Перейти к содержимому

Fragen, die immer wieder gestellt

werden

Fragen, die immer wieder gestellt

werden

Werner Gitt

Prof. Dr. Werner Gitt gibt Antworten, die aus der

Evangelisationspraxis, aus Gesprächen mit

fragenden Menschen und aus dem Studium der

Schrift erwachsen sind. Die Fragen sind nicht »am

grünen Tisch« entworfen, sondern wurden

wirklich gestellt. Von daher handelt es sich nicht

um theologische Spitzfindigkeiten, sondern um

Probleme, die Zweifler, Fragende und Suchende

wirklich bewegen. Der Autor behandelt dabei

folgende Themen:

Gott – Bibel – Schöpfung, Wissenschaft und

Glaube – das Heil – die Religionen – Leben und

Glauben – Tod und Ewigkeit.

Ein hilfreiches Buch zur Gesprächsführung mit

Christen und Außenstehenden. Zur Weitergabe

an…

Wenn Sie ein «echtes» Buch bevorzugen oder

diesen Artikel verschenken möchten, können Sie

diesen Download-Artikel ggf. auch käuflich

erwerben, solange verfügbar.

Werner Gitt

Fragen –

die immer wieder

gestellt werden

Der Autor: Dir. und Prof. a. D. Dr.-Ing. Werner Gitt, 1937 in Raineck/Ostpr.

geboren. Von 1963 bis 1968 absolvierte er ein Ingenieurstudium an der

Technischen Hochschule Hannover, das er als Dipl.-Ing. abschloss. Von 1968

bis 1971 war er Assistent am Institut für Regelungstechnik an der Technischen

Hochschule Aachen. Nach zweijähriger Forschungsarbeit promovierte er zum

Dr.-Ing. Von 1971 bis 2002 leitete er den Fachbereich Informationstechnologie

bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig.

1978 wurde er zum Direktor und Professor bei der PTB ernannt.

Er hat sich mit wissenschaftlichen Fragestellungen aus den Bereichen Informatik,

numerische Mathematik und Regelungstechnik beschäftigt und die

Ergebnisse in zahlreichen

wissenschaftlichen Originalarbeiten publiziert. Von

1984 bis 2016 vertrat er das Lehrgebiet »Bibel und Naturwissenschaft« als

Gastdozent an der »Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel«

(STH Basel, Schweiz). Seit 1966 ist er mit seiner Frau Marion verheiratet.

Im September 1967 wurde Carsten und im April 1969 Rona geboren.

1.–3. Auflage 1989

4.–7. Auflage 1990

8.–9. Auflage 1991

10. Auflage 1992

11. Auflage 1994

12. Auflage 1994

13. Auflage 1995

14. Auflage 1996

15. überarbeitete und erweiterte Auflage 1998

16. Auflage 1999

17. Auflage 2000

© by CLV · Christliche Literatur-Verbreitung

Ravensberger Bleiche 6 · 33649 Bielefeld

www.clv.de

Umschlag: Lucian Binder, Marienheide

Satz: CLV

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Artikel-Nr. 255127

ISBN 978-3-89397-127-5

18. Auflage 2002

19. Auflage 2003

20. Auflage 2005

21. Auflage 2006

22. Auflage 2009

23. Auflage 2011

24. Auflage 2013

25. Auflage 2017

26. Auflage 2018

27. Auflage 2021

Meinem Sohn Carsten

Inhalt

Vorwort 10

Vorwort zur 15. Auflage 13

Übersetzungen in andere Sprachen 13

1. Die Frage nach Gott (FG) 14

FG1: Woher kann ich wissen,

dass es Gott überhaupt gibt? 14

FG2: Wo ist Gott? 14

FG3: Was bedeutet das Wort Gott – G.O.T.T.? 15

FG4: Warum ist Gott nicht zu sehen? 16

FG5: Ist das ein Gott der Liebe,

wenn er all die Not in dieser Welt zulässt?

Warum lässt Gott das Leid zu? 17

FG6: Hat nicht Gott Schuld an allem? 18

FG7: Durch Kriege hat Gott zu alttestamentlicher

Zeit ein ganzes Volk ausrotten lassen, und in der

Bergpredigt heißt es: Liebet eure Feinde. Ist

der Gott des AT ein anderer als der des NT? 19

FG8: Hat Gott das Böse geschaffen? 20

FG9: Ist Gott lernfähig? 21

FG10: Hat Jesus wirklich gelebt? Ist er Gottes Sohn? 22

FG11: In welcher Beziehung stehen Gott und Jesus

zueinander?

Ist das eine Person, oder wer

von ihnen ist höher? Zu wem sollen wir beten? 24

2. Fragen zur Bibel (FB) 28

FB1: Die Bibel ist doch von Menschen aufgeschrieben

worden,

darum ist alles relativ zu sehen.

Wie können Sie sagen, dass sie von Gott ist

und dass alles wahr ist? 28

FB2: Wie kann ich prüfen, ob die Bibel wahr ist? 31

FB3: Was ist an der Bibel anders als bei allen

sonstigen Büchern

der Weltliteratur? 32

FB4: Gibt es heute noch neue Botschaften als

Ergänzung zur Bibel? Ist Gott nicht größer als

die Schrift, um direkt zu jemandem

zu reden? 36

FB5: Wie ist der »Bibelcode« von M. Drosnin zu

beurteilen? 38

3. Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft

und Glaube (FS) 42

FS1: Gibt es einen Übergang von unbelebter

Materie zu lebendigen

Organismen? 42

FS2: Wie alt ist die Erde, wie alt das Universum?

Gibt es eine wissenschaftliche Methode

zur Ermittlung des Erdalters?

Was halten Sie von der C14-Methode? 44

FS3: Wie kommt es, dass bei einem jungen

Universum das Licht von Objekten, die

Millionen von Lichtjahren von uns entfernt

sind, die Erde bereits erreichen konnte?

Müsste man da nicht eher ein Alter annehmen,

das mindestens der Zeit entspricht, die ein

Lichtstrahl unterwegs gewesen sein muss,

um von dort zu uns zu gelangen? 47

FS4: Wie stand Darwin zu Gott? 50

FS5: Im Hochleistungssport werden ständig

verbesserte Leistungen

erbracht, die vorher

nicht möglich waren. Ist das nicht auch ein

Hinweis auf Evolution? 52

FS6: Ist die Bibel wissenschaftlich ernst zu nehmen,

wenn sie altertümliche Weltbildvorstellungen

verwendet, die doch längst überholt sind? 53

FS7: Was können wir über die Struktur unseres

Universums sagen? 55

FS8: Wie lange dauerte ein Schöpfungstag? 57

FS9: Gibt es zwei sich widersprechende

Schöpfungsberichte?

59

FS10: Passten die Saurier in die Arche? 62

FS11: Wen heirateten die Söhne Adams? 63

FS12: Welche wissenschaftliche Argumentation

spricht aus Ihrer

Sicht am deutlichsten für

eine Schöpfung und am stärksten

gegen eine

evolutive Entwicklung? 64

4. Fragen bezüglich des Heils (FH) 69

FH1: Wodurch wird man selig –

durch den Glauben oder durch Werke? 69

FH2: Warum hat sich Gott gerade die Methode

des Kreuzes zur Erlösung ausgedacht?

Wäre auch eine andere Methode denkbar? 70

FH3: Wie konnte Jesus vor 2000 Jahren für

unsere Sünden sterben, die wir erst jetzt

begangen haben? 72

FH4: Wäre es nicht wirtschaftlicher gewesen,

wenn Jesus nur für die Sünden gelitten hätte,

für die die Menschen Vergebung

erbitten,

statt für die Sünde der ganzen Welt? 73

FH5: Aufgrund des Opfertodes Jesu Christi bietet

Gott allen Menschen die Vergebung der Sünden

an. Warum gibt Gott nun nicht eine Generalamnestie

für die Sünden aller Menschen? 75

FH6: Es gibt meiner Meinung nach auch nach dem

Tode noch die Möglichkeit der Rettung.

Die Gnade Gottes muss doch größer sein

als das, was Sie vorgetragen haben? 76

FH7: Was ist mit den Kindern, die zu früh gestorben

sind, um je eine Entscheidung treffen zu

können? Was ist mit Abgetriebenen

oder

Geisteskranken? Sind sie verloren? 84

FH8: Musste Judas nicht Jesus verraten,

damit dadurch das Heil ermöglicht wurde? 86

FH9: Kann ich noch ein Kind in die Welt setzen,

wenn die Möglichkeit, dass es verloren geht,

50% beträgt? (Frage einer jungen Frau,

die gerade zum Glauben gekommen war) 87

FH10: In der Bibel ist von der Erwählung des

Menschen durch Gott die Rede.

Haben wir dann noch einen freien Willen,

wenn Entscheidungen über Rettung oder

Verlorensein längst gefallen

sind? 89

FH11: Können Sie mir (natur-)wissenschaftlich

beweisen, dass es eine Hölle gibt?

(Frage einer Gymnasiastin) 93

5. Fragen bezüglich der Religionen (FR) 95

FR1: Es gibt so viele Religionen. Diese können

doch nicht alle falsch sein. Ist es nicht

vermessen, wenn das Christentum behauptet,

der einzige Weg zum ewigen Leben zu sein? 96

FR2: Beten wir, d. h. die Christen und die Moslems,

nicht alle zu ein und demselben Gott?

(Frage eines Moslems) 97

FR3: Woran kann ich erkennen, dass das Evangelium

keine Religion, sondern göttlichen Ursprungs

ist? 99

6. Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens (FL) 101

FL1: Warum leben wir auf Erden? 101

FL2: Was ist der Sinn des Lebens? 102

FL3: Wie kann ich im täglichen Leben

mit dem Glauben klarkommen?

104

FL4: Ich habe ständig wiederkehrende Träume,

die mich belasten.

Was habe ich von diesen

Träumen zu halten? 110

FL5: Was ist Sünde? 112

FL6: Dürfen unverheiratete Paare nach der Bibel

zusammenleben?

Ab wann ist ein Paar

verheiratet: Nach der Entscheidung

des Paares,

zusammenbleiben zu wollen? Nach dem ersten

Intimverkehr? Nach der standesamtlichen oder

kirchlichen

Trauung? 113

FL7: Glauben heißt ja nicht »wissen«; wie kommen

Sie dazu, den Glauben als etwas Gewisses

darzustellen? 119

FL8: Ist zur Wiedergeburt ein äußeres Zeichen nötig? 120

FL9: Sie reden hier so zu uns, als hätte Gott selbst

Sie hierher geschickt. Wie kommen Sie dazu?

(während eines Vortrags in einer JVA) 121

FL10: Was halten Sie von der Gentechnologie? 122

FL11: Was machte Jesus mit den Mücken und

Bremsen? Hat er sie erschlagen? 124

7. Fragen bezüglich des Todes und der Ewigkeit (FT) 127

FT1: Gibt es ein Leben nach dem Tod? 127

FT2: Was ist das ewige Leben?

Wie muss man sich das vorstellen?

128

FT3: Wann beginnt das ewige Leben? 129

FT4: Wie kann ich mir den Himmel vorstellen? 130

Anhang 134

Anmerkungen zur Bibel 134

I. Basissätze zur Bibel 134

I.1 Zur Herkunft der Bibel 135

I.2 Zum Wahrheitsgehalt der Bibel 136

I.3 Zur Prüfung der biblischen Wahrheit 138

I.4 Zur Thematik der Bibel 140

I.5 Zu den Aussagen der Bibel 142

I.6 Zum Wert biblischer Aussagen 150

I.7 Zur Verständlichkeit und

zum Verständnis der Bibel 153

I.8 Zur Genauigkeit biblischer Aussagen 154

1.9 Zum Zeitrahmen biblischer Aussagen 155

1.10 Zum Zugang zur Bibel:

Die Bekehrung zu Jesus Christus 156

I.11 Schlussanmerkung 163

II. Auslegungsgrundsätze zur Bibel 164

III. Warum sollen wir die Bibel lesen? 167

IV. Wie sollen wir die Bibel lesen? 170

V. Zehn Verheißungen für Bibelleser

(Leser und Täter des Wortes) 172

Eine ungekürzte ausgewählte Leserzuschrift 174

Persönliches aus dem Leben des Autors 177

Literaturverzeichnis 189

Erklärung der verwendeten Abkürzungen

für die biblischen Bücher 191

Homepage des Autors und Traktate 192

Vorwort

Buchidee: Die Idee zu diesem Buch entstand während einer

evangelistischen Vortragsreihe, die der Verfasser in origineller

Umgebung im Münchener Modehaus Mühlhäuser

gehalten hat. Der Modemacher Harro Mühlhäuser stellte

die erste Etage seines Geschäftshauses jeweils am Abend

für die einwöchige Veranstaltungsreihe zur Verfügung. Das

bedeutete: jeden Abend Kleider abhängen, Ständer wegräumen,

250 Stühle aufstellen, Vortrag halten, dann Stühle

wieder zusammenstellen, Kleiderständer wieder aufstellen,

damit das Personal am anderen Morgen die Kleider wieder

aufhängen konnte. Die Stühle reichten zwar lange nicht aus,

aber der weiche Teppichboden und die Treppenstufen dienten

zusätzlich als bequeme Sitzgelegenheiten. So fanden 350

Personen problemlos Platz. Wegen der zentralen Lage des

Geschäftes in der Münchener Fußgängerzone (nur wenige

Meter vom Rathausplatz und von der Frauenkirche entfernt)

gab es einen sehr hohen Besucheranteil aus nichtchristlichen

Kreisen. Nach der Veranstaltung bestand die Möglichkeit,

zu

dem Gehörten Fragen zu stellen. Hiervon wurde ausgiebig

Gebrauch gemacht. Dabei wurden Fragen offenbar,

die vor

einer Glaubensentscheidung erst einer Klärung bedürfen.

Art der Fragen: So enthält das vorliegende Buch eine Reihe

jener Münchener Fragen. Darüber hinaus sind andere Fragen

beantwortet, die dem Verfasser nach ähnlichen Vorträgen

an anderen Orten gestellt wurden. Seit Jahren leitet er die

»Krelinger Fragestunde« auf dem Ahldener Jugendtag, wo

ebenfalls zahlreiche Probleme zur Sprache kommen. Allen

in diesem Buch behandelten Fragen ist gemeinsam, dass

sie wirklich gestellt wurden. So gibt das vorliegende Buch

11

keinen von »Insidern« erwarteten Fragen-Querschnitt durch

die Bibel wieder, sondern versucht, jene Probleme ernst zu

nehmen, die Zweifler, Fragende und Suchende bewegen.

Es handelt sich somit nicht um eine Sammlung spitzfindiger

theologischer Fragestellungen oder eine theoretische

am »grünen Tisch« erstellte Liste, sondern um Grundfragen

suchender Leute, die sich aus der Praxis der Vortragstätigkeit

ergeben. Gelegentlich wurden auch originelle Einzelfragen

aufgegriffen.

Methode der Beantwortung: Die von den Griechen des

Altertums

entwickelte Logik hat sich in den exakten Wissenschaften

als so erfolgreich erwiesen, dass man versucht war,

diese Denkweisen auch auf andere Bereiche zu übertragen.

Die Zeitströmung der Aufklärung ist von dieser irrigen Auffassung

getragen und hat in der Folge weithin dazu beigetragen,

dem biblischen Glauben kritisch gegenüberzustehen.

Wären die hier behandelten Fragen mathematischnaturwissenschaftlicher

Art, so hülfe uns der Kalkül der

Logik weiter. Bei den hier anstehenden Problemen spielen

aber Existenzfragen eine grundlegende Rolle, die sich im

Allgemeinen einer rein logischen Bearbeitung entziehen.

Auch die Philosophie kann uns nicht weiterhelfen. Der

Karlsruher Philosoph Hans Lenk gesteht ehrlicherweise ein:

»Die Philosophie gibt selten endgültige inhaltliche

Lösungen;

sie ist ein Problemfach, kein Stoff- und Ergebnisfach.

Für sie ist eine neue Problemperspektive viel

wichtiger als die Teillösung einer überlieferten Frage.«

Gott will und kann uns in alle Wahrheit leiten, sowohl in

unserem Denken als auch im Handeln und Glauben. Der

für uns alles entscheidende Maßstab ist darum das von Gott

autorisierte Wort, das uns in Form der Bibel vorliegt. Diese

Quelle ist durch kein menschliches Erzeugnis zu ersetzen.

Vorwort

12

Da die Beantwortung aller Fragen grundlegend von diesem

Maßstab abhängig ist, wird in einem ausführlichen Anhang

auf das Wesen und die Auslegungsgrundsätze der Bibel eingegangen.

Die Zusammenstellung in Form von Basissätzen

geschieht hier erstmalig und soll das Grundsätzliche wiedergeben,

das beim Umgang mit der Bibel vonnöten ist.

Die Antworten konnten aus Platzgründen nicht immer

erschöpfend

behandelt werden; außerdem musste eine subjektive

Auswahl aus zahlreichen gestellten Fragen getroffen

werden. Wegen der inhaltlichen Koppelung mancher

Fragestellungen sind gelegentliche Überschneidungen bei

den Antworten unvermeidlich. Zur besseren Übersicht sind

die Fragen nach Themenbereichen gegliedert. Manches ist

direkt biblisch beantwortbar, weil hierzu passend die Antwort

explizit in der Bibel steht. Andere Fragen sind zwar

auch biblisch beantwortbar, aber dies gelingt nur durch

Schlussfolgerungen aus den gegebenen biblischen Texten.

Schlussfolgerungen hängen in starkem Maße vom Kenntnisgrad

der Bibel und von der individuellen Fähigkeit ab,

von gegebenen biblischen Aussagen auf andere Antworten

zu schließen. Hier kommt die Subjektivität des Autors zum

Tragen. Unbeantwortbar bleiben in der Regel die »Warum-Fragen

«. Auch diese werden einmal geklärt, allerdings erst,

wenn der Glaube zum Schauen kommt (Joh 16,23).

Dank: Meiner lieben Frau bin ich dankbar, dass sie mir bei

der kritischen Durchsicht des Manuskriptes wertvolle Hinweise

gab und die mühsame Schreibarbeit auf unserem

Home-Computer übernommen hat.

Es ist nun unser Gebet, dass durch die vorliegende Schrift

manch einem Suchenden in seinen Existenz- und Glaubensfragen

geholfen werden könnte.

Vorwort

Vorwort zur 15. Auflage

Als Autor freue ich mich natürlich, dass dieses Buch nun

zum fünfzehnten Male hinausgehen kann. Einige wesentliche

Verbesserungen und Erweiterungen wurden jetzt vorgenommen.

Inzwischen liegen Übersetzungen in 14 verschiedenen

Sprachen vor. Das einheitliche Titelbild, das bei den

fremden Sprachen verwendet wurde, wird jetzt auch bei der

deutschen Fassung übernommen. Das Buch hat offenbar

viele

Freunde im In- und Ausland gefunden. In den vergangenen

Jahren haben mich viele Zuschriften erreicht, die mich sehr

ermutigt

und mit Dankbarkeit gegenüber dem Herrn erfüllt

haben, über den hier geschrieben wurde. Viele

sind durch das

Buch zum Glauben gekommen (z. B. [G9, 128]) oder haben

weitere Schritte im Glaubensleben getan. Aus mancherlei

erhaltenen Briefen sei hier der Erlebnisbericht

eines Lesers

ausgewählt,

der (mit Erlaubnis des Schreibers) auf den Seiten

175-177 wiedergegeben ist. Mag Gott es schenken, dass diese

Schrift auch weiterhin vielen anderen zum Segen wird.

Werner Gitt, März 1998

Übersetzungen in andere Sprachen

Dieses Buch gibt es inzwischen (Stand: 2021) in folgenden

25 Sprachen: Brasilianisch, Bulgarisch, Chinesisch, Dänisch,

Deutsch, Englisch, Finnisch, Französisch, Georgisch, Holländisch,

Italienisch, Kambodschanisch, Kirgisisch, Kroatisch,

Kurdisch (Kurmandschi), Litauisch, Polnisch, Portugiesisch,

Rumänisch, Russisch, Slowakisch, Spanisch, Tschechisch,

Türkisch und Ungarisch.

Näherers dazu siehe www.wernergitt.de  Downloads 

Booklist.

1. Die Frage nach Gott (FG)

FG1: Woher kann ich wissen, dass es Gott überhaupt gibt?

AG1: Es gibt kein Volk und keinen Stamm auf dieser Erde,

in dem die Menschen nicht in irgendeiner Form an einen

Gott, einen Geist oder ein Wesen glauben, das über ihnen

steht. Das gilt auch für die isoliertesten Urwaldstämme, die

nie eine Berührung mit einer anderen Kultur und schon gar

nicht mit dem Evangelium hatten. Wie kommt das? Wir

haben

alle die denkerische Fähigkeit, von den wunderbaren

Werken der beobachtbaren Schöpfung auf den unsichtbaren

Schöpfer zu schließen. Niemand glaubt, dass ein Auto,

eine Uhr oder auch nur ein Knopf oder eine Büroklammer

von selbst entstehen. Darum schreibt Paulus im Neuen

Testament:

»Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine

ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen seit der Schöpfung

der Welt und wahrgenommen an seinen Werken, sodass sie

keine Entschuldigung haben« (Röm 1,20). Aus der Schöpfung

können wir allerdings nur erfahren, dass ein Gott existiert

und auf seine Kraft und seinen Ideenreichtum schließen,

nicht aber auf seine Wesensart (z. B. Liebe, Leben,

Barmherzigkeit, Güte). Dazu ist uns die Bibel gegeben.

FG2: Wo ist Gott?

AG2: Nach unseren menschlichen Vorstellungen versuchen

wir, Gott räumlich zu lokalisieren. Darum finden wir bei den

heidnischen Gottesvorstellungen des Altertums wie auch im

Neuheidentum derartige Angaben. Die Griechen glaubten,

ihre Götter würden auf dem Berg Olymp wohnen,

und die

Germanen

lokalisierten sie in Walhall. Der französische

15

Mathematiker und Astronom Pierre S. M. Laplace

(1749-1827)

meinte: »Ich habe das ganze Weltall durchforscht, aber Gott

habe ich nirgends gefunden.« Ähnliches

stellten auch sowjetische

Kosmonauten fest: »Ich bin Gott bei meinem Flug

nicht begegnet« (Nikolajew, 1962 mit Wostok III). Alle diese

Aussagen sind im Licht der Bibel grundfalsch, denn Gott ist

überräumlich. Er, der den Raum geschaffen hat, kann nicht

Teil des Raumes sein. Vielmehr durchdringt er jede Position

des Raumes; er ist allgegenwärtig.

Dies erklärt Paulus den

heidnischen

Athenern auf dem Areopag: »In ihm (Gott)

leben, weben und sind wir« (Apg 17,28). Der Psalmist weiß

ebenso um diese Realität, wenn er bekennt: »Ich gehe oder

liege, so bist du um mich … und hältst deine Hand über mir«

(Ps 139,3+5). Auch hier wird das vollständige Umgeben

und Durchdringen Gottes angezeigt. Die mathematische

Vorstellung von höherdimensionalen Räumen (unser Raum

hat drei Dimensionen) kann uns bei der Frage »Wo ist Gott?«

eine Hilfe sein. Der n-dimensionale Raum ist dabei nur eine

Untermenge des (n+1)-dimensionalen Raumes. So ist z. B.

der vierdimensionale

Raum nicht vom dreidimensionalen

aufnehmbar, dennoch durchdringt er ihn völlig. Diesen Sachverhalt

beschreibt

die Bibel, wenn es in 1. Könige 8,27 heißt:

»Denn sollte in Wahrheit Gott auf Erden wohnen? Siehe, der

Himmel

und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen.«

FG3: Was bedeutet das Wort Gott – G.O.T.T.?

AG3: Das Wort »Gott« ist kein Akronym, d.h. ein aus den

Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Kurzwort

wie z. B. UFO (= Unbekanntes Flugobjekt). Gott hat sich den

Menschen immer wieder mit neuen Namen offenbart, die

mit ihrer Wortbedeutung das Wesen Gottes beschreiben (die

folgenden Bibelstellen geben das erste Vorkommen an):

Die Frage nach Gott

16

Elohim (1Mo 1,1; Gott – Pluralform, um die Dreieinigkeit

von Vater, Sohn und Heiligem Geist auszudrücken)

Eloah (41-mal im Buch Hiob, sonst nur vereinzelt;

Gott – Singularform von Elohim)

El (1Mo 33,20; Gott, der Allmächtige)

El-Olam (1Mo 21,33; ewiger Gott)

El-Schaddai (1Mo 17,1; allmächtiger Gott)

El-Roi (1Mo 16,13; Gott, der mich sieht)

Jahwe (1Mo 2,4; nach 2Mo 3,14-15 »Ich bin, der ich bin«)

Jahwe-Rapheka (2Mo 15,26; Jahwe, dein Arzt)

Jahwe-Nissi (2Mo 17,15; Jahwe, mein Panier)

Jahwe-Jireh (1Mo 22,13+14; Jahwe ersieht)

Jahwe-Schalom (Ri 6,24; Jahwe ist Friede)

Jahwe-Zidkenu (Jer 23,6; Jahwe, unsere Gerechtigkeit)

Jahwe-Schammah (Hes 48,35; Jahwe ist daselbst)

Jahwe-Roi (Ps 23,1; Jahwe, mein Hirt)

Jahwe-Zebaoth (Gott der Heerscharen)

Adonai (1Mo 15,2; mein Herr, 134-mal im AT)

(Lit.: Abraham Meister: Biblisches Namenlexikon,

Pfäffikon, 1970)

FG4: Warum ist Gott nicht zu sehen?

AG4: Die ersten von Gott geschaffenen Menschen, Adam

und Eva, lebten in der Gemeinschaft mit Gott, sodass sie ihn

auch von Angesicht zu Angesicht sehen konnten. Im Sündenfall

trennte sich der Mensch von Gott. Es ist ein heiliger

Gott,

der jede Sünde hasst, und somit endete diese ursprüngliche

Gemeinschaft. »Gott wohnt in einem Licht, da niemand zukommen

kann« (1Tim 6,16), darum werden wir ihn erst wieder

sehen, wenn wir nach dem Tode in sein Vaterhaus kommen.

Der Weg dorthin ist nur durch den Herrn Jesus möglich:

»Niemand kommt zum Vater denn durch mich« (Joh 14,6).

Die Frage nach Gott

17

FG5: Ist das ein Gott der Liebe, wenn er all die Not in dieser

Welt zulässt? Warum lässt Gott das Leid zu?

AG5: Vor dem Sündenfall gab es weder Tod noch Leid,

weder Schmerz noch irgendetwas von dem, was uns heute

so viel Mühe macht. Gott hatte alles so gestaltet, dass der

Mensch unter idealen Bedingungen leben konnte. In freier

Entscheidung ging der Mensch eigene Wege, die von Gott

wegführten. Warum Gott uns einen so weiten Freiheitsradius

zubilligt,

können wir nicht erklären. Wir stellen aber

fest: Wer von Gott weggeht, gelangt ins Elend. Diese bittere

Erfahrung machen wir bis zum heutigen Tag. Manche

Menschen sind dazu geneigt, Gott die Schuld zuzuschieben.

Dabei sollten wir bedenken, dass nicht Gott, sondern

der Mensch der Verursacher ist. Wenn wir des Nachts auf

der Autobahn das Scheinwerferlicht ausschalten und es so

zu einem Unfall kommt, dürfen wir nicht dem Autohersteller

die Schuld geben. Er hat die konstruktiven Vorgaben für die

Beleuchtung gegeben; wenn wir sie willentlich abschalten,

ist das allein unsere Sache. »Gott ist Licht« (1Joh 1,5), und

wenn wir uns in die Finsternis der Gottesferne begeben,

dürfen wir uns nicht bei dem Schöpfer beklagen, der uns

doch für seine Nähe geschaffen hat. Gott ist und bleibt

ein Gott der Liebe, denn er hat Unvorstellbares getan:

Er

gab seinen eigenen Sohn dahin, um uns aus unserer selbst

verschuldeten Situation freizukaufen. Jesus sagt von sich in

Johannes 15,13: »Niemand hat größere Liebe denn die, dass

er sein Leben lässt für seine Freunde.« Gibt es eine größere

Liebe? Nie ist etwas Größeres für den Menschen

vollbracht

worden als in der Tat auf Golgatha: Das Kreuz ist somit der

Höhepunkt göttlicher Liebe.

Wir leben alle – ob gläubig oder ungläubig – in der gefallenen

Schöpfung, in der das Leid in all seinen uns wohlDie

Frage nach Gott

18

bekannten Ausprägungen genereller Bestandteil ist. Nicht

deutbar bleibt für uns das individuelle Leid. Warum geht es

dem einen gut, und der andere ist durch Not und schwere

Krankheit hart geschlagen? Oft muss der Gläubige sogar

mehr leiden als der Gottlose, wie es der Psalmist feststellt:

»Denn es verdross mich der Ruhmredigen, da ich sah,

dass es den Gottlosen so wohlging. Denn sie sind in keiner

Gefahr des Todes, sondern stehen fest wie ein Palast.

Sie sind nicht im Unglück wie andere Leute und werden

nicht wie andere Menschen geplagt« (Ps 73,3-5).

Er findet aber auch die rechte Einordnung seiner individuellen

Not, die er nicht als Strafe für eigene Sünde ansieht. Er

hadert nicht mit Gott, sondern klammert sich fest an ihn:

»Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei

deiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und

nimmst mich endlich mit Ehren an … Wenn mir gleich

Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott,

allezeit meines Herzens Trost und mein Teil« (Ps 73,23-

24+26).

FG6: Hat nicht Gott Schuld an allem?

AG6: Als Gott Adam nach dem Sündenfall zur Rechenschaft

zog, verwies dieser auf Eva: »Die Frau, die du mir zugesellt

hast, gab mir von dem Baum« (1Mo 3,12). Als Gott dann die

Frau ansprach, wies auch Eva von sich weg: »Die Schlange

betrog mich also, dass ich aß« (1Mo 3,13). Bezüglich unserer

Schuld haben wir ein merkwürdiges

Verhalten: Wir weisen

immer von uns ab, bis wir letztlich

Gott zum Schuldigen

erklären. Nun aber geschieht das Unvorstellbare: In

Jesus nimmt Gott alle Schuld auf sich: »Denn Gott hat den

Die Frage nach Gott

19

(= Jesus), der von keiner Sünde wusste,

zur Sünde gemacht«

(2Kor 5,21). Das Gericht Gottes über die Sünde der Welt

entlädt sich auf den Sohn Gottes. Ihn trifft der Bannstrahl

mit voller Schärfe; das ganze Land verfinstert sich für drei

Stunden, er ist wirklich von Gott verlassen. »Er hat sich

selbst für unsere Sünden gegeben« (Gal 1,4), damit wir frei

ausgehen können. Das ist das Manifest

der Liebe Gottes.

Eine bessere Botschaft als das Evangelium

gibt es nicht.

FG7: Durch Kriege hat Gott zu alttestamentlicher Zeit ein

ganzes Volk ausrotten lassen, und in der Bergpredigt heißt

es: Liebet eure Feinde. Ist der Gott des AT ein anderer als

der des NT?

AG7: Manche Leute sind der Meinung, im AT sei Gott ein

Gott des Zornes und der Rache und im NT ein Gott der

Liebe. Diese Auffassung ist durch die beiden folgenden

Aussagen

aus dem AT und NT leicht zu widerlegen: In

Jeremia 31,3 sagt Gott: »Ich habe dich je und je geliebt;

darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte«, und

im NT lesen wir bei Hebräer 10,31: »Schrecklich ist’s, in

die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.« Gott ist sowohl

der zornige Gott gegenüber der Sünde als auch der liebende

Gott gegenüber

den Bußfertigen. Dieses Zeugnis finden wir

sowohl im AT als auch im NT, denn Gott ist immer derselbe.

Bei ihm »ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und

der Finsternis« (Jak 1,17). Ebenso hat sich der Sohn Gottes

wesensmäßig nie verändert: »Jesus Christus gestern und

heute und derselbe auch in Ewigkeit« (Hebr 13,8).

Die Bibel ist voller Beispiele, wie Gott die Sünde an Menschen

richtet und wie er andererseits die Seinen bewahrt. In

der Sintflut ging die ganze Menschheit wegen ihrer Bosheit

Die Frage nach Gott

20

unter, und nur acht Leute wurden errettet. Ebenso wird im

Endgericht der größte Teil der Menschheit verloren gehen,

weil sie den breiten Weg der Verdammnis gingen (Mt 7,13-14).

Gott hatte seinem Volk Israel das verheißene Land gegeben,

aber beim Auszug aus Ägypten überfallen die Amalekiter

die Nachzügler. In 5. Mose 25,17-19 wird den Amalekitern

das Gericht der Austilgung angesagt, das Saul zu späterer

Zeit auf Befehl Gottes auszuführen hatte (1Sam 15,3). Zu

neutestamentlicher Zeit werden Ananias und Saphira von Gott

getötet, weil sie nicht die ganze Wahrheit sagten (Apg 5,1-11).

An diesen Beispielen können wir lernen,

dass Gott jede Sünde

ernster nimmt, als wir denken. Auch darin hat sich Gott nie

geändert. Er hasst jede Sünde, und er wird jegliche Missetat

richten. Er könnte auch heute

ganze Völker vernichten. Wir

Deutschen haben gegenüber

Gott in besonders harter Weise

gesündigt, weil in unserem

Volk während des Dritten Reiches

ein radikales Ausrottungsprogramm

gegen sein Volk Israel

entwickelt wurde.

Die 40-jährige Teilung Deutschlands und

der Verlust der Ostgebiete sind ein deutliches Gericht dafür.

Gott hätte

auch das ganze Volk vernichten können, aber

seine Barmherzigkeit

war so groß, dass er es nicht getan

hat; vielleicht auch wegen der immer noch vorhandenen

Gläubigen. Sodom

und Gomorra wären nicht untergegangen,

hätte es wenigstens zehn Gerechte dort gegeben (1Mo 18,32).

Wenn das Gericht nicht immer augenblicklich stattfindet,

ist das Gottes Gnade. Einmal aber muss jeder Rechenschaft

geben

über sein Leben, sowohl die Gläubigen (2Kor 5,10) als

auch die Ungläubigen (Hebr 9,27; Offb 20,11-15).

FG8: Hat Gott das Böse geschaffen?

AG8: Im ersten Johannesbrief lesen wir, »dass Gott Licht ist,

und in ihm ist keine Finsternis« (1,5). Gott ist der absolut

Die Frage nach Gott

21

Reine und Vollkommene (Mt 5,48), und die Engel bekunden:

»Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth« (Jes 6,3). Er

ist der »Vater des Lichts« (Jak 1,17), und so kann das Böse

niemals von ihm kommen. Die Herkunft des Bösen

bringt die

Bibel in Zusammenhang mit dem Fall Satans,

der einst ein

Cherub, ein Lichtengel, war und »gleich dem Allerhöchsten«

(Jes 14,14) sein wollte. In Hesekiel 28,15ff. ist sein Stolz und

Fall beschrieben:

»Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an,

da du geschaffen wurdest, bis dich deine Missetat gefunden

hat. Denn du bist inwendig voll Frevels geworden

vor deiner großen Hantierung und hast dich versündigt.

Darum will ich dich entheiligen von dem Berge Gottes

und will dich ausgebreiteten Cherub aus den feurigen

Steinen verstoßen. Und weil sich dein Herz erhebt …

darum will ich dich zu Boden stürzen.«

Dadurch, dass das erste Menschenpaar auf die Versuchung

einging, gerieten sie selbst unter die Knechtschaft der Sünde.

Das Böse hatte somit Eingang in diese Schöpfung gefunden.

Offenbar ist dem Satan hierdurch der Herrschaftseinbruch

in

diese Welt gelungen: »Denn wir haben nicht mit Fleisch und

Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen,

nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis

herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel«

(Eph 6,12).

FG9: Ist Gott lernfähig?

AG9: Lernen ist definitionsgemäß die Aufnahme unbekannten

Wissens. Da Gott alle Dinge weiß (Ps 139,2; Joh 16,30), gibt

es für ihn nichts Neues, das er noch lernen könnte. Als Herr

über Raum und Zeit ist ihm Vergangenes

wie Zukünftiges in

Die Frage nach Gott

22

gleicher Weise bekannt. Wir hingegen

bleiben Lernende. In

der Bibel teilt uns Gott in seiner Allwissenheit kommende

Ereignisse in prophetischer Schau mit.

FG10: Hat Jesus wirklich gelebt? Ist er Gottes Sohn?

AG10: Die Ankündigung des Kommens Jesu in diese Welt

gehört zu den markantesten prophetischen Aussagen. In

detaillierter

Weise sagt das AT seinen Geburtsort Bethlehem

(Mi 5,1 → Lk 2,4), seine Abstammungslinie (2Sam 7,16

→ Mt 1,1-17), die gleichzeitige Sohnschaft Gottes (Ps 2,7;

2Sam 7,14 → Hebr 1,5) und des Menschen (Dan 7,13 →

Lk 21,27), sein Wirken (Jes 42,7 → Joh 9), den Grund seiner

Sendung (Jes 53,4-5 → Mk 10,45), den Verrat an ihm

für 30 Silberlinge (Sach 11,12 → Mt 26,15), sein Leiden

und Sterben am Kreuz (Ps 22 → Lk 24,26) sowie seine Auferstehung

(Hos 6,2 → Lk 24,46) voraus. Durch den deutlichen

Abstand von 400 Jahren zwischen dem letzten Buch

des AT und der neutestamentlichen Zeit bekommen die

erfüllten Prophetien auf Christus ihr besonders eindrückliches

Gewicht hinsichtlich der oben gestellten Frage. Auch

außerbiblische Quellen bezeugen das Leben Jesu, wie z. B.

der römische Historiker Tacitus, der römische Hofbeamte

Sueton unter dem Kaiser Hadrian, der römische Statthalter

von Bithynien in Kleinasien, Thallus u. a. Beispielhaft sei

hier ein Zitat des bekannten jüdischen Geschichtsschreibers

Flavius Josephus (geb. 37 n.Chr.) genannt:

»Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn

man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war

nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und

der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit

aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele

Die Frage nach Gott

23

Heiden an sich. Er war der Christus. Und obgleich ihn

Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes

zum Kreuzestod

verurteilte, wurden doch seine früheren

Anhänger nicht untreu. Denn er erschien ihnen am

dritten Tage wieder lebend, wie gottgesagte Propheten

dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorher

verkündigt hatten.« (Jüdische Altertümer XVIII.3.3)

Gott selbst bestätigt Jesus als seinen Sohn (bei der Taufe:

Mt 3,17; auf dem Berg der Verklärung: Mk 9,7), und der

Engel kündigt seine Geburt als Sohn des Allerhöchsten an

(Lk 1,32). Der Herr Jesus bekennt sich im Verhör vor dem

Hohen Rat, dem höchsten Regierungs- und Richterkollegium

in Israel (= die Hohenpriester, Ältesten und Schriftgelehrten)

unter Vorsitz des Hohenpriesters Kaiphas (Mt 26,63-64; Mk

14,61-62; Lk 22,70) als Gottes Sohn. Ebenso bezeugen die

unterschiedlichsten Männer und Frauen der Bibel Jesus als

den Sohn Gottes:

• Petrus: »Du bist Christus, des lebendigen Gottes

Sohn« (Mt 16,16).

• Johannes: »Wer nun bekennt, dass Jesus Gottes Sohn

ist, in dem bleibt Gott und er in Gott« (1Joh 4,15).

• Paulus: »Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes«

(Gal 2,20).

• Martha aus Bethanien: »Ich glaube, dass du bist Christus,

der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist«

(Joh 11,27).

• Nathanael: »Rabbi, du bist Gottes Sohn!« (Joh 1,49).

• Der römische Hauptmann bei der Kreuzigung: »Wahrlich,

dieser ist Gottes Sohn gewesen« (Mt 27,54).

• Der äthiopische Finanzminister: »Ich glaube, dass

Jesus

Christus Gottes Sohn ist« (Apg 8,37).

Die Frage nach Gott

24

Auch der Teufel weiß um Jesu Sohnschaft Gottes (Mt 4,3+6),

und die Dämonen müssen ihn als den Sohn Gottes anerkennen

(Mt 8,29).

Dass Jesus der Sohn Gottes ist, war damals den Pharisäern

und Hohenpriestern (Mk 14,53-65) und auch dem aufgewiegelten

Volk (Joh 19,7) ein Anstoß, und ist bis heute

Juden

und Moslems ein Dorn im Auge. Er kann aber nicht

unser Retter und Heiland sein, wenn er nur »Bruder« (Schalom

Ben Chorin), »Sohn unter Söhnen« (Heinz Zahrnt), ein guter

Mensch oder ein Sozialreformer war, sondern nur dadurch,

dass er wirklich der Sohn des lebendigen Gottes ist (Mt

16,16).

FG11: In welcher Beziehung stehen Gott und Jesus zueinander?

Ist das eine Person, oder wer von ihnen ist höher? Zu

wem sollen wir beten?

AG11: Gott ist mit unserem Denken nicht zu erfassen. Er ist

überräumlich, überzeitlich und unausforschlich, darum sind

uns alle bildhaften Vorstellungen von ihm schon im 1. Gebot

untersagt. Gott hat sich dennoch »nicht unbezeugt gelassen«

(Apg 14,17); er hat sich uns offenbart. Er ist der Eine und

zugleich der Dreieine.

1. Gott ist der Eine: Es gibt keinen anderen Gott als nur den

Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs (2Mo 3,6): »Ich bin der

Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott«

(Jes 44,6). »Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach

mir keiner sein. Ich, ich bin der Herr, und ist außer mir kein

Heiland« (Jes 43,10-11). Darum lautet das Gebot: »Du sollst

keine anderen Götter neben mir haben« (2Mo 20,3). Die

Gottesvorstellungen in allen Religionen sind nichtig:

»Denn

alle Götter der Völker sind Götzen« (Ps 96,5); sie »sind Wind

und eitel« (Jes 41,29).

Die Frage nach Gott

25

2. Gott ist der Dreieine: Zugleich begegnet uns Gott als

Einheit

in drei Personen. Es handelt sich nicht um drei verschiedene

Götter, sondern – wie es viele Stellen der Bibel

belegen (z. B. 1Kor 12,4-6; Eph 1,17; Hebr 9,14) – um einen

Dreiklang von Willen, Tun und Wesen Gottes. Von diesem

dreieinen Gott wird in dreifacher Weise in personaler

Differenzierung geredet: – Gott der Vater – Jesus Christus,

der Sohn Gottes – und der Heilige Geist. Im Taufbefehl

nach Matthäus 28,19 tritt dies am ausdrücklichsten und

deutlichsten hervor. Der in der Bibel nirgends vorkommende

Ausdruck der »Dreieinigkeit« (Trinität; lat. trinitas =

Dreizahl) ist der menschliche Versuch, dies göttliche

Geheimnis

mit einem Wort zu fassen.

In Jesus wurde Gott Mensch: »Das Wort ward Fleisch« (Joh

1,14). Gott wurde sichtbar, hörbar, tastbar (1Joh 1,1) und im

Glauben greifbar (Joh 6,69). Den Herrn Jesus hat Gott zu

uns gesandt, und »ihn hat Gott für den Glauben hingestellt

«

(Röm 3,25). So steht Jesus in einer besonderen funktionalen

Zuordnung für uns. Den rettenden Glauben haben

wir nur,

wenn wir an Jesus gläubig sind. Er ist für uns ans Kreuz gegangen,

er hat unsere Schuld gesühnt, er hat uns teuer erkauft

(1Petr 1,18), und darum müssen wir ihn anrufen, um gerettet

zu werden (Röm 10,13). Durch Jesus haben wir Zugang zum

Vater (Joh 14,6) und dürfen als Kinder

»Abba, lieber Vater«

(Röm 8,15) sagen. Jesus ist der Sohn Gottes, er ist mit dem

Vater wesensgleich: »Ich und der Vater sind eins« (Joh 10,30),

darum konnte er sagen: »Wer mich sieht, sieht den Vater«

(Joh 14,9). Thomas bekennt

gegenüber dem Auferstandenen:

»Mein Herr und mein Gott!« (Joh 20,28). Die Gottheit Jesu

und die Wesensgleichheit

mit dem Vater kommen weiterhin

durch folgende

gleiche Titel und Tätigkeiten zum Ausdruck:

Schöpfer

(Jes 40,28 → Joh 1,3), Licht (Jes 60,19-20 → Joh

Die Frage nach Gott

26

8,12), Hirte (Ps 23,1 → Joh 10,11), Erster und Letzter (Jes

41,4 → Offb 1,17), Sündenvergeber (Jer 31,34 → Mk 2,5),

Schöpfer

der Engel (Ps 148,5 → Kol 1,16), Anbetung durch

Engel (Ps 148,2 → Hebr 1,6). Die Gleichheit Jesu mit dem

Vater betont auch Philipper 2,6. Bei seiner Menschwerdung

nahm er die Knechtsgestalt eines Menschen an. Hier stand er

in der völligen Abhängigkeit und im Gehorsam zum Vater.

Im Zusammenhang mit der Menschwerdung Jesu ist somit

eine deutliche Rangfolge zwischen dem Vater und dem

Sohn erkennbar: Wie der Mann das Haupt der Frau ist, so

ist Gott Christi Haupt (1Kor 11,3). Nun aber sitzt der Herr

Jesus zur Rechten Gottes und ist das Ebenbild seines Wesens

(Hebr 1,3). Der Vater hat dem Sohn alle Macht im Himmel

und auf Erden gegeben (Mt 28,18), auch das Gericht

hat er

ihm übereignet (Joh 5,22), denn alles hat er unter seine Füße

getan (1Kor 15,27). Schließlich heißt es: »Wenn aber alles

ihm (= Jesus) untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn

selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf

dass Gott sei alles in allem« (1Kor 15,28).

Der Heilige Geist begegnet uns ebenso als göttliche Person,

jedoch in anderen Funktionen als der Sohn Gottes. Er

ist unser Tröster (Joh 14,26) und Anwalt, er erschließt uns

die Wahrheit der Bibel (Joh 14,17), er vertritt uns vor Gott

mit dem rechten Gebet (Röm 8,26), und ohne ihn können wir

Jesus als unseren Retter und Herrn (1Kor 12,3b) überhaupt

nicht erkennen.

