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Das sonderbarste Schiff der Weltgeschichte

Das sonderbarste Schiff der Weltgeschichte

Prof. Dr.-Ing. Werner Gitt

(Biographische Angaben finden

sich am Ende des Artikels)

Vorwort

Die Arche Noah gehört zweifellos zu den faszinierendsten

Schiffen, die je gebaut wurden. Ist es da verwunderlich,

dass Fragen über Fragen zu diesem «sonderbarsten Schiff der Weltgeschichte

» gestellt werden? Waren wirklich alle Tierarten auf diesem Schiff

vertreten? Wie war es möglich, dass nur acht Personen über ein Jahr lang

eine ganze Tierwelt versorgen konnten? Wie gelangten die Tiere auf die

Arche, und wie kommt es, dass manche Tierarten nach dem Ausstieg in

so entlegene Gebiete wie Australien, Südamerika oder Sibirien gelangen

konnten? Welche technischen Hilfsmittel standen Noah zur Verfügung,

um ein so gewaltiges Schiff als einfacher Nomade herstellen zu können?

Wie wurde die Arche beheizt, belüftet und beleuchtet? Wer kalkulierte den

Jahresvorrat an Futter? Woher kam das Trinkwasser – gab es zuvor gefüllte

Wassertanks, oder wurde Regenwasser aufgefangen? Wie geschah

die Entsorgung? Woher kannte Noah die richtigen Abmessungen für ein

Schiff mit solchen Anforderungen? War dieses Schiff überhaupt hochseetauglich,

um über ein Jahr lang Wind und Wellen trotzen zu können?

Es ist hier nicht der Platz, um auf alle diese Fragen eingehen zu können.

Einer bedeutsamen Frage allerdings, nämlich der nach der Seetüchtigkeit

und dem Materialbedarf, wollen wir hier unsere besondere Aufmerksamkeit

widmen.

Beeinflusst durch bibelkritische Theologie sehen viele Zeitgenossen die

Entstehung der Bibel nicht mehr als von Gott autorisiert an. Nach ihrer

Auffassung sind die Urheber Menschen mit verschiedenen Ansichten und

aus verschiedenen Kulturen. Als Quellen dienten angeblich diverse Erzählungen

und Epen, die nach eigenem Gutdünken variiert und ergänzt wurden.

Nach einer ersten niedergeschriebenen Version wurden die Texte

dann revidiert und immer wieder neu zusammengestellt. So darf es uns

nicht wundern, wenn bei solchen Voraussetzungen die heute vorliegenden

biblischen Texte heftig kritisiert und in Frage gestellt werden. Oft haben

Deutungen mit dem biblischen Text nur noch wenig gemeinsam. So wird

z. B. behauptet, dass es sich bei der Sintflut, wenn es sie denn überhaupt

gegeben hat, nur um eine regionale Flut gehandelt habe, obwohl die biblischen

Aussagen dem entgegenstehen (z. B. Gen 7, 21–23; Lk 17, 26–27).

Weiterhin wird angenommen, der biblische Bericht sei vom babylonischen

Gilgamesch-Epos beeinflusst, obwohl Gott im Sintflutbericht immer wieder

der Redende ist (z. B. Gen 7, 1.5; 8, 15; 9, 12).

Entgegen solchen Vorstellungen gehen wir davon aus, dass der Sintflutbericht

wie auch die gesamte Bibel göttlich inspiriert ist, d.h. Gott, der Vater

(2. Tim 3, 16), der Sohn (Gal 1, 12) und der Heilige Geist (2. Petr 1, 21)

sind die eigentlichen Autoren. Darum konnte Jesus beten «Dein Wort ist

die Wahrheit» (Joh 17, 17), und der Apostel Paulus gab jedem Satz der

Bibel das volle Vertrauen: «Ich glaube allem, was geschrieben steht» (Apg

24, 14).

