lehre über Gott sowie
seine Heilsgeschichte mit den Menschen wie ein roter Faden
durch die ganze Bibel.
2. Die Bibel enthält eine so weite Palette literarischer
Gattungen
wie sie in keinem anderen Buch anzutreffen ist
(siehe Satz B58 im Anhang, Teil I). Hingegen fehlen diejenigen
Textarten,
die nicht der Wahrheit verpflichtet sind
wie z. B. Märchen,
Legende und Sage. Ebenso wenig findet
man solche Über- oder Untertreibungen, wie wir sie von
Satiren, Glossen,
Heldenreden oder Komödien kennen.
3. Die Bibel ist von einer beachtenswerten Vielseitigkeit
geprägt.
Sie ist zugleich Glaubens-, Gesetz- und Geschichtsbuch.
Sie liefert die Grundlagen zahlreicher Wissensgebiete
und enthält tausenderlei Lebensregeln für die verschiedensten
Situationen. Sie ist der beste Eheberater und beschreibt,
wie
Fragen zur Bibel
34
wir uns zu Eltern und Kindern, zu Freunden und Feinden,
zu Nachbarn und Verwandten, zu Fremden, zu Gästen und
Glaubensgenossen verhalten sollen (ausführlicher
in Frage
FL3 behandelt). Sie spricht über die Herkunft
dieser Welt und
allen Lebens, über das Wesen des Todes und über das Ende der
Welt. Sie zeigt uns das Wesen Gottes des Vaters, seines Sohnes
Jesus Christus und die Wirkungen des Heiligen Geistes.
4. Die Bibel ist das einzige Buch mit ausschließlich
zuverlässigen
prophetischen Aussagen. Diese sind göttlichen
Ursprungs
(1Sam 9,9; 2Sam 24,11; 2Petr 1,20-21) und darum
auch in keinem anderen Buch der Weltgeschichte zu finden
(auch nicht im Koran oder in den Aufzeichnungen des
französischen Okkultisten Nostradamus). Die Zeitspannen
zwischen Niederschrift und Erfüllung sind so groß, dass auch
strengste Kritiker nicht einwenden könnten, die Prophetien
seien erst gegeben, nachdem die Ereignisse schon eingetreten
waren (ausführlicher in [G1, 159-199]).
5. Der zeitliche Aussagerahmen der Bibel findet nirgends
seinesgleichen.
Die Bibel erstreckt sich in ihren Aussagen
vom Anfangspunkt der physikalischen Zeitachse (Schöpfung)
bis zu ihrem Endpunkt (Offb 10,6b) hin. Kein sonstiges Buch
vermittelt etwas Gewisses über den Beginn der Zeit und
vermag die Ereignisse um den Endpunkt der Zeitachse zu
beschreiben. Darüber hinaus spricht die Bibel von der Ewigkeit,
jener Wirklichkeit, in der unsere einengenden Zeitgesetze
keine Gültigkeit mehr haben.
6. Keine Aussage der Bibel hat sich als falsch erwiesen.
Nie mussten wissenschaftliche Bezüge der Bibel aufgrund
von Forschungsergebnissen revidiert werden. Hingegen gibt
es zahlreiche Beispiele dafür, dass naturwissenschaftliche
Beschreibungen
in der Bibel erst etliche Jahrhunderte nach
Fragen zur Bibel
35
ihrer Niederschrift durch die Forschung bestätigt wurden
(z. B. Zahl der Sterne: [G7, 15-23]; Gestalt der Erde:
[Gl, 59-60]).
7. Kein sonstiges Buch beschreibt den Menschen so
realistisch wie die Bibel. Es gibt keine komödienhaften
Übertreibungen,
keine retuschierten Biographien und kein
glorifizierendes
Heldentum, das die negativen Seiten der
Menschen verbirgt oder verschleiert. So bleiben in der Bibel
die Sünden
der Erzväter (1Mo 12,11-13), der Ehebruch
Davids (2Sam 11) und die Unordnung in den Gemeinden
(1Kor 1,11; 2Kor 2,1-4) nicht unerwähnt.
8. Wie kein anderes Buch erfasst die Bibel zukünftige
Erscheinungen,
die bei damaligem Wissensstand kein
Mensch erahnen
konnte (z. B. Spacelabs, Orbitalstationen:
Ob 4) und schließt in ihre Lehre Situationen ein, die erst viele
Jahrhunderte
später aufgetreten sind (z. B. Drogenkonsum:
2Kor 6,16-17; Gentechnologie: siehe Frage FL10).
Schon diese acht genannten Besonderheiten weisen die Bibel
als ein herausragendes Buch aus, dem kein anderes auch nur
annähernd vergleichbar wäre. Der Historiker Philip Schaff
beschreibt die Einzigartigkeit der Schrift und den, über den
sie spricht, sehr treffend:
»Dieser Jesus von Nazareth besiegte ohne Geld und Waffen
mehr Millionen Menschen als Alexander, Cäsar,
Mohammed
und Napoleon; ohne Wissenschaft und
Gelehrsamkeit
warf er mehr Licht auf göttliche und
menschliche
Dinge als alle Philosophen und Gelehrten
zusammen;
ohne rhetorische Kunstfertigkeit sprach
er Worte des Lebens, wie sie nie zuvor oder seither gesprochen
wurden, und erzielte eine Wirkung wie kein
Fragen zur Bibel
36
anderer Redner
oder Dichter. Ohne selbst eine einzige
Zeile zu schreiben, setzte er mehr Federn in Bewegung
und lieferte
Stoff für mehr Predigten, Reden, Diskussionen,
Lehrwerke, Kunstwerke und Lobgesänge als das
gesamte
Heer großer Männer der Antike und Moderne.«
(J. McDowell: Die Bibel im Test, S. 54)
Wenn auch die Bibel hinsichtlich der Zahl ihrer Wörter und
Buchstaben exakt erfassbar ist (z. B. die englische King
James Version: 783 137 W. und 3 566 480 B.), so ist doch
die Fülle ihrer Gedanken unzählbar. Kein Menschenleben
reicht aus, um den kompletten Gedankenschatz zu heben
(Ps 119,162). Die Bibel können wir darum als einziges
Buch beliebig oft lesen, ohne dass sie langweilig wird. Mit
jedem Lesen erschließen
sich neue Gedankengänge und
Querverbindungen
zu anderen Texten. Wir kommen zu
einer wichtigen Schlussfolgerung: Die Bibel ist das einzige
göttliche
Buch. Ihre Wahrheit ist von Gott verbürgt und
autorisiert (Ps 119,160; Joh 17,17).
FB4: Gibt es heute noch neue Botschaften als Ergänzung
zur Bibel? Ist Gott nicht größer als die Schrift, um direkt zu
jemandem
zu reden?
AB4: Wir müssen zwei Redeweisen Gottes unterscheiden: die
für alle Menschen in gleichem Maße gültige Bibel und die
individuelle Führung Gottes im Leben des Einzelnen.
1. Ergänzungen zur Bibel? Parallel mit der Entstehung der
biblischen Schriften durch von Gott berufene und von ihm
autorisierte Männer (z. B. Jer 1,5; Gal 1,12) treten auch falsche
Propheten mit eigenmächtigen Botschaften auf. Auf
die auch uns bewegende Frage »Wie kann ich merken, welFragen
zur Bibel
37
ches Wort der Herr nicht geredet hat?« (5Mo 18,21) gibt Gott
als Antwort ein entscheidendes Kriterium zur Prüfung der
Wahrheit:
»Wenn der Prophet redet in dem Namen des Herrn, und
es wird nichts daraus und es kommt nicht; das ist das
Wort, das der Herr nicht geredet hat; der Prophet hat’s aus
Vermessenheit geredet« (5Mo 18,22).
Auch in der Bergpredigt warnt Jesus vor den falschen Propheten
und nennt uns ebenso die Kennzeichen ihrer Identifizierung:
»Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in
Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie
reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder
Feigen von den Disteln?« (Mt 7,15-16).
Der Apostel Johannes weist nicht minder eindringlich auf
die Gefahr hin: »Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen.
Wer weitergeht und bleibt nicht in der Lehre
Christi, der hat Gott nicht« (2Joh 7+9).
Nur die Bibel ist von Gott offenbart. Zuletzt hat Gott durch
seinen Sohn geredet (Hebr 1,2), und es wird nun keine
zusätzlichen
Offenbarungen mehr geben (Offb 22,18). Dem
Wort der Bibel ist danach nichts mehr hinzuzufügen. Schon
Petrus warnt zu seiner Zeit vor »verderblichen Sekten
«
(2Petr 2,1), die mit eigenen Lehren die Menschen zur Verdammnis
führen. Die Zusätze zur und Entstellungen der Bibel
von Joseph Smith (Buch Mormon der Mormonen) Jakob
Lorbeer
(Freunde der Neuoffenbarung), Ch. T. Russel (Zeugen
Jehovas), M. Baker Eddy (Christliche Wissenschaft) u. a. sind
keine göttlichen Botschaften, sondern bedauerliche
Irrwege
Fragen zur Bibel
38
falscher Lehrer und Verführer. Gott gibt keine
zusätzlichen
Offenbarungen, sondern nur neues Licht über das, was er uns
schon längst im AT und NT mitgeteilt hat. So bleibt die Bibel
die einzige verbindliche Informationsquelle
und die alleinige
Messlatte, an der alles zu prüfen
ist. Auch Zitate heutiger
Zeitgenossen mit der einleitenden
Autorisierungsformel »Der
Herr hat mir gesagt …« bedürfen wegen des oben Dargelegten
einer strengen Prüfung.
2. Individuelle Führung Gottes: Oft wünschten wir uns ein
direktes Reden Gottes in einer bestimmten Situation. Gott
könnte es tun, aber es ist nicht seine Methode. Martin Luther,
John Wesley, Hudson Taylor oder Billy Graham waren bzw.
sind bedeutende Gottesmänner und haben Außergewöhnliches
ausgerichtet. Sie haben sich auf Gottes Wort berufen
und empfingen von dort Impulse ihres segensreichen
Wirkens.
Unser Gebet »Weise mir, Herr, deinen Weg« (Ps 86,11) erbittet
Gottes Handeln in unserem Leben. Das ist erfahrbar und erst
im Nachhinein eindeutig als Wirken Gottes erkennbar, aber es
geschieht lautlos ohne hörbare Stimme Gottes.
FB5: Wie ist der »Bibelcode« von M. Drosnin zu beurteilen?
AB5: Der US-Journalist Michael Drosnin behauptet in dem
Buch »Der Bibel Code« (Heyne, 1997), dass die Bibel
einen
verborgenen Code enthalte und dass dieser nun
geknackt
sei. Der hebräische Text der fünf Bücher Mose (
= 304 805 Buchstaben) wird zunächst ohne alle Leerstellen
in einem Computer abgespeichert; dann werden aus diesem
Buchstabenvorrat die jeweils n-ten Buchstaben (z. B. mit dem
Abstand n = 2, 3, 4 oder 17, 35 usw.) entnommen, wodurch
ständig neue Buchstabenreihen produziert werden
können.
Durch Verschiebung des Zählanfangs besteht die Möglichkeit,
weitere unterschiedlichen Buchstabenfolgen
zu erzeugen.
Fragen zur Bibel
39
Die so gewonnenen Buchstabenreihen werden in Blöcken
mit einer bestimmten Spalten- und Zeilenzahl
angeordnet.
In dieser schier endlosen Zahl von Blöcken
sucht man nach
gelegentlich auftretenden Buchstabenkombinationen,
die eine
Bedeutung tragen und in die prophetische Hinweise für unsere
Zeit hineininterpretiert werden. Wie nun ist diese Methode zu
beurteilen?
Informationstheoretische Einwände: 1. Diese Vorgehensweise
ist völlig willkürlich und durch nichts begründbar. Dass
in einem so riesigen und schier unerschöpflichen Buchstabenvorrat
hier und da Namen und Wörter vorkommen, die
eine Bedeutung tragen, ist geradezu unvermeidbar. Die
Trefferquote erhöht sich noch drastisch, weil bei der Suche
vorwärts, rückwärts, senkrecht, diagonal und willkürlich
gemischt gelesen werden darf. Mehr noch: Auch das Überspringen
mehrerer Buchstaben ist erlaubt.
2. Der weitaus größte Teil der Buchstabenblöcke ist lediglich
Abfall, in dem auch bei ständigem Methodenwechsel keine
bedeutungstragenden Elemente zu finden sind. Weiterhin
kommt dieser Art Buchstabenspielerei noch die Eigenheit
der
hebräischen Sprache entgegen, dass bestimmte Vokale nicht
geschrieben werden. Auch dadurch steigt die Trefferquote an.
3. Bei der Drosninschen Methode werden die Zeichen
immer
aus derselben Quelle entnommen. Damit ist sichergestellt,
dass sich diese Häufigkeitsverteilung der Buchstaben
nicht ändert. Das zufällige Auftreten von Wörtern aus dem
Sprachschatz der hebräischen Sprache wird somit erheblich
wahrscheinlicher als bei Entnahme aus einem Pool mit
anderer Verteilung.
4. Die Bezeichnung »Bibelcode« für die statistischen Spiele
von Drosnin ist irreführend, weil ein Code immer einen
Fragen zur Bibel
40
Sender (Urheber) voraussetzt [G5, S. 67-80]. Alle hier
betrachteten
Buchstabenselektionen sind aber als Zufallsfolgen
anzusehen, die prinzipiell nicht entschlüsselt werden
können, da sie definitionsgemäß keine Bedeutung tragen.
Damit ist alles, was Drosnin herauszulesen versucht, reine
Willkür und ohne jegliche Absicht eines Senders.
5. Der australische Mathematiker Brendon McKay wandte
das Bibel-Code-Verfahren auf den englischen Roman »Moby
Dick« an und konnte in gleicher Weise »sensationelle«
Ereignisse herauslesen. Damit hat er gezeigt, dass das
Ergebnis
unabhängig von der verwendeten Quelle ist. In
einem
genügend
großen Buchstabenvorrat kann man fast
alles
finden, was man sucht. Wörter, die nicht in den beabsichtigten
Konsens passen, ignoriert Drosnin einfach. Übrigens:
McKay fand auch das Wort Drosnin und in unmittelbarer
Nähe das Wort »liar« (= Lügner).
Biblische Einwände: 1. Die zentrale Botschaft der Bibel ist
die Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Sie zeigt uns,
wer Gott und wer Jesus Christus ist und wie wir Rettung und
damit ewiges Leben finden. Sensationelle politische Ereignisse
sind kein biblisches Thema. Hier aber setzt Drosnin
mit seiner Suche ein und stellt sich damit gegen die biblische
Offenbarungsabsicht. Die angeblich entschlüsselten Botschaften
passen also keineswegs in den Kontext der Bibel.
2. Die willkürlich zusammengebastelten Wörter von Drosnin
stehen weder in irgendeiner Ordnungsstruktur noch ergeben
sich dabei vollständige Sätze. Hingegen ist es das Anliegen
der Bibel, sich in verständlichen Sätzen zu äußern, damit wir
den Sinn leicht erfassen können (Eph 5,17). Gott hat sich in
seinem Wort (direkt lesbar!) offenbart (2Tim 3,16; Gal 1,12;
2Petr 1,21), aber nicht in rätselhaften Computerspielen.
Die
Fragen zur Bibel
41
Botschaft der Bibel ist so angelegt, dass schon Anfänger im
Glauben sie verstehen können (1Petr 2,2). Sie kann darum
nicht in einem Geheimcode verpackt sein, der erst am Ende
des 20. Jahrhunderts entschlüsselt werden kann.
3. Drosnin zeichnet ein verzerrtes Gottesbild, das der Bibel
widerspricht. Er schreibt z. B.: »Vielmehr schien es, als
ginge er (= der Code) auf ein uns wohlwollendes, jedoch
nicht allmächtiges Wesen zurück, das uns vor einer drohenden
Gefahr warnen wollte, um uns Gelegenheit zu geben,
uns selbst zu schützen« (S. 108). Das Jahr 2012 wird mit
einem Kometen in Verbindung gebracht, der die »Erde vernichtet
« (S. 161). Das Ende dieser Erde wird nach der Bibel
keineswegs durch einen Kometen ausgelöst, sondern durch
das Gericht Gottes (2Petr 3,7+10). Bezüglich des Zeitpunktes
(2Petr 3,10) ist niemand in der Lage, dafür eine Jahreszahl zu
nennen, auch nicht der »Bibelcode«.
4. Drosnin schreibt: »Ich bin nicht religiös und glaube nicht
einmal an Gott« (S. 191). Die Offenbarung Gottes geschieht
aber nur an Menschen, die ihm glauben und vertrauen
(Am 3,7). Darum ist Drosnin als falscher Prophet
einzuordnen.
Halten wir fest: Der »Bibelcode« ist von der Vorgehensweise
her eine beliebige Buchstabenspielerei, bei der grundlegende
informationstheoretische Aspekte ignoriert werden.
Dieses lediglich auf Sensationslust abgestellte Konzept lässt
Raum für unverantwortliche Spekulationen. Die von Drosnin
aus Fragmenten konstruierten Aussagen widersprechen dem
eigentlichen Wesen der biblischen Offenbarung und stellen
sich damit gegen Gott und seine Botschaft.
Fragen zur Bibel
3. Fragen bezüglich Schöpfung,
Wissenschaft und Glaube (FS)
FS1: Gibt es einen Übergang von unbelebter Materie zu
lebendigen
Organismen?
AS1: Die frühere scharfe Trennung zwischen anorganischer
und organischer Chemie hatte einen gewichtigen Grund:
In der unbeeinflussten Natur entstehen organische Verbindungen
nur durch Aktivität der Organismen. Mit dem Tod des
Organismus setzt der umgekehrte Prozess ein: Die organischen
Stoffe zerfallen in ihre anorganischen Bestandteile.
Als
der Chemiker F. Wöhler 1828 das eindeutig anorganische
Ammoniumcyanat in die organische Verbindung Harnstoff
umwandelte, war dieser grundsätzliche Unterschied
nicht
mehr gegeben. Durch zielstrebige und planvolle
Tätigkeit ist
man heute in der Lage, zahlreiche organische
Verbindungen
zu synthetisieren. Unabdingbar ist dabei
die Kenntnis von
Chemie und Verfahrenstechnik, kurz: der Einsatz von Geist.
Betrachten wir nun die Lebewesen, so stellen wir fest, dass
es auf der physikalisch-chemischen Ebene in Pflanzen und
Tieren und beim Menschen keine Prozesse gibt, die den
physikalischen und chemischen Vorgängen
außerhalb lebender
Organismen widersprechen. Die bekannten Naturgesetze
haben auch hier ihre volle Gültigkeit.
Zwischen unbelebter
Materie und der Materie in Lebewesen
gibt es somit keinen
prinzipiellen Unterschied auf der Ebene von Chemie und
Physik. Die neodarwinistischen Ansätze über die Entstehung
erster Lebewesen in der Ursuppenatmosphäre
gehen über
diese Erkenntnis hinaus und behaupten, dass es einen
verhältnismäßig glatten und unproblematischen
Übergang
von unbelebter Materie zu lebenden
Organismen gibt. Ein
43
lebendiger Organismus darf aber nicht verwechselt werden
mit Materie in Lebewesen. Die Gesamterscheinung des
Organismus wird nicht angemessen
verstanden, wenn man sie
nur unter dem Gesichtspunkt
der isolierten Erklärbarkeit ihrer
einzelnen Teile betrachtet.
Organismen enthalten als wichtige
Zutat Information,
jene geistige Größe, die die Materie nicht
von selbst erzeugen kann. Sie ist dafür verantwortlich, dass
jedes Lebewesen
auf eine bestimmte Gestalt hinstrebt und in
der Lage ist, sich zu vermehren. In der unbelebten
Natur gibt
es das Prinzip Vermehrung (Reproduktion aufgrund eingeprägter
Information) nicht. Information wird damit zum
kennzeichnenden Kriterium, um einen lebenden Organismus
von unbelebter Materie deutlich zu unterscheiden. Ebenso
hat die Entstehung einer individuellen Gestalt – im Gegensatz
zur Kristallbildung – nichts mit einer physikalisch-chemisch
bedingten Strukturgesetzlichkeit zu tun. Bei dem Phänomen
Leben handelt es sich um eine Qualität, die jenseits von Physik
und Chemie liegt. Gerade die sog. Evolutionsexperimente,
die die Entstehung des Lebens als ein rein physikalischchemisches
Phänomen belegen sollten, bestätigen
unsere
Aussage: Niemals kann Information in einem physikalischchemischen
Experiment entstehen!
• Bei den vielzitierten Miller-Experimenten konnten
einige
Aminosäuren, die Grundbausteine der Proteine,
synthetisiert werden; Information ist jedoch nie entstanden.
Damit liegt dieser Versuch außerhalb dessen,
was man als Evolutionsexperiment bezeichnen könnte.
• Der von M. Eigen entworfene Hyperzyklus ist ein reines
Gedankenexperiment ohne die notwendige experimentelle
Bestätigung. Mit Hilfe von sogenannten
»Evolutionsmaschinen« wollte Eigen die Evolution
in
den Stand des Experimentellen versetzen. Gegenüber
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
44
»Bild der Wissenschaft« (H. 8, 1988, S. 72) sagte er:
»In einer unserer Maschinen haben wir Bakterienviren
evolvieren lassen … Dieses Projekt hatte bereits Erfolg.
In nur drei Tagen konnten wir eine Mutante isolieren,
die die entsprechende Resistenz aufwies. Das Beispiel
zeigt, dass es möglich ist, den Evolutionsprozess
im
Labor nachzuahmen.« Solche Aussagen erwecken
den Eindruck, als wäre hier ein Evolutionsexperiment
gelungen. In Wirklichkeit wurde von bereits vorhandenen
Lebewesen ausgegangen. Auch hier ist keine
neue Information entstanden, sondern mit vorliegender
werden Versuche ausgeführt, die somit keine Aussage
über die Entstehung von Information liefern.
Es gilt als bedeutsames Faktum festzuhalten: In keinem
Laboratorium
der Welt ist es je gelungen, aus unbelebten
organischen
Stoffen lebendige Organismen »herzustellen«.
Dies ist um so beachtenswerter, als die Biotechnik mit
dem Lebendigen
zahlreiche Manipulationsmöglichkeiten
entwickelt
hat. Bezeichnenderweise setzt Biotechnik
immer bereits bei Lebendigem ein und versucht, es
lediglich zu manipulieren. Offenbar ist die Kluft zwischen
chemotechnischen Verfahren
und der Biotechnik
unüberwindbar. Ja, selbst wenn es eines Tages nach
unermüdlicher Forschertätigkeit und Einsatz
aller Kenntnisse
möglich sein sollte, würde damit bewiesen:
Leben ist nur
durch Einsatz von Geist und Schöpfertätigkeit
erklärbar.
FS2: Wie alt ist die Erde, wie alt das Universum? Gibt es
eine wissenschaftliche Methode zur Ermittlung des Erdalters?
Was halten Sie von der C14-Methode?
AS2: Bisher ist keine physikalische Methode bekannt, um
das Alter der Erde oder des Universums zu ermitteln. Warum
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
45
nicht? Es gibt in der Natur keine Uhr (in Form eines zeitanzeigenden
Ereignisses), die seit der Schöpfung der Welt
mitläuft. Der radioaktive Zerfall instabiler Atome scheint
auf den ersten Blick als Uhr in Frage zu kommen. Jedes instabile
Isotop eines chemischen Elementes hat eine ihm
eigene Halbwertszeit. Diese ist jener Zeitraum T, innerhalb
dessen die jeweils vorhandene Anzahl von Atomen
durch
radioaktiven
Zerfall auf die Hälfte abnimmt. Von den in der
Natur vorkommenden 320 Isotopen sind über 40 als radioaktiv
bekannt. Bei der radiometrischen Altersbestimmung
geht man von diesem physikalischen Effekt aus. Es wird
unterschieden zwischen den Langzeituhren
• Uran/Thorium-Blei-Uhren: T = 4,47 · 109 Jahre bei
Uran-238 (238U)
• Kalium-Argon-Uhr: T = 1,31 · 109 Jahre bei Kalium-40
(40K)
• Rubidium-Strontium-Uhr: T = 48,8 · 109 Jahre bei
Rubidium-87 (87Rb)
• und der Kurzzeituhr 14C (gesprochen: C-14) mit
T = 5730 Jahren.
Bei der mathematischen Behandlung der physikalischen
Zerfallsgleichungen hat man allerdings immer eine Gleichung
weniger zur Verfügung, als das System Unbekannte
enthält. Ein solches System ist mathematisch prinzipiell
unlösbar.
Das bedeutet physikalisch: Die Ausgangsmenge des
Zerfallsmaterials ist unbekannt, denn niemand weiß, wie viel
instabile
Atome zum Entstehungszeitpunkt vorhanden waren.
Daneben gibt es noch die sog. Isochronenmethode, die die
Kenntnis der Anfangsmenge dadurch zu umgehen sucht,
dass nur kongenetische Proben verwendet werden dürfen.
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
46
Die Ungewissheit verlagert sich hier darauf, dass es keine
a-priori-Kriterien dafür gibt, ob eine Probe zu einer kongenetischen
Gesamtheit gehört.
Etwas anders liegt der Fall bei der 14C-Methode. Hier kann
der Anfangswert mit Hilfe der Dendrochronologie (Abzählung
von Baumringen) bestimmt werden. Da die ältesten
Bäume etwa 5000 Jahre alt sind, lässt sich zugehörig zu
jedem
Jahresring die Anfangsmenge zu dem entsprechenden
Alter errechnen. Die älteste bekannte noch existierende
Pflanze ist mit 4915 Jahren (von 1989 aus betrachtet) die
knorrige Borstenkiefer (Pinus aristata) in Nevada. Über die
Anzahl der Baumringe gewinnt man eine Eichkurve, die es
nun erlaubt, auch das Alter einer Probe mit unbekanntem
Alter durch Vergleich zu ermitteln. Die 14C-Methode ist nur
auf wenige Jahrtausende anwendbar. Die im Rahmen der
Evolutionslehre genannten Jahrmillionen beruhen nicht auf
exakten physikalischen Messungen, sondern gründen sich
auf die sog. »Geologische Zeitskala«, die davon ausgeht,
dass die Zeitdauer jeder geologischen Formation proportional
ihrer größten auf der Erde gefundenen Schichtdicke ist. Diese
Theorie setzt voraus, dass für alle Formationen die maximale
Ablagerungsgeschwindigkeit immer beständig
und lückenlos
dieselbe gewesen ist. Auch unter evolutiven Gesichtspunkten
ist diese Annahme nicht haltbar. Wie viel weniger gelten sie
aber unter Einbeziehung der weltweiten
Sintflut!
Halten wir fest: Physikalische Größen (wie z. B. die Zeit)
sind nur dann absolut messbar, wenn bei einem Vorgang
ein physikalischer Effekt quantitativ ermittelt wird und dieser
Messwert mit Hilfe eines Eichmaßes (Eichkurve oder
geeichte Skala) einer Anzahl definierter Einheiten zugeordnet
wird. Taucht man ein Quecksilberthermometer ohne
Temperaturskala in heißes Wasser, so dehnt sich zwar der
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
47
Quecksilberfaden aus, aber die absolute Temperatur kann
nicht angegeben werden. Erst eine Vergleichsmessung mit
einem geeichten Thermometer gibt uns den wahren Wert
der Messung an. Bei den radiometrischen Langzeituhren
fehlt das »geeichte Gerät« (z. B. in Form eines natürlichen
Vorganges, an dem Zeitspannen ablesbar wären).
Die älteste belegbare Profangeschichte beginnt in Vorderasien
und Ägypten etwa 3000 v. Chr. (Bemerkenswerterweise
stimmt diese Zeitspanne mit dem Alter der ältesten
Bäume überein!). Den weitesten geschichtlichen Rückgriff
finden wir zweifelsohne in der Bibel. Dieser reicht bis zu
dem ersten, von Gott erschaffenen Menschenpaar. Die konsequente
Aufzeichnung der Genealogien liefert uns den einzigen
ermittelbaren und zuverlässigen Zeitrahmen seit der
Schöpfung. Selbst wenn man die Stammbaumaufzeichnungen
nicht als lückenlos ansieht, kommt man auf ein Erdalter
von etlichen Jahrtausenden, keineswegs aber auf die evolutionär
angenommenen Jahrmillionen. Das Alter der Erde,
des Universums und der Beginn der Menschheit stimmen bis
auf den Unterschied der Schöpfungstage überein.
FS3: Wie kommt es, dass bei einem jungen Universum das
Licht von Objekten, die Millionen von Lichtjahren von uns
entfernt sind, die Erde bereits erreichen konnte? Müsste man
da nicht eher ein Alter annehmen, das mindestens der Zeit
entspricht, die ein Lichtstrahl unterwegs gewesen sein muss,
um von dort zu uns zu gelangen?
AS3: Die in der obigen Frage enthaltenen Aussagen sind
Folgerungen, die wir korrekt aus der jetzigen Situation
schließen:
Das Licht hat mit seinen 300 000 km/s (der exakte
Wert mit ausschließlich Nullen nach dem Komma wurde auf
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
48
der 17. Generalkonferenz für Maß und Gewicht 1983 mit
299 792 458 m/s definiert) zwar eine sehr hohe, aber dennoch
begrenzte Ausbreitungsgeschwindigkeit. Jeder Stern, den
wir jetzt sehen, informiert uns daher nicht über seine gegenwärtige
Existenz, sondern über eine Vergangenheit, als deren
Zeuge seine Lichtstrahlen augenblicklich bei uns eintreffen.
Eine (unerlaubte!) Schlussfolgerung lautet darum:
Da es
Sterne gibt, die mehrere Milliarden Lichtjahre entfernt sind,
müssten diese doch mindestens ebenso viele Milliarden Jahre
alt sein. Zur Klärung dieser Denkweise sind zwei Fakten von
ausschlaggebender Bedeutung:
1. Entfernung statt Zeit: Das Lichtjahr ist ebenso wie das
Meter
kein Zeitmaß, sondern ein Entfernungsmaß! Ein Lichtjahr
entspricht der Entfernung von 9,46 Billionen Kilometern.
Diese Strecke durchläuft das Licht in einem Jahr.
(Ebenso kann man die Zeit angeben, die das Licht für das
Durchlaufen der Strecke von einem Meter benötigt. Sie
beträgt
1/299 792 458 Sekunden. Die frühere Definition des
Meters über Wellenlängen ist übrigens durch diese Laufzeitdefinition
des Lichtes abgelöst worden.) Haben zwei
Objekte
A und B den Abstand a voneinander, so kann bei
alleiniger
Kenntnis der Distanz noch nichts über ihren sonstigen
Zustand (z. B. Alter) gesagt werden.
2. Schöpfungsdenken: Die ungehinderte gedankliche Koppelung
von Entfernung an Zeit ist eine Folge des Evolutionsdenkens,
bei dem beliebig viel Zeit für die Vergangenheit
wie auch für die Zukunft angesetzt wird. Nach biblischer
Sicht hat die Zeitachse jedoch einen definierbaren
Anfangspunkt, der mit dem ersten Vers der Bibel markiert
ist und der einige Jahrtausende (nicht Jahrmillionen!)
zurückliegt.
Eine Weiterverlängerung der Zeitachse über
diese Anfangsmarke hinaus ist darum physikalisch nicht
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
49
statthaft. Lässt jemand dieses Faktum außer Acht, so befindet
er sich in derselben Lage wie einer, der seine eigene Existenz
über den Zeitpunkt der Zeugung noch weiter vorverlegt.
Um die gestellte Frage weiter zu prüfen, gehen wir mit dem
obigen Denkansatz in die Schöpfungswoche hinein. Am
vierten Schöpfungstag wurden die Sterne geschaffen (1Mo
1,14-16). Nach Abschluss der Schöpfung wäre nach obigem
Einwand am Himmel kein einziger Stern zu sehen gewesen.
Der erdnächste
Stern, der a-Centauri (genauer: Proxima
Centauri),
ist 4,3 Lichtjahre von der Erde entfernt. Somit
wäre er 4,3 Jahre nach der Schöpfung erstmals von der Erde
aus sichtbar gewesen. Als nächster Stern käme dann 1,6 Jahre
später Barnards Pfeilstern (Entfernung 5,9 Lichtjahre) hinzu
usw. Dieser Vorgang wäre bis heute noch nicht abgeschlossen,
denn von Jahr zu Jahr würde das Licht einer ständig
zunehmenden Zahl von Sternen, entsprechend ihrem größeren
Abstand von der Erde, bei uns eintreffen. Das aber
widerspricht der astronomischen Beobachtung.
Adam hätte nach dieser Denkweise 4,3 Jahre lang einen
völlig sternenlosen Nachthimmel gesehen, und nach weiteren
1,6 Jahren bekäme er den zweiten Stern zu Gesicht.
Abraham, der wohl etwa 2000 Jahre nach der Schöpfung
lebte, sähe nach dieser Theorie noch nicht einmal die hellsten
Sterne unseres Milchstraßensystems, geschweige denn
die Sterne anderer Galaxien, denn unsere Milchstraße hat
eine Ausdehnung von 130 000 Lichtjahren. Gott aber zeigte
dem Abraham die unermessliche sichtbare Sternenzahl, um
ihn zum Staunen zu bringen: »Siehe gen Himmel und zähle
die Sterne; kannst du sie zählen?« (1Mo 15,5).
Der obige Denkansatz »Anzahl der Lichtjahre = Mindestalter
des Sterns« ist also nach Aussage der Bibel falsch.
Die biblische Lösung dieses Problems finden wir in 1. Mose
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
50
2,1-2: »Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem
ganzen Heer (= alle Sterne!). Und also vollendete Gott am
siebenten Tag seine Werke, die er machte.« Dies ist auch das
Zeugnis des Neuen Testaments: »Nun waren ja die Werke
von Anbeginn der Welt fertig« (Hebr 4,3). Nach Ablauf
der
Schöpfungswoche war somit alles komplett abgeschlossen.
Dies bedeutet auch, dass die Wahrnehmbarkeit der Sterne
von der Erde aus vorgegeben war, denn seit der Schöpfung
sind alle Werke zu ersehen (Röm 1,20). Es liegt im Wesen
der Schöpfung, dass wir nicht alle Gesetze unserer
jetzigen
Erfahrung in diese Zeit des Erschaffens hineininterpretieren
dürfen. »Vollendet« bedeutet fertig in jeder Hinsicht: der
Fahrstrahl des Lichtes der Sterne war also ebenso geschaffen
wie die Sterne selbst, d. h., auch von den entferntesten Sternen
war das Licht bereits auf der Erde »eingetroffen«. Es gilt zu
bedenken: Mit unserem naturwissenschaftlichen
Bemühen
(Denken und Forschen) gelangen
wir zeitlich maximal bis
zum Ende der Schöpfungswoche
zurück. Zum Verständnis
der Geschehnisse innerhalb
der Schöpfungswoche kommen
wir nur, wenn wir die offenbarten Details durch Studium der
Bibel erschließen.
FS4: Wie stand Darwin zu Gott?
AS4: Nach Abbruch eines zunächst begonnenen Medizinstudiums
studierte Darwin auf Anraten seines Vaters Theologie
(1828-1831), obwohl seine Interessen auf anderem
Gebiet lagen. In seinem Buch »Die Entstehung der Arten
durch natürliche Zuchtwahl« schrieb er: »Es ist wahrscheinlich
etwas Erhabenes um die Auffassung, dass der Schöpfer
den Keim allen Lebens, das uns umgibt, nur wenigen oder
gar nur einer einzigen Form eingehaucht hat und dass, während
sich unsere Erde nach den Gesetzen der Schwerkraft
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
51
im Kreise bewegt, aus einem so schlichten Anfang eine
unendliche
Zahl der schönsten und wunderbarsten Formen
entstand und entsteht.« Diese Formulierung Darwins
geht lediglich von einer vagen deistischen Gottesauffassung
aus, wonach Gott zwar als Urheber der kosmischen und
biologischen
Gesamtentwicklung anerkannt wird, aber
seine persönliche
Stellung zum Menschen sowie die
biblischen
Schöpfungsaussagen
ignoriert werden. Mit
der Aussage, der Mensch trage »den unauslöschlichen
Stempel seines tierischen
Ursprungs«, bringt Darwin sein
gebrochenes Verhältnis
zur Bibel vollends zum Ausdruck.
Die durch ihn zum Durchbruch gelangte Evolutionsidee
hat er selbst als Alternative
zur biblischen Offenbarung
empfunden, wie er es in seiner Autobiographie bekennt:
»In dieser Zeit war ich allmählich zu der Sicht gelangt, dass
das Alte Testament aufgrund seiner offensichtlich falschen
Weltgeschichte … nicht glaubhafter war als die heutigen
Bücher der Hindus oder die Glaubensinhalte der Barbaren.
Ich kam nach und nach zur Ablehnung des Christentums als
göttliche Offenbarung.
« Diese Auffassung hat sich in den
folgenden Jahrzehnten noch verstärkt:
»So kroch der Unglaube sehr langsam über mich, war
aber zuletzt vollständig. Das ging so langsam, dass es mir
keine Not machte, und ich habe seither nie auch nur eine
einzige Sekunde gezweifelt, dass mein Entschluss richtig
war. Ich kann in der Tat kaum verstehen, wie irgendjemand
wünschen sollte, das Christentum sei wahr.«
Während Darwin bei völliger Ablehnung der biblischen
Offenbarung
noch von einem vagen Deismus ausging
(d. h. Gott als unpersönliches Wesen betrachtend), vollzog
Ernst Haeckel den Schritt zum totalen Atheismus, indem
er postulierte,
»dass die Organismen auf rein physikalisch-
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
52
chemischem
Wege entstanden sind.« In diesem Gefolge befinden
sich die heutigen Neodarwinisten M. Eigen, C. Bresch,
B.-O. Küppers, die mit ihrem reduktionistischen Denkansatz
der Selbstorganisation der Materie viele zu einer atheistischen
oder deistischen – und damit antibiblischen – Weltanschauung
verführen.
FS5: Im Hochleistungssport werden ständig verbesserte
Leistungen
erbracht, die vorher nicht möglich waren. Ist das
nicht auch ein Hinweis auf Evolution?
AS5: In einem Abschlussbericht zur XXIV. Olympiade
in Seoul schreibt die »Braunschweiger Zeitung« vom
3.10.1988:
»Den Glanz erhielten die Spiele durch 38 Weltrekorde.
Die Grenzen menschlichen Vermögens wurden in der
südkoreanischen Metropole neu definiert. Das Elend
personifiziert sich in dem Namen des ehrlosen kanadischen
Sprinters Ben Johnson, der nach seinem Weltrekordlauf
zum Olympiasieg als Betrüger entlarvt wurde.
Nur zehn Fälle unerlaubter Leistungsbeeinflussung vermochte
das IOC bis zum Sonntag aufzudecken. Doch
die Dunkelziffer ist weitaus größer. So liegt über vielen
Höchstleistungen von Seoul der Schatten des Zweifels.