Gebet: Jesus hat seine Jünger und damit auch uns das Gebet

zum Vater gelehrt (Mt 6,9-13), und als der Apostel Johannes

vor der Macht des Engels erschrocken zu Boden fällt und

ihn anbeten will, wehrt der Bote Gottes entschieden

ab: »Ich

bin dein Mitknecht … Bete Gott an!« (Offb 22,9). Ebenso

ist das Gebet zu Jesus Christus nicht nur möglich, sondern

Die Frage nach Gott

27

seit seinem Kommen in diese Welt sogar geboten. Er selbst

sagte den Jüngern: »Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem

Namen« (Joh 16,24), und: »Was ihr mich bitten werdet in

meinem Namen, das will ich tun« (Joh 14,14). Kolosser 3,17

fasst all unser Reden und Tun – und damit auch das Gebet

zu Christus – zusammen: »Und alles, was ihr tut mit Worten

oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des Herrn

Jesus und danket Gott, dem Vater, durch ihn.« Jesus ist der

einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen (1Tim

2,5), und darum dürfen wir uns im Gebet an ihn wenden.

Der erste Märtyrer, Stephanus, wird uns vorbildhaft als ein

Mann »voll heiligen Geistes« (Apg 7,55) geschildert. Sein

Gebet zu Jesus ist uns überliefert: »Herr Jesus, nimm meinen

Geist auf!« (Apg 7,59). Auch während der Erdenzeit wurde

der Herr Jesus als Gott angebetet,

und er akzeptierte dies:

Der Aussätzige (Mt 8,2), der geheilte Blindgeborene (Joh

9,38) und die Jünger (Mt 14,33) fielen vor ihm nieder. Dies

ist nach der Bibel der höchste Ausdruck der Anbetung und

Huldigung. Für das Gebet an den Heiligen Geist (z. B. in

dem Kirchenlied »Nun bitten wir den Heiligen Geist um den

rechten Glauben allermeist

« von Berthold von Regensburg)

finden wir in der Bibel jedoch keinen Hinweis.

Das Gebet kennt also nach der Bibel nur zwei Adressen: Gott

den Vater und Jesus Christus, den Sohn Gottes.

Die Frage nach Gott

2. Fragen zur Bibel (FB)

Der folgende Fragenkomplex, bei dem es um die Gültigkeit

und Verbindlichkeit der Bibel geht, ist von sehr grundlegender

Art. Deshalb werden in diesem Kapitel nur fünf

Fragen behandelt und – dem Gewicht dieser Thematik entsprechend

– wird ein sehr ausführlicher Anhang angefügt.

FB1: Die Bibel ist doch von Menschen aufgeschrieben worden,

darum ist alles relativ zu sehen. Wie können Sie sagen,

dass sie von Gott ist und dass alles wahr ist?

AB1: Wir wollen hier die Frage nach der biblischen Wahrheit

an einem ausgewählten Beispiel zeigen, das den Vorteil

hat, mathematisch nachvollziehbar zu sein. Die Bibel

enthält 6408 Verse mit prophetischen Angaben, von denen

sich 3268 bisher so erfüllt haben, während die restlichen

Prophetien noch zukünftige Ereignisse betreffen. Keine

Voraussage ist verändert eingetroffen. Das gibt es in keinem

anderen Buch der Weltgeschichte. Hier haben wir einen

– auch mathematisch ausdrückbaren – Wahrheitsgehalt

vor uns, der nirgends seinesgleichen hat. Wir wollen nun

die Frage stellen, ob es möglich ist, dass sich so viele

Prophetien zufällig erfüllen können, d.h., ob ihr Eintreffen

ohne das Wirken Gottes erklärbar ist. Dazu werden wir uns

nun der Wahrscheinlichkeitsrechnung bedienen. In dem folgenden

Berechnungsmodell

wird nicht berücksichtigt, dass

manchmal mehrere Verse der Bibel dazu dienen, eine einzige

Prophetie zu beschreiben und zum anderen ein Vers

auch mehrere Prophetien enthalten kann. Ebenso geht der

Tatbestand, dass manche prophetische Aussage mehrfach

erwähnt wird, nicht in die Rechnung ein. Diese Modellver29

einfachung wird jedoch durch den folgenden Ansatz für die

Grundwahrscheinlichkeit bei Weitem ausgeglichen.

Nimmt man die sehr hohe Grundwahrscheinlichkeit von

p = 0,5 für die zufällige Erfüllung einer Einzelprophetie an,

so lässt sich die Gesamtwahrscheinlichkeit w für die 3268

bisher erfüllten Prophetien mathematisch exakt errechnen.

Diese beträgt w = 2–3268 = 1,714 · 10–984. Die prophetischen

Aussagen sind derart, dass das Eintreten des jeweilig

beschriebenen

Ereignisses mathematisch mit 1 : 1000 bis

1 zu mehreren Millionen anzusetzen wäre. Mit dem Ansatz

1 : 2 (= 0,5) liegen wir damit auf der absolut sicheren Seite.

Zum Zahlenvergleich für w wollen wir einige ausgedachte

Lottosysteme

betrachten. Wenn die Wahrscheinlichkeit für

einen

Volltreffer im kommerziellen Zahlenlotto »6 aus 49«

– d. h. aus 49 Feldern mit fortlaufender Nummerierung – etwa

1 : 14 Millionen beträgt, so wollen wir die Frage stellen: Auf

wie viel Felder dürfte ein zweiter Lottoschein erweitert werden,

bei dem ebenfalls 6 richtige Zahlen für einen Volltreffer

zu benennen sind, um gerade auf jene Wahrscheinlichkeit

zu kommen, die sich für die zufällige Erfüllung von 3268

Prophetien ergäbe? Was würden wir schätzen?

a) die Größe einer Tischtennisplatte?

Auf einer Fläche von A = 1,525 · 2,74 m2 = 4,1785

m2 sind L = 167 140 Einzelfelder von der Größe, wie

sie auf einem handelsüblichen Lottoschein anzutreffen

sind, möglich.

b) die Größe eines Fußballfeldes? Bei A = 7350 m2 sind

L = 459 375 000 Einzelfelder möglich.

c) oder gar die Oberfläche der gesamten Erdkugel? Bei

A = 510 Mill. km2 sind L = 31,3653 · 1018 Einzelfelder

Fragen zur Bibel

30

möglich, wobei 1018 eine Trillion oder eine Million

Billiarden bedeutet.

Rechnet man die Wahrscheinlichkeiten aus, um bei L durchnummerierten

Feldern sechs Richtige zu ziehen, so ergeben

sich für die obigen Flächen folgende Werte:

a) w = 1 : 0,4 · 1030 (bzw. 2,5 · 10–30)

b) w = 1 : 1,3 · 10 49 (bzw. 7,69 · 10–50)

c) w = 1 : 1,3 · 10114 (bzw. 7,69 · 10–115)

Wir sehen anhand der Zahlen für w, dass die Vergleiche a)

bis c) völlig unzureichend sind. Das mathematische Ergebnis

für die Felderzahl ist geradezu atemberaubend! Wir müssten

zu ihrem Größenvergleich die Gesamtzahl aller Atome

des Universums zu Hilfe nehmen, und diese ist mit 1080

selbst nicht mehr vorstellbar. Es ist eine 1 mit 80 Nullen oder

die Zahl 10 Milliarden achtmal mit sich selbst multipliziert.

Auf die errechnete transastronomische Zahl von 2,74 · 10164

Feldern jenes Superlottoscheins kommt man allerdings

erst

durch einen weiteren, unsere Vorstellungen noch einmal

übersteigenden Vergleich: Stellt man sich so viele Universen

gleicher Größe vor, wie unser Universum Atome hat, dann ist

die Gesamtzahl der Atome aller dieser gedachten Universen

immer noch um den Faktor 27 400 kleiner als der benötigte

Lottoschein Felder haben dürfte [G1, 185].

Nach den obigen Betrachtungen können wir nur eine vertretbare

Konsequenz ziehen: Die Prophetien sind göttlicher

Art, sie können von keinem Menschen stammen. So führen

uns die Berechnungen zu einem Ergebnis, das Jesus in

dem bekannten Gebet zum Vater (oft fälschlicherweise als

»Hohepriesterliches

Gebet« bezeichnet, obwohl es sich hier

nicht um einen hohepriesterlichen Dienst, d. h. Sühnung der

Sünden

des Volkes, handelt) auf die knappe Formel bringt:

Fragen zur Bibel

31

»Dein Wort ist die Wahrheit!« (Joh 17,17). Die Bibel kann

somit nicht von menschlicher Herkunft sein, sondern es gilt:

»Alle Schrift ist von Gott eingegeben« (2Tim 3,16). Gott

benutzte auserwählte Menschen, denen er die für uns wichtige

Information gab, damit sie diese – ohne dabei ihre Person,

ihr Wesen und ihre Empfindungen auszuklammern

– für uns aufschrieben. Weiteres zu dieser Frage ist in drei

Unterkapiteln im Anhang »Basissätze zur Bibel« zu finden:

I.1 Zu ihrer Herkunft; I.2 Zu ihrem Wahrheitsgehalt; I.3 Zur

Prüfung ihrer Wahrheit.

FB2: Wie kann ich prüfen, ob die Bibel wahr ist?

AB2: Ob ein mathematisch formulierter physikalischer Ablauf

oder eine beschriebene chemische Reaktion unter definierten

Bedingungen stattfindet oder nicht, kann nicht in einer

Diskussionsrunde entschieden werden, sondern im prüfbaren

Experiment. Im Gegensatz zu allen anderen Schriften der

Ideologien und Religionen nennt die Bibel Methoden, wie

ihre Wahrheit durch Experiment ermittelt werden kann. Wer

nicht nur philosophierend fragt, sondern

zu einer echten

Überzeugung kommen will, ist zu einem

Experiment eingeladen,

für das sich Gott selbst verbürgt:

»Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem

Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, auf

dass du haltest und tuest allerdinge nach dem, was darin

geschrieben steht. Alsdann wird es dir gelingen in allem,

was du tust, und wirst weise handeln können« (Jos 1,8).

Dieses Experiment besteht danach aus drei Teilschritten:

1. Experimentbeschreibung kennenlernen: Zunächst geht es

darum, sich durch intensives Lesen mit dem Inhalt der Bibel

vertraut zu machen.

Fragen zur Bibel

32

2. Ausführung des Experiments: Im zweiten Schritt sind alle

erkannten Anweisungen in die Tat umzusetzen.

3. Prüfung der experimentellen Daten: Alle Menschen wünschen

sich ein gelungenes Leben in Ehe und Familie, Beruf

und Freizeit. Die Fragen an die Ratgeber in der Regenbogenpresse

legen ein beredtes Zeugnis davon ab. Kein psychologischer

Eheberater, kein Industriemanager und kein

politischer Berater verfügt über ein absolutes Erfolgsrezept.

Nur die Bibel verspricht unter den obigen Bedingungen

Gelingen

und weises Handeln im Leben.

Wer dieses Experiment durchführt, kommt immer zu einer

positiven Bilanz. Es gibt weder Verlust noch Risiko, also

keinen verlorenen Einsatz wie beim Lottospiel oder Zinsverlust

wie bei Krediten. Wer es mit der Bibel wagt, hat es mit

Gott zu tun, und wird dadurch einen großen Gewinn haben.

(Weitere Prüfmöglichkeiten sind im Anhang »Anmerkungen

zur Bibel«, Teil I.3 »Zur Prüfung ihrer Wahrheit

« aufgeführt.)

FB3: Was ist an der Bibel anders als bei allen sonstigen

Büchern

der Weltliteratur?

AB3: Die Bibel unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht

grundlegend von allen sonstigen Büchern der Weltgeschichte,

sodass sie ein einzigartiges, einmaliges und unvergleichliches

Werk darstellt:

1. Trotz über 1000-jähriger Entstehungsdauer weist die Bibel

eine einzigartige Kontinuität auf: Die Bibel wurde in einer

Zeitspanne von über 1500 Jahren von etwa 45 Schreibern

unterschiedlicher Herkunft und Berufe geschrieben. Hierzu

gehören z. B. der Universitätsabsolvent Mose, der militärische

Oberbefehlshaber Josua, der Ministerpräsident

Daniel,

der Mundschenk Nehemia, der König David, der

Fragen zur Bibel

33

Hirte Amos, der Fischer Petrus, der Zöllner Matthäus, der

Arzt Lukas und der Zeltmacher Paulus. Die Bibelteile

entstanden

mitunter an ungewöhnlichen Orten, wie in der

Wüste (Mose), im Kerker (Jeremia), im Palast (Daniel), auf

Reisen

(Lukas) oder in der Verbannung (Johannes) und bei

allen nur denkbaren Gemütsverfassungen der Schreiber wie

Freude und Liebe, Angst und Sorge, Not und Verzweiflung.

Trotz der sonst nirgends anzutreffenden Spannweite von

60 Generationen hinsichtlich ihrer zeitlichen Entstehung

und der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten ihrer

Autoren ist die Bibel von einer einheitlichen, fein aufeinander

abgestimmten

Thematik. Die Schreiber behandeln Hunderte

von Themen mit besonders auffälliger Harmonie und

Kontinuität.

Würden Menschen ohne das Wirken Gottes aus

so weit entlegenen Zeitepochen und mit so divergierenden

Persönlichkeitsstrukturen

eine solche Themenspanne bearbeiten,

so wäre erfahrungsgemäß keine Einheit zu erwarten.

Insbesondere

zieht sich die biblische Lehre über Gott sowie

seine Heilsgeschichte mit den Menschen wie ein roter Faden

durch die ganze Bibel.

2. Die Bibel enthält eine so weite Palette literarischer

Gattungen

wie sie in keinem anderen Buch anzutreffen ist

(siehe Satz B58 im Anhang, Teil I). Hingegen fehlen diejenigen

Textarten,

die nicht der Wahrheit verpflichtet sind

wie z. B. Märchen,

Legende und Sage. Ebenso wenig findet

man solche Über- oder Untertreibungen, wie wir sie von

Satiren, Glossen,

Heldenreden oder Komödien kennen.

3. Die Bibel ist von einer beachtenswerten Vielseitigkeit

geprägt.

Sie ist zugleich Glaubens-, Gesetz- und Geschichtsbuch.

Sie liefert die Grundlagen zahlreicher Wissensgebiete

und enthält tausenderlei Lebensregeln für die verschiedensten

Situationen. Sie ist der beste Eheberater und beschreibt,

wie

Fragen zur Bibel

34

wir uns zu Eltern und Kindern, zu Freunden und Feinden,

zu Nachbarn und Verwandten, zu Fremden, zu Gästen und

Glaubensgenossen verhalten sollen (ausführlicher

in Frage

FL3 behandelt). Sie spricht über die Herkunft

dieser Welt und

allen Lebens, über das Wesen des Todes und über das Ende der

Welt. Sie zeigt uns das Wesen Gottes des Vaters, seines Sohnes

Jesus Christus und die Wirkungen des Heiligen Geistes.

4. Die Bibel ist das einzige Buch mit ausschließlich

zuverlässigen

prophetischen Aussagen. Diese sind göttlichen

Ursprungs

(1Sam 9,9; 2Sam 24,11; 2Petr 1,20-21) und darum

auch in keinem anderen Buch der Weltgeschichte zu finden

(auch nicht im Koran oder in den Aufzeichnungen des

französischen Okkultisten Nostradamus). Die Zeitspannen

zwischen Niederschrift und Erfüllung sind so groß, dass auch

strengste Kritiker nicht einwenden könnten, die Prophetien

seien erst gegeben, nachdem die Ereignisse schon eingetreten

waren (ausführlicher in [G1, 159-199]).

5. Der zeitliche Aussagerahmen der Bibel findet nirgends

seinesgleichen.

Die Bibel erstreckt sich in ihren Aussagen

vom Anfangspunkt der physikalischen Zeitachse (Schöpfung)

bis zu ihrem Endpunkt (Offb 10,6b) hin. Kein sonstiges Buch

vermittelt etwas Gewisses über den Beginn der Zeit und

vermag die Ereignisse um den Endpunkt der Zeitachse zu

beschreiben. Darüber hinaus spricht die Bibel von der Ewigkeit,

jener Wirklichkeit, in der unsere einengenden Zeitgesetze

keine Gültigkeit mehr haben.

6. Keine Aussage der Bibel hat sich als falsch erwiesen.

Nie mussten wissenschaftliche Bezüge der Bibel aufgrund

von Forschungsergebnissen revidiert werden. Hingegen gibt

es zahlreiche Beispiele dafür, dass naturwissenschaftliche

Beschreibungen

in der Bibel erst etliche Jahrhunderte nach

Fragen zur Bibel

35

ihrer Niederschrift durch die Forschung bestätigt wurden

(z. B. Zahl der Sterne: [G7, 15-23]; Gestalt der Erde:

[Gl, 59-60]).

7. Kein sonstiges Buch beschreibt den Menschen so

realistisch wie die Bibel. Es gibt keine komödienhaften

Übertreibungen,

keine retuschierten Biographien und kein

glorifizierendes

Heldentum, das die negativen Seiten der

Menschen verbirgt oder verschleiert. So bleiben in der Bibel

die Sünden

der Erzväter (1Mo 12,11-13), der Ehebruch

Davids (2Sam 11) und die Unordnung in den Gemeinden

(1Kor 1,11; 2Kor 2,1-4) nicht unerwähnt.

8. Wie kein anderes Buch erfasst die Bibel zukünftige

Erscheinungen,

die bei damaligem Wissensstand kein

Mensch erahnen

konnte (z. B. Spacelabs, Orbitalstationen:

Ob 4) und schließt in ihre Lehre Situationen ein, die erst viele

Jahrhunderte

später aufgetreten sind (z. B. Drogenkonsum:

2Kor 6,16-17; Gentechnologie: siehe Frage FL10).

Schon diese acht genannten Besonderheiten weisen die Bibel

als ein herausragendes Buch aus, dem kein anderes auch nur

annähernd vergleichbar wäre. Der Historiker Philip Schaff

beschreibt die Einzigartigkeit der Schrift und den, über den

sie spricht, sehr treffend:

»Dieser Jesus von Nazareth besiegte ohne Geld und Waffen

mehr Millionen Menschen als Alexander, Cäsar,

Mohammed

und Napoleon; ohne Wissenschaft und

Gelehrsamkeit

warf er mehr Licht auf göttliche und

menschliche

Dinge als alle Philosophen und Gelehrten

zusammen;

ohne rhetorische Kunstfertigkeit sprach

er Worte des Lebens, wie sie nie zuvor oder seither gesprochen

wurden, und erzielte eine Wirkung wie kein

Fragen zur Bibel

36

anderer Redner

oder Dichter. Ohne selbst eine einzige

Zeile zu schreiben, setzte er mehr Federn in Bewegung

und lieferte

Stoff für mehr Predigten, Reden, Diskussionen,

Lehrwerke, Kunstwerke und Lobgesänge als das

gesamte

Heer großer Männer der Antike und Moderne.«

(J. McDowell: Die Bibel im Test, S. 54)

Wenn auch die Bibel hinsichtlich der Zahl ihrer Wörter und

Buchstaben exakt erfassbar ist (z. B. die englische King

James Version: 783 137 W. und 3 566 480 B.), so ist doch

die Fülle ihrer Gedanken unzählbar. Kein Menschenleben

reicht aus, um den kompletten Gedankenschatz zu heben

(Ps 119,162). Die Bibel können wir darum als einziges

Buch beliebig oft lesen, ohne dass sie langweilig wird. Mit

jedem Lesen erschließen

sich neue Gedankengänge und

Querverbindungen

zu anderen Texten. Wir kommen zu

einer wichtigen Schlussfolgerung: Die Bibel ist das einzige

göttliche

Buch. Ihre Wahrheit ist von Gott verbürgt und

autorisiert (Ps 119,160; Joh 17,17).

FB4: Gibt es heute noch neue Botschaften als Ergänzung

zur Bibel? Ist Gott nicht größer als die Schrift, um direkt zu

jemandem

zu reden?

AB4: Wir müssen zwei Redeweisen Gottes unterscheiden: die

für alle Menschen in gleichem Maße gültige Bibel und die

individuelle Führung Gottes im Leben des Einzelnen.

1. Ergänzungen zur Bibel? Parallel mit der Entstehung der

biblischen Schriften durch von Gott berufene und von ihm

autorisierte Männer (z. B. Jer 1,5; Gal 1,12) treten auch falsche

Propheten mit eigenmächtigen Botschaften auf. Auf

die auch uns bewegende Frage »Wie kann ich merken, welFragen

zur Bibel

37

ches Wort der Herr nicht geredet hat?« (5Mo 18,21) gibt Gott

als Antwort ein entscheidendes Kriterium zur Prüfung der

Wahrheit:

»Wenn der Prophet redet in dem Namen des Herrn, und

es wird nichts daraus und es kommt nicht; das ist das

Wort, das der Herr nicht geredet hat; der Prophet hat’s aus

Vermessenheit geredet« (5Mo 18,22).

Auch in der Bergpredigt warnt Jesus vor den falschen Propheten

und nennt uns ebenso die Kennzeichen ihrer Identifizierung:

»Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in

Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie

reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.

Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder

Feigen von den Disteln?« (Mt 7,15-16).

Der Apostel Johannes weist nicht minder eindringlich auf

die Gefahr hin: »Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen.

Wer weitergeht und bleibt nicht in der Lehre

Christi, der hat Gott nicht« (2Joh 7+9).

Nur die Bibel ist von Gott offenbart. Zuletzt hat Gott durch

seinen Sohn geredet (Hebr 1,2), und es wird nun keine

zusätzlichen

Offenbarungen mehr geben (Offb 22,18). Dem

Wort der Bibel ist danach nichts mehr hinzuzufügen. Schon

Petrus warnt zu seiner Zeit vor »verderblichen Sekten

«

(2Petr 2,1), die mit eigenen Lehren die Menschen zur Verdammnis

führen. Die Zusätze zur und Entstellungen der Bibel

von Joseph Smith (Buch Mormon der Mormonen) Jakob

Lorbeer

(Freunde der Neuoffenbarung), Ch. T. Russel (Zeugen

Jehovas), M. Baker Eddy (Christliche Wissenschaft) u. a. sind

keine göttlichen Botschaften, sondern bedauerliche

Irrwege

Fragen zur Bibel

38

falscher Lehrer und Verführer. Gott gibt keine

zusätzlichen

Offenbarungen, sondern nur neues Licht über das, was er uns

schon längst im AT und NT mitgeteilt hat. So bleibt die Bibel

die einzige verbindliche Informationsquelle

und die alleinige

Messlatte, an der alles zu prüfen

ist. Auch Zitate heutiger

Zeitgenossen mit der einleitenden

Autorisierungsformel »Der

Herr hat mir gesagt …« bedürfen wegen des oben Dargelegten

einer strengen Prüfung.

2. Individuelle Führung Gottes: Oft wünschten wir uns ein

direktes Reden Gottes in einer bestimmten Situation. Gott

könnte es tun, aber es ist nicht seine Methode. Martin Luther,

John Wesley, Hudson Taylor oder Billy Graham waren bzw.

sind bedeutende Gottesmänner und haben Außergewöhnliches

ausgerichtet. Sie haben sich auf Gottes Wort berufen

und empfingen von dort Impulse ihres segensreichen

Wirkens.

Unser Gebet »Weise mir, Herr, deinen Weg« (Ps 86,11) erbittet

Gottes Handeln in unserem Leben. Das ist erfahrbar und erst

im Nachhinein eindeutig als Wirken Gottes erkennbar, aber es

geschieht lautlos ohne hörbare Stimme Gottes.

FB5: Wie ist der »Bibelcode« von M. Drosnin zu beurteilen?

AB5: Der US-Journalist Michael Drosnin behauptet in dem

Buch »Der Bibel Code« (Heyne, 1997), dass die Bibel

einen

verborgenen Code enthalte und dass dieser nun

geknackt

sei. Der hebräische Text der fünf Bücher Mose (

= 304 805 Buchstaben) wird zunächst ohne alle Leerstellen

in einem Computer abgespeichert; dann werden aus diesem

Buchstabenvorrat die jeweils n-ten Buchstaben (z. B. mit dem

Abstand n = 2, 3, 4 oder 17, 35 usw.) entnommen, wodurch

ständig neue Buchstabenreihen produziert werden

können.

Durch Verschiebung des Zählanfangs besteht die Möglichkeit,

weitere unterschiedlichen Buchstabenfolgen

zu erzeugen.

Fragen zur Bibel

39

Die so gewonnenen Buchstabenreihen werden in Blöcken

mit einer bestimmten Spalten- und Zeilenzahl

angeordnet.

In dieser schier endlosen Zahl von Blöcken

sucht man nach

gelegentlich auftretenden Buchstabenkombinationen,

die eine

Bedeutung tragen und in die prophetische Hinweise für unsere

Zeit hineininterpretiert werden. Wie nun ist diese Methode zu

beurteilen?

Informationstheoretische Einwände: 1. Diese Vorgehensweise

ist völlig willkürlich und durch nichts begründbar. Dass

in einem so riesigen und schier unerschöpflichen Buchstabenvorrat

hier und da Namen und Wörter vorkommen, die

eine Bedeutung tragen, ist geradezu unvermeidbar. Die

Trefferquote erhöht sich noch drastisch, weil bei der Suche

vorwärts, rückwärts, senkrecht, diagonal und willkürlich

gemischt gelesen werden darf. Mehr noch: Auch das Überspringen

mehrerer Buchstaben ist erlaubt.

2. Der weitaus größte Teil der Buchstabenblöcke ist lediglich

Abfall, in dem auch bei ständigem Methodenwechsel keine

bedeutungstragenden Elemente zu finden sind. Weiterhin

kommt dieser Art Buchstabenspielerei noch die Eigenheit

der

hebräischen Sprache entgegen, dass bestimmte Vokale nicht

geschrieben werden. Auch dadurch steigt die Trefferquote an.

3. Bei der Drosninschen Methode werden die Zeichen

immer

aus derselben Quelle entnommen. Damit ist sichergestellt,

dass sich diese Häufigkeitsverteilung der Buchstaben

nicht ändert. Das zufällige Auftreten von Wörtern aus dem

Sprachschatz der hebräischen Sprache wird somit erheblich

wahrscheinlicher als bei Entnahme aus einem Pool mit

anderer Verteilung.

4. Die Bezeichnung »Bibelcode« für die statistischen Spiele

von Drosnin ist irreführend, weil ein Code immer einen

Fragen zur Bibel

40

Sender (Urheber) voraussetzt [G5, S. 67-80]. Alle hier

betrachteten

Buchstabenselektionen sind aber als Zufallsfolgen

anzusehen, die prinzipiell nicht entschlüsselt werden

können, da sie definitionsgemäß keine Bedeutung tragen.

Damit ist alles, was Drosnin herauszulesen versucht, reine

Willkür und ohne jegliche Absicht eines Senders.

5. Der australische Mathematiker Brendon McKay wandte

das Bibel-Code-Verfahren auf den englischen Roman »Moby

Dick« an und konnte in gleicher Weise »sensationelle«

Ereignisse herauslesen. Damit hat er gezeigt, dass das

Ergebnis

unabhängig von der verwendeten Quelle ist. In

einem

genügend

großen Buchstabenvorrat kann man fast

alles

finden, was man sucht. Wörter, die nicht in den beabsichtigten

Konsens passen, ignoriert Drosnin einfach. Übrigens:

McKay fand auch das Wort Drosnin und in unmittelbarer

Nähe das Wort »liar« (= Lügner).

Biblische Einwände: 1. Die zentrale Botschaft der Bibel ist

die Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Sie zeigt uns,

wer Gott und wer Jesus Christus ist und wie wir Rettung und

damit ewiges Leben finden. Sensationelle politische Ereignisse

sind kein biblisches Thema. Hier aber setzt Drosnin

mit seiner Suche ein und stellt sich damit gegen die biblische

Offenbarungsabsicht. Die angeblich entschlüsselten Botschaften

passen also keineswegs in den Kontext der Bibel.

2. Die willkürlich zusammengebastelten Wörter von Drosnin

stehen weder in irgendeiner Ordnungsstruktur noch ergeben

sich dabei vollständige Sätze. Hingegen ist es das Anliegen

der Bibel, sich in verständlichen Sätzen zu äußern, damit wir

den Sinn leicht erfassen können (Eph 5,17). Gott hat sich in

seinem Wort (direkt lesbar!) offenbart (2Tim 3,16; Gal 1,12;

2Petr 1,21), aber nicht in rätselhaften Computerspielen.

Die

Fragen zur Bibel

41

Botschaft der Bibel ist so angelegt, dass schon Anfänger im

Glauben sie verstehen können (1Petr 2,2). Sie kann darum

nicht in einem Geheimcode verpackt sein, der erst am Ende

des 20. Jahrhunderts entschlüsselt werden kann.

3. Drosnin zeichnet ein verzerrtes Gottesbild, das der Bibel

widerspricht. Er schreibt z. B.: »Vielmehr schien es, als

ginge er (= der Code) auf ein uns wohlwollendes, jedoch

nicht allmächtiges Wesen zurück, das uns vor einer drohenden

Gefahr warnen wollte, um uns Gelegenheit zu geben,

uns selbst zu schützen« (S. 108). Das Jahr 2012 wird mit

einem Kometen in Verbindung gebracht, der die »Erde vernichtet

« (S. 161). Das Ende dieser Erde wird nach der Bibel

keineswegs durch einen Kometen ausgelöst, sondern durch

das Gericht Gottes (2Petr 3,7+10). Bezüglich des Zeitpunktes

(2Petr 3,10) ist niemand in der Lage, dafür eine Jahreszahl zu

nennen, auch nicht der »Bibelcode«.

4. Drosnin schreibt: »Ich bin nicht religiös und glaube nicht

einmal an Gott« (S. 191). Die Offenbarung Gottes geschieht

aber nur an Menschen, die ihm glauben und vertrauen

(Am 3,7). Darum ist Drosnin als falscher Prophet

einzuordnen.

Halten wir fest: Der »Bibelcode« ist von der Vorgehensweise

her eine beliebige Buchstabenspielerei, bei der grundlegende

informationstheoretische Aspekte ignoriert werden.

Dieses lediglich auf Sensationslust abgestellte Konzept lässt

Raum für unverantwortliche Spekulationen. Die von Drosnin

aus Fragmenten konstruierten Aussagen widersprechen dem

eigentlichen Wesen der biblischen Offenbarung und stellen

sich damit gegen Gott und seine Botschaft.

Fragen zur Bibel

3. Fragen bezüglich Schöpfung,

Wissenschaft und Glaube (FS)

FS1: Gibt es einen Übergang von unbelebter Materie zu

lebendigen

Organismen?

AS1: Die frühere scharfe Trennung zwischen anorganischer

und organischer Chemie hatte einen gewichtigen Grund:

In der unbeeinflussten Natur entstehen organische Verbindungen

nur durch Aktivität der Organismen. Mit dem Tod des

Organismus setzt der umgekehrte Prozess ein: Die organischen

Stoffe zerfallen in ihre anorganischen Bestandteile.

Als

der Chemiker F. Wöhler 1828 das eindeutig anorganische

Ammoniumcyanat in die organische Verbindung Harnstoff

umwandelte, war dieser grundsätzliche Unterschied

nicht

mehr gegeben. Durch zielstrebige und planvolle

Tätigkeit ist

man heute in der Lage, zahlreiche organische

Verbindungen

zu synthetisieren. Unabdingbar ist dabei

die Kenntnis von

Chemie und Verfahrenstechnik, kurz: der Einsatz von Geist.

Betrachten wir nun die Lebewesen, so stellen wir fest, dass

es auf der physikalisch-chemischen Ebene in Pflanzen und

Tieren und beim Menschen keine Prozesse gibt, die den

physikalischen und chemischen Vorgängen

außerhalb lebender

Organismen widersprechen. Die bekannten Naturgesetze

haben auch hier ihre volle Gültigkeit.

Zwischen unbelebter

Materie und der Materie in Lebewesen

gibt es somit keinen

prinzipiellen Unterschied auf der Ebene von Chemie und

Physik. Die neodarwinistischen Ansätze über die Entstehung

erster Lebewesen in der Ursuppenatmosphäre

gehen über

diese Erkenntnis hinaus und behaupten, dass es einen

verhältnismäßig glatten und unproblematischen

Übergang

von unbelebter Materie zu lebenden

Organismen gibt. Ein

43

lebendiger Organismus darf aber nicht verwechselt werden

mit Materie in Lebewesen. Die Gesamterscheinung des

Organismus wird nicht angemessen

verstanden, wenn man sie

nur unter dem Gesichtspunkt

der isolierten Erklärbarkeit ihrer

einzelnen Teile betrachtet.

Organismen enthalten als wichtige

Zutat Information,

jene geistige Größe, die die Materie nicht

von selbst erzeugen kann. Sie ist dafür verantwortlich, dass

jedes Lebewesen

auf eine bestimmte Gestalt hinstrebt und in

der Lage ist, sich zu vermehren. In der unbelebten

Natur gibt

es das Prinzip Vermehrung (Reproduktion aufgrund eingeprägter

Information) nicht. Information wird damit zum

kennzeichnenden Kriterium, um einen lebenden Organismus

von unbelebter Materie deutlich zu unterscheiden. Ebenso

hat die Entstehung einer individuellen Gestalt – im Gegensatz

zur Kristallbildung – nichts mit einer physikalisch-chemisch

bedingten Strukturgesetzlichkeit zu tun. Bei dem Phänomen

Leben handelt es sich um eine Qualität, die jenseits von Physik

und Chemie liegt. Gerade die sog. Evolutionsexperimente,

die die Entstehung des Lebens als ein rein physikalischchemisches

Phänomen belegen sollten, bestätigen

unsere

Aussage: Niemals kann Information in einem physikalischchemischen

Experiment entstehen!

• Bei den vielzitierten Miller-Experimenten konnten

einige

Aminosäuren, die Grundbausteine der Proteine,

synthetisiert werden; Information ist jedoch nie entstanden.

Damit liegt dieser Versuch außerhalb dessen,

was man als Evolutionsexperiment bezeichnen könnte.

• Der von M. Eigen entworfene Hyperzyklus ist ein reines

Gedankenexperiment ohne die notwendige experimentelle

Bestätigung. Mit Hilfe von sogenannten

»Evolutionsmaschinen« wollte Eigen die Evolution

in

den Stand des Experimentellen versetzen. Gegenüber

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

44

»Bild der Wissenschaft« (H. 8, 1988, S. 72) sagte er:

»In einer unserer Maschinen haben wir Bakterienviren

evolvieren lassen … Dieses Projekt hatte bereits Erfolg.

In nur drei Tagen konnten wir eine Mutante isolieren,

die die entsprechende Resistenz aufwies. Das Beispiel

zeigt, dass es möglich ist, den Evolutionsprozess

im

Labor nachzuahmen.« Solche Aussagen erwecken

den Eindruck, als wäre hier ein Evolutionsexperiment

gelungen. In Wirklichkeit wurde von bereits vorhandenen

Lebewesen ausgegangen. Auch hier ist keine

neue Information entstanden, sondern mit vorliegender

werden Versuche ausgeführt, die somit keine Aussage

über die Entstehung von Information liefern.

Es gilt als bedeutsames Faktum festzuhalten: In keinem

Laboratorium

der Welt ist es je gelungen, aus unbelebten

organischen

Stoffen lebendige Organismen »herzustellen«.

Dies ist um so beachtenswerter, als die Biotechnik mit

dem Lebendigen

zahlreiche Manipulationsmöglichkeiten

entwickelt

hat. Bezeichnenderweise setzt Biotechnik

immer bereits bei Lebendigem ein und versucht, es

lediglich zu manipulieren. Offenbar ist die Kluft zwischen

chemotechnischen Verfahren

und der Biotechnik

unüberwindbar. Ja, selbst wenn es eines Tages nach

unermüdlicher Forschertätigkeit und Einsatz

aller Kenntnisse

möglich sein sollte, würde damit bewiesen:

Leben ist nur

durch Einsatz von Geist und Schöpfertätigkeit

erklärbar.

FS2: Wie alt ist die Erde, wie alt das Universum? Gibt es

eine wissenschaftliche Methode zur Ermittlung des Erdalters?

Was halten Sie von der C14-Methode?

AS2: Bisher ist keine physikalische Methode bekannt, um

das Alter der Erde oder des Universums zu ermitteln. Warum

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

45

nicht? Es gibt in der Natur keine Uhr (in Form eines zeitanzeigenden

Ereignisses), die seit der Schöpfung der Welt

mitläuft. Der radioaktive Zerfall instabiler Atome scheint

auf den ersten Blick als Uhr in Frage zu kommen. Jedes instabile

Isotop eines chemischen Elementes hat eine ihm

eigene Halbwertszeit. Diese ist jener Zeitraum T, innerhalb

dessen die jeweils vorhandene Anzahl von Atomen

durch

radioaktiven

Zerfall auf die Hälfte abnimmt. Von den in der

Natur vorkommenden 320 Isotopen sind über 40 als radioaktiv

bekannt. Bei der radiometrischen Altersbestimmung

geht man von diesem physikalischen Effekt aus. Es wird

unterschieden zwischen den Langzeituhren

• Uran/Thorium-Blei-Uhren: T = 4,47 · 109 Jahre bei

Uran-238 (238U)

• Kalium-Argon-Uhr: T = 1,31 · 109 Jahre bei Kalium-40

(40K)

• Rubidium-Strontium-Uhr: T = 48,8 · 109 Jahre bei

Rubidium-87 (87Rb)

• und der Kurzzeituhr 14C (gesprochen: C-14) mit

T = 5730 Jahren.

Bei der mathematischen Behandlung der physikalischen

Zerfallsgleichungen hat man allerdings immer eine Gleichung

weniger zur Verfügung, als das System Unbekannte

enthält. Ein solches System ist mathematisch prinzipiell

unlösbar.

Das bedeutet physikalisch: Die Ausgangsmenge des

Zerfallsmaterials ist unbekannt, denn niemand weiß, wie viel

instabile

Atome zum Entstehungszeitpunkt vorhanden waren.

Daneben gibt es noch die sog. Isochronenmethode, die die

Kenntnis der Anfangsmenge dadurch zu umgehen sucht,

dass nur kongenetische Proben verwendet werden dürfen.

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

46

Die Ungewissheit verlagert sich hier darauf, dass es keine

a-priori-Kriterien dafür gibt, ob eine Probe zu einer kongenetischen

Gesamtheit gehört.

Etwas anders liegt der Fall bei der 14C-Methode. Hier kann

der Anfangswert mit Hilfe der Dendrochronologie (Abzählung

von Baumringen) bestimmt werden. Da die ältesten

Bäume etwa 5000 Jahre alt sind, lässt sich zugehörig zu

jedem

Jahresring die Anfangsmenge zu dem entsprechenden

Alter errechnen. Die älteste bekannte noch existierende

Pflanze ist mit 4915 Jahren (von 1989 aus betrachtet) die

knorrige Borstenkiefer (Pinus aristata) in Nevada. Über die

Anzahl der Baumringe gewinnt man eine Eichkurve, die es

nun erlaubt, auch das Alter einer Probe mit unbekanntem

Alter durch Vergleich zu ermitteln. Die 14C-Methode ist nur

auf wenige Jahrtausende anwendbar. Die im Rahmen der

Evolutionslehre genannten Jahrmillionen beruhen nicht auf

exakten physikalischen Messungen, sondern gründen sich

auf die sog. »Geologische Zeitskala«, die davon ausgeht,

dass die Zeitdauer jeder geologischen Formation proportional

ihrer größten auf der Erde gefundenen Schichtdicke ist. Diese

Theorie setzt voraus, dass für alle Formationen die maximale

Ablagerungsgeschwindigkeit immer beständig

und lückenlos

dieselbe gewesen ist. Auch unter evolutiven Gesichtspunkten

ist diese Annahme nicht haltbar. Wie viel weniger gelten sie

aber unter Einbeziehung der weltweiten

Sintflut!

Halten wir fest: Physikalische Größen (wie z. B. die Zeit)

sind nur dann absolut messbar, wenn bei einem Vorgang

ein physikalischer Effekt quantitativ ermittelt wird und dieser

Messwert mit Hilfe eines Eichmaßes (Eichkurve oder

geeichte Skala) einer Anzahl definierter Einheiten zugeordnet

wird. Taucht man ein Quecksilberthermometer ohne

Temperaturskala in heißes Wasser, so dehnt sich zwar der

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

47

Quecksilberfaden aus, aber die absolute Temperatur kann

nicht angegeben werden. Erst eine Vergleichsmessung mit

einem geeichten Thermometer gibt uns den wahren Wert

der Messung an. Bei den radiometrischen Langzeituhren

fehlt das »geeichte Gerät« (z. B. in Form eines natürlichen

Vorganges, an dem Zeitspannen ablesbar wären).

Die älteste belegbare Profangeschichte beginnt in Vorderasien

und Ägypten etwa 3000 v. Chr. (Bemerkenswerterweise

stimmt diese Zeitspanne mit dem Alter der ältesten

Bäume überein!). Den weitesten geschichtlichen Rückgriff

finden wir zweifelsohne in der Bibel. Dieser reicht bis zu

dem ersten, von Gott erschaffenen Menschenpaar. Die konsequente

Aufzeichnung der Genealogien liefert uns den einzigen

ermittelbaren und zuverlässigen Zeitrahmen seit der

Schöpfung. Selbst wenn man die Stammbaumaufzeichnungen

nicht als lückenlos ansieht, kommt man auf ein Erdalter

von etlichen Jahrtausenden, keineswegs aber auf die evolutionär

angenommenen Jahrmillionen. Das Alter der Erde,

des Universums und der Beginn der Menschheit stimmen bis

auf den Unterschied der Schöpfungstage überein.

FS3: Wie kommt es, dass bei einem jungen Universum das

Licht von Objekten, die Millionen von Lichtjahren von uns

entfernt sind, die Erde bereits erreichen konnte? Müsste man

da nicht eher ein Alter annehmen, das mindestens der Zeit

entspricht, die ein Lichtstrahl unterwegs gewesen sein muss,

um von dort zu uns zu gelangen?

AS3: Die in der obigen Frage enthaltenen Aussagen sind

Folgerungen, die wir korrekt aus der jetzigen Situation

schließen:

Das Licht hat mit seinen 300 000 km/s (der exakte

Wert mit ausschließlich Nullen nach dem Komma wurde auf

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

48

der 17. Generalkonferenz für Maß und Gewicht 1983 mit

299 792 458 m/s definiert) zwar eine sehr hohe, aber dennoch

begrenzte Ausbreitungsgeschwindigkeit. Jeder Stern, den

wir jetzt sehen, informiert uns daher nicht über seine gegenwärtige

Existenz, sondern über eine Vergangenheit, als deren

Zeuge seine Lichtstrahlen augenblicklich bei uns eintreffen.

Eine (unerlaubte!) Schlussfolgerung lautet darum:

Da es

Sterne gibt, die mehrere Milliarden Lichtjahre entfernt sind,

müssten diese doch mindestens ebenso viele Milliarden Jahre

alt sein. Zur Klärung dieser Denkweise sind zwei Fakten von

ausschlaggebender Bedeutung:

1. Entfernung statt Zeit: Das Lichtjahr ist ebenso wie das

Meter

kein Zeitmaß, sondern ein Entfernungsmaß! Ein Lichtjahr

entspricht der Entfernung von 9,46 Billionen Kilometern.

Diese Strecke durchläuft das Licht in einem Jahr.

(Ebenso kann man die Zeit angeben, die das Licht für das

Durchlaufen der Strecke von einem Meter benötigt. Sie

beträgt

1/299 792 458 Sekunden. Die frühere Definition des

Meters über Wellenlängen ist übrigens durch diese Laufzeitdefinition

des Lichtes abgelöst worden.) Haben zwei

Objekte

A und B den Abstand a voneinander, so kann bei

alleiniger

Kenntnis der Distanz noch nichts über ihren sonstigen

Zustand (z. B. Alter) gesagt werden.

2. Schöpfungsdenken: Die ungehinderte gedankliche Koppelung

von Entfernung an Zeit ist eine Folge des Evolutionsdenkens,

bei dem beliebig viel Zeit für die Vergangenheit

wie auch für die Zukunft angesetzt wird. Nach biblischer

Sicht hat die Zeitachse jedoch einen definierbaren

Anfangspunkt, der mit dem ersten Vers der Bibel markiert

ist und der einige Jahrtausende (nicht Jahrmillionen!)

zurückliegt.

Eine Weiterverlängerung der Zeitachse über

diese Anfangsmarke hinaus ist darum physikalisch nicht

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

49

statthaft. Lässt jemand dieses Faktum außer Acht, so befindet

er sich in derselben Lage wie einer, der seine eigene Existenz

über den Zeitpunkt der Zeugung noch weiter vorverlegt.

Um die gestellte Frage weiter zu prüfen, gehen wir mit dem

obigen Denkansatz in die Schöpfungswoche hinein. Am

vierten Schöpfungstag wurden die Sterne geschaffen (1Mo

1,14-16). Nach Abschluss der Schöpfung wäre nach obigem

Einwand am Himmel kein einziger Stern zu sehen gewesen.

Der erdnächste

Stern, der a-Centauri (genauer: Proxima

Centauri),

ist 4,3 Lichtjahre von der Erde entfernt. Somit

wäre er 4,3 Jahre nach der Schöpfung erstmals von der Erde

aus sichtbar gewesen. Als nächster Stern käme dann 1,6 Jahre

später Barnards Pfeilstern (Entfernung 5,9 Lichtjahre) hinzu

usw. Dieser Vorgang wäre bis heute noch nicht abgeschlossen,

denn von Jahr zu Jahr würde das Licht einer ständig

zunehmenden Zahl von Sternen, entsprechend ihrem größeren

Abstand von der Erde, bei uns eintreffen. Das aber

widerspricht der astronomischen Beobachtung.

Adam hätte nach dieser Denkweise 4,3 Jahre lang einen

völlig sternenlosen Nachthimmel gesehen, und nach weiteren

1,6 Jahren bekäme er den zweiten Stern zu Gesicht.

Abraham, der wohl etwa 2000 Jahre nach der Schöpfung

lebte, sähe nach dieser Theorie noch nicht einmal die hellsten

Sterne unseres Milchstraßensystems, geschweige denn

die Sterne anderer Galaxien, denn unsere Milchstraße hat

eine Ausdehnung von 130 000 Lichtjahren. Gott aber zeigte

dem Abraham die unermessliche sichtbare Sternenzahl, um

ihn zum Staunen zu bringen: »Siehe gen Himmel und zähle

die Sterne; kannst du sie zählen?« (1Mo 15,5).

Der obige Denkansatz »Anzahl der Lichtjahre = Mindestalter

des Sterns« ist also nach Aussage der Bibel falsch.

Die biblische Lösung dieses Problems finden wir in 1. Mose

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

50

2,1-2: »Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem

ganzen Heer (= alle Sterne!). Und also vollendete Gott am

siebenten Tag seine Werke, die er machte.« Dies ist auch das

Zeugnis des Neuen Testaments: »Nun waren ja die Werke

von Anbeginn der Welt fertig« (Hebr 4,3). Nach Ablauf

der

Schöpfungswoche war somit alles komplett abgeschlossen.

Dies bedeutet auch, dass die Wahrnehmbarkeit der Sterne

von der Erde aus vorgegeben war, denn seit der Schöpfung

sind alle Werke zu ersehen (Röm 1,20). Es liegt im Wesen

der Schöpfung, dass wir nicht alle Gesetze unserer

jetzigen

Erfahrung in diese Zeit des Erschaffens hineininterpretieren

dürfen. »Vollendet« bedeutet fertig in jeder Hinsicht: der

Fahrstrahl des Lichtes der Sterne war also ebenso geschaffen

wie die Sterne selbst, d. h., auch von den entferntesten Sternen

war das Licht bereits auf der Erde »eingetroffen«. Es gilt zu

bedenken: Mit unserem naturwissenschaftlichen

Bemühen

(Denken und Forschen) gelangen

wir zeitlich maximal bis

zum Ende der Schöpfungswoche

zurück. Zum Verständnis

der Geschehnisse innerhalb

der Schöpfungswoche kommen

wir nur, wenn wir die offenbarten Details durch Studium der

Bibel erschließen.

FS4: Wie stand Darwin zu Gott?

AS4: Nach Abbruch eines zunächst begonnenen Medizinstudiums

studierte Darwin auf Anraten seines Vaters Theologie

(1828-1831), obwohl seine Interessen auf anderem

Gebiet lagen. In seinem Buch »Die Entstehung der Arten

durch natürliche Zuchtwahl« schrieb er: »Es ist wahrscheinlich

etwas Erhabenes um die Auffassung, dass der Schöpfer

den Keim allen Lebens, das uns umgibt, nur wenigen oder

gar nur einer einzigen Form eingehaucht hat und dass, während

sich unsere Erde nach den Gesetzen der Schwerkraft

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

51

im Kreise bewegt, aus einem so schlichten Anfang eine

unendliche

Zahl der schönsten und wunderbarsten Formen

entstand und entsteht.« Diese Formulierung Darwins

geht lediglich von einer vagen deistischen Gottesauffassung

aus, wonach Gott zwar als Urheber der kosmischen und

biologischen

Gesamtentwicklung anerkannt wird, aber

seine persönliche

Stellung zum Menschen sowie die

biblischen

Schöpfungsaussagen

ignoriert werden. Mit

der Aussage, der Mensch trage »den unauslöschlichen

Stempel seines tierischen

Ursprungs«, bringt Darwin sein

gebrochenes Verhältnis

zur Bibel vollends zum Ausdruck.

Die durch ihn zum Durchbruch gelangte Evolutionsidee

hat er selbst als Alternative

zur biblischen Offenbarung

empfunden, wie er es in seiner Autobiographie bekennt:

»In dieser Zeit war ich allmählich zu der Sicht gelangt, dass

das Alte Testament aufgrund seiner offensichtlich falschen

Weltgeschichte … nicht glaubhafter war als die heutigen

Bücher der Hindus oder die Glaubensinhalte der Barbaren.

Ich kam nach und nach zur Ablehnung des Christentums als

göttliche Offenbarung.

« Diese Auffassung hat sich in den

folgenden Jahrzehnten noch verstärkt:

»So kroch der Unglaube sehr langsam über mich, war

aber zuletzt vollständig. Das ging so langsam, dass es mir

keine Not machte, und ich habe seither nie auch nur eine

einzige Sekunde gezweifelt, dass mein Entschluss richtig

war. Ich kann in der Tat kaum verstehen, wie irgendjemand

wünschen sollte, das Christentum sei wahr.«

Während Darwin bei völliger Ablehnung der biblischen

Offenbarung

noch von einem vagen Deismus ausging

(d. h. Gott als unpersönliches Wesen betrachtend), vollzog

Ernst Haeckel den Schritt zum totalen Atheismus, indem

er postulierte,

»dass die Organismen auf rein physikalisch-

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

52

chemischem

Wege entstanden sind.« In diesem Gefolge befinden

sich die heutigen Neodarwinisten M. Eigen, C. Bresch,

B.-O. Küppers, die mit ihrem reduktionistischen Denkansatz

der Selbstorganisation der Materie viele zu einer atheistischen

oder deistischen – und damit antibiblischen – Weltanschauung

verführen.

FS5: Im Hochleistungssport werden ständig verbesserte

Leistungen

erbracht, die vorher nicht möglich waren. Ist das

nicht auch ein Hinweis auf Evolution?

AS5: In einem Abschlussbericht zur XXIV. Olympiade

in Seoul schreibt die »Braunschweiger Zeitung« vom

3.10.1988:

»Den Glanz erhielten die Spiele durch 38 Weltrekorde.

Die Grenzen menschlichen Vermögens wurden in der

südkoreanischen Metropole neu definiert. Das Elend

personifiziert sich in dem Namen des ehrlosen kanadischen

Sprinters Ben Johnson, der nach seinem Weltrekordlauf

zum Olympiasieg als Betrüger entlarvt wurde.

Nur zehn Fälle unerlaubter Leistungsbeeinflussung vermochte

das IOC bis zum Sonntag aufzudecken. Doch

die Dunkelziffer ist weitaus größer. So liegt über vielen

Höchstleistungen von Seoul der Schatten des Zweifels.

Die Spiele brachten große Athleten hervor: die sechsfache

Schwimm-Olympiasiegerin Kristin Otto aus Leipzig,

der mit fünf Goldmedaillen geschmückte amerikanische

Schwimmer Matt Biondi, der russische Turn-König und

Vierfach-Sieger Wladimir Artemow, der amerikanische

Leichtathletik-Superstar Florence Griffith-Joyner mit

ihren

Sprint-Triumphen über 100 m, 200 m und in der

Staffel.

In die Ahnen-Galerie der Olympia-Größen gehört

ohne Zweifel auch Steffi Graf, die mit ihrem OlympiaFragen

bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

53

sieg den »Golden Slam« vollendete und damit eine Jahrhundert-

Leistung vollbrachte.«

In der Tat, die Weltrekorde im Hochleistungssport werden

ständig verbessert. Auch wenn man die Dopingfälle abzieht,

ist eine Leistungssteigerung erkennbar. Dabei ist allerdings

zu bedenken: Die erbrachten Rekorde sind das Ergebnis

intensiver Sportforschung und deren Umsetzung in strapaziöse

Trainingsmethoden. Die antrainierten Höchstleistungen

sind nicht vererbbar. Wird das Training beendet, so können

diese Leistungen nicht aufrechterhalten werden.

Im Evolutionssystem braucht man jedoch einen Mechanismus,

der von Generation zu Generation selbsttätig eine Verbesserung

bringt. Nach evolutionistischer Vorstellung sollen

Mutation und Selektion die Antriebsräder der Höherentwicklung

sein. Diese sind aber weder planmäßig noch

zielstrebig. Es herrscht vielmehr ein anderes Gesetz in der

Materie: das Gesetz der Trägheit, der Passivität, der Energieentwertung

und der Tendenz zur Nivellierung. Leben

aber ist immer – bis in den Feinbau der Makromoleküle –

mit Planmäßigkeit verbunden. Niemand wird bezweifeln,

dass dem Bau unserer heutigen Computer ein aufwendiger

Plan zugrunde liegt. Aber selbst die komplexesten Rechnerarchitekturen

sind nur ein Kinderspielzeug im Vergleich

zu dem, was in jeder lebendigen Zelle arbeitet und somit in

höchstem Grade planmäßig ist.

FS6: Ist die Bibel wissenschaftlich ernst zu nehmen, wenn

sie altertümliche Weltbildvorstellungen verwendet, die doch

längst überholt sind?

AS6: Die Bibel verwendet keineswegs Weltbilder der

damaligen

Zeit (siehe auch B59, S. 149-151). Es ist umFragen

bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

54

gekehrt: Die liberale Theologie interpretiert in die biblischen

Texte die Vorstellungen des Alten Orients hinein. Mit

einem solchen

der Bibel unterstellten Weltbild arbeitet

A. Läpple, wenn er ihre Entstehung als rein menschliches

Wollen ansieht:

»Die Erde dachte man sich als runde, flache Scheibe.

Sie nimmt den Mittelpunkt der Schöpfung ein und wird

von den unteren Wassern umflossen, der Urflut oder dem

Urozean … Über die Erdscheibe spannt sich als Überdachung

das Firmament, an dem Sonne, Mond und Sterne

gleich Lampen angebracht sind. Über dem Firmament

befinden sich die ›oberen Wasser‹, die durch Fenster

oder

Schleusen als Regen auf die Erde strömen können.

« (»Die

Bibel – heute«, München, S. 42)

Nur wenige Verse der Bibel reichen aus, um solche Voreinstellungen

zu entkräften und um zu zeigen, wie wirklichkeitstreu

biblische Aussagen waren, bevor die heute nachgewiesene

Gestalt der Erde allgemeine Erkenntnis war:

In Hiob 26,7 lesen wir: »Er spannt den Norden aus über der

Leere, hängt die Erde auf über dem Nichts« (Elberfelder

Übers.). Die Erde schwimmt weder auf einem Urozean noch

ist sie auf eine feste Unterlage gestellt, vielmehr schwebt sie

frei in einem sie umgebenden Hochvakuum. Auch über die

Erdgestalt äußert sich die Bibel in direkten und indirekten

Bezügen, obwohl dies nicht die primäre Mitteilungsabsicht

ist: »Er ist es, der da thront über dem Rund (hebr. chug =

Kreis oder Kugel) der Erde« (Jes 40,22; Menge).

Die sphärische Gestalt der Erde kommt auch deutlich zum

Ausdruck in den Texten zur Wiederkunft Jesu. Da der Herr

plötzlich (Mt 24,27) und für alle Menschen gleichzeitig sichtbar

(Offb 1,7) erscheinen wird, ist es bei seinem Kommen

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

55

für die Menschheit auf der einen Erdhälfte Tag und für die

auf der entgegengesetzten Seite Lebenden Nacht. Genau

das bringt der Text in Lukas 17,34+36 als Nebeneffekt zum

Ausdruck: »In derselben Nacht werden zwei auf einem Bette

liegen; einer wird angenommen, der andere wird verworfen

werden. Zwei werden auf dem Felde sein; einer wird

angenommen,

der andere wird verworfen werden.« Die

gleichzeitig auf der Erde gegebene Tag- bzw. Nachtsituation

ist durch Feldarbeit bzw. Nachtruhe markiert und hängt nur

davon ab, an welcher Position der rotierenden Erde man sich

dann gerade befindet. Auch Sacharja (Kap. 14,7) bezeugt

das Kommen des Herrn nicht im Weltbilddenken seiner

Zeit,

sondern wirklichkeitsgetreu: »Und wird ein Tag (= Datum)

sein, der dem Herrn bekannt ist, weder Tag noch Nacht

(= dann sind Tag und Nacht aufgehoben); und um den Abend

wird es licht sein.«

FS7: Was können wir über die Struktur unseres Universums

sagen?

AS7: Ausschließlich unter der Voraussetzung einer kosmischen

Evolution hat man mit immer neuen Hypothesen und

Modellen versucht, die Struktur des Universums herauszufinden.

Zu den »Propheten neuer Kosmologien« – wie Heckmann

sie nennt – zählen wir z. B. A. Friedmann, A. Einstein,

E. A. Milne, P. Jordan, F. Hoyle, G. Gamow, A. A. Penzias

und R. W. Wilson.

Alle wissenschaftlichen Anstrengungen, die räumliche Struktur

des Weltalls (z. B. offen oder geschlossen, begrenzt oder

unbegrenzt, endlich oder unendlich, drei- oder vierdimensional,

positiv oder negativ gekrümmt) zu ergründen, sind

bis heute fehlgeschlagen. Der bekannte Astronom O. HeckFragen

bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

56

mann äußert sich zu diesen Bemühungen in seinem Buch

»Sterne, Kosmos, Weltmodelle« (S. 129) wie folgt: »Die

Erfindungskraft menschlichen Geistes ist nicht gering, die

Produktion an Weltbildern also ziemlich groß, sodass ein

Kritiker kürzlich glaubte, feststellen zu dürfen, dass die Zahl

kosmologischer

Theorien umgekehrt proportional sei zur

Zahl bekannter Fakten.« Zu einer in diesem Zusammenhang

wichtigen Feststellung

kommt der Kieler Astrophysiker

V.

Weidemann während des »16. Weltkongresses für Philosophie

in Düsseldorf (1978)«:

»Der Kosmologie liegen mehr philosophische Annahmen

zugrunde als allen anderen Zweigen der Naturwissenschaft.

Wenn wir andererseits gezwungen sind, die Grenzen

dessen zurückzunehmen, was Wissenschaft genannt

werden kann, und nicht hoffen können, fundamentale

Fragen der Kosmologie wissenschaftlich zu beantworten,

dann müssen wir zugeben, dass das Universum von Grund

auf unverstehbar ist. Die Wissenschaft muss sich damit

abfinden, dass es Fragen gibt, die nicht beantwortbar sind.

Was bleibt, ist eine Theorie über unser Wissen.«

Diesen Befund vermittelt auch die Bibel. Den zentralen

Schlüsselvers bezüglich der Unergründlichkeit des Universums

finden wir in Jeremia 31,37, der nach der Menge-Übersetzung

wie folgt lautet: »So wenig der Himmel droben ausgemessen

und die Grundfesten der Erde drunten erforscht

werden können, so wenig will ich auch die gesamte Nachkommenschaft

Israels verwerfen wegen alles dessen, was

sie begangen haben.« Hier bindet Gott die Ergebnisse astronomischer

Forschung und den Weg eines Volkes – also zwei

völlig voneinander unabhängige Sachverhalte – zu einer

gemeinsamen

Aussage zusammen. Die eine Teilaussage

ist eine Treueverheißung Gottes an Israel und die andere

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

57

ist vollständig damit korreliert: Keiner astronomischen

und geophysikalischen Forschung wird es trotz größten

Aufwandes

je gelingen, die Struktur des Universums

oder die Beschaffenheit

des Erdinnern zu erforschen. Da

Gottes Zusage

an Israel unverbrüchlich ist, gilt mit gleicher

Bestimmtheit,

dass die genannten astronomischen wie

geophysikalischen

Forschungsziele nie erreicht werden

können. So bleibt das erklärte Ziel des gelähmten britischen

Astrophysikers Stephen W. Hawking ein Utopie: »Mein Ziel

ist ein vollständiges

Verständnis des Universums, warum

es so ist, wie es ist, und warum es überhaupt existiert.« Die

Antwort auf diese

Frage, schreibt er, »wäre der endgültige

Triumph der menschlichen Vernunft« (»Eine kurze Geschichte

der Zeit«, Rowohlt, 1988).

FS8: Wie lange dauerte ein Schöpfungstag?

AS8: Über diese Frage ist oft heiß diskutiert worden, weil zu

viele Theorien darüber entwickelt worden sind, die sich je

nach Standpunkt widersprechen. Wir gelangen am schnellsten

zur Antwort, wenn wir zunächst einmal die Anzahl

der

in Frage kommenden Informationsquellen klären. Keine

der gängigen Wissenschaften verfügt diesbezüglich über

Beobachtungsdaten

oder Fakten, die es zu interpretieren

gilt.

Die einzige Aussage hierzu gibt uns Gott in der Bibel, und

zwar im Schöpfungsbericht und in den Geboten vom Sinai.

Der Schöpfungsbericht ist in strenger Chronologie aufgebaut,

wobei die einzelnen Werke an sechs aufeinanderfolgenden

Tagen ausgeführt wurden. Die Bibel erweist sich

auch hier als ein exaktes Buch (vgl. Satz B80 im Anhang,

Teil I), indem sie bei Verwendung einer physikalischen Einheit

auch die zugehörige Messmethode (1Mo 1,14) nennt.

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

58

Damit ist die Länge eines Tages – auch wissenschaftlichen

Ansprüchen genügend – genau definiert: Es ist jener geoastronomische

Zeitabschnitt, der durch die Rotationsdauer

der Erde festgelegt

ist, und das sind 24 Stunden. In den

Zehn Geboten vom Sinai begründet Gott die sechs Arbeitstage

und den Ruhetag des Menschen mit dem Hinweis auf

die Schöpfungswoche: »Sechs Tage sollst du arbeiten, aber

am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes,

da sollst du kein Werk tun … Denn in sechs Tagen hat der

Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was

darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage« (2Mo 20,9-10).

In Anlehnung an die Evolutionslehre wird gelegentlich versucht,

die Schöpfungstage als lange Perioden umzudeuten.

Dabei wird das Psalmwort 90,4 »Denn tausend Jahre sind

vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist« willkürlich

in 1. Mose 1 wie in eine mathematische Formel eingesetzt.

(In Psalm 90 und ebenso in 2. Petrus 3,8 geht es um Gott

als den Ewigen, der keinem Zeitablauf unterliegt.) Diese

Bibelmathematik

erbringt zwar die evolutiv gewünschte

Zeitdehnung von 1 : 365 000, aber sie ist als unbiblisch zu

verwerfen. Mit gleicher Berechtigung könnte dies dann auch

auf Matthäus 27,63 angewandt werden, sodass unversehens

daraus würde: »Nach 3000 Jahren werde ich auferstehen.«

Jesus aber ist am dritten Tage auferstanden, genau so, wie er

es gesagt hat. Es ist von Kritikern oft der Einwand gebracht

worden, der Glaube, dass Gott die Schöpfung in sechs Tagen

ausgeführt habe, sei nicht heilsnotwendig. Darauf pflege ich zu

fragen: Glauben Sie, dass Jesus nach drei Tagen

auferstanden

ist? Dies wird von den Fragestellern meist bejaht.

So folgere

ich weiter: Es ist für mich auch nicht heilsnotwendig,

dass der

Herr nach drei Tagen auferstanden ist. Warum aber machen

wir solche Unterschiede mit derselben

Bibel? Das eine

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

59

glauben wir, und dem anderen vertrauen

wir nicht? Weitere

Argumente für die Schöpfungswoche

und Einwände gegen die

willkürliche Umdeutung der Schöpfungstage in Zeitepochen

sind ausführlich in [G2, 13-55] behandelt.

FS9: Gibt es zwei sich widersprechende Schöpfungsberichte?

AS9: Die ersten beiden Kapitel der Bibel, aber auch zahlreiche

andere Bibelteile befassen sich mit Aussagen zur

Schöpfungsthematik. Alle Berichte ergänzen sich und vermitteln

in ihrer Gesamtheit eine detaillierte Beschreibung

des Schöpfungshandelns Gottes. Im Umgang mit der Bibel

gibt es zwei generelle, nicht harmonisierbare Linien: eine

bibeltreue und eine bibelkritische Haltung. Die Vorentscheidung

für die eine oder andere Richtung geschieht nicht erst

im NT beim Interpretieren der Auferstehung Jesu oder seiner

Wunder; die Weggabelung für zwei völlig divergierende

Arten des Schriftverständnisses setzt bereits am Anfang der

Bibel ein:

1. Bibeltreue Auffassung: Der Schöpfungsbericht nach

1. Mose

1 und 2 (wie auch alle sonstigen Teile der Bibel, die

gemäß

2. Timotheus 3,16 unter göttlicher Anleitung verfasst

wurden) ist nicht menschlich erdacht, sondern Gott selbst

ist der Urheber dieser Information. Kein Mensch war Zeuge

des Erschaffungshandelns Gottes, und so kann nur er uns

durch Offenbarung mitteilen, wie und wie lange, in welcher

Reihenfolge und nach welchen Prinzipien er geschaffen

hat.

In krassem Gegensatz dazu steht die folgende Leitidee:

2. Bibelkritische Auffassung: Hiernach ist der Schöpfungsbericht

in die Teile 1. Mose 1,1 – 2,4a und 2,4b-2,25 aufzutrennen

und verschiedenen menschlichen Autoren, dem

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

60

Elohisten (junge Quelle) und dem Jahwisten (ältere Quelle),

zuzuschreiben,

die in eigener Überlegung über die Herkunft

der Welt und des Lebens nachgedacht haben. Nach dem

babylonischen Exil wurden die Einzelteile zu einem Sammelwerk

vereinigt. Man legt Wert darauf, Widersprüche und

unterschiedliche Entstehungszeiten in beiden Berichten zu

finden, um diese Zwei-Quellen-Hypothese zu stützen. Als die

beiden Hauptargumente werden genannt:

a) Die Berichte unterscheiden sich durch unterschiedliche

Gottesnamen (Elohim, Jahwe).

b) Die Texte widersprechen sich in der Reihenfolge der

Erschaffung:

»Pflanzen – Tiere – Mensch« im ersten Bericht und

»Mensch – Pflanzen – Tiere« im zweiten.

Gegen diese beiden Stützen der bibelkritischen Hypothese

sind gewichtige Einwände geltend zu machen:

Zu a): Gott offenbart sich in der Bibel als Vater, Sohn und

Heiliger Geist mit mehr als 700 verschiedenen Namen (siehe

auch Frage FG3), um uns seine zahlreichen Wesenszüge

mitzuteilen. Unterschiedliche Gottesnamen verschiedenen

Verfassern zuordnen zu wollen – in Konsequenz der obigen

Auffassung müssten es mindestens 700 sein –, ist eine willkürliche

Unterstellung, die dem Gesamtzeugnis der Bibel

nicht angemessen ist.

Zu b): Ab 1. Mose 2,4b beginnt nicht ein zweiter Schöpfungsbericht,

der aus einer anderen Quelle stammt, sondern

hier wird ein Detail, nämlich die Erschaffung des

Menschen, ausführlich beschrieben. Es handelt sich um

einen Parallelbericht zu 1. Mose 1,1 – 2,3 mit einer anderen

Zielsetzung, und zwar dem leicht erkennbaren AussageFragen

bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

61

schwerpunkt »Wie, wo, in welcher Reihenfolge und in welcher

Zuordnung zueinander

und zum Schöpfer schuf Gott die

beiden ersten Menschen?« Auch bei anderen Berichten

der

Bibel finden wir die Erzählmethode, ein Ereignis zunächst

chronologisch und im Überblick darzustellen und in einem

zweiten Durchgang auf hervorzuhebende Details näher

einzugehen. Es wird ausdrücklich gesagt (V. 8), dass Gott

den Garten pflanzte. Das Anpflanzen eines Gartens setzt

bereits geschaffene Pflanzen voraus. Nach dem Pflanzen

»ließ der Herr aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume

« (V.

9); dies darf ebenfalls nicht mit einer Erschaffung der Bäume

verwechselt werden. Die verwendeten Wörter »pflanzen« und

»aufwachsen« sind im Gegensatz zu denen in 1. Mose 1 keine

Schöpfungsverben, denn sie beschreiben

Tätigkeiten, die von

einem bereits vorhandenen Bestand

ausgehen. Weiterhin ist

die Interpretation von Vers 19 bedeutungsvoll: Betrachtet

man diesen isoliert und leitet allein daraus eine Lehre ab

(Verletzung von Auslegungsgrundsatz

A4, siehe Anhang Teil

II), so könnte man unterstellen,

die Tiere seien nach dem

Menschen erschaffen worden. Bedenkt man jedoch, dass

1. Mose 2,7-25 äußerst stark anthropozentrisch (auf den

Menschen hin) ausgerichtet

ist, dann wird klar, dass es auch

hier in Vers 19 nicht mehr um den Zeitpunkt der Erschaffung

der Tiere geht, sondern um den Test der geistig-sprachlichen

Fähigkeiten des gerade geschaffenen Menschen, wie er Tiere

benennt. Der Nebensatz will nur darauf hinweisen, dass auch

die nun vorgeführten Tiere – bemerkenswerterweise werden

die Feldtiere besonders erwähnt, die ja vom selben sechsten

Schöpfungstag wie der Mensch stammen – ebenfalls aus des

Schöpfers Hand hervorgingen. Diesem Hintergrundwissen

wird man in der deutschen Fassung dadurch gerecht, dass

der hebräische Grundtext von Vers 19 in zwei verschiedene

Zeitformen übersetzt wird (Tiere bringen und benennen im

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

62

Präteritum, der 1. Vergangenheitsform; Tiere erschaffen

im

Plusquamperfekt, der 3. Vergangenheitsform, hier kursiv

gedruckt):

»Und Gott, der Herr, brachte alle Tiere des Feldes und alle

Vögel des Himmels, die er aus dem Erdboden gebildet

hatte, zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen

würde« (1Mo 2,19).

FS10: Passten die Saurier in die Arche?

AS10: Im 40. Kapitel des Buches Hiob werden die Saurier

nicht nur erwähnt, sondern sogar Details ihres Körperbaues

beschrieben (V. 15-18+23):

»Siehe da den Behemot, den ich neben dir gemacht habe;

er frisst Gras wie ein Ochse.

Siehe, seine Kraft ist in seinen Lenden

und sein Vermögen in den Sehnen seines Bauches.

Sein Schwanz streckt sich wie eine Zeder;

die Sehnen seiner Schenkel sind dicht geflochten.

Seine Knochen sind wie eherne Röhren;

seine Gebeine sind wie eiserne Stäbe.

Siehe, er schluckt in sich den Strom und achtet’s nicht

groß;

lässt sich dünken, er wolle den Jordan mit seinem Mund

ausschöpfen.«

Luther hat den hebräischen Tiernamen Behemot nicht übersetzt,

da auf kein zu seiner Zeit lebendes Tier die obigen

Beschreibungen passten. Der kräftige Schwanz könnte auf

ein Krokodil hinweisen, aber dieses passt als reiner Fleischfresser

nicht zu obigem Text. Ein anderes großes, vorwiegend

im Wasser lebendes Tier, das zudem Gras frisst, ist das

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

63

Flusspferd. Es scheidet aber ebenfalls als Kandidat aus, da es

nur über ein kleines Quastenschwänzchen verfügt. So bleiben

nur jene Riesentiere aus der Verwandtschaft der Dinosaurier

übrig, auf die der obige Steckbrief exakt zutrifft.

Das Buch

Hiob gehört zwar zu den ältesten Büchern der Bibel, aber

die genauere Abfassungszeit ist unbekannt. Wegen der

veränderten Erdoberfläche durch die Sintflut mit völlig

anderen Bergen, Flüssen, Seen und Ozeanen ist die Nennung

des Jordanflusses in Hiob 40,23 ein eindeutiger

Hinweis

auf die nachsintflutliche Zeit, zu der die Saurier

somit noch

lebten. Diese Tiere müssen demnach auch durch die Arche

gerettet worden sein. Ausgewachsene Tiere

hätten in der

riesigen Arche einen ziemlichen Raumanteil

beansprucht,

so ist es denkbar, dass Noah nur kleinere Jungtiere oder gar

nur Eier mitgenommen hat. In nachsintflutlicher

Zeit fanden

diese Tiere nicht mehr die Ökologien

und klimatischen

Bedingungen vor, für die sie einst geschaffen

waren. So sind

sie in der Folgezeit ausgestorben. Diese Erklärung für das

Ende der Saurier ist einleuchtender

als jene Hypothesen, die

heute in Leugnung der biblischen

Befunde ersonnen werden.

FS11: Wen heirateten die Söhne Adams?

AS11: Die ersten Menschen Adam und Eva hatten zwei

Söhne, Kain und Abel. Kain erschlug Abel, und unmittelbar

darauf heißt es in 1. Mose 4,16-17: »Also ging Kain von dem

Angesicht des Herrn und wohnte im Lande Nod, jenseits

von Eden, gegen Morgen. Und Kain erkannte sein Weib, die

ward schwanger und gebar den Henoch.« Woher aber kam so

plötzlich die Frau des Kain?

Würde die Bibel auch alle diejenigen Aussagen enthalten, die

wir durch Schlussfolgerung selbst gewinnen können, dann

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

64

müsste die Bibel ein mindestens hundertbändiges Werk sein.

Gott hat uns aber nur ein einziges Buch gegeben

und dazu

die Gabe des Denkens. So können wir auch solche Fragen

beantworten,

die nicht direkt abgehandelt sind, aber aus

anderen Aussagen leicht zu gewinnen sind.

In 1. Mose 5,3-4 steht: »Und Adam war 130 Jahre alt und

zeugte einen Sohn … und hieß ihn Seth und lebte danach 800

Jahre und zeugte Söhne und Töchter.« Daraus können wir

schließen, dass das erste Elternpaar eine stattliche Kinderzahl

hervorbrachte. Als einzige Möglichkeit heiratete Kain somit

eine seiner Schwestern. Mit dem Sündenfall kamen

nicht nur

Tod und Leid in diese Welt, sondern auch eine mit der Zeit

stetig zunehmende Degeneration des ursprünglich

sehr guten

Erbgutes. Ab der Zeit des Mose, und das ist etwa 2500 Jahre

später, verbietet Gott die Heirat in enger Verwandtschaft

(3Mo 18), weil die genetischen Fehler sich schädlich

aufsummieren. Abraham lebte 400 Jahre vor Mose, und zu

seiner Zeit war somit die Heirat mit engen Blutsverwandten

noch erlaubt, denn er heiratete seine Halbschwester Sara

(1Mo 20,12).

FS12: Welche wissenschaftliche Argumentation spricht

aus Ihrer

Sicht am deutlichsten für eine Schöpfung und am

stärksten

gegen eine evolutive Entwicklung?

AS12: Leben begegnet uns in äußerst vielfältiger Gestalt,

sodass selbst ein schlichter Einzeller bei aller Einfachheit

dennoch so komplex und zielgerichtet gestaltet ist wie kein

Erzeugnis menschlichen Erfindungsgeistes. Zur Deutung

des Lebens und seiner Herkunft gibt es zwei prinzipiell zu

unterscheidende Möglichkeiten: Evolution oder Schöpfung.

Nach der Evolutionslehre wird Leben wie folgt definiert:

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

65

»Leben ist ein rein materielles Ereignis, das somit physikalisch-

chemisch beschreibbar sein muss und sich von

der unbelebten Natur nur durch seine Komplexität unterscheidet.

«

Gegen die Evolutionslehre sind inzwischen von zahlreichen

Wissenschaftlern aus mancherlei Gebieten (z. B. Informatik,

Biologie, Astronomie, Paläontologie, Geologie, Medizin)

gewichtige Einwände erarbeitet worden. In der Kontroverse

Schöpfung/Evolution bleibt jedoch ein unauflösbarer

Widerstreit bestehen, dessen Ursachen in den

unterschiedlichen

Basissätzen beider Modelle liegen (siehe

Frage

FS1). Aus diesem Patt käme man heraus, wenn es ein

System gäbe, dass sich allein an wissenschaftlichen Erfahrungssätzen

orientierte.

Diese Sätze müssten sehr angreifbar

formuliert sein, sodass ein einziges experimentell belegbares

Gegenbeispiel sie schon zu Fall bringen könnte. Wenn dies

nicht gelingt, gewinnen sie naturgesetzliche Bedeutung,

und damit erlangen sie eine starke Aussagegewissheit

für

die Beurteilung noch unbekannter Fälle. In diesem Sinne ist

der nur in der Erfahrung bewährte Energiesatz weltbildfrei

anwendbar. So war das zuvor noch nie durchgeführte

Unternehmen

des Fluges zum Mond nur dadurch möglich, weil

von der strengen Gültigkeit des Energiesatzes

bei allen

erforderlichen

Vorausberechnungen ausgegangen

werden

konnte. Von gleicher Aussagekraft sind die Erfahrungssätze

über Information, sodass wir hier erstmals die Möglichkeit

haben, auf der naturgesetzlichen Ebene zu einer aussagestarken

Argumentation

zu gelangen.

Materie und Energie sind zwar notwendige Grundgrößen des

Lebendigen, aber sie heben lebende und unbelebte Systeme

noch nicht grundsätzlich voneinander ab. Zum zentralen

Kennzeichen aller Lebewesen aber gehört die in ihnen entFragen

bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

66

haltene »Information« für alle Betriebsabläufe (Realisierung

aller Lebensfunktionen, genetische Information zur Vermehrung).

Informationsübertragungsvorgänge spielen eine

grundlegende

Rolle bei allem, was lebt. Wenn z. B. Insekten

Pollen von Pflanzenblüten überbringen, so ist dies in erster

Linie ein Informationsübertragungsvorgang (von genetischer

Information); die beteiligte Materie ist dabei unerheblich.

Leben ist damit zwar noch keineswegs vollständig

beschrieben,

aber ein äußerst zentraler Faktor ist damit angesprochen.

Das komplexeste informationsverarbeitende System ist zweifelsohne

der Mensch. Nimmt man alle Informationsabläufe

im Menschen einmal zusammen, d. h. die bewussten (Sprache,

Informationssteuerung der willentlichen motorischen

Bewegungen) und die unbewussten (informationsgesteuerte

Funktionen der Organe, Hormonsystem), so werden täglich

1024 bit verarbeitet. Dieser astronomisch hohe Wert

für die Informationsmenge übertrifft das Gesamtwissen der

Menschheit von 1018 bit, wie es in den Bibliotheken der Welt

gespeichert

ist, noch um den Faktor von einer Million.

Betrachtet man die Frage der Herkunft des Lebens nach

informationstheoretischen Gesichtspunkten, so sind wie bei

jedem System, das Information trägt oder verarbeitet, folgende

Erfahrungssätze zu berücksichtigen:

1. Es gibt keine Information ohne Code.

2. Es gibt keinen Code ohne freie willentliche Vereinbarung.

3. Es gibt keine Information ohne Sender.

4. Es gibt keine Informationskette, ohne dass am Anfang

ein geistiger (intelligenter) Urheber steht.

5. Es gibt keine Information ohne ursprüngliche geistige

Quelle; d. h.: Information ist wesensmäßig eine geistige,

aber keine materielle Größe.

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

67

6. Es gibt keine Information ohne Wille.

7. Es gibt keine Information ohne die fünf hierarchischen

Ebenen:

• Statistik (Aspekte der Zeichenhäufigkeit und

Signalübertragung),

• Syntax (Aspekte des Codes und der Satzbildungsregeln),

• Semantik (Aspekte der Bedeutung),

• Pragmatik (Aspekte der Handlung),

• Apobetik (Aspekte des Ergebnisses und des Zieles).

8. Es gibt keine Information durch Zufall.

In dem Buch »Am Anfang war die Information« [G5,

52-147] werden diese Sätze ausführlich erläutert und ihr

naturgesetzlicher

Status begründet [G5, 25-49]. So gibt die

Bezeichnung »Naturgesetzliche Informationstheorie« den

Sachstand treffend wieder ([G4, 155-159]).

Im Gegensatz zur Evolutionslehre ist Leben somit weitergehender

zu definieren:

Leben = materieller Anteil

(physikalische und chemische Aspekte)

+ immaterieller Anteil

Mit dieser Kurzformel soll deutlich hervorgehoben werden,

dass Leben neben der materiellen noch eine nichtmaterielle

Komponente besitzt. Zum nichtmateriellen Anteil gehört

die Information aus einer geistigen Quelle. Damit ist aber

der nichtmaterielle Anteil des Lebens noch keineswegs

beschrieben.

Dies wird daran deutlich, dass die Lebewesen

kurz nach ihrem Tod zwar noch ihre Information in den

Zellen haben, aber etwas sehr Grundlegendes, nämlich das,

was den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmacht,

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

68

fehlt dann. Dieser Unterschied ist zwar für jeden sichtbar,

aber er ist wissenschaftlich nicht fassbar.

Bis heute sind alle vorgetragenen Konzepte einer autonomen

Informationsentstehung in der Materie (z. B. Eigens

Hyperzyklus, Küppers’ molekulardarwinistischer Ansatz) an

der Erfahrung gescheitert. So bleibt es unverständlich, dass

M. Eigen dennoch glaubt, irgendwann einmal mit rein materiellen

Prozessen die Herkunft von Information begründen

zu können: »Wir müssen nach einem Algorithmus, einer

naturgesetzlichen Vorschrift für die Entstehung von Information

suchen« (»Stufen zum Leben«, Piper-Verlag, 1987,

S. 41). Sein Ansatz »Information entsteht aus Nicht-Information

« (S. 55) widerspricht allen Erfahrungssätzen und ist

damit ohne Realitätsbezug. Die obigen acht Informationssätze

hingegen haben sich unzählbar oft in der Erfahrung

bewährt und sind in keinem Laboratorium der Welt experimentell

widerlegt worden. So ist es folgerichtig zu fragen,

ob das Leben nicht aus einem zielorientierten Schöpfungsprozess

stammt. Von diesem Prinzip berichtet die Bibel. Die

aus der Sicht der Informatik zu fordernde geistige Informationsquelle

für jegliche Information – und damit auch

für die biologische Information – wird in der Bibel bereits

auf der ersten Seite erwähnt: »Am Anfang schuf Gott«

(1Mo 1,1). Die Evolutionslehre unterstellt hingegen, dass

die Information in den Lebewesen keines Senders bedarf.

Diese Aussage wird durch die tägliche Erfahrung der obigen

Informationssätze reichlich widerlegt. Darum liefern

uns heute die Naturgesetze über Information die stärksten

Argumente für die Entstehung der Lebewesen durch eine

Schöpfung.

Fragen bezüglich Schöpfung, Wissenschaft und Glaube

4. Fragen bezüglich des Heils (FH)

FH1: Wodurch wird man selig – durch den Glauben oder

durch Werke?

AH1: Im NT finden wir zwei Aussagen, die sich auf den

ersten Blick zu widersprechen scheinen:

a) Rettung durch Glauben: »So halten wir nun dafür, dass

der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke,

allein durch den Glauben« (Röm 3,28).

b) Rettung durch Werke: »So sehet ihr nun, dass der

Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch den

Glauben allein« (Jak 2,24).

Nach den zentralen Aussagen des NT hat der Glaube an den

Herrn Jesus Christus rettende Kraft (Joh 3,16; Mk 16,16;

Apg 13,39; Apg 16,31). Dieser rettende Glaube besteht

nicht

in einem Fürwahrhalten biblischer Fakten, sondern

in der

personalen Bindung an den Sohn Gottes: »Wer den Sohn hat,

der hat das Leben« (1Joh 5,12). Wer sich zum Herrn Jesus

bekehrt, erfährt dadurch die größte Veränderung

des Lebens.

An seinem Lebensstil und an seinen Taten wird es für

jedermann offenbar: »Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine

Gebote halten« (Joh 14,15) – »ihr werdet meine Zeugen sein«

(Joh 15,27) – »handelt damit, bis dass ich wiederkomme«

(Lk 19,13) – »dienet dem Herrn« (Röm 12,11) – »liebet

eure Feinde« (Mt 5,44) – »vergeltet nicht Böses mit Bösem«

(Röm 12,17) – »gastfrei zu sein, vergesset

nicht« Hebr 13,2)

– »wohlzutun und mitzuteilen, vergesset

nicht« (Hebr 13,16)

– »weide meine Schafe!« (Joh 21,17). Der Dienst im Namen

Jesu unter Einsatz der anvertrauten

Gaben ist eine unbedingte

Folge des rettenden Glaubens. Dieses Handeln wird im NT

70

als Frucht oder Werk des Glaubens bezeichnet. Wer nicht

wirkt, geht demnach verloren: »Und den unnützen Knecht

werft in die Finsternis

hinaus; da wird sein Heulen und

Zähneklappen« (Mt 25,30). Im Gegensatz zu den Werken des

Glaubens handelt

es sich bei den Werken des Gesetzes (Gal

2,16) oder den toten Werken (Hebr 6,1; Hebr 9,14) um die

Werke dessen, der noch nicht glaubt. Auch hier gilt: Wenn

zwei das gleiche

tun, ist es noch längst nicht dasselbe. Der

Textzusammenhang

von Jakobus 2,24 – siehe obige Aussage

b) – zeigt, dass der Glaube Abrahams konkrete Taten nach

sich zog: Er war Gott gegenüber gehorsam, indem er aus

seinem Vaterland

auszog (1Mo 12,1-6) und bereit war, seinen

Sohn Isaak zu opfern (Jak 2,21). Ebenso ist das Werk der

(ehemaligen)

Hure Rahab (Jak 2,25), nämlich die Rettung

der israelischen Kundschafter in Kanaan, eine Folge ihres

Gottesglaubens

(Jos 2,11). So wird hieran deutlich: Zum

Glauben

gehören untrennbar die Werke. Genau so wie der

menschliche Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube

ohne die daraus folgenden Taten tot (Jak 2,26). Die obigen

Verse a) und b) bilden also keinen Widerspruch; wir haben

es hier mit einem Fall komplementärer Aussagen zu tun, die

sich ergänzen (siehe Auslegungsgrundsätze A3 und A14 im

Anhang, Teil II).

FH2: Warum hat sich Gott gerade die Methode des Kreuzes

zur Erlösung ausgedacht? Wäre auch eine andere Methode

denkbar?

AH2: Die Methode der Kreuzigung wird im AT nicht direkt

erwähnt, wohl aber werden mehrere Details prophetisch

genannt, die allein auf die Kreuzigung zutreffen wie

z. B. in Psalm 22,17: »Sie haben meine Hände und Füße

durchgraben.« Paulus bezieht die alttestamentliche Aussage

Fragen bezüglich des Heils

71

»Ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott« (5Mo 21,23) auf

den gekreuzigten Jesus (Gal 3,13). Die von den Persern

übernommene Hinrichtungsart galt bei den Römern als die

»grausamste, entsetzlichste« (Cicero) und »schändlichste

«

(Tacitus). Das Kreuz lag im Plan Gottes; Jesus »erduldete

das

Kreuz und achtete der Schande nicht« (Hebr 12,2). »Er ward

gehorsam bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz« (Phil 2,8).

Ob eine andere Methode des Todes – etwa durch Steinigen,

Enthaupten, Vergiften, Ertränken – auch denkbar wäre, ist

durch die Analogie von Fall und Erlösung auszuschließen:

An einem Baum (1Mo 2,17: Baum der Erkenntnis)

kam

die Sünde in die Welt; an einem Baum musste

sie getilgt

werden: Das Kreuz von Golgatha ist der Baum des Fluches

(Gal 3,13): Jesus stirbt ehrlos und aus jeder menschlichen

Gemeinschaft ausgeschlossen: Er ist verflucht.

Das Mosegesetz spricht über den Sünder den Fluch aus.

Dieser liegt seit dem Sündenfall auf allen Menschen. Jesus

hat den Fluch Gottes über die Sünde an unserer Statt auf

sich genommen. Das Wort vom Kreuz ist nun die befreiende

Botschaft für alle Menschen, die durch ihre Sünde prinzipiell

unter dem Fluch stehen.

Papst Johannes Paul II. bezeichnete Auschwitz einmal als

das Golgatha des 20. Jahrhunderts. In diesem Sinne gibt es

heute

eine theologische Richtung, die Jesus in Solidarität

sieht mit anderen Leidenden, Gefolterten und Ermordeten,

die wie er gelitten haben und eines grausamen Todes gestorben

sind. Aber: Der Kreuzestod Christi darf nie und nimmer

mit dem Tod anderer Menschen, sein Kreuz auch nicht

mit den vielen anderen Kreuzen, die um Jerusalem oder

Rom standen, verglichen werden. Es hat, weil es das Kreuz

des Christus, des Gottessohnes, ist, eine andere »Qualität«

als alle anderen Kreuze. Er durchlitt nicht nur die UnFragen

bezüglich des Heils

72

gerechtigkeit der Mächtigen in dieser Welt, sondern als Einziger

den Zorn Gottes über die Sünde. Nur er allein war

das Opferlamm, das stellvertretend »für viele« das Gericht

Gottes trug. »Das Wort vom Kreuz« (1Kor 1,18) ist seitdem

das Zentrum aller christlichen Verkündigung. Paulus

hat darum nur eines mitzuteilen: »allein Jesus Christus, den

Gekreuzigten« (1Kor 2,2). A. M. Hull zeigt uns die Kreuzesbedeutung

in einem bekannten Erweckungslied:

»Wer Jesus am Kreuze im Glauben erblickt, wird heil zu

derselben Stund; drum blick nur auf ihn, den der Vater

geschickt, der einst auch für dich ward verwundt.«

FH3: Wie konnte Jesus vor 2000 Jahren für unsere Sünden

sterben, die wir erst jetzt begangen haben?

AH3: Der Rettungsplan Gottes für den gefallenen Menschen

existierte schon vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4),

weil Gott durch die Gabe der Freiheit an den Menschen

nicht nur den Sündenfall einkalkuliert, sondern sogar vorausgesehen

hat. Gott hätte die Rettung durch den Herrn

Jesus im Prinzip sowohl unmittelbar nach dem Sündenfall

als auch erst am Ende der Weltgeschichte durchführen können;

wichtig ist nur, dass es einmal geschieht (Hebr 9,28).

Im ersten Fall wäre der Preis der Sünde schon im Voraus

erbracht; im zweiten Fall geschähe es rückwirkend. Aus dem

kaufmännischen Geschehen kennen wir ebenso beides: Vorauszahlung

und spätere Zahlung. Gott hat in seiner Weisheit

den »optimalen Zeitpunkt« festgelegt. Im Blick darauf heißt

es im Galaterbrief (4,4): »Als aber die Zeit erfüllet ward,

sandte Gott seinen Sohn.« Menschen, die vor dem Kommen

Jesu lebten und die damaligen Weisungen Gottes zum Heil

beachteten, sind ebenso durch das Opfer von Golgatha gerettet

Fragen bezüglich des Heils

73

wie diejenigen, die danach geboren sind und das Evangelium

annehmen (Hebr 9,15). Den zeitlichen Aspekt des für uns

schon geschehenen

Heilsereignisses bringt Römer 5,8 zum

Ausdruck: »Gott erweist seine Liebe gegen uns darin, dass

Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.«

Zur Zeit Abrahams oder Hiobs gab es noch nicht die Gebote.