Die Spiele brachten große Athleten hervor: die sechsfache
Schwimm-Olympiasiegerin Kristin Otto aus Leipzig,
der mit fünf Goldmedaillen geschmückte amerikanische
Schwimmer Matt Biondi, der russische Turn-König und
Vierfach-Sieger Wladimir Artemow, der amerikanische
Leichtathletik-Superstar Florence Griffith-Joyner mit
ihren
Sprint-Triumphen über 100 m, 200 m und in der
Staffel.
In die Ahnen-Galerie der Olympia-Größen gehört
ohne Zweifel auch Steffi Graf, die mit ihrem OlympiaFragen
bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
53
sieg den »Golden Slam« vollendete und damit eine Jahrhundert-
Leistung vollbrachte.«
In der Tat, die Weltrekorde im Hochleistungssport werden
ständig verbessert. Auch wenn man die Dopingfälle abzieht,
ist eine Leistungssteigerung erkennbar. Dabei ist allerdings
zu bedenken: Die erbrachten Rekorde sind das Ergebnis
intensiver Sportforschung und deren Umsetzung in strapaziöse
Trainingsmethoden. Die antrainierten Höchstleistungen
sind nicht vererbbar. Wird das Training beendet, so können
diese Leistungen nicht aufrechterhalten werden.
Im Evolutionssystem braucht man jedoch einen Mechanismus,
der von Generation zu Generation selbsttätig eine Verbesserung
bringt. Nach evolutionistischer Vorstellung sollen
Mutation und Selektion die Antriebsräder der Höherentwicklung
sein. Diese sind aber weder planmäßig noch
zielstrebig. Es herrscht vielmehr ein anderes Gesetz in der
Materie: das Gesetz der Trägheit, der Passivität, der Energieentwertung
und der Tendenz zur Nivellierung. Leben
aber ist immer – bis in den Feinbau der Makromoleküle –
mit Planmäßigkeit verbunden. Niemand wird bezweifeln,
dass dem Bau unserer heutigen Computer ein aufwendiger
Plan zugrunde liegt. Aber selbst die komplexesten Rechnerarchitekturen
sind nur ein Kinderspielzeug im Vergleich
zu dem, was in jeder lebendigen Zelle arbeitet und somit in
höchstem Grade planmäßig ist.
FS6: Ist die Bibel wissenschaftlich ernst zu nehmen, wenn
sie altertümliche Weltbildvorstellungen verwendet, die doch
längst überholt sind?
AS6: Die Bibel verwendet keineswegs Weltbilder der
damaligen
Zeit (siehe auch B59, S. 149-151). Es ist umFragen
bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
54
gekehrt: Die liberale Theologie interpretiert in die biblischen
Texte die Vorstellungen des Alten Orients hinein. Mit
einem solchen
der Bibel unterstellten Weltbild arbeitet
A. Läpple, wenn er ihre Entstehung als rein menschliches
Wollen ansieht:
»Die Erde dachte man sich als runde, flache Scheibe.
Sie nimmt den Mittelpunkt der Schöpfung ein und wird
von den unteren Wassern umflossen, der Urflut oder dem
Urozean … Über die Erdscheibe spannt sich als Überdachung
das Firmament, an dem Sonne, Mond und Sterne
gleich Lampen angebracht sind. Über dem Firmament
befinden sich die ›oberen Wasser‹, die durch Fenster
oder
Schleusen als Regen auf die Erde strömen können.
« (»Die
Bibel – heute«, München, S. 42)
Nur wenige Verse der Bibel reichen aus, um solche Voreinstellungen
zu entkräften und um zu zeigen, wie wirklichkeitstreu
biblische Aussagen waren, bevor die heute nachgewiesene
Gestalt der Erde allgemeine Erkenntnis war:
In Hiob 26,7 lesen wir: »Er spannt den Norden aus über der
Leere, hängt die Erde auf über dem Nichts« (Elberfelder
Übers.). Die Erde schwimmt weder auf einem Urozean noch
ist sie auf eine feste Unterlage gestellt, vielmehr schwebt sie
frei in einem sie umgebenden Hochvakuum. Auch über die
Erdgestalt äußert sich die Bibel in direkten und indirekten
Bezügen, obwohl dies nicht die primäre Mitteilungsabsicht
ist: »Er ist es, der da thront über dem Rund (hebr. chug =
Kreis oder Kugel) der Erde« (Jes 40,22; Menge).
Die sphärische Gestalt der Erde kommt auch deutlich zum
Ausdruck in den Texten zur Wiederkunft Jesu. Da der Herr
plötzlich (Mt 24,27) und für alle Menschen gleichzeitig sichtbar
(Offb 1,7) erscheinen wird, ist es bei seinem Kommen
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
55
für die Menschheit auf der einen Erdhälfte Tag und für die
auf der entgegengesetzten Seite Lebenden Nacht. Genau
das bringt der Text in Lukas 17,34+36 als Nebeneffekt zum
Ausdruck: »In derselben Nacht werden zwei auf einem Bette
liegen; einer wird angenommen, der andere wird verworfen
werden. Zwei werden auf dem Felde sein; einer wird
angenommen,
der andere wird verworfen werden.« Die
gleichzeitig auf der Erde gegebene Tag- bzw. Nachtsituation
ist durch Feldarbeit bzw. Nachtruhe markiert und hängt nur
davon ab, an welcher Position der rotierenden Erde man sich
dann gerade befindet. Auch Sacharja (Kap. 14,7) bezeugt
das Kommen des Herrn nicht im Weltbilddenken seiner
Zeit,
sondern wirklichkeitsgetreu: »Und wird ein Tag (= Datum)
sein, der dem Herrn bekannt ist, weder Tag noch Nacht
(= dann sind Tag und Nacht aufgehoben); und um den Abend
wird es licht sein.«
FS7: Was können wir über die Struktur unseres Universums
sagen?
AS7: Ausschließlich unter der Voraussetzung einer kosmischen
Evolution hat man mit immer neuen Hypothesen und
Modellen versucht, die Struktur des Universums herauszufinden.
Zu den »Propheten neuer Kosmologien« – wie Heckmann
sie nennt – zählen wir z. B. A. Friedmann, A. Einstein,
E. A. Milne, P. Jordan, F. Hoyle, G. Gamow, A. A. Penzias
und R. W. Wilson.
Alle wissenschaftlichen Anstrengungen, die räumliche Struktur
des Weltalls (z. B. offen oder geschlossen, begrenzt oder
unbegrenzt, endlich oder unendlich, drei- oder vierdimensional,
positiv oder negativ gekrümmt) zu ergründen, sind
bis heute fehlgeschlagen. Der bekannte Astronom O. HeckFragen
bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
56
mann äußert sich zu diesen Bemühungen in seinem Buch
»Sterne, Kosmos, Weltmodelle« (S. 129) wie folgt: »Die
Erfindungskraft menschlichen Geistes ist nicht gering, die
Produktion an Weltbildern also ziemlich groß, sodass ein
Kritiker kürzlich glaubte, feststellen zu dürfen, dass die Zahl
kosmologischer
Theorien umgekehrt proportional sei zur
Zahl bekannter Fakten.« Zu einer in diesem Zusammenhang
wichtigen Feststellung
kommt der Kieler Astrophysiker
V.
Weidemann während des »16. Weltkongresses für Philosophie
in Düsseldorf (1978)«:
»Der Kosmologie liegen mehr philosophische Annahmen
zugrunde als allen anderen Zweigen der Naturwissenschaft.
Wenn wir andererseits gezwungen sind, die Grenzen
dessen zurückzunehmen, was Wissenschaft genannt
werden kann, und nicht hoffen können, fundamentale
Fragen der Kosmologie wissenschaftlich zu beantworten,
dann müssen wir zugeben, dass das Universum von Grund
auf unverstehbar ist. Die Wissenschaft muss sich damit
abfinden, dass es Fragen gibt, die nicht beantwortbar sind.
Was bleibt, ist eine Theorie über unser Wissen.«
Diesen Befund vermittelt auch die Bibel. Den zentralen
Schlüsselvers bezüglich der Unergründlichkeit des Universums
finden wir in Jeremia 31,37, der nach der Menge-Übersetzung
wie folgt lautet: »So wenig der Himmel droben ausgemessen
und die Grundfesten der Erde drunten erforscht
werden können, so wenig will ich auch die gesamte Nachkommenschaft
Israels verwerfen wegen alles dessen, was
sie begangen haben.« Hier bindet Gott die Ergebnisse astronomischer
Forschung und den Weg eines Volkes – also zwei
völlig voneinander unabhängige Sachverhalte – zu einer
gemeinsamen
Aussage zusammen. Die eine Teilaussage
ist eine Treueverheißung Gottes an Israel und die andere
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
57
ist vollständig damit korreliert: Keiner astronomischen
und geophysikalischen Forschung wird es trotz größten
Aufwandes
je gelingen, die Struktur des Universums
oder die Beschaffenheit
des Erdinnern zu erforschen. Da
Gottes Zusage
an Israel unverbrüchlich ist, gilt mit gleicher
Bestimmtheit,
dass die genannten astronomischen wie
geophysikalischen
Forschungsziele nie erreicht werden
können. So bleibt das erklärte Ziel des gelähmten britischen
Astrophysikers Stephen W. Hawking ein Utopie: »Mein Ziel
ist ein vollständiges
Verständnis des Universums, warum
es so ist, wie es ist, und warum es überhaupt existiert.« Die
Antwort auf diese
Frage, schreibt er, »wäre der endgültige
Triumph der menschlichen Vernunft« (»Eine kurze Geschichte
der Zeit«, Rowohlt, 1988).
FS8: Wie lange dauerte ein Schöpfungstag?
AS8: Über diese Frage ist oft heiß diskutiert worden, weil zu
viele Theorien darüber entwickelt worden sind, die sich je
nach Standpunkt widersprechen. Wir gelangen am schnellsten
zur Antwort, wenn wir zunächst einmal die Anzahl
der
in Frage kommenden Informationsquellen klären. Keine
der gängigen Wissenschaften verfügt diesbezüglich über
Beobachtungsdaten
oder Fakten, die es zu interpretieren
gilt.
Die einzige Aussage hierzu gibt uns Gott in der Bibel, und
zwar im Schöpfungsbericht und in den Geboten vom Sinai.
Der Schöpfungsbericht ist in strenger Chronologie aufgebaut,
wobei die einzelnen Werke an sechs aufeinanderfolgenden
Tagen ausgeführt wurden. Die Bibel erweist sich
auch hier als ein exaktes Buch (vgl. Satz B80 im Anhang,
Teil I), indem sie bei Verwendung einer physikalischen Einheit
auch die zugehörige Messmethode (1Mo 1,14) nennt.
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
58
Damit ist die Länge eines Tages – auch wissenschaftlichen
Ansprüchen genügend – genau definiert: Es ist jener geoastronomische
Zeitabschnitt, der durch die Rotationsdauer
der Erde festgelegt
ist, und das sind 24 Stunden. In den
Zehn Geboten vom Sinai begründet Gott die sechs Arbeitstage
und den Ruhetag des Menschen mit dem Hinweis auf
die Schöpfungswoche: »Sechs Tage sollst du arbeiten, aber
am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes,
da sollst du kein Werk tun … Denn in sechs Tagen hat der
Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was
darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage« (2Mo 20,9-10).
In Anlehnung an die Evolutionslehre wird gelegentlich versucht,
die Schöpfungstage als lange Perioden umzudeuten.
Dabei wird das Psalmwort 90,4 »Denn tausend Jahre sind
vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist« willkürlich
in 1. Mose 1 wie in eine mathematische Formel eingesetzt.
(In Psalm 90 und ebenso in 2. Petrus 3,8 geht es um Gott
als den Ewigen, der keinem Zeitablauf unterliegt.) Diese
Bibelmathematik
erbringt zwar die evolutiv gewünschte
Zeitdehnung von 1 : 365 000, aber sie ist als unbiblisch zu
verwerfen. Mit gleicher Berechtigung könnte dies dann auch
auf Matthäus 27,63 angewandt werden, sodass unversehens
daraus würde: »Nach 3000 Jahren werde ich auferstehen.«
Jesus aber ist am dritten Tage auferstanden, genau so, wie er
es gesagt hat. Es ist von Kritikern oft der Einwand gebracht
worden, der Glaube, dass Gott die Schöpfung in sechs Tagen
ausgeführt habe, sei nicht heilsnotwendig. Darauf pflege ich zu
fragen: Glauben Sie, dass Jesus nach drei Tagen
auferstanden
ist? Dies wird von den Fragestellern meist bejaht.
So folgere
ich weiter: Es ist für mich auch nicht heilsnotwendig,
dass der
Herr nach drei Tagen auferstanden ist. Warum aber machen
wir solche Unterschiede mit derselben
Bibel? Das eine
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
59
glauben wir, und dem anderen vertrauen
wir nicht? Weitere
Argumente für die Schöpfungswoche
und Einwände gegen die
willkürliche Umdeutung der Schöpfungstage in Zeitepochen
sind ausführlich in [G2, 13-55] behandelt.
FS9: Gibt es zwei sich widersprechende Schöpfungsberichte?
AS9: Die ersten beiden Kapitel der Bibel, aber auch zahlreiche
andere Bibelteile befassen sich mit Aussagen zur
Schöpfungsthematik. Alle Berichte ergänzen sich und vermitteln
in ihrer Gesamtheit eine detaillierte Beschreibung
des Schöpfungshandelns Gottes. Im Umgang mit der Bibel
gibt es zwei generelle, nicht harmonisierbare Linien: eine
bibeltreue und eine bibelkritische Haltung. Die Vorentscheidung
für die eine oder andere Richtung geschieht nicht erst
im NT beim Interpretieren der Auferstehung Jesu oder seiner
Wunder; die Weggabelung für zwei völlig divergierende
Arten des Schriftverständnisses setzt bereits am Anfang der
Bibel ein:
1. Bibeltreue Auffassung: Der Schöpfungsbericht nach
1. Mose
1 und 2 (wie auch alle sonstigen Teile der Bibel, die
gemäß
2. Timotheus 3,16 unter göttlicher Anleitung verfasst
wurden) ist nicht menschlich erdacht, sondern Gott selbst
ist der Urheber dieser Information. Kein Mensch war Zeuge
des Erschaffungshandelns Gottes, und so kann nur er uns
durch Offenbarung mitteilen, wie und wie lange, in welcher
Reihenfolge und nach welchen Prinzipien er geschaffen
hat.
In krassem Gegensatz dazu steht die folgende Leitidee:
2. Bibelkritische Auffassung: Hiernach ist der Schöpfungsbericht
in die Teile 1. Mose 1,1 – 2,4a und 2,4b-2,25 aufzutrennen
und verschiedenen menschlichen Autoren, dem
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
60
Elohisten (junge Quelle) und dem Jahwisten (ältere Quelle),
zuzuschreiben,
die in eigener Überlegung über die Herkunft
der Welt und des Lebens nachgedacht haben. Nach dem
babylonischen Exil wurden die Einzelteile zu einem Sammelwerk
vereinigt. Man legt Wert darauf, Widersprüche und
unterschiedliche Entstehungszeiten in beiden Berichten zu
finden, um diese Zwei-Quellen-Hypothese zu stützen. Als die
beiden Hauptargumente werden genannt:
a) Die Berichte unterscheiden sich durch unterschiedliche
Gottesnamen (Elohim, Jahwe).
b) Die Texte widersprechen sich in der Reihenfolge der
Erschaffung:
»Pflanzen – Tiere – Mensch« im ersten Bericht und
»Mensch – Pflanzen – Tiere« im zweiten.
Gegen diese beiden Stützen der bibelkritischen Hypothese
sind gewichtige Einwände geltend zu machen:
Zu a): Gott offenbart sich in der Bibel als Vater, Sohn und
Heiliger Geist mit mehr als 700 verschiedenen Namen (siehe
auch Frage FG3), um uns seine zahlreichen Wesenszüge
mitzuteilen. Unterschiedliche Gottesnamen verschiedenen
Verfassern zuordnen zu wollen – in Konsequenz der obigen
Auffassung müssten es mindestens 700 sein –, ist eine willkürliche
Unterstellung, die dem Gesamtzeugnis der Bibel
nicht angemessen ist.
Zu b): Ab 1. Mose 2,4b beginnt nicht ein zweiter Schöpfungsbericht,
der aus einer anderen Quelle stammt, sondern
hier wird ein Detail, nämlich die Erschaffung des
Menschen, ausführlich beschrieben. Es handelt sich um
einen Parallelbericht zu 1. Mose 1,1 – 2,3 mit einer anderen
Zielsetzung, und zwar dem leicht erkennbaren AussageFragen
bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
61
schwerpunkt »Wie, wo, in welcher Reihenfolge und in welcher
Zuordnung zueinander
und zum Schöpfer schuf Gott die
beiden ersten Menschen?« Auch bei anderen Berichten
der
Bibel finden wir die Erzählmethode, ein Ereignis zunächst
chronologisch und im Überblick darzustellen und in einem
zweiten Durchgang auf hervorzuhebende Details näher
einzugehen. Es wird ausdrücklich gesagt (V. 8), dass Gott
den Garten pflanzte. Das Anpflanzen eines Gartens setzt
bereits geschaffene Pflanzen voraus. Nach dem Pflanzen
»ließ der Herr aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume
« (V.
9); dies darf ebenfalls nicht mit einer Erschaffung der Bäume
verwechselt werden. Die verwendeten Wörter »pflanzen« und
»aufwachsen« sind im Gegensatz zu denen in 1. Mose 1 keine
Schöpfungsverben, denn sie beschreiben
Tätigkeiten, die von
einem bereits vorhandenen Bestand
ausgehen. Weiterhin ist
die Interpretation von Vers 19 bedeutungsvoll: Betrachtet
man diesen isoliert und leitet allein daraus eine Lehre ab
(Verletzung von Auslegungsgrundsatz
A4, siehe Anhang Teil
II), so könnte man unterstellen,
die Tiere seien nach dem
Menschen erschaffen worden. Bedenkt man jedoch, dass
1. Mose 2,7-25 äußerst stark anthropozentrisch (auf den
Menschen hin) ausgerichtet
ist, dann wird klar, dass es auch
hier in Vers 19 nicht mehr um den Zeitpunkt der Erschaffung
der Tiere geht, sondern um den Test der geistig-sprachlichen
Fähigkeiten des gerade geschaffenen Menschen, wie er Tiere
benennt. Der Nebensatz will nur darauf hinweisen, dass auch
die nun vorgeführten Tiere – bemerkenswerterweise werden
die Feldtiere besonders erwähnt, die ja vom selben sechsten
Schöpfungstag wie der Mensch stammen – ebenfalls aus des
Schöpfers Hand hervorgingen. Diesem Hintergrundwissen
wird man in der deutschen Fassung dadurch gerecht, dass
der hebräische Grundtext von Vers 19 in zwei verschiedene
Zeitformen übersetzt wird (Tiere bringen und benennen im
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
62
Präteritum, der 1. Vergangenheitsform; Tiere erschaffen
im
Plusquamperfekt, der 3. Vergangenheitsform, hier kursiv
gedruckt):
»Und Gott, der Herr, brachte alle Tiere des Feldes und alle
Vögel des Himmels, die er aus dem Erdboden gebildet
hatte, zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen
würde« (1Mo 2,19).
FS10: Passten die Saurier in die Arche?
AS10: Im 40. Kapitel des Buches Hiob werden die Saurier
nicht nur erwähnt, sondern sogar Details ihres Körperbaues
beschrieben (V. 15-18+23):
»Siehe da den Behemot, den ich neben dir gemacht habe;
er frisst Gras wie ein Ochse.
Siehe, seine Kraft ist in seinen Lenden
und sein Vermögen in den Sehnen seines Bauches.
Sein Schwanz streckt sich wie eine Zeder;
die Sehnen seiner Schenkel sind dicht geflochten.
Seine Knochen sind wie eherne Röhren;
seine Gebeine sind wie eiserne Stäbe.
Siehe, er schluckt in sich den Strom und achtet’s nicht
groß;
lässt sich dünken, er wolle den Jordan mit seinem Mund
ausschöpfen.«
Luther hat den hebräischen Tiernamen Behemot nicht übersetzt,
da auf kein zu seiner Zeit lebendes Tier die obigen
Beschreibungen passten. Der kräftige Schwanz könnte auf
ein Krokodil hinweisen, aber dieses passt als reiner Fleischfresser
nicht zu obigem Text. Ein anderes großes, vorwiegend
im Wasser lebendes Tier, das zudem Gras frisst, ist das
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
63
Flusspferd. Es scheidet aber ebenfalls als Kandidat aus, da es
nur über ein kleines Quastenschwänzchen verfügt. So bleiben
nur jene Riesentiere aus der Verwandtschaft der Dinosaurier
übrig, auf die der obige Steckbrief exakt zutrifft.
Das Buch
Hiob gehört zwar zu den ältesten Büchern der Bibel, aber
die genauere Abfassungszeit ist unbekannt. Wegen der
veränderten Erdoberfläche durch die Sintflut mit völlig
anderen Bergen, Flüssen, Seen und Ozeanen ist die Nennung
des Jordanflusses in Hiob 40,23 ein eindeutiger
Hinweis
auf die nachsintflutliche Zeit, zu der die Saurier
somit noch
lebten. Diese Tiere müssen demnach auch durch die Arche
gerettet worden sein. Ausgewachsene Tiere
hätten in der
riesigen Arche einen ziemlichen Raumanteil
beansprucht,
so ist es denkbar, dass Noah nur kleinere Jungtiere oder gar
nur Eier mitgenommen hat. In nachsintflutlicher
Zeit fanden
diese Tiere nicht mehr die Ökologien
und klimatischen
Bedingungen vor, für die sie einst geschaffen
waren. So sind
sie in der Folgezeit ausgestorben. Diese Erklärung für das
Ende der Saurier ist einleuchtender
als jene Hypothesen, die
heute in Leugnung der biblischen
Befunde ersonnen werden.
FS11: Wen heirateten die Söhne Adams?
AS11: Die ersten Menschen Adam und Eva hatten zwei
Söhne, Kain und Abel. Kain erschlug Abel, und unmittelbar
darauf heißt es in 1. Mose 4,16-17: »Also ging Kain von dem
Angesicht des Herrn und wohnte im Lande Nod, jenseits
von Eden, gegen Morgen. Und Kain erkannte sein Weib, die
ward schwanger und gebar den Henoch.« Woher aber kam so
plötzlich die Frau des Kain?
Würde die Bibel auch alle diejenigen Aussagen enthalten, die
wir durch Schlussfolgerung selbst gewinnen können, dann
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
64
müsste die Bibel ein mindestens hundertbändiges Werk sein.
Gott hat uns aber nur ein einziges Buch gegeben
und dazu
die Gabe des Denkens. So können wir auch solche Fragen
beantworten,
die nicht direkt abgehandelt sind, aber aus
anderen Aussagen leicht zu gewinnen sind.
In 1. Mose 5,3-4 steht: »Und Adam war 130 Jahre alt und
zeugte einen Sohn … und hieß ihn Seth und lebte danach 800
Jahre und zeugte Söhne und Töchter.« Daraus können wir
schließen, dass das erste Elternpaar eine stattliche Kinderzahl
hervorbrachte. Als einzige Möglichkeit heiratete Kain somit
eine seiner Schwestern. Mit dem Sündenfall kamen
nicht nur
Tod und Leid in diese Welt, sondern auch eine mit der Zeit
stetig zunehmende Degeneration des ursprünglich
sehr guten
Erbgutes. Ab der Zeit des Mose, und das ist etwa 2500 Jahre
später, verbietet Gott die Heirat in enger Verwandtschaft
(3Mo 18), weil die genetischen Fehler sich schädlich
aufsummieren. Abraham lebte 400 Jahre vor Mose, und zu
seiner Zeit war somit die Heirat mit engen Blutsverwandten
noch erlaubt, denn er heiratete seine Halbschwester Sara
(1Mo 20,12).
FS12: Welche wissenschaftliche Argumentation spricht
aus Ihrer
Sicht am deutlichsten für eine Schöpfung und am
stärksten
gegen eine evolutive Entwicklung?
AS12: Leben begegnet uns in äußerst vielfältiger Gestalt,
sodass selbst ein schlichter Einzeller bei aller Einfachheit
dennoch so komplex und zielgerichtet gestaltet ist wie kein
Erzeugnis menschlichen Erfindungsgeistes. Zur Deutung
des Lebens und seiner Herkunft gibt es zwei prinzipiell zu
unterscheidende Möglichkeiten: Evolution oder Schöpfung.
Nach der Evolutionslehre wird Leben wie folgt definiert:
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
65
»Leben ist ein rein materielles Ereignis, das somit physikalisch-
chemisch beschreibbar sein muss und sich von
der unbelebten Natur nur durch seine Komplexität unterscheidet.
«
Gegen die Evolutionslehre sind inzwischen von zahlreichen
Wissenschaftlern aus mancherlei Gebieten (z. B. Informatik,
Biologie, Astronomie, Paläontologie, Geologie, Medizin)
gewichtige Einwände erarbeitet worden. In der Kontroverse
Schöpfung/Evolution bleibt jedoch ein unauflösbarer
Widerstreit bestehen, dessen Ursachen in den
unterschiedlichen
Basissätzen beider Modelle liegen (siehe
Frage
FS1). Aus diesem Patt käme man heraus, wenn es ein
System gäbe, dass sich allein an wissenschaftlichen Erfahrungssätzen
orientierte.
Diese Sätze müssten sehr angreifbar
formuliert sein, sodass ein einziges experimentell belegbares
Gegenbeispiel sie schon zu Fall bringen könnte. Wenn dies
nicht gelingt, gewinnen sie naturgesetzliche Bedeutung,
und damit erlangen sie eine starke Aussagegewissheit
für
die Beurteilung noch unbekannter Fälle. In diesem Sinne ist
der nur in der Erfahrung bewährte Energiesatz weltbildfrei
anwendbar. So war das zuvor noch nie durchgeführte
Unternehmen
des Fluges zum Mond nur dadurch möglich, weil
von der strengen Gültigkeit des Energiesatzes
bei allen
erforderlichen
Vorausberechnungen ausgegangen
werden
konnte. Von gleicher Aussagekraft sind die Erfahrungssätze
über Information, sodass wir hier erstmals die Möglichkeit
haben, auf der naturgesetzlichen Ebene zu einer aussagestarken
Argumentation
zu gelangen.
Materie und Energie sind zwar notwendige Grundgrößen des
Lebendigen, aber sie heben lebende und unbelebte Systeme
noch nicht grundsätzlich voneinander ab. Zum zentralen
Kennzeichen aller Lebewesen aber gehört die in ihnen entFragen
bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
66
haltene »Information« für alle Betriebsabläufe (Realisierung
aller Lebensfunktionen, genetische Information zur Vermehrung).
Informationsübertragungsvorgänge spielen eine
grundlegende
Rolle bei allem, was lebt. Wenn z. B. Insekten
Pollen von Pflanzenblüten überbringen, so ist dies in erster
Linie ein Informationsübertragungsvorgang (von genetischer
Information); die beteiligte Materie ist dabei unerheblich.
Leben ist damit zwar noch keineswegs vollständig
beschrieben,
aber ein äußerst zentraler Faktor ist damit angesprochen.
Das komplexeste informationsverarbeitende System ist zweifelsohne
der Mensch. Nimmt man alle Informationsabläufe
im Menschen einmal zusammen, d. h. die bewussten (Sprache,
Informationssteuerung der willentlichen motorischen
Bewegungen) und die unbewussten (informationsgesteuerte
Funktionen der Organe, Hormonsystem), so werden täglich
1024 bit verarbeitet. Dieser astronomisch hohe Wert
für die Informationsmenge übertrifft das Gesamtwissen der
Menschheit von 1018 bit, wie es in den Bibliotheken der Welt
gespeichert
ist, noch um den Faktor von einer Million.
Betrachtet man die Frage der Herkunft des Lebens nach
informationstheoretischen Gesichtspunkten, so sind wie bei
jedem System, das Information trägt oder verarbeitet, folgende
Erfahrungssätze zu berücksichtigen:
1. Es gibt keine Information ohne Code.
2. Es gibt keinen Code ohne freie willentliche Vereinbarung.
3. Es gibt keine Information ohne Sender.
4. Es gibt keine Informationskette, ohne dass am Anfang
ein geistiger (intelligenter) Urheber steht.
5. Es gibt keine Information ohne ursprüngliche geistige
Quelle; d. h.: Information ist wesensmäßig eine geistige,
aber keine materielle Größe.
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
67
6. Es gibt keine Information ohne Wille.
7. Es gibt keine Information ohne die fünf hierarchischen
Ebenen:
• Statistik (Aspekte der Zeichenhäufigkeit und
Signalübertragung),
• Syntax (Aspekte des Codes und der Satzbildungsregeln),
• Semantik (Aspekte der Bedeutung),
• Pragmatik (Aspekte der Handlung),
• Apobetik (Aspekte des Ergebnisses und des Zieles).
8. Es gibt keine Information durch Zufall.
In dem Buch »Am Anfang war die Information« [G5,
52-147] werden diese Sätze ausführlich erläutert und ihr
naturgesetzlicher
Status begründet [G5, 25-49]. So gibt die
Bezeichnung »Naturgesetzliche Informationstheorie« den
Sachstand treffend wieder ([G4, 155-159]).
Im Gegensatz zur Evolutionslehre ist Leben somit weitergehender
zu definieren:
Leben = materieller Anteil
(physikalische und chemische Aspekte)
+ immaterieller Anteil
Mit dieser Kurzformel soll deutlich hervorgehoben werden,
dass Leben neben der materiellen noch eine nichtmaterielle
Komponente besitzt. Zum nichtmateriellen Anteil gehört
die Information aus einer geistigen Quelle. Damit ist aber
der nichtmaterielle Anteil des Lebens noch keineswegs
beschrieben.
Dies wird daran deutlich, dass die Lebewesen
kurz nach ihrem Tod zwar noch ihre Information in den
Zellen haben, aber etwas sehr Grundlegendes, nämlich das,
was den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmacht,
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
68
fehlt dann. Dieser Unterschied ist zwar für jeden sichtbar,
aber er ist wissenschaftlich nicht fassbar.
Bis heute sind alle vorgetragenen Konzepte einer autonomen
Informationsentstehung in der Materie (z. B. Eigens
Hyperzyklus, Küppers’ molekulardarwinistischer Ansatz) an
der Erfahrung gescheitert. So bleibt es unverständlich, dass
M. Eigen dennoch glaubt, irgendwann einmal mit rein materiellen
Prozessen die Herkunft von Information begründen
zu können: »Wir müssen nach einem Algorithmus, einer
naturgesetzlichen Vorschrift für die Entstehung von Information
suchen« (»Stufen zum Leben«, Piper-Verlag, 1987,
S. 41). Sein Ansatz »Information entsteht aus Nicht-Information
« (S. 55) widerspricht allen Erfahrungssätzen und ist
damit ohne Realitätsbezug. Die obigen acht Informationssätze
hingegen haben sich unzählbar oft in der Erfahrung
bewährt und sind in keinem Laboratorium der Welt experimentell
widerlegt worden. So ist es folgerichtig zu fragen,
ob das Leben nicht aus einem zielorientierten Schöpfungsprozess
stammt. Von diesem Prinzip berichtet die Bibel. Die
aus der Sicht der Informatik zu fordernde geistige Informationsquelle
für jegliche Information – und damit auch
für die biologische Information – wird in der Bibel bereits
auf der ersten Seite erwähnt: »Am Anfang schuf Gott«
(1Mo 1,1). Die Evolutionslehre unterstellt hingegen, dass
die Information in den Lebewesen keines Senders bedarf.
Diese Aussage wird durch die tägliche Erfahrung der obigen
Informationssätze reichlich widerlegt. Darum liefern
uns heute die Naturgesetze über Information die stärksten
Argumente für die Entstehung der Lebewesen durch eine
Schöpfung.
Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube
4. Fragen bezüglich des Heils (FH)
FH1: Wodurch wird man selig – durch den Glauben oder
durch Werke?
AH1: Im NT finden wir zwei Aussagen, die sich auf den
ersten Blick zu widersprechen scheinen:
a) Rettung durch Glauben: »So halten wir nun dafür, dass
der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke,
allein durch den Glauben« (Röm 3,28).
b) Rettung durch Werke: »So sehet ihr nun, dass der
Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch den
Glauben allein« (Jak 2,24).
Nach den zentralen Aussagen des NT hat der Glaube an den
Herrn Jesus Christus rettende Kraft (Joh 3,16; Mk 16,16;
Apg 13,39; Apg 16,31). Dieser rettende Glaube besteht
nicht
in einem Fürwahrhalten biblischer Fakten, sondern
in der
personalen Bindung an den Sohn Gottes: »Wer den Sohn hat,
der hat das Leben« (1Joh 5,12). Wer sich zum Herrn Jesus
bekehrt, erfährt dadurch die größte Veränderung
des Lebens.
An seinem Lebensstil und an seinen Taten wird es für
jedermann offenbar: »Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine
Gebote halten« (Joh 14,15) – »ihr werdet meine Zeugen sein«
(Joh 15,27) – »handelt damit, bis dass ich wiederkomme«
(Lk 19,13) – »dienet dem Herrn« (Röm 12,11) – »liebet
eure Feinde« (Mt 5,44) – »vergeltet nicht Böses mit Bösem«
(Röm 12,17) – »gastfrei zu sein, vergesset
nicht« Hebr 13,2)
– »wohlzutun und mitzuteilen, vergesset
nicht« (Hebr 13,16)
– »weide meine Schafe!« (Joh 21,17). Der Dienst im Namen
Jesu unter Einsatz der anvertrauten
Gaben ist eine unbedingte
Folge des rettenden Glaubens. Dieses Handeln wird im NT
70
als Frucht oder Werk des Glaubens bezeichnet. Wer nicht
wirkt, geht demnach verloren: »Und den unnützen Knecht
werft in die Finsternis
hinaus; da wird sein Heulen und
Zähneklappen« (Mt 25,30). Im Gegensatz zu den Werken des
Glaubens handelt
es sich bei den Werken des Gesetzes (Gal
2,16) oder den toten Werken (Hebr 6,1; Hebr 9,14) um die
Werke dessen, der noch nicht glaubt. Auch hier gilt: Wenn
zwei das gleiche
tun, ist es noch längst nicht dasselbe. Der
Textzusammenhang
von Jakobus 2,24 – siehe obige Aussage
b) – zeigt, dass der Glaube Abrahams konkrete Taten nach
sich zog: Er war Gott gegenüber gehorsam, indem er aus
seinem Vaterland
auszog (1Mo 12,1-6) und bereit war, seinen
Sohn Isaak zu opfern (Jak 2,21). Ebenso ist das Werk der
(ehemaligen)
Hure Rahab (Jak 2,25), nämlich die Rettung
der israelischen Kundschafter in Kanaan, eine Folge ihres
Gottesglaubens
(Jos 2,11). So wird hieran deutlich: Zum
Glauben
gehören untrennbar die Werke. Genau so wie der
menschliche Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube
ohne die daraus folgenden Taten tot (Jak 2,26). Die obigen
Verse a) und b) bilden also keinen Widerspruch; wir haben
es hier mit einem Fall komplementärer Aussagen zu tun, die
sich ergänzen (siehe Auslegungsgrundsätze A3 und A14 im
Anhang, Teil II).
FH2: Warum hat sich Gott gerade die Methode des Kreuzes
zur Erlösung ausgedacht? Wäre auch eine andere Methode
denkbar?
AH2: Die Methode der Kreuzigung wird im AT nicht direkt
erwähnt, wohl aber werden mehrere Details prophetisch
genannt, die allein auf die Kreuzigung zutreffen wie
z. B. in Psalm 22,17: »Sie haben meine Hände und Füße
durchgraben.« Paulus bezieht die alttestamentliche Aussage
Fragen bezüglich des Heils
71
»Ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott« (5Mo 21,23) auf
den gekreuzigten Jesus (Gal 3,13). Die von den Persern
übernommene Hinrichtungsart galt bei den Römern als die
»grausamste, entsetzlichste« (Cicero) und »schändlichste
«
(Tacitus). Das Kreuz lag im Plan Gottes; Jesus »erduldete
das
Kreuz und achtete der Schande nicht« (Hebr 12,2). »Er ward
gehorsam bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz« (Phil 2,8).
Ob eine andere Methode des Todes – etwa durch Steinigen,
Enthaupten, Vergiften, Ertränken – auch denkbar wäre, ist
durch die Analogie von Fall und Erlösung auszuschließen:
An einem Baum (1Mo 2,17: Baum der Erkenntnis)
kam
die Sünde in die Welt; an einem Baum musste
sie getilgt
werden: Das Kreuz von Golgatha ist der Baum des Fluches
(Gal 3,13): Jesus stirbt ehrlos und aus jeder menschlichen
Gemeinschaft ausgeschlossen: Er ist verflucht.
Das Mosegesetz spricht über den Sünder den Fluch aus.
Dieser liegt seit dem Sündenfall auf allen Menschen. Jesus
hat den Fluch Gottes über die Sünde an unserer Statt auf
sich genommen. Das Wort vom Kreuz ist nun die befreiende
Botschaft für alle Menschen, die durch ihre Sünde prinzipiell
unter dem Fluch stehen.
Papst Johannes Paul II. bezeichnete Auschwitz einmal als
das Golgatha des 20. Jahrhunderts. In diesem Sinne gibt es
heute
eine theologische Richtung, die Jesus in Solidarität
sieht mit anderen Leidenden, Gefolterten und Ermordeten,
die wie er gelitten haben und eines grausamen Todes gestorben
sind. Aber: Der Kreuzestod Christi darf nie und nimmer
mit dem Tod anderer Menschen, sein Kreuz auch nicht
mit den vielen anderen Kreuzen, die um Jerusalem oder
Rom standen, verglichen werden. Es hat, weil es das Kreuz
des Christus, des Gottessohnes, ist, eine andere »Qualität«
als alle anderen Kreuze. Er durchlitt nicht nur die UnFragen
bezüglich des Heils
72
gerechtigkeit der Mächtigen in dieser Welt, sondern als Einziger
den Zorn Gottes über die Sünde. Nur er allein war
das Opferlamm, das stellvertretend »für viele« das Gericht
Gottes trug. »Das Wort vom Kreuz« (1Kor 1,18) ist seitdem
das Zentrum aller christlichen Verkündigung. Paulus
hat darum nur eines mitzuteilen: »allein Jesus Christus, den
Gekreuzigten« (1Kor 2,2). A. M. Hull zeigt uns die Kreuzesbedeutung
in einem bekannten Erweckungslied:
»Wer Jesus am Kreuze im Glauben erblickt, wird heil zu
derselben Stund; drum blick nur auf ihn, den der Vater
geschickt, der einst auch für dich ward verwundt.«
FH3: Wie konnte Jesus vor 2000 Jahren für unsere Sünden
sterben, die wir erst jetzt begangen haben?