Diese Männer handelten nach ihrem Gewissen und vertrauten

Gott. Das rechnete er ihnen zur Gerechtigkeit (Röm 4,3). Zur

Zeit Davids gab es längst die Gebote vom Sinai. Sie waren

der Maßstab, um vor Gott gerechtfertigt zu sein; Sünden

wurden durch Tieropfer zugedeckt. Die Opfertiere

konnten

jedoch keine Sünde tilgen (Hebr 10,4); sie waren lediglich

der Hinweis auf das kommende Opfer Jesu. Aus diesem

Grunde wird er auch als das »Lamm Gottes, welches der

Welt Sünde trägt« (Joh 1,29), bezeichnet.

Durch ihn erst gab

es die endgültige Deckung der Schuld. Wir leben in der Zeit

des bereits erfüllten Opfers. Damit sind die Schattenbilder

(Tieropfer) abgetan, und wir empfangen Vergebung aufgrund

des bereits erbrachten Opfers.

FH4: Wäre es nicht wirtschaftlicher gewesen, wenn Jesus

nur für die Sünden gelitten hätte, für die die Menschen Vergebung

erbitten, statt für die Sünde der ganzen Welt?

AH4: Nach dem Gesetz Gottes steht auf Sünde das Gericht

des Todes (Röm 6,23). Nehmen wir einmal an, es hätte

sich

aufgrund des Evangeliums von Jesus Christus in der gesamten

Weltgeschichte nur ein Mensch bekehrt, dann wäre auch für

diesen einen der Tod der Preis der Sünde. Dem Gedanken von

Hermann Bezzel kann sich der Autor anschließen, dass die

Liebe Jesu so groß war, dass er die Rettungsaktion auch für

nur einen bußwilligen Sünder durchgeführt hätte. Die erwirkte

Fragen bezüglich des Heils

74

Erlösungstat des Sohnes Gottes ist aber andererseits von einer

solchen Dimension, dass sie für alle Menschen ausreicht.

Darum konnte Johannes

der Täufer sprechen: »Siehe, das

ist Gottes Lamm, welches

der Welt Sünde trägt« (Joh 1,29).

Die Vergebung kann nun jeder annehmen, der es will. Die

folgende Begebenheit

kann uns dies verdeutlichen:

Ein wohlhabender irischer Großgrundbesitzer hielt den auf

seinen Gütern beschäftigten Leuten einmal eine sehr originelle

Predigt. Er gab an allen wichtigen Plätzen seiner weiten

Ländereien folgende Meldung bekannt:

»Am kommenden Montag bin ich in der Zeit von zehn

bis zwölf Uhr im Büro meines Landhauses anzutreffen.

In dieser Zeit bin ich bereit, alle Schulden meiner Landarbeiter

zu bezahlen. Die unbezahlten Rechnungen sind

mitzubringen.«

Dieses ungewöhnliche Angebot wird tagelang zum Gesprächsstoff.

Manche halten es für einen üblen Schwindel,

andere vermuten einen Haken darin, denn niemals ist bisher

Derartiges offeriert worden. Der angekündigte Tag rückt

heran. Zahlreiche Leute finden sich ein. Pünktlich um zehn

tritt der Gutsherr ein und verschwindet wortlos hinter seiner

Bürotür. Niemand wagt es einzutreten. Vielmehr diskutiert

man unentwegt über die Echtheit der Unterschrift

und die Motive des Chefs. Um halb zwölf schließlich

erreicht

ein altes Ehepaar das Büro. Der alte Mann mit

einem

Bündel Rechnungen in der Hand erkundigt sich mit

zitternder Stimme bei den draußen Stehenden, ob hier die

Schulden bezahlt werden. Er wird verhöhnt: »Bis jetzt hat er

noch nichts bezahlt!« Ein anderer: »Es hat auch noch keiner

versucht, aber wenn er es wirklich tut, dann kommt schnell

und informiert uns.« Dennoch wagen es die beiden Alten. Sie

Fragen bezüglich des Heils

75

werden freundlich empfangen, die Beträge werden addiert,

und sie erhalten einen vom Gutsherrn unterzeichneten

Scheck über die Gesamtsumme.

Als sie gerade voller

Dankbarkeit das Büro verlassen wollen, sagt er: »Bleiben Sie

bitte noch bis 12 Uhr hier, wenn ich das Büro schließe.« Die

beiden Alten verweisen

auf die wartende Menge da draußen,

die von ihnen hören will, ob das Angebot wahr sei. Es bleibt

beim strikten Nein: »Sie haben mich beim Wort genommen,

und die da draußen müssen das gleiche tun, wenn sie ihre

Schulden beglichen haben wollen.« Das Angebot des

Gutsbesitzers galt für alle seine Leute, und sein Konto reichte

aus, um alle Schulden zu tilgen. Schuldenfrei wurde aber nur

das eine Ehepaar, das seinem Wort vertraute.

(Quelle: F. König, »Du bist gemeint«, S. 127ff., stark gekürzt)

So würde der Tod Jesu zur Erlösung aller Menschen ausreichen:

»Wie nun durch eines (= Adam) Sünde die Verdammnis

über alle Menschen gekommen ist, so ist auch

durch eines ( = Jesu) Gerechtigkeit die Rechtfertigung zum

Leben für alle Menschen gekommen« (Röm 5,18). Das Rettungsangebot

gilt jedem, und darum darf es jedem Menschen

verkündigt werden. Errettet werden aber nur so viele,

wie es

im Vertrauen auf das Wort Jesu wagen und ihn persönlich

annehmen.

FH5: Aufgrund des Opfertodes Jesu Christi bietet Gott

allen Menschen die Vergebung der Sünden an. Warum gibt

Gott nun nicht eine Generalamnestie für die Sünden aller

Menschen?

AH5: Aufgrund des Kreuzestodes Jesu bietet Gott allen

Menschen das Heil an, darum konnte Paulus auf dem Aeropag

so allumfassend predigen: »Die Zeit der Unwissenheit zwar

hat Gott übersehen; nun aber gebietet er den Menschen,

dass

Fragen bezüglich des Heils

76

alle an allen Enden Buße tun« (Apg 17,30). Es muss nun

niemand mehr wegen seiner Sündenlast verloren

gehen.

Jeder Sünder kann begnadigt werden. Wenn sogar

einem

Paulus, der die Gemeinde Jesu ausrotten wollte, vergeben

werden konnte, wieviel mehr jedem anderen auch. Von den

beiden mit dem Herrn Jesus gekreuzigten Verbrechern wurde

nur der eine gerettet, der mit seiner Schuld zu ihm kam. Der

andere blieb in der Ablehnung und im Spott zu Jesus und

damit auch in seinen Sünden. Daraus sehen wir: Gott verfügt

keine Generalamnestie, sondern er handelt

nach der freien

Willensentscheidung jedes Einzelnen:

»Das (ewige) Leben und den (ewigen) Tod habe ich euch

vorgelegt, den Segen und den Fluch. So wähle denn das

(ewige) Leben, damit du am Leben bleibst« (5Mo 30,19;

Menge).

»Wisset wohl: ich (Gott) lasse euch die Wahl zwischen

dem Wege, der zum (ewigen) Leben führt, und dem Wege

zum (ewigen) Tode« (Jer 21,8; Menge).

Wer die Vergebung wirklich sucht, dem wird sie auch trotz

größter Verfehlungen zuteil: »Und wenn eure Sünde blutrot

wäre …« (Jes 1,18). Zugespitzt können wir es auch so

formulieren: Der Mensch geht nicht an der Sünde verloren,

sondern an seinem Willen, d. h. an seiner Unbußfertigkeit.

In Gottes Himmel gibt es einmal nur Freiwillige und keine

Zwangseinquartierten.

FH6: Es gibt meiner Meinung nach auch nach dem Tode

noch die Möglichkeit der Rettung. Die Gnade Gottes muss

doch größer sein als das, was Sie vorgetragen haben?

AH6: Diese Frage wird sehr häufig gestellt, weil sie uns wirklich

zutiefst bewegt, wenn wir echt um die Errettung von

Fragen bezüglich des Heils

77

Menschen bangen, die uns persönlich nahestehen bzw. -standen.

Es tun sich in der Tat viele Fragen auf: Was ist mit den

Menschen,

• die nur in verwässerter oder entstellter Weise von

Jesus

Christus gehört haben?

• die in ihren Kirchen als christliche Botschaft ausschließlich

diesseitig orientierte, häufig politisch eingefärbte

Vorstellungen zu hören bekamen und dann

das Thema Christsein ganz abgehakt haben?

• die sich einen christlichen Schein gaben, aber im Kern

ihres Lebens anders orientiert waren, als es die Bibel

sagt?

• bei denen unsere evangelistischen Bemühungen

offenbar

ergebnislos blieben, weil wir nicht den

Zugang zum Herzen des anderen fanden oder weil der

andere das Evangelium nicht gewollt hat?

• die zum bewussten Atheismus oder in Sekten mit falschen

Lehren erzogen wurden?

• Was ist mit den vielen jungen Leuten unserer Tage,

denen ausgerechnet im Religionsunterricht der Schule

eine angebliche Unglaubwürdigkeit der Bibel vermittelt

wird und die sich deswegen nie mehr in ihrem

Leben mit Fragen des Glaubens beschäftigen?

• Was ist schließlich mit den Menschen, die ohne ihr

Verschulden nie die Gelegenheit hatten, im Einflussbereich

des Evangeliums zu stehen?

Alle diese Fragen haben viele Grübler auf den Plan gerufen,

und so sind die unterschiedlichsten Gruppen zu Antworten

gekommen, die sich entweder auf eine Rettung nach

Fragen bezüglich des Heils

78

dem Tode beziehen oder aber ein Verlorensein generell ausschließen.

Nur einige der vielen sich untereinander widersprechenden

Ideen wollen wir hier beispielhaft nennen:

1. Die Allversöhner behaupten, dass schließlich nach einer

Zeit begrenzter Gerichte ohne jede Ausnahme alle selig

werden: Hitler und Stalin ebenso wie die Nihilisten und die

Spiritisten. (Ausführlicher in [G3, 107-108] behandelt.)

2. Nach katholischer Auffassung kommen die Seelen der

Toten, die noch geläutert werden müssen, ins Fegefeuer,

ehe sie Zugang zum Himmel haben. Diese Lehre wurde

besonders

durch Augustinus und Papst Gregor d. Gr.

gefördert. Die Annahme, dass die Leiden der ›Armen Seelen‹

im Fegefeuer

durch Fürbitte der Lebenden abgekürzt werden

können, ließ im Mittelalter das Ablasswesen und das Fest

Allerseelen entstehen.

3. Bei den Mormonen besteht die Möglichkeit, dass sich

ihre Mitglieder stellvertretend für Verstorbene taufen lassen

können, um dadurch Ungläubige – sogar aus früheren

Generationen

– zu retten.

4. Nach der Lehre der Zeugen Jehovas gibt es für die Menschen

(außer den 144 000) weder einen Himmel noch eine

Hölle. Für ihre Anhänger ist eine runderneuerte Erde statt

einer ewigen Gemeinschaft mit Gott dem Vater und seinem

Sohn Jesus Christus im Himmel vorgesehen. Die anderen

bleiben im Grab, oder die Toten können durch das sog.

»Loskaufopfer« freikommen.

5. Die Neuapostolische Kirche hat einen »Totendienst« eingerichtet,

wonach ihre selbsternannten Apostel bis in die

Welt der Toten hineinwirken sollen. Die Vermittlung der

diesseits gewirkten Heilsgaben an die Jenseitigen geschieht

Fragen bezüglich des Heils

79

durch die verstorbenen Apostel, die drüben ihre »Erlösungsarbeit

« fortsetzen.

6. Andere Gruppierungen wiederum vertreten eine Lehre,

wonach die an Christus Gläubigen in den Himmel kommen,

die Ungläubigen hingegen endgültig vernichtet werden,

sodass sie nicht mehr existent sind.

7. Eine andere Auffassung bezieht sich auf die Textstelle in

1. Petrus 3,18-20, aus der manche Ausleger eine Verkündigung

im Totenreich mit dem Ziel der Errettung ableiten.

(Ausführlich in [G3, 146-153] behandelt).

Alle diese Auffassungen versuchen – sicherlich in guter

Absicht – eine Hoffnung für die eingangs genannten Personengruppen

zu geben. Alles Spekulieren hilft uns aber

nicht weiter, und so wollen wir den befragen, der uns

allein

hierin helfen kann: Gott in seinem Wort. So gilt es

anhand der biblischen Texte zu prüfen, ob es noch eine

Rettungsmöglichkeit nach dem Tode gibt. Da es sich hierbei

um eine äußerst wichtige Fragestellung handelt, können

wir

davon ausgehen, dass Gott uns in der Bibel darin nicht im

Unklaren

lässt (vgl. Satz B51 im Anhang, Teil I). Ebenso hilft

uns allein die Schrift, Irrlehren in ihrem Kern zu erkennen,

um nicht durch falsche Lehre verführt zu werden.

1. Nach dem Tod folgt das Gericht: Im Licht der Bibel

erweisen

sich alle Vorstellungen, wonach dem Menschen

nach dem Tode noch eine Rettungsmöglichkeit angeboten

wird, als Irrlichter menschlicher Phantasie, denn »es ist

den Menschen

gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das

Gericht« (Hebr 9,27). Das gilt für Leute, die in irgendeiner

Form mit der Botschaft Gottes in Berührung gekommen

sind ebenso wie für solche, die es nie gehört haben: »Wir

werden alle vor dem Richterstuhl Gottes dargestellt werden«

Fragen bezüglich des Heils

80

(Röm 14,10). Dieses Gericht hat Gott dem Sohn übergeben.

Beurteilt

wird nicht, was jenseits der Todesmauer

noch geschehen

ist, sondern nur das im Hier und Heute

Erwirkte »auf dass ein jeglicher empfange, wie er gehandelt

hat bei Leibesleben,

es sei gut oder böse« (2Kor 5,10). Von

diesem Gerichtstermin ist niemand ausgenommen: Gläubige,

Gleichgültige, Freidenker, Verführte, Heiden … kurz: der

gesamte Erdkreis (Apg 17,31).

2. Die Gerichtskriterien: Die Kriterien des göttlichen

Gerichts

unterliegen keiner Willkür; niemand wird bevorzugt

oder benachteiligt (1Petr 1,17; Röm 2,11). Die Maßstäbe hat

uns Gott bekanntgegeben. Wir werden ausschließlich nach

den biblisch offenbarten Regularien beurteilt: »Das Wort,

welches ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten

Tage« (Joh 12,48). So wollen wir die wichtigsten Kriterien

aus der Schrift zusammenstellen:

a) Nach Gottes Gerechtigkeit:Wir dürfen gewiss sein:

»Gott verdammt niemand mit Unrecht« (Hi 34,12), denn er

ist ein gerechter Richter (2Tim 4,8). Hier gibt es keine Verdrehungen

und Entstellungen, weil Wahrheit und Gerechtigkeit

voll zum Zuge kommen: »Ja, Herr, allmächtiger Gott,

deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht« (Offb 16,7).

b) Nach dem Maß des uns Anvertrauten: Kein Mensch

ist dem anderen gleich, und jedem ist unterschiedlich

viel anvertraut. Die nicht evangelisierten Heiden haben

eine geringere Erkenntnis

von Gott, nämlich nur aus der

Schöpfung (Röm 1,20) und vom Gewissen her (Röm 2,15),

als jene Menschen, die das Evangelium hören konnten. Einem

Reichen stehen andere Möglichkeiten zur Verfügung, Gutes

zu tun und die Ausbreitung des Evangeliums zu unterstützen

als einem Armen. Ein mit mancherlei geistigen Fähigkeiten

Fragen bezüglich des Heils

81

Begabter steht in einer besonderen Verantwortung. Es ist ein

Unterschied,

ob jemand in einer Diktatur mit zahlreichen Einschränkungen

leben musste oder in einem freien Land wirken

konnte. Der Herr sagt in Lukas 12,48: »Denn welchem viel

gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und welchem

viel

befohlen ist, von dem wird man viel fordern.«

c) Nach unseren Werken: Gott kennt die Handlungen eines

jeden, und »er wird geben einem jeglichen nach seinen Werken

« (Röm 2,6). Werke sind sowohl die ausgeführten Taten

(Mt 25,34-40) als auch die unterlassenen (Mt 25,41-46).

Die Handlungen aller Menschen sind in den Büchern Gottes

verzeichnet und bilden die Grundlage der Bewertung im

Gericht (Offb 20,12-13).

d) Nach unserer Frucht: Alles, was wir im Namen Jesu tun

(Lk 19,13), – unser Verhalten, unser Wirken – deutet die

Bibel

als unvergängliche Frucht (Joh 15,16). Diese ist ein

grundlegender

Beurteilungsmaßstab im Gericht (Lk 19,16-

27). Während alle toten Werke verbrennen (1Kor 3,15), wird

alles Bleibende belohnt (1Kor 3,14).

e) Nach unserer Liebe: Die Liebe ist eine besondere Frucht,

denn sie ist die größte (1Kor 13,13). Sie ist des Gesetzes

Erfüllung (Röm 13,10). Gemeint ist hier, was wir in der Liebe

zu Gott (Mt 22,37) und in der Liebe zu Jesus (Joh 21,15)

getan haben. Die selbstlose Liebe ist zu unterscheiden von

der berechnenden Liebe: »Denn wenn ihr liebt, die euch

lieben, was werdet ihr für Lohn haben?« (Mt 5,46). Der Pharisäer

Simon hatte Jesus in sein Haus geladen, aber er gab

ihm noch nicht einmal Wasser, um die Füße zu waschen (Lk

7,44). Die Sünderin salbte seine Füße mit kostbarer Salbe.

Sie empfing viel Sündenvergebung, darum hat sie dem Herrn

viel Liebe erzeigt (Lk 7,47). Die Liebe ist eine Frucht des

Geistes (Gal 5,22); sie hat Ewigkeitsbedeutung.

Fragen bezüglich des Heils

82

f) Nach unseren Worten: Nach der Aussage Jesu haben

unsere

Worte ewigkeitsentscheidenden Charakter. Dieser

Aspekt im Gericht ist uns vielleicht am wenigsten bewusst:

»Ich sage euch aber, dass die Menschen müssen Rechenschaft

geben am Tage des Gerichts von einem jeglichen

nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen

Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten

wirst du verdammt werden« (Mt 12,36-37).

g) Nach unserer Verantwortlichkeit: Von unserer schöpfungsmäßigen

Persönlichkeitsstruktur sind wir auf Verantwortung

hin angelegt. Gott hat uns einen großen Freiraum zugebilligt,

in dem wir selbst die Verantwortung tragen. Auch im

Falle der Verführung sind wir für unser Tun verantwortlich.

Obwohl Adams Ungehorsam nicht aus eigenem Willen, sondern

durch Verführung geschah, musste er dennoch die Folgen

tragen. Weil Glaubensverführung in Verlorenheit endet,

sind die biblischen Mahnungen hier besonders eindringlich

(z. B. Mt 24,11-13; Eph 4,14; Eph 5,6; 2Tim 2,16-18).

Aus diesem Grunde dürfen die Irrlehren der Sekten in ihrer

Auswirkung nicht unterschätzt werden.

h) Nach unserer Stellung zu Jesus Christus: Unser persönliches

Verhältnis zu dem Sohn Gottes gibt den alles

entscheidenden Ausschlag: »Wer an den Sohn glaubt, der hat

das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das

Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm«

(Joh 3,36). Die Sünde brachte die Verdammnis über alle

Menschen (Röm 5,18). Der einzige Ausweg daraus ist unsere

Bindung an Christus: »So gibt es nun keine Verdammnis für

die, die in Christus Jesus sind« (Röm 8,1).

3. Das Urteil im Gericht: Nach den o.g. Kriterien wird

jedermann

individuell beurteilt. Es wird kein Aspekt im

Fragen bezüglich des Heils

83

Leben

eines Menschen übersehen. Wie lautet das Gesamturteil?

Es wird eine Zweiteilung der Menschheit geben, die

Jesus im Diesseits als Einladung formuliert:

»Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit,

und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und ihrer

sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und

der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind

ihrer, die ihn finden« (Mt 7,13-14).

Es gibt keinen »goldenen Mittelweg« für die Unentschiedenen

und keinen neutralen Aufenthaltsort zwischen Himmel

und Hölle. Am Ende – wie schon in diesem Leben erkennbar

– wird nur zwischen Geretteten und Verlorenen unterschieden.

Der einen Gruppe wird der Herr sagen: »Kommt

her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das

euch bereitet ist von Anbeginn der Welt« (Mt 25,34), und die

andere bekommt zu hören: »Ich kenne euch nicht, wo ihr her

seid … weichet alle von mir« (Lk 13,25+27). In der letzten

Gruppe befinden sich nicht nur die Freidenker und Heiden,

sondern auch Menschen, die um die Botschaft Jesu wussten,

aber ihm nicht im Gehorsam gedient haben. Erstaunt

rufen

sie aus: »Wir haben vor dir gegessen und getrunken,

und auf

unseren Gassen hast du gelehrt« (Lk 13,26).

4. Unsere Konsequenzen: Nach dem Tode gibt es – biblisch

gesehen – keine Rettungsmöglichkeit mehr. Die Entscheidung

fällt in diesem Leben, darum sagt der Herr Jesus:

»Ringet

danach, dass ihr durch die enge Pforte eingehet!«

(Lk 13,24). Im Gericht werden die Bücher Gottes mit allen

Details über unser diesseitiges Handeln aufgetan (Offb

20,12). Wohl dem, der dann im Buch des Lebens steht. Die

nichtchristlichen Religionen haben keine rettende Kraft.

Wie viele Menschen gerettet werden, die die Frohe BotFragen

bezüglich des Heils

84

schaft nie vernahmen, sich aber nach Gott ausgestreckt (Apg

17,27) und nach dem ewigen Leben getrachtet haben (Röm

2,7), wissen wir nicht. Für uns aber, die wir das Evangelium

gehört haben, gibt es einmal keine Entschuldigung und kein

Entrinnen (Hebr 2,3), wenn wir an dem Heil vorübergehen.

Wir haben die Chance der Rettung gehabt. Wie dieses Heil

angenommen werden kann, ist im Anhang (Teil I, Pkt. 10)

ausführlich dargelegt.

FH7: Was ist mit den Kindern, die zu früh gestorben sind,

um je eine Entscheidung treffen zu können? Was ist mit

Abgetriebenen

oder Geisteskranken? Sind sie verloren?

AH7: Grundlegend ist hier zunächst die Frage, von welchem

Zeitpunkt an ein Embryo als Mensch anzusehen ist. Glaubt

man säkularen Zeitströmungen, so gewinnt man den Eindruck,

dies sei in die Beliebigkeit individueller Auffassungen

oder des staatlichen Gesetzgebers gestellt. Suchen wir

verlässliche Maßstäbe für den Beginn des Menschseins, so

finden wir sie in der Bibel. Die individuelle Menschwerdung

setzt mit dem Verschmelzen der männlichen Samenzelle

mit

der weiblichen Eizelle ein. Bei jeder Embryonalentwicklung

haben wir es mit dem direkten Eingriff des Schöpfers zu tun:

»Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet

im Mutterleibe. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar

gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und das erkennt

meine Seele wohl« (Ps 139,13-14). Bei der Berufung des

Jeremia verweist Gott darauf, dass er ihn schon längst vor

seiner Geburt als Persönlichkeit ansah und ihn für die ihm

zugedachte Aufgabe auserwählt hatte: »Ich kannte dich, ehe

du von der Mutter geboren wurdest und stellte dich zum

Propheten unter die Völker« (Jer 1,5).

Fragen bezüglich des Heils

85

Halten wir fest: Der Mensch ist ein Individuum von Anfang

an und nach zahlreichen biblischen Texten (z. B. Lk 16,19-

31; Hebr 9,27) ein Ewigkeitsgeschöpf, dessen Existenz nie

ausgelöscht

wird.

Wo aber bleibt der Mensch, nachdem er das Tal des Todes

durchschritten hat? Eindeutig ist der Fall bei all jenen Menschen,

die das Evangelium gehört haben und in der Lage

waren, eine Entscheidung zu treffen. Auch der Wille Gottes

ist

eindeutig: »Der Herr … hat Geduld mit euch und will nicht,

dass jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann

zur Buße kehre« (2Petr 3,9). Heil und Unheil hängen damit

nur noch von unserem Willen ab. Wir haben die Freiheit,

aufzubrechen zum Himmel oder zur Hölle. Beide Wege sind

uns zur Entscheidung vorgelegt (5Mo 30,19; Jer 21,8).

Die obigen Personengruppen aber verfügen nicht über den

Willen, eine solche weitreichende Entscheidung zu treffen.

Gemäß einer mittelalterlichen Irrlehre wurde die Auffassung

vertreten, dass die Seelen ungetaufter Kinder nach ihrem

frühen Tod in die Verdammnis gingen. Hierbei handelt

es sich

um die unbiblische Lehre, dass die Taufe Unmündige

errettet.

Nach den zentralen biblischen Aussagen hat nicht die Taufe,

sondern der Glaube an den Herrn Jesus

rettende Kraft (Apg

16,31). Zur Beantwortung der obigen

Frage hilft uns somit

nicht die Kindertaufe weiter, die ja an Abgetriebenen ohnehin

nicht möglich ist. Die Lösung finden wir im Maßstab Gottes:

»Gott verdammt niemand mit Unrecht« (Hi 34,12), denn

seine Gerichte sind absolut gerecht (Offb 16,7) und werden

ohne Ansehen der Person durchgeführt (1Petr 1,17; Röm

2,11). So dürfen wir annehmen,

dass die vorgenannten

Personen nicht der Verdammnis

verfallen. Sie selbst tragen

keinerlei eigene Schuld an ihrem Schicksal. Als zu Jesus

Kleinkinder (und wohl auch Säuglinge) gebracht wurden,

Fragen bezüglich des Heils

86

sahen die Jünger darin eine unnütze Belästigung des Herrn

Jesus, da er einen anstrengenden

Tag hinter sich hatte. Jesus

aber stellt bei dieser Gelegenheit

die Kinder in besonderer

Weise als Erben des Himmelreiches heraus: »Lasst die

Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht daran, denn solchen

gehört das Reich Gottes

« (Mk 10,14; Menge).

FH8: Musste Judas nicht Jesus verraten, damit dadurch das

Heil ermöglicht wurde?

AH8: Es gilt festzuhalten: Das Heil wurde nicht durch Judas,

sondern durch Jesus ermöglicht. Der Tod des Herrn Jesus

war notwendig, damit das Heil für den Menschen erwirkt

wurde. Ein absolut Sündloser musste stellvertretend für den

Sünder das Gericht über die Sünde ertragen. Nach dem Plan

Gottes ist er »um unserer Sünde willen dahingegeben und

um unserer Rechtfertigung willen auferweckt« (Röm 4,25).

An der Durchführung der Kreuzigung vom Willen bis zur

Tat waren viele Leute beteiligt, Juden wie Römer: Der Hohe

Rat in Israel (Mk 14,64), die versammelte Volksmenge (Joh

19,7; Apg 13,28), Pilatus (Mk 15,15) und die römischen

Soldaten (Mk 15,24). Auch Judas war durch den Verrat direkt

daran mitbeteiligt. Es gab bei ihm kein »göttliches Muss«

dazu, sondern es war seine eigene freie Entscheidung. Dass

der Herr Jesus das freie Handeln des Judas vorausgesehen

hat (Joh 13,21-30) und dass es sogar im AT prophetisch

detailliert

geschaut wird (Sach 11,12-13), liegt an der göttlichen

Allwissenheit, nicht jedoch in einem Zwang dazu.

Die Motive des Judas sind aus den biblischen Texten nicht

eindeutig zu erkennen. Der Gründer des Krelinger Rüstzentrums

Heinrich Kemner formulierte sogar die Möglichkeit,

dass Judas den Herrn in eine solche brenzlige Situation

Fragen bezüglich des Heils

87

bringen wollte, damit er endlich seine Macht in Israel

demonstrieren würde. Judas konnte sich danach nicht vorstellen,

dass Jesus tatenlos seine Tötung zulässt. Wenn auch

viele Menschen zum Tode Jesu direkt beigetragen haben, so

waren sie dennoch nicht die eigentlichen Verursacher, weil

Jesus wegen der Sünde der gesamten Menschheit starb. Jeder

Einzelne von uns ist am Tode Jesu beteiligt, denn »er ist um

unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde

willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir

Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt

«

(Jes 53,5).

Die Verleugnung Jesu vor einer unbedeutenden Magd durch

Petrus ist durchaus vergleichbar mit dem Verrat Jesu durch

Judas. Der wesentliche Unterschied dieser beiden Männer

besteht nicht in ihrer Sünde, sondern in der Buße. Weil Petrus

seine Verleugnung bereute (2Kor 7,10: »göttliche Traurigkeit

«) und Buße tat, wurde ihm Vergebung zuteil. Auch

Judas hätte Vergebung erlangt, wenn er sie an der richtigen

Stelle – bei Jesus – gesucht hätte. Judas kehrte nicht zu seinem

Herrn zurück, darum bleibt das »Wehe« über seiner Tat

bestehen: »Denn des Menschen Sohn geht zwar hin, wie es

beschlossen ist; doch weh dem Menschen, durch welchen er

verraten wird« (Lk 22,22).

FH9: Kann ich noch ein Kind in die Welt setzen, wenn die

Möglichkeit, dass es verloren geht, 50% beträgt? (Frage

einer jungen Frau, die gerade zum Glauben gekommen war)

AH9: Viele Ehepaare möchten angesichts der zunehmenden

Umweltverschmutzung oder der drohenden Kriegsgefahr

bei dem heutigen weltweiten Rüstungspotenzial

keine Kinder mehr in die Welt setzen. In den alten BundesFragen

bezüglich des Heils

88

ländern

der Bundesrepublik Deutschland haben wir derzeit

eine negative Wachstumsrate, sodass die Bevölkerung

in den nächsten Jahrzehnten weiterhin schrumpfen wird.

Eine andere Sichtweise vermittelt Luther mit der Antwort

auf die bekannte Frage, was er tun würde, wenn morgen

die Welt unterginge: »Ich würde ein Apfelbäumchen pflanzen.«

Die eingangs gestellte Frage bringt ein großes Verantwortungsbewusstsein

zum Ausdruck, das die Ewigkeit nicht nur

im Auge behält, sondern ihr Priorität vor allen vordergründigen

Beweggründen einräumt. Zur Beantwortung sind

zwei Einzelfragen zu klären: Was sagt uns die Bibel über

die Kinderzahl,

und wie beantwortet sie die Frage der

Rettung unserer

Kinder? Nach der Schöpfungsordnung

Gottes sind wir als Mann und Frau geschaffen. Der

erste von Gott erteilte Auftrag an den Menschen lautete:

»Seid fruchtbar und mehret

euch!« (1Mo 1,28); dieser

ist nie aufgehoben worden. Die Fähigkeit, zu zeugen und

Kinder zu gebären, ist ebenso

eine göttliche Gabe an den

Menschen wie die Kinder selbst: »Siehe, Kinder sind

eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht

ist ein Geschenk«

(Ps 127,3). Kinderreichtum wird als besonderer Segen

gedeutet: »Wohl dem, der seinen Köcher derselben (mit

Kindern) voll hat« (Ps 127,5). »Deine

Frau wird sein wie

ein fruchtbarer Weinstock drinnen in deinem Hause, deine

Kinder wie Ölzweige um deinen Tisch her. Siehe, also

wird gesegnet der Mann, der den Herrn fürchtet« (Ps 128,

3-4). Gott schenkt uns nicht nur die Kinder

(1Mo 33,5), es ist

ihm auch ein großes Anliegen, dass sie zu ihm hin erzogen

werden:

»So fasset nun diese Worte zu Herzen und in eure Seele

… und lehret sie eure Kinder, dass du davon redest, wenn

du in deinem Hause sitzest oder auf dem Berge gehst,

Fragen bezüglich des Heils

89

wenn du dich niederlegst oder wenn du aufstehst« (5Mo

11,18-19).

Wenn wir diesen Ratschlag Gottes befolgen, wird die Frucht

nicht ausbleiben: »Wie man einen Knaben gewöhnt, so lässt

er nicht davon, wenn er alt wird« (Spr 22,6). So dürfen wir

getrost Kinder haben, denn bei solcher Erziehung finden

sie zum Glauben und werden gerettet. Es gilt die große

Verheißung

Gottes: »Ich liebe, die mich lieben; und die

mich frühe suchen, finden mich« (Spr 8,17). Gott hat eine

besondere

Vorliebe für die Jugend, die sich zu ihm wendet:

»Ich gedenke noch an die jugendliche Zuneigung, an die

Liebe deiner Brautzeit, da du mir nachzogest in der Wüste, in

einem unbekannten Lande« (Jer 2,2).

Als Gläubige dürfen wir getrost Kinder in die Welt setzen,

denn die Möglichkeit, dass sie verlorengehen, ist keineswegs

50:50; Gottes Verheißung steht über ihnen, wenn wir

sie biblisch prägen. Die Erfahrung vieler gläubiger Ehepaare

belegt, dass die Kinder auch den Weg des Glaubens fanden,

wenn sie von klein auf biblisch unterwiesen wurden.

FH10: In der Bibel ist von der Erwählung des Menschen

durch Gott die Rede. Haben wir dann noch einen freien

Willen, wenn Entscheidungen über Rettung oder Verlorensein

längst gefallen

sind?

AH10: Vor allem von Augustinus und Calvin ist die sog. Prädestinationslehre

(lat. praedestinatio = Vorherbestimmung)

vertreten worden. Es ist eine Lehre, die von der göttlichen

Vorherbestimmung ausgeht, dass die Menschen entweder

zum Glauben oder zum Unglauben, zum Heil oder zum Verderben

vorgesehen sind. Wegen dieser zweifachen MöglichFragen

bezüglich des Heils

90

keit spricht man von der »doppelten Prädestination«. Diesen

Gedanken gilt es, an der Bibel zu prüfen.

In den Antworten zu den vorangegangenen Fragen wurde

besonders die Freiheit des Menschen bezüglich seiner Entscheidung

herausgestellt. Dabei könnte der Eindruck entstehen,

als sei der Mensch der allein Handelnde und Gott

würde sich dabei völlig passiv verhalten. Das aber ist dem

biblischen Zeugnis nicht angemessen. In Römer 9,16+18

lesen wir: »So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder

Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. So erbarmt er sich nun,

wessen er will, und verstockt, welchen er will.« Hier liegt die

Betonung eindeutig im Handeln Gottes. Der Mensch befindet

sich ebenso in der aktiven und frei gestaltenden

Hand des

Schöpfers wie der Ton in des Töpfers formender

Hand: »Ja,

lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten

willst? Spricht auch ein Werk zu seinem

Meister: Warum

machst du mich so? Hat nicht ein Töpfer Macht, aus einem

Klumpen zu machen ein Gefäß zu Ehren und das andere

zu Unehren?« (Röm 9,20-21). Wir haben somit keinerlei

Anspruch auf das Heil. Die freie Entscheidung

des Menschen

ist immer gepaart mit der freien Erwählung durch Gott.

Der Gedanke der Erwählung wird insbesondere durch die

folgenden Bibelstellen belegt:

• Mt 22,14: »Denn viele sind berufen, aber wenige sind

auserwählt.«

• Joh 6,64-65: »Aber es sind etliche unter euch, die

glauben

nicht. Denn Jesus wusste von Anfang wohl,

wer die waren, die nicht glaubten und wer ihn verraten

würde. Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt:

Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von

meinem Vater gegeben.«

Fragen bezüglich des Heils

91

• Eph 1,4-5: »Denn in ihm ( = Jesus) hat er uns erwählt,

ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir sollten heilig

und unsträflich sein vor ihm; in seiner Liebe hat er uns

dazu verordnet, dass wir seine Kinder seien.«

• Röm 8,29-30: »Denn welche er zuvor ersehen hat, die

hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem

Ebenbilde seines Sohnes. Welche er aber verordnet

hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen

hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber

hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht.«

• Apg 13,48: »Da das die Heiden hörten, wurden sie

froh und priesen das Wort des Herrn und wurden

gläubig, wie viele ihrer zum ewigen Leben verordnet

waren.«

Bezüglich des biblischen Verständnisses von der Erwählung

sind folgende Aspekte von grundlegender Bedeutung:

1. Zeitpunkt: Die Erwählung geschieht in einem weiten zeitlichen

Rückgriff, der in jedem Falle vor unserer Existenz

liegt: Vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4), vor der Zeugung

(Jer 1,5) und von Anfang an (2Thess 2,13).

2. Dienst: Die Erwählung beinhaltet stets den Dienst für

Gott. So erwählt Gott z. B. Salomo, um den Tempel zu bauen

(1Chr 28,10), den Stamm Levi zum priesterlichen Dienst

(5Mo 18,5); Jesus erwählt die Jünger zum Apostelamt

(Lk 6,13; Apg 1,2), Paulus wird das »auserwählte Rüstzeug«

zur Heidenmission (Apg 9,15), und alle Gläubigen sind dazu

erwählt, Frucht zu bringen (Joh 15,16).

3. Ohne Ansehen der Person: Die Erwählung geschieht nicht

nach menschlichen Verdiensten oder Maßstäben. Vielmehr

sieht Gott auf das Geringe: Israel ist das kleinste Volk (5Mo

Fragen bezüglich des Heils

92

7,7), Mose ist nicht redegewandt (2Mo 4,10), Jeremia hält

sich noch für zu jung (Jer 1,6), und zur Gemeinde Jesu gehören

meist die Unbedeutenden dieser Welt (1Kor 1,27-28).

4. Zum Heil, aber nicht zum Unheil: Woran ist Gott gelegen

– an unserem Heil oder Unheil? Seine Absicht teilt uns

Gott eindeutig mit: »Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn

sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe

suchen« (Hes 34,12). Jesus fasst den Grund seines Kommens

in diese Welt in den Satz: »Des Menschen Sohn ist

gekommen, selig zu machen, was verloren ist« (Mt 18,11).

Gott macht sich in Jesus selbst auf die Suche, um Menschen

für das ewige Leben zu gewinnen. Der Wille Gottes zur

Errettung

ist auf die gesamte Menschheit gerichtet: »Gott

will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur

Erkenntnis

der Wahrheit kommen« (1Tim 2,4). Dieser

Wille Gottes

ist auch in 1. Thessalonicher 5,9 offenbart:

»Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, das

Heil zu erlangen.

« Es wird deutlich: Zwischen Errettung

und Erwählung finden wir in der Schrift einen festen,

untrennbaren Zusammenhang,

hingegen gibt es zwischen

Verdammnis und Erwählung keine solche Kopplung. Gott

erwählt also niemand

zur Verlorenheit. So verhärtet Gott

das Herz des Pharao erst aufgrund seiner beharrlichen

heidnischen Haltung,

keineswegs war er vor seiner Geburt

dazu vorherbestimmt.

Dass es ein »Zuspät« gibt, bezeugt die

Bibel immer wieder, aber eine Vorherbestimmung zur Hölle

lehrt die Bibel nirgends. Herodes hatte mit der Hinrichtung

Johannes

des Täufers den Bogen seines Hörvermögens überspannt,

sodass Jesus ihm nicht mehr antwortete (Lk 23,9).

Halten wir fest: Es gilt beides (komplementäre Aussage!):

Gott erwählt Menschen zum Heil. Der Mensch wird jedoch

in die Verantwortung gestellt, das Heil für sich in Anspruch

Fragen bezüglich des Heils

93

zu nehmen. Als der verlorene Sohn den Entschluss ausführte

»Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen« (Lk

15,18), lief der Vater ihm entgegen, um ihn anzunehmen

(Lk 15,20). Wenn wir die Errettung in freier Entscheidung

annehmen, wird an uns Gottes Verheißung wahr: Ich habe

dich je und je geliebt (Jer 31,3), und ich habe dich bereits

erwählt vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4). Ehe wir uns für

Gott entscheiden, hat er sich schon längst vor unserer Zeit

für uns entschieden. Gott erwartet und respektiert

unsere

Willensentscheidung;

aber ohne sein Erbarmen wäre keine

Annahme möglich (Röm 9,16). Bei wie vielen Menschen die

göttliche Erwählung (Phil 2,13) und der freie menschliche

Wille (Phil 2,12) zusammenwirken, weiß nur der Herr.

FH11: Können Sie mir (natur-)wissenschaftlich beweisen,

dass es eine Hölle gibt? (Frage einer Gymnasiastin)

AH11: Dem Aussagenfeld der Wissenschaft sind deutlich

Grenzen gesetzt, die leider allzu oft übersehen werden. Die

Erkenntnis- und Erklärungsmöglichkeiten reichen nur so

weit, wie die Vorgänge der materiellen Welt sich messen

lassen. Wo sie weder messbar noch in Zahlen ausdrückbar

sind, können diese Wissenschaften nichts mehr erklären. Die

Naturwissenschaft darf somit die ihr gesteckte Grenze nicht

überschreiten, sonst hört sie auf, Wissenschaft zu sein und

wird zur bloßen Spekulation. So sind die Wissenschaften

keine Informationsquelle, um etwas über die Herkunft oder

das Ende der Welt zu erfahren. Auch über Fragen jenseits

der

Todesmauer kann uns keine Wissenschaft etwas vermitteln.

Wenn uns also die Wissenschaft nichts über die Existenz

der Hölle sagen kann, so gibt es dennoch eine einzigartige

Stelle, wo uns Gewissheit darüber vermittelt wird: Am Kreuz

Fragen bezüglich des Heils

94

von Golgatha können wir die Wirklichkeit von Himmel und

Hölle ablesen. Das Kreuz ist der beste Schriftausleger. Würden

alle Menschen wie auf einem Fließband automatisch den

Himmel erreichen, so wäre das Kreuz überflüssig. Gäbe es

irgendeine Religion oder irgendeinen anderen Weg, um das

Heil zu erreichen, dann hätte Gott seinen geliebten Sohn

nicht am Kreuz verbluten lassen. Am Kreuz können wir es

darum deutlich ablesen: Es gibt wirklich eine Hölle. Der Herr

Jesus tat hier alles, damit wir von der Hölle befreit werden.

Ohne die Tat von Golgatha würden wir alle der Verdammnis

verfallen (Röm 5,18). Das Geschehen am Kreuz können wir

mit dem einen Satz zusammenfassen: »Hier rettet der Sohn

Gottes vor der Hölle!« Es wurde nie etwas

Größeres für

den Menschen getan als in der Tat auf Golgatha. Der Herr

Jesus predigte eindringlich über Liebe und Barmherzigkeit,

Gnade und Gerechtigkeit, einladend über den Himmel, aber

mit besonderem Ernst sprach er über die Hölle. Er bezeichnet

sie als einen bodenlosen Abgrund, einen Ort »wo ihr Wurm

nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht

« (Mk 9,44) und

als einen Ort »ewiger Pein« (Mt 25,46). Im Wissen dieser

Realität warnt er mit nicht zu steigernder Eindringlichkeit,

damit wir nicht dorthin gelangen:

»Wenn dir aber dein rechtes Auge Ärgernis schafft, so

reiß es aus und wirf’s von dir. Es ist dir besser, dass eines

deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die

Hölle fahre« (Mt 5,29).

»Es ist dir besser, dass du zum Leben lahm oder als

Krüppel

eingehst, als dass du zwei Hände oder zwei

Füße habest,

und werdest in das ewige Feuer geworfen«

(Mt 18,8).

Fragen bezüglich des Heils

5. Fragen bezüglich der Religionen

(FR)

Das Wesen der Religionen: Aus den Werken der Schöpfung

kann jedermann auf den notwendigen Schöpfer schließen

(Röm 1,19-21). Seit dem Sündenfall weist das Gewissen auf

den von Gott getrennten Zustand und das schuldhafte Verhalten

des Menschen hin: »Denn sie (= die Heiden) beweisen,

des Gesetzes Werk sei geschrieben in ihren Herzen, da ja

ihr Gewissen es ihnen bezeugt, dazu auch die Gedanken, die

sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen« (Röm

2,15).

In eigenem Denken und Wollen haben alle Völker die Rückbindung

an Gott gesucht und entwickelten dabei die unterschiedlichsten

Religionen. Das Wort Religion stammt von

dem lateinischen religio (= Gewissenhaftigkeit, Gottesfurcht),

das sich wohl von dem Verb religiare (= an-, zurückbinden)

herleitet. Diese Anbindung wird im Wesentlichen

durch zwei

alle Religionen kennzeichnende Charakteristika versucht:

durch mancherlei menschlich ersonnene Vorschriften (z. B.

Opferriten) und durch für wichtig erachtete

Gegenstände

(z. B. Buddhafiguren, Gebetsmühlen, die Kaaba in Mekka).

Als Religion bezeichnen wir im Folgenden alle menschlichen

Anstrengungen, zu Gott zu kommen. Beim Evangelium

hingegen ist es umgekehrt: Gott selbst handelt und kommt

auf den Menschen zu. In Konsequenz dazu bezeichnen

wir

den biblischen Weg nicht als Religion (ausführlicher

in [G3]

behandelt).

96

FR1: Es gibt so viele Religionen. Diese können doch nicht

alle falsch sein. Ist es nicht vermessen, wenn das Christentum

behauptet,

der einzige Weg zum ewigen Leben zu sein?

AR1: Keine Religion rettet, auch nicht die christliche, wenn

sie sich als Religion gebärdet. Es gibt nur einen Gott, nämlich

den, der Himmel und Erde gemacht hat. Nur die Bibel

berichtet von diesem Gott. Nur er kann uns darum verbindlich

sagen, was zu unserer Rettung dient. Wäre irgendeine

Religion in der Lage, uns vor der ewigen Verlorenheit retten

zu können, so hätte Gott uns diese genannt. Der Kreuzestod

Jesu wäre dann nicht erforderlich gewesen. Da aber

das Opfer von Golgatha erbracht wurde, war es zur Rettung

unbedingt nötig. Somit gibt uns das Kreuz Jesu den

eindeutigen Hinweis, dass es keine billigere Methode gab,

um die Sünde vor dem heiligen Gott zu tilgen. Im Kreuzestod

Jesu hat Gott unsere Sünde gerichtet, sodass uns nun allein die

persönliche Hinwendung zu Jesus Christus und die Übergabe

unseres Lebens an ihn retten. In allen Religionen

muss sich

der Mensch durch eigene Anstrengung selbst erlösen; nach

dem Evangelium hat Gott alles durch seinen eigenen Sohn

getan, und der Mensch nimmt das Heil nur noch im Glauben

in Empfang. Darum heißt es in Apostelgeschichte

4,12 auch

so ausschließlich: »In keinem andern

ist das Heil, ist auch kein

anderer Name (außer Jesus) unter dem Himmel den Menschen

gegeben, darin wir sollen

selig werden.« Außer Jesus gibt es

keine andere Brücke in den Himmel!

Alle Religionen sind nur glitzernde Fata Morganen in der

Wüste einer verlorenen Menschheit. Einem Verdurstenden

hilft kein Wahnbild einer Wasserquelle. Ebenso bringt die

Toleranzidee gegenüber allen Phantasiegebilden den Menschen

letztlich zu Tode (Spr 14,12). Er braucht frisches Wasser.

Die Bibel zeigt mit großer Eindeutigkeit auf die einzige

Fragen bezüglich der Religionen

97

reale Oase, auf die einzige Überlebenschance, auf Jesus

Christus:

»Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand

kommt zum Vater denn durch mich« (Joh 14,6). »Einen

anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt

ist, welcher ist Jesus Christus« (1Kor 3,11). »Wer den

Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht

hat, der hat das Leben nicht« (1Joh 5,12).

FR2: Beten wir, d. h. die Christen und die Moslems, nicht

alle zu ein und demselben Gott? (Frage eines Moslems)

AR2: »Darf ich eine Gegenfrage stellen: Ist Ihr Gott Allah

der Vater Jesu Christi?« – »Nein, Allah hat keinen Sohn.

Das wäre ja eine Gotteslästerung!« – »Sehen Sie, dann sind

auch Ihr Gott und mein Gott nicht derselbe Gott.« Angesichts

der vielen Religionen drängt sich auch vielen anderen

die tolerante Frage auf, ob sie nicht letztlich alle ein und

denselben Gott verehren. Schon zu alttestamentlicher Zeit

bezeugt sich der Gott der Bibel als der einzige: »Ich bin der

Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott« (Jes

44,6); »Ich, ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland«

(Jes 43,11). Dieser lebendige Gott ist der Gott Abrahams,

Isaaks und Jakobs (Mt 22,32); er ist der Vater Jesu Christi

(Mk 14,36a). Auf folgende Unterschiede

zwischen Allah und

dem Vater Jesu Christi ist hier zu verweisen:

1. Das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen: Im

Islam

offenbart sich Gott überhaupt nicht. Er bleibt in unerreichbarer

Ferne. Der ständige Ruf »Allahu akbar« – Gott

ist der immer noch Größere – manifestiert: Man kann in kein

persönliches Verhältnis zu ihm treten. Allah bleibt immer

Fragen bezüglich der Religionen

98

jenseitig, wie ein orientalischer Herrscher hoch über seinen

Untertanen thronend.

2. Vater-Kind-Beziehung: Für den Muslim sind Begriffe wie

die Gotteskindschaft des Menschen und das Vatersein Gottes

(»Abba, lieber Vater«, Röm 8,15) nicht nur unverständlich,

sondern sogar gotteslästerlich, denn Allah ist von dieser

Welt

strikt getrennt.

3. Gott als Mensch: Das zentrale Ereignis der biblischen

Heilsgeschichte ist die Menschwerdung Gottes in Jesus

Christus. Gott wandelte nicht nur unter uns, er durchlitt alle

Sünde bis zum Tode am Kreuz. Die daraus folgende Erlösung

des Menschen ist für den Islam nicht nachvollziehbar.

4. Gottes Barmherzigkeit und Liebe: Wenn Gott gegenüber

dem Sünder barmherzig sein kann, dann ist der Preis dafür

unvorstellbar groß: »Ja, mir hast du Arbeit gemacht mit deinen

Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten

« (Jes 43,24). Gott ist barmherzig zu uns, weil er uns

teuer erkauft hat (1Kor 6,20; 1Petr 1,19). Die Barmherzigkeit

Allahs kostet nichts; sie ist willkürlich.

5. Gott ist unsere Zuversicht: Undenkbar ist im Islam ein

Gott, der uns Zuflucht, Geborgenheit, Frieden und Heilsgewissheit

schenkt: »Denn ich bin gewiss, dass weder Tod

noch Leben … uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die

in Christus Jesus ist, unserem Herrn« (Röm 8,39). Undenkbar

sind im Islam die Selbsterniedrigung Gottes bis zum

Kreuz und der Heilige Geist, der ausgegossen ist in unsere

Herzen, undenkbar auch die Wiederkunft Jesu in Macht und

Herrlichkeit.

Der Gott des Koran und der Gott der Bibel mögen hier und

da verbale Ähnlichkeiten zeigen. Bei näherem Hinschauen

Fragen bezüglich der Religionen

99

gibt es keine Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Darum ist

es auch nicht derselbe Gott, zu dem Moslems und Christen

beten.

FR3: Woran kann ich erkennen, dass das Evangelium keine

Religion, sondern göttlichen Ursprungs ist?

AR3: Schon einige markante Unterschiede zwischen den

Religionen und dem Evangelium können uns in der Wahrheitsfrage

weiterhelfen:

1. In allen Religionen versucht der Mensch von sich aus

Gott zu erreichen, aber kein Sucher kann echt bezeugen: »Ich

habe eine persönliche Beziehung zu Gott gefunden, ich habe

Frieden im Herzen, meine Schuld ist vergeben, ich habe die

Gewissheit des ewigen Lebens.« Im Evangelium

von Jesus

Christus wendet sich Gott zu uns. Er überbrückt

mit dem

Kreuz die Kluft der Sünde und schenkt uns Erlösung. Wer

dies annimmt, kann bezeugen: »Denn ich bin gewiss, dass

weder Tod noch Leben … uns scheiden

kann von der Liebe

Gottes« (Röm 8, 38-39).

2. Die prophetischen Ankündigungen des Heilsbringers im

AT (z. B. 1Mo 3,15; 4Mo 24,17; Jes 11,1-2; Jes 7,14) erfüllen

sich wortwörtlich. In keiner Religion gibt es derartige

Prophetien mit Ankündigung und Erfüllung.

3. Gott hat alle Religionen als Götzendienst und Zauberei

(1Kor 6,9-10; Gal 5,19-21; Offb 21,8) verurteilt. Keine der

vielen Religionen hat rettenden Charakter (Gal 5,19-21).

Würde es eine solche geben, die retten könnte, dann hätte

Jesus uns diese empfohlen, und er hätte nicht den bitteren

Kreuzestod sterben müssen. Der Sohn Gottes aber ging ans

Kreuz, um die einzige Rettungsmöglichkeit zu erwirken.

Fragen bezüglich der Religionen

100

Darum sagte er in Konsequenz: »Geht hinaus in alle Welt

und verkündigt es allen Menschen!«

4. Gott beglaubigte das Opfer Jesu Christi durch seine Auferstehung

von den Toten (Röm 4,24-25). Es ist das einzige

bleibend leere Grab der Weltgeschichte: »Was suchet ihr

den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden

« (Lk 24,5-6). Alle Religionsgründer sind gestorben

und im Tod geblieben. Nur Jesus konnte sagen: »Ich lebe,

und ihr sollt auch leben« (Joh 14,19).

5. In allen Religionen versucht der Mensch, sich durch seine

Handlungen zu erlösen. Das Evangelium hingegen ist die

Tat Gottes (Jes 43,24b; Joh 3,16). Zum Erlösungswerk auf

Golgatha kann der Mensch nichts beitragen: Wir sind teuer

erkauft (1Kor 6,20).

6. Die Religionen gehen von einem falschen Menschenbild

aus und zeichnen ebenso ein falsches Gottesbild. Nur die

Bibel sagt uns, wer wir sind und wer Gott ist. Aus uns selbst

sind wir nicht in der Lage, uns so zu verändern, dass es Gott

gefallen könnte, denn »wir mangeln des Ruhmes, den wir bei

Gott haben sollten« (Röm 3,23).

7. In keiner Religion verlässt Gott den Himmel, um den

Menschen zu erretten. In Jesus wurde Gott Mensch: »Und

das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen

seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen

Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit« (Joh 1,14).

Jesus Christus ist darum nicht eine Alternative zur Religion.

Er ist ihre Absage und Verwerfung. Er ist der einzige Weg

nach Hause – zum Vaterhaus Gottes (Joh 14,6).

Fragen bezüglich der Religionen

6. Fragen bezüglich des Lebens und

des Glaubens (FL)

FL1: Warum leben wir auf Erden?

AL1: Unser Leben existiert nicht deshalb, weil wir aus einem

evolutiven Prozess hervorgegangen sind, sondern weil es der

Wille Gottes war, Menschen zu erschaffen. Die Bibel

teilt uns

nirgends den Grund für die Schöpfung des Menschen

mit,

etwa: weil Gott allein war; weil Gott Freude am Schaffen

hatte; weil Gott ein Gegenüber haben wollte oder weil Gott

Wesen schaffen wollte, um sie zu lieben. In 1. Mose 1,26-27

wird uns der Wille Gottes zur Erschaffung des Menschen

und die Ausführung mitgeteilt: »Und Gott sprach: Lasset

uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei … Und

Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes

schuf er ihn; und schuf sie: einen Mann und eine Frau.«

Hieraus wird deutlich: Wir sind gewollte Wesen. Wir sind

also weder »kosmische Eckensteher« (F. Nietzsche) noch

»Zigeuner am Rande des Universums« (J. Monod), noch

irgendwelche Emporkömmlinge aus dem Tierreich, sondern

wir entstammen einem direkten Schöpfungsakt

Gottes.

Darüber hinaus teilt die Bibel uns mit, dass wir von Gott

geliebt sind: »Ich habe dich je und je geliebt; darum habe ich

dich zu mir gezogen aus lauter Güte« (Jer 31,3) oder: »Denn

also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen

Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren

werden, sondern das ewige Leben haben« (Joh 3,16). Dieser

Vers zeigt uns darüber hinaus an, dass wir für das ewige

Leben bestimmt sind.

102

FL2: Was ist der Sinn des Lebens?

AL2: Wir Menschen sind die einzigen irdischen Wesen, die

nach Sinn fragen. Uns bewegen drei Grundfragen: Woher

komme ich? Wozu lebe ich? Wohin gehe ich? Viele haben

darüber nachgedacht. Der Karlsruher Philosoph Hans Lenk

betont, dass wir von seinem Fachgebiet keinerlei Antworten

zu erwarten haben, wenn er schreibt: »Die Philosophie

gibt selten endgültige inhaltliche Lösungen; sie ist ein Problemfach,

kein Stoff- und Ergebnisfach. Für sie ist u. U. eine

neue Problemperspektive viel wichtiger als eine Teillösung

einer überlieferten Frage.« Der Dichter Hermann Hesse

schreibt: »Das Leben ist sinnlos, grausam, dumm und dennoch

prachtvoll – es macht sich nicht über den Menschen

lustig, aber es kümmert sich um den Menschen nicht mehr

als um den Regenwurm.« Die französische Schriftstellerin

des Existenzialismus und Atheistin Simone de Beauvoir

verirrt

sich in Sinnlosigkeit: »Welchen Sinn hat das Leben,

wenn es doch radikal vernichtet wird? Weshalb ist es dann

da gewesen?

Sinnlos ist letztlich alles: die Schönheit des

Lebens, die Taten der Menschen, alles. Das Leben ist

absurd.« Auch die Wissenschaften wie Psychologie, Biologie,

Medizin können uns keine Antwort geben, weil die

Sinnfrage

nicht zu ihrem Aussagenfeld gehört.

Manche Leute sehen den Sinn ihres Lebens darin, dass

• sie Gutes tun wollen: Viele hegen diesen humanistischen

Gedanken, der noch nicht spezifisch christlich

ist. Gutes zu tun ist zwar auch den Christen aufgetragen

(Gal 6,10; 2Thess 3,13), aber wer gute Werke

tut, ist damit noch kein Christ.

• sie selbst zu Ansehen kommen: Sportler streben nach

Weltmeistertiteln und Goldmedaillen. Künstler suchen

ihre Anerkennung auf den Bühnen dieser Welt.

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

103

• sie sich Unvergängliches schaffen wollen: So meinen

sie, in ihren Kindern oder in der Gesellschaft weiterzuleben

(z. B. durch Stiftungen, die mit ihrem Namen

verbunden

sind). Andere wünschen, sich in

eigenen Gedichten,

Memoiren oder Tagebüchern zu

verewigen.

Wir sollten bedenken: Aller weltlicher Ruhm ist nur zeitlich.

Nach unserem Tod haben wir selbst nichts mehr davon, denn

wohin wir gehen, da »haben wir kein Teil mehr auf der Welt

an allem, was unter der Sonne geschieht« (Pred 9,6).

Wenn unser Leben eine Schöpfung Gottes ist, so kann es nur

dann sinnvoll sein, wenn es mit diesem Gott gelebt und von

ihm geführt wird. Ein Menschenherz – selbst wenn es alles

Glück dieser Welt besäße – bliebe rastlos, leer und unerfüllt,

wenn es nicht Ruhe in Gott fände. Darum wollen wir von

Gott erfahren, was uns Sinn gibt. In drei Punkten sei dies

skizziert:

1. Gottes Ziel mit unserem Leben ist, dass wir zum Glauben

kommen. Ohne den rettenden Glauben an den Herrn

Jesus Christus gehen wir verloren. Darum sagte Paulus dem

Kerkermeister zu Philippi: »Glaube an den Herrn Jesus, so

wirst du und dein Haus selig!« (Apg 16,31). In diesem Sinn

»will Gott, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur

Erkenntnis der Wahrheit kommen« (1Tim 2,4). Weil diese

Errettung für jedes Menschenleben vorrangig ist, sagte der

Herr Jesus dem Gichtbrüchigen als Erstes: »Deine Sünden

sind dir vergeben!« (Mt 9,2). Rettung der Seele hat aus der

Sicht Gottes Vorrang vor der Heilung des Körpers.

2. Wenn wir errettet sind, stehen wir im Dienst für Gott:

»Dienet dem Herrn mit Freuden!« (Ps 100,2). Als Nachfolger

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

104

Jesu soll unser Leben so ausgerichtet sein, dass wir auch

andere zu Jüngern machen (Mt 28,19).

3. »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (Mt

22,39). Mit diesem Gebot verpflichtet uns Gott zur Liebe

nicht nur gegenüber den Fernen in Südafrika und Chile,

sondern in erster Linie gegenüber jenen Menschen, die uns

unmittelbar anvertraut

sind: unser Ehepartner, unsere Kinder,

unsere Eltern,

unsere Nachbarn, unsere Arbeitskollegen. Dass

wir uns selbst lieben, setzt die Bibel als Tatsache voraus, aber

dem Nächsten soll diese Liebe ebenso gelten.

Was wir im Glauben unter den zuvor genannten Punkten

2 und 3 gewirkt haben, das bezeichnet die Bibel als die

Frucht unseres Lebens. Im Gegensatz zu allen vergänglichen

Erfolgen

ist nur die Frucht bleibend (Joh 15,16). Gott

sucht sie am Ende unseres Lebens und fragt uns, was wir

mit anvertrauten

Pfunden (Leben, Zeit, Geld, Begabungen)

erwirkt

haben (Lk 19,11-27). Selbst der Becher kalten Wassers,

den wir im Namen Jesu gereicht haben, hat dann Ewigkeitsbedeutung

(Mt 10,42).

FL3: Wie kann ich im täglichen Leben mit dem Glauben

klarkommen?

AL3: Wer von Herzen an Jesus Christus gläubig geworden ist,

bei dem wird eine deutliche Veränderung im Leben sichtbar.

Drei Punkte markieren den neuen Lebensweg:

1. Der Bruch mit der Sünde: Nachdem wir in der Bekehrung

die Vergebung aller Schuld erhalten haben, kommen

wir zu einer neuen Lebensweise, die gründlich mit der Sünde

bricht. Als wiedergeborene Christen sind wir nicht sündlos,

aber was vorher fahrplanmäßig geschah, ereilt uns nun

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

105

als Eisenbahnunglück. Die Beachtung der Gebote, die nicht

als Verbote gedacht sind, sondern als Hilfe für ein gelungenes

Leben, wird unserem Leben eine entscheidende Korrektur

geben. Mit dieser neuen Orientierung zeigen wir Gott, dass

wir ihn lieben (1Joh 5,3), und unseren Mitmenschen

sind wir

ein »Brief Christi« (2Kor 3,3), der von jedermann

gelesen

werden kann.

2. Das tägliche Leben im Glauben: Wer an Christus glaubt

und demzufolge ständig mit der Bibel umgeht, findet eine

Fülle hilfreicher Anweisungen für alle Bereiche dieses Lebens,

von denen im Folgenden eine Auswahl genannt sei. Da es

sich in diesem Abschnitt fast ausschließlich um die irdischen

Aspekte des Glaubens handelt, kommen die alttestamentlichen

Bücher Sprüche und Prediger Salomo hier reichlich zum Zuge.

Wir finden Anweisungen für unsere eigene Person (a) und für

den Umgang mit anderen Menschen

(b):

2a) Zur eigenen Person:

• Leib (Röm 13,14; 1Kor 3,17; 1Kor 6,19)

• Essen und Trinken (Spr 23,20)

• (Art der Ernährung vor dem Sündenfall: 1Mo 1,29)

• Art der Ernährung nach der Sintflut

(1Mo 9,3-4; 1Kor 8,8; Kol 2,16; 1Tim 4,3-5)

• Schlaf (Ps 4,9; Spr 6,6-11; Spr 20,13; Pred 5,11)

• notwendige Arbeit (2Mo 20,9-11; 2Mo 23,12;

Spr 6,6-11; Spr 14,23; Spr 18,9; Spr 21,25; Pred 3,13;

Pred 10,18; 2Thess 3,10)

• Arbeit als Lebensprinzip (Pred 2,3-11)

• Entlohnung für Mitarbeiter

(Jes 65,23; Jer 22,13; Lk 10,7)

• Freizeit (Spr 12,11b)

• Erwerb von Geld und Gut

(Pred 4,6; 1Tim 6,6-8; Hebr 13,5)

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

106

• rein irdisches Streben, diesseitige Lebensinhalte

(Pred 2,2-11)

• Besitz (Mt 6,19; Spr 10,22)

• Reichtum (Spr 11,28; Spr 13,7; Spr 14,24; Pred 5,18)

• Hausbau (Ps 127,1; Jer 22,13)

• Sport (1Kor 9,24-25; 1Tim 4,8)

• Sorgen

(Ps 55,23; Spr 12,25; Phil 4,6; 2Tim 2,4; 1Petr 5,7)

• Sex in der Ehe (Spr 5,18-19; Pred 9,9; 1Kor 7,3-6)

• Sex außerhalb der Ehe (Spr 5,20-23; Spr 6,24-32;

Jer 5,8-9; Hebr 13,4b)

• Sünde (1Mo 4,7; Ps 65,4; Klgl 3,39; Joh 20,23;

1Joh 1,9; 1Joh 5,17; Hebr 12,1)

• Alkohol (Ps 104,15; Spr 23,30-35; Spr 20,1; Eph 5,18;

1Tim 5,23)

• Redeweise (Ps 119,172; Spr 12,14+22; Spr 14,3+5;

Spr 18,20-21; Spr 25,11; Eph 5,19; Kol 4,6; Jak 1,19;

Hebr 13,15)

• Anfechtung (1Petr 1,6-7; Jak 1,2+12)

• anklagendes Gewissen (1Joh 3,20)

• Zorn (Eph 4,26)

• Zeit (Lk 19,13b; 1Kor 7,29; Eph 5,16)

• Gesinnung (Phil 2,5)

• Träume (Pred 5,6)

• Fröhlichkeit und Freude (Ps 118,24; Spr 15,13;

Spr 17,22; Phil 4,4; 1Thess 5,16)

• sich selbst Gutes tun (Mt 22,39)

• genaues Maß (Spr 11,1+24; Spr 20,10)

• eigene Philosophie oder Religion (Spr 14,12)

• Jugend (Ps 119,9; Pred 11,9; Pred 12,1)

• Alter (Ps 71,9)

• Tod (Hi 14,5; Ps 88,4; Pred 8,8)

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

107

Verhalten bei:

• Krankheit (Pred 7,14; Jak 5,14-16)

• Not (Ps 46,2; Ps 50,15; Ps 77,3; Ps 73,21-28;

Ps 107,6-8; Phil 4,19)

• Depressionen (Ps 42,6; Ps 119,25)

• Menschenfurcht (Ps 56,12; Ps 118,6+8; Spr 29,25)

• Unglück (Jes 45,7; Klgl 3,31-37; Am 3,6)

• alltäglichen Tätigkeiten (Pred 9,10; Kol 3,17)

• Geben (Spr 11,24-25; Pred 11,1; Mal 3,10;

2Kor 9,6-7)

• Bürgschaften (Spr 6,1-3; Spr 11,15; Spr 17,18)

• Pfand nehmen (2Mo 22,25-26)

• der Suche nach Wegweisung (Ps 37,5; Ps 86,11;

Ps 119,105)

• der Suche nach einem Partner (Hoh 3,1; Am 3,3;

2Kor 6,14)

• Leiden um der Gerechtigkeit willen (1Petr 3,14)

• Irrlehren (Kol 2,8; 2Petr 3,17; 1Joh 4,6)

• Vorhaben (Pred 9,10; Phil 4,13; Kol 3,23)

2b) Hinweise für den Umgang mit anderen Menschen:

• Ehepartner (Eph 5,22-28; 1Petr 3,1-7; Hebr 13,4)

• Kinder (5Mo 6,7; Spr 13,1; Eph 6,4; Kol 3,21;

1Tim 3,12)

• Eltern (2Mo 20,12; Spr 6,20; Spr 30,17; Eph 6,1-3)

• Freunde (Mi 7,5)

• gottesfürchtige und tugendsame Ehefrau

(Spr 12,4a; Spr 31,10-31)

• zänkische und zuchtlose Ehefrau

(Spr 11,22; Spr 12,4b; Spr 21,19)

• Feinde

(Spr 25,21-22; Spr 24,17; Mt 5,22+44; Röm 12,14)

• böse Leute (Spr 1,10; Spr 24,1-2; 1Petr 3,9)

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

108

• Narren, unverständige Leute (Spr 9,8; Spr 23,9)

• Gläubige (Röm 12,10; Gal 6,2+10b; Eph 4,32;

Phil 2,4; 1Petr 3,8-9)

• dem Glauben Fernstehende

(Mt 10,32-33; Apg 1,8; Kol 4,5; 1Petr 2,12+15)

• Ratgeber (Spr 15,22)

• Mitmenschen (Mt 22,39; Gal 6,10a; 1Joh 4,20-21)

• Glaubenslehrer (Hebr 13,7)

• Kranke (Mt 25,36; Jak 5,14-16)

• Arzt und Arznei (Mt 9,12; 1Tim 5,23)

• Fremdlinge und Gäste

(Mt 25,35; Röm 12,13; Hebr 13,2)

• Arme (Spr 3,27; Spr 19,17; Mt 25,34-40)

• Irrende (Jak 5,19)

• Irrlehrer (1Joh 4,1-3; Jud 18-19)

• Zweifler (Jud 22-23)

• Witwen (1Tim 5,3; Jak 1,27)

• Fröhliche oder Trauernde (Spr 17,22; Röm 12,15)

• alte Leute (3Mo 19,32; Spr 23,22; 1Tim 5,1)

• Tote (Pred 9,5-6)

2c) Hinweise für den Umgang:

• mit der Gemeinde (Apg 2,42; Hebr 10,25)

• mit der Schöpfung (1Mo 1,28)

• mit dem Staat (Mt 22,21; Röm 13,1-7; 1Petr 2,13)

• mit Israel (Sach 2,12)

3. In der Welt, nicht von der Welt: Den Wirkrahmen des

an Christus Gläubigen hat der Herr Jesus auf die knappe Formel

gebracht: »Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern

ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasset euch

die Welt« (Joh 15,19). Wer an Jesus glaubt, lebt zwar auch

in dieser Welt wie alle anderen, aber sein Lebensbezug hat

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

109

über das unter Punkt 2 Genannte hinaus eine ewigkeitliche

Dimension, die sich in seinem Verhältnis zu Gott dem

Vater

und seinem Sohn und in seinem geistlichen Verhalten

auswirkt:

3a) Das Verhalten zu Gott und zu Jesus Christus:

• Gott lieben (5Mo 6,5; Ps 31,24; Mt 22,37)

• ihn erkennen (Ps 46,11)

• an ihn glauben (Hebr 11,6)

• an ihn denken (Spr 3,5-6; Pred 12,1)

• seine Gebote halten (Pred 12,13; Mi 6,8)

• ihm danken (Ps 107,8; Eph 5,20; Kol 4,2)

• ihn loben und preisen (Ps 103,1-2; Eph 5,19b)

• ihm singen (Ps 68,5; Ps 96,1)

• ihn in der Not anrufen (Ps 50,15)

• ihn anbeten (Mt 4,10b)

• ihm nahen (Jak 4,8)

• den Herrn Jesus lieben

(Joh 21,16; 2Kor 5,9; 2Tim 4,8)

• ihn anrufen (Apg 7,59; Röm 10,13)

• ihn loben und preisen (Offb 5,12)

• ihn aufnehmen (Joh 1,12)

• an ihn glauben

(Mk 16,16; Joh 11,25-26; Apg 16,31; 1Joh 3,23)

• ihn mehr erkennen (Eph 4,13)

• ihm gehorsam sein (2Kor 10,5; 1Petr 1,22)

• ihm nachfolgen (Lk 14,27; Lk 14,33)

• ihm dienen (Eph 6,7)

• mit ihm Gemeinschaft haben

(Joh 15,2; 1Kor 1,9; 1Kor 11,23-29; 1Joh 1,3)

• in ihm bleiben (Joh 15,4)

• zu ihm und in seinem Namen beten

(Joh 14,13-14; Apg 7,59; Eph 5,20)

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

110

3b) Geistliches Wirken und Verhalten:

• dem Reich Gottes höchste Priorität einräumen

(Mt 6,33; Kol 3,2)

• Frucht wirken (Ps 126,5-6; Lk 19,13)

• Frucht des Geistes erbringen (Gal 5,22; Eph 5,9)

• Schätze im Himmel sammeln (Mt 6,20)

• das Wort Gottes verbreiten (2Kor 5,20; 1Thess 1,8)

• das Gott Wohlgefällige tun (Eph 5,10; 1Thess 2,4)

• das Evangelium verkündigen

(Mt 28,19-20; Phil 1,27; 1Tim 6,12)

• Gemeinschaft mit Gläubigen pflegen

(Mt 18,20; Apg 2,42)

• in der Heiligung leben

(1Thess 4,3; 2Thess 2,13; Hebr 12,14)

• reichlich mit der Bibel umgehen

(Jos 1,8; Ps 119,162; Kol 3,16)

• geistliche Ziele haben (Ps 39,5; Phil 3,14)

FL4: Ich habe ständig wiederkehrende Träume, die mich

belasten.

Was habe ich von diesen Träumen zu halten?

AL4: Es lassen sich drei Traumarten unterscheiden:

1. Träume von Gott: Die Bibel berichtet von einigen Träumen,

in denen Gott mit Menschen geredet hat (z. B. Joseph:

Mt 1,19-25). Entweder erkannte der Träumende Gott als den

unmittelbar Mitteilenden (z. B. Salomo: 1Kön 3,5-15; Daniel:

Dan 7), oder aber Gott sandte einen Deuter seiner Botschaft

(z. B. Joseph deutete im Gefängnis die Träume des Bäckers

und des Mundschenks: 1Mo 40). Träume, in denen

Gott zu

uns redet, sind daran erkennbar, dass sie uns weder belasten

noch ängstigen; sie werden sich gar bald als eine besondere

Hilfe in Lebenssituationen herausstellen. Solches Reden

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

111

Gottes bleibt jedoch nach aller Erfahrung Ausnahmesituationen

vorbehalten.

2. Bedeutungslose Träume: Die meisten Träume sind flüchtig

und nichtssagend, so wie es auch in Hiob 20,8 zum Ausdruck

kommt: »Wie ein Traum vergeht, so wird er (= der

Ruhm des Gottlosen) auch nicht zu finden sein, und wie ein

Gesicht in der Nacht verschwindet.« Die gängige Praxis der

symbolischen Traumdeutung ist abzulehnen: »Die Wahrsager

sagen Lüge und reden vergebliche Träume« (Sach 10,2).

Auch in dem apokryphen Buch Sirach 34,1-8 finden wir eine

hilfreiche Erklärung:

»Unweise Leute betrügen sich selbst mit törichten Hoffnungen,

und Narren verlassen sich auf Träume. Wer auf

Träume hält, der greift nach dem Schatten und will den

Wind haschen. Träume sind nichts anderes denn Bilder

ohne Wesen … Eigene Weissagung und Deutung und

Träume sind nichts, und machen einem doch schwere

Gedanken;

und wo es nicht kommt durch Eingebung des

Höchsten, da halte nichts davon. Denn Träume betrügen

viele Leute, und es geht denen fehl, die darauf bauen.

«

3. Träume als nicht verarbeitete Erlebnisse: Aus dem Unbewussten,

das dem bewussten Willen und Verstand entzogen

ist, können Traumbilder aufsteigen, deren Ursachen einen

deutlich erkennbaren Lebensbezug haben: unbewältigte

Ängste, nicht eingestandene Schuld, nicht überwundene

Erlebnisse

(z. B. Kriegseindrücke, Examensängste, Ehekrisen).

Von dieser Art sind wohl die Träume des obigen

Fragestellers. Eine Befreiung hiervon ist in der begleitenden

Seelsorge möglich. Da es sich in den meisten Fällen um

Schuldprobleme

handelt, ist die Erfahrung der Vergebung der

angezeigte

Lösungsweg.

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

112

FL5: Was ist Sünde?

AL5: Ehe die Bibel das Wort »Sünde« nennt, führt sie uns

deren Wirkungsgeschichte plastisch vor Augen (1Mo 3,1-

13). Sie bringt nicht erst die Theorie und dann die Praxis,

sondern

umgekehrt erst die Praxis und leitet dann daraus das

Grundsätzliche ab. Die Sünde fand ihren Eingang in diese

Welt durch die Frage des Versuchers: »Sollte Gott gesagt

haben?

« (1Mo 3,1). Sünde ist damit ein Handeln, das dem

Willen Gottes entgegengerichtet ist. Treffliche Spiegel,

um die eigene Sündhaftigkeit zu erkennen, sind die Zehn

Gebote

(2Mo 20,1-17) und die Bergpredigt Jesu (Mt 5-7).

Wenn jemand ohne das Wort Gottes lebt, kennt er somit nicht

dessen Willen, und damit lebt er automatisch und permanent

in Sünde. Das zuerst in der Bibel vorkommende Wort für

Sünde (hebr. chattath) in 1. Mose 4,7 bedeutet Zielverfehlung,

ebenso ist das griechische »hamartia« zu übersetzen.

Weitere

Bedeutungen des Wortes Sünde sind Abbiegung,

Verdrehung

(hebr. awon), Bosheit, Schlechtigkeit (hebr. raa), Gewalttat

(hebr. chamas), böse Gesinnung (hebr. räscha). Schon das

bloße Fehlen der Gerechtigkeit ist Sünde: »Weh dem, der

sein Haus baut mit Nichtgerechtigkeit

« (Jer 22,13). Im Neuen

Testament lautet die entsprechende

Definition für Sünde:

»Was aber nicht aus dem Glauben

geht, das ist Sünde« (Röm

14,23). Hermann Bezzel nannte

die Reduktion des Menschen

auf sich selbst Sünde. In Johannes 16,9 identifiziert Jesus die

Generalsünde der Menschen

mit der Beziehungslosigkeit ihm

gegenüber: »… dass sie nicht an mich glauben.« Sünde ist die

große Störung in dem Verhältnis zwischen Gott und Mensch.

Wer nicht die Kurskorrektur

durch Umkehr und Vergebung

(1Joh 1,9) erfährt, der erlebt die Folge der Zielverfehlung als

unabänderliches Gesetz: »Der Sünde Sold ist (ewiger) Tod«

(Röm 6,23). Bei vielen Menschen steht die Gesundheit auf

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

113

Platz 1 der Rangliste,

aber sie beachten nicht die schlimmste

Krankheit: Die Sünde – die Krankheit zum Tode.

FL6: Dürfen unverheiratete Paare nach der Bibel

zusammenleben?

Ab wann ist ein Paar verheiratet: Nach der

Entscheidung

des Paares, zusammenbleiben zu wollen? Nach

dem ersten

Intimverkehr? Nach der standesamtlichen oder

kirchlichen

Trauung?

AL6: Zur Klärung dieser in unserer Zeit immer brennender

werdenden Fragen sollen fünf Punkte biblischer Leitlinien

vorangestellt werden. Wir wenden hier einen biblischen

Auslegungsgrundsatz an, bei dem die Problemlösung nicht

auf einen einzigen Vers zu fixieren ist, sondern sich erst im

Kontext mehrerer Grundaussagen ergibt (siehe Auslegungsgrundsätze

A5 und A6 im Anhang, Teil II):

1. Ehe und Geschlechtlichkeit: Gott hat in seiner Schöpfungsordnung

die Ehe gestiftet. Sie ist sein Wille und seine gute

Idee: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will

ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei« (1Mo 2,18). Sie

ist als lebenslängliche Gemeinschaft angelegt (Mt 19,6), die

darum nach der Trauformel solange gilt, »bis dass der Tod

euch scheide«. Beim Einsetzen dieser von Gott gestifteten

Gemeinschaft von Mann und Frau hatte der Schöpfer gesagt:

»Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an

seiner Frau hangen, und sie werden ein Fleisch sein« (1Mo

2,24). Das »Ein-Fleisch-Sein« meint zunächst die leibliche,

geschlechtliche Gemeinschaft. Diese Kurzformel umfasst

jedoch den ganzen Menschen und somit auch Seele und

Geist. Zwei Menschen mit unterschiedlichen bisherigen

Lebenswegen finden zu der innigsten Gemeinschaft, die es

gibt. Sie werden eins in ihrem Empfinden und Denken sowie

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

114

in geistlicher und leiblicher Beziehung. Die Geschlechtlichkeit

ist ein Geschenk Gottes, und der eheliche Verkehr

dient nach biblischer Sicht nicht nur zum Kinderzeugen:

»Entzieht euch einander nicht, höchstens aufgrund beiderseitigen

Einverständnisses für eine bestimmte Zeit,

um euch ungestört dem Gebet zu widmen« (1Kor 7,5;

Menge).

»Dein Brunnquell möge gesegnet sein, dass du an der Frau

deiner Jugend dich erfreuest! Das liebreizende Reh, die

anmutige Gazelle – ihr Busen möge dich allezeit ergötzen,

in ihrer Liebe sei immerdar trunken!« (Spr 5,18-19;

Menge).

»Genieße das Leben mit deiner Frau, die du lieb gewonnen

hast« (Pred 9,9; Menge).

Die Bibel zeigt uns den rechten Umgang mit der Sexualität.

Sie grenzt sich ab sowohl von Prüderie (Hoh 4) als auch von

Wollust (Jer 5,8); Liebe und Achtung sind die bestimmenden

Randbedingungen (Kol 3,19; 1Petr 3,7).

2. Ehe und Gemeinde als Stiftung Gottes: In dieser Welt gibt

es viele Formen der menschlichen Gemeinschaft, von denen

Ehe und Familie, Gemeinde und Staat (Röm 13,1-7) nach

dem Willen Gottes sind. Die Gemeinde Jesu Christi und die

Ehe aber sind zwei besondere Stiftungen Gottes und damit

entgegen

mancherlei Meinung keineswegs menschliche

Erfindungen:

Beide Gemeinschaften sind darum in einer

gottlosen Welt angefochten (1Tim 4,3). Seit der Schöpfung

gibt es keine menschliche Kultur ohne Ehe. Sie hat sich nie

überholt und wird trotz ehefeindlicher Zeitströmungen

und

trotz menschlichen Fehlverhaltens alle Zeiten überdauern,

weil sie in der Fürsorge Gottes für den Menschen begründet

liegt. Ebenso wird die Gemeinde nach der Verheißung Jesu

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

115

selbst von den Pforten der Hölle niemals

überwältigt werden

können (Mt 16,18).

3. Die Ehe als Gleichnis: Die Bibel umschreibt oft den Glauben

und die Beziehung zwischen Gott und Mensch mit dem

innigsten Vertrauensverhältnis, das zwischen Menschen

denkbar ist, mit der Ehe. »Denn wie ein Mann eine Frau lieb

hat, … und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so

wird sich dein Gott über dich freuen« (Jes 62,5). Darum wird

auch die Ehe als Gleichnis (griech. mystaerion = Geheimnis)

für das Verhältnis Christi zu seiner Gemeinde gewählt:

»… gleichwie auch Christus geliebt hat die Gemeinde

und

hat sich selbst für sie gegeben, … so sollen auch die Männer

ihre Frauen lieben« (Eph 5,25+28). Von dieser Analogie

sagt uns Gottes Wort: »Dieses Geheimnis ist groß!« (Eph

5,32). Schon aus dem Gleichnischarakter der Ehe für die

ewige Gemeinschaft mit Christus ist ableitbar, dass Ehe eine

Gemeinschaft auf die ganze Lebenszeit ist. Jede geschiedene

Ehe produziert ein Zerrbild der Vorstellungen

Gottes und

zerstört das Gleichnishafte. So wird auch Jesu kompromisslose

Haltung in der Scheidungsfrage einsichtig

(Mt 19,6-9).

4. Die Hurerei als Gleichnis: Wenn eine in Liebe und Treue

geführte Ehe als Bild für das Verhältnis Gottes zu seinem

Volk steht, so bezeichnet die Bibel in Konsequenz den Abfall

von Gott und die Anbetung fremder Götter und Götzen

als

Ehebruch oder Hurerei:

»Hast du auch gesehen, was Israel, die Abtrünnige, tut?

Sie ging hin auf alle hohen Berge und unter alle grünen

Bäume und trieb daselbst Hurerei. Und von dem Geschrei

ihrer Hurerei ist das Land verunreinigt; denn sie treibt

Ehebruch mit Stein und Holz« (Jer 3,6+9). »Denn ich

habe gesehen deine Ehebrecherei, deine Geilheit,

deine

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

116

freche Hurerei, ja, deine Gräuel auf Hügeln und auf

Äckern« (Jer 13,27).

5. Was ist Hurerei? Für die beiden deutschen Wörter Hurerei

und Unzucht gibt es in der Sprache des NT nur einen

Ausdruck (griech. porneia), den wir in dem Wort Pornographie

wiederfinden. Das Wort »Unzüchtiger« (griech. pornos)

wird im NT einerseits neben Ehebrechern und Homosexuellen

gebraucht (z. B. 1Kor 6,9) andererseits aber auch

als Oberbegriff

für jede Befriedigung des Geschlechtstriebes

außerhalb der von Gott gesetzten Ehegemeinschaft (z. B.

1Kor 6,18; 1Thess 4,3). Hierzu gehören

• voreheliche sexuelle Gemeinschaft (5Mo 22,28)

• Intimgemeinschaft mit einer anderen Frau als der

Ehefrau

(3Mo 18,20; Jer 5,8-9; Mt 5,32)

• Homosexualität (1Mo 19,5; Röm 1,26-27; 1Tim 1,10)

• Blutschande (1Kor 5,1)

• Vergehen mit dem Vieh (3Mo 18,23).

Diejenigen, die Hurerei (Unzucht) treiben, stehen unter

einem

schweren Urteil Gottes:

»Weder die Unzüchtigen noch die Götzendiener noch die

Ehebrecher noch die Weichlinge noch die Knabenschänder

werden das Reich Gottes ererben« (1Kor 6,9-10).

»Die Unzüchtigen und die Ehebrecher wird Gott richten«

(Hebr 13,4).

»Draußen (in der Verdammnis) sind die … Unzüchtigen

und die Totschläger und die Götzendiener und jeder, der

Lüge lieb hat und tut« (Offb 22,15).

Folgerungen: Nach diesen biblischen Grundlagen liegen

die gesuchten Antworten auf der Hand. Das Zusammenleben

unverheirateter Paare ist somit ebenso wie vor- oder

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

117

außerehelicher

Geschlechtsverkehr nach der Bibel als Hurerei

zu bezeichnen und schließt vom Reiche Gottes aus, es sei

denn, die Betreffenden wenden sich von diesem sündigen

Leben ab und kehren um (vgl. Anhang, Teil I, Pkt. 10).

Ab wann aber ist ein Paar verheiratet? Mit der zunehmenden

Entfremdung unseres Volkes von den Geboten Gottes

beobachten wir mehr und mehr, dass unverheiratete Paare

zusammenziehen und in einem »eheähnlichen«, aber

unverbindlichen

Verhältnis leben. Sie sind dennoch nicht verheiratet,

auch wenn manche keinen Unterschied zwischen

ihrer Lebensgemeinschaft und einer Ehe sehen. Wie Gott

solche Verhältnisse beurteilt, haben wir im vorangegangenen

Punkt 5 bereits ausgesagt.

Aus dem Zeugnis der Bibel entnehmen wir, dass die Ehe

nicht damit beginnt,

• wenn ein Paar beabsichtigt, den gemeinsamen Lebensweg

zu gehen: Jakob wollte Rahel zur Frau haben.

Als die vereinbarten sieben Jahre bis zur Heirat

vorbei waren, sagte Jakob zu seinem Schwiegervater

Laban: »Gib mir nun meine Braut, denn die Zeit ist

da, dass ich zu ihr gehe« (1Mo 29,21). Hiermit war

die Geschlechtsgemeinschaft

angesprochen. Zweierlei

geht aus dem Textzusammenhang hervor: Vor der Ehe

hat Jakob nicht sexuell mit Rahel verkehrt, und die

Ehe galt ab dem öffentlichen Fest der Hochzeit.

• wenn ein Paar Intimverkehr gehabt hat: Wenn in Israel

ein Mann mit einem Mädchen geschlafen hatte, musste

er es auch heiraten und – wie damals üblich – den

Brautpreis zahlen (5Mo 22,28-29). Intime Beziehungen

waren bis zur offiziell geschlossenen Ehe nicht

erlaubt.

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

118

Definition für Ehebeginn: Eine Ehe gilt erst dann – auch

vor Gott – als geschlossen, wenn sich Mann und Frau dem

in der jeweiligen Gesellschaft üblichen offiziellen Ritual der

Verheiratung unterzogen haben.

Diese Definition ist an allen biblischen Beispielen von Hochzeiten

nachvollziehbar. Hier finden wir das folgende biblische

Auslegungsprinzip: Aus einer Fülle von Einzelereignissen

wird das allen Gemeinsame als eine biblische Lehre abgeleitet.

Ebenso ist diese Definition auf jeden entlegenen Stamm

mit seinen eigenen, innerhalb dieser Gemeinschaft anerkannten

Riten anwendbar wie auch für unseren Kulturkreis

mit der Einrichtung des Standesamtes. Wichtig ist in allen Fällen,

dass die Menschen der Umgebung in eindeutiger

und offizieller

Weise darum wissen, dass hier zwei Menschen in einer

Ehe verbindlich zusammengehören. Sie stehen damit

anderen

nicht mehr für die Partnerwahl zur Verfügung.

Wenn ein

Mann eine verheiratete Frau (oder ein verheirateter Mann eine

andere Frau und umgekehrt) ansieht,

um sie (ihn) zu begehren,

so wird er (sie) nach der Bergpredigt Jesu zum Ehebrecher

(Mt 5,28). Der Frau am Jakobsbrunnen sagte Jesus, dass der

Mann, den sie hatte, nicht ihr (Ehe-) Mann war (Joh 4,18).

Wäre sie durch öffentlichen

Eheschluss mit ihm verheiratet

gewesen, hätte Jesus nicht in dieser Weise mit ihr geredet.

Die Bibel legt nirgends die äußere Form der Eheschließung

fest, dennoch gibt es einen definierten Tag der Hochzeit, von

dem an Mann und Frau offiziell zusammengehören. Zur Zeit

Abrahams geschah dies anders (1Mo 24,67) als bei Simson

(siebentägige

Hochzeitsfeier: Ri 14,10-20) oder zur Zeit

Jesu (Hochzeit

zu Kana: Joh 2,1-11). In der Bundesrepublik

ist allein die standesamtliche Trauung die öffentlich-rechtlich

anerkannte

Form des Ehebeginns, die gemäß obiger, biblisch

abgeleiteter

Definition auch vor Gott als Ehe gilt.

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

119

FL7: Glauben heißt ja nicht »wissen«; wie kommen Sie

dazu, den Glauben als etwas Gewisses darzustellen?

AL7: Mit der Frage des Glaubens haben sich zahlreiche Denker

befasst. Wir finden bei ihnen sehr unterschiedliche Positionen,

die aber nicht das Ergebnis neutralen Denkens sind, sondern

uns ihren persönlichen Standpunkt wiedergeben.

Kritische Standpunkte:Der Atheist Theo Löbsack vertritt die

Auffassung: »Der Glaube verteidigt vorgefasste Überzeugungen

und lehnt Erkenntnisse der Wissenschaft ab, wenn

sie diesen Überzeugungen widersprechen. Damit ist der

Glaube auch letztlich der Todfeind der Wissenschaft.« Ähnlich

kritisch äußerte sich Kant: »Ich musste das Wissen aufheben,

um zum Glauben Platz zu bekommen.« Mit dieser

unbiblischen

Auffassung wurde er zum Wegbereiter verschiedener

Philosophieschulen, die dem Glauben diametral

gegenüberstanden. Der Leitspruch an einer Wand der

Neuen Oberschule in Norf bei Neuß (»Vertraue keinem, der

seinen Gott im Himmel hat«) ist die letzte Konsequenz der

kritischen Vernunft.

Positive Standpunkte: Von dem wohl größten Physiker aller

Zeiten, Isaak Newton, stammt der Ausspruch: »Wer nur halb

nachdenkt, der glaubt an keinen Gott; wer aber richtig nachdenkt,

der muss an Gott glauben.« Mit gleicher Gewissheit

bezeugt der berühmte Mathematiker Blaise Pascal

(1623 – 1662): »Wie alle Dinge von Gott reden zu denen,

die ihn kennen, und ihn enthüllen denen, die ihn lieben, so

verbergen

sie ihn aber auch allen denen, die ihn nicht suchen

und nicht kennen.«

Die beiden gegenübergestellten Positionen belegen deutlich,

dass der Glaube nicht eine Funktion der Unwissenheit ist,

sondern allein von der persönlichen Voreinstellung abhängt.