AH3: Der Rettungsplan Gottes für den gefallenen Menschen
existierte schon vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4),
weil Gott durch die Gabe der Freiheit an den Menschen
nicht nur den Sündenfall einkalkuliert, sondern sogar vorausgesehen
hat. Gott hätte die Rettung durch den Herrn
Jesus im Prinzip sowohl unmittelbar nach dem Sündenfall
als auch erst am Ende der Weltgeschichte durchführen können;
wichtig ist nur, dass es einmal geschieht (Hebr 9,28).
Im ersten Fall wäre der Preis der Sünde schon im Voraus
erbracht; im zweiten Fall geschähe es rückwirkend. Aus dem
kaufmännischen Geschehen kennen wir ebenso beides: Vorauszahlung
und spätere Zahlung. Gott hat in seiner Weisheit
den »optimalen Zeitpunkt« festgelegt. Im Blick darauf heißt
es im Galaterbrief (4,4): »Als aber die Zeit erfüllet ward,
sandte Gott seinen Sohn.« Menschen, die vor dem Kommen
Jesu lebten und die damaligen Weisungen Gottes zum Heil
beachteten, sind ebenso durch das Opfer von Golgatha gerettet
Fragen bezüglich des Heils
73
wie diejenigen, die danach geboren sind und das Evangelium
annehmen (Hebr 9,15). Den zeitlichen Aspekt des für uns
schon geschehenen
Heilsereignisses bringt Römer 5,8 zum
Ausdruck: »Gott erweist seine Liebe gegen uns darin, dass
Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.«
Zur Zeit Abrahams oder Hiobs gab es noch nicht die Gebote.
Diese Männer handelten nach ihrem Gewissen und vertrauten
Gott. Das rechnete er ihnen zur Gerechtigkeit (Röm 4,3). Zur
Zeit Davids gab es längst die Gebote vom Sinai. Sie waren
der Maßstab, um vor Gott gerechtfertigt zu sein; Sünden
wurden durch Tieropfer zugedeckt. Die Opfertiere
konnten
jedoch keine Sünde tilgen (Hebr 10,4); sie waren lediglich
der Hinweis auf das kommende Opfer Jesu. Aus diesem
Grunde wird er auch als das »Lamm Gottes, welches der
Welt Sünde trägt« (Joh 1,29), bezeichnet.
Durch ihn erst gab
es die endgültige Deckung der Schuld. Wir leben in der Zeit
des bereits erfüllten Opfers. Damit sind die Schattenbilder
(Tieropfer) abgetan, und wir empfangen Vergebung aufgrund
des bereits erbrachten Opfers.
FH4: Wäre es nicht wirtschaftlicher gewesen, wenn Jesus
nur für die Sünden gelitten hätte, für die die Menschen Vergebung
erbitten, statt für die Sünde der ganzen Welt?
AH4: Nach dem Gesetz Gottes steht auf Sünde das Gericht
des Todes (Röm 6,23). Nehmen wir einmal an, es hätte
sich
aufgrund des Evangeliums von Jesus Christus in der gesamten
Weltgeschichte nur ein Mensch bekehrt, dann wäre auch für
diesen einen der Tod der Preis der Sünde. Dem Gedanken von
Hermann Bezzel kann sich der Autor anschließen, dass die
Liebe Jesu so groß war, dass er die Rettungsaktion auch für
nur einen bußwilligen Sünder durchgeführt hätte. Die erwirkte
Fragen bezüglich des Heils
74
Erlösungstat des Sohnes Gottes ist aber andererseits von einer
solchen Dimension, dass sie für alle Menschen ausreicht.
Darum konnte Johannes
der Täufer sprechen: »Siehe, das
ist Gottes Lamm, welches
der Welt Sünde trägt« (Joh 1,29).
Die Vergebung kann nun jeder annehmen, der es will. Die
folgende Begebenheit
kann uns dies verdeutlichen:
Ein wohlhabender irischer Großgrundbesitzer hielt den auf
seinen Gütern beschäftigten Leuten einmal eine sehr originelle
Predigt. Er gab an allen wichtigen Plätzen seiner weiten
Ländereien folgende Meldung bekannt:
»Am kommenden Montag bin ich in der Zeit von zehn
bis zwölf Uhr im Büro meines Landhauses anzutreffen.
In dieser Zeit bin ich bereit, alle Schulden meiner Landarbeiter
zu bezahlen. Die unbezahlten Rechnungen sind
mitzubringen.«
Dieses ungewöhnliche Angebot wird tagelang zum Gesprächsstoff.
Manche halten es für einen üblen Schwindel,
andere vermuten einen Haken darin, denn niemals ist bisher
Derartiges offeriert worden. Der angekündigte Tag rückt
heran. Zahlreiche Leute finden sich ein. Pünktlich um zehn
tritt der Gutsherr ein und verschwindet wortlos hinter seiner
Bürotür. Niemand wagt es einzutreten. Vielmehr diskutiert
man unentwegt über die Echtheit der Unterschrift
und die Motive des Chefs. Um halb zwölf schließlich
erreicht
ein altes Ehepaar das Büro. Der alte Mann mit
einem
Bündel Rechnungen in der Hand erkundigt sich mit
zitternder Stimme bei den draußen Stehenden, ob hier die
Schulden bezahlt werden. Er wird verhöhnt: »Bis jetzt hat er
noch nichts bezahlt!« Ein anderer: »Es hat auch noch keiner
versucht, aber wenn er es wirklich tut, dann kommt schnell
und informiert uns.« Dennoch wagen es die beiden Alten. Sie
Fragen bezüglich des Heils
75
werden freundlich empfangen, die Beträge werden addiert,
und sie erhalten einen vom Gutsherrn unterzeichneten
Scheck über die Gesamtsumme.
Als sie gerade voller
Dankbarkeit das Büro verlassen wollen, sagt er: »Bleiben Sie
bitte noch bis 12 Uhr hier, wenn ich das Büro schließe.« Die
beiden Alten verweisen
auf die wartende Menge da draußen,
die von ihnen hören will, ob das Angebot wahr sei. Es bleibt
beim strikten Nein: »Sie haben mich beim Wort genommen,
und die da draußen müssen das gleiche tun, wenn sie ihre
Schulden beglichen haben wollen.« Das Angebot des
Gutsbesitzers galt für alle seine Leute, und sein Konto reichte
aus, um alle Schulden zu tilgen. Schuldenfrei wurde aber nur
das eine Ehepaar, das seinem Wort vertraute.
(Quelle: F. König, »Du bist gemeint«, S. 127ff., stark gekürzt)
So würde der Tod Jesu zur Erlösung aller Menschen ausreichen:
»Wie nun durch eines (= Adam) Sünde die Verdammnis
über alle Menschen gekommen ist, so ist auch
durch eines ( = Jesu) Gerechtigkeit die Rechtfertigung zum
Leben für alle Menschen gekommen« (Röm 5,18). Das Rettungsangebot
gilt jedem, und darum darf es jedem Menschen
verkündigt werden. Errettet werden aber nur so viele,
wie es
im Vertrauen auf das Wort Jesu wagen und ihn persönlich
annehmen.
FH5: Aufgrund des Opfertodes Jesu Christi bietet Gott
allen Menschen die Vergebung der Sünden an. Warum gibt
Gott nun nicht eine Generalamnestie für die Sünden aller
Menschen?
AH5: Aufgrund des Kreuzestodes Jesu bietet Gott allen
Menschen das Heil an, darum konnte Paulus auf dem Aeropag
so allumfassend predigen: »Die Zeit der Unwissenheit zwar
hat Gott übersehen; nun aber gebietet er den Menschen,
dass
Fragen bezüglich des Heils
76
alle an allen Enden Buße tun« (Apg 17,30). Es muss nun
niemand mehr wegen seiner Sündenlast verloren
gehen.
Jeder Sünder kann begnadigt werden. Wenn sogar
einem
Paulus, der die Gemeinde Jesu ausrotten wollte, vergeben
werden konnte, wieviel mehr jedem anderen auch. Von den
beiden mit dem Herrn Jesus gekreuzigten Verbrechern wurde
nur der eine gerettet, der mit seiner Schuld zu ihm kam. Der
andere blieb in der Ablehnung und im Spott zu Jesus und
damit auch in seinen Sünden. Daraus sehen wir: Gott verfügt
keine Generalamnestie, sondern er handelt
nach der freien
Willensentscheidung jedes Einzelnen:
»Das (ewige) Leben und den (ewigen) Tod habe ich euch
vorgelegt, den Segen und den Fluch. So wähle denn das
(ewige) Leben, damit du am Leben bleibst« (5Mo 30,19;
Menge).
»Wisset wohl: ich (Gott) lasse euch die Wahl zwischen
dem Wege, der zum (ewigen) Leben führt, und dem Wege
zum (ewigen) Tode« (Jer 21,8; Menge).
Wer die Vergebung wirklich sucht, dem wird sie auch trotz
größter Verfehlungen zuteil: »Und wenn eure Sünde blutrot
wäre …« (Jes 1,18). Zugespitzt können wir es auch so
formulieren: Der Mensch geht nicht an der Sünde verloren,
sondern an seinem Willen, d. h. an seiner Unbußfertigkeit.
In Gottes Himmel gibt es einmal nur Freiwillige und keine
Zwangseinquartierten.
FH6: Es gibt meiner Meinung nach auch nach dem Tode
noch die Möglichkeit der Rettung. Die Gnade Gottes muss
doch größer sein als das, was Sie vorgetragen haben?
AH6: Diese Frage wird sehr häufig gestellt, weil sie uns wirklich
zutiefst bewegt, wenn wir echt um die Errettung von
Fragen bezüglich des Heils
77
Menschen bangen, die uns persönlich nahestehen bzw. -standen.
Es tun sich in der Tat viele Fragen auf: Was ist mit den
Menschen,
• die nur in verwässerter oder entstellter Weise von
Jesus
Christus gehört haben?
• die in ihren Kirchen als christliche Botschaft ausschließlich
diesseitig orientierte, häufig politisch eingefärbte
Vorstellungen zu hören bekamen und dann
das Thema Christsein ganz abgehakt haben?
• die sich einen christlichen Schein gaben, aber im Kern
ihres Lebens anders orientiert waren, als es die Bibel
sagt?
• bei denen unsere evangelistischen Bemühungen
offenbar
ergebnislos blieben, weil wir nicht den
Zugang zum Herzen des anderen fanden oder weil der
andere das Evangelium nicht gewollt hat?
• die zum bewussten Atheismus oder in Sekten mit falschen
Lehren erzogen wurden?
• Was ist mit den vielen jungen Leuten unserer Tage,
denen ausgerechnet im Religionsunterricht der Schule
eine angebliche Unglaubwürdigkeit der Bibel vermittelt
wird und die sich deswegen nie mehr in ihrem
Leben mit Fragen des Glaubens beschäftigen?
• Was ist schließlich mit den Menschen, die ohne ihr
Verschulden nie die Gelegenheit hatten, im Einflussbereich
des Evangeliums zu stehen?
Alle diese Fragen haben viele Grübler auf den Plan gerufen,
und so sind die unterschiedlichsten Gruppen zu Antworten
gekommen, die sich entweder auf eine Rettung nach
Fragen bezüglich des Heils
78
dem Tode beziehen oder aber ein Verlorensein generell ausschließen.
Nur einige der vielen sich untereinander widersprechenden
Ideen wollen wir hier beispielhaft nennen:
1. Die Allversöhner behaupten, dass schließlich nach einer
Zeit begrenzter Gerichte ohne jede Ausnahme alle selig
werden: Hitler und Stalin ebenso wie die Nihilisten und die
Spiritisten. (Ausführlicher in [G3, 107-108] behandelt.)
2. Nach katholischer Auffassung kommen die Seelen der
Toten, die noch geläutert werden müssen, ins Fegefeuer,
ehe sie Zugang zum Himmel haben. Diese Lehre wurde
besonders
durch Augustinus und Papst Gregor d. Gr.
gefördert. Die Annahme, dass die Leiden der ›Armen Seelen‹
im Fegefeuer
durch Fürbitte der Lebenden abgekürzt werden
können, ließ im Mittelalter das Ablasswesen und das Fest
Allerseelen entstehen.
3. Bei den Mormonen besteht die Möglichkeit, dass sich
ihre Mitglieder stellvertretend für Verstorbene taufen lassen
können, um dadurch Ungläubige – sogar aus früheren
Generationen
– zu retten.
4. Nach der Lehre der Zeugen Jehovas gibt es für die Menschen
(außer den 144 000) weder einen Himmel noch eine
Hölle. Für ihre Anhänger ist eine runderneuerte Erde statt
einer ewigen Gemeinschaft mit Gott dem Vater und seinem
Sohn Jesus Christus im Himmel vorgesehen. Die anderen
bleiben im Grab, oder die Toten können durch das sog.
»Loskaufopfer« freikommen.
5. Die Neuapostolische Kirche hat einen »Totendienst« eingerichtet,
wonach ihre selbsternannten Apostel bis in die
Welt der Toten hineinwirken sollen. Die Vermittlung der
diesseits gewirkten Heilsgaben an die Jenseitigen geschieht
Fragen bezüglich des Heils
79
durch die verstorbenen Apostel, die drüben ihre »Erlösungsarbeit
« fortsetzen.
6. Andere Gruppierungen wiederum vertreten eine Lehre,
wonach die an Christus Gläubigen in den Himmel kommen,
die Ungläubigen hingegen endgültig vernichtet werden,
sodass sie nicht mehr existent sind.
7. Eine andere Auffassung bezieht sich auf die Textstelle in
1. Petrus 3,18-20, aus der manche Ausleger eine Verkündigung
im Totenreich mit dem Ziel der Errettung ableiten.
(Ausführlich in [G3, 146-153] behandelt).
Alle diese Auffassungen versuchen – sicherlich in guter
Absicht – eine Hoffnung für die eingangs genannten Personengruppen
zu geben. Alles Spekulieren hilft uns aber
nicht weiter, und so wollen wir den befragen, der uns
allein
hierin helfen kann: Gott in seinem Wort. So gilt es
anhand der biblischen Texte zu prüfen, ob es noch eine
Rettungsmöglichkeit nach dem Tode gibt. Da es sich hierbei
um eine äußerst wichtige Fragestellung handelt, können
wir
davon ausgehen, dass Gott uns in der Bibel darin nicht im
Unklaren
lässt (vgl. Satz B51 im Anhang, Teil I). Ebenso hilft
uns allein die Schrift, Irrlehren in ihrem Kern zu erkennen,
um nicht durch falsche Lehre verführt zu werden.
1. Nach dem Tod folgt das Gericht: Im Licht der Bibel
erweisen
sich alle Vorstellungen, wonach dem Menschen
nach dem Tode noch eine Rettungsmöglichkeit angeboten
wird, als Irrlichter menschlicher Phantasie, denn »es ist
den Menschen
gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das
Gericht« (Hebr 9,27). Das gilt für Leute, die in irgendeiner
Form mit der Botschaft Gottes in Berührung gekommen
sind ebenso wie für solche, die es nie gehört haben: »Wir
werden alle vor dem Richterstuhl Gottes dargestellt werden«
Fragen bezüglich des Heils
80
(Röm 14,10). Dieses Gericht hat Gott dem Sohn übergeben.
Beurteilt
wird nicht, was jenseits der Todesmauer
noch geschehen
ist, sondern nur das im Hier und Heute
Erwirkte »auf dass ein jeglicher empfange, wie er gehandelt
hat bei Leibesleben,
es sei gut oder böse« (2Kor 5,10). Von
diesem Gerichtstermin ist niemand ausgenommen: Gläubige,
Gleichgültige, Freidenker, Verführte, Heiden … kurz: der
gesamte Erdkreis (Apg 17,31).
2. Die Gerichtskriterien: Die Kriterien des göttlichen
Gerichts
unterliegen keiner Willkür; niemand wird bevorzugt
oder benachteiligt (1Petr 1,17; Röm 2,11). Die Maßstäbe hat
uns Gott bekanntgegeben. Wir werden ausschließlich nach
den biblisch offenbarten Regularien beurteilt: »Das Wort,
welches ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten
Tage« (Joh 12,48). So wollen wir die wichtigsten Kriterien
aus der Schrift zusammenstellen:
a) Nach Gottes Gerechtigkeit:Wir dürfen gewiss sein:
»Gott verdammt niemand mit Unrecht« (Hi 34,12), denn er
ist ein gerechter Richter (2Tim 4,8). Hier gibt es keine Verdrehungen
und Entstellungen, weil Wahrheit und Gerechtigkeit
voll zum Zuge kommen: »Ja, Herr, allmächtiger Gott,
deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht« (Offb 16,7).
b) Nach dem Maß des uns Anvertrauten: Kein Mensch
ist dem anderen gleich, und jedem ist unterschiedlich
viel anvertraut. Die nicht evangelisierten Heiden haben
eine geringere Erkenntnis
von Gott, nämlich nur aus der
Schöpfung (Röm 1,20) und vom Gewissen her (Röm 2,15),
als jene Menschen, die das Evangelium hören konnten. Einem
Reichen stehen andere Möglichkeiten zur Verfügung, Gutes
zu tun und die Ausbreitung des Evangeliums zu unterstützen
als einem Armen. Ein mit mancherlei geistigen Fähigkeiten
Fragen bezüglich des Heils
81
Begabter steht in einer besonderen Verantwortung. Es ist ein
Unterschied,
ob jemand in einer Diktatur mit zahlreichen Einschränkungen
leben musste oder in einem freien Land wirken
konnte. Der Herr sagt in Lukas 12,48: »Denn welchem viel
gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und welchem
viel
befohlen ist, von dem wird man viel fordern.«
c) Nach unseren Werken: Gott kennt die Handlungen eines
jeden, und »er wird geben einem jeglichen nach seinen Werken
« (Röm 2,6). Werke sind sowohl die ausgeführten Taten
(Mt 25,34-40) als auch die unterlassenen (Mt 25,41-46).
Die Handlungen aller Menschen sind in den Büchern Gottes
verzeichnet und bilden die Grundlage der Bewertung im
Gericht (Offb 20,12-13).
d) Nach unserer Frucht: Alles, was wir im Namen Jesu tun
(Lk 19,13), – unser Verhalten, unser Wirken – deutet die
Bibel
als unvergängliche Frucht (Joh 15,16). Diese ist ein
grundlegender
Beurteilungsmaßstab im Gericht (Lk 19,16-
27). Während alle toten Werke verbrennen (1Kor 3,15), wird
alles Bleibende belohnt (1Kor 3,14).
e) Nach unserer Liebe: Die Liebe ist eine besondere Frucht,
denn sie ist die größte (1Kor 13,13). Sie ist des Gesetzes
Erfüllung (Röm 13,10). Gemeint ist hier, was wir in der Liebe
zu Gott (Mt 22,37) und in der Liebe zu Jesus (Joh 21,15)
getan haben. Die selbstlose Liebe ist zu unterscheiden von
der berechnenden Liebe: »Denn wenn ihr liebt, die euch
lieben, was werdet ihr für Lohn haben?« (Mt 5,46). Der Pharisäer
Simon hatte Jesus in sein Haus geladen, aber er gab
ihm noch nicht einmal Wasser, um die Füße zu waschen (Lk
7,44). Die Sünderin salbte seine Füße mit kostbarer Salbe.
Sie empfing viel Sündenvergebung, darum hat sie dem Herrn
viel Liebe erzeigt (Lk 7,47). Die Liebe ist eine Frucht des
Geistes (Gal 5,22); sie hat Ewigkeitsbedeutung.
Fragen bezüglich des Heils
82
f) Nach unseren Worten: Nach der Aussage Jesu haben
unsere
Worte ewigkeitsentscheidenden Charakter. Dieser
Aspekt im Gericht ist uns vielleicht am wenigsten bewusst:
»Ich sage euch aber, dass die Menschen müssen Rechenschaft
geben am Tage des Gerichts von einem jeglichen
nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen
Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten
wirst du verdammt werden« (Mt 12,36-37).
g) Nach unserer Verantwortlichkeit: Von unserer schöpfungsmäßigen
Persönlichkeitsstruktur sind wir auf Verantwortung
hin angelegt. Gott hat uns einen großen Freiraum zugebilligt,
in dem wir selbst die Verantwortung tragen. Auch im
Falle der Verführung sind wir für unser Tun verantwortlich.
Obwohl Adams Ungehorsam nicht aus eigenem Willen, sondern
durch Verführung geschah, musste er dennoch die Folgen
tragen. Weil Glaubensverführung in Verlorenheit endet,
sind die biblischen Mahnungen hier besonders eindringlich
(z. B. Mt 24,11-13; Eph 4,14; Eph 5,6; 2Tim 2,16-18).
Aus diesem Grunde dürfen die Irrlehren der Sekten in ihrer
Auswirkung nicht unterschätzt werden.
h) Nach unserer Stellung zu Jesus Christus: Unser persönliches
Verhältnis zu dem Sohn Gottes gibt den alles
entscheidenden Ausschlag: »Wer an den Sohn glaubt, der hat
das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das
Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm«
(Joh 3,36). Die Sünde brachte die Verdammnis über alle
Menschen (Röm 5,18). Der einzige Ausweg daraus ist unsere
Bindung an Christus: »So gibt es nun keine Verdammnis für
die, die in Christus Jesus sind« (Röm 8,1).
3. Das Urteil im Gericht: Nach den o.g. Kriterien wird
jedermann
individuell beurteilt. Es wird kein Aspekt im
Fragen bezüglich des Heils
83
Leben
eines Menschen übersehen. Wie lautet das Gesamturteil?
Es wird eine Zweiteilung der Menschheit geben, die
Jesus im Diesseits als Einladung formuliert:
»Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit,
und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und ihrer
sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und
der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind
ihrer, die ihn finden« (Mt 7,13-14).
Es gibt keinen »goldenen Mittelweg« für die Unentschiedenen
und keinen neutralen Aufenthaltsort zwischen Himmel
und Hölle. Am Ende – wie schon in diesem Leben erkennbar
– wird nur zwischen Geretteten und Verlorenen unterschieden.
Der einen Gruppe wird der Herr sagen: »Kommt
her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das
euch bereitet ist von Anbeginn der Welt« (Mt 25,34), und die
andere bekommt zu hören: »Ich kenne euch nicht, wo ihr her
seid … weichet alle von mir« (Lk 13,25+27). In der letzten
Gruppe befinden sich nicht nur die Freidenker und Heiden,
sondern auch Menschen, die um die Botschaft Jesu wussten,
aber ihm nicht im Gehorsam gedient haben. Erstaunt
rufen
sie aus: »Wir haben vor dir gegessen und getrunken,
und auf
unseren Gassen hast du gelehrt« (Lk 13,26).
4. Unsere Konsequenzen: Nach dem Tode gibt es – biblisch
gesehen – keine Rettungsmöglichkeit mehr. Die Entscheidung
fällt in diesem Leben, darum sagt der Herr Jesus:
»Ringet
danach, dass ihr durch die enge Pforte eingehet!«
(Lk 13,24). Im Gericht werden die Bücher Gottes mit allen
Details über unser diesseitiges Handeln aufgetan (Offb
20,12). Wohl dem, der dann im Buch des Lebens steht. Die
nichtchristlichen Religionen haben keine rettende Kraft.
Wie viele Menschen gerettet werden, die die Frohe BotFragen
bezüglich des Heils
84
schaft nie vernahmen, sich aber nach Gott ausgestreckt (Apg
17,27) und nach dem ewigen Leben getrachtet haben (Röm
2,7), wissen wir nicht. Für uns aber, die wir das Evangelium
gehört haben, gibt es einmal keine Entschuldigung und kein
Entrinnen (Hebr 2,3), wenn wir an dem Heil vorübergehen.
Wir haben die Chance der Rettung gehabt. Wie dieses Heil
angenommen werden kann, ist im Anhang (Teil I, Pkt. 10)
ausführlich dargelegt.
FH7: Was ist mit den Kindern, die zu früh gestorben sind,
um je eine Entscheidung treffen zu können? Was ist mit
Abgetriebenen
oder Geisteskranken? Sind sie verloren?
AH7: Grundlegend ist hier zunächst die Frage, von welchem
Zeitpunkt an ein Embryo als Mensch anzusehen ist. Glaubt
man säkularen Zeitströmungen, so gewinnt man den Eindruck,
dies sei in die Beliebigkeit individueller Auffassungen
oder des staatlichen Gesetzgebers gestellt. Suchen wir
verlässliche Maßstäbe für den Beginn des Menschseins, so
finden wir sie in der Bibel. Die individuelle Menschwerdung
setzt mit dem Verschmelzen der männlichen Samenzelle
mit
der weiblichen Eizelle ein. Bei jeder Embryonalentwicklung
haben wir es mit dem direkten Eingriff des Schöpfers zu tun:
»Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet
im Mutterleibe. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar
gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und das erkennt
meine Seele wohl« (Ps 139,13-14). Bei der Berufung des
Jeremia verweist Gott darauf, dass er ihn schon längst vor
seiner Geburt als Persönlichkeit ansah und ihn für die ihm
zugedachte Aufgabe auserwählt hatte: »Ich kannte dich, ehe
du von der Mutter geboren wurdest und stellte dich zum
Propheten unter die Völker« (Jer 1,5).
Fragen bezüglich des Heils
85
Halten wir fest: Der Mensch ist ein Individuum von Anfang
an und nach zahlreichen biblischen Texten (z. B. Lk 16,19-
31; Hebr 9,27) ein Ewigkeitsgeschöpf, dessen Existenz nie
ausgelöscht
wird.
Wo aber bleibt der Mensch, nachdem er das Tal des Todes
durchschritten hat? Eindeutig ist der Fall bei all jenen Menschen,
die das Evangelium gehört haben und in der Lage
waren, eine Entscheidung zu treffen. Auch der Wille Gottes
ist
eindeutig: »Der Herr … hat Geduld mit euch und will nicht,
dass jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann
zur Buße kehre« (2Petr 3,9). Heil und Unheil hängen damit
nur noch von unserem Willen ab. Wir haben die Freiheit,
aufzubrechen zum Himmel oder zur Hölle. Beide Wege sind
uns zur Entscheidung vorgelegt (5Mo 30,19; Jer 21,8).
Die obigen Personengruppen aber verfügen nicht über den
Willen, eine solche weitreichende Entscheidung zu treffen.
Gemäß einer mittelalterlichen Irrlehre wurde die Auffassung
vertreten, dass die Seelen ungetaufter Kinder nach ihrem
frühen Tod in die Verdammnis gingen. Hierbei handelt
es sich
um die unbiblische Lehre, dass die Taufe Unmündige
errettet.
Nach den zentralen biblischen Aussagen hat nicht die Taufe,
sondern der Glaube an den Herrn Jesus
rettende Kraft (Apg
16,31). Zur Beantwortung der obigen
Frage hilft uns somit
nicht die Kindertaufe weiter, die ja an Abgetriebenen ohnehin
nicht möglich ist. Die Lösung finden wir im Maßstab Gottes:
»Gott verdammt niemand mit Unrecht« (Hi 34,12), denn
seine Gerichte sind absolut gerecht (Offb 16,7) und werden
ohne Ansehen der Person durchgeführt (1Petr 1,17; Röm
2,11). So dürfen wir annehmen,
dass die vorgenannten
Personen nicht der Verdammnis
verfallen. Sie selbst tragen
keinerlei eigene Schuld an ihrem Schicksal. Als zu Jesus
Kleinkinder (und wohl auch Säuglinge) gebracht wurden,
Fragen bezüglich des Heils
86
sahen die Jünger darin eine unnütze Belästigung des Herrn
Jesus, da er einen anstrengenden
Tag hinter sich hatte. Jesus
aber stellt bei dieser Gelegenheit
die Kinder in besonderer
Weise als Erben des Himmelreiches heraus: »Lasst die
Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht daran, denn solchen
gehört das Reich Gottes
« (Mk 10,14; Menge).
FH8: Musste Judas nicht Jesus verraten, damit dadurch das
Heil ermöglicht wurde?
AH8: Es gilt festzuhalten: Das Heil wurde nicht durch Judas,
sondern durch Jesus ermöglicht. Der Tod des Herrn Jesus
war notwendig, damit das Heil für den Menschen erwirkt
wurde. Ein absolut Sündloser musste stellvertretend für den
Sünder das Gericht über die Sünde ertragen. Nach dem Plan
Gottes ist er »um unserer Sünde willen dahingegeben und
um unserer Rechtfertigung willen auferweckt« (Röm 4,25).
An der Durchführung der Kreuzigung vom Willen bis zur
Tat waren viele Leute beteiligt, Juden wie Römer: Der Hohe
Rat in Israel (Mk 14,64), die versammelte Volksmenge (Joh
19,7; Apg 13,28), Pilatus (Mk 15,15) und die römischen
Soldaten (Mk 15,24). Auch Judas war durch den Verrat direkt
daran mitbeteiligt. Es gab bei ihm kein »göttliches Muss«
dazu, sondern es war seine eigene freie Entscheidung. Dass
der Herr Jesus das freie Handeln des Judas vorausgesehen
hat (Joh 13,21-30) und dass es sogar im AT prophetisch
detailliert
geschaut wird (Sach 11,12-13), liegt an der göttlichen
Allwissenheit, nicht jedoch in einem Zwang dazu.
Die Motive des Judas sind aus den biblischen Texten nicht
eindeutig zu erkennen. Der Gründer des Krelinger Rüstzentrums
Heinrich Kemner formulierte sogar die Möglichkeit,
dass Judas den Herrn in eine solche brenzlige Situation
Fragen bezüglich des Heils
87
bringen wollte, damit er endlich seine Macht in Israel
demonstrieren würde. Judas konnte sich danach nicht vorstellen,
dass Jesus tatenlos seine Tötung zulässt. Wenn auch
viele Menschen zum Tode Jesu direkt beigetragen haben, so
waren sie dennoch nicht die eigentlichen Verursacher, weil
Jesus wegen der Sünde der gesamten Menschheit starb. Jeder
Einzelne von uns ist am Tode Jesu beteiligt, denn »er ist um
unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde
willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir
Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt
«
(Jes 53,5).
Die Verleugnung Jesu vor einer unbedeutenden Magd durch
Petrus ist durchaus vergleichbar mit dem Verrat Jesu durch
Judas. Der wesentliche Unterschied dieser beiden Männer
besteht nicht in ihrer Sünde, sondern in der Buße. Weil Petrus
seine Verleugnung bereute (2Kor 7,10: »göttliche Traurigkeit
«) und Buße tat, wurde ihm Vergebung zuteil. Auch
Judas hätte Vergebung erlangt, wenn er sie an der richtigen
Stelle – bei Jesus – gesucht hätte. Judas kehrte nicht zu seinem
Herrn zurück, darum bleibt das »Wehe« über seiner Tat
bestehen: »Denn des Menschen Sohn geht zwar hin, wie es
beschlossen ist; doch weh dem Menschen, durch welchen er
verraten wird« (Lk 22,22).
FH9: Kann ich noch ein Kind in die Welt setzen, wenn die
Möglichkeit, dass es verloren geht, 50% beträgt? (Frage
einer jungen Frau, die gerade zum Glauben gekommen war)
AH9: Viele Ehepaare möchten angesichts der zunehmenden
Umweltverschmutzung oder der drohenden Kriegsgefahr
bei dem heutigen weltweiten Rüstungspotenzial
keine Kinder mehr in die Welt setzen. In den alten BundesFragen
bezüglich des Heils
88
ländern
der Bundesrepublik Deutschland haben wir derzeit
eine negative Wachstumsrate, sodass die Bevölkerung
in den nächsten Jahrzehnten weiterhin schrumpfen wird.
Eine andere Sichtweise vermittelt Luther mit der Antwort
auf die bekannte Frage, was er tun würde, wenn morgen
die Welt unterginge: »Ich würde ein Apfelbäumchen pflanzen.«
Die eingangs gestellte Frage bringt ein großes Verantwortungsbewusstsein
zum Ausdruck, das die Ewigkeit nicht nur
im Auge behält, sondern ihr Priorität vor allen vordergründigen
Beweggründen einräumt. Zur Beantwortung sind
zwei Einzelfragen zu klären: Was sagt uns die Bibel über
die Kinderzahl,
und wie beantwortet sie die Frage der
Rettung unserer
Kinder? Nach der Schöpfungsordnung
Gottes sind wir als Mann und Frau geschaffen. Der
erste von Gott erteilte Auftrag an den Menschen lautete:
»Seid fruchtbar und mehret
euch!« (1Mo 1,28); dieser
ist nie aufgehoben worden. Die Fähigkeit, zu zeugen und
Kinder zu gebären, ist ebenso
eine göttliche Gabe an den
Menschen wie die Kinder selbst: »Siehe, Kinder sind
eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht
ist ein Geschenk«
(Ps 127,3). Kinderreichtum wird als besonderer Segen
gedeutet: »Wohl dem, der seinen Köcher derselben (mit
Kindern) voll hat« (Ps 127,5). »Deine
Frau wird sein wie
ein fruchtbarer Weinstock drinnen in deinem Hause, deine
Kinder wie Ölzweige um deinen Tisch her. Siehe, also
wird gesegnet der Mann, der den Herrn fürchtet« (Ps 128,
3-4). Gott schenkt uns nicht nur die Kinder
(1Mo 33,5), es ist
ihm auch ein großes Anliegen, dass sie zu ihm hin erzogen
werden:
»So fasset nun diese Worte zu Herzen und in eure Seele
… und lehret sie eure Kinder, dass du davon redest, wenn
du in deinem Hause sitzest oder auf dem Berge gehst,
Fragen bezüglich des Heils
89
wenn du dich niederlegst oder wenn du aufstehst« (5Mo
11,18-19).
Wenn wir diesen Ratschlag Gottes befolgen, wird die Frucht
nicht ausbleiben: »Wie man einen Knaben gewöhnt, so lässt
er nicht davon, wenn er alt wird« (Spr 22,6). So dürfen wir
getrost Kinder haben, denn bei solcher Erziehung finden
sie zum Glauben und werden gerettet. Es gilt die große
Verheißung
Gottes: »Ich liebe, die mich lieben; und die
mich frühe suchen, finden mich« (Spr 8,17). Gott hat eine
besondere
Vorliebe für die Jugend, die sich zu ihm wendet:
»Ich gedenke noch an die jugendliche Zuneigung, an die
Liebe deiner Brautzeit, da du mir nachzogest in der Wüste, in
einem unbekannten Lande« (Jer 2,2).
Als Gläubige dürfen wir getrost Kinder in die Welt setzen,
denn die Möglichkeit, dass sie verlorengehen, ist keineswegs
50:50; Gottes Verheißung steht über ihnen, wenn wir
sie biblisch prägen. Die Erfahrung vieler gläubiger Ehepaare
belegt, dass die Kinder auch den Weg des Glaubens fanden,
wenn sie von klein auf biblisch unterwiesen wurden.
FH10: In der Bibel ist von der Erwählung des Menschen
durch Gott die Rede. Haben wir dann noch einen freien
Willen, wenn Entscheidungen über Rettung oder Verlorensein
längst gefallen
sind?
AH10: Vor allem von Augustinus und Calvin ist die sog. Prädestinationslehre
(lat. praedestinatio = Vorherbestimmung)
vertreten worden. Es ist eine Lehre, die von der göttlichen
Vorherbestimmung ausgeht, dass die Menschen entweder
zum Glauben oder zum Unglauben, zum Heil oder zum Verderben
vorgesehen sind. Wegen dieser zweifachen MöglichFragen
bezüglich des Heils
90
keit spricht man von der »doppelten Prädestination«. Diesen
Gedanken gilt es, an der Bibel zu prüfen.
In den Antworten zu den vorangegangenen Fragen wurde
besonders die Freiheit des Menschen bezüglich seiner Entscheidung
herausgestellt. Dabei könnte der Eindruck entstehen,
als sei der Mensch der allein Handelnde und Gott
würde sich dabei völlig passiv verhalten. Das aber ist dem
biblischen Zeugnis nicht angemessen. In Römer 9,16+18
lesen wir: »So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder
Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. So erbarmt er sich nun,
wessen er will, und verstockt, welchen er will.« Hier liegt die
Betonung eindeutig im Handeln Gottes. Der Mensch befindet
sich ebenso in der aktiven und frei gestaltenden
Hand des
Schöpfers wie der Ton in des Töpfers formender
Hand: »Ja,
lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten
willst? Spricht auch ein Werk zu seinem
Meister: Warum
machst du mich so? Hat nicht ein Töpfer Macht, aus einem
Klumpen zu machen ein Gefäß zu Ehren und das andere
zu Unehren?« (Röm 9,20-21). Wir haben somit keinerlei
Anspruch auf das Heil. Die freie Entscheidung
des Menschen
ist immer gepaart mit der freien Erwählung durch Gott.
Der Gedanke der Erwählung wird insbesondere durch die
folgenden Bibelstellen belegt:
• Mt 22,14: »Denn viele sind berufen, aber wenige sind
auserwählt.«
• Joh 6,64-65: »Aber es sind etliche unter euch, die
glauben
nicht. Denn Jesus wusste von Anfang wohl,
wer die waren, die nicht glaubten und wer ihn verraten
würde. Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt:
Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von
meinem Vater gegeben.«
Fragen bezüglich des Heils
91
• Eph 1,4-5: »Denn in ihm ( = Jesus) hat er uns erwählt,
ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir sollten heilig
und unsträflich sein vor ihm; in seiner Liebe hat er uns
dazu verordnet, dass wir seine Kinder seien.«
• Röm 8,29-30: »Denn welche er zuvor ersehen hat, die
hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem
Ebenbilde seines Sohnes. Welche er aber verordnet
hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen
hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber
hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht.«
• Apg 13,48: »Da das die Heiden hörten, wurden sie
froh und priesen das Wort des Herrn und wurden
gläubig, wie viele ihrer zum ewigen Leben verordnet
waren.«
Bezüglich des biblischen Verständnisses von der Erwählung
sind folgende Aspekte von grundlegender Bedeutung:
1. Zeitpunkt: Die Erwählung geschieht in einem weiten zeitlichen
Rückgriff, der in jedem Falle vor unserer Existenz
liegt: Vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4), vor der Zeugung
(Jer 1,5) und von Anfang an (2Thess 2,13).
2. Dienst: Die Erwählung beinhaltet stets den Dienst für
Gott. So erwählt Gott z. B. Salomo, um den Tempel zu bauen
(1Chr 28,10), den Stamm Levi zum priesterlichen Dienst
(5Mo 18,5); Jesus erwählt die Jünger zum Apostelamt
(Lk 6,13; Apg 1,2), Paulus wird das »auserwählte Rüstzeug«
zur Heidenmission (Apg 9,15), und alle Gläubigen sind dazu
erwählt, Frucht zu bringen (Joh 15,16).