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

120

Diese ändert sich nicht durch philosophische Reflexionen,

sondern allein in der Hinkehr zu Jesus Christus, die die Bibel

als Bekehrung bezeichnet. Dem nichtbekehrten Menschen

sind Fragen des Glaubens eine Torheit (1Kor 1,18), und er

kann sie nicht verstehen (1Kor 2,14). Der von Christus

erfasste Mensch jedoch wird in alle Wahrheit geleitet

(Joh

16,13), sein Glaube hat ein festes Fundament (1Kor 3,11),

und sein Glaube ist etwas äußerst Gewisses:

»Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das

man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht

sieht« (Hebr 11,1).

FL8: Ist zur Wiedergeburt ein äußeres Zeichen nötig?

AL8: Bekehrung und Wiedergeburt sind die beiden Vokabeln,

die den Vorgang unserer Errettung beschreiben.

Bekehrung

ist das, was der Mensch tut, und Wiedergeburt

das, was Gott tut. Bekehrung ist somit die menschliche,

Wiedergeburt

die göttliche Seite ein und desselben Prozesses.

In einem Nachtgespräch sagt Jesus zu Nikodemus:

»Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so

kann er das Reich Gottes nicht sehen« (Joh 3,3). Die Wiedergeburt

ist also notwendig, um in den Himmel zu kommen.

Wiedergeborenwerden ist ebenso wie die natürliche Geburt

ein passiver Vorgang. Bei der natürlichen Geburt kommen

wir in dieses irdische Leben hinein und werden Bürger dieser

Welt. Ebenso bekommen wir auch das Bürgerrecht

für den

Himmel nur durch Geburt. Da wir alle schon einmal geboren

sind, bezeichnet die Bibel diese zweite Geburt mit dem

Anrecht auf das himmlische (ewige) Leben

als Wiedergeburt.

In der Buße kehren wir uns von dem alten sündigen Leben

ab, und in der Bekehrung wenden wir uns Christus zu. Wer

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

121

mit seinem ganzen Wesen diese Hinkehr zu Gott vollzieht,

der wird zum Heimkehrer in den Himmel. Gott antwortet,

indem er uns ein neues, ewiges Leben gibt; dieses ist unsere

Wiedergeburt. Mit einem äußeren Zeichen ist dieser Vorgang

nicht verbunden, jedoch wird der neue Lebensbezug durch

die sichtbare Frucht des Geistes – Liebe, Freude, Friede,

Geduld,

Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit

(Gal 5,22-23) – bald offenbar werden.

FL9: Sie reden hier so zu uns, als hätte Gott selbst Sie

hierher geschickt. Wie kommen Sie dazu? (während eines

Vortrags in einer JVA)

AL9: Ich freue mich, dass Sie diese Frage so herausfordernd

gestellt haben, denn es ist gut, wenn wir auch hierüber

Rechenschaft

ablegen. Sie werden Ihr Leben lang vergeblich

warten, wenn Sie die Evangeliumsbotschaft durch einen

Engel

vom Himmel verkündigt haben wollen. Das Heil hat

Gott selbst in Jesus Christus erwirkt; die Verkündigung aber

hat er Menschen anvertraut. Es ist der Wille Gottes, dass Jünger

Jesu die Aufgabe wahrnehmen, auch andere Menschen

zu Jüngern zu machen und sie biblisch zu unterweisen (Mt

28,19-20). So dürfen wir im Namen des Herrn, der Himmel

und Erde gemacht hat, auftreten, »denn wir sind Gottes

Mitarbeiter« (1Kor 3,9). Zu dieser Mitarbeit sind alle an Jesus

Christus Gläubigen aufgerufen, und wir werden eines Tages

danach beurteilt werden, was wir mit diesem anvertrauten

Evangelium erwirkt haben (Lk 19,11-27). Der höchste,

im Ausland akkreditierte Vertreter einer Regierung ist der

Botschafter. Er ist bevollmächtigt, beglaubigt und gesandt,

um vollgültig im Namen seiner Regierung aufzutreten.

Nicht

weniger als in diesen hohen Stand eines Botschafters

hat uns

der Sohn Gottes bei der Evangeliumsverkündigung

gestellt,

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

122

denn im Neuen Testament heißt es ausdrücklich: »So sind wir

nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott vermahnt durch

uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasset euch versöhnen

mit Gott!« (2Kor 5,20). Jesus sagt in Lukas 10,16: »Wer euch

hört, der hört mich.« Unsere

Legitimation ist also keine selbst

ernannte, sondern eine von Gott autorisierte.

FL10: Was halten Sie von der Gentechnologie?

AL10: Die Methoden der Gentechnologie erlauben es, beliebige

Gene völlig neu zu kombinieren. Damit eröffnen

sie die Möglichkeit, das Erbgut der Lebewesen gezielt

und schnell zu verändern und es bestimmten Zwecken zu

unterwerfen.

Im Mittelpunkt heutiger genchirurgischer

Bemühungen

steht die Konstruktion von Bakterienzellen,

die durch den Einbau eines fremden Gens (z. B. von einem

Säugetier

oder vom Menschen) zu Produktionsstätten für

medizinisch

oder technisch interessante Produkte (z. B.

Hormone,

Impfstoffe) werden. Das erste gentechnisch

hergestellte

Medikament war das Hormon Insulin, das

zur Behandlung

von Diabetes unentbehrlich ist. Dabei

wird in Coli-Bakterien das entsprechende menschliche

Gen eingeschleust,

das beim gesunden Menschen für eine

ausreichende

Insulinproduktion sorgt. Dieses so gewonnene

Insulin ist darum identisch mit dem normalerweise im

menschlichen

Körper produzierten. Fernere Zielsetzungen

sind es, bei Kulturpflanzen den Nährwert zu verbessern,

sie gegenüber

Infektionen und Unkrautvertilgungsmitteln

unempfindlicher

zu machen oder Erbkrankheiten durch

Einschleusen

eines zusätzlichen intakten Gens in den

Chromosomenverband

des Menschen zu heilen. Der Nutzen

dieser neuen Technologie ist unverkennbar. Es ist jedoch

auch hier zu bedenken, dass jede Technik ambivalent ist: Mit

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

123

einem Hammer kann man einen Nagel in die Wand hauen,

aber auch einem Menschen den Schädel einschlagen. Auch

bei gut gemeinter technischer Anwendung sind die langfristigen

Folgen kaum abschätzbar. All das gilt in besonderer

Weise auch für die Gentechnik.

Mit dem Turmbau zu Babel war – wie allgemein bekannt

ist – das Gericht der Sprachverwirrung verbunden. Weniger

Allgemeingut ist, dass Gott den Menschen auch in seinem

Tun dahingegeben hat: »Hinfort wird ihnen nichts mehr

unmöglich sein« (1Mo 11,6). Gott gewährt dem Menschen,

Taten zu vollbringen, die er lieber nicht ausführen sollte. Es

wäre dem Menschen gut, wenn er nicht die Fähigkeit besäße,

Gaskammern zu bauen, um darin massenweise Menschen zu

vernichten, Atombomben zu entwickeln, um damit Städte

auszulöschen, oder Ideensysteme zu erdenken, die den

Menschen versklaven. So liegt es im Bereich des menschlich

Machbaren,

zum Mond zu fliegen, Organe zu verpflanzen

und Gene zu manipulieren.

Der nicht an Gott gebundene Mensch hält sich für autonom

und kennt keine Einschränkungen in seinem Handeln. Sein Tun

wird ihm selbst zum Gericht. Der an Gott glaubende

Mensch

wird nach biblischen Massstäben suchen und nicht alles tun,

was machbar ist. In dem Auftrag »mehret euch« (1Mo 1,28)

beteiligt Gott uns Menschen an einem Schöpfungsprozess. In

der geschlechtlichen Zuordnung von Mann und Frau hat Gott

alle Voraussetzungen zu diesem Schöpfungsvorgang gegeben,

dennoch bleibt Gott auch dabei

der Bildner: »Deine Augen

sahen mich, da ich noch unbereitet war« (Ps 139,16). Bei der

Genmanipulation können

wir in den von Gott vorgegebenen

Prozess verändernd eingreifen: Die in eine befruchtete

Eizelle übertragenen Gene können an nachfolgende

Generationen weitergegeben

werden. Dieser Eingriff ist

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

124

nicht mehr rückgängig zu machen und birgt unüberschaubare

Gefahren in sich. Chr. Flämig sieht in utopischer Vision das

Endziel der Genetik in der Schaffung eines Übermenschen:

»Die besten Geister

der Menschheit werden … genetische

Methoden entwickeln,

die neue Eigenschaften, Organe

und Biosysteme erfinden, die den Interessen, dem Glück

und der Herrlichkeit

jener gottgleichen Wesen dienen,

deren dürftige Vorahnung

wir elenden Kreaturen von heute

sind« (»Die genetische

Manipulation des Menschen«. Aus

Politik und Zeitgeschichte

B3/1985, S. 3-17). Bei solcher

Zielsetzung

wird der Mensch zum Gott verachtenden

Prometheus:

»Hier sitz’ ich, forme Menschen

Nach meinem Bilde,

Ein Geschlecht, das mir gleich sei,

Zu leiden, zu weinen

Zu genießen und zu freuen sich,

Und dein nicht zu achten

Wie ich!« Johann Wolfgang v. Goethe

FL11: Was machte Jesus mit den Mücken und Bremsen? Hat

er sie erschlagen?

AL11: Von Albert Schweitzer ist das bekannte Wort von der

»Ehrfurcht vor dem Leben« geprägt worden, das – würde

es konsequent auf den Menschen angewandt – verhindern

würde, dass es weltweit jährlich 80 Millionen Abtreibungen

gibt. Schweitzer zog den Bogen jedoch weiter und versuchte,

nie auf ein Insekt im Urwald zu treten. Im Hinduismus

darf ebenso grundsätzlich kein Tier getötet werden,

weil man glaubt, ein Mensch könne nach seinem irdischen

Tod in irgendeinem beliebigen Tier weiterleben. In KonseFragen

bezüglich des Lebens und des Glaubens

125

quenz daraus gibt es in Indien achtmal so viel Ratten wie

Menschen. Der Nahrungsbedarf dieser Ratten wird zum

unlösbaren Problem; der angerichtete Schaden ist unbeschreiblich.

Das biblische Gebot »Du sollst nicht töten«

(2Mo 20,13) bezieht sich ausschließlich auf den Menschen.

Für die Tiere gilt dieses Gebot nicht, denn sie sind dem

Menschen ausdrücklich als Nahrung erlaubt (1Mo 9,3). Auch

die Verschärfung des Tötungsverbots durch Jesus in der

Bergpredigt (Mt 5,21-26) wird keinesfalls auf die Tierwelt

ausgedehnt.

Die oben gestellte Frage rückt Jesus in eine hinduistische

Verhaltensweise oder in Verhaltensmuster von Albert

Schweitzer

und Franz von Assisi, der sich Strafen auferlegte,

wenn er auf ein Insekt getreten hatte. Den rechten Umgang

mit der Tierwelt zeigt uns Gott in der Bibel. In der ursprünglichen

Schöpfung stand alles unter dem Urteil: »Und siehe da,

es war sehr gut« (1Mo 1,31). Es gab somit keine Krankheiten,

keinen Tod, keine schädlichen Insekten und keine gefährlichen

Tiere. Mit dem Sündenfall kam es zu einem tiefen

Einbruch auch in die Tierwelt, der von Tierart zu Tierart

mit

deutlich graduierten Unterschieden markiert ist. So gibt es

die Kategorie von reinen und unreinen Tieren (1Mo 7,2). Es

wird weiterhin zwischen bösen (3Mo 26,6) und nützlichen

Tieren unterschieden, wobei der Schutz der letzteren

sogar in

den Zehn Geboten Gottes verankert ist (2Mo 20,10+17). In

5. Mose 25,4 wird dem Ochsen, der beim Dreschen eingesetzt

ist, von Gott das Futterrecht des Brotgetreides

eingeräumt.

Andere Tiere verloren mit dem Sündenfall

ihre ursprünglich

positive Rolle bezüglich des Menschen

und wurden zu

ausgemachten Schädlingen. Insbesondere

nennt die Bibel

Heuschrecken, Käfer, Raupen, Frösche

und Ungeziefer, die

in ihrem massenhaften Auftreten zum Gericht Gottes werden

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

126

(2Mo 10,12; Ps 78,45-46; Ps 105,30-34; Jl 2,25; Am 4,9).

Ebenso verkörpern Schlangen

und Skorpione feindliche

Mächte, vor denen Gott bewahren

kann (4Mo 21,8-9; Lk

10,19) oder die in Gerichtssituationen

Gewalt über den

Menschen bekommen (4Mo 21,6; 1Kön 12,11).

Die meisten Krankheiten werden durch Mikroorganismen

(Viren, Bakterien, Parasiten) verursacht. Wenn Jesus alle

Krankheit heilte (Mt 4,23), dann tötete er damit auch diese

den Menschen bedrohenden und schädlichen Lebewesen.

Wir zeichnen ein falsches Bild von Jesus Christus, wenn

wir ihm eine unrealistische Einschätzung dieser gefallenen

Schöpfung unterstellen. Zerstörerischen Mächten wie Wind

und Wellen (Mt 8,27), Krankheit und Tod (Mt 8,3; Joh 11,43-

44), Dämonen und bösen Geistern (Lk 11,14) gebietet

er in

seiner Vollmacht. Jesus kam als Sohn Gottes und zugleich

als Mensch zu uns. Er »ward gleich wie ein anderer

Mensch

und an Gebärden als ein Mensch erfunden« (Phil 2,7), d. h.,

er war damit allen Situationen ausgeliefert wie jeder andere

Mensch und somit auch der Plage von Moskitos, Mücken,

Bremsen und Fliegen. Die Bibel berichtet

nirgends explizit,

wie er damit umgegangen ist. Aus dem oben Gesagten

können wir dennoch annehmen, dass er sie sowohl verjagt als

auch getötet hat.

Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens

7. Fragen bezüglich des Todes und der

Ewigkeit (FT)

FT1: Gibt es ein Leben nach dem Tod?

AT1: Die riesigen Pyramiden der Ägypter belegen die

damaligen

Kenntnisse der Bautechnik und Architektur, aber

mehr noch sind es gewaltige Zeugnisse einer Menschheit,

die an ein Weiterleben nach dem Tode glaubt. Es gibt keine

Kultur und keinen Stamm auf dieser Erde ohne diesen Glauben.

Von dieser Tatsache sind noch nicht einmal die Atheisten

ausgenommen. Als nach dem Tode des Revolutionärs

Nordvietnams

Ho Chi Minh (1890-1969) sein Testament

vor der kommunistischen Prominenz verlesen wurde, stand

dort: »Ich gehe hin, um die Genossen Marx, Lenin und

Engels

wiederzutreffen.« Woran liegt das? Nun, Gott hat

jedem

Menschen »die Ewigkeit ins Herz gelegt« (Pred 3,11;

Zürcher). Der Tod ist für uns eine Mauer, über die wir nicht

hinüberschauen können; aber Einer hat sie durchbrochen. Er

war drüben und kam von der jenseitigen Welt zurück: Es ist

der Herr Jesus Christus! Er starb am Kreuz und ist am dritten

Tag auferstanden von den Toten. Von diesem Sieger über den

Tod haben wir die Gewissheit, unsere Existenz

hört nicht

mit dem Tode auf. Er hat uns die Realitäten

von Himmel

und Hölle bezeugt. Wir sind Ewigkeitsgeschöpfe

und durch

den Glauben an ihn zum ewigen Leben berufen: »Ich bin die

Auferstehung

und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird

leben, ob er gleich stürbe« (Joh 11,25).

128

FT2: Was ist das ewige Leben? Wie muss man sich das vorstellen?

AT2: In der Sprache des NT gibt es zwei völlig verschiedene

Wörter für das deutsche Wort »Leben«: bios und zoä. Bios

meint das biologische Leben des Menschen, aber auch aller

außermenschlichen Kreatur. Dieses Leben eilt schnell und

flüchtig dahin wie ein Strom, wie ein Schlaf, wie eine bald

verwelkende Blume (Ps 90,5; Ps 103,15). In Hiob 14,1-2

lesen wir: »Der Mensch, von der Frau geboren, lebt kurze

Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt

ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.« An anderer

Stelle wird dieses enteilende Leben mit Dampfschwaden

verglichen:

»Denn was ist euer Leben? Ein Dampf seid ihr,

der eine kleine Zeit währt, danach aber verschwindet er«

(Jak 4,14).

Von Otto v. Bismarck stammt der Ausspruch: »Das Leben

ist ein geschicktes Zahnausziehen. Man denkt immer, das

Eigentliche solle erst kommen, bis man plötzlich sieht, dass

alles vorbei ist.« Der Dichter Chr. Fr. Hebbel meinte: »Das

Leben ist eine in siebenfaches Goldpapier eingewickelte Bittermandel

«, und der Essayist Adolf Reitz definierte das Leben

als »ein Massengrab der Hoffnungen und Enttäuschungen.

«

Die Bibel gibt uns hingegen eine völlig andere Perspektive:

Wo Menschen ihr Leben als gute Gabe Gottes entdecken und

es in der Nachfolge Jesu gestalten, bekommt es eine neue

Dimension, das mit dem griechischen »zoä« beschrieben

ist. Zoä ist Leben aus Gott, jenes wesenhafte, unauflösliche,

ewige Leben. Jesus Christus ist in diese Welt gekommen, um

uns das ewige Leben zu bringen. So ist es nicht nur mit seiner

Person verknüpft; in ihm begegnet uns direkt das ewige

Leben. Jesus sagt in Johannes 14,6: »Ich bin … das (ewige!)

Leben« (griech. zoä). Diese Identität von Jesus und ewigem

Fragen bezüglich des Todes und der Ewigkeit

129

Leben bezeugt auch der Apostel Johannes:

»Und das (ewige)

Leben (griech. zoä) ist erschienen,

und wir haben gesehen

und bezeugen und verkündigen

euch das Leben, das ewig

ist, welches war bei dem Vater

und ist uns erschienen« (1Joh

1,2). Wer an Jesus glaubt, wer ihn als Herrn hat, der hat damit

auch ewiges Leben (1Joh 5,12). Mit der Verheißung des

ewigen Lebens (1Joh 2,25) steht unser zeitliches Leben auf

einer ewigen Grundlage.

Nur von daher wird es verständlich,

dass Jünger Jesu um des Glaubens willen Verfolgung,

Gefängnis und Folter ertragen und sogar in den Tod gehen,

aber nicht ihren Herrn verleugnen. Das ewige Leben wird

in seiner ganzen Fülle erst nach der Auferstehung offenbar:

»Und viele … werden aufwachen: etliche zum ewigen Leben,

etliche zu ewiger Schmach und Schande« (Dan 12,2). In

diesem Leben

haben wir nicht nur die Zusage des ewigen

Lebens, sondern

schon jetzt Anteil an Gottes und Christi

Lebensfülle, Existenz und Herrlichkeit. Wenn der Glaube

zum Schauen gelangt, werden wir Jesus und den Vater von

Angesicht zu Angesicht schauen.

FT3: Wann beginnt das ewige Leben?

AT3: Nach dem Zeugnis der Bibel gibt es nur zwei Arten

der ewigen Existenz: ewiges Leben oder ewige Verlorenheit.

Darum ist es nach einem Wort von Heinrich Kemner das

größte Verlustgeschäft, ohne Jesus zu leben und zu sterben.

In Johannes 3,15 wird betont, »dass alle, die an ihn glauben,

das ewige Leben haben«. Die Zueignung des ewigen

Lebens

geschieht somit nicht erst nach dem Tode, sondern

gilt vom

Augenblick der Bekehrung an: »Wer an den Sohn glaubt, der

hat das ewige Leben« (Joh 3,36). Dieser Glaube trägt das

Siegel der Auferstehung Jesu von den Toten

und steht damit

auf einer absoluten und unwandelbaren

Grundlage. Gott legt

Fragen bezüglich des Todes und der Ewigkeit

130

Wert darauf, dass eine feste Gewissheit

in uns ist: »Solches

habe ich euch geschrieben, die ihr glaubet an den Namen des

Sohnes Gottes, auf dass ihr wisset, dass ihr das ewige Leben

habt« (1Joh 5,13).

FT4: Wie kann ich mir den Himmel vorstellen?

AT4: Alle menschliche Vorstellungskraft reicht nicht aus,

um sich die Herrlichkeit des Himmels vorstellen zu können.

Paulus wurde ein Blick bis in den dritten Himmel (2Kor

12,2) gewährt. Er schreibt in anderem Zusammenhang von

der verborgenen Weisheit Gottes, die uns der Geist Gottes

schon hier auf Erden kundtut, und bemerkt dazu: »Was

kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in

keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat

denen,

die ihn lieben« (1Kor 2,9). Wieviel mehr gilt diese

Beschreibung

für die uns noch unsichtbare Herrlichkeit Gottes

und für den Himmel! Die Bibel vermittelt uns kein vollständiges

Bild des Himmels, dennoch zeichnet sie ihn in

vielen Facetten, von denen wir hier einige betrachten wollen.

Der Glaube darf es im Vorgeschmack wahrnehmen, das

Schauen wird unbeschreiblich

sein.

1. Der Himmel, ein Reich: Alle Reiche dieser Welt vergehen,

ihre irdische Macht ist nur begrenzt. Das Deutsche

Kaiserreich

von 1871 hat keine fünfzig Jahre erreicht. Das

Dritte

Reich wurde als das Tausendjährige propagiert, aber

es endete nach 12 Jahren in Schutt und Asche. Der Himmel

hingegen ist ein ewiges Reich (2Petr 1,11), das kein Ende

haben wird. Es ist ein »unbewegliches Reich« (Hebr 12,28).

Es ist das ersehnte himmlische Vaterland (Hebr 11,16), in

dem die Herrschaft Gottes mit einer vollkommenen Regierung

restlos anerkannt werden wird. Die zu Christus GeFragen

bezüglich des Todes und der Ewigkeit

131

hörigen werden mit ihm regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit

(Offb 22,5; Lk 19,17+19).

2. Der Himmel, das Vaterhaus: Im Gegensatz zu allen irdischen

Häusern und Wohnungen ist der Himmel ein unvergänglicher

Ort: »Denn wir haben hier keine bleibende Stadt,

sondern die zukünftige suchen wir« (Hebr 13,14).

Diese Stadt hat Gott selbst zubereitet (Hebr 11,16b), und

der Herr Jesus ist der Gestalter des ewigen Domizils: »In

meines Vaters Hause sind viele Wohnungen … Ich gehe hin,

euch die Stätte zu bereiten« (Joh 14,2). Alle, die zu Christus

gehören,

haben hier ewiges Bürgerrecht; sie sind Gottes

Hausgenossen (Eph 2,19). Im »Vaterunser« heißt es:

»Unser Vater in dem Himmel« (Mt 6,9), und in Johannes

17,24 betet der Herr Jesus: »Vater, ich will, dass, wo ich bin,

auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, auf dass sie

meine Herrlichkeit sehen.« Der Himmel ist unser Vaterhaus,

weil Gott dort wohnt (1Mo 24,7; Ps 115,3; Mt 6,9). Es ist

ebenso die Wohnstätte Jesu. Von dort ist er zu uns in die

Welt gekommen (Joh 3,13; Joh 6,38), und dorthin

ist er nach

seiner Himmelfahrt wieder aufgenommen (Lk 24,51; Apg

1,11). Bei seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit wird

er von dort kommen und die Seinen zu sich nehmen.

3. Der Himmel, unsere Heimat: Während des letzten Krieges

verloren Millionen von Ostpreußen, Pommern und Schlesiern

ihre alte Heimat. Von Generation zu Generation

wohnten die

Menschen in diesen Gebieten bis zum Tag der Flucht oder

der Vertreibung. Der Verfasser ist selbst Augenzeuge dieser

schrecklichen Ereignisse. Wir Menschen sind auf Heimat

angelegt. Nietzsche beklagte seine geistige Unbehaustheit

mit den Worten: »Weh dem, der keine Heimat

hat!« In dieser

Welt gibt es nur eine Heimat auf Zeit, darum schreibt Paulus

Fragen bezüglich des Todes und der Ewigkeit

132

an die Philipper (3,20): »Unsere Heimat

aber ist im Himmel,

von dannen wir auch warten des Heilandes Jesus Christus,

des Herrn.«

4. Der Himmel, Ort der Freude: Ein Hochzeitsfest ist auch

nach irdischen Maßstäben ein Anlass besonderer Freude. Der

Himmel wird uns in der Bibel im Bild der Hochzeit als ein

ewiges Fest der Freude beschrieben: »Lasset uns freuen

und

fröhlich sein und ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit

des

Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet

«

(Offb 19,7). Jesus Christus, das Lamm Gottes, das geduldig

die Sünde der Welt trug und sie am Kreuz tilgte, ist nun der

Bräutigam und seine Gemeinde die Braut. Diese

errettete

Schar aus allen Völkern, Stämmen und Nationen

beschreibt

Jesus in Lukas 13,29: »Und es werden kommen

von Osten

und von Westen, von Norden und von Süden,

die zu Tische

sitzen werden im Reich Gottes.«

5. Der Himmel, Ort ohne Sünde: Unsere Welt ist durchdrungen

von den Folgen der Sünde: Leid, Not, Schmerz, Geschrei,

Krankheit, Krieg und Tod. Im Himmel aber wird »nichts

mehr unter dem Bann sein« (Offb 22,3). Gott wird sein alles

in allem, und er selbst macht alles neu: »Gott wird abwischen

alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr

sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr

sein; denn das Erste ist vergangen« (Offb 21,4). Bei solchem

Blick kann Paulus auch zeitliche Trübsal erdulden:

»Denn

ich halte dafür, dass dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht

wert sei, die an uns soll offenbart werden

« (Röm 8,18).

6. Der Himmel, Ort der Krönung: Alles, was wir in diesem

Leben im Namen des Herrn Jesus tun, hat eine ewigkeitliche

Dimension. Es hat bleibenden Charakter. So kann Paulus

am Ende seines irdischen Weges sagen: »Ich habe den

Fragen bezüglich des Todes und der Ewigkeit

133

guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich

habe den Glauben gehalten; hinfort ist mir bereit die Krone

der Gerechtigkeit, welche mir der Herr, der gerechte Richter,

an jenem Tage geben wird, nicht mir aber allein, sondern

auch allen, die seine Erscheinung lieb haben« (2Tim 4,7-8).

Von einer solchen Krönung spricht auch der erhöhte Herr in

Offenbarung 2,10: »Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir

die Krone des (ewigen) Lebens geben.«

7. Der Himmel, unser Ziel: Das höchste Ziel, das uns

Menschen gesetzt ist, besteht darin, durch den Glauben an

Jesus den Himmel zu erreichen. In 1. Petrus 1,8-9 weist der

Apostel

auf dieses Ziel hin: »Ihn (= Jesus) habt ihr nicht

gesehen und habt ihn doch lieb; … und freuet euch mit

unaussprechlicher und herrlicher Freude, die ihr das Ziel

eures Glaubens davon bringt, nämlich der Seelen Seligkeit.«

Fragen bezüglich des Todes und der Ewigkeit

Anhang

Anmerkungen zur Bibel

Die folgenden Abschnitte behandeln die wichtigsten Grundsätze

im Umgang mit der Bibel. Die detaillierte Gliederung

nach Themenbereichen und die weitgehende Durchnummerierung

sollen das Auffinden erleichtern.

I. Basissätze zur Bibel

In der Wissenschaftstheorie ist es üblich, die notwendigen

Anfangsbedingungen zur Wissensgewinnung eines Fachgebietes

in Form feststehender Basissätze zu formulieren.

Darauf

gründend wird dann das gesamte Wissensgebäude

errichtet.

Wenn diese Methode wegen des andersartigen

Wesens

der Bibel auch nicht voll auf das Wort Gottes übertragbar

ist, so wollen wir unter Beachtung dieser Einschränkung

einmal die wesentlichen Basissätze zusammentragen.

Diese Sätze sind grundlegend für den Umgang mit der

Bibel

und sollen insbesondere demjenigen, der noch über

wenige

Vorkenntnisse verfügt, den Einstieg in dieses »Buch

der Bücher« erleichtern. Die folgenden Basissätze bestehen

meist aus einem kurzen Aussagesatz, der dann begründet

und reichlich mit biblischen Zitaten belegt wird. Für die

Bibel (bzw. Teile davon) gibt es eine ganze Reihe synonymer

Begriffe, die wir auch in dieser Vielfalt verwenden: Wort

Christi (Röm 10,17), des Herrn Wort (1Sam 15,23), Buch des

Herrn (Jes 34,16), Buch (Jer 30,2), Wort der Schrift (Lk 4,21),

135

Schrift (Mt 21,42), heilige Schrift(en) (2Tim 3,15), Altes und

Neues Testament (2Kor 3,14 bzw. Lk 22,20; nach Luther).

I.1 Zur Herkunft der Bibel

B10: Die Bibel ist die einzige, von Gott offenbarte und autorisierte

schriftliche Information: »So spricht der Herr, der

Gott Israels: Schreibe dir alle Worte in ein Buch, die ich

zu dir rede« (Jer 30,2). Als der erhöhte Herr befiehlt Jesus:

»Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss«

(Offb 21,5). Dem Wort der Bibel darf weder etwas hinzugefügt

noch darf etwas davon weggelassen werden (Offb

22,18-19), darum sind alle anderen als Offenbarung bezeichneten

Bücher (z. B. das Buch Mormon der Mormonen, der

Koran des Islam) menschliche Erfindungen. In Galater 1,8

wird die Einzigartigkeit biblischer Offenbarung herausgestellt

und auch die Konsequenz jeder Veränderung der Botschaft

durch Menschen genannt: »Aber wenn auch wir oder

ein Engel vom Himmel euch würde das Evangelium predigen

anders, als wir euch gepredigt haben, der sei verflucht.«

B11: Die Herkunft der Bibel ist menschlich letztlich nicht

begreifbar,

auch wenn dies manchmal so anklingt (Lk 1,1-

4). Es bleibt für uns ein unergründliches Geheimnis, wie

die Informationsübertragung von Gott zu den Schreibern

der Bibel geschah. Die Ausdrucksweisen »ich ( = Gott) lege

meine

Worte in deinen Mund« (Jer 1,9), »des Herrn Wort

geschah

zu mir« (Hes 7,1) oder »ich (= Paulus) habe es

durch eine Offenbarung Jesu Christi empfangen« (Gal 1,12)

vermitteln

uns den gewissen Eindruck, dass wir es bei der

Bibel

mit einer göttlichen Informationsquelle zu tun haben,

aber auf welche Art und Weise die Schreiber den Inhalt der

Botschaft empfangen haben, bleibt offen.

Anmerkungen zur Bibel

136

B12: Die göttliche Seite der Bibel: Die eigentliche Urheberschaft

der Bibel ist göttlich. Nach 2. Timotheus 3,16 ist alle

Schrift von Gott eingegeben (griech. theopneustos = »gottgegeistet

«, von Gott und dem Heiligen Geist gegeben, von

Gott eingehaucht). Die Informationsquelle ist Gott der Vater,

der Sohn Gottes und der Heilige Geist:

a) Gott der Vater: »Nachdem vorzeiten Gott manchmal

und auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern

durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu

uns geredet durch den Sohn« (Hebr 1,1-2).

b) Jesus Christus: »Sehet zu, dass ihr den ( = Jesus) nicht

abweiset, der da redet. Denn wenn jene nicht entronnen

sind, die Gott abwiesen, als er auf Erden redete,

wieviel weniger wir, wenn wir den (= Jesus) abweisen,

der vom Himmel redet« (Hebr 12,25).

c) Der Heilige Geist: »Von dem heiligen Geist getrieben,

haben Menschen im Namen Gottes geredet« (2Petr

1,21).

B13: Die menschliche Seite der Bibel: Das Wort Gottes liegt

uns in »irdenen Gefäßen« vor, d. h. die göttlichen

Gedanken

von der Unausforschbarkeit der Wege Gottes, der

Unfassbarkeit

seiner Liebe und Barmherzigkeit sind in

der begrenzten

Ausdrucksfähigkeit menschlicher Sprache

wiedergegeben,

dennoch sind die Worte erfüllt von »Geist

und Leben« (Joh 6,63).

I.2 Zum Wahrheitsgehalt der Bibel

B20: Das Wort der Bibel ist unverbrüchliche Wahrheit: »Dein

Wort ist die Wahrheit« (Joh 17,17). Auch das AT bestätigt

diesen Wesenszug: »Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge,

noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereue. Sollte er da

Anmerkungen zur Bibel

137

etwas sagen und nicht tun? Sollte er etwas reden und nicht

halten?« (4Mo 23,19). In Johannes 14,6 bezeugt Jesus nicht

nur, dass er die Wahrheit sagt, sondern dass er die Wahrheit

in Person ist. Der Schriftsteller Manfred Hausmann bemerkte

zum Wesen der Wahrheit: »Die Wahrheit ist unendlich

viel

größer und tiefer als die Richtigkeit.«

B21: Zwischen Jesus und dem Wort Gottes besteht eine

Einheit:

Jesus Christus und das Wort Gottes bilden eine

unauslotbare Einheit (Joh 1,1-4; Offb 19,13). Während seiner

Erdenzeit

war Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich.

Er war der Sohn Gottes und ebenso der Menschensohn.

»Er ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden

als ein Mensch erfunden« (Phil 2,7), aber im Gegensatz zu

allen anderen Menschen war er ohne Sünde. Entsprechendes

gilt für das Wort Gottes: Es wurde äußerlich gleich anderen

Büchern und als ein Buch mit vielen literarischen Gattungen

und stilistischen Mitteln erfunden, aber im Gegensatz

zu

allen sonstigen Büchern ist es Gottes Wort, das unfehlbar,

absolut wahr (Ps 119,160) und völlig makellos ist (Spr 30,5).

B21 fasst die Sätze B12 und B13 zusammen.

B22: Es gibt keine unterschiedliche Qualität in der Wahrheitsaussage

bezüglich der biblischen Bücher oder der in

den Dienst genommenen Schreiber. So kann das AT nicht

gegen das NT (oder umgekehrt) ausgespielt werden oder die

Evangelien nicht gegen die Paulusbriefe, denn alle Schriften

beruhen auf Offenbarung (Gal 1,12). Die Bedeutungstiefe

der Aussagen

hingegen ist keineswegs immer gleich.

So ist die heilsgeschichtliche

Gedankentiefe von Johannes

3,16 nicht vergleichbar

mit dem Reisedetail von Apostelgeschichte

27,12, und der Schöpfungsbericht nach 1. Mose 1

hat einen anderen

Stellenwert als das Verzeichnis der zurückkehrenden

Juden nach Esra 2 (vgl. auch Satz B50).

Anmerkungen zur Bibel

138

I.3 Zur Prüfung der biblischen Wahrheit

B30: Die Wahrheit der Bibel ist prüfbar. Gott erwartet keinen

blinden Glauben, sondern er gibt uns überzeugende

Prüfmaßstäbe, die uns zur Erkenntnis der Wahrheit verhelfen:

1. Prüfung am Leben: Jesus lehrt die Prüfbarkeit des Wortes,

indem wir es in unserem Leben anwenden: »Meine Lehre

ist nicht mein, sondern des, der mich gesandt hat. Wenn

jemand will des Willen tun, der wird inne werden, ob diese

Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selber rede« (Joh

7,16-17).

2. Prüfung an der eigenen Freiheit: Jesus lehrt, dass die

Anwendung

eines irrenden Systems knechtet (Ideologien und

Sektensysteme versklaven den Menschen), die Umsetzung

seiner Gedanken hingegen befreit: »Wenn ihr bleiben werdet

an meiner Rede, so seid ihr in Wahrheit meine Jünger und

werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch

frei machen« (Joh 8,31-32).

3. Prüfung durch Annahme: Wie der Geschmack einer

Apfelsine

nur durch Probieren kennenzulernen ist, so wird

die Wahrheit der Bibel durch Lesen und Annehmen offenbar.

Diskussion oder Disputation können intensives Bibelstudium

nicht ersetzen. Die Beröer handelten vorbildlich: »Diese

waren besser als die zu Thessalonich; die nahmen das Wort

ganz willig auf und forschten täglich in der Schrift, ob sich’s

so verhielte« (Apg 17,11).

4. Prüfung am Ergebnis: Wer sich stets nach Gottes Wort

richtet und den Anweisungen gehorsam ist, dessen Leben

wird deutlich sichtbar gelingen (siehe auch Frage FB2):

»Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde

kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, auf dass du

Anmerkungen zur Bibel

139

haltest und tuest allerdinge nach dem, was darin geschrieben

steht. Alsdann wird es dir gelingen in allem, was du tust, und

wirst weise handeln können« (Jos 1,8).

5. Prüfung als Predigthörer: Eine besondere Verheißung hat

Gott auf das Hören biblischer Predigt gelegt. Wer mit offenem

Herzen Gottes Wort hört, wird zum Glauben kommen:

»So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber

durch das Wort Christi« (Röm 10,17).

6. Prüfung am eigenen sündigen Wesen: Wohl nirgends

in der Bibel finden wir uns in unserer Existenz so echt

angesprochen,

als wenn es um unser sündhaftes Wesen geht.

Wer hier vor sich ehrlich bleibt, der erkennt die Wahrheit der

Bibel an der uns gegebenen persönlichen Diagnose: »Denn

es ist hier kein Unterschied: Sie sind allzumal Sünder und

mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten« (Röm

3,22-23). Man trifft wohl nie einen Menschen, der das Wort

aus 1. Johannes 1,8 als für ihn nicht zutreffend abweist:

»Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir

uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.«

Anmerkung: Es fällt auf, dass sich die Wahrheit der Bibel

nur dem gehorsam Handelnden erschließt. Wer nur rein

intellektuell und losgelöst von der eigenen Person mit der

Bibel umgeht, der findet keinen Zugang (1Kor 1,19). So

können mathematisch überzeugende Rechnungen (siehe

Frage FB1) zwar eine Hilfe sein, aber der Schritt zum Glauben

bleibt eine individuelle Entscheidung. Die Zusagen

Gottes können nur im Glauben angenommen oder im

Unglauben

abgewiesen werden.

Anmerkungen zur Bibel

140

I.4 Zur Thematik der Bibel

B40: Die Bibel spricht von Jesus. Dies gilt nicht nur für das

NT, denn auch bezüglich des AT lehrt Jesus: »Ihr suchet

in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben

darin;

und sie ist es, die von mir zeuget« (Joh 5,39). Vom

NT gewinnen wir erst den rechten Zugang zum AT, weil sich

dessen Schriften auf Christus beziehen. Dieses Prinzip hat

Jesus den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus erschlossen

(Lk 24,13-35). Damit ist auch der Hauptzweck der Bibel

angesprochen,

der in Johannes 20,31 hervorgehoben ist: Sie

wurde »geschrieben, dass ihr glaubet, Jesus sei der Christus,

der Sohn Gottes, und dass ihr durch den Glauben das Leben

habet in seinem Namen.«

B41: Die Bibel spricht von irdischen und von himmlischen

Dingen (Joh 3,12). Zu den irdischen Dingen gehören z. B.

historische Abläufe, Reisebeschreibungen, persönliche

Begegnungen,

Gesetzesvorschriften, Gemütsbeschreibungen,

Familienchroniken, Stammbäume, Missionsberichte, Alltagsfragen

und naturwissenschaftliche Angaben. Neben diesen

auch von Gott für wichtig erachteten Aussagen richtet

die Bibel unseren Blick immer wieder auf die himmlischen

Dinge (Mt 6,33; Kol 3,2): auf Gott, Jesus Christus und den

Heiligen Geist, auf das Reich Gottes, auf Auferstehung und

Gericht, auf den Himmel und die Ewigkeit.

B42: Die Bibel gibt die realistischste Schilderung des Menschen.

Die Männer und Frauen der Bibel werden nicht als

Helden glorifiziert, sondern in all ihrer Schwachheit und

Fehlerhaftigkeit, in ihrem Versagen, aber auch in ihrem vorbildlichen

Tun wahrheitsgetreu gezeichnet. Sogar bei David,

dem »Mann nach dem Herzen Gottes« (1Sam 13,14; Apg

13,22), werden die Verfehlungen nicht retuschiert (2Sam 11).

Anmerkungen zur Bibel

141

B43: Die biblische Offenbarung ist der Schlüssel zum Verständnis

dieser Welt. Sie ist die grundlegende und durch

nichts zu ersetzende Informationsquelle. Insbesondere

bleibt die Gegenwart ohne die drei bezeugten Ereignisse

der Vergangenheit Schöpfung, Sündenfall und Sintflut

unerklärbar.

Daraus folgen fünf abgeleitete Unterbasissätze

(ausführlicher in [G6]):

1. Die Vergangenheit ist der Schlüssel zur Gegenwart.

Dieser Satz ist die Umkehrung zu jenem Basissatz der

Evolutionslehre,

wonach aus heutigen Beobachtungsdaten

zeitlich beliebig

weit rückwärts extrapoliert werden kann.

2. Die Schöpfungsfaktoren erschließen sich nur durch den

Glauben (Hebr 11,3). Die verschiedenen Schöpfungsfaktoren

sind an zahlreichen Stellen der Bibel bezeugt:

• durch das Wort Gottes: Ps 33,6; Joh 1,1-4; Hebr 11,3

• durch die Kraft Gottes: Jer 10,12

• durch die Weisheit Gottes: Ps 104,24; Spr 3,19;

Kol 2,3

• durch den Sohn Gottes: Joh 1,1-4; Joh 1,10;

Kol 1,15-17; Hebr 1,2b

• nach den Wesensmerkmalen Jesu: Mt 11,29;

Joh 10,11; Joh 14,27

• ohne Ausgangsmaterial: Hebr 11,3

• ohne Zeitverbrauch: Ps 33,6

3. Der Tod ist eine Folge der Sünde der ersten Menschen

(1Mo 2,17; 1Mo 3,17-19; Röm 5,12; Röm 5,14; Röm 6,23;

1Kor 15,21).

4. Von den Auswirkungen des Sündenfalles des Menschen

ist auch die gesamte sichtbare Schöpfung mitbetroffen

(Röm 8,20+22). Die destruktiven Strukturen in der Biologie

Anmerkungen zur Bibel

142

(z. B. Bakterien als Krankheitserreger, Parasitismus, Tötungsmechanismen

bei Schlangen, Spinnen und Raubtieren,

fleischfressende

Pflanzen, Mühsal durch »Dornen und

Disteln«) sind nicht losgelöst vom Sündenfall zu erklären.

Ebenso hat die überall zu beobachtende Vergänglichkeit

hierin ihre Ursache.

5. Die heutige Geologie der Erde kann nicht ohne die Sintflut

gedeutet werden.

I.5 Zu den Aussagen der Bibel

B50: Das Gewicht (Bedeutung, Gedankentiefe) biblischer

Aussagen ist nicht überall gleich, dennoch gibt es keine

unwichtige

Information. Dieser Aspekt wird sofort einsichtig,

wenn man z. B. Johannes 3,16 mit Apostelgeschichte 18,1

vergleicht (vgl. Satz B22).

B51: Die Bibel enthält alle für uns notwendigen Grundsätze.

Sie ist in dem Sinne vollständig, als sie alles Notwendige

beinhaltet, um sowohl in diesem Leben zurechtzukommen

als auch das ewige Ziel zu erreichen: »Suchet nun in dem

Buch des Herrn und leset! Es wird nicht an einem … fehlen;

man vermisst auch nicht dies noch das« (Jes 34,16).

B52: Die Bibel widerspricht sich nirgends selbst. Meistens

lösen

sich scheinbare Widersprüche bei intensiver

Betrachtung rasch auf. Die häufigsten Ursachen für solcherlei

Widersprüche

ist die Nichtbeachtung einiger biblischer

Prinzipien:

1. Die Bibel berichtet oft nur sehr knapp: So wird die Bekehrungsgeschichte

des Levi (= Matthäus) in nur einem Vers

geschildert (Mt 9,9). Ebenso findet die oft gestellte Frage

Anmerkungen zur Bibel

143

nach den Frauen der Söhne Adams ihre Antwort in den

knappen, nicht auf Vollständigkeit abgestellten Berichten

der Bibel. Die Lösung des Problems ist aber häufig durch

Schlussfolgerung möglich: Nach 1. Mose 5,4 zeugte Adam

Söhne und Töchter. In der Anfangssituation heirateten also

die Geschwister untereinander; in der nächsten Generation

waren es Cousinen und Cousins. So nahe an der Schöpfung

war Inzucht nicht schädlich (siehe Frage FS11).

2. Zu manchen Geschehnissen gibt es in der Bibel

Parallelberichte mit anderen Aspekten.

Beispiel 1: Die Stammbäume Jesu nach Matthäus 1,1-17

und Lukas 3,23-38 weisen neben Übereinstimmendem auch

einige

Unterschiede auf. Bei Matthäus finden wir ein typisches

absteigendes Register, das bei Abraham beginnt und

hinabreicht bis zu Joseph, dem Mann der Maria. Bei Lukas

hingegen ist es aufsteigend, denn es beginnt mit Joseph und

steigt auf bis zu Adam, ja, bis zu Gott. Das Geschlechtsregister

bei Matthäus enthält 3 · 14 = 42 Namen und das bei

Lukas 77 Namen, was offensichtlich symbolische Bedeutung

hat. Beide Listen lassen aus Übersichts- und Symbolgründen

einige Personennamen aus, dennoch machen beide Übereinstimmendes

deutlich:

• Jesus ist nicht der Sohn Josephs

• Jesus ist ein »Stern aus Jakob« (4Mo 24,17)

• Jesus kam aus dem Stamm Juda (Offb 5,5)

• Jesus hat eine königliche Abstammung über David

(1Chr 28,4-7; Jes 43,6; Offb 5,5).