3. Ohne Ansehen der Person: Die Erwählung geschieht nicht
nach menschlichen Verdiensten oder Maßstäben. Vielmehr
sieht Gott auf das Geringe: Israel ist das kleinste Volk (5Mo
Fragen bezüglich des Heils
92
7,7), Mose ist nicht redegewandt (2Mo 4,10), Jeremia hält
sich noch für zu jung (Jer 1,6), und zur Gemeinde Jesu gehören
meist die Unbedeutenden dieser Welt (1Kor 1,27-28).
4. Zum Heil, aber nicht zum Unheil: Woran ist Gott gelegen
– an unserem Heil oder Unheil? Seine Absicht teilt uns
Gott eindeutig mit: »Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn
sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe
suchen« (Hes 34,12). Jesus fasst den Grund seines Kommens
in diese Welt in den Satz: »Des Menschen Sohn ist
gekommen, selig zu machen, was verloren ist« (Mt 18,11).
Gott macht sich in Jesus selbst auf die Suche, um Menschen
für das ewige Leben zu gewinnen. Der Wille Gottes zur
Errettung
ist auf die gesamte Menschheit gerichtet: »Gott
will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur
Erkenntnis
der Wahrheit kommen« (1Tim 2,4). Dieser
Wille Gottes
ist auch in 1. Thessalonicher 5,9 offenbart:
»Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, das
Heil zu erlangen.
« Es wird deutlich: Zwischen Errettung
und Erwählung finden wir in der Schrift einen festen,
untrennbaren Zusammenhang,
hingegen gibt es zwischen
Verdammnis und Erwählung keine solche Kopplung. Gott
erwählt also niemand
zur Verlorenheit. So verhärtet Gott
das Herz des Pharao erst aufgrund seiner beharrlichen
heidnischen Haltung,
keineswegs war er vor seiner Geburt
dazu vorherbestimmt.
Dass es ein »Zuspät« gibt, bezeugt die
Bibel immer wieder, aber eine Vorherbestimmung zur Hölle
lehrt die Bibel nirgends. Herodes hatte mit der Hinrichtung
Johannes
des Täufers den Bogen seines Hörvermögens überspannt,
sodass Jesus ihm nicht mehr antwortete (Lk 23,9).
Halten wir fest: Es gilt beides (komplementäre Aussage!):
Gott erwählt Menschen zum Heil. Der Mensch wird jedoch
in die Verantwortung gestellt, das Heil für sich in Anspruch
Fragen bezüglich des Heils
93
zu nehmen. Als der verlorene Sohn den Entschluss ausführte
»Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen« (Lk
15,18), lief der Vater ihm entgegen, um ihn anzunehmen
(Lk 15,20). Wenn wir die Errettung in freier Entscheidung
annehmen, wird an uns Gottes Verheißung wahr: Ich habe
dich je und je geliebt (Jer 31,3), und ich habe dich bereits
erwählt vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4). Ehe wir uns für
Gott entscheiden, hat er sich schon längst vor unserer Zeit
für uns entschieden. Gott erwartet und respektiert
unsere
Willensentscheidung;
aber ohne sein Erbarmen wäre keine
Annahme möglich (Röm 9,16). Bei wie vielen Menschen die
göttliche Erwählung (Phil 2,13) und der freie menschliche
Wille (Phil 2,12) zusammenwirken, weiß nur der Herr.
FH11: Können Sie mir (natur-)wissenschaftlich beweisen,
dass es eine Hölle gibt? (Frage einer Gymnasiastin)
AH11: Dem Aussagenfeld der Wissenschaft sind deutlich
Grenzen gesetzt, die leider allzu oft übersehen werden. Die
Erkenntnis- und Erklärungsmöglichkeiten reichen nur so
weit, wie die Vorgänge der materiellen Welt sich messen
lassen. Wo sie weder messbar noch in Zahlen ausdrückbar
sind, können diese Wissenschaften nichts mehr erklären. Die
Naturwissenschaft darf somit die ihr gesteckte Grenze nicht
überschreiten, sonst hört sie auf, Wissenschaft zu sein und
wird zur bloßen Spekulation. So sind die Wissenschaften
keine Informationsquelle, um etwas über die Herkunft oder
das Ende der Welt zu erfahren. Auch über Fragen jenseits
der
Todesmauer kann uns keine Wissenschaft etwas vermitteln.
Wenn uns also die Wissenschaft nichts über die Existenz
der Hölle sagen kann, so gibt es dennoch eine einzigartige
Stelle, wo uns Gewissheit darüber vermittelt wird: Am Kreuz
Fragen bezüglich des Heils
94
von Golgatha können wir die Wirklichkeit von Himmel und
Hölle ablesen. Das Kreuz ist der beste Schriftausleger. Würden
alle Menschen wie auf einem Fließband automatisch den
Himmel erreichen, so wäre das Kreuz überflüssig. Gäbe es
irgendeine Religion oder irgendeinen anderen Weg, um das
Heil zu erreichen, dann hätte Gott seinen geliebten Sohn
nicht am Kreuz verbluten lassen. Am Kreuz können wir es
darum deutlich ablesen: Es gibt wirklich eine Hölle. Der Herr
Jesus tat hier alles, damit wir von der Hölle befreit werden.
Ohne die Tat von Golgatha würden wir alle der Verdammnis
verfallen (Röm 5,18). Das Geschehen am Kreuz können wir
mit dem einen Satz zusammenfassen: »Hier rettet der Sohn
Gottes vor der Hölle!« Es wurde nie etwas
Größeres für
den Menschen getan als in der Tat auf Golgatha. Der Herr
Jesus predigte eindringlich über Liebe und Barmherzigkeit,
Gnade und Gerechtigkeit, einladend über den Himmel, aber
mit besonderem Ernst sprach er über die Hölle. Er bezeichnet
sie als einen bodenlosen Abgrund, einen Ort »wo ihr Wurm
nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht
« (Mk 9,44) und
als einen Ort »ewiger Pein« (Mt 25,46). Im Wissen dieser
Realität warnt er mit nicht zu steigernder Eindringlichkeit,
damit wir nicht dorthin gelangen:
»Wenn dir aber dein rechtes Auge Ärgernis schafft, so
reiß es aus und wirf’s von dir. Es ist dir besser, dass eines
deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die
Hölle fahre« (Mt 5,29).
»Es ist dir besser, dass du zum Leben lahm oder als
Krüppel
eingehst, als dass du zwei Hände oder zwei
Füße habest,
und werdest in das ewige Feuer geworfen«
(Mt 18,8).
Fragen bezüglich des Heils
5. Fragen bezüglich der Religionen
(FR)
Das Wesen der Religionen: Aus den Werken der Schöpfung
kann jedermann auf den notwendigen Schöpfer schließen
(Röm 1,19-21). Seit dem Sündenfall weist das Gewissen auf
den von Gott getrennten Zustand und das schuldhafte Verhalten
des Menschen hin: »Denn sie (= die Heiden) beweisen,
des Gesetzes Werk sei geschrieben in ihren Herzen, da ja
ihr Gewissen es ihnen bezeugt, dazu auch die Gedanken, die
sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen« (Röm
2,15).
In eigenem Denken und Wollen haben alle Völker die Rückbindung
an Gott gesucht und entwickelten dabei die unterschiedlichsten
Religionen. Das Wort Religion stammt von
dem lateinischen religio (= Gewissenhaftigkeit, Gottesfurcht),
das sich wohl von dem Verb religiare (= an-, zurückbinden)
herleitet. Diese Anbindung wird im Wesentlichen
durch zwei
alle Religionen kennzeichnende Charakteristika versucht:
durch mancherlei menschlich ersonnene Vorschriften (z. B.
Opferriten) und durch für wichtig erachtete
Gegenstände
(z. B. Buddhafiguren, Gebetsmühlen, die Kaaba in Mekka).
Als Religion bezeichnen wir im Folgenden alle menschlichen
Anstrengungen, zu Gott zu kommen. Beim Evangelium
hingegen ist es umgekehrt: Gott selbst handelt und kommt
auf den Menschen zu. In Konsequenz dazu bezeichnen
wir
den biblischen Weg nicht als Religion (ausführlicher
in [G3]
behandelt).
96
FR1: Es gibt so viele Religionen. Diese können doch nicht
alle falsch sein. Ist es nicht vermessen, wenn das Christentum
behauptet,
der einzige Weg zum ewigen Leben zu sein?
AR1: Keine Religion rettet, auch nicht die christliche, wenn
sie sich als Religion gebärdet. Es gibt nur einen Gott, nämlich
den, der Himmel und Erde gemacht hat. Nur die Bibel
berichtet von diesem Gott. Nur er kann uns darum verbindlich
sagen, was zu unserer Rettung dient. Wäre irgendeine
Religion in der Lage, uns vor der ewigen Verlorenheit retten
zu können, so hätte Gott uns diese genannt. Der Kreuzestod
Jesu wäre dann nicht erforderlich gewesen. Da aber
das Opfer von Golgatha erbracht wurde, war es zur Rettung
unbedingt nötig. Somit gibt uns das Kreuz Jesu den
eindeutigen Hinweis, dass es keine billigere Methode gab,
um die Sünde vor dem heiligen Gott zu tilgen. Im Kreuzestod
Jesu hat Gott unsere Sünde gerichtet, sodass uns nun allein die
persönliche Hinwendung zu Jesus Christus und die Übergabe
unseres Lebens an ihn retten. In allen Religionen
muss sich
der Mensch durch eigene Anstrengung selbst erlösen; nach
dem Evangelium hat Gott alles durch seinen eigenen Sohn
getan, und der Mensch nimmt das Heil nur noch im Glauben
in Empfang. Darum heißt es in Apostelgeschichte
4,12 auch
so ausschließlich: »In keinem andern
ist das Heil, ist auch kein
anderer Name (außer Jesus) unter dem Himmel den Menschen
gegeben, darin wir sollen
selig werden.« Außer Jesus gibt es
keine andere Brücke in den Himmel!
Alle Religionen sind nur glitzernde Fata Morganen in der
Wüste einer verlorenen Menschheit. Einem Verdurstenden
hilft kein Wahnbild einer Wasserquelle. Ebenso bringt die
Toleranzidee gegenüber allen Phantasiegebilden den Menschen
letztlich zu Tode (Spr 14,12). Er braucht frisches Wasser.
Die Bibel zeigt mit großer Eindeutigkeit auf die einzige
Fragen bezüglich der Religionen
97
reale Oase, auf die einzige Überlebenschance, auf Jesus
Christus:
»Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand
kommt zum Vater denn durch mich« (Joh 14,6). »Einen
anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt
ist, welcher ist Jesus Christus« (1Kor 3,11). »Wer den
Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht
hat, der hat das Leben nicht« (1Joh 5,12).
FR2: Beten wir, d. h. die Christen und die Moslems, nicht
alle zu ein und demselben Gott? (Frage eines Moslems)
AR2: »Darf ich eine Gegenfrage stellen: Ist Ihr Gott Allah
der Vater Jesu Christi?« – »Nein, Allah hat keinen Sohn.
Das wäre ja eine Gotteslästerung!« – »Sehen Sie, dann sind
auch Ihr Gott und mein Gott nicht derselbe Gott.« Angesichts
der vielen Religionen drängt sich auch vielen anderen
die tolerante Frage auf, ob sie nicht letztlich alle ein und
denselben Gott verehren. Schon zu alttestamentlicher Zeit
bezeugt sich der Gott der Bibel als der einzige: »Ich bin der
Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott« (Jes
44,6); »Ich, ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland«
(Jes 43,11). Dieser lebendige Gott ist der Gott Abrahams,
Isaaks und Jakobs (Mt 22,32); er ist der Vater Jesu Christi
(Mk 14,36a). Auf folgende Unterschiede
zwischen Allah und
dem Vater Jesu Christi ist hier zu verweisen:
1. Das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen: Im
Islam
offenbart sich Gott überhaupt nicht. Er bleibt in unerreichbarer
Ferne. Der ständige Ruf »Allahu akbar« – Gott
ist der immer noch Größere – manifestiert: Man kann in kein
persönliches Verhältnis zu ihm treten. Allah bleibt immer
Fragen bezüglich der Religionen
98
jenseitig, wie ein orientalischer Herrscher hoch über seinen
Untertanen thronend.
2. Vater-Kind-Beziehung: Für den Muslim sind Begriffe wie
die Gotteskindschaft des Menschen und das Vatersein Gottes
(»Abba, lieber Vater«, Röm 8,15) nicht nur unverständlich,
sondern sogar gotteslästerlich, denn Allah ist von dieser
Welt
strikt getrennt.
3. Gott als Mensch: Das zentrale Ereignis der biblischen
Heilsgeschichte ist die Menschwerdung Gottes in Jesus
Christus. Gott wandelte nicht nur unter uns, er durchlitt alle
Sünde bis zum Tode am Kreuz. Die daraus folgende Erlösung
des Menschen ist für den Islam nicht nachvollziehbar.
4. Gottes Barmherzigkeit und Liebe: Wenn Gott gegenüber
dem Sünder barmherzig sein kann, dann ist der Preis dafür
unvorstellbar groß: »Ja, mir hast du Arbeit gemacht mit deinen
Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten
« (Jes 43,24). Gott ist barmherzig zu uns, weil er uns
teuer erkauft hat (1Kor 6,20; 1Petr 1,19). Die Barmherzigkeit
Allahs kostet nichts; sie ist willkürlich.
5. Gott ist unsere Zuversicht: Undenkbar ist im Islam ein
Gott, der uns Zuflucht, Geborgenheit, Frieden und Heilsgewissheit
schenkt: »Denn ich bin gewiss, dass weder Tod
noch Leben … uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die
in Christus Jesus ist, unserem Herrn« (Röm 8,39). Undenkbar
sind im Islam die Selbsterniedrigung Gottes bis zum
Kreuz und der Heilige Geist, der ausgegossen ist in unsere
Herzen, undenkbar auch die Wiederkunft Jesu in Macht und
Herrlichkeit.
Der Gott des Koran und der Gott der Bibel mögen hier und
da verbale Ähnlichkeiten zeigen. Bei näherem Hinschauen
Fragen bezüglich der Religionen
99
gibt es keine Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Darum ist
es auch nicht derselbe Gott, zu dem Moslems und Christen
beten.
FR3: Woran kann ich erkennen, dass das Evangelium keine
Religion, sondern göttlichen Ursprungs ist?
AR3: Schon einige markante Unterschiede zwischen den
Religionen und dem Evangelium können uns in der Wahrheitsfrage
weiterhelfen:
1. In allen Religionen versucht der Mensch von sich aus
Gott zu erreichen, aber kein Sucher kann echt bezeugen: »Ich
habe eine persönliche Beziehung zu Gott gefunden, ich habe
Frieden im Herzen, meine Schuld ist vergeben, ich habe die
Gewissheit des ewigen Lebens.« Im Evangelium
von Jesus
Christus wendet sich Gott zu uns. Er überbrückt
mit dem
Kreuz die Kluft der Sünde und schenkt uns Erlösung. Wer
dies annimmt, kann bezeugen: »Denn ich bin gewiss, dass
weder Tod noch Leben … uns scheiden
kann von der Liebe
Gottes« (Röm 8, 38-39).
2. Die prophetischen Ankündigungen des Heilsbringers im
AT (z. B. 1Mo 3,15; 4Mo 24,17; Jes 11,1-2; Jes 7,14) erfüllen
sich wortwörtlich. In keiner Religion gibt es derartige
Prophetien mit Ankündigung und Erfüllung.
3. Gott hat alle Religionen als Götzendienst und Zauberei
(1Kor 6,9-10; Gal 5,19-21; Offb 21,8) verurteilt. Keine der
vielen Religionen hat rettenden Charakter (Gal 5,19-21).
Würde es eine solche geben, die retten könnte, dann hätte
Jesus uns diese empfohlen, und er hätte nicht den bitteren
Kreuzestod sterben müssen. Der Sohn Gottes aber ging ans
Kreuz, um die einzige Rettungsmöglichkeit zu erwirken.
Fragen bezüglich der Religionen
100
Darum sagte er in Konsequenz: »Geht hinaus in alle Welt
und verkündigt es allen Menschen!«
4. Gott beglaubigte das Opfer Jesu Christi durch seine Auferstehung
von den Toten (Röm 4,24-25). Es ist das einzige
bleibend leere Grab der Weltgeschichte: »Was suchet ihr
den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden
« (Lk 24,5-6). Alle Religionsgründer sind gestorben
und im Tod geblieben. Nur Jesus konnte sagen: »Ich lebe,
und ihr sollt auch leben« (Joh 14,19).
5. In allen Religionen versucht der Mensch, sich durch seine
Handlungen zu erlösen. Das Evangelium hingegen ist die
Tat Gottes (Jes 43,24b; Joh 3,16). Zum Erlösungswerk auf
Golgatha kann der Mensch nichts beitragen: Wir sind teuer
erkauft (1Kor 6,20).
6. Die Religionen gehen von einem falschen Menschenbild
aus und zeichnen ebenso ein falsches Gottesbild. Nur die
Bibel sagt uns, wer wir sind und wer Gott ist. Aus uns selbst
sind wir nicht in der Lage, uns so zu verändern, dass es Gott
gefallen könnte, denn »wir mangeln des Ruhmes, den wir bei
Gott haben sollten« (Röm 3,23).
7. In keiner Religion verlässt Gott den Himmel, um den
Menschen zu erretten. In Jesus wurde Gott Mensch: »Und
das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen
seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen
Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit« (Joh 1,14).
Jesus Christus ist darum nicht eine Alternative zur Religion.
Er ist ihre Absage und Verwerfung. Er ist der einzige Weg
nach Hause – zum Vaterhaus Gottes (Joh 14,6).
Fragen bezüglich der Religionen
6. Fragen bezüglich des Lebens und
des Glaubens (FL)
FL1: Warum leben wir auf Erden?
AL1: Unser Leben existiert nicht deshalb, weil wir aus einem
evolutiven Prozess hervorgegangen sind, sondern weil es der
Wille Gottes war, Menschen zu erschaffen. Die Bibel
teilt uns
nirgends den Grund für die Schöpfung des Menschen
mit,
etwa: weil Gott allein war; weil Gott Freude am Schaffen
hatte; weil Gott ein Gegenüber haben wollte oder weil Gott
Wesen schaffen wollte, um sie zu lieben. In 1. Mose 1,26-27
wird uns der Wille Gottes zur Erschaffung des Menschen
und die Ausführung mitgeteilt: »Und Gott sprach: Lasset
uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei … Und
Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes
schuf er ihn; und schuf sie: einen Mann und eine Frau.«
Hieraus wird deutlich: Wir sind gewollte Wesen. Wir sind
also weder »kosmische Eckensteher« (F. Nietzsche) noch
»Zigeuner am Rande des Universums« (J. Monod), noch
irgendwelche Emporkömmlinge aus dem Tierreich, sondern
wir entstammen einem direkten Schöpfungsakt
Gottes.
Darüber hinaus teilt die Bibel uns mit, dass wir von Gott
geliebt sind: »Ich habe dich je und je geliebt; darum habe ich
dich zu mir gezogen aus lauter Güte« (Jer 31,3) oder: »Denn
also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen
Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren
werden, sondern das ewige Leben haben« (Joh 3,16). Dieser
Vers zeigt uns darüber hinaus an, dass wir für das ewige
Leben bestimmt sind.
102
FL2: Was ist der Sinn des Lebens?
AL2: Wir Menschen sind die einzigen irdischen Wesen, die
nach Sinn fragen. Uns bewegen drei Grundfragen: Woher
komme ich? Wozu lebe ich? Wohin gehe ich? Viele haben
darüber nachgedacht. Der Karlsruher Philosoph Hans Lenk
betont, dass wir von seinem Fachgebiet keinerlei Antworten
zu erwarten haben, wenn er schreibt: »Die Philosophie
gibt selten endgültige inhaltliche Lösungen; sie ist ein Problemfach,
kein Stoff- und Ergebnisfach. Für sie ist u. U. eine
neue Problemperspektive viel wichtiger als eine Teillösung
einer überlieferten Frage.« Der Dichter Hermann Hesse
schreibt: »Das Leben ist sinnlos, grausam, dumm und dennoch
prachtvoll – es macht sich nicht über den Menschen
lustig, aber es kümmert sich um den Menschen nicht mehr
als um den Regenwurm.« Die französische Schriftstellerin
des Existenzialismus und Atheistin Simone de Beauvoir
verirrt
sich in Sinnlosigkeit: »Welchen Sinn hat das Leben,
wenn es doch radikal vernichtet wird? Weshalb ist es dann
da gewesen?
Sinnlos ist letztlich alles: die Schönheit des
Lebens, die Taten der Menschen, alles. Das Leben ist
absurd.« Auch die Wissenschaften wie Psychologie, Biologie,
Medizin können uns keine Antwort geben, weil die
Sinnfrage
nicht zu ihrem Aussagenfeld gehört.
Manche Leute sehen den Sinn ihres Lebens darin, dass
• sie Gutes tun wollen: Viele hegen diesen humanistischen
Gedanken, der noch nicht spezifisch christlich
ist. Gutes zu tun ist zwar auch den Christen aufgetragen
(Gal 6,10; 2Thess 3,13), aber wer gute Werke
tut, ist damit noch kein Christ.
• sie selbst zu Ansehen kommen: Sportler streben nach
Weltmeistertiteln und Goldmedaillen. Künstler suchen
ihre Anerkennung auf den Bühnen dieser Welt.
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
103
• sie sich Unvergängliches schaffen wollen: So meinen
sie, in ihren Kindern oder in der Gesellschaft weiterzuleben
(z. B. durch Stiftungen, die mit ihrem Namen
verbunden
sind). Andere wünschen, sich in
eigenen Gedichten,
Memoiren oder Tagebüchern zu
verewigen.
Wir sollten bedenken: Aller weltlicher Ruhm ist nur zeitlich.
Nach unserem Tod haben wir selbst nichts mehr davon, denn
wohin wir gehen, da »haben wir kein Teil mehr auf der Welt
an allem, was unter der Sonne geschieht« (Pred 9,6).
Wenn unser Leben eine Schöpfung Gottes ist, so kann es nur
dann sinnvoll sein, wenn es mit diesem Gott gelebt und von
ihm geführt wird. Ein Menschenherz – selbst wenn es alles
Glück dieser Welt besäße – bliebe rastlos, leer und unerfüllt,
wenn es nicht Ruhe in Gott fände. Darum wollen wir von
Gott erfahren, was uns Sinn gibt. In drei Punkten sei dies
skizziert:
1. Gottes Ziel mit unserem Leben ist, dass wir zum Glauben
kommen. Ohne den rettenden Glauben an den Herrn
Jesus Christus gehen wir verloren. Darum sagte Paulus dem
Kerkermeister zu Philippi: »Glaube an den Herrn Jesus, so
wirst du und dein Haus selig!« (Apg 16,31). In diesem Sinn
»will Gott, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur
Erkenntnis der Wahrheit kommen« (1Tim 2,4). Weil diese
Errettung für jedes Menschenleben vorrangig ist, sagte der
Herr Jesus dem Gichtbrüchigen als Erstes: »Deine Sünden
sind dir vergeben!« (Mt 9,2). Rettung der Seele hat aus der
Sicht Gottes Vorrang vor der Heilung des Körpers.
2. Wenn wir errettet sind, stehen wir im Dienst für Gott:
»Dienet dem Herrn mit Freuden!« (Ps 100,2). Als Nachfolger
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
104
Jesu soll unser Leben so ausgerichtet sein, dass wir auch
andere zu Jüngern machen (Mt 28,19).
3. »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (Mt
22,39). Mit diesem Gebot verpflichtet uns Gott zur Liebe
nicht nur gegenüber den Fernen in Südafrika und Chile,
sondern in erster Linie gegenüber jenen Menschen, die uns
unmittelbar anvertraut
sind: unser Ehepartner, unsere Kinder,
unsere Eltern,
unsere Nachbarn, unsere Arbeitskollegen. Dass
wir uns selbst lieben, setzt die Bibel als Tatsache voraus, aber
dem Nächsten soll diese Liebe ebenso gelten.
Was wir im Glauben unter den zuvor genannten Punkten
2 und 3 gewirkt haben, das bezeichnet die Bibel als die
Frucht unseres Lebens. Im Gegensatz zu allen vergänglichen
Erfolgen
ist nur die Frucht bleibend (Joh 15,16). Gott
sucht sie am Ende unseres Lebens und fragt uns, was wir
mit anvertrauten
Pfunden (Leben, Zeit, Geld, Begabungen)
erwirkt
haben (Lk 19,11-27). Selbst der Becher kalten Wassers,
den wir im Namen Jesu gereicht haben, hat dann Ewigkeitsbedeutung
(Mt 10,42).
FL3: Wie kann ich im täglichen Leben mit dem Glauben
klarkommen?
AL3: Wer von Herzen an Jesus Christus gläubig geworden ist,
bei dem wird eine deutliche Veränderung im Leben sichtbar.
Drei Punkte markieren den neuen Lebensweg:
1. Der Bruch mit der Sünde: Nachdem wir in der Bekehrung
die Vergebung aller Schuld erhalten haben, kommen
wir zu einer neuen Lebensweise, die gründlich mit der Sünde
bricht. Als wiedergeborene Christen sind wir nicht sündlos,
aber was vorher fahrplanmäßig geschah, ereilt uns nun
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
105
als Eisenbahnunglück. Die Beachtung der Gebote, die nicht
als Verbote gedacht sind, sondern als Hilfe für ein gelungenes
Leben, wird unserem Leben eine entscheidende Korrektur
geben. Mit dieser neuen Orientierung zeigen wir Gott, dass
wir ihn lieben (1Joh 5,3), und unseren Mitmenschen
sind wir
ein »Brief Christi« (2Kor 3,3), der von jedermann
gelesen
werden kann.
2. Das tägliche Leben im Glauben: Wer an Christus glaubt
und demzufolge ständig mit der Bibel umgeht, findet eine
Fülle hilfreicher Anweisungen für alle Bereiche dieses Lebens,
von denen im Folgenden eine Auswahl genannt sei. Da es
sich in diesem Abschnitt fast ausschließlich um die irdischen
Aspekte des Glaubens handelt, kommen die alttestamentlichen
Bücher Sprüche und Prediger Salomo hier reichlich zum Zuge.
Wir finden Anweisungen für unsere eigene Person (a) und für
den Umgang mit anderen Menschen
(b):
2a) Zur eigenen Person:
• Leib (Röm 13,14; 1Kor 3,17; 1Kor 6,19)
• Essen und Trinken (Spr 23,20)
• (Art der Ernährung vor dem Sündenfall: 1Mo 1,29)
• Art der Ernährung nach der Sintflut
(1Mo 9,3-4; 1Kor 8,8; Kol 2,16; 1Tim 4,3-5)
• Schlaf (Ps 4,9; Spr 6,6-11; Spr 20,13; Pred 5,11)
• notwendige Arbeit (2Mo 20,9-11; 2Mo 23,12;
Spr 6,6-11; Spr 14,23; Spr 18,9; Spr 21,25; Pred 3,13;
Pred 10,18; 2Thess 3,10)
• Arbeit als Lebensprinzip (Pred 2,3-11)
• Entlohnung für Mitarbeiter
(Jes 65,23; Jer 22,13; Lk 10,7)
• Freizeit (Spr 12,11b)
• Erwerb von Geld und Gut
(Pred 4,6; 1Tim 6,6-8; Hebr 13,5)
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
106
• rein irdisches Streben, diesseitige Lebensinhalte
(Pred 2,2-11)
• Besitz (Mt 6,19; Spr 10,22)
• Reichtum (Spr 11,28; Spr 13,7; Spr 14,24; Pred 5,18)
• Hausbau (Ps 127,1; Jer 22,13)
• Sport (1Kor 9,24-25; 1Tim 4,8)
• Sorgen
(Ps 55,23; Spr 12,25; Phil 4,6; 2Tim 2,4; 1Petr 5,7)
• Sex in der Ehe (Spr 5,18-19; Pred 9,9; 1Kor 7,3-6)
• Sex außerhalb der Ehe (Spr 5,20-23; Spr 6,24-32;
Jer 5,8-9; Hebr 13,4b)
• Sünde (1Mo 4,7; Ps 65,4; Klgl 3,39; Joh 20,23;
1Joh 1,9; 1Joh 5,17; Hebr 12,1)
• Alkohol (Ps 104,15; Spr 23,30-35; Spr 20,1; Eph 5,18;
1Tim 5,23)
• Redeweise (Ps 119,172; Spr 12,14+22; Spr 14,3+5;
Spr 18,20-21; Spr 25,11; Eph 5,19; Kol 4,6; Jak 1,19;
Hebr 13,15)
• Anfechtung (1Petr 1,6-7; Jak 1,2+12)
• anklagendes Gewissen (1Joh 3,20)
• Zorn (Eph 4,26)
• Zeit (Lk 19,13b; 1Kor 7,29; Eph 5,16)
• Gesinnung (Phil 2,5)
• Träume (Pred 5,6)
• Fröhlichkeit und Freude (Ps 118,24; Spr 15,13;
Spr 17,22; Phil 4,4; 1Thess 5,16)
• sich selbst Gutes tun (Mt 22,39)
• genaues Maß (Spr 11,1+24; Spr 20,10)
• eigene Philosophie oder Religion (Spr 14,12)
• Jugend (Ps 119,9; Pred 11,9; Pred 12,1)
• Alter (Ps 71,9)
• Tod (Hi 14,5; Ps 88,4; Pred 8,8)
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
107
Verhalten bei:
• Krankheit (Pred 7,14; Jak 5,14-16)
• Not (Ps 46,2; Ps 50,15; Ps 77,3; Ps 73,21-28;
Ps 107,6-8; Phil 4,19)
• Depressionen (Ps 42,6; Ps 119,25)
• Menschenfurcht (Ps 56,12; Ps 118,6+8; Spr 29,25)
• Unglück (Jes 45,7; Klgl 3,31-37; Am 3,6)
• alltäglichen Tätigkeiten (Pred 9,10; Kol 3,17)
• Geben (Spr 11,24-25; Pred 11,1; Mal 3,10;
2Kor 9,6-7)
• Bürgschaften (Spr 6,1-3; Spr 11,15; Spr 17,18)
• Pfand nehmen (2Mo 22,25-26)
• der Suche nach Wegweisung (Ps 37,5; Ps 86,11;
Ps 119,105)
• der Suche nach einem Partner (Hoh 3,1; Am 3,3;
2Kor 6,14)
• Leiden um der Gerechtigkeit willen (1Petr 3,14)
• Irrlehren (Kol 2,8; 2Petr 3,17; 1Joh 4,6)
• Vorhaben (Pred 9,10; Phil 4,13; Kol 3,23)
2b) Hinweise für den Umgang mit anderen Menschen:
• Ehepartner (Eph 5,22-28; 1Petr 3,1-7; Hebr 13,4)
• Kinder (5Mo 6,7; Spr 13,1; Eph 6,4; Kol 3,21;
1Tim 3,12)
• Eltern (2Mo 20,12; Spr 6,20; Spr 30,17; Eph 6,1-3)
• Freunde (Mi 7,5)
• gottesfürchtige und tugendsame Ehefrau
(Spr 12,4a; Spr 31,10-31)
• zänkische und zuchtlose Ehefrau
(Spr 11,22; Spr 12,4b; Spr 21,19)
• Feinde
(Spr 25,21-22; Spr 24,17; Mt 5,22+44; Röm 12,14)
• böse Leute (Spr 1,10; Spr 24,1-2; 1Petr 3,9)
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
108
• Narren, unverständige Leute (Spr 9,8; Spr 23,9)
• Gläubige (Röm 12,10; Gal 6,2+10b; Eph 4,32;
Phil 2,4; 1Petr 3,8-9)
• dem Glauben Fernstehende
(Mt 10,32-33; Apg 1,8; Kol 4,5; 1Petr 2,12+15)
• Ratgeber (Spr 15,22)
• Mitmenschen (Mt 22,39; Gal 6,10a; 1Joh 4,20-21)
• Glaubenslehrer (Hebr 13,7)
• Kranke (Mt 25,36; Jak 5,14-16)
• Arzt und Arznei (Mt 9,12; 1Tim 5,23)
• Fremdlinge und Gäste
(Mt 25,35; Röm 12,13; Hebr 13,2)
• Arme (Spr 3,27; Spr 19,17; Mt 25,34-40)
• Irrende (Jak 5,19)
• Irrlehrer (1Joh 4,1-3; Jud 18-19)
• Zweifler (Jud 22-23)
• Witwen (1Tim 5,3; Jak 1,27)
• Fröhliche oder Trauernde (Spr 17,22; Röm 12,15)
• alte Leute (3Mo 19,32; Spr 23,22; 1Tim 5,1)
• Tote (Pred 9,5-6)
2c) Hinweise für den Umgang:
• mit der Gemeinde (Apg 2,42; Hebr 10,25)
• mit der Schöpfung (1Mo 1,28)
• mit dem Staat (Mt 22,21; Röm 13,1-7; 1Petr 2,13)
• mit Israel (Sach 2,12)
3. In der Welt, nicht von der Welt: Den Wirkrahmen des
an Christus Gläubigen hat der Herr Jesus auf die knappe Formel
gebracht: »Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern
ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasset euch
die Welt« (Joh 15,19). Wer an Jesus glaubt, lebt zwar auch
in dieser Welt wie alle anderen, aber sein Lebensbezug hat
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
109
über das unter Punkt 2 Genannte hinaus eine ewigkeitliche
Dimension, die sich in seinem Verhältnis zu Gott dem
Vater
und seinem Sohn und in seinem geistlichen Verhalten
auswirkt:
3a) Das Verhalten zu Gott und zu Jesus Christus:
• Gott lieben (5Mo 6,5; Ps 31,24; Mt 22,37)
• ihn erkennen (Ps 46,11)
• an ihn glauben (Hebr 11,6)
• an ihn denken (Spr 3,5-6; Pred 12,1)
• seine Gebote halten (Pred 12,13; Mi 6,8)
• ihm danken (Ps 107,8; Eph 5,20; Kol 4,2)
• ihn loben und preisen (Ps 103,1-2; Eph 5,19b)
• ihm singen (Ps 68,5; Ps 96,1)
• ihn in der Not anrufen (Ps 50,15)
• ihn anbeten (Mt 4,10b)
• ihm nahen (Jak 4,8)
• den Herrn Jesus lieben
(Joh 21,16; 2Kor 5,9; 2Tim 4,8)
• ihn anrufen (Apg 7,59; Röm 10,13)
• ihn loben und preisen (Offb 5,12)
• ihn aufnehmen (Joh 1,12)
• an ihn glauben
(Mk 16,16; Joh 11,25-26; Apg 16,31; 1Joh 3,23)
• ihn mehr erkennen (Eph 4,13)
• ihm gehorsam sein (2Kor 10,5; 1Petr 1,22)
• ihm nachfolgen (Lk 14,27; Lk 14,33)
• ihm dienen (Eph 6,7)
• mit ihm Gemeinschaft haben
(Joh 15,2; 1Kor 1,9; 1Kor 11,23-29; 1Joh 1,3)
• in ihm bleiben (Joh 15,4)
• zu ihm und in seinem Namen beten
(Joh 14,13-14; Apg 7,59; Eph 5,20)
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
110
3b) Geistliches Wirken und Verhalten:
• dem Reich Gottes höchste Priorität einräumen
(Mt 6,33; Kol 3,2)
• Frucht wirken (Ps 126,5-6; Lk 19,13)
• Frucht des Geistes erbringen (Gal 5,22; Eph 5,9)
• Schätze im Himmel sammeln (Mt 6,20)
• das Wort Gottes verbreiten (2Kor 5,20; 1Thess 1,8)
• das Gott Wohlgefällige tun (Eph 5,10; 1Thess 2,4)
• das Evangelium verkündigen
(Mt 28,19-20; Phil 1,27; 1Tim 6,12)
• Gemeinschaft mit Gläubigen pflegen
(Mt 18,20; Apg 2,42)
• in der Heiligung leben
(1Thess 4,3; 2Thess 2,13; Hebr 12,14)
• reichlich mit der Bibel umgehen
(Jos 1,8; Ps 119,162; Kol 3,16)
• geistliche Ziele haben (Ps 39,5; Phil 3,14)
FL4: Ich habe ständig wiederkehrende Träume, die mich
belasten.
Was habe ich von diesen Träumen zu halten?
AL4: Es lassen sich drei Traumarten unterscheiden:
1. Träume von Gott: Die Bibel berichtet von einigen Träumen,
in denen Gott mit Menschen geredet hat (z. B. Joseph:
Mt 1,19-25). Entweder erkannte der Träumende Gott als den
unmittelbar Mitteilenden (z. B. Salomo: 1Kön 3,5-15; Daniel:
Dan 7), oder aber Gott sandte einen Deuter seiner Botschaft
(z. B. Joseph deutete im Gefängnis die Träume des Bäckers
und des Mundschenks: 1Mo 40). Träume, in denen
Gott zu
uns redet, sind daran erkennbar, dass sie uns weder belasten
noch ängstigen; sie werden sich gar bald als eine besondere
Hilfe in Lebenssituationen herausstellen. Solches Reden
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
111
Gottes bleibt jedoch nach aller Erfahrung Ausnahmesituationen
vorbehalten.
2. Bedeutungslose Träume: Die meisten Träume sind flüchtig
und nichtssagend, so wie es auch in Hiob 20,8 zum Ausdruck
kommt: »Wie ein Traum vergeht, so wird er (= der
Ruhm des Gottlosen) auch nicht zu finden sein, und wie ein
Gesicht in der Nacht verschwindet.« Die gängige Praxis der
symbolischen Traumdeutung ist abzulehnen: »Die Wahrsager
sagen Lüge und reden vergebliche Träume« (Sach 10,2).
Auch in dem apokryphen Buch Sirach 34,1-8 finden wir eine
hilfreiche Erklärung:
»Unweise Leute betrügen sich selbst mit törichten Hoffnungen,
und Narren verlassen sich auf Träume. Wer auf
Träume hält, der greift nach dem Schatten und will den
Wind haschen. Träume sind nichts anderes denn Bilder
ohne Wesen … Eigene Weissagung und Deutung und
Träume sind nichts, und machen einem doch schwere
Gedanken;
und wo es nicht kommt durch Eingebung des
Höchsten, da halte nichts davon. Denn Träume betrügen
viele Leute, und es geht denen fehl, die darauf bauen.
«
3. Träume als nicht verarbeitete Erlebnisse: Aus dem Unbewussten,
das dem bewussten Willen und Verstand entzogen
ist, können Traumbilder aufsteigen, deren Ursachen einen
deutlich erkennbaren Lebensbezug haben: unbewältigte
Ängste, nicht eingestandene Schuld, nicht überwundene
Erlebnisse
(z. B. Kriegseindrücke, Examensängste, Ehekrisen).
Von dieser Art sind wohl die Träume des obigen
Fragestellers. Eine Befreiung hiervon ist in der begleitenden
Seelsorge möglich. Da es sich in den meisten Fällen um
Schuldprobleme
handelt, ist die Erfahrung der Vergebung der
angezeigte
Lösungsweg.
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
112
FL5: Was ist Sünde?
AL5: Ehe die Bibel das Wort »Sünde« nennt, führt sie uns
deren Wirkungsgeschichte plastisch vor Augen (1Mo 3,1-
13). Sie bringt nicht erst die Theorie und dann die Praxis,
sondern
umgekehrt erst die Praxis und leitet dann daraus das
Grundsätzliche ab. Die Sünde fand ihren Eingang in diese
Welt durch die Frage des Versuchers: »Sollte Gott gesagt
haben?
« (1Mo 3,1). Sünde ist damit ein Handeln, das dem
Willen Gottes entgegengerichtet ist. Treffliche Spiegel,
um die eigene Sündhaftigkeit zu erkennen, sind die Zehn
Gebote
(2Mo 20,1-17) und die Bergpredigt Jesu (Mt 5-7).
Wenn jemand ohne das Wort Gottes lebt, kennt er somit nicht
dessen Willen, und damit lebt er automatisch und permanent
in Sünde. Das zuerst in der Bibel vorkommende Wort für
Sünde (hebr. chattath) in 1. Mose 4,7 bedeutet Zielverfehlung,
ebenso ist das griechische »hamartia« zu übersetzen.
Weitere
Bedeutungen des Wortes Sünde sind Abbiegung,
Verdrehung
(hebr. awon), Bosheit, Schlechtigkeit (hebr. raa), Gewalttat
(hebr. chamas), böse Gesinnung (hebr. räscha). Schon das
bloße Fehlen der Gerechtigkeit ist Sünde: »Weh dem, der
sein Haus baut mit Nichtgerechtigkeit
« (Jer 22,13). Im Neuen
Testament lautet die entsprechende
Definition für Sünde:
»Was aber nicht aus dem Glauben
geht, das ist Sünde« (Röm
14,23). Hermann Bezzel nannte
die Reduktion des Menschen
auf sich selbst Sünde. In Johannes 16,9 identifiziert Jesus die
Generalsünde der Menschen
mit der Beziehungslosigkeit ihm
gegenüber: »… dass sie nicht an mich glauben.« Sünde ist die
große Störung in dem Verhältnis zwischen Gott und Mensch.
Wer nicht die Kurskorrektur
durch Umkehr und Vergebung
(1Joh 1,9) erfährt, der erlebt die Folge der Zielverfehlung als
unabänderliches Gesetz: »Der Sünde Sold ist (ewiger) Tod«
(Röm 6,23). Bei vielen Menschen steht die Gesundheit auf
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
113
Platz 1 der Rangliste,
aber sie beachten nicht die schlimmste
Krankheit: Die Sünde – die Krankheit zum Tode.
FL6: Dürfen unverheiratete Paare nach der Bibel
zusammenleben?
Ab wann ist ein Paar verheiratet: Nach der
Entscheidung
des Paares, zusammenbleiben zu wollen? Nach
dem ersten
Intimverkehr? Nach der standesamtlichen oder
kirchlichen
Trauung?
AL6: Zur Klärung dieser in unserer Zeit immer brennender
werdenden Fragen sollen fünf Punkte biblischer Leitlinien
vorangestellt werden. Wir wenden hier einen biblischen
Auslegungsgrundsatz an, bei dem die Problemlösung nicht
auf einen einzigen Vers zu fixieren ist, sondern sich erst im
Kontext mehrerer Grundaussagen ergibt (siehe Auslegungsgrundsätze
A5 und A6 im Anhang, Teil II):
1. Ehe und Geschlechtlichkeit: Gott hat in seiner Schöpfungsordnung
die Ehe gestiftet. Sie ist sein Wille und seine gute
Idee: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will
ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei« (1Mo 2,18). Sie
ist als lebenslängliche Gemeinschaft angelegt (Mt 19,6), die
darum nach der Trauformel solange gilt, »bis dass der Tod
euch scheide«. Beim Einsetzen dieser von Gott gestifteten
Gemeinschaft von Mann und Frau hatte der Schöpfer gesagt:
»Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an
seiner Frau hangen, und sie werden ein Fleisch sein« (1Mo
2,24). Das »Ein-Fleisch-Sein« meint zunächst die leibliche,
geschlechtliche Gemeinschaft. Diese Kurzformel umfasst
jedoch den ganzen Menschen und somit auch Seele und
Geist. Zwei Menschen mit unterschiedlichen bisherigen
Lebenswegen finden zu der innigsten Gemeinschaft, die es
gibt. Sie werden eins in ihrem Empfinden und Denken sowie
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
114
in geistlicher und leiblicher Beziehung. Die Geschlechtlichkeit
ist ein Geschenk Gottes, und der eheliche Verkehr
dient nach biblischer Sicht nicht nur zum Kinderzeugen:
»Entzieht euch einander nicht, höchstens aufgrund beiderseitigen
Einverständnisses für eine bestimmte Zeit,
um euch ungestört dem Gebet zu widmen« (1Kor 7,5;
Menge).
»Dein Brunnquell möge gesegnet sein, dass du an der Frau
deiner Jugend dich erfreuest! Das liebreizende Reh, die
anmutige Gazelle – ihr Busen möge dich allezeit ergötzen,
in ihrer Liebe sei immerdar trunken!« (Spr 5,18-19;
Menge).
»Genieße das Leben mit deiner Frau, die du lieb gewonnen
hast« (Pred 9,9; Menge).
Die Bibel zeigt uns den rechten Umgang mit der Sexualität.
Sie grenzt sich ab sowohl von Prüderie (Hoh 4) als auch von
Wollust (Jer 5,8); Liebe und Achtung sind die bestimmenden
Randbedingungen (Kol 3,19; 1Petr 3,7).
2. Ehe und Gemeinde als Stiftung Gottes: In dieser Welt gibt
es viele Formen der menschlichen Gemeinschaft, von denen
Ehe und Familie, Gemeinde und Staat (Röm 13,1-7) nach
dem Willen Gottes sind. Die Gemeinde Jesu Christi und die
Ehe aber sind zwei besondere Stiftungen Gottes und damit
entgegen
mancherlei Meinung keineswegs menschliche
Erfindungen:
Beide Gemeinschaften sind darum in einer
gottlosen Welt angefochten (1Tim 4,3). Seit der Schöpfung
gibt es keine menschliche Kultur ohne Ehe. Sie hat sich nie
überholt und wird trotz ehefeindlicher Zeitströmungen
und
trotz menschlichen Fehlverhaltens alle Zeiten überdauern,
weil sie in der Fürsorge Gottes für den Menschen begründet
liegt. Ebenso wird die Gemeinde nach der Verheißung Jesu
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
115
selbst von den Pforten der Hölle niemals
überwältigt werden
können (Mt 16,18).
3. Die Ehe als Gleichnis: Die Bibel umschreibt oft den Glauben
und die Beziehung zwischen Gott und Mensch mit dem
innigsten Vertrauensverhältnis, das zwischen Menschen
denkbar ist, mit der Ehe. »Denn wie ein Mann eine Frau lieb
hat, … und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so
wird sich dein Gott über dich freuen« (Jes 62,5). Darum wird
auch die Ehe als Gleichnis (griech. mystaerion = Geheimnis)
für das Verhältnis Christi zu seiner Gemeinde gewählt:
»… gleichwie auch Christus geliebt hat die Gemeinde
und
hat sich selbst für sie gegeben, … so sollen auch die Männer
ihre Frauen lieben« (Eph 5,25+28). Von dieser Analogie
sagt uns Gottes Wort: »Dieses Geheimnis ist groß!« (Eph
5,32). Schon aus dem Gleichnischarakter der Ehe für die
ewige Gemeinschaft mit Christus ist ableitbar, dass Ehe eine
Gemeinschaft auf die ganze Lebenszeit ist. Jede geschiedene
Ehe produziert ein Zerrbild der Vorstellungen
Gottes und
zerstört das Gleichnishafte. So wird auch Jesu kompromisslose
Haltung in der Scheidungsfrage einsichtig
(Mt 19,6-9).
4. Die Hurerei als Gleichnis: Wenn eine in Liebe und Treue
geführte Ehe als Bild für das Verhältnis Gottes zu seinem
Volk steht, so bezeichnet die Bibel in Konsequenz den Abfall
von Gott und die Anbetung fremder Götter und Götzen
als
Ehebruch oder Hurerei:
»Hast du auch gesehen, was Israel, die Abtrünnige, tut?
Sie ging hin auf alle hohen Berge und unter alle grünen
Bäume und trieb daselbst Hurerei. Und von dem Geschrei
ihrer Hurerei ist das Land verunreinigt; denn sie treibt
Ehebruch mit Stein und Holz« (Jer 3,6+9). »Denn ich
habe gesehen deine Ehebrecherei, deine Geilheit,
deine
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
116
freche Hurerei, ja, deine Gräuel auf Hügeln und auf
Äckern« (Jer 13,27).
5. Was ist Hurerei? Für die beiden deutschen Wörter Hurerei
und Unzucht gibt es in der Sprache des NT nur einen
Ausdruck (griech. porneia), den wir in dem Wort Pornographie
wiederfinden. Das Wort »Unzüchtiger« (griech. pornos)
wird im NT einerseits neben Ehebrechern und Homosexuellen
gebraucht (z. B. 1Kor 6,9) andererseits aber auch
als Oberbegriff
für jede Befriedigung des Geschlechtstriebes
außerhalb der von Gott gesetzten Ehegemeinschaft (z. B.
1Kor 6,18; 1Thess 4,3). Hierzu gehören
• voreheliche sexuelle Gemeinschaft (5Mo 22,28)
• Intimgemeinschaft mit einer anderen Frau als der
Ehefrau
(3Mo 18,20; Jer 5,8-9; Mt 5,32)
• Homosexualität (1Mo 19,5; Röm 1,26-27; 1Tim 1,10)
• Blutschande (1Kor 5,1)
• Vergehen mit dem Vieh (3Mo 18,23).
Diejenigen, die Hurerei (Unzucht) treiben, stehen unter
einem
schweren Urteil Gottes:
»Weder die Unzüchtigen noch die Götzendiener noch die
Ehebrecher noch die Weichlinge noch die Knabenschänder
werden das Reich Gottes ererben« (1Kor 6,9-10).
»Die Unzüchtigen und die Ehebrecher wird Gott richten«
(Hebr 13,4).
»Draußen (in der Verdammnis) sind die … Unzüchtigen
und die Totschläger und die Götzendiener und jeder, der
Lüge lieb hat und tut« (Offb 22,15).
Folgerungen: Nach diesen biblischen Grundlagen liegen
die gesuchten Antworten auf der Hand. Das Zusammenleben
unverheirateter Paare ist somit ebenso wie vor- oder
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
117
außerehelicher
Geschlechtsverkehr nach der Bibel als Hurerei
zu bezeichnen und schließt vom Reiche Gottes aus, es sei
denn, die Betreffenden wenden sich von diesem sündigen
Leben ab und kehren um (vgl. Anhang, Teil I, Pkt. 10).
Ab wann aber ist ein Paar verheiratet? Mit der zunehmenden
Entfremdung unseres Volkes von den Geboten Gottes
beobachten wir mehr und mehr, dass unverheiratete Paare
zusammenziehen und in einem »eheähnlichen«, aber
unverbindlichen
Verhältnis leben. Sie sind dennoch nicht verheiratet,
auch wenn manche keinen Unterschied zwischen
ihrer Lebensgemeinschaft und einer Ehe sehen. Wie Gott
solche Verhältnisse beurteilt, haben wir im vorangegangenen
Punkt 5 bereits ausgesagt.
Aus dem Zeugnis der Bibel entnehmen wir, dass die Ehe
nicht damit beginnt,
• wenn ein Paar beabsichtigt, den gemeinsamen Lebensweg
zu gehen: Jakob wollte Rahel zur Frau haben.
Als die vereinbarten sieben Jahre bis zur Heirat
vorbei waren, sagte Jakob zu seinem Schwiegervater
Laban: »Gib mir nun meine Braut, denn die Zeit ist
da, dass ich zu ihr gehe« (1Mo 29,21). Hiermit war
die Geschlechtsgemeinschaft
angesprochen. Zweierlei
geht aus dem Textzusammenhang hervor: Vor der Ehe
hat Jakob nicht sexuell mit Rahel verkehrt, und die
Ehe galt ab dem öffentlichen Fest der Hochzeit.
• wenn ein Paar Intimverkehr gehabt hat: Wenn in Israel
ein Mann mit einem Mädchen geschlafen hatte, musste
er es auch heiraten und – wie damals üblich – den
Brautpreis zahlen (5Mo 22,28-29). Intime Beziehungen
waren bis zur offiziell geschlossenen Ehe nicht
erlaubt.
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
118
Definition für Ehebeginn: Eine Ehe gilt erst dann – auch
vor Gott – als geschlossen, wenn sich Mann und Frau dem
in der jeweiligen Gesellschaft üblichen offiziellen Ritual der
Verheiratung unterzogen haben.
Diese Definition ist an allen biblischen Beispielen von Hochzeiten
nachvollziehbar. Hier finden wir das folgende biblische
Auslegungsprinzip: Aus einer Fülle von Einzelereignissen
wird das allen Gemeinsame als eine biblische Lehre abgeleitet.
Ebenso ist diese Definition auf jeden entlegenen Stamm
mit seinen eigenen, innerhalb dieser Gemeinschaft anerkannten
Riten anwendbar wie auch für unseren Kulturkreis
mit der Einrichtung des Standesamtes. Wichtig ist in allen Fällen,
dass die Menschen der Umgebung in eindeutiger
und offizieller
Weise darum wissen, dass hier zwei Menschen in einer
Ehe verbindlich zusammengehören. Sie stehen damit
anderen
nicht mehr für die Partnerwahl zur Verfügung.
Wenn ein
Mann eine verheiratete Frau (oder ein verheirateter Mann eine
andere Frau und umgekehrt) ansieht,
um sie (ihn) zu begehren,
so wird er (sie) nach der Bergpredigt Jesu zum Ehebrecher
(Mt 5,28). Der Frau am Jakobsbrunnen sagte Jesus, dass der
Mann, den sie hatte, nicht ihr (Ehe-) Mann war (Joh 4,18).
Wäre sie durch öffentlichen
Eheschluss mit ihm verheiratet
gewesen, hätte Jesus nicht in dieser Weise mit ihr geredet.
Die Bibel legt nirgends die äußere Form der Eheschließung
fest, dennoch gibt es einen definierten Tag der Hochzeit, von
dem an Mann und Frau offiziell zusammengehören. Zur Zeit
Abrahams geschah dies anders (1Mo 24,67) als bei Simson
(siebentägige
Hochzeitsfeier: Ri 14,10-20) oder zur Zeit
Jesu (Hochzeit
zu Kana: Joh 2,1-11). In der Bundesrepublik
ist allein die standesamtliche Trauung die öffentlich-rechtlich
anerkannte
Form des Ehebeginns, die gemäß obiger, biblisch
abgeleiteter
Definition auch vor Gott als Ehe gilt.
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
119
FL7: Glauben heißt ja nicht »wissen«; wie kommen Sie
dazu, den Glauben als etwas Gewisses darzustellen?
AL7: Mit der Frage des Glaubens haben sich zahlreiche Denker
befasst. Wir finden bei ihnen sehr unterschiedliche Positionen,
die aber nicht das Ergebnis neutralen Denkens sind, sondern
uns ihren persönlichen Standpunkt wiedergeben.
Kritische Standpunkte:Der Atheist Theo Löbsack vertritt die
Auffassung: »Der Glaube verteidigt vorgefasste Überzeugungen
und lehnt Erkenntnisse der Wissenschaft ab, wenn
sie diesen Überzeugungen widersprechen. Damit ist der
Glaube auch letztlich der Todfeind der Wissenschaft.« Ähnlich
kritisch äußerte sich Kant: »Ich musste das Wissen aufheben,
um zum Glauben Platz zu bekommen.« Mit dieser
unbiblischen
Auffassung wurde er zum Wegbereiter verschiedener
Philosophieschulen, die dem Glauben diametral
gegenüberstanden. Der Leitspruch an einer Wand der
Neuen Oberschule in Norf bei Neuß (»Vertraue keinem, der
seinen Gott im Himmel hat«) ist die letzte Konsequenz der
kritischen Vernunft.
Positive Standpunkte: Von dem wohl größten Physiker aller
Zeiten, Isaak Newton, stammt der Ausspruch: »Wer nur halb
nachdenkt, der glaubt an keinen Gott; wer aber richtig nachdenkt,
der muss an Gott glauben.« Mit gleicher Gewissheit
bezeugt der berühmte Mathematiker Blaise Pascal
(1623 – 1662): »Wie alle Dinge von Gott reden zu denen,
die ihn kennen, und ihn enthüllen denen, die ihn lieben, so
verbergen
sie ihn aber auch allen denen, die ihn nicht suchen
und nicht kennen.«
Die beiden gegenübergestellten Positionen belegen deutlich,
dass der Glaube nicht eine Funktion der Unwissenheit ist,
sondern allein von der persönlichen Voreinstellung abhängt.
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
120
Diese ändert sich nicht durch philosophische Reflexionen,
sondern allein in der Hinkehr zu Jesus Christus, die die Bibel
als Bekehrung bezeichnet. Dem nichtbekehrten Menschen
sind Fragen des Glaubens eine Torheit (1Kor 1,18), und er
kann sie nicht verstehen (1Kor 2,14). Der von Christus
erfasste Mensch jedoch wird in alle Wahrheit geleitet
(Joh
16,13), sein Glaube hat ein festes Fundament (1Kor 3,11),
und sein Glaube ist etwas äußerst Gewisses:
»Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das
man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht
sieht« (Hebr 11,1).
FL8: Ist zur Wiedergeburt ein äußeres Zeichen nötig?
AL8: Bekehrung und Wiedergeburt sind die beiden Vokabeln,
die den Vorgang unserer Errettung beschreiben.
Bekehrung
ist das, was der Mensch tut, und Wiedergeburt
das, was Gott tut. Bekehrung ist somit die menschliche,
Wiedergeburt
die göttliche Seite ein und desselben Prozesses.
In einem Nachtgespräch sagt Jesus zu Nikodemus:
»Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so
kann er das Reich Gottes nicht sehen« (Joh 3,3). Die Wiedergeburt
ist also notwendig, um in den Himmel zu kommen.
Wiedergeborenwerden ist ebenso wie die natürliche Geburt
ein passiver Vorgang. Bei der natürlichen Geburt kommen
wir in dieses irdische Leben hinein und werden Bürger dieser
Welt. Ebenso bekommen wir auch das Bürgerrecht
für den
Himmel nur durch Geburt. Da wir alle schon einmal geboren
sind, bezeichnet die Bibel diese zweite Geburt mit dem
Anrecht auf das himmlische (ewige) Leben
als Wiedergeburt.
In der Buße kehren wir uns von dem alten sündigen Leben
ab, und in der Bekehrung wenden wir uns Christus zu. Wer
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
121
mit seinem ganzen Wesen diese Hinkehr zu Gott vollzieht,
der wird zum Heimkehrer in den Himmel. Gott antwortet,
indem er uns ein neues, ewiges Leben gibt; dieses ist unsere
Wiedergeburt. Mit einem äußeren Zeichen ist dieser Vorgang
nicht verbunden, jedoch wird der neue Lebensbezug durch
die sichtbare Frucht des Geistes – Liebe, Freude, Friede,
Geduld,
Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit
(Gal 5,22-23) – bald offenbar werden.
FL9: Sie reden hier so zu uns, als hätte Gott selbst Sie
hierher geschickt. Wie kommen Sie dazu? (während eines
Vortrags in einer JVA)
AL9: Ich freue mich, dass Sie diese Frage so herausfordernd
gestellt haben, denn es ist gut, wenn wir auch hierüber
Rechenschaft
ablegen. Sie werden Ihr Leben lang vergeblich
warten, wenn Sie die Evangeliumsbotschaft durch einen
Engel
vom Himmel verkündigt haben wollen. Das Heil hat
Gott selbst in Jesus Christus erwirkt; die Verkündigung aber
hat er Menschen anvertraut. Es ist der Wille Gottes, dass Jünger
Jesu die Aufgabe wahrnehmen, auch andere Menschen
zu Jüngern zu machen und sie biblisch zu unterweisen (Mt
28,19-20). So dürfen wir im Namen des Herrn, der Himmel
und Erde gemacht hat, auftreten, »denn wir sind Gottes
Mitarbeiter« (1Kor 3,9). Zu dieser Mitarbeit sind alle an Jesus
Christus Gläubigen aufgerufen, und wir werden eines Tages
danach beurteilt werden, was wir mit diesem anvertrauten
Evangelium erwirkt haben (Lk 19,11-27). Der höchste,
im Ausland akkreditierte Vertreter einer Regierung ist der
Botschafter. Er ist bevollmächtigt, beglaubigt und gesandt,
um vollgültig im Namen seiner Regierung aufzutreten.
Nicht
weniger als in diesen hohen Stand eines Botschafters
hat uns
der Sohn Gottes bei der Evangeliumsverkündigung
gestellt,
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
122
denn im Neuen Testament heißt es ausdrücklich: »So sind wir
nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott vermahnt durch
uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasset euch versöhnen
mit Gott!« (2Kor 5,20). Jesus sagt in Lukas 10,16: »Wer euch
hört, der hört mich.« Unsere
Legitimation ist also keine selbst
ernannte, sondern eine von Gott autorisierte.
FL10: Was halten Sie von der Gentechnologie?
AL10: Die Methoden der Gentechnologie erlauben es, beliebige
Gene völlig neu zu kombinieren. Damit eröffnen
sie die Möglichkeit, das Erbgut der Lebewesen gezielt
und schnell zu verändern und es bestimmten Zwecken zu
unterwerfen.
Im Mittelpunkt heutiger genchirurgischer
Bemühungen
steht die Konstruktion von Bakterienzellen,
die durch den Einbau eines fremden Gens (z. B. von einem
Säugetier
oder vom Menschen) zu Produktionsstätten für
medizinisch
oder technisch interessante Produkte (z. B.
Hormone,
Impfstoffe) werden. Das erste gentechnisch
hergestellte
Medikament war das Hormon Insulin, das
zur Behandlung
von Diabetes unentbehrlich ist. Dabei
wird in Coli-Bakterien das entsprechende menschliche
Gen eingeschleust,
das beim gesunden Menschen für eine
ausreichende
Insulinproduktion sorgt. Dieses so gewonnene
Insulin ist darum identisch mit dem normalerweise im
menschlichen
Körper produzierten. Fernere Zielsetzungen
sind es, bei Kulturpflanzen den Nährwert zu verbessern,
sie gegenüber
Infektionen und Unkrautvertilgungsmitteln
unempfindlicher
zu machen oder Erbkrankheiten durch
Einschleusen
eines zusätzlichen intakten Gens in den
Chromosomenverband
des Menschen zu heilen. Der Nutzen
dieser neuen Technologie ist unverkennbar. Es ist jedoch
auch hier zu bedenken, dass jede Technik ambivalent ist: Mit
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
123
einem Hammer kann man einen Nagel in die Wand hauen,
aber auch einem Menschen den Schädel einschlagen. Auch
bei gut gemeinter technischer Anwendung sind die langfristigen
Folgen kaum abschätzbar. All das gilt in besonderer
Weise auch für die Gentechnik.
Mit dem Turmbau zu Babel war – wie allgemein bekannt
ist – das Gericht der Sprachverwirrung verbunden. Weniger
Allgemeingut ist, dass Gott den Menschen auch in seinem
Tun dahingegeben hat: »Hinfort wird ihnen nichts mehr
unmöglich sein« (1Mo 11,6). Gott gewährt dem Menschen,
Taten zu vollbringen, die er lieber nicht ausführen sollte. Es
wäre dem Menschen gut, wenn er nicht die Fähigkeit besäße,
Gaskammern zu bauen, um darin massenweise Menschen zu
vernichten, Atombomben zu entwickeln, um damit Städte
auszulöschen, oder Ideensysteme zu erdenken, die den
Menschen versklaven. So liegt es im Bereich des menschlich
Machbaren,
zum Mond zu fliegen, Organe zu verpflanzen
und Gene zu manipulieren.
Der nicht an Gott gebundene Mensch hält sich für autonom
und kennt keine Einschränkungen in seinem Handeln. Sein Tun
wird ihm selbst zum Gericht. Der an Gott glaubende
Mensch
wird nach biblischen Massstäben suchen und nicht alles tun,
was machbar ist. In dem Auftrag »mehret euch« (1Mo 1,28)
beteiligt Gott uns Menschen an einem Schöpfungsprozess. In
der geschlechtlichen Zuordnung von Mann und Frau hat Gott
alle Voraussetzungen zu diesem Schöpfungsvorgang gegeben,
dennoch bleibt Gott auch dabei
der Bildner: »Deine Augen
sahen mich, da ich noch unbereitet war« (Ps 139,16). Bei der
Genmanipulation können
wir in den von Gott vorgegebenen
Prozess verändernd eingreifen: Die in eine befruchtete
Eizelle übertragenen Gene können an nachfolgende
Generationen weitergegeben
werden. Dieser Eingriff ist
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
124
nicht mehr rückgängig zu machen und birgt unüberschaubare
Gefahren in sich. Chr. Flämig sieht in utopischer Vision das
Endziel der Genetik in der Schaffung eines Übermenschen:
»Die besten Geister
der Menschheit werden … genetische
Methoden entwickeln,
die neue Eigenschaften, Organe
und Biosysteme erfinden, die den Interessen, dem Glück
und der Herrlichkeit
jener gottgleichen Wesen dienen,
deren dürftige Vorahnung
wir elenden Kreaturen von heute
sind« (»Die genetische
Manipulation des Menschen«. Aus
Politik und Zeitgeschichte
B3/1985, S. 3-17). Bei solcher
Zielsetzung
wird der Mensch zum Gott verachtenden
Prometheus:
»Hier sitz’ ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, zu weinen
Zu genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten
Wie ich!« Johann Wolfgang v. Goethe
FL11: Was machte Jesus mit den Mücken und Bremsen? Hat
er sie erschlagen?
AL11: Von Albert Schweitzer ist das bekannte Wort von der
»Ehrfurcht vor dem Leben« geprägt worden, das – würde
es konsequent auf den Menschen angewandt – verhindern
würde, dass es weltweit jährlich 80 Millionen Abtreibungen
gibt. Schweitzer zog den Bogen jedoch weiter und versuchte,
nie auf ein Insekt im Urwald zu treten. Im Hinduismus
darf ebenso grundsätzlich kein Tier getötet werden,
weil man glaubt, ein Mensch könne nach seinem irdischen
Tod in irgendeinem beliebigen Tier weiterleben. In KonseFragen
bezüglich des Lebens und des Glaubens
125
quenz daraus gibt es in Indien achtmal so viel Ratten wie
Menschen. Der Nahrungsbedarf dieser Ratten wird zum
unlösbaren Problem; der angerichtete Schaden ist unbeschreiblich.
Das biblische Gebot »Du sollst nicht töten«
(2Mo 20,13) bezieht sich ausschließlich auf den Menschen.
Für die Tiere gilt dieses Gebot nicht, denn sie sind dem
Menschen ausdrücklich als Nahrung erlaubt (1Mo 9,3). Auch
die Verschärfung des Tötungsverbots durch Jesus in der
Bergpredigt (Mt 5,21-26) wird keinesfalls auf die Tierwelt
ausgedehnt.
Die oben gestellte Frage rückt Jesus in eine hinduistische
Verhaltensweise oder in Verhaltensmuster von Albert
Schweitzer
und Franz von Assisi, der sich Strafen auferlegte,
wenn er auf ein Insekt getreten hatte. Den rechten Umgang
mit der Tierwelt zeigt uns Gott in der Bibel. In der ursprünglichen
Schöpfung stand alles unter dem Urteil: »Und siehe da,
es war sehr gut« (1Mo 1,31). Es gab somit keine Krankheiten,
keinen Tod, keine schädlichen Insekten und keine gefährlichen
Tiere. Mit dem Sündenfall kam es zu einem tiefen
Einbruch auch in die Tierwelt, der von Tierart zu Tierart
mit
deutlich graduierten Unterschieden markiert ist. So gibt es
die Kategorie von reinen und unreinen Tieren (1Mo 7,2). Es
wird weiterhin zwischen bösen (3Mo 26,6) und nützlichen
Tieren unterschieden, wobei der Schutz der letzteren
sogar in
den Zehn Geboten Gottes verankert ist (2Mo 20,10+17). In
5. Mose 25,4 wird dem Ochsen, der beim Dreschen eingesetzt
ist, von Gott das Futterrecht des Brotgetreides
eingeräumt.
Andere Tiere verloren mit dem Sündenfall
ihre ursprünglich
positive Rolle bezüglich des Menschen
und wurden zu
ausgemachten Schädlingen. Insbesondere
nennt die Bibel
Heuschrecken, Käfer, Raupen, Frösche
und Ungeziefer, die
in ihrem massenhaften Auftreten zum Gericht Gottes werden
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
126
(2Mo 10,12; Ps 78,45-46; Ps 105,30-34; Jl 2,25; Am 4,9).
Ebenso verkörpern Schlangen
und Skorpione feindliche
Mächte, vor denen Gott bewahren
kann (4Mo 21,8-9; Lk
10,19) oder die in Gerichtssituationen
Gewalt über den
Menschen bekommen (4Mo 21,6; 1Kön 12,11).
Die meisten Krankheiten werden durch Mikroorganismen
(Viren, Bakterien, Parasiten) verursacht. Wenn Jesus alle
Krankheit heilte (Mt 4,23), dann tötete er damit auch diese
den Menschen bedrohenden und schädlichen Lebewesen.
Wir zeichnen ein falsches Bild von Jesus Christus, wenn
wir ihm eine unrealistische Einschätzung dieser gefallenen
Schöpfung unterstellen. Zerstörerischen Mächten wie Wind
und Wellen (Mt 8,27), Krankheit und Tod (Mt 8,3; Joh 11,43-
44), Dämonen und bösen Geistern (Lk 11,14) gebietet
er in
seiner Vollmacht. Jesus kam als Sohn Gottes und zugleich
als Mensch zu uns. Er »ward gleich wie ein anderer
Mensch
und an Gebärden als ein Mensch erfunden« (Phil 2,7), d. h.,
er war damit allen Situationen ausgeliefert wie jeder andere
Mensch und somit auch der Plage von Moskitos, Mücken,
Bremsen und Fliegen. Die Bibel berichtet
nirgends explizit,
wie er damit umgegangen ist. Aus dem oben Gesagten
können wir dennoch annehmen, dass er sie sowohl verjagt als
auch getötet hat.
Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens
7. Fragen bezüglich des Todes und der
Ewigkeit (FT)
FT1: Gibt es ein Leben nach dem Tod?
AT1: Die riesigen Pyramiden der Ägypter belegen die
damaligen
Kenntnisse der Bautechnik und Architektur, aber
mehr noch sind es gewaltige Zeugnisse einer Menschheit,
die an ein Weiterleben nach dem Tode glaubt. Es gibt keine
Kultur und keinen Stamm auf dieser Erde ohne diesen Glauben.
Von dieser Tatsache sind noch nicht einmal die Atheisten
ausgenommen. Als nach dem Tode des Revolutionärs
Nordvietnams
Ho Chi Minh (1890-1969) sein Testament
vor der kommunistischen Prominenz verlesen wurde, stand
dort: »Ich gehe hin, um die Genossen Marx, Lenin und
Engels
wiederzutreffen.« Woran liegt das? Nun, Gott hat
jedem
Menschen »die Ewigkeit ins Herz gelegt« (Pred 3,11;
Zürcher). Der Tod ist für uns eine Mauer, über die wir nicht
hinüberschauen können; aber Einer hat sie durchbrochen. Er
war drüben und kam von der jenseitigen Welt zurück: Es ist
der Herr Jesus Christus! Er starb am Kreuz und ist am dritten
Tag auferstanden von den Toten. Von diesem Sieger über den
Tod haben wir die Gewissheit, unsere Existenz
hört nicht
mit dem Tode auf. Er hat uns die Realitäten
von Himmel
und Hölle bezeugt. Wir sind Ewigkeitsgeschöpfe
und durch
den Glauben an ihn zum ewigen Leben berufen: »Ich bin die
Auferstehung
und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird
leben, ob er gleich stürbe« (Joh 11,25).
128
FT2: Was ist das ewige Leben? Wie muss man sich das vorstellen?
AT2: In der Sprache des NT gibt es zwei völlig verschiedene
Wörter für das deutsche Wort »Leben«: bios und zoä. Bios
meint das biologische Leben des Menschen, aber auch aller
außermenschlichen Kreatur. Dieses Leben eilt schnell und
flüchtig dahin wie ein Strom, wie ein Schlaf, wie eine bald
verwelkende Blume (Ps 90,5; Ps 103,15). In Hiob 14,1-2
lesen wir: »Der Mensch, von der Frau geboren, lebt kurze
Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt
ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.« An anderer
Stelle wird dieses enteilende Leben mit Dampfschwaden
verglichen:
»Denn was ist euer Leben? Ein Dampf seid ihr,
der eine kleine Zeit währt, danach aber verschwindet er«
(Jak 4,14).
Von Otto v. Bismarck stammt der Ausspruch: »Das Leben
ist ein geschicktes Zahnausziehen. Man denkt immer, das
Eigentliche solle erst kommen, bis man plötzlich sieht, dass
alles vorbei ist.« Der Dichter Chr. Fr. Hebbel meinte: »Das
Leben ist eine in siebenfaches Goldpapier eingewickelte Bittermandel
«, und der Essayist Adolf Reitz definierte das Leben
als »ein Massengrab der Hoffnungen und Enttäuschungen.
«
Die Bibel gibt uns hingegen eine völlig andere Perspektive:
Wo Menschen ihr Leben als gute Gabe Gottes entdecken und
es in der Nachfolge Jesu gestalten, bekommt es eine neue
Dimension, das mit dem griechischen »zoä« beschrieben
ist. Zoä ist Leben aus Gott, jenes wesenhafte, unauflösliche,
ewige Leben. Jesus Christus ist in diese Welt gekommen, um
uns das ewige Leben zu bringen. So ist es nicht nur mit seiner
Person verknüpft; in ihm begegnet uns direkt das ewige
Leben. Jesus sagt in Johannes 14,6: »Ich bin … das (ewige!)
Leben« (griech. zoä). Diese Identität von Jesus und ewigem
Fragen bezüglich des Todes und der Ewigkeit
129
Leben bezeugt auch der Apostel Johannes:
»Und das (ewige)
Leben (griech. zoä) ist erschienen,
und wir haben gesehen
und bezeugen und verkündigen
euch das Leben, das ewig
ist, welches war bei dem Vater
und ist uns erschienen« (1Joh
1,2). Wer an Jesus glaubt, wer ihn als Herrn hat, der hat damit
auch ewiges Leben (1Joh 5,12). Mit der Verheißung des
ewigen Lebens (1Joh 2,25) steht unser zeitliches Leben auf
einer ewigen Grundlage.
Nur von daher wird es verständlich,
dass Jünger Jesu um des Glaubens willen Verfolgung,
Gefängnis und Folter ertragen und sogar in den Tod gehen,
aber nicht ihren Herrn verleugnen. Das ewige Leben wird
in seiner ganzen Fülle erst nach der Auferstehung offenbar:
»Und viele … werden aufwachen: etliche zum ewigen Leben,
etliche zu ewiger Schmach und Schande« (Dan 12,2). In
diesem Leben
haben wir nicht nur die Zusage des ewigen
Lebens, sondern
schon jetzt Anteil an Gottes und Christi
Lebensfülle, Existenz und Herrlichkeit. Wenn der Glaube
zum Schauen gelangt, werden wir Jesus und den Vater von
Angesicht zu Angesicht schauen.
FT3: Wann beginnt das ewige Leben?
AT3: Nach dem Zeugnis der Bibel gibt es nur zwei Arten
der ewigen Existenz: ewiges Leben oder ewige Verlorenheit.
Darum ist es nach einem Wort von Heinrich Kemner das
größte Verlustgeschäft, ohne Jesus zu leben und zu sterben.
In Johannes 3,15 wird betont, »dass alle, die an ihn glauben,
das ewige Leben haben«. Die Zueignung des ewigen
Lebens
geschieht somit nicht erst nach dem Tode, sondern
gilt vom
Augenblick der Bekehrung an: »Wer an den Sohn glaubt, der
hat das ewige Leben« (Joh 3,36). Dieser Glaube trägt das
Siegel der Auferstehung Jesu von den Toten
und steht damit
auf einer absoluten und unwandelbaren
Grundlage. Gott legt
Fragen bezüglich des Todes und der Ewigkeit
130
Wert darauf, dass eine feste Gewissheit
in uns ist: »Solches
habe ich euch geschrieben, die ihr glaubet an den Namen des
Sohnes Gottes, auf dass ihr wisset, dass ihr das ewige Leben
habt« (1Joh 5,13).
FT4: Wie kann ich mir den Himmel vorstellen?
AT4: Alle menschliche Vorstellungskraft reicht nicht aus,
um sich die Herrlichkeit des Himmels vorstellen zu können.
Paulus wurde ein Blick bis in den dritten Himmel (2Kor
12,2) gewährt. Er schreibt in anderem Zusammenhang von
der verborgenen Weisheit Gottes, die uns der Geist Gottes
schon hier auf Erden kundtut, und bemerkt dazu: »Was
kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in
keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat
denen,
die ihn lieben« (1Kor 2,9). Wieviel mehr gilt diese
Beschreibung
für die uns noch unsichtbare Herrlichkeit Gottes
und für den Himmel! Die Bibel vermittelt uns kein vollständiges
Bild des Himmels, dennoch zeichnet sie ihn in
vielen Facetten, von denen wir hier einige betrachten wollen.
Der Glaube darf es im Vorgeschmack wahrnehmen, das
Schauen wird unbeschreiblich
sein.
1. Der Himmel, ein Reich: Alle Reiche dieser Welt vergehen,
ihre irdische Macht ist nur begrenzt. Das Deutsche
Kaiserreich
von 1871 hat keine fünfzig Jahre erreicht. Das
Dritte
Reich wurde als das Tausendjährige propagiert, aber
es endete nach 12 Jahren in Schutt und Asche. Der Himmel
hingegen ist ein ewiges Reich (2Petr 1,11), das kein Ende
haben wird. Es ist ein »unbewegliches Reich« (Hebr 12,28).
Es ist das ersehnte himmlische Vaterland (Hebr 11,16), in
dem die Herrschaft Gottes mit einer vollkommenen Regierung
restlos anerkannt werden wird. Die zu Christus GeFragen
bezüglich des Todes und der Ewigkeit
131
hörigen werden mit ihm regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit
(Offb 22,5; Lk 19,17+19).
2. Der Himmel, das Vaterhaus: Im Gegensatz zu allen irdischen
Häusern und Wohnungen ist der Himmel ein unvergänglicher
Ort: »Denn wir haben hier keine bleibende Stadt,
sondern die zukünftige suchen wir« (Hebr 13,14).