Beispiel 2: Die verschiedenen Berichte über die Auferstehung

Jesu differieren in unwesentlichen Details. Diese

Unterschiede

zeigen, dass jeder als Augenzeuge schreibt

Anmerkungen zur Bibel

144

und nicht voneinander abgeschrieben wurde. (Wenn mehrere

Augenzeugen unabhängig voneinander über einen Verkehrsunfall

berichten, dann werden die Schilderungen

unterschiedlich

ausfallen, obwohl alle die Wahrheit sagen).

3. Manche geistlichen Aussagen geben nur in ihrer

Komplementarität den wirklichen Sinn wieder. Die Physik

des Lichtes lässt sich vollständig nur in komplementärer (lat.

complementum = Ergänzung) Weise beschreiben: Einerseits

verhält sich das Licht nach Wellen – andererseits nach

Materieeigenschaften (Photonen). Erst wenn beide sich

eigentlich

widersprechenden Verhaltensweisen kombiniert

werden,

wird die Wirklichkeit richtig erfasst. Solche Komplementäraussagen

kennt die Bibel auch. So gibt es für den

rettenden Glauben zwei komplementäre, d. h. sich scheinbar

widersprechende, aber in Wirklichkeit ergänzende Aussagen

(siehe auch Frage FH1):

a) »So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht

werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den

Glauben« (Röm 3,28; Luther).

b) »So sehet ihr nun, dass der Mensch durch Werke

gerecht

wird, nicht durch Glauben allein« (Jak 2,24).

4. Manche Probleme ergeben sich durch die jeweilig verwendete

Übersetzung. Beispiel: Nach der Lutherübersetzung vergräbt

Jakob die Götzen unter einer Eiche (1Mo 35,4). Die

dem Grundtext stärker verpflichtete Elberfelder Übersetzung

belässt es gemäß dem Grundtext bei der Terebinthe.

Merksatz: »Die Menschen lehnen die Bibel nicht ab, weil

sie sich selbst widerspricht, sondern weil sie dem Menschen

widerspricht.«

5. In Einzelfällen ist die Auflösung scheinbarer Widersprüche

schwierig, aber prinzipiell möglich. Beispiele hierfür

Anmerkungen zur Bibel

145

sind: der Tod des Judas (Mt 27,5b → Apg 1,18); der Inhalt

der Bundeslade

(1Kön 8,9 → Hebr 9,4); der Tod Sauls (1Sam

31 → 2Sam 1).

Erklärungsbeispiel: Nach Matthäus 27,5 erhängte sich Judas,

während es an anderer Stelle heißt: »Er stürzte vornüber

und

ist mitten entzweigeborsten und all sein Eingeweide

ausgeschüttet

« (Apg 1,18). Diese beiden Aussagen über den Tod

des Judas scheinen sich zu widersprechen. Sie passen hingegen

zusammen, wenn man die letztere Aussage z. B. als

eine Beschreibung in stark bildlicher Sprache

auffasst, etwa

wie wir sagen würden »Er war völlig am Boden zerstört«

(siehe Satz B59).

B53: Die Bibel ist das einzige Buch mit echten prophetischen

Angaben, die sich in Raum und Zeit nachprüfbar erfüllt

haben

(siehe auch Frage FB1).

Definition für Prophetie: Prophezeiung ist die sichere Vorhersage

eines bestimmten freien Ereignisses der Zukunft,

die nicht mit normalen Mitteln der menschlichen Erkenntnis

geschieht. Prophetie ist also die frühere Bekanntgabe

späterer Ereignisse im Gegensatz zur Geschichtsschreibung,

bei der es sich um die spätere Bekanntgabe früherer Ereignisse

handelt. Jesus verweist in Johannes 13,19 auf die glaubensstärkende

Absicht der dem Ereignis vorangehenden

Prophetie: »Jetzt sage ich es euch, ehe es geschieht, damit,

wenn es geschehen ist, ihr glaubet, dass ich es bin.«

B54: Gott beginnt häufig seine Offenbarung mit einer Detailaussage,

die dann später Stufe um Stufe weiter entfaltet wird.

Das markanteste Beispiel für diese Vorgehensweise sind die

Verheißungen für das Kommen Jesu in diese Welt [G1, 121127].

Anmerkungen zur Bibel

146

B55: Bei oberflächlichem Lesen der Texte besteht die Gefahr,

Detailaussagen als unbedeutende Nebensächlichkeiten

einzuschätzen.

Im Gesamtzusammenhang haben sie meist

eine tiefer gehende Bedeutung.

Beispiel 1: Die römische Vorgehensweise, den Gekreuzigten

die Beine zu brechen, wurde zwar bei den Verbrechern,

nicht aber bei Jesus nach der Kreuzigung angewandt (Joh

19,32-36). Die prophetische Begründung aus 2. Mose 12,46

(»Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen« [Joh 19,36b]) ist deswegen

schwer zu erkennen, weil es in der alttestamentlichen

Bezugsstelle um das Passahlamm geht. Beispiel 2: Jesus

musste gemäß alttestamentlichem Hinweis außerhalb der

Stadtmauer Jerusalems gekreuzigt werden, weil zu alttestamentlicher

Zeit die Opfertiere außerhalb des Lagers

verbrannt wurden (3Mo 16,27; Hebr 13,11-12).

B56: Die biblischen Aussagen sind von einer Aussagetiefe,

deren

Grund menschlich nicht auslotbar ist (1Kor 13,12).

Georg

Huntemann stellt fest: »Was die Bibel uns eigentlich

sagen

will, beginnt jenseits dessen, was der Verstand erforschen

kann.«

B57: Die Reichweite biblischer Aussagen übertrifft alles

menschliche Denken. Der zeitliche Rahmen liegt in der

Spanne

von »ehe der Welt Grund gelegt war« (Eph 1,4)

und reicht bis in Gottes Ewigkeit (Offb 22,5). Die Bibel beantwortet

uns all jene Fragen, die keine Naturwissenschaft zu

beantworten vermag:

• Was ist das Wesen des Todes? Warum gibt es ihn, und

wie lange wird es ihn geben?

• Was ist der Mensch? Woher kommen wir? Wozu leben

wir, und wohin gehen wir?

• Was wird in der Ewigkeit sein?

Anmerkungen zur Bibel

147

B58: Die Bibel ist ein literarisches Sonderwerk. Es gehört

zum Sprachreichtum der Bibel, ihre Botschaft in einer so

großen

Fülle literarischer Gattungen und stilistischer Mittel

darzubieten,

wie wir sie in keinem sonstigen Buch vorfinden:

Gedicht (Ps 119), Hymnus (Kol 1,15-17), Liebeslied (Hohelied

Salomos), wissenschaftlicher Bericht in Alltagssprache

(1. Mose 1), historischer Bericht (Buch Esra), Gleichnis (allgemeine

Situation aus dem täglichen Leben als Vergleichspunkt;

Mt 13,3-23), Parabel (griech. parabole = Nebeneinandergestelltes;

spezielle und einmalige Situation als lehrhafte

Erzählung zur gleichnishaften Deutung; Lk 18,1-8),

bildhafte Rede (Joh 15,1), prophetische Bildrede (Offb 6),

prophetische Rede (Mt 24), Paradoxon (Phil 2,12-13), Predigt

(Apg 17,22-31), Ermahnung (Kol 3,16-17), Lobpreis

(Eph 1,3), Segensformel (Phil 4,7), Lehre (Röm 5,12-

21), Familienchronik (1Chr 3), Gebet (Ps 35), persönliches

Zeugnis (1Joh 1,1-2), Traumschilderung (1Mo 37,6-7),

direkte

Rede Gottes (Mt 3,17), seelsorgerliches Gespräch

(Joh 4,7-38), Berichte über Disput (Apg 15,7-21) und

Gerichtsverhandlung

(Joh 18,28-38), Weisheitsspruch (Spr

13,7), Verheißung (Mk 16,16), Gerichtswort (Mt 11,21-24),

Rätsel (Ri 14, 12-14), Gesetzgebung (bürgerlich, strafrechtlich,

sittenrechtlich, rituell, gesundheitlich), lyrische Poesie

(Hohelied Salomos), Biographie (Buch Nehemia), persönliche

Korrespondenz (Brief des Paulus an Philemon), Tagebuch

(Apg 16), Monolog (Hi 32-37), Dialog (Hi 3-31),

Apokalyptik (Dan, Offb), zeitweilige Verschlüsselung (Dan

12,9), Prolog (griech. prólogos = Vorrede; Lk 1,1-4), Epilog

(griech. epílogos = Nachrede; Joh 21,25), Ellipse (griech.

élleipsis = Auslassung; stilistisches Mittel, das Unwichtiges

auslässt; Mt 9,9), Metapher (griech. metaphorá = ÜbertraAnmerkungen

zur Bibel

148

gung; bildhafter, im übertragenen Sinn gebrauchter Ausdruck;

Ob 4), Inschrift (Joh 19,19), Chiffre (Offb 13,18).

Hingegen kennt die Bibel nicht: Sage, Legende, Mythos,

Märchen,

Glosse, Satire, Komödie, Witz, Utopie, Science

fiction.

Die Stilfiguren Hyperbel (griech. hyperbállein =

über das Ziel hinauswerfen; Übertreibung: Mt 11,18) und

Ironie

(griech. eironeía = Verstellung; 2Kor 12,11) kommen

gelegentlich

als deutlich erkennbare Stilmittel vor.

Kein Buch der Weltgeschichte hält eine so breite Palette

von Ausdrucksformen bereit, und kein Buch ist in all seinen

Aussagen zugleich so ausschließlich Wahrheit.

B59: Die Bibel schöpft den Reichtum aller sprachlichen Mittel

aus. Neben der am häufigsten anzutreffenden direkten

Aussageform treten in der Bibel zahlreiche spezifische

Redeformen

auf:

1. Phänomenologische Sprache: Statt des manchmal unanschaulichen

ursächlichen Tatbestandes wird die Erscheinung

aus der Sicht des Beobachters beschrieben: Die moderne

Astronomie wie auch die Bibel sprechen vom Sonnenaufgang

und Sonnenuntergang, obwohl diese Erscheinung nicht

durch den »Lauf der Sonne«, sondern durch die Erddrehung

zustande kommt.

2. Idiomatische Redewendungen: Kurze Redewendungen

sind in bestimmten Situationen treffender als lange Ausführungen

(Ri 14,18: »mit meinem Kalb gepflügt«).

3. Dichterische Sprachschönheit: Hohelied 8,3: »Seine Linke

liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte herzt mich.«

4. Umschreibungen und Bilder für heutige Fachbegriffe in

Wissenschaft

und Technik: Die Bibel beschreibt technische

Anmerkungen zur Bibel

149

Errungenschaften,

die es zum Zeitpunkt ihrer Entstehung

noch gar nicht gab oder Situationen, die die Wissenschaft

heute mit Fachbegriffen belegt hat: Statt Satelliten, Spacelabs

und Orbitalstationen sagt die Bibel bildhaft: »Wenn

du gleich in die Höhe führest wie ein Adler und machtest

dein Nest zwischen den Sternen« (Ob 4). Statt in gynäkologischer

Fachsprache von der Ontogenese (Embryonalentwicklung)

im Uterus zu reden, umschreibt die Bibel die Bildung

des Kindes im Mutterleib: »Es war dir mein Gebein

nicht verhohlen, da ich im Verborgenen gemacht ward, da ich

gebildet ward unten in der Erde« (Ps 139,15).

5. Naturwissenschaftlich sachliche Formulierung: Der

Schöpfungsbericht

ist ein treffendes Beispiel hierfür, wo

z. B. in physikalisch exakter Weise Zeitmessmethode und

Definition

der Einheit gemeinsam genannt sind (1Mo

1,14+19).

6. Bilder aus dem Alltag zur Erklärung geistlicher Zusammenhänge:

So ist im Gleichnis nach Matthäus 13,3-23

der Säemann der Verkündiger der biblischen Botschaft, der

Same das Wort Gottes, die Dornen das Hemmnis und das

gute Land die offenen Herzen der Menschen.

B591: Unter Beachtung der jeweiligen literarischen Gattung

(Satz B58) und Redeform (Satz B59) ist jeder biblische Text

genau zu nehmen. Die Aussagen sind also entweder wörtlich

genau aufzufassen oder sinngetreu und präzise zu übertragen.

a) wörtlich genau: In Lukas 24,44 lehrt Jesus diesen

Umgang

mit der Schrift: »Das ist’s, was ich euch sagte, als

ich noch bei euch war; es muss alles erfüllt werden, was von

mir geschrieben ist im Gesetz des Mose, in den Propheten

Anmerkungen zur Bibel

150

und in den Psalmen.« Auch an anderen Stellen wird diese

Vorgehensweise

betont: »… auf dass erfüllt würde, was der

Herr durch den Propheten gesagt hat« (Mt 2,15); »heute ist

dies Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren« (Lk 4,21);

»habt ihr nie gelesen in der Schrift?« (Mt 21,42).

b) sinngetreu und präzise übertragen: Wenn Jesus sagt »Ich

bin der Weinstock, ihr seid die Reben« (Joh 15,5), so ist hier

keine Buchstäblichkeit anwendbar, sondern die sinngetreue

Übertragung geboten. Der beabsichtigte Sinn ist meist

leicht erkennbar, da die Bildrede ja dazu dienen soll, die

Anschaulichkeit zu steigern und die Einsicht zu erleichtern.

In diesem Fall ist die Kernaussage noch zusätzlich angefügt:

»Ohne mich könnt ihr nichts tun.«

I.6 Zum Wert biblischer Aussagen

B60: Die Botschaft der Bibel ist die kostbarste Information,

die es gibt. Der bekannte Evangelist Wilhelm Pahls hebt zu

Recht hervor: »Das Evangelium ist die beste Botschaft, die

je den Menschen gesagt ist. Nie ist uns Menschen auch nur

etwas Vergleichbares verkündigt worden.« Im 119. Psalm

wird der alles überragende Wert des Wortes Gottes mehrfach

gelobt: »Das Gesetz deines Mundes ist mir lieber denn

viel tausend Stück Gold und Silber« (Vers 72). »Ich freue

mich über dein Wort wie einer, der eine große Beute kriegt«

(Vers 162).

B61: Wer Gottes Wort verwirft, dem wird es zum Gericht. So

wie die Predigt des Wortes Gottes zum Glauben (Röm 10,17)

und dadurch zur Errettung führt, bringen die Ablehnung

und Verwerfung in die Verlorenheit: 1. Samuel 15,23: »Weil

du nun des Herrn Wort verworfen hast, hat er dich auch

verworfen.«

Anmerkungen zur Bibel

151

Johannes 8,47: »Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte;

darum höret ihr nicht, denn ihr seid nicht von Gott.« Apg.

13,46: »Euch musste zuerst das Wort Gottes gesagt werden;

nun ihr es aber von euch stoßet, achtet ihr euch selbst nicht

wert des ewigen Lebens.«

B62: Die Bibel besteht aus dem Alten und dem Neuen Testament.

Beide Teile sind gleichermaßen Gottes Wort und können

nicht gegeneinander ausgespielt werden. Im NT werden

häufig Aussagen des AT zitiert. Dies geschieht bemerkenswerterweise

meist nicht wörtlich, sondern Gott verbindet

damit einen Offenbarungsfortschritt. Im NT erfüllen

sich

zentrale alttestamentliche Verheißungen: »Diese (Menschen

des AT) haben durch den Glauben das Zeugnis

Gottes

empfangen und doch nicht erlangt, was verheißen

war, weil

Gott etwas Besseres für uns zuvor ersehen hat« (Hebr 11,39-

40). Schon im AT findet man den Herrn Jesus: »Ihr suchet in

der Schrift, denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darin;

und sie ist es, die von mir zeuget« (Joh 5,39).

B63: Die (alttestamentlichen) Apokryphen (griech.

apókryphos = versteckt, heimlich, unecht) sind nicht als

Gottes Wort zu bezeichnen. Sie sind zeitlich zwischen AT

und NT entstanden.

Die wichtigsten Einwände für die

Nichtgleichwertigkeit

zur Bibel sind:

1. Sie enthalten einige der Bibel widersprechende Lehren

(Verletzung von Auslegungsgrundsatz A3, siehe Anhang

Teil II) wie Sündenvergebung durch Almosengabe (Tob

12,9), Befürwortung magischer Praktiken (Tob 6,9), Sündenvergebung

für Tote durch das Gebet der Lebenden (2

Makk 12,46).

2. Sie waren nie Bestandteil des jüdischen Kanons, da es

sich um spätere Zusätze handelt. Die Apokryphen blieben

Anmerkungen zur Bibel

152

darum immer umstritten. Das Dogma der katholischen Kirche

vom Konzil zu Trient stellte 1546 die Apokryphen

gleichberechtigt

neben AT und NT und ist als Reaktion auf

die Reformation aufzufassen.

3. Sie werden von keinem Schreiber des NT zitiert, obwohl

im NT bis auf vier kurze Schriften alle Bücher des AT einbezogen

werden.

4. Die Apokryphen verstehen sich selbst nicht als fehlerfrei.

In der Vorrede des Buches Sirach heißt es: »Darum

bitte ich, ihr wollet es freundlich annehmen und mit Fleiß

lesen und uns zugut halten, so wir etwa in einigen Worten

gefehlt haben, obwohl wir allen Fleiß getan haben, recht zu

dolmetschen.«

Bewertung der Apokryphen: Sollte man die Apokryphen völlig

verwerfen? Luther gab die treffende Formulierung, die

er diesen Schriften voranstellte: »Das sind Bücher, so der

Heiligen Schrift nicht gleich gehalten, und doch nützlich

und gut zu lesen sind.« Diese Haltung vertritt auch der Autor

des vorliegenden Buches. Wenn wir die Apokryphen nicht

mit der Gewichtung der Bibel lesen, sondern im Sinne einer

Dichtung und als geschichtlich bemerkenswerte Bücher

(wie z. B. die Makkabäer), werden wir dennoch manchen

Nutzen daraus ziehen. Insbesondere ist das Buch Sirach zu

schätzen, da es zu allen möglichen Situationen des Lebens

ausführlich Stellung bezieht und dieses in starker inhaltlicher

und formaler Anlehnung an die Weisheitsbücher der Bibel

geschieht, ohne den Anspruch zu erheben, Wort Gottes

zu

sein.

Anmerkungen zur Bibel

153

I.7 Zur Verständlichkeit und zum Verständnis

der Bibel

B70: a) Die Bibel ist auf leichte Verständlichkeit angelegt:

»Denn wir schreiben euch nichts anderes, als was ihr leset

und auch verstehet« (2Kor 1,13).

b) Die Bibel enthält aber auch so große Gedanken, die für

uns nicht auslotbar sind: »Denn meine Gedanken sind nicht

eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege,

spricht der Herr; sondern so viel der Himmel höher ist denn

die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege

und meine Gedanken denn eure Gedanken« (Jes 55,8-9).

Auf das Sowohl-als-Auch dieser beiden Aspekte hat bereits

Spurgeon verwiesen [G1, 104]: »In der Bibel sind große

Wahrheiten zu finden, die über unser Fassungsvermögen

hinausgehen

und uns zeigen, wie flach unsere begrenzte

Vernunft ist. Aber in den Haupt- und Fundamentalaussagen

ist die Bibel nicht schwer zu verstehen.« Die Gedanken der

Bibel sind jedermann zugänglich (Apg 17,11), dennoch sind

ihre Fülle und ihr Reichtum unerschöpflich (Röm 11,33).

B71: Die Bibel wurde unter Anleitung des Heiligen Geistes

von mehr als 45 in den Dienst gestellten Schreibern verfasst.

Ebenso kann ihr Inhalt nicht ohne Mithilfe des Heiligen

Geistes in rechter Weise verstanden werden: »Der natürliche

Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist

ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es

muss geistlich verstanden sein. Der geistliche Mensch aber

ergründet alles und wird doch selber von niemand ergründet

«

(1Kor 2,14-15).

Anmerkungen zur Bibel

154

I.8 Zur Genauigkeit biblischer Aussagen

B80: Die Bibel ist ein ungeahnt präzises Buch. Dieser

Wesenszug

wird offenbar, wenn man sie hinsichtlich ihrer

sprachlichen, semantischen, geistlichen, historischen oder

naturwissenschaftlichen Aspekte näher untersucht.

Am Beispiel der Verfolgung der Christen soll ein historischer

Genauigkeitsaspekt der Bibel hervorgehoben werden. Hieß

es in der Anfangszeit der Gemeinde noch: »Männer, die ihr

Leben eingesetzt haben für den Namen unseres Herrn Jesus

Christus« (Apg 15,26), so heißt es für die Endzeit: »die

getötet waren um des Wortes Gottes und um ihres Zeugnisses

willen« (Offb 6,9). In unserer Zeit haben alle möglichen

Strömungen Jesus in ihr System zu integrieren versucht.

Vom Islam ist Jesus als ein Prophet akzeptiert, von der Friedensbewegung

als der Friedfertige, von anderen wiederum

als der gute Mensch und Sozialreformer. Für Albert Schweitzer

war der historische Jesus von Interesse. Carl Friedrich

v. Weizsäcker organisiert ein Friedenskonzil und suggeriert

den Menschen, der Friede der Welt sei von uns Menschen

machbar. Viele sprechen von Jesus, aber nur insoweit, als er

in ihr Konzept passt. Der Islam leugnet Jesus als den Sohn

Gottes. Nur wenn wir an Jesus glauben, »ist er unser Friede«

(Eph 2,14), sonst ist er unser Richter (Apg 10,42). Die

Friedensbewegung unterscheidet dies ebenso wenig wie sie

den Jesus ignoriert, der nach Offenbarung 6 als das Lamm die

Siegel öffnet und die vier apokalyptischen Reiter

als Gericht

mit Krieg und Tod auf die Erde schickt. Franz Alt schreibt

ein Buch über die Bergpredigt, aber er ignoriert

den zentralen

Befehl Jesu, den breiten Weg der Verdammnis

zu verlassen

und durch die enge Pforte einzugehen.

Jesus kommt zwar oft

vor, aber das reicht nicht. In der Bergpredigt mahnt der Herr:

Anmerkungen zur Bibel

155

»Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in

das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun

meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen

an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem

Namen geweissagt? … Haben wir nicht in deinem Namen

viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen:

Ich

habe euch nie gekannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!«

(Mt 7,21-23).

Wer nur die menschlichen Seiten Jesu betont, eckt damit

nirgends an. Wir haben aber den Jesus zu verkündigen, wie

ihn die Schrift bezeugt (Joh 7,38). Der eigentliche Anstoß

kommt beim vollen Bezug auf das Wort Gottes. In einer Zeit

zunehmender Auflösung aller Maßstäbe werden diejenigen

verfolgt, die die Bibel noch in all ihren Aussagen gelten lassen

und dafür einstehen mit dem »Es steht geschrieben!

« – sei es

in dem Festhalten aller Aussagen des Schöpfungsberichtes,

oder sei es an dem Jesus, von dem die Schrift zeugt. Unser

persönliches zeugnishaftes Einstehen zum gesamten Wort

Gottes hat die Verheißung der Überwindung

(Offb 12,11).

Weitere Beispiele sind in [G1, 113-121] aufgeführt.

1.9 Zum Zeitrahmen biblischer Aussagen

B90: Das Wort Gottes ist zeitlos. Jesaja stellt die Vergänglichkeit

der Pflanzen der Unvergänglichkeit des Wortes

Gottes gegenüber: »Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt;

aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich« (Jes 40,8),

und Jesus setzt die vergänglichen Gestirne in Bezug zu seinen

Worten: »Himmel und Erde werden vergehen; aber

meine Worte werden nicht vergehen« (Mt 24,35). Von Luther

stammt der Ausspruch: »Die Bibel ist nicht antik und auch

nicht modern, sie ist ewig.« Die Bibel ist überzeitlich, da ihre

Anmerkungen zur Bibel

156

Konzepte und Handlungsperspektiven über den jeweiligen

aktuellen Zeitbezug hinausweisen. Obwohl Abtreibung,

Gentechnologie und Drogenkonsum nicht erwähnt werden,

ist aus der Bibel eine eindeutige Haltung dazu ableitbar.

Von

solcher Durchdringungstiefe ist kein anderes Buch. So kann

z. B. die menschliche Justiz keine Rechtsprechung

durchführen,

wenn es zu einem neuartigen Themenbereich

noch

keine Paragraphen gibt.

1.10 Zum Zugang zur Bibel:

Die Bekehrung zu Jesus Christus

Nach all diesen Aussagen stellt sich die Frage nach dem

Zugang zur Bibel. Wie findet ein noch »Unbedarfter« den

rechten Einstieg? Nach einem Evangelisationsvortrag kam

ein intellektuell geprägter junger Mann in die Aussprache,

der aufrichtig nach dem Zugang zur Bibel suchte. Nachdem

ich im Gespräch einige Hindernisse beiseiteräumen konnte,

folgerte er für sich: Jetzt werde er mit den ihm geläufigen

philosophischen Denkweisen weiter an der Bibel arbeiten.

Ich warnte davor: »Das können Sie tun, aber Sie werden am

Ende nicht den in Christus geoffenbarten lebendigen

Gott

finden, sondern den unpersönlichen, pantheistischen

Gott

der Philosophen. Die Philosophen haben aus der Sicht ihrer

Denkkategorien die Bibel gelesen, aber den Gott, der uns nur

in Jesus zum Heil wird, fanden sie nicht.« Der junge Mann

blieb und ließ sich belehren: »Den Zugang zur Bibel und

zum lebendigen Gott können Sie heute

abend haben, wenn

Sie existenziell mit Ihrem Leben beginnen.

Wollen Sie das?«

Im Folgenden skizziere ich meinen Gesprächsanteil, um dem

Leser beispielhaft an diesem Einzelfall zu zeigen, wie der

Zugang zum Glauben geschieht.

Anmerkungen zur Bibel

157

B100: Sich selbst erkennen: Wir lesen gemeinsam Römer

3,22-23: »Denn es ist hier kein Unterschied: Sie sind allzumal

Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben

sollten.« Dieses Wort zeigt uns unsere Verlorenheit vor dem

lebendigen Gott; wir haben durch unsere Sünde, die uns von

ihm trennt, keinen Zugang zu ihm und auch nichts, was uns

angenehm erscheinen lässt. Kurz: Wir haben

keinen Ruhm

vor Gott. Seit dem Sündenfall besteht eine Kluft zwischen

dem heiligen Gott und uns sündigen Menschen. Können Sie

dieser Diagnose Gottes zustimmen?

B101: Der einzige Ausweg: Aus diesem Dilemma gibt es nur

den einen, von Gott selbst geschenkten Ausweg. Am Kreuz

wurde der Sohn Gottes für unsere Sünde gerichtet. Jesus

ist in die Welt gekommen, um Sünder selig zu machen (Mt

18,11). Außer ihm gibt es keinen anderen Weg des Heils

(Apg 4,12). Können Sie das glauben?

B102: Sünden bekennen: Wir lesen 1. Johannes 1,8-9:

»Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen

wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir

aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht,

dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller

Untugend.« Jesus hat aufgrund seines Erlösungswerkes auf

Golgatha die Vollmacht, Sünde zu vergeben. Wenn wir uns

auf seine Zusage berufen und ihm unsere Schuld bekennen

und um Vergebung bitten, so ist er treu, d. h., wir können uns

darauf verlassen, dass er uns wirklich von der Sündenschuld

befreit.

Wir müssen es nicht nur bedenken, sondern auch tun!

Möchten Sie das? So wollen wir es jetzt dem Herrn Jesus im

Gebet sagen (möglicher Inhalt des frei formulierten Gebetes):

»Herr Jesus, ich habe heute von Dir gehört, und ich habe

verstanden, warum Du in diese Welt gekommen bist. In

Anmerkungen zur Bibel

158

Deiner grundlosen Liebe hast Du auch mich erfasst. Du

siehst alle meine Schuld – was mir im Augenblick gegenwärtig

ist und auch, was mir jetzt verborgen ist. Du aber

weißt alles, jedes schuldhafte Verhalten, jede falsche

Regung

meines Herzens, alles ist bei Dir aufgezeichnet.

Ich bin vor Dir ein aufgeschlagenes Buch. Mit meinem

Leben

kann ich so vor Dir nicht bestehen. So bitte ich

Dich jetzt: Vergib mir alle meine Schuld und reinige Du

mich gründlich. Amen.«

Wir haben dem Herrn jetzt das gesagt, was am Anfang

notwendig ist (1Joh 1,8-9). Hierauf hat sich Gott mit seiner

Zusage

verbürgt. Was meinen Sie wohl, wie viel Schuld Ihnen

jetzt vergeben ist? 80%? 50%? 10%? Hier steht: »Er reinigt

uns von aller Untugend« (1Joh 1,9). »Ihnen ist alles vergeben!

Ja, alles: 100%ig! Das dürfen Sie wissen – also nicht nur

annehmen, für möglich halten oder erhoffen. Die Bibel

legt

Wert darauf, dass wir hierin Gewissheit haben.« Wir lesen

dazu zwei Stellen: 1. Petrus 1,18-19 und 1. Johannes

5,13.

B103: Lebensübergabe: Der Herr Jesus hat Ihnen alle Schuld

vergeben. Nun können Sie ihm Ihr Leben anvertrauen.

In

Johannes 1,12 lesen wir: »Wie viele ihn aber aufnahmen,

denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen

Namen glauben.« Alle diejenigen, die den Herrn Jesus

einladen, die Führung ihres Lebens zu übernehmen,

erhalten

die Vollmacht zur Kindschaft Gottes. Ein Kind Gottes

werden wir also nicht, weil wir hier und da etwas

Gutes getan

haben oder weil wir so fromm sind oder weil wir zu irgendeiner

Kirche gehören, sondern weil wir dem Sohn Gottes

unser Leben anvertrauen und bereit sind, ihm im Gehorsam

zu folgen. Das wollen wir im Gebet festmachen:

»Herr Jesus, Du hast mir alle meine Schuld vergeben. Ich

Anmerkungen zur Bibel

159

kann es noch gar nicht fassen, aber ich vertraue Deiner

Zusage. Und nun bitte ich Dich, ziehe Du in mein Leben

ein. Führe mich und leite mich auf dem Weg, den Du mir

zeigst. Ich weiß, dass Du es gut mit mir meinst, darum

will ich Dir alle Bereiche meines Seins anvertrauen.

Lass mich ablegen, was nicht recht vor Dir ist. Schenke

mir neue Gewohnheiten mit Dir, die unter Deinem

Segen stehen. Und gib mir ein gehorsames Herz, dass

ich das tue, was mir Dein Wort sagt. Lass mich nicht auf

mancherlei Einflüsse und allerlei Menschenmeinung achten,

sondern öffne Du mir die Bibel, dass ich Dein Wort

recht verstehe und danach lebe. Du sollst mein Herr sein,

und ich möchte Dir nachfolgen. Amen«.

B104: Angenommen: Der Herr hat Sie angenommen! Er hat

Sie teuer erkauft, er hat Sie errettet. Sie sind nun Gottes Kind

geworden. Wer Kind ist, ist auch Erbe: Erbe Gottes, Erbe

der himmlischen Welt. Können Sie sich vorstellen, was jetzt

im Himmel los ist? »… vielleicht Freude?« Ja, gewiss! In

Lukas 15,10 steht es: »Also auch sage ich euch, wird Freude

sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße

tut.« Über Ihre Umkehr ist jetzt Freude im Himmel. Der

ganze Himmel hat Anteil an diesem Ereignis: Einer nimmt

die Botschaft des Evangeliums ernst und lässt sie für sich

gelten. Die Bibel nennt diesen Vorgang unserer eigenen Hinwendung

zu Jesus Bekehrung; dabei geben wir die Schuld,

und er nimmt sie ab. Gleichzeitig geschieht von Gott aus die

Wiedergeburt an uns: Er gibt das neue Leben der Kindschaft,

und wir nehmen es an. Bekehrung und Wiedergeburt

gehören

also zusammen. Es sind die beiden Seiten

ein und derselben

Medaille.

Anmerkungen zur Bibel

160

B105: Dank: Die Erlösung ist ein Geschenk Gottes an

uns. Nur durch seine Liebe ist uns der Weg der Errettung

ermöglicht

worden. Wir können zu dem Erlösungswerk

nichts beitragen. Wer etwas geschenkt bekommt, der sagt

»Danke!

«. Das wollen wir jetzt auch tun. Formulieren Sie

nun in eigenen Worten ein Gebet des Dankes. Sagen Sie es

dem Herrn Jesus jetzt: …

B106: Wie geht es weiter? Die Bibel vergleicht Ihren jetzigen

Zustand mit dem eines neugeborenen Kindes. So wie

ein Neugeborenes nun ganz eindeutig zur Familie gehört,

gehören auch Sie nun zur Familie Gottes. Neugeborene

leben

in einer kritischen Lebensphase, in der es das Phänomen

der Säuglingssterblichkeit gibt. Auch im Bereich des

Glaubens ist das möglich. Die Geburt (Bekehrung) ist gut

verlaufen. Echtes, neues Leben ist da. Nun sind Nahrung

(Milch) und gute Pflege unbedingt erforderlich. Natürlich

hat auch hier Gott vorgesorgt und alles getan, dass Sie eine

gute Entwicklung nehmen können. Säuglingssterblichkeit

vermeiden wir, wenn wir die Ratschläge Gottes befolgen. Es

sind fünf wichtige Punkte, die sämtlich mit dem Buchstaben

»G« beginnen. Diese fünf Gs sind für ein Leben in der Nachfolge

Jesu nicht nur sehr wichtig; sie sind die unabdingbaren

Voraussetzungen dafür, dass wir praktisch mit Christus leben.

Wenn wir die fünf Gs befolgen, haben wir die Garantieerklärung

Gottes, dass wir das Ziel auch wirklich erreichen:

1. Gottes Wort

Aufgrund des Wortes der Bibel haben Sie Ihre Entscheidung

getroffen. Die Bibel ist das einzige, von Gott autorisierte

Buch. Kein anderes ist diesem gleich hinsichtlich Autorität,

Wahrheit, Informationsfülle und Herkunft. Für das neue

Leben ist das Lesen dieses Wortes die unbedingt notwendige

Anmerkungen zur Bibel

161

Nahrung. In 1. Petrus 2,2 kommt dieser Aspekt deutlich zum

Ausdruck: »Seid begierig nach der vernünftigen

lauteren

Milch wie die neugeborenen Kindlein!« Das Wort der Bibel

ist diese Milch. Fangen Sie an, täglich in der Bibel zu lesen,

um sich über den Willen Gottes zu informieren.

Am besten,

Sie beginnen mit einem der Evangelien

(z. B. das Johannes-

Evangelium). Machen Sie es sich zur lieben und täglichen

Gewohnheit, die Bibel zu lesen. Das Frühstücken und

Zähneputzen

vergessen Sie an keinem Tag. Seien Sie auch

hier ebenso konsequent und ergänzen Ihren Tagesrhythmus

um einen wichtigen Punkt.

2. Gebet

Sprechen Sie täglich zu Ihrem Herrn. Durch sein Wort redet

er zu uns, er möchte auch, dass wir mit ihm reden. Das tun

wir im Gebet. Es ist ein großes Vorrecht, dass wir ihm alles

sagen können. Das Gebet kennt nach der Bibel nur zwei

Adressen: Gott, der jetzt Ihr Vater ist, und der Herr Jesus,

der Ihr Retter, Ihr guter Hirte, Ihr Freund – ja, der Ihnen

alles ist. Andere Gebetsadressen kennt die Bibel nicht.

Durch das Gebet werden Sie viel Kraft gewinnen, und es

wird Sie positiv verändern. Sie können alle Dinge des Alltags

– Sorgen und Freuden, Pläne und Vorhaben – zum Gebet

machen. Danken Sie dem Herrn für alles, wovon Sie bewegt

sind. Treten Sie auch in der Fürbitte für die Nöte anderer

Menschen ein und erbitten Sie, dass auch Menschen in Ihrem

Umfeld zum lebendigen

Glauben kommen. Durch Bibellesen

und Gebet entsteht ein »geistlicher Kreislauf«, der für ein

gesundes Glaubensleben

äußerst wichtig ist.

3. Gehorsam

Beim Lesen der Bibel werden Sie viele hilfreiche Anweisungen

für alle Bereiche des Lebens und auch für den

Anmerkungen zur Bibel

162

Umgang

mit Gott finden. Setzen Sie all das, was Sie

verstanden haben, in die Tat um, und Sie werden einen

großen Segen erfahren. Gott hat Gefallen daran, wenn wir

uns als gehorsame

Kinder erweisen, die nach seinem Wort

leben und seine

Gebote halten. Die Liebe zu unserem Herrn

können wir nicht besser bezeugen, als dass wir ihm gehorsam

sind: »Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote

halten

« (1Joh 5,3). Gibt es in manchen Fällen unterschiedliche

Möglichkeiten für eine Handlung, dann finden wir in der

Bibel einen verbindlichen Maßstab, auf dem der Segen Gottes

liegt: »Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen

«

(Apg 5,29).

4. Gemeinschaft

Wir Menschen sind von unserem Schöpfer auf Gemeinschaft

hin angelegt. Suchen und pflegen Sie den Kontakt zu anderen

bewussten Christen, die auch um eine Bekehrung wissen.

Nur mit solchen können Sie zusammen beten und sich

im Glauben austauschen. Wenn man eine glühende Kohle

aus dem Feuer nimmt, erlischt sie sehr schnell. Auch unsere

Liebe zu Jesus wird erkalten, wenn sie nicht durch die

Gemeinschaft mit anderen Gläubigen brennend gehalten

wird. Schließen Sie sich darum einer bibeltreuen Gemeinde

an, und arbeiten Sie dort mit. Eine gute, lebendige Gemeinde,

wo man der ganzen Bibel glaubt, ist eine unabdingbare

Voraussetzung für unseren Glaubensweg. Beachten Sie

dieses vierte G ganz besonders.

5. Glaube

Nachdem wir durch Bekehrung und Wiedergeburt im Glauben

begonnen haben, kommt es darauf an, dass wir im

Glauben

wachsen und nicht mehr davon ablassen. Paulus

schreibt an Timotheus: »Du aber bleibe in dem, was du

Anmerkungen zur Bibel

163

gelernt hast« (2Tim 3,14). Am Ende seines Lebens konnte

Paulus feststellen:

»Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich

habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben gehalten«

(2Tim 4,7). So wollen wir diesem Vorbild folgen und ebenso

treu bleiben.

Die Bekehrung ist also kein Endpunkt, sondern der Startpunkt

des neuen Lebens. Jetzt dürfen auch Sie Mitarbeiter

Gottes sein (1Kor 3,9). Helfen Sie nun mit, dass auch andere

Menschen die Errettung durch Jesus erfahren. Bekehrung

bewirkt ein Doppeltes: Dieses irdische Leben erhält eine

neue, sinnhafte Mitte, und gleichzeitig bekommen wir das

Geschenk der Gotteskindschaft, das uns zu Erben des ewigen

Lebens macht.

Halten wir fest: Den Zugang zur Bibel gewinnen wir nicht

von außen als neutrale Beobachter, sondern nur als »Insider

«. Wer sich durch eine echte Bekehrung mit seiner persönlichen

Existenz in Jesus Christus zu Gott wendet und

Rettung erfährt, ist umgestiegen. Der individuelle seelsorgerliche

Gesprächsverlauf ist von Fall zu Fall unterschiedlich.

Das obige Gespräch gibt aber das Prinzipielle jeder

Bekehrung wieder: Sündenerkenntnis – Sündenbekenntnis

– Lebensübergabe an Jesus Christus. Von da an beginnt der

Prozess des Wachstums im Glauben.

I.11 Schlussanmerkung

Wir haben den Versuch unternommen, das Wesentliche zur

Bibel in Form einiger Basissätze zusammenzufassen. Dieses

menschliche Unterfangen an einem göttlichen Buch kann

nie vollständig und schon gar nicht vollkommen sein, um den

Reichtum der Bibel angemessen zu beschreiben.

Anmerkungen zur Bibel

164

II. Auslegungsgrundsätze zur Bibel

A1: Die beste Auslegung zur Bibel ist die Bibel selbst. Anders

ausgedrückt: Es gibt keinen besseren Kommentar zur Bibel

als die Bibel selbst. Dieser wichtigste Auslegungsgrundsatz

wird von Jesus (z. B. Mt 19,3-6), den Aposteln (z. B. Gal

3,16) und Propheten in der Bibel ständig praktiziert.

A2: Jesus ist der Schlüssel aller Auslegung. So bleibt insbesondere

das AT ohne die Deutung auf Christus unverständlich

(z. B. Ps 110,1; Jes 53; Mal 3,20+23-24).

A3: Die Auslegungen dürfen nicht im Widerspruch zu anderen

Textstellen stehen. (vgl. hierzu Satz B52).

A4: Eine Lehre sollte nicht aus nur einem einzelnen Satz oder

Vers abgeleitet werden. Zentrale Aussagen werden in verschiedenen

Zusammenhängen wiederholt oder mit anderen

Worten formuliert.

Beispiele:

• Die Sündlosigkeit Jesu (1Joh 3,5; 1Petr 2,22;

2Kor 5,21)

• Die Sündhaftigkeit aller Menschen (1Mo 8,21;

Ps 14,3; Jes 1,5-6; Mt 15,19; Röm 3,23)

• Der Erlösungswille Gottes (Hes 34,12; Mt 9,13;

1Thess 5,9; 1Tim 2,4)

Beachte: Dass Jesus den Vater liebt (Joh 14,31) und der Vater

uns liebt (Joh 16,27), steht zwar jeweils nur ein einziges Mal

explizit in der Bibel. In einer Fülle anderer Aussagen sind

diese Tatbestände jedoch implizit enthalten oder werden

vorausgesetzt. In solchen Fällen ist es sehr wohl erlaubt, dies

lehrmäßig auszuformulieren.

Anmerkungen zur Bibel

165

A5: Es ist immer der Textzusammenhang und darüber hinaus

der Gesamtkonsens der Bibel zu beachten. Die Nichtbeachtung

dieses Satzes hat zu zahlreichen unbiblischen

Sonderlehren

und verderblichen Sekten geführt. Querverweise

sind von besonders hohem Stellenwert.

A6: Manche biblischen Lehren sind aus der Gesamtheit

gleichartiger

Einzelereignisse erschließbar. Die Bibel ist

kein trockenes

Gesetz- oder Lehrbuch, sondern in Tausenden

von Begebenheiten wird uns beispielhaft sowohl der rechte

als auch der verkehrte Umgang mit Gott und Menschen

geschildert.

Ergründet man das allen Gemeinsame aus thematisch

zugehörigen Einzelschilderungen, so kann und soll

daraus eine biblische Lehre abgeleitet werden. Ein treffendes

Beispiel hierfür ist die detaillierte Darstellung der langen

Geschichte Israels in Segen und Gericht (1Kor 10,11).

Bei der Beantwortung der Frage FL6 wird von diesem Auslegungsgrundsatz

Gebrauch gemacht.

A7: Das AT ist der unverzichtbare Zubringer zum NT, d. h.

ohne das AT bleiben viele Teile des NT unverständlich (z. B.

Schöpfung, Sündenfall, Sintflut).

A8: Das NT ist von größerer Offenbarungsweite als das AT.

Schon die Betrachtung des Hebräerbriefes belegt diese Aussage.

Am Beispiel der »Rache« wollen wir A8 kurz erörtern:

Die menschliche Natur möchte sich im Schadensfall um ein

Mehrfaches an dem Anderen rächen: »Kain soll siebenmal

gerächt werden, aber Lamech siebenundsiebzigmal« (1Mo

4,24). In den Gesetzen vom Sinai führt Gott eine drastische

Schadensbegrenzung auf eine Eins-zu-Eins-Regelung ein:

ein Auge → ein Auge; ein Zahn → ein Zahn; eine Wunde

eine Wunde; eine Beule → eine Beule (2Mo 21,24-25). In

Anmerkungen zur Bibel

166

der Bergpredigt vertieft Jesus das alttestamentliche Gesetz,

was durch den sechsmaligen Ausdruck »Ich aber sage euch«

jeweils eingeleitet wird. In Anwendung von 5. Mose 32,35

auf 2. Mose 21,24-25 verbietet er jegliche Rache: »Ich

aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel;

sondern, wenn dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte

Backe, dem biete die andere auch dar« (Mt 5,39).

A9: Nirgends in der Bibel wird eine Sünde gutgeheißen, auch

wenn sie an der speziellen Stelle nicht gebrandmarkt wird.

Für die Auslegung des »ungerechten Haushalters« nach

Lukas

16,1-8 ist dieser Auslegungssatz bedeutungsvoll (siehe

[G10]).

A10: Es soll nicht mehr ausgesagt werden als geschrieben

steht: »Nicht über das hinaus, was geschrieben steht« (1Kor

4,6).

A11: Die biblische Wahrheit hat immer Vorrang vor jeder

anderen

Erkenntnis, sofern die Bibel zu der betreffenden Frage

eine Aussage trifft: »Sehet zu, dass euch niemand einfange

durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf der

Menschen Lehre und auf die Elemente der Welt und nicht auf

Christus« (Kol 2,8).

A12: Es kommt darauf an, alle textlichen Feinheiten (grammatische

und semantische Details) auszuschöpfen. In Galater

3,16 demonstriert Paulus anhand von 1. Mose 22,18 einen

solch genauen Umgang mit der Schrift.

A13: Es gibt genaue (z. B. Elberfelder, Menge, Schlachter) und

weniger genaue Bibelübersetzungen (z. B. Gute Nachricht,

Bruns). In Zweifelsfällen ist der Grundtext (Hebräisch

für das AT und Griechisch für das NT) heranzuziehen. Die

Anmerkungen zur Bibel

167

Grundbedeutung eines speziellen Wortes erschließt sich oft

aus anderen Textzusammenhängen, in denen es in leichter

verständlicher Weise vorkommt. Die verschiedenen, im deutschen

Sprachraum erhältlichen Übersetzungen gehen von

unterschiedlichen Zielsetzungen aus. Die Lutherübersetzung

ist durch ihre kernige und treffliche Sprache ausgezeichnet.

Besondere Vorsicht ist geboten bei Übertragungen,

bei denen

der Übersetzer seinen eigenen Kommentar eingebettet hat

(z. B. Zink). Völlig abzulehnen sind solche »Bibeln«, die

in bewusster Abweichung vom biblischen Grundtext auf

die Lehre einer Sekte abgestimmt sind (z. B. Neue-WeltÜbersetzung

der Zeugen Jehovas).