Diese Stadt hat Gott selbst zubereitet (Hebr 11,16b), und
der Herr Jesus ist der Gestalter des ewigen Domizils: »In
meines Vaters Hause sind viele Wohnungen … Ich gehe hin,
euch die Stätte zu bereiten« (Joh 14,2). Alle, die zu Christus
gehören,
haben hier ewiges Bürgerrecht; sie sind Gottes
Hausgenossen (Eph 2,19). Im »Vaterunser« heißt es:
»Unser Vater in dem Himmel« (Mt 6,9), und in Johannes
17,24 betet der Herr Jesus: »Vater, ich will, dass, wo ich bin,
auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, auf dass sie
meine Herrlichkeit sehen.« Der Himmel ist unser Vaterhaus,
weil Gott dort wohnt (1Mo 24,7; Ps 115,3; Mt 6,9). Es ist
ebenso die Wohnstätte Jesu. Von dort ist er zu uns in die
Welt gekommen (Joh 3,13; Joh 6,38), und dorthin
ist er nach
seiner Himmelfahrt wieder aufgenommen (Lk 24,51; Apg
1,11). Bei seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit wird
er von dort kommen und die Seinen zu sich nehmen.
3. Der Himmel, unsere Heimat: Während des letzten Krieges
verloren Millionen von Ostpreußen, Pommern und Schlesiern
ihre alte Heimat. Von Generation zu Generation
wohnten die
Menschen in diesen Gebieten bis zum Tag der Flucht oder
der Vertreibung. Der Verfasser ist selbst Augenzeuge dieser
schrecklichen Ereignisse. Wir Menschen sind auf Heimat
angelegt. Nietzsche beklagte seine geistige Unbehaustheit
mit den Worten: »Weh dem, der keine Heimat
hat!« In dieser
Welt gibt es nur eine Heimat auf Zeit, darum schreibt Paulus
Fragen bezüglich des Todes und der Ewigkeit
132
an die Philipper (3,20): »Unsere Heimat
aber ist im Himmel,
von dannen wir auch warten des Heilandes Jesus Christus,
des Herrn.«
4. Der Himmel, Ort der Freude: Ein Hochzeitsfest ist auch
nach irdischen Maßstäben ein Anlass besonderer Freude. Der
Himmel wird uns in der Bibel im Bild der Hochzeit als ein
ewiges Fest der Freude beschrieben: »Lasset uns freuen
und
fröhlich sein und ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit
des
Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet
«
(Offb 19,7). Jesus Christus, das Lamm Gottes, das geduldig
die Sünde der Welt trug und sie am Kreuz tilgte, ist nun der
Bräutigam und seine Gemeinde die Braut. Diese
errettete
Schar aus allen Völkern, Stämmen und Nationen
beschreibt
Jesus in Lukas 13,29: »Und es werden kommen
von Osten
und von Westen, von Norden und von Süden,
die zu Tische
sitzen werden im Reich Gottes.«
5. Der Himmel, Ort ohne Sünde: Unsere Welt ist durchdrungen
von den Folgen der Sünde: Leid, Not, Schmerz, Geschrei,
Krankheit, Krieg und Tod. Im Himmel aber wird »nichts
mehr unter dem Bann sein« (Offb 22,3). Gott wird sein alles
in allem, und er selbst macht alles neu: »Gott wird abwischen
alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr
sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr
sein; denn das Erste ist vergangen« (Offb 21,4). Bei solchem
Blick kann Paulus auch zeitliche Trübsal erdulden:
»Denn
ich halte dafür, dass dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht
wert sei, die an uns soll offenbart werden
« (Röm 8,18).
6. Der Himmel, Ort der Krönung: Alles, was wir in diesem
Leben im Namen des Herrn Jesus tun, hat eine ewigkeitliche
Dimension. Es hat bleibenden Charakter. So kann Paulus
am Ende seines irdischen Weges sagen: »Ich habe den
Fragen bezüglich des Todes und der Ewigkeit
133
guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich
habe den Glauben gehalten; hinfort ist mir bereit die Krone
der Gerechtigkeit, welche mir der Herr, der gerechte Richter,
an jenem Tage geben wird, nicht mir aber allein, sondern
auch allen, die seine Erscheinung lieb haben« (2Tim 4,7-8).
Von einer solchen Krönung spricht auch der erhöhte Herr in
Offenbarung 2,10: »Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir
die Krone des (ewigen) Lebens geben.«
7. Der Himmel, unser Ziel: Das höchste Ziel, das uns
Menschen gesetzt ist, besteht darin, durch den Glauben an
Jesus den Himmel zu erreichen. In 1. Petrus 1,8-9 weist der
Apostel
auf dieses Ziel hin: »Ihn (= Jesus) habt ihr nicht
gesehen und habt ihn doch lieb; … und freuet euch mit
unaussprechlicher und herrlicher Freude, die ihr das Ziel
eures Glaubens davon bringt, nämlich der Seelen Seligkeit.«
Fragen bezüglich des Todes und der Ewigkeit
Anhang
Anmerkungen zur Bibel
Die folgenden Abschnitte behandeln die wichtigsten Grundsätze
im Umgang mit der Bibel. Die detaillierte Gliederung
nach Themenbereichen und die weitgehende Durchnummerierung
sollen das Auffinden erleichtern.
I. Basissätze zur Bibel
In der Wissenschaftstheorie ist es üblich, die notwendigen
Anfangsbedingungen zur Wissensgewinnung eines Fachgebietes
in Form feststehender Basissätze zu formulieren.
Darauf
gründend wird dann das gesamte Wissensgebäude
errichtet.
Wenn diese Methode wegen des andersartigen
Wesens
der Bibel auch nicht voll auf das Wort Gottes übertragbar
ist, so wollen wir unter Beachtung dieser Einschränkung
einmal die wesentlichen Basissätze zusammentragen.
Diese Sätze sind grundlegend für den Umgang mit der
Bibel
und sollen insbesondere demjenigen, der noch über
wenige
Vorkenntnisse verfügt, den Einstieg in dieses »Buch
der Bücher« erleichtern. Die folgenden Basissätze bestehen
meist aus einem kurzen Aussagesatz, der dann begründet
und reichlich mit biblischen Zitaten belegt wird. Für die
Bibel (bzw. Teile davon) gibt es eine ganze Reihe synonymer
Begriffe, die wir auch in dieser Vielfalt verwenden: Wort
Christi (Röm 10,17), des Herrn Wort (1Sam 15,23), Buch des
Herrn (Jes 34,16), Buch (Jer 30,2), Wort der Schrift (Lk 4,21),
135
Schrift (Mt 21,42), heilige Schrift(en) (2Tim 3,15), Altes und
Neues Testament (2Kor 3,14 bzw. Lk 22,20; nach Luther).
I.1 Zur Herkunft der Bibel
B10: Die Bibel ist die einzige, von Gott offenbarte und autorisierte
schriftliche Information: »So spricht der Herr, der
Gott Israels: Schreibe dir alle Worte in ein Buch, die ich
zu dir rede« (Jer 30,2). Als der erhöhte Herr befiehlt Jesus:
»Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss«
(Offb 21,5). Dem Wort der Bibel darf weder etwas hinzugefügt
noch darf etwas davon weggelassen werden (Offb
22,18-19), darum sind alle anderen als Offenbarung bezeichneten
Bücher (z. B. das Buch Mormon der Mormonen, der
Koran des Islam) menschliche Erfindungen. In Galater 1,8
wird die Einzigartigkeit biblischer Offenbarung herausgestellt
und auch die Konsequenz jeder Veränderung der Botschaft
durch Menschen genannt: »Aber wenn auch wir oder
ein Engel vom Himmel euch würde das Evangelium predigen
anders, als wir euch gepredigt haben, der sei verflucht.«
B11: Die Herkunft der Bibel ist menschlich letztlich nicht
begreifbar,
auch wenn dies manchmal so anklingt (Lk 1,1-
4). Es bleibt für uns ein unergründliches Geheimnis, wie
die Informationsübertragung von Gott zu den Schreibern
der Bibel geschah. Die Ausdrucksweisen »ich ( = Gott) lege
meine
Worte in deinen Mund« (Jer 1,9), »des Herrn Wort
geschah
zu mir« (Hes 7,1) oder »ich (= Paulus) habe es
durch eine Offenbarung Jesu Christi empfangen« (Gal 1,12)
vermitteln
uns den gewissen Eindruck, dass wir es bei der
Bibel
mit einer göttlichen Informationsquelle zu tun haben,
aber auf welche Art und Weise die Schreiber den Inhalt der
Botschaft empfangen haben, bleibt offen.
Anmerkungen zur Bibel
136
B12: Die göttliche Seite der Bibel: Die eigentliche Urheberschaft
der Bibel ist göttlich. Nach 2. Timotheus 3,16 ist alle
Schrift von Gott eingegeben (griech. theopneustos = »gottgegeistet
«, von Gott und dem Heiligen Geist gegeben, von
Gott eingehaucht). Die Informationsquelle ist Gott der Vater,
der Sohn Gottes und der Heilige Geist:
a) Gott der Vater: »Nachdem vorzeiten Gott manchmal
und auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern
durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu
uns geredet durch den Sohn« (Hebr 1,1-2).
b) Jesus Christus: »Sehet zu, dass ihr den ( = Jesus) nicht
abweiset, der da redet. Denn wenn jene nicht entronnen
sind, die Gott abwiesen, als er auf Erden redete,
wieviel weniger wir, wenn wir den (= Jesus) abweisen,
der vom Himmel redet« (Hebr 12,25).
c) Der Heilige Geist: »Von dem heiligen Geist getrieben,
haben Menschen im Namen Gottes geredet« (2Petr
1,21).
B13: Die menschliche Seite der Bibel: Das Wort Gottes liegt
uns in »irdenen Gefäßen« vor, d. h. die göttlichen
Gedanken
von der Unausforschbarkeit der Wege Gottes, der
Unfassbarkeit
seiner Liebe und Barmherzigkeit sind in
der begrenzten
Ausdrucksfähigkeit menschlicher Sprache
wiedergegeben,
dennoch sind die Worte erfüllt von »Geist
und Leben« (Joh 6,63).
I.2 Zum Wahrheitsgehalt der Bibel
B20: Das Wort der Bibel ist unverbrüchliche Wahrheit: »Dein
Wort ist die Wahrheit« (Joh 17,17). Auch das AT bestätigt
diesen Wesenszug: »Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge,
noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereue. Sollte er da
Anmerkungen zur Bibel
137
etwas sagen und nicht tun? Sollte er etwas reden und nicht
halten?« (4Mo 23,19). In Johannes 14,6 bezeugt Jesus nicht
nur, dass er die Wahrheit sagt, sondern dass er die Wahrheit
in Person ist. Der Schriftsteller Manfred Hausmann bemerkte
zum Wesen der Wahrheit: »Die Wahrheit ist unendlich
viel
größer und tiefer als die Richtigkeit.«
B21: Zwischen Jesus und dem Wort Gottes besteht eine
Einheit:
Jesus Christus und das Wort Gottes bilden eine
unauslotbare Einheit (Joh 1,1-4; Offb 19,13). Während seiner
Erdenzeit
war Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich.
Er war der Sohn Gottes und ebenso der Menschensohn.
»Er ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden
als ein Mensch erfunden« (Phil 2,7), aber im Gegensatz zu
allen anderen Menschen war er ohne Sünde. Entsprechendes
gilt für das Wort Gottes: Es wurde äußerlich gleich anderen
Büchern und als ein Buch mit vielen literarischen Gattungen
und stilistischen Mitteln erfunden, aber im Gegensatz
zu
allen sonstigen Büchern ist es Gottes Wort, das unfehlbar,
absolut wahr (Ps 119,160) und völlig makellos ist (Spr 30,5).
B21 fasst die Sätze B12 und B13 zusammen.
B22: Es gibt keine unterschiedliche Qualität in der Wahrheitsaussage
bezüglich der biblischen Bücher oder der in
den Dienst genommenen Schreiber. So kann das AT nicht
gegen das NT (oder umgekehrt) ausgespielt werden oder die
Evangelien nicht gegen die Paulusbriefe, denn alle Schriften
beruhen auf Offenbarung (Gal 1,12). Die Bedeutungstiefe
der Aussagen
hingegen ist keineswegs immer gleich.
So ist die heilsgeschichtliche
Gedankentiefe von Johannes
3,16 nicht vergleichbar
mit dem Reisedetail von Apostelgeschichte
27,12, und der Schöpfungsbericht nach 1. Mose 1
hat einen anderen
Stellenwert als das Verzeichnis der zurückkehrenden
Juden nach Esra 2 (vgl. auch Satz B50).
Anmerkungen zur Bibel
138
I.3 Zur Prüfung der biblischen Wahrheit
B30: Die Wahrheit der Bibel ist prüfbar. Gott erwartet keinen
blinden Glauben, sondern er gibt uns überzeugende
Prüfmaßstäbe, die uns zur Erkenntnis der Wahrheit verhelfen:
1. Prüfung am Leben: Jesus lehrt die Prüfbarkeit des Wortes,
indem wir es in unserem Leben anwenden: »Meine Lehre
ist nicht mein, sondern des, der mich gesandt hat. Wenn
jemand will des Willen tun, der wird inne werden, ob diese
Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selber rede« (Joh
7,16-17).
2. Prüfung an der eigenen Freiheit: Jesus lehrt, dass die
Anwendung
eines irrenden Systems knechtet (Ideologien und
Sektensysteme versklaven den Menschen), die Umsetzung
seiner Gedanken hingegen befreit: »Wenn ihr bleiben werdet
an meiner Rede, so seid ihr in Wahrheit meine Jünger und
werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch
frei machen« (Joh 8,31-32).
3. Prüfung durch Annahme: Wie der Geschmack einer
Apfelsine
nur durch Probieren kennenzulernen ist, so wird
die Wahrheit der Bibel durch Lesen und Annehmen offenbar.
Diskussion oder Disputation können intensives Bibelstudium
nicht ersetzen. Die Beröer handelten vorbildlich: »Diese
waren besser als die zu Thessalonich; die nahmen das Wort
ganz willig auf und forschten täglich in der Schrift, ob sich’s
so verhielte« (Apg 17,11).
4. Prüfung am Ergebnis: Wer sich stets nach Gottes Wort
richtet und den Anweisungen gehorsam ist, dessen Leben
wird deutlich sichtbar gelingen (siehe auch Frage FB2):
»Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde
kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, auf dass du
Anmerkungen zur Bibel
139
haltest und tuest allerdinge nach dem, was darin geschrieben
steht. Alsdann wird es dir gelingen in allem, was du tust, und
wirst weise handeln können« (Jos 1,8).
5. Prüfung als Predigthörer: Eine besondere Verheißung hat
Gott auf das Hören biblischer Predigt gelegt. Wer mit offenem
Herzen Gottes Wort hört, wird zum Glauben kommen:
»So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber
durch das Wort Christi« (Röm 10,17).
6. Prüfung am eigenen sündigen Wesen: Wohl nirgends
in der Bibel finden wir uns in unserer Existenz so echt
angesprochen,
als wenn es um unser sündhaftes Wesen geht.
Wer hier vor sich ehrlich bleibt, der erkennt die Wahrheit der
Bibel an der uns gegebenen persönlichen Diagnose: »Denn
es ist hier kein Unterschied: Sie sind allzumal Sünder und
mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten« (Röm
3,22-23). Man trifft wohl nie einen Menschen, der das Wort
aus 1. Johannes 1,8 als für ihn nicht zutreffend abweist:
»Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir
uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.«
Anmerkung: Es fällt auf, dass sich die Wahrheit der Bibel
nur dem gehorsam Handelnden erschließt. Wer nur rein
intellektuell und losgelöst von der eigenen Person mit der
Bibel umgeht, der findet keinen Zugang (1Kor 1,19). So
können mathematisch überzeugende Rechnungen (siehe
Frage FB1) zwar eine Hilfe sein, aber der Schritt zum Glauben
bleibt eine individuelle Entscheidung. Die Zusagen
Gottes können nur im Glauben angenommen oder im
Unglauben
abgewiesen werden.
Anmerkungen zur Bibel
140
I.4 Zur Thematik der Bibel
B40: Die Bibel spricht von Jesus. Dies gilt nicht nur für das
NT, denn auch bezüglich des AT lehrt Jesus: »Ihr suchet
in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben
darin;
und sie ist es, die von mir zeuget« (Joh 5,39). Vom
NT gewinnen wir erst den rechten Zugang zum AT, weil sich
dessen Schriften auf Christus beziehen. Dieses Prinzip hat
Jesus den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus erschlossen
(Lk 24,13-35). Damit ist auch der Hauptzweck der Bibel
angesprochen,
der in Johannes 20,31 hervorgehoben ist: Sie
wurde »geschrieben, dass ihr glaubet, Jesus sei der Christus,
der Sohn Gottes, und dass ihr durch den Glauben das Leben
habet in seinem Namen.«
B41: Die Bibel spricht von irdischen und von himmlischen
Dingen (Joh 3,12). Zu den irdischen Dingen gehören z. B.
historische Abläufe, Reisebeschreibungen, persönliche
Begegnungen,
Gesetzesvorschriften, Gemütsbeschreibungen,
Familienchroniken, Stammbäume, Missionsberichte, Alltagsfragen
und naturwissenschaftliche Angaben. Neben diesen
auch von Gott für wichtig erachteten Aussagen richtet
die Bibel unseren Blick immer wieder auf die himmlischen
Dinge (Mt 6,33; Kol 3,2): auf Gott, Jesus Christus und den
Heiligen Geist, auf das Reich Gottes, auf Auferstehung und
Gericht, auf den Himmel und die Ewigkeit.
B42: Die Bibel gibt die realistischste Schilderung des Menschen.
Die Männer und Frauen der Bibel werden nicht als
Helden glorifiziert, sondern in all ihrer Schwachheit und
Fehlerhaftigkeit, in ihrem Versagen, aber auch in ihrem vorbildlichen
Tun wahrheitsgetreu gezeichnet. Sogar bei David,
dem »Mann nach dem Herzen Gottes« (1Sam 13,14; Apg
13,22), werden die Verfehlungen nicht retuschiert (2Sam 11).
Anmerkungen zur Bibel
141
B43: Die biblische Offenbarung ist der Schlüssel zum Verständnis
dieser Welt. Sie ist die grundlegende und durch
nichts zu ersetzende Informationsquelle. Insbesondere
bleibt die Gegenwart ohne die drei bezeugten Ereignisse
der Vergangenheit Schöpfung, Sündenfall und Sintflut
unerklärbar.
Daraus folgen fünf abgeleitete Unterbasissätze
(ausführlicher in [G6]):
1. Die Vergangenheit ist der Schlüssel zur Gegenwart.
Dieser Satz ist die Umkehrung zu jenem Basissatz der
Evolutionslehre,
wonach aus heutigen Beobachtungsdaten
zeitlich beliebig
weit rückwärts extrapoliert werden kann.
2. Die Schöpfungsfaktoren erschließen sich nur durch den
Glauben (Hebr 11,3). Die verschiedenen Schöpfungsfaktoren
sind an zahlreichen Stellen der Bibel bezeugt:
• durch das Wort Gottes: Ps 33,6; Joh 1,1-4; Hebr 11,3
• durch die Kraft Gottes: Jer 10,12
• durch die Weisheit Gottes: Ps 104,24; Spr 3,19;
Kol 2,3
• durch den Sohn Gottes: Joh 1,1-4; Joh 1,10;
Kol 1,15-17; Hebr 1,2b
• nach den Wesensmerkmalen Jesu: Mt 11,29;
Joh 10,11; Joh 14,27
• ohne Ausgangsmaterial: Hebr 11,3
• ohne Zeitverbrauch: Ps 33,6
3. Der Tod ist eine Folge der Sünde der ersten Menschen
(1Mo 2,17; 1Mo 3,17-19; Röm 5,12; Röm 5,14; Röm 6,23;
1Kor 15,21).
4. Von den Auswirkungen des Sündenfalles des Menschen
ist auch die gesamte sichtbare Schöpfung mitbetroffen
(Röm 8,20+22). Die destruktiven Strukturen in der Biologie
Anmerkungen zur Bibel
142
(z. B. Bakterien als Krankheitserreger, Parasitismus, Tötungsmechanismen
bei Schlangen, Spinnen und Raubtieren,
fleischfressende
Pflanzen, Mühsal durch »Dornen und
Disteln«) sind nicht losgelöst vom Sündenfall zu erklären.
Ebenso hat die überall zu beobachtende Vergänglichkeit
hierin ihre Ursache.
5. Die heutige Geologie der Erde kann nicht ohne die Sintflut
gedeutet werden.
I.5 Zu den Aussagen der Bibel
B50: Das Gewicht (Bedeutung, Gedankentiefe) biblischer
Aussagen ist nicht überall gleich, dennoch gibt es keine
unwichtige
Information. Dieser Aspekt wird sofort einsichtig,
wenn man z. B. Johannes 3,16 mit Apostelgeschichte 18,1
vergleicht (vgl. Satz B22).
B51: Die Bibel enthält alle für uns notwendigen Grundsätze.
Sie ist in dem Sinne vollständig, als sie alles Notwendige
beinhaltet, um sowohl in diesem Leben zurechtzukommen
als auch das ewige Ziel zu erreichen: »Suchet nun in dem
Buch des Herrn und leset! Es wird nicht an einem … fehlen;
man vermisst auch nicht dies noch das« (Jes 34,16).
B52: Die Bibel widerspricht sich nirgends selbst. Meistens
lösen
sich scheinbare Widersprüche bei intensiver
Betrachtung rasch auf. Die häufigsten Ursachen für solcherlei
Widersprüche
ist die Nichtbeachtung einiger biblischer
Prinzipien:
1. Die Bibel berichtet oft nur sehr knapp: So wird die Bekehrungsgeschichte
des Levi (= Matthäus) in nur einem Vers
geschildert (Mt 9,9). Ebenso findet die oft gestellte Frage
Anmerkungen zur Bibel
143
nach den Frauen der Söhne Adams ihre Antwort in den
knappen, nicht auf Vollständigkeit abgestellten Berichten
der Bibel. Die Lösung des Problems ist aber häufig durch
Schlussfolgerung möglich: Nach 1. Mose 5,4 zeugte Adam
Söhne und Töchter. In der Anfangssituation heirateten also
die Geschwister untereinander; in der nächsten Generation
waren es Cousinen und Cousins. So nahe an der Schöpfung
war Inzucht nicht schädlich (siehe Frage FS11).
2. Zu manchen Geschehnissen gibt es in der Bibel
Parallelberichte mit anderen Aspekten.
Beispiel 1: Die Stammbäume Jesu nach Matthäus 1,1-17
und Lukas 3,23-38 weisen neben Übereinstimmendem auch
einige
Unterschiede auf. Bei Matthäus finden wir ein typisches
absteigendes Register, das bei Abraham beginnt und
hinabreicht bis zu Joseph, dem Mann der Maria. Bei Lukas
hingegen ist es aufsteigend, denn es beginnt mit Joseph und
steigt auf bis zu Adam, ja, bis zu Gott. Das Geschlechtsregister
bei Matthäus enthält 3 · 14 = 42 Namen und das bei
Lukas 77 Namen, was offensichtlich symbolische Bedeutung
hat. Beide Listen lassen aus Übersichts- und Symbolgründen
einige Personennamen aus, dennoch machen beide Übereinstimmendes
deutlich:
• Jesus ist nicht der Sohn Josephs
• Jesus ist ein »Stern aus Jakob« (4Mo 24,17)
• Jesus kam aus dem Stamm Juda (Offb 5,5)
• Jesus hat eine königliche Abstammung über David
(1Chr 28,4-7; Jes 43,6; Offb 5,5).
Beispiel 2: Die verschiedenen Berichte über die Auferstehung
Jesu differieren in unwesentlichen Details. Diese
Unterschiede
zeigen, dass jeder als Augenzeuge schreibt
Anmerkungen zur Bibel
144
und nicht voneinander abgeschrieben wurde. (Wenn mehrere
Augenzeugen unabhängig voneinander über einen Verkehrsunfall
berichten, dann werden die Schilderungen
unterschiedlich
ausfallen, obwohl alle die Wahrheit sagen).
3. Manche geistlichen Aussagen geben nur in ihrer
Komplementarität den wirklichen Sinn wieder. Die Physik
des Lichtes lässt sich vollständig nur in komplementärer (lat.
complementum = Ergänzung) Weise beschreiben: Einerseits
verhält sich das Licht nach Wellen – andererseits nach
Materieeigenschaften (Photonen). Erst wenn beide sich
eigentlich
widersprechenden Verhaltensweisen kombiniert
werden,
wird die Wirklichkeit richtig erfasst. Solche Komplementäraussagen
kennt die Bibel auch. So gibt es für den
rettenden Glauben zwei komplementäre, d. h. sich scheinbar
widersprechende, aber in Wirklichkeit ergänzende Aussagen
(siehe auch Frage FH1):
a) »So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht
werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den
Glauben« (Röm 3,28; Luther).
b) »So sehet ihr nun, dass der Mensch durch Werke
gerecht
wird, nicht durch Glauben allein« (Jak 2,24).
4. Manche Probleme ergeben sich durch die jeweilig verwendete
Übersetzung. Beispiel: Nach der Lutherübersetzung vergräbt
Jakob die Götzen unter einer Eiche (1Mo 35,4). Die
dem Grundtext stärker verpflichtete Elberfelder Übersetzung
belässt es gemäß dem Grundtext bei der Terebinthe.
Merksatz: »Die Menschen lehnen die Bibel nicht ab, weil
sie sich selbst widerspricht, sondern weil sie dem Menschen
widerspricht.«
5. In Einzelfällen ist die Auflösung scheinbarer Widersprüche
schwierig, aber prinzipiell möglich. Beispiele hierfür
Anmerkungen zur Bibel
145
sind: der Tod des Judas (Mt 27,5b → Apg 1,18); der Inhalt
der Bundeslade
(1Kön 8,9 → Hebr 9,4); der Tod Sauls (1Sam
31 → 2Sam 1).
Erklärungsbeispiel: Nach Matthäus 27,5 erhängte sich Judas,
während es an anderer Stelle heißt: »Er stürzte vornüber
und
ist mitten entzweigeborsten und all sein Eingeweide
ausgeschüttet
« (Apg 1,18). Diese beiden Aussagen über den Tod
des Judas scheinen sich zu widersprechen. Sie passen hingegen
zusammen, wenn man die letztere Aussage z. B. als
eine Beschreibung in stark bildlicher Sprache
auffasst, etwa
wie wir sagen würden »Er war völlig am Boden zerstört«
(siehe Satz B59).
B53: Die Bibel ist das einzige Buch mit echten prophetischen
Angaben, die sich in Raum und Zeit nachprüfbar erfüllt
haben
(siehe auch Frage FB1).
Definition für Prophetie: Prophezeiung ist die sichere Vorhersage
eines bestimmten freien Ereignisses der Zukunft,
die nicht mit normalen Mitteln der menschlichen Erkenntnis
geschieht. Prophetie ist also die frühere Bekanntgabe
späterer Ereignisse im Gegensatz zur Geschichtsschreibung,
bei der es sich um die spätere Bekanntgabe früherer Ereignisse
handelt. Jesus verweist in Johannes 13,19 auf die glaubensstärkende
Absicht der dem Ereignis vorangehenden
Prophetie: »Jetzt sage ich es euch, ehe es geschieht, damit,
wenn es geschehen ist, ihr glaubet, dass ich es bin.«
B54: Gott beginnt häufig seine Offenbarung mit einer Detailaussage,
die dann später Stufe um Stufe weiter entfaltet wird.
Das markanteste Beispiel für diese Vorgehensweise sind die
Verheißungen für das Kommen Jesu in diese Welt [G1, 121127].
Anmerkungen zur Bibel
146
B55: Bei oberflächlichem Lesen der Texte besteht die Gefahr,
Detailaussagen als unbedeutende Nebensächlichkeiten
einzuschätzen.
Im Gesamtzusammenhang haben sie meist
eine tiefer gehende Bedeutung.
Beispiel 1: Die römische Vorgehensweise, den Gekreuzigten
die Beine zu brechen, wurde zwar bei den Verbrechern,
nicht aber bei Jesus nach der Kreuzigung angewandt (Joh
19,32-36). Die prophetische Begründung aus 2. Mose 12,46
(»Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen« [Joh 19,36b]) ist deswegen
schwer zu erkennen, weil es in der alttestamentlichen
Bezugsstelle um das Passahlamm geht. Beispiel 2: Jesus
musste gemäß alttestamentlichem Hinweis außerhalb der
Stadtmauer Jerusalems gekreuzigt werden, weil zu alttestamentlicher
Zeit die Opfertiere außerhalb des Lagers
verbrannt wurden (3Mo 16,27; Hebr 13,11-12).
B56: Die biblischen Aussagen sind von einer Aussagetiefe,
deren
Grund menschlich nicht auslotbar ist (1Kor 13,12).
Georg
Huntemann stellt fest: »Was die Bibel uns eigentlich
sagen
will, beginnt jenseits dessen, was der Verstand erforschen
kann.«
B57: Die Reichweite biblischer Aussagen übertrifft alles
menschliche Denken. Der zeitliche Rahmen liegt in der
Spanne
von »ehe der Welt Grund gelegt war« (Eph 1,4)
und reicht bis in Gottes Ewigkeit (Offb 22,5). Die Bibel beantwortet
uns all jene Fragen, die keine Naturwissenschaft zu
beantworten vermag:
• Was ist das Wesen des Todes? Warum gibt es ihn, und
wie lange wird es ihn geben?
• Was ist der Mensch? Woher kommen wir? Wozu leben
wir, und wohin gehen wir?
• Was wird in der Ewigkeit sein?
Anmerkungen zur Bibel
147
B58: Die Bibel ist ein literarisches Sonderwerk. Es gehört
zum Sprachreichtum der Bibel, ihre Botschaft in einer so
großen
Fülle literarischer Gattungen und stilistischer Mittel
darzubieten,
wie wir sie in keinem sonstigen Buch vorfinden:
Gedicht (Ps 119), Hymnus (Kol 1,15-17), Liebeslied (Hohelied
Salomos), wissenschaftlicher Bericht in Alltagssprache
(1. Mose 1), historischer Bericht (Buch Esra), Gleichnis (allgemeine
Situation aus dem täglichen Leben als Vergleichspunkt;
Mt 13,3-23), Parabel (griech. parabole = Nebeneinandergestelltes;
spezielle und einmalige Situation als lehrhafte
Erzählung zur gleichnishaften Deutung; Lk 18,1-8),
bildhafte Rede (Joh 15,1), prophetische Bildrede (Offb 6),
prophetische Rede (Mt 24), Paradoxon (Phil 2,12-13), Predigt
(Apg 17,22-31), Ermahnung (Kol 3,16-17), Lobpreis
(Eph 1,3), Segensformel (Phil 4,7), Lehre (Röm 5,12-
21), Familienchronik (1Chr 3), Gebet (Ps 35), persönliches
Zeugnis (1Joh 1,1-2), Traumschilderung (1Mo 37,6-7),
direkte
Rede Gottes (Mt 3,17), seelsorgerliches Gespräch
(Joh 4,7-38), Berichte über Disput (Apg 15,7-21) und
Gerichtsverhandlung
(Joh 18,28-38), Weisheitsspruch (Spr
13,7), Verheißung (Mk 16,16), Gerichtswort (Mt 11,21-24),
Rätsel (Ri 14, 12-14), Gesetzgebung (bürgerlich, strafrechtlich,
sittenrechtlich, rituell, gesundheitlich), lyrische Poesie
(Hohelied Salomos), Biographie (Buch Nehemia), persönliche
Korrespondenz (Brief des Paulus an Philemon), Tagebuch
(Apg 16), Monolog (Hi 32-37), Dialog (Hi 3-31),
Apokalyptik (Dan, Offb), zeitweilige Verschlüsselung (Dan
12,9), Prolog (griech. prólogos = Vorrede; Lk 1,1-4), Epilog
(griech. epílogos = Nachrede; Joh 21,25), Ellipse (griech.
élleipsis = Auslassung; stilistisches Mittel, das Unwichtiges
auslässt; Mt 9,9), Metapher (griech. metaphorá = ÜbertraAnmerkungen
zur Bibel
148
gung; bildhafter, im übertragenen Sinn gebrauchter Ausdruck;
Ob 4), Inschrift (Joh 19,19), Chiffre (Offb 13,18).
Hingegen kennt die Bibel nicht: Sage, Legende, Mythos,
Märchen,
Glosse, Satire, Komödie, Witz, Utopie, Science
fiction.
Die Stilfiguren Hyperbel (griech. hyperbállein =
über das Ziel hinauswerfen; Übertreibung: Mt 11,18) und
Ironie
(griech. eironeía = Verstellung; 2Kor 12,11) kommen
gelegentlich
als deutlich erkennbare Stilmittel vor.
Kein Buch der Weltgeschichte hält eine so breite Palette
von Ausdrucksformen bereit, und kein Buch ist in all seinen
Aussagen zugleich so ausschließlich Wahrheit.
B59: Die Bibel schöpft den Reichtum aller sprachlichen Mittel
aus. Neben der am häufigsten anzutreffenden direkten
Aussageform treten in der Bibel zahlreiche spezifische
Redeformen
auf:
1. Phänomenologische Sprache: Statt des manchmal unanschaulichen
ursächlichen Tatbestandes wird die Erscheinung
aus der Sicht des Beobachters beschrieben: Die moderne
Astronomie wie auch die Bibel sprechen vom Sonnenaufgang
und Sonnenuntergang, obwohl diese Erscheinung nicht
durch den »Lauf der Sonne«, sondern durch die Erddrehung
zustande kommt.
2. Idiomatische Redewendungen: Kurze Redewendungen
sind in bestimmten Situationen treffender als lange Ausführungen
(Ri 14,18: »mit meinem Kalb gepflügt«).
3. Dichterische Sprachschönheit: Hohelied 8,3: »Seine Linke
liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte herzt mich.«
4. Umschreibungen und Bilder für heutige Fachbegriffe in
Wissenschaft
und Technik: Die Bibel beschreibt technische
Anmerkungen zur Bibel
149
Errungenschaften,
die es zum Zeitpunkt ihrer Entstehung
noch gar nicht gab oder Situationen, die die Wissenschaft
heute mit Fachbegriffen belegt hat: Statt Satelliten, Spacelabs
und Orbitalstationen sagt die Bibel bildhaft: »Wenn
du gleich in die Höhe führest wie ein Adler und machtest
dein Nest zwischen den Sternen« (Ob 4). Statt in gynäkologischer
Fachsprache von der Ontogenese (Embryonalentwicklung)
im Uterus zu reden, umschreibt die Bibel die Bildung
des Kindes im Mutterleib: »Es war dir mein Gebein
nicht verhohlen, da ich im Verborgenen gemacht ward, da ich
gebildet ward unten in der Erde« (Ps 139,15).
5. Naturwissenschaftlich sachliche Formulierung: Der
Schöpfungsbericht
ist ein treffendes Beispiel hierfür, wo
z. B. in physikalisch exakter Weise Zeitmessmethode und
Definition
der Einheit gemeinsam genannt sind (1Mo
1,14+19).
6. Bilder aus dem Alltag zur Erklärung geistlicher Zusammenhänge:
So ist im Gleichnis nach Matthäus 13,3-23
der Säemann der Verkündiger der biblischen Botschaft, der
Same das Wort Gottes, die Dornen das Hemmnis und das
gute Land die offenen Herzen der Menschen.
B591: Unter Beachtung der jeweiligen literarischen Gattung
(Satz B58) und Redeform (Satz B59) ist jeder biblische Text
genau zu nehmen. Die Aussagen sind also entweder wörtlich
genau aufzufassen oder sinngetreu und präzise zu übertragen.
a) wörtlich genau: In Lukas 24,44 lehrt Jesus diesen
Umgang
mit der Schrift: »Das ist’s, was ich euch sagte, als
ich noch bei euch war; es muss alles erfüllt werden, was von
mir geschrieben ist im Gesetz des Mose, in den Propheten
Anmerkungen zur Bibel
150
und in den Psalmen.« Auch an anderen Stellen wird diese
Vorgehensweise
betont: »… auf dass erfüllt würde, was der
Herr durch den Propheten gesagt hat« (Mt 2,15); »heute ist
dies Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren« (Lk 4,21);
»habt ihr nie gelesen in der Schrift?« (Mt 21,42).
b) sinngetreu und präzise übertragen: Wenn Jesus sagt »Ich
bin der Weinstock, ihr seid die Reben« (Joh 15,5), so ist hier
keine Buchstäblichkeit anwendbar, sondern die sinngetreue
Übertragung geboten. Der beabsichtigte Sinn ist meist
leicht erkennbar, da die Bildrede ja dazu dienen soll, die
Anschaulichkeit zu steigern und die Einsicht zu erleichtern.
In diesem Fall ist die Kernaussage noch zusätzlich angefügt:
»Ohne mich könnt ihr nichts tun.«
I.6 Zum Wert biblischer Aussagen
B60: Die Botschaft der Bibel ist die kostbarste Information,
die es gibt. Der bekannte Evangelist Wilhelm Pahls hebt zu
Recht hervor: »Das Evangelium ist die beste Botschaft, die
je den Menschen gesagt ist. Nie ist uns Menschen auch nur
etwas Vergleichbares verkündigt worden.« Im 119. Psalm
wird der alles überragende Wert des Wortes Gottes mehrfach
gelobt: »Das Gesetz deines Mundes ist mir lieber denn
viel tausend Stück Gold und Silber« (Vers 72). »Ich freue
mich über dein Wort wie einer, der eine große Beute kriegt«
(Vers 162).
B61: Wer Gottes Wort verwirft, dem wird es zum Gericht. So
wie die Predigt des Wortes Gottes zum Glauben (Röm 10,17)
und dadurch zur Errettung führt, bringen die Ablehnung
und Verwerfung in die Verlorenheit: 1. Samuel 15,23: »Weil
du nun des Herrn Wort verworfen hast, hat er dich auch
verworfen.«
Anmerkungen zur Bibel
151
Johannes 8,47: »Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte;
darum höret ihr nicht, denn ihr seid nicht von Gott.« Apg.
13,46: »Euch musste zuerst das Wort Gottes gesagt werden;
nun ihr es aber von euch stoßet, achtet ihr euch selbst nicht
wert des ewigen Lebens.«
B62: Die Bibel besteht aus dem Alten und dem Neuen Testament.
Beide Teile sind gleichermaßen Gottes Wort und können
nicht gegeneinander ausgespielt werden. Im NT werden
häufig Aussagen des AT zitiert. Dies geschieht bemerkenswerterweise
meist nicht wörtlich, sondern Gott verbindet
damit einen Offenbarungsfortschritt. Im NT erfüllen
sich
zentrale alttestamentliche Verheißungen: »Diese (Menschen
des AT) haben durch den Glauben das Zeugnis
Gottes
empfangen und doch nicht erlangt, was verheißen
war, weil
Gott etwas Besseres für uns zuvor ersehen hat« (Hebr 11,39-
40). Schon im AT findet man den Herrn Jesus: »Ihr suchet in
der Schrift, denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darin;
und sie ist es, die von mir zeuget« (Joh 5,39).
B63: Die (alttestamentlichen) Apokryphen (griech.
apókryphos = versteckt, heimlich, unecht) sind nicht als
Gottes Wort zu bezeichnen. Sie sind zeitlich zwischen AT
und NT entstanden.
Die wichtigsten Einwände für die
Nichtgleichwertigkeit
zur Bibel sind:
1. Sie enthalten einige der Bibel widersprechende Lehren
(Verletzung von Auslegungsgrundsatz A3, siehe Anhang
Teil II) wie Sündenvergebung durch Almosengabe (Tob
12,9), Befürwortung magischer Praktiken (Tob 6,9), Sündenvergebung
für Tote durch das Gebet der Lebenden (2
Makk 12,46).
2. Sie waren nie Bestandteil des jüdischen Kanons, da es
sich um spätere Zusätze handelt. Die Apokryphen blieben
Anmerkungen zur Bibel
152
darum immer umstritten. Das Dogma der katholischen Kirche
vom Konzil zu Trient stellte 1546 die Apokryphen
gleichberechtigt
neben AT und NT und ist als Reaktion auf
die Reformation aufzufassen.
3. Sie werden von keinem Schreiber des NT zitiert, obwohl
im NT bis auf vier kurze Schriften alle Bücher des AT einbezogen
werden.
4. Die Apokryphen verstehen sich selbst nicht als fehlerfrei.
In der Vorrede des Buches Sirach heißt es: »Darum
bitte ich, ihr wollet es freundlich annehmen und mit Fleiß
lesen und uns zugut halten, so wir etwa in einigen Worten
gefehlt haben, obwohl wir allen Fleiß getan haben, recht zu
dolmetschen.«
Bewertung der Apokryphen: Sollte man die Apokryphen völlig
verwerfen? Luther gab die treffende Formulierung, die
er diesen Schriften voranstellte: »Das sind Bücher, so der
Heiligen Schrift nicht gleich gehalten, und doch nützlich
und gut zu lesen sind.« Diese Haltung vertritt auch der Autor
des vorliegenden Buches. Wenn wir die Apokryphen nicht
mit der Gewichtung der Bibel lesen, sondern im Sinne einer
Dichtung und als geschichtlich bemerkenswerte Bücher
(wie z. B. die Makkabäer), werden wir dennoch manchen
Nutzen daraus ziehen. Insbesondere ist das Buch Sirach zu
schätzen, da es zu allen möglichen Situationen des Lebens
ausführlich Stellung bezieht und dieses in starker inhaltlicher
und formaler Anlehnung an die Weisheitsbücher der Bibel
geschieht, ohne den Anspruch zu erheben, Wort Gottes
zu
sein.
Anmerkungen zur Bibel
153
I.7 Zur Verständlichkeit und zum Verständnis
der Bibel
B70: a) Die Bibel ist auf leichte Verständlichkeit angelegt:
»Denn wir schreiben euch nichts anderes, als was ihr leset
und auch verstehet« (2Kor 1,13).
b) Die Bibel enthält aber auch so große Gedanken, die für
uns nicht auslotbar sind: »Denn meine Gedanken sind nicht
eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege,
spricht der Herr; sondern so viel der Himmel höher ist denn
die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege
und meine Gedanken denn eure Gedanken« (Jes 55,8-9).
Auf das Sowohl-als-Auch dieser beiden Aspekte hat bereits
Spurgeon verwiesen [G1, 104]: »In der Bibel sind große
Wahrheiten zu finden, die über unser Fassungsvermögen
hinausgehen
und uns zeigen, wie flach unsere begrenzte
Vernunft ist. Aber in den Haupt- und Fundamentalaussagen
ist die Bibel nicht schwer zu verstehen.« Die Gedanken der
Bibel sind jedermann zugänglich (Apg 17,11), dennoch sind
ihre Fülle und ihr Reichtum unerschöpflich (Röm 11,33).
B71: Die Bibel wurde unter Anleitung des Heiligen Geistes
von mehr als 45 in den Dienst gestellten Schreibern verfasst.
Ebenso kann ihr Inhalt nicht ohne Mithilfe des Heiligen
Geistes in rechter Weise verstanden werden: »Der natürliche
Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist
ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es
muss geistlich verstanden sein. Der geistliche Mensch aber
ergründet alles und wird doch selber von niemand ergründet
«
(1Kor 2,14-15).
Anmerkungen zur Bibel
154
I.8 Zur Genauigkeit biblischer Aussagen
B80: Die Bibel ist ein ungeahnt präzises Buch. Dieser
Wesenszug
wird offenbar, wenn man sie hinsichtlich ihrer
sprachlichen, semantischen, geistlichen, historischen oder
naturwissenschaftlichen Aspekte näher untersucht.
Am Beispiel der Verfolgung der Christen soll ein historischer
Genauigkeitsaspekt der Bibel hervorgehoben werden. Hieß
es in der Anfangszeit der Gemeinde noch: »Männer, die ihr
Leben eingesetzt haben für den Namen unseres Herrn Jesus
Christus« (Apg 15,26), so heißt es für die Endzeit: »die
getötet waren um des Wortes Gottes und um ihres Zeugnisses
willen« (Offb 6,9). In unserer Zeit haben alle möglichen
Strömungen Jesus in ihr System zu integrieren versucht.
Vom Islam ist Jesus als ein Prophet akzeptiert, von der Friedensbewegung
als der Friedfertige, von anderen wiederum
als der gute Mensch und Sozialreformer. Für Albert Schweitzer
war der historische Jesus von Interesse. Carl Friedrich
v. Weizsäcker organisiert ein Friedenskonzil und suggeriert
den Menschen, der Friede der Welt sei von uns Menschen
machbar. Viele sprechen von Jesus, aber nur insoweit, als er
in ihr Konzept passt. Der Islam leugnet Jesus als den Sohn
Gottes. Nur wenn wir an Jesus glauben, »ist er unser Friede«
(Eph 2,14), sonst ist er unser Richter (Apg 10,42). Die
Friedensbewegung unterscheidet dies ebenso wenig wie sie
den Jesus ignoriert, der nach Offenbarung 6 als das Lamm die
Siegel öffnet und die vier apokalyptischen Reiter
als Gericht
mit Krieg und Tod auf die Erde schickt. Franz Alt schreibt
ein Buch über die Bergpredigt, aber er ignoriert
den zentralen
Befehl Jesu, den breiten Weg der Verdammnis
zu verlassen
und durch die enge Pforte einzugehen.
Jesus kommt zwar oft
vor, aber das reicht nicht. In der Bergpredigt mahnt der Herr:
Anmerkungen zur Bibel
155
»Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in
das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun
meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen
an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem
Namen geweissagt? … Haben wir nicht in deinem Namen
viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen:
Ich
habe euch nie gekannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!«
(Mt 7,21-23).
Wer nur die menschlichen Seiten Jesu betont, eckt damit
nirgends an. Wir haben aber den Jesus zu verkündigen, wie
ihn die Schrift bezeugt (Joh 7,38). Der eigentliche Anstoß
kommt beim vollen Bezug auf das Wort Gottes. In einer Zeit
zunehmender Auflösung aller Maßstäbe werden diejenigen
verfolgt, die die Bibel noch in all ihren Aussagen gelten lassen
und dafür einstehen mit dem »Es steht geschrieben!
« – sei es
in dem Festhalten aller Aussagen des Schöpfungsberichtes,
oder sei es an dem Jesus, von dem die Schrift zeugt. Unser
persönliches zeugnishaftes Einstehen zum gesamten Wort
Gottes hat die Verheißung der Überwindung
(Offb 12,11).
Weitere Beispiele sind in [G1, 113-121] aufgeführt.
1.9 Zum Zeitrahmen biblischer Aussagen
B90: Das Wort Gottes ist zeitlos. Jesaja stellt die Vergänglichkeit
der Pflanzen der Unvergänglichkeit des Wortes
Gottes gegenüber: »Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt;
aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich« (Jes 40,8),
und Jesus setzt die vergänglichen Gestirne in Bezug zu seinen
Worten: »Himmel und Erde werden vergehen; aber
meine Worte werden nicht vergehen« (Mt 24,35). Von Luther
stammt der Ausspruch: »Die Bibel ist nicht antik und auch
nicht modern, sie ist ewig.« Die Bibel ist überzeitlich, da ihre
Anmerkungen zur Bibel
156
Konzepte und Handlungsperspektiven über den jeweiligen
aktuellen Zeitbezug hinausweisen. Obwohl Abtreibung,
Gentechnologie und Drogenkonsum nicht erwähnt werden,
ist aus der Bibel eine eindeutige Haltung dazu ableitbar.
Von
solcher Durchdringungstiefe ist kein anderes Buch. So kann
z. B. die menschliche Justiz keine Rechtsprechung
durchführen,
wenn es zu einem neuartigen Themenbereich
noch
keine Paragraphen gibt.
1.10 Zum Zugang zur Bibel:
Die Bekehrung zu Jesus Christus
Nach all diesen Aussagen stellt sich die Frage nach dem
Zugang zur Bibel. Wie findet ein noch »Unbedarfter« den
rechten Einstieg? Nach einem Evangelisationsvortrag kam
ein intellektuell geprägter junger Mann in die Aussprache,
der aufrichtig nach dem Zugang zur Bibel suchte. Nachdem
ich im Gespräch einige Hindernisse beiseiteräumen konnte,
folgerte er für sich: Jetzt werde er mit den ihm geläufigen
philosophischen Denkweisen weiter an der Bibel arbeiten.
Ich warnte davor: »Das können Sie tun, aber Sie werden am
Ende nicht den in Christus geoffenbarten lebendigen
Gott
finden, sondern den unpersönlichen, pantheistischen
Gott
der Philosophen. Die Philosophen haben aus der Sicht ihrer
Denkkategorien die Bibel gelesen, aber den Gott, der uns nur
in Jesus zum Heil wird, fanden sie nicht.« Der junge Mann
blieb und ließ sich belehren: »Den Zugang zur Bibel und
zum lebendigen Gott können Sie heute
abend haben, wenn
Sie existenziell mit Ihrem Leben beginnen.
Wollen Sie das?«
Im Folgenden skizziere ich meinen Gesprächsanteil, um dem
Leser beispielhaft an diesem Einzelfall zu zeigen, wie der
Zugang zum Glauben geschieht.
Anmerkungen zur Bibel
157
B100: Sich selbst erkennen: Wir lesen gemeinsam Römer
3,22-23: »Denn es ist hier kein Unterschied: Sie sind allzumal
Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben
sollten.« Dieses Wort zeigt uns unsere Verlorenheit vor dem
lebendigen Gott; wir haben durch unsere Sünde, die uns von
ihm trennt, keinen Zugang zu ihm und auch nichts, was uns
angenehm erscheinen lässt. Kurz: Wir haben
keinen Ruhm
vor Gott. Seit dem Sündenfall besteht eine Kluft zwischen
dem heiligen Gott und uns sündigen Menschen. Können Sie
dieser Diagnose Gottes zustimmen?
B101: Der einzige Ausweg: Aus diesem Dilemma gibt es nur
den einen, von Gott selbst geschenkten Ausweg. Am Kreuz
wurde der Sohn Gottes für unsere Sünde gerichtet. Jesus
ist in die Welt gekommen, um Sünder selig zu machen (Mt
18,11). Außer ihm gibt es keinen anderen Weg des Heils
(Apg 4,12). Können Sie das glauben?
B102: Sünden bekennen: Wir lesen 1. Johannes 1,8-9:
»Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen
wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir
aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht,
dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller
Untugend.« Jesus hat aufgrund seines Erlösungswerkes auf
Golgatha die Vollmacht, Sünde zu vergeben. Wenn wir uns
auf seine Zusage berufen und ihm unsere Schuld bekennen
und um Vergebung bitten, so ist er treu, d. h., wir können uns
darauf verlassen, dass er uns wirklich von der Sündenschuld
befreit.
Wir müssen es nicht nur bedenken, sondern auch tun!
Möchten Sie das? So wollen wir es jetzt dem Herrn Jesus im
Gebet sagen (möglicher Inhalt des frei formulierten Gebetes):
»Herr Jesus, ich habe heute von Dir gehört, und ich habe
verstanden, warum Du in diese Welt gekommen bist. In
Anmerkungen zur Bibel
158
Deiner grundlosen Liebe hast Du auch mich erfasst. Du
siehst alle meine Schuld – was mir im Augenblick gegenwärtig
ist und auch, was mir jetzt verborgen ist. Du aber
weißt alles, jedes schuldhafte Verhalten, jede falsche
Regung
meines Herzens, alles ist bei Dir aufgezeichnet.
Ich bin vor Dir ein aufgeschlagenes Buch. Mit meinem
Leben
kann ich so vor Dir nicht bestehen. So bitte ich
Dich jetzt: Vergib mir alle meine Schuld und reinige Du
mich gründlich. Amen.«
Wir haben dem Herrn jetzt das gesagt, was am Anfang
notwendig ist (1Joh 1,8-9). Hierauf hat sich Gott mit seiner
Zusage
verbürgt. Was meinen Sie wohl, wie viel Schuld Ihnen
jetzt vergeben ist? 80%? 50%? 10%? Hier steht: »Er reinigt
uns von aller Untugend« (1Joh 1,9). »Ihnen ist alles vergeben!
Ja, alles: 100%ig! Das dürfen Sie wissen – also nicht nur
annehmen, für möglich halten oder erhoffen. Die Bibel
legt
Wert darauf, dass wir hierin Gewissheit haben.« Wir lesen
dazu zwei Stellen: 1. Petrus 1,18-19 und 1. Johannes
5,13.
B103: Lebensübergabe: Der Herr Jesus hat Ihnen alle Schuld
vergeben. Nun können Sie ihm Ihr Leben anvertrauen.
In
Johannes 1,12 lesen wir: »Wie viele ihn aber aufnahmen,
denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen
Namen glauben.« Alle diejenigen, die den Herrn Jesus
einladen, die Führung ihres Lebens zu übernehmen,
erhalten
die Vollmacht zur Kindschaft Gottes. Ein Kind Gottes
werden wir also nicht, weil wir hier und da etwas
Gutes getan
haben oder weil wir so fromm sind oder weil wir zu irgendeiner
Kirche gehören, sondern weil wir dem Sohn Gottes
unser Leben anvertrauen und bereit sind, ihm im Gehorsam
zu folgen. Das wollen wir im Gebet festmachen:
»Herr Jesus, Du hast mir alle meine Schuld vergeben. Ich
Anmerkungen zur Bibel
159
kann es noch gar nicht fassen, aber ich vertraue Deiner
Zusage. Und nun bitte ich Dich, ziehe Du in mein Leben
ein. Führe mich und leite mich auf dem Weg, den Du mir
zeigst. Ich weiß, dass Du es gut mit mir meinst, darum
will ich Dir alle Bereiche meines Seins anvertrauen.
Lass mich ablegen, was nicht recht vor Dir ist. Schenke
mir neue Gewohnheiten mit Dir, die unter Deinem
Segen stehen. Und gib mir ein gehorsames Herz, dass
ich das tue, was mir Dein Wort sagt. Lass mich nicht auf
mancherlei Einflüsse und allerlei Menschenmeinung achten,
sondern öffne Du mir die Bibel, dass ich Dein Wort
recht verstehe und danach lebe. Du sollst mein Herr sein,
und ich möchte Dir nachfolgen. Amen«.
B104: Angenommen: Der Herr hat Sie angenommen! Er hat
Sie teuer erkauft, er hat Sie errettet. Sie sind nun Gottes Kind
geworden. Wer Kind ist, ist auch Erbe: Erbe Gottes, Erbe
der himmlischen Welt. Können Sie sich vorstellen, was jetzt
im Himmel los ist? »… vielleicht Freude?« Ja, gewiss! In
Lukas 15,10 steht es: »Also auch sage ich euch, wird Freude
sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße
tut.« Über Ihre Umkehr ist jetzt Freude im Himmel. Der
ganze Himmel hat Anteil an diesem Ereignis: Einer nimmt
die Botschaft des Evangeliums ernst und lässt sie für sich
gelten. Die Bibel nennt diesen Vorgang unserer eigenen Hinwendung
zu Jesus Bekehrung; dabei geben wir die Schuld,
und er nimmt sie ab. Gleichzeitig geschieht von Gott aus die
Wiedergeburt an uns: Er gibt das neue Leben der Kindschaft,
und wir nehmen es an. Bekehrung und Wiedergeburt
gehören
also zusammen. Es sind die beiden Seiten
ein und derselben
Medaille.
Anmerkungen zur Bibel
160
B105: Dank: Die Erlösung ist ein Geschenk Gottes an
uns. Nur durch seine Liebe ist uns der Weg der Errettung
ermöglicht
worden. Wir können zu dem Erlösungswerk
nichts beitragen. Wer etwas geschenkt bekommt, der sagt
»Danke!
«. Das wollen wir jetzt auch tun. Formulieren Sie
nun in eigenen Worten ein Gebet des Dankes. Sagen Sie es
dem Herrn Jesus jetzt: …
B106: Wie geht es weiter? Die Bibel vergleicht Ihren jetzigen
Zustand mit dem eines neugeborenen Kindes. So wie
ein Neugeborenes nun ganz eindeutig zur Familie gehört,
gehören auch Sie nun zur Familie Gottes. Neugeborene
leben
in einer kritischen Lebensphase, in der es das Phänomen
der Säuglingssterblichkeit gibt. Auch im Bereich des
Glaubens ist das möglich. Die Geburt (Bekehrung) ist gut
verlaufen. Echtes, neues Leben ist da. Nun sind Nahrung
(Milch) und gute Pflege unbedingt erforderlich. Natürlich
hat auch hier Gott vorgesorgt und alles getan, dass Sie eine
gute Entwicklung nehmen können. Säuglingssterblichkeit
vermeiden wir, wenn wir die Ratschläge Gottes befolgen. Es
sind fünf wichtige Punkte, die sämtlich mit dem Buchstaben
»G« beginnen. Diese fünf Gs sind für ein Leben in der Nachfolge
Jesu nicht nur sehr wichtig; sie sind die unabdingbaren
Voraussetzungen dafür, dass wir praktisch mit Christus leben.
Wenn wir die fünf Gs befolgen, haben wir die Garantieerklärung
Gottes, dass wir das Ziel auch wirklich erreichen:
1. Gottes Wort
Aufgrund des Wortes der Bibel haben Sie Ihre Entscheidung
getroffen. Die Bibel ist das einzige, von Gott autorisierte
Buch. Kein anderes ist diesem gleich hinsichtlich Autorität,
Wahrheit, Informationsfülle und Herkunft. Für das neue
Leben ist das Lesen dieses Wortes die unbedingt notwendige
Anmerkungen zur Bibel
161
Nahrung. In 1. Petrus 2,2 kommt dieser Aspekt deutlich zum
Ausdruck: »Seid begierig nach der vernünftigen
lauteren
Milch wie die neugeborenen Kindlein!« Das Wort der Bibel
ist diese Milch. Fangen Sie an, täglich in der Bibel zu lesen,
um sich über den Willen Gottes zu informieren.
Am besten,
Sie beginnen mit einem der Evangelien
(z. B. das Johannes-
Evangelium). Machen Sie es sich zur lieben und täglichen
Gewohnheit, die Bibel zu lesen. Das Frühstücken und
Zähneputzen
vergessen Sie an keinem Tag. Seien Sie auch
hier ebenso konsequent und ergänzen Ihren Tagesrhythmus
um einen wichtigen Punkt.
2. Gebet
Sprechen Sie täglich zu Ihrem Herrn. Durch sein Wort redet
er zu uns, er möchte auch, dass wir mit ihm reden. Das tun
wir im Gebet. Es ist ein großes Vorrecht, dass wir ihm alles
sagen können. Das Gebet kennt nach der Bibel nur zwei
Adressen: Gott, der jetzt Ihr Vater ist, und der Herr Jesus,
der Ihr Retter, Ihr guter Hirte, Ihr Freund – ja, der Ihnen
alles ist. Andere Gebetsadressen kennt die Bibel nicht.
Durch das Gebet werden Sie viel Kraft gewinnen, und es
wird Sie positiv verändern. Sie können alle Dinge des Alltags
– Sorgen und Freuden, Pläne und Vorhaben – zum Gebet
machen. Danken Sie dem Herrn für alles, wovon Sie bewegt
sind. Treten Sie auch in der Fürbitte für die Nöte anderer
Menschen ein und erbitten Sie, dass auch Menschen in Ihrem
Umfeld zum lebendigen
Glauben kommen. Durch Bibellesen
und Gebet entsteht ein »geistlicher Kreislauf«, der für ein
gesundes Glaubensleben
äußerst wichtig ist.
3. Gehorsam
Beim Lesen der Bibel werden Sie viele hilfreiche Anweisungen
für alle Bereiche des Lebens und auch für den
Anmerkungen zur Bibel
162
Umgang
mit Gott finden. Setzen Sie all das, was Sie
verstanden haben, in die Tat um, und Sie werden einen
großen Segen erfahren. Gott hat Gefallen daran, wenn wir
uns als gehorsame
Kinder erweisen, die nach seinem Wort
leben und seine
Gebote halten. Die Liebe zu unserem Herrn
können wir nicht besser bezeugen, als dass wir ihm gehorsam
sind: »Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote
halten
« (1Joh 5,3). Gibt es in manchen Fällen unterschiedliche
Möglichkeiten für eine Handlung, dann finden wir in der
Bibel einen verbindlichen Maßstab, auf dem der Segen Gottes
liegt: »Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen
«
(Apg 5,29).
4. Gemeinschaft
Wir Menschen sind von unserem Schöpfer auf Gemeinschaft
hin angelegt. Suchen und pflegen Sie den Kontakt zu anderen
bewussten Christen, die auch um eine Bekehrung wissen.
Nur mit solchen können Sie zusammen beten und sich
im Glauben austauschen. Wenn man eine glühende Kohle
aus dem Feuer nimmt, erlischt sie sehr schnell. Auch unsere
Liebe zu Jesus wird erkalten, wenn sie nicht durch die
Gemeinschaft mit anderen Gläubigen brennend gehalten
wird. Schließen Sie sich darum einer bibeltreuen Gemeinde
an, und arbeiten Sie dort mit. Eine gute, lebendige Gemeinde,
wo man der ganzen Bibel glaubt, ist eine unabdingbare
Voraussetzung für unseren Glaubensweg. Beachten Sie
dieses vierte G ganz besonders.
5. Glaube
Nachdem wir durch Bekehrung und Wiedergeburt im Glauben
begonnen haben, kommt es darauf an, dass wir im
Glauben
wachsen und nicht mehr davon ablassen. Paulus
schreibt an Timotheus: »Du aber bleibe in dem, was du
Anmerkungen zur Bibel
163
gelernt hast« (2Tim 3,14). Am Ende seines Lebens konnte
Paulus feststellen:
»Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich
habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben gehalten«
(2Tim 4,7). So wollen wir diesem Vorbild folgen und ebenso
treu bleiben.
Die Bekehrung ist also kein Endpunkt, sondern der Startpunkt
des neuen Lebens. Jetzt dürfen auch Sie Mitarbeiter
Gottes sein (1Kor 3,9). Helfen Sie nun mit, dass auch andere
Menschen die Errettung durch Jesus erfahren. Bekehrung
bewirkt ein Doppeltes: Dieses irdische Leben erhält eine
neue, sinnhafte Mitte, und gleichzeitig bekommen wir das
Geschenk der Gotteskindschaft, das uns zu Erben des ewigen
Lebens macht.
Halten wir fest: Den Zugang zur Bibel gewinnen wir nicht
von außen als neutrale Beobachter, sondern nur als »Insider
«. Wer sich durch eine echte Bekehrung mit seiner persönlichen
Existenz in Jesus Christus zu Gott wendet und
Rettung erfährt, ist umgestiegen. Der individuelle seelsorgerliche
Gesprächsverlauf ist von Fall zu Fall unterschiedlich.
Das obige Gespräch gibt aber das Prinzipielle jeder
Bekehrung wieder: Sündenerkenntnis – Sündenbekenntnis
– Lebensübergabe an Jesus Christus. Von da an beginnt der
Prozess des Wachstums im Glauben.
I.11 Schlussanmerkung
Wir haben den Versuch unternommen, das Wesentliche zur
Bibel in Form einiger Basissätze zusammenzufassen. Dieses
menschliche Unterfangen an einem göttlichen Buch kann
nie vollständig und schon gar nicht vollkommen sein, um den
Reichtum der Bibel angemessen zu beschreiben.
Anmerkungen zur Bibel
164
II. Auslegungsgrundsätze zur Bibel
A1: Die beste Auslegung zur Bibel ist die Bibel selbst. Anders
ausgedrückt: Es gibt keinen besseren Kommentar zur Bibel
als die Bibel selbst. Dieser wichtigste Auslegungsgrundsatz
wird von Jesus (z. B. Mt 19,3-6), den Aposteln (z. B. Gal
3,16) und Propheten in der Bibel ständig praktiziert.
A2: Jesus ist der Schlüssel aller Auslegung. So bleibt insbesondere
das AT ohne die Deutung auf Christus unverständlich
(z. B. Ps 110,1; Jes 53; Mal 3,20+23-24).
A3: Die Auslegungen dürfen nicht im Widerspruch zu anderen
Textstellen stehen. (vgl. hierzu Satz B52).
A4: Eine Lehre sollte nicht aus nur einem einzelnen Satz oder
Vers abgeleitet werden. Zentrale Aussagen werden in verschiedenen
Zusammenhängen wiederholt oder mit anderen
Worten formuliert.
Beispiele:
• Die Sündlosigkeit Jesu (1Joh 3,5; 1Petr 2,22;
2Kor 5,21)
• Die Sündhaftigkeit aller Menschen (1Mo 8,21;
Ps 14,3; Jes 1,5-6; Mt 15,19; Röm 3,23)
• Der Erlösungswille Gottes (Hes 34,12; Mt 9,13;
1Thess 5,9; 1Tim 2,4)
Beachte: Dass Jesus den Vater liebt (Joh 14,31) und der Vater
uns liebt (Joh 16,27), steht zwar jeweils nur ein einziges Mal
explizit in der Bibel. In einer Fülle anderer Aussagen sind
diese Tatbestände jedoch implizit enthalten oder werden
vorausgesetzt. In solchen Fällen ist es sehr wohl erlaubt, dies
lehrmäßig auszuformulieren.
Anmerkungen zur Bibel
165
A5: Es ist immer der Textzusammenhang und darüber hinaus
der Gesamtkonsens der Bibel zu beachten. Die Nichtbeachtung
dieses Satzes hat zu zahlreichen unbiblischen
Sonderlehren
und verderblichen Sekten geführt. Querverweise
sind von besonders hohem Stellenwert.
A6: Manche biblischen Lehren sind aus der Gesamtheit
gleichartiger
Einzelereignisse erschließbar. Die Bibel ist
kein trockenes
Gesetz- oder Lehrbuch, sondern in Tausenden
von Begebenheiten wird uns beispielhaft sowohl der rechte
als auch der verkehrte Umgang mit Gott und Menschen
geschildert.
Ergründet man das allen Gemeinsame aus thematisch
zugehörigen Einzelschilderungen, so kann und soll
daraus eine biblische Lehre abgeleitet werden. Ein treffendes
Beispiel hierfür ist die detaillierte Darstellung der langen
Geschichte Israels in Segen und Gericht (1Kor 10,11).
Bei der Beantwortung der Frage FL6 wird von diesem Auslegungsgrundsatz
Gebrauch gemacht.
A7: Das AT ist der unverzichtbare Zubringer zum NT, d. h.
ohne das AT bleiben viele Teile des NT unverständlich (z. B.
Schöpfung, Sündenfall, Sintflut).
A8: Das NT ist von größerer Offenbarungsweite als das AT.
Schon die Betrachtung des Hebräerbriefes belegt diese Aussage.
Am Beispiel der »Rache« wollen wir A8 kurz erörtern:
Die menschliche Natur möchte sich im Schadensfall um ein
Mehrfaches an dem Anderen rächen: »Kain soll siebenmal
gerächt werden, aber Lamech siebenundsiebzigmal« (1Mo
4,24). In den Gesetzen vom Sinai führt Gott eine drastische
Schadensbegrenzung auf eine Eins-zu-Eins-Regelung ein:
ein Auge → ein Auge; ein Zahn → ein Zahn; eine Wunde
→ eine Wunde; eine Beule → eine Beule (2Mo 21,24-25). In
Anmerkungen zur Bibel
166
der Bergpredigt vertieft Jesus das alttestamentliche Gesetz,
was durch den sechsmaligen Ausdruck »Ich aber sage euch«
jeweils eingeleitet wird. In Anwendung von 5. Mose 32,35
auf 2. Mose 21,24-25 verbietet er jegliche Rache: »Ich
aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel;
sondern, wenn dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte
Backe, dem biete die andere auch dar« (Mt 5,39).
A9: Nirgends in der Bibel wird eine Sünde gutgeheißen, auch
wenn sie an der speziellen Stelle nicht gebrandmarkt wird.
Für die Auslegung des »ungerechten Haushalters« nach
Lukas
16,1-8 ist dieser Auslegungssatz bedeutungsvoll (siehe
[G10]).
A10: Es soll nicht mehr ausgesagt werden als geschrieben
steht: »Nicht über das hinaus, was geschrieben steht« (1Kor
4,6).
A11: Die biblische Wahrheit hat immer Vorrang vor jeder
anderen
Erkenntnis, sofern die Bibel zu der betreffenden Frage
eine Aussage trifft: »Sehet zu, dass euch niemand einfange
durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf der
Menschen Lehre und auf die Elemente der Welt und nicht auf
Christus« (Kol 2,8).
A12: Es kommt darauf an, alle textlichen Feinheiten (grammatische
und semantische Details) auszuschöpfen. In Galater
3,16 demonstriert Paulus anhand von 1. Mose 22,18 einen
solch genauen Umgang mit der Schrift.
A13: Es gibt genaue (z. B. Elberfelder, Menge, Schlachter) und
weniger genaue Bibelübersetzungen (z. B. Gute Nachricht,
Bruns). In Zweifelsfällen ist der Grundtext (Hebräisch
für das AT und Griechisch für das NT) heranzuziehen. Die
Anmerkungen zur Bibel
167
Grundbedeutung eines speziellen Wortes erschließt sich oft
aus anderen Textzusammenhängen, in denen es in leichter
verständlicher Weise vorkommt. Die verschiedenen, im deutschen
Sprachraum erhältlichen Übersetzungen gehen von
unterschiedlichen Zielsetzungen aus. Die Lutherübersetzung
ist durch ihre kernige und treffliche Sprache ausgezeichnet.
Besondere Vorsicht ist geboten bei Übertragungen,
bei denen
der Übersetzer seinen eigenen Kommentar eingebettet hat
(z. B. Zink). Völlig abzulehnen sind solche »Bibeln«, die
in bewusster Abweichung vom biblischen Grundtext auf
die Lehre einer Sekte abgestimmt sind (z. B. Neue-WeltÜbersetzung
der Zeugen Jehovas).
A14: Manche sich scheinbar widersprechenden Aussagen
der Bibel ergänzen sich durch ihre Komplementarität. (vgl.
hierzu
Satz B52, Pkt. 3.)
III. Warum sollen wir die Bibel lesen?
Das Lesen der Bibel gehört nach dem Willen Gottes –
ebenso
wie Essen und Trinken – zu den täglich notwendigen
Tätigkeiten,
darum heißt es in Jeremia 15,16a: »Dein Wort
ward meine Speise, da ich’s empfing.« Die Bibel selbst nennt
uns zahlreiche Gründe, warum wir auf ihre Lektüre nicht verzichten
können. Die wichtigsten seien im Folgenden genannt:
1. zur Erkenntnis des Wesens Gottes: Das Wesen Gottes
– seine Größe (Ps 19), seine Liebe (1Joh 4,16), seine Barmherzigkeit
(4Mo 14,18), seine Treue (Ps 25,10), seine Wahrheit
(4Mo 23,19) – erschließt sich uns durch das offenbarte
Wort.
2. für den Glauben: »So kommt der Glaube aus der Predigt,
das Predigen aber durch das Wort Gottes« (Röm 10,17).
Anmerkungen zur Bibel
168
3. zum Glaubenswachstum: »Seid begierig nach der vernünftigen,
lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, auf
dass ihr durch dieselbe zunehmet zu eurem Heil« (1Petr 2,2).
4. zur Heilsgewissheit: »Solches habe ich euch geschrieben,
die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes, auf dass ihr
wisset, dass ihr das ewige Leben habt« (1Joh 5,13).
5. zur rechten Lehre: »… das Wort, das gewiss ist nach
der Lehre, auf dass es mächtig sei, zu ermahnen durch die
gesunde
Lehre und zu überführen, die da widersprechen« (Tit
1,9). Die Bibel gibt uns die erforderliche Korrektur im Denken
und Leben. Der Sektierer hingegen benutzt die Bibel wie
ein Nachschlagewerk, in dem er nur die Bestätigung für das
sucht, was ihn anderweitig gelehrt wurde.
6. zum sicheren Geleit durchs Leben: »Dein Wort ist
meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege« (Ps
119,105).
7. zum Setzen von Prioritäten im Leben: »Trachtet am Ersten
nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit,
so
wird euch solches alles zufallen« (Mt 6,33).
8. zur Kindererziehung: »So fasset nun diese Worte zu Herzen
und in eure Seele … und lehret sie eure Kinder« (5Mo
11,18-19).
9. zum rechten Umgang mit dem Nächsten: »Du sollst deinen
Nächsten lieben wie dich selbst« (Mt 19,19). »In Demut
achte einer den anderen höher als sich selbst« (Phil 2,3).
»Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl
denen,
die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und
verfolgen« (Mt 5,44).
Anmerkungen zur Bibel
169
10. zur Freude und Erfrischung: »… du erquickest mich
damit« (Ps 119,93b).
»Dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost« (Jer
15,16).
11. zum Trost in schwierigen Situationen: »Meine Seele liegt
im Staube; erquicke mich nach deinem Wort« (Ps 119,25).
12. zur Hilfe in der Not: » Rufe mich an in der Not, so will
ich dich erretten« (Ps 50,15).
13. zur Bewahrung vor Irrwegen: »Das Wort macht mich
klug; darum hasse ich alle falschen Wege« (Ps 119,104).
Jesus begründet
die Irrwege der Menschen mit der
Unkenntnis der Bibel: »Ihr irrt, weil ihr weder die Schriften
kennt noch die Kraft Gottes« (Mt 22,29; Jerusalemer).
14. zur Bewahrung vor Sünde: »Ich behalte dein Wort in
meinem Herzen, auf dass ich nicht wider dich sündige« (Ps
119,11).
15. zur Schulderkenntnis: »Denn alle Schrift … ist nütze
zur Lehre, zur Aufdeckung der Schuld, zur Besserung, zur
Erziehung
in der Gerechtigkeit« (2Tim 3,16).
16. zur Deutung des Zeitgeschehens: »Dies ist die Offenbarung
Jesu Christi; … seinen Knechten zu zeigen, was in
Kürze
geschehen soll« (Offb 1,1).
17. als Basis wissenschaftlicher Arbeit: Die Bibel liefert uns
für zahlreiche Wissenschaften die grundlegenden Basissätze.
Diese Arbeitsvoraussetzungen sind insbesondere in jenen
Bereichen unverzichtbar, bei denen es um Herkunftsfragen
geht (z. B. Kosmologie, Geologie, Biologie) oder wenn
das Menschenbild eine grundlegende Rolle spielt (z. B.
Psychologie, Medizin).
Anmerkungen zur Bibel
170
18. zur Erkenntnis des Willens Gottes: »… auf dass ihr prüfen
möget, was Gottes Wille ist« (Röm 12,2). Der Wille Gottes
ist nicht nur in den Zehn Geboten (2Mo 20,1-17), sondern
an zahlreichen Stellen der Bibel offenbart (z. B. 1Thess 4,3;
1Thess 5,18; 1Petr 2,15; Hebr 10,36; Hebr 13,21).
19. zur Reinigung der Gedankenwelt: »Ihr seid schon rein
um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe« (Joh
15,3).
20. zu klugem Handeln: »Denn die Furcht des Herrn ist der
Weisheit Anfang. Das ist eine feine Klugheit, wer danach
tut« (Ps 111,10).
IV. Wie sollen wir die Bibel lesen?
L1: Wir sollen die Bibel in betender Haltung lesen. Von
Luther
stammt der gute Rat: »Lege deine Hand nicht an die
Schrift, sondern folge anbetend ihren Fußtapfen nach.«
1. mit der Bitte um Verständnis: »Öffne mir die Augen,
dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz« (Ps
119,18).
2. mit dankbarer und Gott lobender Einstellung: »Meine
Lippen sollen loben, wenn du mich deine Rechte
lehrst« (Ps 119,171).
3. als Beschenkter: »Ich freue mich über dein Wort wie
einer, der eine große Beute kriegt« (Ps 119,162).
L2: Wir sollen die Bibel in erwartungsvoller Haltung lesen:
»Ich sperre meinen Mund auf und lechze nach deinen
Geboten;
denn mich verlangt danach« (Ps 119,131).
Anmerkungen zur Bibel
171
L3: Wir sollen die Bibel mit geistlicher Gesinnung lesen:
»… wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im
alten Wesen des Buchstabens« (Röm 7,6). Bei aller biblisch
gebotenen Genauigkeit im Umgang mit den Texten (vgl. Satz
B80) warnt die Bibel vor der falschen Buchstäblichkeit
eines
erstarrten und leblosen Glaubens (Mt 23,23+33) und verweist
auf den geistlichen Sinn: »Welcher (= Gott) uns auch tüchtig
gemacht hat und zu Dienern des neuen Bundes, nicht des
Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet,
aber der Geist macht lebendig« (2Kor 3,6).
L4: Wir sollen die Bibel in demütiger Haltung lesen. Gottes
Gedanken übersteigen unsere Vernunft, darum sollen wir
nicht zweifeln, auch wenn wir nicht alles verstehen. Demut
ist angeraten: »Denn meine Gedanken sind nicht eure
Gedanken,
und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der
Herr« (Jes 55,8).
L5: Wir sollen die Bibel in liebender Haltung lesen: »Wie lieb
habe ich dein Gesetz!« (Ps 119,97).
L6: Wir sollen die Bibel in vertrauender Haltung lesen:
»… aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen« (Lk
5,5).