A14: Manche sich scheinbar widersprechenden Aussagen

der Bibel ergänzen sich durch ihre Komplementarität. (vgl.

hierzu

Satz B52, Pkt. 3.)

III. Warum sollen wir die Bibel lesen?

Das Lesen der Bibel gehört nach dem Willen Gottes –

ebenso

wie Essen und Trinken – zu den täglich notwendigen

Tätigkeiten,

darum heißt es in Jeremia 15,16a: »Dein Wort

ward meine Speise, da ich’s empfing.« Die Bibel selbst nennt

uns zahlreiche Gründe, warum wir auf ihre Lektüre nicht verzichten

können. Die wichtigsten seien im Folgenden genannt:

1. zur Erkenntnis des Wesens Gottes: Das Wesen Gottes

– seine Größe (Ps 19), seine Liebe (1Joh 4,16), seine Barmherzigkeit

(4Mo 14,18), seine Treue (Ps 25,10), seine Wahrheit

(4Mo 23,19) – erschließt sich uns durch das offenbarte

Wort.

2. für den Glauben: »So kommt der Glaube aus der Predigt,

das Predigen aber durch das Wort Gottes« (Röm 10,17).

Anmerkungen zur Bibel

168

3. zum Glaubenswachstum: »Seid begierig nach der vernünftigen,

lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, auf

dass ihr durch dieselbe zunehmet zu eurem Heil« (1Petr 2,2).

4. zur Heilsgewissheit: »Solches habe ich euch geschrieben,

die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes, auf dass ihr

wisset, dass ihr das ewige Leben habt« (1Joh 5,13).

5. zur rechten Lehre: »… das Wort, das gewiss ist nach

der Lehre, auf dass es mächtig sei, zu ermahnen durch die

gesunde

Lehre und zu überführen, die da widersprechen« (Tit

1,9). Die Bibel gibt uns die erforderliche Korrektur im Denken

und Leben. Der Sektierer hingegen benutzt die Bibel wie

ein Nachschlagewerk, in dem er nur die Bestätigung für das

sucht, was ihn anderweitig gelehrt wurde.

6. zum sicheren Geleit durchs Leben: »Dein Wort ist

meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege« (Ps

119,105).

7. zum Setzen von Prioritäten im Leben: »Trachtet am Ersten

nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit,

so

wird euch solches alles zufallen« (Mt 6,33).

8. zur Kindererziehung: »So fasset nun diese Worte zu Herzen

und in eure Seele … und lehret sie eure Kinder« (5Mo

11,18-19).

9. zum rechten Umgang mit dem Nächsten: »Du sollst deinen

Nächsten lieben wie dich selbst« (Mt 19,19). »In Demut

achte einer den anderen höher als sich selbst« (Phil 2,3).

»Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl

denen,

die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und

verfolgen« (Mt 5,44).

Anmerkungen zur Bibel

169

10. zur Freude und Erfrischung: »… du erquickest mich

damit« (Ps 119,93b).

»Dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost« (Jer

15,16).

11. zum Trost in schwierigen Situationen: »Meine Seele liegt

im Staube; erquicke mich nach deinem Wort« (Ps 119,25).

12. zur Hilfe in der Not: » Rufe mich an in der Not, so will

ich dich erretten« (Ps 50,15).

13. zur Bewahrung vor Irrwegen: »Das Wort macht mich

klug; darum hasse ich alle falschen Wege« (Ps 119,104).

Jesus begründet

die Irrwege der Menschen mit der

Unkenntnis der Bibel: »Ihr irrt, weil ihr weder die Schriften

kennt noch die Kraft Gottes« (Mt 22,29; Jerusalemer).

14. zur Bewahrung vor Sünde: »Ich behalte dein Wort in

meinem Herzen, auf dass ich nicht wider dich sündige« (Ps

119,11).

15. zur Schulderkenntnis: »Denn alle Schrift … ist nütze

zur Lehre, zur Aufdeckung der Schuld, zur Besserung, zur

Erziehung

in der Gerechtigkeit« (2Tim 3,16).

16. zur Deutung des Zeitgeschehens: »Dies ist die Offenbarung

Jesu Christi; … seinen Knechten zu zeigen, was in

Kürze

geschehen soll« (Offb 1,1).

17. als Basis wissenschaftlicher Arbeit: Die Bibel liefert uns

für zahlreiche Wissenschaften die grundlegenden Basissätze.

Diese Arbeitsvoraussetzungen sind insbesondere in jenen

Bereichen unverzichtbar, bei denen es um Herkunftsfragen

geht (z. B. Kosmologie, Geologie, Biologie) oder wenn

das Menschenbild eine grundlegende Rolle spielt (z. B.

Psychologie, Medizin).

Anmerkungen zur Bibel

170

18. zur Erkenntnis des Willens Gottes: »… auf dass ihr prüfen

möget, was Gottes Wille ist« (Röm 12,2). Der Wille Gottes

ist nicht nur in den Zehn Geboten (2Mo 20,1-17), sondern

an zahlreichen Stellen der Bibel offenbart (z. B. 1Thess 4,3;

1Thess 5,18; 1Petr 2,15; Hebr 10,36; Hebr 13,21).

19. zur Reinigung der Gedankenwelt: »Ihr seid schon rein

um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe« (Joh

15,3).

20. zu klugem Handeln: »Denn die Furcht des Herrn ist der

Weisheit Anfang. Das ist eine feine Klugheit, wer danach

tut« (Ps 111,10).

IV. Wie sollen wir die Bibel lesen?

L1: Wir sollen die Bibel in betender Haltung lesen. Von

Luther

stammt der gute Rat: »Lege deine Hand nicht an die

Schrift, sondern folge anbetend ihren Fußtapfen nach.«

1. mit der Bitte um Verständnis: »Öffne mir die Augen,

dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz« (Ps

119,18).

2. mit dankbarer und Gott lobender Einstellung: »Meine

Lippen sollen loben, wenn du mich deine Rechte

lehrst« (Ps 119,171).

3. als Beschenkter: »Ich freue mich über dein Wort wie

einer, der eine große Beute kriegt« (Ps 119,162).

L2: Wir sollen die Bibel in erwartungsvoller Haltung lesen:

»Ich sperre meinen Mund auf und lechze nach deinen

Geboten;

denn mich verlangt danach« (Ps 119,131).

Anmerkungen zur Bibel

171

L3: Wir sollen die Bibel mit geistlicher Gesinnung lesen:

»… wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im

alten Wesen des Buchstabens« (Röm 7,6). Bei aller biblisch

gebotenen Genauigkeit im Umgang mit den Texten (vgl. Satz

B80) warnt die Bibel vor der falschen Buchstäblichkeit

eines

erstarrten und leblosen Glaubens (Mt 23,23+33) und verweist

auf den geistlichen Sinn: »Welcher (= Gott) uns auch tüchtig

gemacht hat und zu Dienern des neuen Bundes, nicht des

Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet,

aber der Geist macht lebendig« (2Kor 3,6).

L4: Wir sollen die Bibel in demütiger Haltung lesen. Gottes

Gedanken übersteigen unsere Vernunft, darum sollen wir

nicht zweifeln, auch wenn wir nicht alles verstehen. Demut

ist angeraten: »Denn meine Gedanken sind nicht eure

Gedanken,

und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der

Herr« (Jes 55,8).

L5: Wir sollen die Bibel in liebender Haltung lesen: »Wie lieb

habe ich dein Gesetz!« (Ps 119,97).

L6: Wir sollen die Bibel in vertrauender Haltung lesen:

»… aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen« (Lk

5,5).

L7: Wir sollen die Bibel als persönlichen Brief Gottes an

uns lesen, und zwar als Liebesbrief [G1, 237-239]. Von dem

schwäbischen Theologen Johann Albrecht Bengel stammt

das Zitat: »Die Schrift ist ein Brief, welchen mein Gott

mir hat schreiben lassen, wonach ich mich richten soll und

wonach mein Gott mich richten wird.«

L8: Wir sollen die Bibel reichlich lesen: »Lasset das Wort

Christi reichlich wohnen in euch: lehret und vermahnet euch

Anmerkungen zur Bibel

172

selbst in aller Weisheit mit Psalmen und Lobgesängen und

geistlichen Liedern und singet Gott dankbar in euren Herzen

« (Kol 3,16).

V. Zehn Verheißungen für Bibelleser

(Leser und Täter des Wortes)

V1: Zugehörigkeit zu Gott: »Wer von Gott ist, der hört Gottes

Wort« (Joh 8,47).

V2: Friede: »Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben;

sie werden nicht straucheln« (Ps 119,165).

V3: Freude: »Solches rede ich zu euch, damit meine Freude

in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde« (Joh

15,11).

V4: Glückseligkeit: »Selig ist, der da hält die Worte der Weissagung

« (Offb 22,7).

V5: Wohlergehen: »Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den

Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit; und

seine Blätter verwelken nicht; und was er macht, das gerät

wohl« (Ps 1,3).

V6: Gelingen: »Und lass das Gesetz nicht von deinem Munde

kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, auf dass du

haltest und tuest allerdinge nach dem, was darin geschrieben

steht. Alsdann wird es dir gelingen in allem, was du tust, und

wirst weise handeln können« (Jos 1,8).

V7: Gebetserhörung: »Wenn ihr in mir bleibet und meine

Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es

wird euch widerfahren« (Joh 15,7).

Anmerkungen zur Bibel

173

V8: Reinigung der Gedankenwelt: »Ihr seid schon rein um

des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe« (Joh 15,3).

V9: Wegweiser zur Seligkeit: »die heilige Schrift … die

dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an

Christus Jesus

« (2Tim 3,15; Luther 1984).

V10: Gabe des ewigen Lebens: »Wer mein Wort hört und

glaubet dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben

und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode

zum Leben hindurchgedrungen« (Joh 5,24).

Anmerkungen zur Bibel

Eine ungekürzte ausgewählte

Leserzuschrift

Juli 1987, Freitagabend, etwa 19.30 Uhr. In der Einkaufszone

bummele ich – ein Düsseldorfer in München – dem

Marienplatz

entgegen. Vor dem Modehaus drückt mir jemand

einen Zettel in die Hand. Es ist eine Einladung. »Wozu gibt

es Sterne?« heißt das Thema, zu dem irgendein Professor im

Modehaus Mühlhäuser in einigen Minuten etwas

zu sagen

hat. Ich denke: »Interessantes Thema – aber, das weiss der

genauso wenig wie ich. Kann ich mir ja mal anhören.«

Sehr geehrter Herr Gitt,

heute weiß ich, das war’s! Ich erinnere mich, dass Ihr Vortrag

damals von einigen Leuten, die wie ich, »von der Straße

«

kamen, hart angegangen wurde. Trotzdem, ich weiß noch

genau, wie ich an jenem Abend denken musste: »Was wollen

die denn eigentlich, sehen sie denn nicht, dass der Mann die

Wahrheit spricht; wie kann man nur so blind sein, er hat doch

völlig recht!«

Bis dahin wollte ich nichts mit Glauben, Kirche oder Ähnlichem

zu tun haben. Jesus war für mich ein Mensch wie

jeder

andere. Obgleich das so war, führte mich Ihre Rede

zur wichtigsten Entscheidung meines Lebens. Sie wurde am

darauffolgenden

letzten Vortragsabend der Anstoß zu meiner

Bekehrung zum Herrn Jesus. Sie, lieber Herr Gitt, waren

es, der als Arbeiter für Gottes Reich den Ausschlag dazu gab.

Dafür möchte ich Ihnen heute, zehn Jahre danach, meine

Dankbarkeit ausdrücken!

Neunundzwanzig war ich damals. Ein dreiviertel Jahr spä175

ter ließ ich mich in einer Düsseldorfer Baptistengemeinde

taufen. Dennoch lag bei mir in der darauffolgenden Zeit

vieles im Argen. Ich war kein Kind Gottes, das ihm viel

Freude

bereitet hat. Im Gegenteil: Ich bewegte mich auf Abwegen,

war im Weltlichen verhaftet und lebte gegen Gottes

Wort.

Heute weiß ich, aus Gnade hat mich der Herr Jesus gehalten

und auf den Weg gebracht. Ein Beispiel, wie das abermals

auch mit Ihrer Hilfe geschah, möchte ich Ihnen gern

schildern:

Ohne konkretes Ziel machten meine Frau und ich Kurzurlaub

in Holland. Wir landeten im Küstenort Noordwijk.

Es war Vorsaison, und es gab eine große Auswahl an Beherbergungsmöglichkeiten.

Wir suchten uns eine x-beliebige

von vielen nebeneinanderliegenden Pensionen aus und gingen

auf unser Zimmer. Dort lag für Gäste etwas Literatur: ein

Buch und die Zeitschrift »ethos«. Ich schlug das Buch auf

und las die ersten Sätze des Vorwortes (siehe S. 11):

»Buchidee: Die Idee zu diesem Buch entstand während einer

evangelistischen Vortragsreihe, die der Verfasser in origineller

Umgebung im Münchener Modehaus Mühlhäuser gehalten

hat. Der Modemacher Harro Mühlhäuser stellte …«.

Bumm! – »Haben Sie gehört, wie es einschlug?« Besser

gefragt:

»Können Sie sich vorstellen, was in mir vorging?« –

»Nein, das können Sie nicht!« – Da sprach wieder der Mann,

der mich zum Glauben an den Herrn Jesus geführt hatte!« –

Und wie er sprach! Die Antworten in diesem »Fragen«-Buch

passten genau in meine damalige Glaubenssituation.

Das geschah im Frühjahr 1993. Heute, zehn Jahre nach Ihren

Münchener Vortragsabenden, bin ich neununddreißig, habe

Eine ungekürzte ausgewählte Leserzuschrift

176

eine Christin zur Frau, und drei Kinder im Alter von vier,

zwei und knapp einem Jahr. Damals fehlte mir Lebenssinn.

Eine vernünftige Perspektive hatte ich nicht. Heute

habe ich

diese Perspektive; und was für eine! Den Sinn des Lebens

habe ich gefunden, nämlich durch den Glauben an unseren

gemeinsamen Herrn Jesus, ein Kind des lebendigen

Gottes

zu sein. Ich vertraue auf Gottes Wort, stehe fest im Glauben

und habe meinen Platz in der Gemeinde gefunden. Kurzum:

Ich habe den Weg, die Wahrheit und das Leben.

Lieber Herr Gitt, vielen Dank!

Dietmar Schmidt

Grevenbroich, den 24. Juli 1997

Eine ungekürzte ausgewählte Leserzuschrift

Persönliches aus dem Leben des Autors

Im Folgenden möchte ich darlegen, wie Gott mich durch

Jesus Christus gefunden hat und an einigen ausgewählten

Stationen deutlich machen, welche Geschichte Gott mit mir

gehabt hat und wie er in meinem Leben gewirkt, gerufen,

geführt und gesegnet hat.

1. Kindheit und Jugend: Am 22. Februar 1937 wurde ich

in Raineck/Kr. Ebenrode, Ostpreußen (heute zum russischen

nördlichen Ostpreußen gehörig) auf dem elterlichen Bauernhof

geboren. Bis zur Flucht erlebte ich eine schöne und unbeschwerte

Kindheit in dem ländlich-bäuerlichen Umfeld.

Als ich sieben Jahre alt war und gerade in die zweite Klasse

der Dorfschule gekommen war, flüchteten wir im Oktober

1944 mit Pferd und Wagen von Raineck nach Peterswalde

(Südostpreußen). Im Januar 1945 erreichte uns dort viel zu

spät die Nachricht vom Einmarsch der Roten Armee. Von

Haus zu Haus verbreitete der »Amtliche Bekanntmacher

«

die kurze und panikmachende Parole »Rette

sich, wer

kann!« Da ich mit hohem Fieber krank war, wurde mein

Bett vom Wohnzimmer auf den Fluchtwagen verlegt. In aller

Eile setzte sich nun erneut ein Treck mit Pferd und Wagen

in Bewegung, der jedoch bald durch die Russen gestoppt

wurde. Mein damals 15-jähriger Bruder Fritz wurde direkt

vom Wagen mitgenommen. Er ist nie wiedergekommen.

Meine Mutter (Emma Gitt, geb. Girod) wurde

bald danach

in die Ukraine verschleppt und starb dort nach kurzer Zeit in

den Armen einer Mitgefangenen. Diese

Zeugin kehrte nach

einigen Jahren nach Schwerin zurück

und berichtete über

die letzten Worte meiner Mutter: »Was wird nur aus meinem

kleinen Werner werden?« (Nun weiß sie es!).

178

Mit zwei Tanten, meiner Cousine Rena und meinem Großvater

erlebte ich im November 1945 die Vertreibung durch

die Polen. Mein Großvater starb nach einer Übernachtung

im Freien, noch bevor der 10-tägige Transport von Osterode/

Ostpr. in Viehwaggons begann. Wir gelangten nach einem

Zwischenaufenthalt in Sanitz bei Rostock schließlich nach

Wyk auf der Nordseeinsel Föhr.

Mein Vater war in französischer Gefangenschaft und wusste

nichts von dem Schicksal seiner Familie. Die monatlich

gewährten Briefbögen konnte er im Gegensatz zu den

anderen

Mitgefangenen nicht ausnutzen, weil nahezu alle

unsere

Verwandten aus Ostpreußen stammten. Die neuen

Wohnorte von geflüchteten Verwandten kannte er nicht.

Eines Nachts hat er im Lager einen Traum, in dem er einen

weit entfernten Verwandten trifft, der schon vor dem Krieg

im Rheinland wohnte. Als sie sich im Anschluss an ein

Gespräch nach jahrelangem Wiedersehen verabschieden, sagt

dieser: »Hermann, besuch mich doch mal!« Mein Vater sagt

im Traum zu: »Aber wo wohnst Du denn? Ich kenne doch

Deine

Anschrift nicht.« Der Verwandte erklärt ihm deutlich:

»Bochum, Dorstener Str. 134a.« Danach wacht mein Vater

auf, zündet in der Nacht ein Licht an und schreibt die soeben

im Traum erfahrene Adresse auf. Den wach gewordenen

Kameraden im Schlafsaal erzählt er die sonderbare

Traumgeschichte. Sie verlachen ihn, weil er es ernst nimmt

und sogar beteuert, dass er gleich am folgenden Tage dorthin

schreiben wolle. Der Antwortbrief bestätigt die Adresse

als exakt richtig und über diesen entfernten Onkel kommt

der Kontakt zu meiner Tante (Lina Riek, geb. Girod) nach

Wyk auf Föhr zustande. Die Nachricht vom Leben meines

Vaters machte mich überglücklich. Ich konnte es zunächst

gar nicht fassen, dass ich nicht mehr Vollwaise war, sonPersönliches

aus dem Leben des Autors

179

dern wieder einen Vater hatte. Als mein Vater dann 1947 aus

französischer Gefangenschaft zurückkam, fand er mich dort

als Rest der verschollenen Familie vor. Auf der Suche nach

Arbeit gelangte er mit mir auf einen Bauernhof in Saaße,

einem wendischen Runddorf in der Nähe Lüchows.

Bemerkenswert für jene Zeit war, dass Jungen aus dem Dorf

mich zu einer Kinderstunde einluden. Ich konnte mir nichts

unter einer Kinderstunde vorstellen und dachte, dort würden

Märchen erzählt. So ging ich mit und erlebte die erste

Stunde, die in dem einzigen Zimmer einer dort tätigen

Gemeindeschwester

stattfand. Schwester Erna erzählte mit

großer

Ausstrahlung jeden Sonntagmorgen eine biblische

Geschichte.

Sie betete und sang mit uns viele frohmachende

Glaubenslieder. Ich merkte schon in der ersten Stunde, dass

hier etwas geschah, was mit Märchen absolut nichts zu tun

hatte. Von der Botschaft war ich persönlich berührt. Es hat

mich alles sehr angesprochen, und so nahm ich von da an

regelmäßig an diesen Kinderstunden teil.

Im folgenden Jahr heiratete mein Vater wieder, und ich zog

bald zu seiner Frau ins Nachbardorf Jeetzel, während mein

Vater mehrere Dörfer weiter in der Landwirtschaft tätig war.

Meine Stiefmutter (Adelheid Gitt, geb. Lipowski) war mir

sehr zugetan, obwohl sie bei den Bauern als Hausschneiderin

hart arbeiten musste, um bei dem geringen Tageslohn

von 3,– DM und freier Verpflegung durchzukommen. Sie

war eine gläubige Katholikin, jedoch hat sie mich in meinem

beeinflussbaren Alter nie zum Katholizismus überredet,

was

ich ihr heute noch dankbar anrechne. Ich besuchte nach wie

vor regelmäßig – unabhängig von jeglicher Wetterlage

– die

Kinderstunden. Durch den treuen Dienst der Schwester Erna

wurde in meinem Herzen das Samenkorn des Wortes Gottes

gelegt, das eines Tages aufgehen sollte. Als mein Vater in

Persönliches aus dem Leben des Autors

180

Westfalen eine Arbeit in der Industrie fand, zogen wir 1950

nach Hohenlimburg um. Allerdings bot sich an jenem neuen

Ort keine glaubensfördernde Gemeinschaft,

sondern eher das

Gegenteil. Der Religionsunterricht wirkte auf mich wegen

seiner bibelkritischen Prägung derart,

dass ich in Erinnerung

an jene Kinderstunden immer wieder dachte: »Schade, dass

die Geschichten der Bibel nicht so wahr sind, wie ich es bei

Schwester Erna gelernt habe.« Dennoch, der glimmende

Docht, die Sehnsucht nach Wahrheit,

war nie erloschen.

Auch ein gelegentlicher Kirchenbesuch

brachte mich in der

Suche nach Gott nicht weiter, da die Predigten weitgehend

unverbindlich waren und somit keine entscheidende Wende

herbeizuführen vermochten.

2. Mein Weg zu Gott: Nach Abschluss des Studiums in Hannover

mit anschließender Promotionszeit in Aachen fing ich

im Oktober 1971 bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt

in Braunschweig als Leiter des Bereiches Datenverarbeitung

(jetzt: Informationstechnologie) an. Meine

damalige

Situation lässt sich wie folgt charakterisieren:

Beruflich

hatte ich gute Erfolge erlebt. Die Diplomprüfung

in zwei Fachrichtungen bestand ich mühelos mit »sehr gut«,

und die Doktorarbeit wurde mit »Auszeichnung« unter

gleichzeitiger Verleihung der Borchers-Plakette der Technischen

Hochschule Aachen bewertet. Daran schloss sich

nahtlos eine leitende Stellung als Wissenschaftler an. 1966

hatte

ich geheiratet, und mit unseren zwei Kindern waren wir

eine glückliche Familie. Uns ging es rundum gut, denn wir

kannten weder familiäre, gesundheitliche noch finanzielle

Probleme. So würde manch einer denken, in solch einer

Situation braucht man keinen Gott. Ich betone dies deswegen,

weil ich immer wieder Zeugnisse von Menschen

höre, die sich erst durch eine besondere persönliche Not

Persönliches aus dem Leben des Autors

181

für das Evangelium öffneten. Bei mir war es nicht so, denn

Gottes Wege mit dem Einzelnen sind so vielfältig, wie es

Menschen auf dieser Erde gibt.

Im Herbst 1972 fanden in Braunschweig zwei unterschiedlich

geartete Evangelisationen statt, die ich zusammen mit meiner

Frau regelmäßig besuchte. Eine kleine christliche Gruppe

evangelisierte in der zu unserer Wohngegend gehörenden

Realschule (Sidonienschule). Es war eine einfallsreiche

Methode, jedem Besucher eine Bibel und einen Rotstift

auszuhändigen. Zentrale Aussagen der Bibel wurden unter

aktiver Mitarbeit der Zuhörer erarbeitet und alle behandelten

Bibelstellen sogleich farbig angestrichen. Nach Abschluss

dieser unüblichen, aber doch effektiven Verkündigungswoche

durften wir die Bibeln behalten. So hatten meine Frau

und ich je eine eigene gleiche Bibel, und beim späteren Lesen

stießen wir häufig auf Stellen, die bereits markiert waren und

somit einen gewissen Vertrautheitsgrad vermittelten.

Die andere Evangelisation fand nur kurze Zeit danach

statt. Täglich kamen an die 2000 Personen in die Stadthalle

Braunschweig. Hier standen thematisch eng gefasste, aber

eindeutig auf Entscheidung ausgerichtete Botschaften im

Mittelpunkt. Der Ruf zum Glauben, die Entscheidung für

Jesus Christus erging allabendlich als deutlich formulierte

Einladung. Bei der Predigt von Leo Janz nach Lukas 17,33-36

kam die Wahlentscheidung zwischen Rettung und Verlorensein

so deutlich zum Ausdruck, dass ich der allgemeinen

Aufforderung, nach vorne zu kommen, nach der Überwindung

von »Furcht und Zittern« folgte. Auch meine

Frau

ging mit. Einzelgespräch und Gebet mit einem Seelsorgehelfer

waren sehr hilfreich, um zur Gewissheit der Rettung

zu kommen. Bemerkenswerterweise gehörten unsere

beiden Gesprächspartner demselben Hauskreis an, in dem

Persönliches aus dem Leben des Autors

182

wir dann auch bald mit dabei waren. Weitere Verkündigungstage

in Braunschweig folgten. An einigen Abenden

sprach Pastor Heinrich Kemner in der überfüllten Martinikirche.

Unvergesslich ist mir heute noch seine Predigt über

die Tempelquelle nach Hesekiel 47. Durch seine vollmächtige

Botschaft war ich derart angesprochen, dass ich sogleich

beschloss, herauszubekommen, woher dieser originelle Mann

kam. Den musste ich wieder hören! So führte mich der Weg

bald nach Krelingen, dem idyllischen Heidedorf in der Nähe

von Walsrode.

Die folgenden Ahldener Jugendtage

unter den

Krelinger Eichen, aber auch die Erweckungstage prägten

entscheidend mein Glaubenswachstum. Auch die Bücher von

Pastor Kemner gaben mir wichtige Anstöße und wirkten auf

mich in starkem Maße ausrichtend.

Nach all diesen Ereignissen, die mich zu einem vertieften

eigenen Bibelstudium führten, kam ich zu einer für mich

einschneidenden Erfahrung: Die Bibel ist in ihrer Ganzheit

Gottes Wort und trägt das absolute Siegel der Wahrheit. Dies

war ein so stabiles Fundament, das sich in allen Situationen

des Lebens und Denkens als äußerst tragfähig erwies. Das

schlichte Vertrauen in Gottes Wort, das ich von den Kinderstunden

her kannte, gewann ich nicht nur zurück, sondern es

erfuhr eine solche Festigung, dass ich bereit war, dies auch

bekennend weiterzuvermitteln. Dies geschah neben dem

persönlichen Zeugnis zunächst hier und da in Bibelstunden,

die ich in unserer Gemeinde hielt. Die Zugehörigkeit zu einer

bibeltreuen Gemeinde und das persönliche Einbringen im

Gemeindeleben habe ich als unbedingt notwendig erkannt,

wenn wir verbindlich zu Christus gehören wollen.

Ich durfte Jesus als den Christus, den Sohn Gottes, den Retter

aus meiner Verlorenheit, erkennen. Er, der von Ewigkeit

her

war, kam von Gott dem Vater, wurde Mensch und erlöste uns

Persönliches aus dem Leben des Autors

183

nach einem Plan, den sich kein Intellekt ausdenken

konnte.

Das Neue Testament offenbart uns, dass Gott durch diesen

Jesus das ganze Universum ebenso wie diese Erde und alles

Leben darauf erschuf. Es ist nichts ausgenommen, denn »alle

Dinge sind durch dasselbe (= das Wort, der Logos = Jesus)

gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht

ist« (Joh 1,3). Es ist nicht nur alles durch ihn, sondern auch

zu ihm hin als Zielpunkt geschaffen (Kol 1,16).

Es gehört für mich zu den erhabensten Gedanken: Der

Schöpfer und der Mann am Kreuz ist ein und dieselbe Person!

Was hat diesen Herrn aller Herren und König aller

Könige nur dazu bewogen, für mich ans Kreuz zu gehen?

Mein Verstand kann dies nicht ausloten, aber Johannes 3,16

gibt mir die Antwort: Es ist seine grenzenlose Liebe, die alles

für mich tat, damit ich nicht verloren gehe.

3. Bibel und Wissenschaft: Ein Themenkomplex der Bibel

faszinierte mich immer wieder: Es war der Zusammenhang

biblischer Aussagen mit naturwissenschaftlichen Fragestellungen,

und hier besonders die Frage nach der Schöpfung.

Ich merkte, dass diese Schnittstelle zwischen Denken und

Glauben für viele intellektuell geprägte Zeitgenossen den

entscheidenden Prüfstein für den Glauben überhaupt darstellt.

Ist die Evolutionstheorie wahr, dann kann der Schöpfungsbericht

nicht gleichzeitig auch wahr sein. Ist aber der

Schöpfungsbericht wahr, dann ist die Evolutionslehre einer

der grundlegenden und damit verheerendsten Irrtümer der

Weltgeschichte. Für die Beurteilung der Evolutionsidee fand

ich aus der Sicht feststehender Sätze meines Fachgebietes

– der Informatik – heraus: Dieses Modell ist nicht nur in

einigen Details falsch, sondern schon im Grundansatz.

Ein Kernpunkt des Lebens ist die in den Zellen enthaltene

Information. Information ist aber kein materielles Phänomen,

Persönliches aus dem Leben des Autors

184

sondern eine durch Wille und Intelligenz zustande

gekommene

geistige Größe. Neue Information kann also nur durch einen

kreativen

Denkprozess entstehen, nicht aber durch Mutation

oder Selektion. Genau das beschreibt auch die Bibel in vielfältigen

Ausdrucksweisen wie z. B. in Sprüche 3,19: »Denn

der Herr hat die Erde durch Weisheit gegründet und durch

seinen Rat die Himmel bereitet.«

4. Im Dienst Jesu: Als wir 1976 mit einer befreundeten

Familie

einen gemeinsamen Urlaub auf der Nordseeinsel

Langeoog

verbrachten, kamen wir in den Strandgesprächen

mit einem Freund immer wieder auf Schöpfungsfragen zu

sprechen.

Er schlug vor, dass ich meine Gedanken einmal

in seiner Gemeinde vortragen solle. So kam es 1977 zu

einem ersten öffentlichen Vortrag. Ich war erstaunt, dass

an jenem

Abend, für den es außer der »Mund-zu-Mund-

Propaganda« keine Werbung gab, so viele auswärtige Gäste

kamen.

Die Thematik brannte offenbar vielen auf der Seele.

Dieser Vortrag löste weitere Anfragen aus. Im Laufe der

folgenden Jahre gab es dann eine solche Ausweitung der

Vortragsdienste im Lande, dass ich bald nur noch einen

gewissen Anteil der Anfragen realisieren konnte.

Als ich eines Tages einen Aufsatz in einer christlichen Zeitschrift

las, worin der Autor die Evolutionsidee mit dem

biblischen

Schöpfungszeugnis vermischte, veranlasste mich

dies, dieser Version einen eigenen, biblisch orientierten

Artikel

gegenüberzustellen. Der Aufsatz wurde jedoch abgelehnt,

weil die Redaktion einen anderen »theologischen

Standpunkt« vertrat. Daraufhin erschien er anderweitig

zusammen

mit dem Beitrag eines Koautors im Mai 1977 in

Braunschweig. Die Broschüre hatte eine Auflage von 3000

Exemplaren. Bald danach trat ein Verlag mit der Bitte an uns

heran, die Themen ausführlicher zu behandeln, um sie als

Persönliches aus dem Leben des Autors

185

Taschenbuch herauszubringen.

Es erschien 1978 unter dem

Titel »Schöpfung oder Evolution?«. Diese Schrift brachte

mich erstmals mit Wissenschaftlern in Verbindung, die ähnlich

dachten. Kurz danach wurde die Studiengemeinschaft

»Wort

+ Wissen« gegründet. Von 1981 bis 2006 gehörte ich zum

Leitungskreis dieses eingetragenen Vereins, der es sich zur

Aufgabe gemacht hat, das Wort Gottes in unserer Zeit zur

Sprache zu bringen und darauf gründend, eine biblisch orientierte

Wissenschaft zu betreiben. Die Lehren der Evolution

haben das Denken in den verschiedensten Bereichen der

Natur- und Geisteswissenschaften nachhaltig und nachteilig

beeinflusst. Insbesondere den Intellektuellen

ist dadurch

der

Zugang zur Bibel so erschwert worden, dass es notwendig

ist, ihnen Hilfestellungen zu geben. Bei genauerem Hinsehen

lässt sich immer wieder zeigen, dass die vom Schöpfungszeugnis

der Bibel ausgehenden Deutungen

wissenschaftlicher

Fakten der Realität viel besser gerecht werden, als dies bei den

Deutungsversuchen

im Rahmen der Evolutionslehre

der Fall

ist. Über mehrere Jahre hinweg habe ich mich wissenschaftlich

mit dem Informationsbegriff

beschäftigt.

Als Ergebnis konnte

ich verschiedene Naturgesetze

über Information formulieren.

Diese »Naturgesetzliche

Informationstheorie

« habe ich an

zahlreichen

Universitäten

des In- und Auslandes sowie auf

wissenschaftlichen Kongressen vorgetragen.

1980 erschien mein zweites Taschenbuch »Logos oder

Chaos

«, das – wie ich aufgrund vieler Rückmeldungen

aus dem Leserkreis erfahren habe – vielen Suchenden zum

Umdenken

von der Evolution zum Schöpfungsgedanken hin

verholfen hat. Die Nachfrage nach schriftlichen Unterlagen

zu den Aussagen aus den Vorträgen riss nicht ab, und so

begann

ich neben der Vortragstätigkeit auch mit dem Schreiben

von Büchern. Hätte man mir in meinen jungen Jahren

Persönliches aus dem Leben des Autors

186

gesagt, dass ich einmal Bücher schreiben würde, so hätte ich

mir das überhaupt nicht vorstellen können. In meiner Schulzeit

hatte ich eine tiefe Abneigung gegenüber Aufsätzen.

Hätte ich damals wählen dürfen, dann hätte ich lieber zehn

Mathematikarbeiten

als nur einen Aufsatz geschrieben.

Im Laufe der Zeit griff ich verschiedene Fragenkomplexe auf,

auf die ich nach Vorträgen immer wieder stieß und die mir

wichtig erschienen. Im Rahmen von Taschenbüchern habe

ich diese Gedanken nach und nach bearbeitet. Dass man der

Bibel in all ihren Aussagebereichen wirklich vertrauen

kann,

ist in »So steht’s geschrieben« (1985) ausführlich

dargelegt.

In dem Buch »Das biblische Zeugnis der Schöpfung« (1983)

wird insbesonders darauf eingegangen, dass alle Aussagen zur

Schöpfung auch im Blickpunkt moderner

wissenschaftlicher

Fakten vertrauenswürdig sind. In unterhaltsamer und leicht

verständlicher, aber wissenschaftlich

begründeter Weise

geht das Taschenbuch »Wenn Tiere reden könnten« (1990)

auch auf die Schöpfung ein. Dabei wird auf die vielen

genialen, konstruktiven Details im Tierreich

hingewiesen,

die nicht nur zum Staunen, sondern auch zum Glauben

herausfordern. Die oft gestellte Frage, ob die vielen Religionen

andere Heilswege neben dem Evangelium

darstellen,

wird in dem Buch »Und die anderen Religionen?

« (1991) in

biblischer Analyse bearbeitet. Die dazu erforderliche nähere

Betrachtung des Evangeliums lässt gerade

dieses Buch zu

einem evangelistischen Buch werden. Wie mir immer wieder

gesagt wird, sind Bücher, die wissenschaftliche

Fakten mit der

biblischen Botschaft verbinden,

von Lesern sehr gefragt. Dies

ist nach meiner Einschätzung

wohl auch der Schwerpunkt

meiner Literaturarbeit geworden. Die Taschenbücher

»Signale aus dem All – Wozu gibt es Sterne?« (1993), »Am

Anfang war die Information« (1994) und der Bildband

Persönliches aus dem Leben des Autors

187

»Faszination Mensch« (1996) liegen

ebenfalls auf dieser

Linie. Alle diese Schriften sind so angelegt, dass sie auf der

Basis des vollen Vertrauens zur Bibel wissenschaftliches

Material verarbeiten und mit eindeutigen

evangelistischen

Passagen für den Glauben an Jesus

Christus werben.

Ein ganz anderes Tätigkeitsfeld tat sich für mich 1990 auf,

als ich den Anruf eines mir bis dahin unbekannten Mannes

erhielt. Er erklärte mir, dass er in der Sowjetunion geboren

sei und auch dort studiert habe. Er ist Deutscher und

beherrscht

die russische Sprache in Wort und Schrift. Sein

Anliegen: »Ich habe einige Bücher von Ihnen gelesen.

Könnten

Sie sich vorstellen, dass Sie mit mir in die ehemalige

Sowjetunion reisen und dort solche Vorträge halten?

Ich würde die Übersetzung ins Russische übernehmen.« Ich

erbat

mir Bedenkzeit. Bei einem späteren Anruf sagte ich zu.

So ging die erste Reise nach Moskau, wo wir im Mai 1991

zehn Tage lang an verschiedenen Plätzen (z. B. Pädagogische

Hochschule, Berufsschulen, Krankenhäuser, in einer Fabrik

und auch in einer Kaserne) das Evangelium weitersagten.

Gott schenkte offene Herzen für das Gesagte, und erstaunlich

viele waren bereit, sich Jesus Christus in einer persönlichen

Entscheidung hinzuwenden. Wer ist dieser Mann, mit dem

Gott mich so zusammengebracht hat? Es ist Dr. Harry

Tröster, der in seinem Alltag bei Mercedes Benz in der

Entwicklung tätig ist. Inzwischen haben wir fast jährlich

eine

Missionsreise in den Osten ausgeführt. Unsere Wege führten

uns ein weiteres Mal nach Moskau, aber auch nach Kasachstan

und Kirgisien und in das (heute russische) nördliche

Ostpreußen. Diese Reisen in den Osten unternehmen

wir nie

alleine, sondern zusammen mit einer inzwischen

bewährten

Mannschaft. Bei allen Einsätzen wurden

große Stückzahlen

an evangelistischen Büchern eingesetzt,

die zuvor per LKW

Persönliches aus dem Leben des Autors

188

dorthin gebracht wurden. Natürlich

gehörten auch Neue

Testamente und Kinderbibeln zu jeder Reise.

Von 1978 bis Mitte der neunziger Jahre habe ich jährlich

einen missionarischen Zelteinsatz durchgeführt. Nienhagen,

ein Dorf in der Nähe von Celle, war mein erster Einsatzort.

Einige andere Orte waren u. a. Detmold, Köln, Schorndorf,

Frankfurt/Oder, Greifswald, Zerbst und Zwickau. Im Sommer

1978 hatte ich meinen ersten Zeltdienst als Evangelist

in Nienhagen. Bemerkenswerterweise fällt dieses Jahr

zusammen

mit meiner Ernennung zum Direktor und Professor.

Sollte das nur ein Zufall sein? In Matthäus 6,33 sagt

Jesus: »Trachtet am Ersten nach dem Reich Gottes und nach

seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.«

1991 wird mir unvergesslich in Erinnerung bleiben, weil ich

neun Tage lang im Großen Saal der Stadthalle Braunschweig

das Evangelium verkündigte. An der Stelle, wo ich 1972

selbst eine Entscheidung für Christus getroffen hatte, konnte

ich nun andere Menschen in die Nachfolge Jesu rufen. Einladungen

zu mehrtägigen evangelistischen Einsätzen in

Stadthallen, öffentlichen Gebäuden oder Gemeindezentren

habe ich im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten immer

wieder angenommen.

Rückblickend staune ich, wie man als Wissenschaftler zum

Autor christlicher Bücher und Verkündiger wird, ohne dies

je gewollt oder geahnt zu haben. Wenn ich die Führungen

Gottes in meinem Leben zu deuten versuche, dann gewinnt

ein Satz, den der bekannte Pfarrer und Evangelist Heinrich

Kemner geprägt hat, für mich persönliche Bedeutung: »Wir

schieben nicht, wir werden geschoben.« So tut es Gott: Er

stellt uns in besondere Situationen hinein. Wenn er Türen

öffnet, dann soll man sie durchschreiten, denn nur, was er

vorbereitet hat, steht unter seinem Segen.

Persönliches aus dem Leben des Autors

Literaturverzeichnis

Auf die Literatur des Verfassers wird im Text durch die in

eckigen Klammern gesetzte Kurzform Großbuchstabe G,

gefolgt von einer laufenden Nummer und der Seitenangabe

(z. B. [G2, 112-118]), verwiesen:

[G1] So steht’s geschrieben

CLV Bielefeld, 8. Auflage 2011, 256 S.

[G2] Das biblische Zeugnis der Schöpfung

Neuhausen-Stuttgart, 6. Auflage 1995, 188 S.

[G3] Und die anderen Religionen?

CLV Bielefeld, 12. Auflage 2016, 176 S.

[G4] In 6 Tagen vom Chaos zum Menschen

Logos oder Chaos – Naturwissenschaftliche und

biblische Grundfragen zur Schöpfung –

Aussagen und Einwände zur Evolutionslehre

Holzgerlingen, 7. Auflage 2007, 237 S.

[G5] Am Anfang war die Information

Holzgerlingen, 3. Auflage 2002, 360 S.

[G6] Schuf Gott durch Evolution?

CLV Bielefeld, 10. Auflage 2019, 160 S.

[G7] Signale aus dem All – Wozu gibt es Sterne?

CLV Bielefeld, 5. Auflage 2007, 224 S.

[G8] Wenn Tiere reden könnten

CLV Bielefeld, 18. Auflage 2018, 128 S.

[G9] Faszination Mensch

CLV Bielefeld, 3. Auflage 2016, 160 S.

190

[G10] Nur die Klugen kommen ins Himmelreich

(Zum Gleichnis über den ungerechten Haushalter

nach Lukas 16,1-8), Zeitschrift ›Bibel und Gemeinde‹

(1985), H. 2, S. 191-200.

[G11] Zeit und Ewigkeit

CLV Bielefeld, 5. Auflage 2021, 155 S.

[G12] Wunder und Wunderbares

CLV Bielefeld, 2. Auflage 2007, 319 S.

[G13] Das sonderbarste Schiff der Weltgeschichte

Sonderdruck Fundamentum, STH Basel

Mühlestiegrain 50, CH-4125 Riehen/Basel

[G14] Schatzsucher – eine verblüffende Entdeckung

CLV Bielefeld, 2. Auflage 2014, 351 S.

[G15] Information – Der Schlüssel zum Leben

CLV-Verlag, 7. Auflage 2020, 502 S.

Hinweise auf Schriften anderer Autoren kommen im Allgemeinen

nur einmal vor; solche Quellenangaben werden

darum im Buchtext direkt genannt.

Den wörtlich zitierten Bibelstellen liegt die Luther-Übersetzung

(AT: 1912; NT: 1956) zugrunde. Andere Bibelausgaben

sind nach dem jeweiligen Zitatende angegeben.

Das im heutigen Sprachgebrauch missverständliche Wort

»Weib« wurde generell durch »Frau« ersetzt.

Zahlreiche naturwissenschaftlich-biblisch orientierte und

evangelistisch ausgerichtete Vorträge von Werner Gitt sind

im Internet unter den folgenden Adressen zu finden:

werner gitt youtube

werner gitt podcast

Literaturverzeichnis

Erklärung der verwendeten

Abkürzungen für die biblischen Bücher

Bücher des Alten Testaments (AT)

1Mo 1. Mose (Genesis) Pred Prediger

2Mo 2. Mose (Exodus) Hoh Hohelied

3Mo 3. Mose (Leviticus) Jes Jesaja

4Mo 4. Mose (Numeri) Jer Jeremia

5Mo 5. Mose (Deuteronomium) Klgl Klagelieder

Jos Josua Hes Hesekiel

Ri Richter Dan Daniel

Rt Ruth Hos Hosea

1Sam 1. Samuel Jl Joel

2Sam 2. Samuel Am Amos

1Kön 1. Könige Ob Obadja

2Kön 2. Könige Jn Jona

1Chr 1. Chronik Mi Micha

2Chr 2. Chronik Nah Nahum

Es Esra Hab Habakuk

Neh Nehemia Zep Zephanja

Esth Esther Hag Haggai

Hi Hiob Sach Sacharja

Ps Psalmen Mal Maleachi

Spr Sprüche

Bücher des Neuen Testaments (NT)

Mt Matthäus 1Tim 1. Timotheus

Mk Markus 2Tim 2. Timotheus

Lk Lukas Tit Titus

Joh Johannes Phlm Philemon

Apg Apostelgeschichte 1Petr 1. Petrus

Röm Römer 2Petr 2. Petrus

1Kor 1. Korinther 1Joh 1. Johannes

2Kor 2. Korinther 2Joh 2. Johannes

Gal Galater 3Joh 3. Johannes

Eph Epheser Hebr Hebräer

Phil Philipper Jak Jakobus

Kol Kolosser Jud Judas

1Thess 1. Thessalonicher Offb Offenbarung

2Thess 2. Thessalonicher

Homepage des Autors und Traktate

Homepage von Werner Gitt: www.wernergitt.de

Dort sind zu finden:

Liste der aktuellen Vortragstermine.

Aufsätze und Bücher in verschiedenen Sprachen zum Herunterladen.

Traktate im Lese- und Druckmodus zum Herunterladen und

zum Bestellen:

• »Wie komme ich in den Himmel?«

• »Wer ist der Schöpfer?«

• »Wunder der Bibel«

• »Was Darwin noch nicht wissen konnte«

• »… und Er existiert doch«

• »Krippe, Kreuz und Krone«

• »Reise ohne Rückkehr«

• »Die größte Einladung«

• »Widerlegung der Evolution durch Naturgesetze«

• »Unsere Erde – Ein außergewöhnlicher Planet«

• »Warum gibt es so viel Leid?«

• »Geht es auch ohne Jesus?«

• »Vom Denken zum Glauben«

• »Der Gottesbeweis durch die Naturkonstanten«

• »Bionik – Lernen von Gottes Ideen«

• »Der Mensch – Eine geniale Konstruktion«

Die hier genannten farbig gestalteten Traktate gibt es auch

in vielen anderen Sprachen. Am meisten wurde bisher »Wie

komme ich in den Himmel?« übersetzt. Diese Schrift gibt es

in etwa 70 Sprachen.