L7: Wir sollen die Bibel als persönlichen Brief Gottes an
uns lesen, und zwar als Liebesbrief [G1, 237-239]. Von dem
schwäbischen Theologen Johann Albrecht Bengel stammt
das Zitat: »Die Schrift ist ein Brief, welchen mein Gott
mir hat schreiben lassen, wonach ich mich richten soll und
wonach mein Gott mich richten wird.«
L8: Wir sollen die Bibel reichlich lesen: »Lasset das Wort
Christi reichlich wohnen in euch: lehret und vermahnet euch
Anmerkungen zur Bibel
172
selbst in aller Weisheit mit Psalmen und Lobgesängen und
geistlichen Liedern und singet Gott dankbar in euren Herzen
« (Kol 3,16).
V. Zehn Verheißungen für Bibelleser
(Leser und Täter des Wortes)
V1: Zugehörigkeit zu Gott: »Wer von Gott ist, der hört Gottes
Wort« (Joh 8,47).
V2: Friede: »Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben;
sie werden nicht straucheln« (Ps 119,165).
V3: Freude: »Solches rede ich zu euch, damit meine Freude
in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde« (Joh
15,11).
V4: Glückseligkeit: »Selig ist, der da hält die Worte der Weissagung
« (Offb 22,7).
V5: Wohlergehen: »Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den
Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit; und
seine Blätter verwelken nicht; und was er macht, das gerät
wohl« (Ps 1,3).
V6: Gelingen: »Und lass das Gesetz nicht von deinem Munde
kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, auf dass du
haltest und tuest allerdinge nach dem, was darin geschrieben
steht. Alsdann wird es dir gelingen in allem, was du tust, und
wirst weise handeln können« (Jos 1,8).
V7: Gebetserhörung: »Wenn ihr in mir bleibet und meine
Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es
wird euch widerfahren« (Joh 15,7).
Anmerkungen zur Bibel
173
V8: Reinigung der Gedankenwelt: »Ihr seid schon rein um
des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe« (Joh 15,3).
V9: Wegweiser zur Seligkeit: »die heilige Schrift … die
dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an
Christus Jesus
« (2Tim 3,15; Luther 1984).
V10: Gabe des ewigen Lebens: »Wer mein Wort hört und
glaubet dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben
und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode
zum Leben hindurchgedrungen« (Joh 5,24).
Anmerkungen zur Bibel
Eine ungekürzte ausgewählte
Leserzuschrift
Juli 1987, Freitagabend, etwa 19.30 Uhr. In der Einkaufszone
bummele ich – ein Düsseldorfer in München – dem
Marienplatz
entgegen. Vor dem Modehaus drückt mir jemand
einen Zettel in die Hand. Es ist eine Einladung. »Wozu gibt
es Sterne?« heißt das Thema, zu dem irgendein Professor im
Modehaus Mühlhäuser in einigen Minuten etwas
zu sagen
hat. Ich denke: »Interessantes Thema – aber, das weiss der
genauso wenig wie ich. Kann ich mir ja mal anhören.«
Sehr geehrter Herr Gitt,
heute weiß ich, das war’s! Ich erinnere mich, dass Ihr Vortrag
damals von einigen Leuten, die wie ich, »von der Straße
«
kamen, hart angegangen wurde. Trotzdem, ich weiß noch
genau, wie ich an jenem Abend denken musste: »Was wollen
die denn eigentlich, sehen sie denn nicht, dass der Mann die
Wahrheit spricht; wie kann man nur so blind sein, er hat doch
völlig recht!«
Bis dahin wollte ich nichts mit Glauben, Kirche oder Ähnlichem
zu tun haben. Jesus war für mich ein Mensch wie
jeder
andere. Obgleich das so war, führte mich Ihre Rede
zur wichtigsten Entscheidung meines Lebens. Sie wurde am
darauffolgenden
letzten Vortragsabend der Anstoß zu meiner
Bekehrung zum Herrn Jesus. Sie, lieber Herr Gitt, waren
es, der als Arbeiter für Gottes Reich den Ausschlag dazu gab.
Dafür möchte ich Ihnen heute, zehn Jahre danach, meine
Dankbarkeit ausdrücken!
Neunundzwanzig war ich damals. Ein dreiviertel Jahr spä175
ter ließ ich mich in einer Düsseldorfer Baptistengemeinde
taufen. Dennoch lag bei mir in der darauffolgenden Zeit
vieles im Argen. Ich war kein Kind Gottes, das ihm viel
Freude
bereitet hat. Im Gegenteil: Ich bewegte mich auf Abwegen,
war im Weltlichen verhaftet und lebte gegen Gottes
Wort.
Heute weiß ich, aus Gnade hat mich der Herr Jesus gehalten
und auf den Weg gebracht. Ein Beispiel, wie das abermals
auch mit Ihrer Hilfe geschah, möchte ich Ihnen gern
schildern:
Ohne konkretes Ziel machten meine Frau und ich Kurzurlaub
in Holland. Wir landeten im Küstenort Noordwijk.
Es war Vorsaison, und es gab eine große Auswahl an Beherbergungsmöglichkeiten.
Wir suchten uns eine x-beliebige
von vielen nebeneinanderliegenden Pensionen aus und gingen
auf unser Zimmer. Dort lag für Gäste etwas Literatur: ein
Buch und die Zeitschrift »ethos«. Ich schlug das Buch auf
und las die ersten Sätze des Vorwortes (siehe S. 11):
»Buchidee: Die Idee zu diesem Buch entstand während einer
evangelistischen Vortragsreihe, die der Verfasser in origineller
Umgebung im Münchener Modehaus Mühlhäuser gehalten
hat. Der Modemacher Harro Mühlhäuser stellte …«.
Bumm! – »Haben Sie gehört, wie es einschlug?« Besser
gefragt:
»Können Sie sich vorstellen, was in mir vorging?« –
»Nein, das können Sie nicht!« – Da sprach wieder der Mann,
der mich zum Glauben an den Herrn Jesus geführt hatte!« –
Und wie er sprach! Die Antworten in diesem »Fragen«-Buch
passten genau in meine damalige Glaubenssituation.
Das geschah im Frühjahr 1993. Heute, zehn Jahre nach Ihren
Münchener Vortragsabenden, bin ich neununddreißig, habe
Eine ungekürzte ausgewählte Leserzuschrift
176
eine Christin zur Frau, und drei Kinder im Alter von vier,
zwei und knapp einem Jahr. Damals fehlte mir Lebenssinn.
Eine vernünftige Perspektive hatte ich nicht. Heute
habe ich
diese Perspektive; und was für eine! Den Sinn des Lebens
habe ich gefunden, nämlich durch den Glauben an unseren
gemeinsamen Herrn Jesus, ein Kind des lebendigen
Gottes
zu sein. Ich vertraue auf Gottes Wort, stehe fest im Glauben
und habe meinen Platz in der Gemeinde gefunden. Kurzum:
Ich habe den Weg, die Wahrheit und das Leben.
Lieber Herr Gitt, vielen Dank!
Dietmar Schmidt
Grevenbroich, den 24. Juli 1997
Eine ungekürzte ausgewählte Leserzuschrift
Persönliches aus dem Leben des Autors
Im Folgenden möchte ich darlegen, wie Gott mich durch
Jesus Christus gefunden hat und an einigen ausgewählten
Stationen deutlich machen, welche Geschichte Gott mit mir
gehabt hat und wie er in meinem Leben gewirkt, gerufen,
geführt und gesegnet hat.
1. Kindheit und Jugend: Am 22. Februar 1937 wurde ich
in Raineck/Kr. Ebenrode, Ostpreußen (heute zum russischen
nördlichen Ostpreußen gehörig) auf dem elterlichen Bauernhof
geboren. Bis zur Flucht erlebte ich eine schöne und unbeschwerte
Kindheit in dem ländlich-bäuerlichen Umfeld.
Als ich sieben Jahre alt war und gerade in die zweite Klasse
der Dorfschule gekommen war, flüchteten wir im Oktober
1944 mit Pferd und Wagen von Raineck nach Peterswalde
(Südostpreußen). Im Januar 1945 erreichte uns dort viel zu
spät die Nachricht vom Einmarsch der Roten Armee. Von
Haus zu Haus verbreitete der »Amtliche Bekanntmacher
«
die kurze und panikmachende Parole »Rette
sich, wer
kann!« Da ich mit hohem Fieber krank war, wurde mein
Bett vom Wohnzimmer auf den Fluchtwagen verlegt. In aller
Eile setzte sich nun erneut ein Treck mit Pferd und Wagen
in Bewegung, der jedoch bald durch die Russen gestoppt
wurde. Mein damals 15-jähriger Bruder Fritz wurde direkt
vom Wagen mitgenommen. Er ist nie wiedergekommen.
Meine Mutter (Emma Gitt, geb. Girod) wurde
bald danach
in die Ukraine verschleppt und starb dort nach kurzer Zeit in
den Armen einer Mitgefangenen. Diese
Zeugin kehrte nach
einigen Jahren nach Schwerin zurück
und berichtete über
die letzten Worte meiner Mutter: »Was wird nur aus meinem
kleinen Werner werden?« (Nun weiß sie es!).
178
Mit zwei Tanten, meiner Cousine Rena und meinem Großvater
erlebte ich im November 1945 die Vertreibung durch
die Polen. Mein Großvater starb nach einer Übernachtung
im Freien, noch bevor der 10-tägige Transport von Osterode/
Ostpr. in Viehwaggons begann. Wir gelangten nach einem
Zwischenaufenthalt in Sanitz bei Rostock schließlich nach
Wyk auf der Nordseeinsel Föhr.
Mein Vater war in französischer Gefangenschaft und wusste
nichts von dem Schicksal seiner Familie. Die monatlich
gewährten Briefbögen konnte er im Gegensatz zu den
anderen
Mitgefangenen nicht ausnutzen, weil nahezu alle
unsere
Verwandten aus Ostpreußen stammten. Die neuen
Wohnorte von geflüchteten Verwandten kannte er nicht.
Eines Nachts hat er im Lager einen Traum, in dem er einen
weit entfernten Verwandten trifft, der schon vor dem Krieg
im Rheinland wohnte. Als sie sich im Anschluss an ein
Gespräch nach jahrelangem Wiedersehen verabschieden, sagt
dieser: »Hermann, besuch mich doch mal!« Mein Vater sagt
im Traum zu: »Aber wo wohnst Du denn? Ich kenne doch
Deine
Anschrift nicht.« Der Verwandte erklärt ihm deutlich:
»Bochum, Dorstener Str. 134a.« Danach wacht mein Vater
auf, zündet in der Nacht ein Licht an und schreibt die soeben
im Traum erfahrene Adresse auf. Den wach gewordenen
Kameraden im Schlafsaal erzählt er die sonderbare
Traumgeschichte. Sie verlachen ihn, weil er es ernst nimmt
und sogar beteuert, dass er gleich am folgenden Tage dorthin
schreiben wolle. Der Antwortbrief bestätigt die Adresse
als exakt richtig und über diesen entfernten Onkel kommt
der Kontakt zu meiner Tante (Lina Riek, geb. Girod) nach
Wyk auf Föhr zustande. Die Nachricht vom Leben meines
Vaters machte mich überglücklich. Ich konnte es zunächst
gar nicht fassen, dass ich nicht mehr Vollwaise war, sonPersönliches
aus dem Leben des Autors
179
dern wieder einen Vater hatte. Als mein Vater dann 1947 aus
französischer Gefangenschaft zurückkam, fand er mich dort
als Rest der verschollenen Familie vor. Auf der Suche nach
Arbeit gelangte er mit mir auf einen Bauernhof in Saaße,
einem wendischen Runddorf in der Nähe Lüchows.
Bemerkenswert für jene Zeit war, dass Jungen aus dem Dorf
mich zu einer Kinderstunde einluden. Ich konnte mir nichts
unter einer Kinderstunde vorstellen und dachte, dort würden
Märchen erzählt. So ging ich mit und erlebte die erste
Stunde, die in dem einzigen Zimmer einer dort tätigen
Gemeindeschwester
stattfand. Schwester Erna erzählte mit
großer
Ausstrahlung jeden Sonntagmorgen eine biblische
Geschichte.
Sie betete und sang mit uns viele frohmachende
Glaubenslieder. Ich merkte schon in der ersten Stunde, dass
hier etwas geschah, was mit Märchen absolut nichts zu tun
hatte. Von der Botschaft war ich persönlich berührt. Es hat
mich alles sehr angesprochen, und so nahm ich von da an
regelmäßig an diesen Kinderstunden teil.
Im folgenden Jahr heiratete mein Vater wieder, und ich zog
bald zu seiner Frau ins Nachbardorf Jeetzel, während mein
Vater mehrere Dörfer weiter in der Landwirtschaft tätig war.
Meine Stiefmutter (Adelheid Gitt, geb. Lipowski) war mir
sehr zugetan, obwohl sie bei den Bauern als Hausschneiderin
hart arbeiten musste, um bei dem geringen Tageslohn
von 3,– DM und freier Verpflegung durchzukommen. Sie
war eine gläubige Katholikin, jedoch hat sie mich in meinem
beeinflussbaren Alter nie zum Katholizismus überredet,
was
ich ihr heute noch dankbar anrechne. Ich besuchte nach wie
vor regelmäßig – unabhängig von jeglicher Wetterlage
– die
Kinderstunden. Durch den treuen Dienst der Schwester Erna
wurde in meinem Herzen das Samenkorn des Wortes Gottes
gelegt, das eines Tages aufgehen sollte. Als mein Vater in
Persönliches aus dem Leben des Autors
180
Westfalen eine Arbeit in der Industrie fand, zogen wir 1950
nach Hohenlimburg um. Allerdings bot sich an jenem neuen
Ort keine glaubensfördernde Gemeinschaft,
sondern eher das
Gegenteil. Der Religionsunterricht wirkte auf mich wegen
seiner bibelkritischen Prägung derart,
dass ich in Erinnerung
an jene Kinderstunden immer wieder dachte: »Schade, dass
die Geschichten der Bibel nicht so wahr sind, wie ich es bei
Schwester Erna gelernt habe.« Dennoch, der glimmende
Docht, die Sehnsucht nach Wahrheit,
war nie erloschen.
Auch ein gelegentlicher Kirchenbesuch
brachte mich in der
Suche nach Gott nicht weiter, da die Predigten weitgehend
unverbindlich waren und somit keine entscheidende Wende
herbeizuführen vermochten.
2. Mein Weg zu Gott: Nach Abschluss des Studiums in Hannover
mit anschließender Promotionszeit in Aachen fing ich
im Oktober 1971 bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
in Braunschweig als Leiter des Bereiches Datenverarbeitung
(jetzt: Informationstechnologie) an. Meine
damalige
Situation lässt sich wie folgt charakterisieren:
Beruflich
hatte ich gute Erfolge erlebt. Die Diplomprüfung
in zwei Fachrichtungen bestand ich mühelos mit »sehr gut«,
und die Doktorarbeit wurde mit »Auszeichnung« unter
gleichzeitiger Verleihung der Borchers-Plakette der Technischen
Hochschule Aachen bewertet. Daran schloss sich
nahtlos eine leitende Stellung als Wissenschaftler an. 1966
hatte
ich geheiratet, und mit unseren zwei Kindern waren wir
eine glückliche Familie. Uns ging es rundum gut, denn wir
kannten weder familiäre, gesundheitliche noch finanzielle
Probleme. So würde manch einer denken, in solch einer
Situation braucht man keinen Gott. Ich betone dies deswegen,
weil ich immer wieder Zeugnisse von Menschen
höre, die sich erst durch eine besondere persönliche Not
Persönliches aus dem Leben des Autors
181
für das Evangelium öffneten. Bei mir war es nicht so, denn
Gottes Wege mit dem Einzelnen sind so vielfältig, wie es
Menschen auf dieser Erde gibt.
Im Herbst 1972 fanden in Braunschweig zwei unterschiedlich
geartete Evangelisationen statt, die ich zusammen mit meiner
Frau regelmäßig besuchte. Eine kleine christliche Gruppe
evangelisierte in der zu unserer Wohngegend gehörenden
Realschule (Sidonienschule). Es war eine einfallsreiche
Methode, jedem Besucher eine Bibel und einen Rotstift
auszuhändigen. Zentrale Aussagen der Bibel wurden unter
aktiver Mitarbeit der Zuhörer erarbeitet und alle behandelten
Bibelstellen sogleich farbig angestrichen. Nach Abschluss
dieser unüblichen, aber doch effektiven Verkündigungswoche
durften wir die Bibeln behalten. So hatten meine Frau
und ich je eine eigene gleiche Bibel, und beim späteren Lesen
stießen wir häufig auf Stellen, die bereits markiert waren und
somit einen gewissen Vertrautheitsgrad vermittelten.
Die andere Evangelisation fand nur kurze Zeit danach
statt. Täglich kamen an die 2000 Personen in die Stadthalle
Braunschweig. Hier standen thematisch eng gefasste, aber
eindeutig auf Entscheidung ausgerichtete Botschaften im
Mittelpunkt. Der Ruf zum Glauben, die Entscheidung für
Jesus Christus erging allabendlich als deutlich formulierte
Einladung. Bei der Predigt von Leo Janz nach Lukas 17,33-36
kam die Wahlentscheidung zwischen Rettung und Verlorensein
so deutlich zum Ausdruck, dass ich der allgemeinen
Aufforderung, nach vorne zu kommen, nach der Überwindung
von »Furcht und Zittern« folgte. Auch meine
Frau
ging mit. Einzelgespräch und Gebet mit einem Seelsorgehelfer
waren sehr hilfreich, um zur Gewissheit der Rettung
zu kommen. Bemerkenswerterweise gehörten unsere
beiden Gesprächspartner demselben Hauskreis an, in dem
Persönliches aus dem Leben des Autors
182
wir dann auch bald mit dabei waren. Weitere Verkündigungstage
in Braunschweig folgten. An einigen Abenden
sprach Pastor Heinrich Kemner in der überfüllten Martinikirche.
Unvergesslich ist mir heute noch seine Predigt über
die Tempelquelle nach Hesekiel 47. Durch seine vollmächtige
Botschaft war ich derart angesprochen, dass ich sogleich
beschloss, herauszubekommen, woher dieser originelle Mann
kam. Den musste ich wieder hören! So führte mich der Weg
bald nach Krelingen, dem idyllischen Heidedorf in der Nähe
von Walsrode.
Die folgenden Ahldener Jugendtage
unter den
Krelinger Eichen, aber auch die Erweckungstage prägten
entscheidend mein Glaubenswachstum. Auch die Bücher von
Pastor Kemner gaben mir wichtige Anstöße und wirkten auf
mich in starkem Maße ausrichtend.
Nach all diesen Ereignissen, die mich zu einem vertieften
eigenen Bibelstudium führten, kam ich zu einer für mich
einschneidenden Erfahrung: Die Bibel ist in ihrer Ganzheit
Gottes Wort und trägt das absolute Siegel der Wahrheit. Dies
war ein so stabiles Fundament, das sich in allen Situationen
des Lebens und Denkens als äußerst tragfähig erwies. Das
schlichte Vertrauen in Gottes Wort, das ich von den Kinderstunden
her kannte, gewann ich nicht nur zurück, sondern es
erfuhr eine solche Festigung, dass ich bereit war, dies auch
bekennend weiterzuvermitteln. Dies geschah neben dem
persönlichen Zeugnis zunächst hier und da in Bibelstunden,
die ich in unserer Gemeinde hielt. Die Zugehörigkeit zu einer
bibeltreuen Gemeinde und das persönliche Einbringen im
Gemeindeleben habe ich als unbedingt notwendig erkannt,
wenn wir verbindlich zu Christus gehören wollen.
Ich durfte Jesus als den Christus, den Sohn Gottes, den Retter
aus meiner Verlorenheit, erkennen. Er, der von Ewigkeit
her
war, kam von Gott dem Vater, wurde Mensch und erlöste uns
Persönliches aus dem Leben des Autors
183
nach einem Plan, den sich kein Intellekt ausdenken
konnte.
Das Neue Testament offenbart uns, dass Gott durch diesen
Jesus das ganze Universum ebenso wie diese Erde und alles
Leben darauf erschuf. Es ist nichts ausgenommen, denn »alle
Dinge sind durch dasselbe (= das Wort, der Logos = Jesus)
gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht
ist« (Joh 1,3). Es ist nicht nur alles durch ihn, sondern auch
zu ihm hin als Zielpunkt geschaffen (Kol 1,16).
Es gehört für mich zu den erhabensten Gedanken: Der
Schöpfer und der Mann am Kreuz ist ein und dieselbe Person!
Was hat diesen Herrn aller Herren und König aller
Könige nur dazu bewogen, für mich ans Kreuz zu gehen?
Mein Verstand kann dies nicht ausloten, aber Johannes 3,16
gibt mir die Antwort: Es ist seine grenzenlose Liebe, die alles
für mich tat, damit ich nicht verloren gehe.
3. Bibel und Wissenschaft: Ein Themenkomplex der Bibel
faszinierte mich immer wieder: Es war der Zusammenhang
biblischer Aussagen mit naturwissenschaftlichen Fragestellungen,
und hier besonders die Frage nach der Schöpfung.
Ich merkte, dass diese Schnittstelle zwischen Denken und
Glauben für viele intellektuell geprägte Zeitgenossen den
entscheidenden Prüfstein für den Glauben überhaupt darstellt.
Ist die Evolutionstheorie wahr, dann kann der Schöpfungsbericht
nicht gleichzeitig auch wahr sein. Ist aber der
Schöpfungsbericht wahr, dann ist die Evolutionslehre einer
der grundlegenden und damit verheerendsten Irrtümer der
Weltgeschichte. Für die Beurteilung der Evolutionsidee fand
ich aus der Sicht feststehender Sätze meines Fachgebietes
– der Informatik – heraus: Dieses Modell ist nicht nur in
einigen Details falsch, sondern schon im Grundansatz.
Ein Kernpunkt des Lebens ist die in den Zellen enthaltene
Information. Information ist aber kein materielles Phänomen,
Persönliches aus dem Leben des Autors
184
sondern eine durch Wille und Intelligenz zustande
gekommene
geistige Größe. Neue Information kann also nur durch einen
kreativen
Denkprozess entstehen, nicht aber durch Mutation
oder Selektion. Genau das beschreibt auch die Bibel in vielfältigen
Ausdrucksweisen wie z. B. in Sprüche 3,19: »Denn
der Herr hat die Erde durch Weisheit gegründet und durch
seinen Rat die Himmel bereitet.«
4. Im Dienst Jesu: Als wir 1976 mit einer befreundeten
Familie
einen gemeinsamen Urlaub auf der Nordseeinsel
Langeoog
verbrachten, kamen wir in den Strandgesprächen
mit einem Freund immer wieder auf Schöpfungsfragen zu
sprechen.
Er schlug vor, dass ich meine Gedanken einmal
in seiner Gemeinde vortragen solle. So kam es 1977 zu
einem ersten öffentlichen Vortrag. Ich war erstaunt, dass
an jenem
Abend, für den es außer der »Mund-zu-Mund-
Propaganda« keine Werbung gab, so viele auswärtige Gäste
kamen.
Die Thematik brannte offenbar vielen auf der Seele.
Dieser Vortrag löste weitere Anfragen aus. Im Laufe der
folgenden Jahre gab es dann eine solche Ausweitung der
Vortragsdienste im Lande, dass ich bald nur noch einen
gewissen Anteil der Anfragen realisieren konnte.
Als ich eines Tages einen Aufsatz in einer christlichen Zeitschrift
las, worin der Autor die Evolutionsidee mit dem
biblischen
Schöpfungszeugnis vermischte, veranlasste mich
dies, dieser Version einen eigenen, biblisch orientierten
Artikel
gegenüberzustellen. Der Aufsatz wurde jedoch abgelehnt,
weil die Redaktion einen anderen »theologischen
Standpunkt« vertrat. Daraufhin erschien er anderweitig
zusammen
mit dem Beitrag eines Koautors im Mai 1977 in
Braunschweig. Die Broschüre hatte eine Auflage von 3000
Exemplaren. Bald danach trat ein Verlag mit der Bitte an uns
heran, die Themen ausführlicher zu behandeln, um sie als
Persönliches aus dem Leben des Autors
185
Taschenbuch herauszubringen.
Es erschien 1978 unter dem
Titel »Schöpfung oder Evolution?«. Diese Schrift brachte
mich erstmals mit Wissenschaftlern in Verbindung, die ähnlich
dachten. Kurz danach wurde die Studiengemeinschaft
»Wort
+ Wissen« gegründet. Von 1981 bis 2006 gehörte ich zum
Leitungskreis dieses eingetragenen Vereins, der es sich zur
Aufgabe gemacht hat, das Wort Gottes in unserer Zeit zur
Sprache zu bringen und darauf gründend, eine biblisch orientierte
Wissenschaft zu betreiben. Die Lehren der Evolution
haben das Denken in den verschiedensten Bereichen der
Natur- und Geisteswissenschaften nachhaltig und nachteilig
beeinflusst. Insbesondere den Intellektuellen
ist dadurch
der
Zugang zur Bibel so erschwert worden, dass es notwendig
ist, ihnen Hilfestellungen zu geben. Bei genauerem Hinsehen
lässt sich immer wieder zeigen, dass die vom Schöpfungszeugnis
der Bibel ausgehenden Deutungen
wissenschaftlicher
Fakten der Realität viel besser gerecht werden, als dies bei den
Deutungsversuchen
im Rahmen der Evolutionslehre
der Fall
ist. Über mehrere Jahre hinweg habe ich mich wissenschaftlich
mit dem Informationsbegriff
beschäftigt.
Als Ergebnis konnte
ich verschiedene Naturgesetze
über Information formulieren.
Diese »Naturgesetzliche
Informationstheorie
« habe ich an
zahlreichen
Universitäten
des In- und Auslandes sowie auf
wissenschaftlichen Kongressen vorgetragen.
1980 erschien mein zweites Taschenbuch »Logos oder
Chaos
«, das – wie ich aufgrund vieler Rückmeldungen
aus dem Leserkreis erfahren habe – vielen Suchenden zum
Umdenken
von der Evolution zum Schöpfungsgedanken hin
verholfen hat. Die Nachfrage nach schriftlichen Unterlagen
zu den Aussagen aus den Vorträgen riss nicht ab, und so
begann
ich neben der Vortragstätigkeit auch mit dem Schreiben
von Büchern. Hätte man mir in meinen jungen Jahren
Persönliches aus dem Leben des Autors
186
gesagt, dass ich einmal Bücher schreiben würde, so hätte ich
mir das überhaupt nicht vorstellen können. In meiner Schulzeit
hatte ich eine tiefe Abneigung gegenüber Aufsätzen.
Hätte ich damals wählen dürfen, dann hätte ich lieber zehn
Mathematikarbeiten
als nur einen Aufsatz geschrieben.
Im Laufe der Zeit griff ich verschiedene Fragenkomplexe auf,
auf die ich nach Vorträgen immer wieder stieß und die mir
wichtig erschienen. Im Rahmen von Taschenbüchern habe
ich diese Gedanken nach und nach bearbeitet. Dass man der
Bibel in all ihren Aussagebereichen wirklich vertrauen
kann,
ist in »So steht’s geschrieben« (1985) ausführlich
dargelegt.
In dem Buch »Das biblische Zeugnis der Schöpfung« (1983)
wird insbesonders darauf eingegangen, dass alle Aussagen zur
Schöpfung auch im Blickpunkt moderner
wissenschaftlicher
Fakten vertrauenswürdig sind. In unterhaltsamer und leicht
verständlicher, aber wissenschaftlich
begründeter Weise
geht das Taschenbuch »Wenn Tiere reden könnten« (1990)
auch auf die Schöpfung ein. Dabei wird auf die vielen
genialen, konstruktiven Details im Tierreich
hingewiesen,
die nicht nur zum Staunen, sondern auch zum Glauben
herausfordern. Die oft gestellte Frage, ob die vielen Religionen
andere Heilswege neben dem Evangelium
darstellen,
wird in dem Buch »Und die anderen Religionen?
« (1991) in
biblischer Analyse bearbeitet. Die dazu erforderliche nähere
Betrachtung des Evangeliums lässt gerade
dieses Buch zu
einem evangelistischen Buch werden. Wie mir immer wieder
gesagt wird, sind Bücher, die wissenschaftliche
Fakten mit der
biblischen Botschaft verbinden,
von Lesern sehr gefragt. Dies
ist nach meiner Einschätzung
wohl auch der Schwerpunkt
meiner Literaturarbeit geworden. Die Taschenbücher
»Signale aus dem All – Wozu gibt es Sterne?« (1993), »Am
Anfang war die Information« (1994) und der Bildband
Persönliches aus dem Leben des Autors
187
»Faszination Mensch« (1996) liegen
ebenfalls auf dieser
Linie. Alle diese Schriften sind so angelegt, dass sie auf der
Basis des vollen Vertrauens zur Bibel wissenschaftliches
Material verarbeiten und mit eindeutigen
evangelistischen
Passagen für den Glauben an Jesus
Christus werben.
Ein ganz anderes Tätigkeitsfeld tat sich für mich 1990 auf,
als ich den Anruf eines mir bis dahin unbekannten Mannes
erhielt. Er erklärte mir, dass er in der Sowjetunion geboren
sei und auch dort studiert habe. Er ist Deutscher und
beherrscht
die russische Sprache in Wort und Schrift. Sein
Anliegen: »Ich habe einige Bücher von Ihnen gelesen.
Könnten
Sie sich vorstellen, dass Sie mit mir in die ehemalige
Sowjetunion reisen und dort solche Vorträge halten?
Ich würde die Übersetzung ins Russische übernehmen.« Ich
erbat
mir Bedenkzeit. Bei einem späteren Anruf sagte ich zu.
So ging die erste Reise nach Moskau, wo wir im Mai 1991
zehn Tage lang an verschiedenen Plätzen (z. B. Pädagogische
Hochschule, Berufsschulen, Krankenhäuser, in einer Fabrik
und auch in einer Kaserne) das Evangelium weitersagten.
Gott schenkte offene Herzen für das Gesagte, und erstaunlich
viele waren bereit, sich Jesus Christus in einer persönlichen
Entscheidung hinzuwenden. Wer ist dieser Mann, mit dem
Gott mich so zusammengebracht hat? Es ist Dr. Harry
Tröster, der in seinem Alltag bei Mercedes Benz in der
Entwicklung tätig ist. Inzwischen haben wir fast jährlich
eine
Missionsreise in den Osten ausgeführt. Unsere Wege führten
uns ein weiteres Mal nach Moskau, aber auch nach Kasachstan
und Kirgisien und in das (heute russische) nördliche
Ostpreußen. Diese Reisen in den Osten unternehmen
wir nie
alleine, sondern zusammen mit einer inzwischen
bewährten
Mannschaft. Bei allen Einsätzen wurden
große Stückzahlen
an evangelistischen Büchern eingesetzt,
die zuvor per LKW
Persönliches aus dem Leben des Autors
188
dorthin gebracht wurden. Natürlich
gehörten auch Neue
Testamente und Kinderbibeln zu jeder Reise.
Von 1978 bis Mitte der neunziger Jahre habe ich jährlich
einen missionarischen Zelteinsatz durchgeführt. Nienhagen,
ein Dorf in der Nähe von Celle, war mein erster Einsatzort.
Einige andere Orte waren u. a. Detmold, Köln, Schorndorf,
Frankfurt/Oder, Greifswald, Zerbst und Zwickau. Im Sommer
1978 hatte ich meinen ersten Zeltdienst als Evangelist
in Nienhagen. Bemerkenswerterweise fällt dieses Jahr
zusammen
mit meiner Ernennung zum Direktor und Professor.
Sollte das nur ein Zufall sein? In Matthäus 6,33 sagt
Jesus: »Trachtet am Ersten nach dem Reich Gottes und nach
seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.«
1991 wird mir unvergesslich in Erinnerung bleiben, weil ich
neun Tage lang im Großen Saal der Stadthalle Braunschweig
das Evangelium verkündigte. An der Stelle, wo ich 1972
selbst eine Entscheidung für Christus getroffen hatte, konnte
ich nun andere Menschen in die Nachfolge Jesu rufen. Einladungen
zu mehrtägigen evangelistischen Einsätzen in
Stadthallen, öffentlichen Gebäuden oder Gemeindezentren
habe ich im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten immer
wieder angenommen.
Rückblickend staune ich, wie man als Wissenschaftler zum
Autor christlicher Bücher und Verkündiger wird, ohne dies
je gewollt oder geahnt zu haben. Wenn ich die Führungen
Gottes in meinem Leben zu deuten versuche, dann gewinnt
ein Satz, den der bekannte Pfarrer und Evangelist Heinrich
Kemner geprägt hat, für mich persönliche Bedeutung: »Wir
schieben nicht, wir werden geschoben.« So tut es Gott: Er
stellt uns in besondere Situationen hinein. Wenn er Türen
öffnet, dann soll man sie durchschreiten, denn nur, was er
vorbereitet hat, steht unter seinem Segen.
Persönliches aus dem Leben des Autors
Literaturverzeichnis
Auf die Literatur des Verfassers wird im Text durch die in
eckigen Klammern gesetzte Kurzform Großbuchstabe G,
gefolgt von einer laufenden Nummer und der Seitenangabe
(z. B. [G2, 112-118]), verwiesen:
[G1] So steht’s geschrieben
CLV Bielefeld, 8. Auflage 2011, 256 S.
[G2] Das biblische Zeugnis der Schöpfung
Neuhausen-Stuttgart, 6. Auflage 1995, 188 S.
[G3] Und die anderen Religionen?
CLV Bielefeld, 12. Auflage 2016, 176 S.
[G4] In 6 Tagen vom Chaos zum Menschen
Logos oder Chaos – Naturwissenschaftliche und
biblische Grundfragen zur Schöpfung –
Aussagen und Einwände zur Evolutionslehre
Holzgerlingen, 7. Auflage 2007, 237 S.
[G5] Am Anfang war die Information
Holzgerlingen, 3. Auflage 2002, 360 S.
[G6] Schuf Gott durch Evolution?
CLV Bielefeld, 10. Auflage 2019, 160 S.
[G7] Signale aus dem All – Wozu gibt es Sterne?
CLV Bielefeld, 5. Auflage 2007, 224 S.
[G8] Wenn Tiere reden könnten
CLV Bielefeld, 18. Auflage 2018, 128 S.
[G9] Faszination Mensch
CLV Bielefeld, 3. Auflage 2016, 160 S.
190
[G10] Nur die Klugen kommen ins Himmelreich
(Zum Gleichnis über den ungerechten Haushalter
nach Lukas 16,1-8), Zeitschrift ›Bibel und Gemeinde‹
(1985), H. 2, S. 191-200.
[G11] Zeit und Ewigkeit
CLV Bielefeld, 5. Auflage 2021, 155 S.
[G12] Wunder und Wunderbares
CLV Bielefeld, 2. Auflage 2007, 319 S.
[G13] Das sonderbarste Schiff der Weltgeschichte
Sonderdruck Fundamentum, STH Basel
Mühlestiegrain 50, CH-4125 Riehen/Basel
[G14] Schatzsucher – eine verblüffende Entdeckung
CLV Bielefeld, 2. Auflage 2014, 351 S.
[G15] Information – Der Schlüssel zum Leben
CLV-Verlag, 7. Auflage 2020, 502 S.
Hinweise auf Schriften anderer Autoren kommen im Allgemeinen
nur einmal vor; solche Quellenangaben werden
darum im Buchtext direkt genannt.
Den wörtlich zitierten Bibelstellen liegt die Luther-Übersetzung
(AT: 1912; NT: 1956) zugrunde. Andere Bibelausgaben
sind nach dem jeweiligen Zitatende angegeben.
Das im heutigen Sprachgebrauch missverständliche Wort
»Weib« wurde generell durch »Frau« ersetzt.
Zahlreiche naturwissenschaftlich-biblisch orientierte und
evangelistisch ausgerichtete Vorträge von Werner Gitt sind
im Internet unter den folgenden Adressen zu finden:
werner gitt youtube
werner gitt podcast
Literaturverzeichnis
Erklärung der verwendeten
Abkürzungen für die biblischen Bücher
Bücher des Alten Testaments (AT)
1Mo 1. Mose (Genesis) Pred Prediger
2Mo 2. Mose (Exodus) Hoh Hohelied
3Mo 3. Mose (Leviticus) Jes Jesaja
4Mo 4. Mose (Numeri) Jer Jeremia
5Mo 5. Mose (Deuteronomium) Klgl Klagelieder
Jos Josua Hes Hesekiel
Ri Richter Dan Daniel
Rt Ruth Hos Hosea
1Sam 1. Samuel Jl Joel
2Sam 2. Samuel Am Amos
1Kön 1. Könige Ob Obadja
2Kön 2. Könige Jn Jona
1Chr 1. Chronik Mi Micha
2Chr 2. Chronik Nah Nahum
Es Esra Hab Habakuk
Neh Nehemia Zep Zephanja
Esth Esther Hag Haggai
Hi Hiob Sach Sacharja
Ps Psalmen Mal Maleachi
Spr Sprüche
Bücher des Neuen Testaments (NT)
Mt Matthäus 1Tim 1. Timotheus
Mk Markus 2Tim 2. Timotheus
Lk Lukas Tit Titus
Joh Johannes Phlm Philemon
Apg Apostelgeschichte 1Petr 1. Petrus
Röm Römer 2Petr 2. Petrus
1Kor 1. Korinther 1Joh 1. Johannes
2Kor 2. Korinther 2Joh 2. Johannes
Gal Galater 3Joh 3. Johannes
Eph Epheser Hebr Hebräer
Phil Philipper Jak Jakobus
Kol Kolosser Jud Judas
1Thess 1. Thessalonicher Offb Offenbarung
2Thess 2. Thessalonicher
Homepage des Autors und Traktate
Homepage von Werner Gitt: www.wernergitt.de
Dort sind zu finden:
Liste der aktuellen Vortragstermine.
Aufsätze und Bücher in verschiedenen Sprachen zum Herunterladen.
Traktate im Lese- und Druckmodus zum Herunterladen und
zum Bestellen:
• »Wie komme ich in den Himmel?«
• »Wer ist der Schöpfer?«
• »Wunder der Bibel«
• »Was Darwin noch nicht wissen konnte«
• »… und Er existiert doch«
• »Krippe, Kreuz und Krone«
• »Reise ohne Rückkehr«
• »Die größte Einladung«
• »Widerlegung der Evolution durch Naturgesetze«
• »Unsere Erde – Ein außergewöhnlicher Planet«
• »Warum gibt es so viel Leid?«
• »Geht es auch ohne Jesus?«
• »Vom Denken zum Glauben«
• »Der Gottesbeweis durch die Naturkonstanten«
• »Bionik – Lernen von Gottes Ideen«
• »Der Mensch – Eine geniale Konstruktion«
Die hier genannten farbig gestalteten Traktate gibt es auch
in vielen anderen Sprachen. Am meisten wurde bisher »Wie
komme ich in den Himmel?« übersetzt. Diese Schrift gibt es
in etwa 70 Sprachen.