Unter dieser Voraussetzung waren die in der Bibel genannten Abmessungen

für die Arche nicht Noahs Ideen, sondern von Gott gegeben. Somit

müssten diese Vorgaben die besten sein, die man aus bautechnischen

Gründen für ein Schiff wählen würde. Wozu Noah damals nicht in der

Lage war, das können wir heutzutage: Mit dem derzeitigen schiffbautechnischen

und mathematischen Kenntnisstand sowie dem unentbehrlichen

Werkzeug zur Ausführung numerischer Berechnungen, dem Computer,

können wir die von Gott gegebenen Abmessungen verstehen lernen. Wie

in der vorliegenden Arbeit detailliert dargelegt, kann nun nachgewiesen

werden, dass die Arche hinsichtlich der beiden wichtigsten Konstruktionsmerkmale,

«hohe Schwimmstabilität bei gleichzeitig sparsamem Materialeinsatz

», die bestmöglichen Abmessungen aufweist. Wie die mathematischen

Gleichungen belegen, wirken sich diese beiden Forderungen in

gegenläufigem Sinne auf die Abmessungen der Arche aus. Mit Hilfe eines

numerischen Optimierungsprozesses lassen sich jedoch die optimalen

Werte ermitteln.

Das Ergebnis ist zwar höchst erstaunlich, aber aus der Sicht des biblischen

Glaubens dennoch geradezu erwartet. Kein anderes als das biblisch

bezeugte Breiten-zu-Höhen-Verhältnis hätte ausgeführt werden dürfen,

um die beiden Einflussgrößen – hohe Schwimmstabilität und

möglichst geringer Materialeinsatz – optimal zu kombinieren. Noah konnte

diese mathematischen Rechnungen, die wir hier im Detail einem interessierten

Leserkreis zugänglich machen wollen, nie und nimmer durchführen.

Nur darum, weil Gott sie vorgegeben hat, mussten sie optimal sein.

Damit können wir drei wichtige Ergebnisse festhalten:

3

1. Der Sintflutbericht ist keineswegs von Menschen erdacht, sondern

göttlichen Ursprungs.

2. Wie dieses Beispiel eindrücklich belegt, kann auch mathematisches

Rüstzeug hilfreich sein, um die Bibel besser zu verstehen und um falsche

Lehren zu widerlegen.

3. Die weitverbreitete Annahme, der biblische Sintflutbericht sei vom

babylonischen Gilgamesch-Epos beeinflusst, ist – wie hier rechnerisch

nachgewiesen wird – grundlegend falsch. Die im Epos genannte «Arche

» ist ein Würfel mit sieben Stockwerken. Eine solche Konstruktion

ist hinsichtlich der erforderlichen Schwimmstabilität äußerst instabil.

Prof. Dr.-Ing. Werner Gitt

1. Einleitung

Der Steckbrief: Im Folgenden soll von einem Schiff die Rede sein, das zu

Recht als das sonderbarste der Weltgeschichte bezeichnet werden kann.

Hier sein Steckbrief in 10 Punkten:

 Welches Schiff wurde von keinem Menschen in Auftrag gegeben, und

doch existierte es?

 Welcher Reeder liess nur ein einziges Schiff bauen, und dennoch ist

sein Schiff, das noch nicht einmal einen Namen trug, weltbekannt?

 Im Laufe der Weltgeschichte sind die unterschiedlichsten Spezialschiffe

gebaut worden wie z. B. Erzfrachter, Tanker, Passagierschiffe, UBoote.

Der Bedarf für derlei Zwecke ist bleibend, und darum werden

solche Schiffstypen immer wieder gebaut. Welches Schiff aber wurde

einmalig für einen bestimmten Zweck gebaut?

 Welches Schiff war nur zum einmaligen Gebrauch, also nur zur Jungfernfahrt

vorgesehen? (Gegensatz: Die Titanic lief zwar auch nur zur

Jungfernfahrt aus; sie war jedoch für viele weitere Fahrten konzipiert.)

 Von welchem Schiff mit der Tonnage in der Grössenordnung der Ozeanliner

existierten niemals Konstruktionszeichnungen?

 Der Neubau von Schiffen geschieht normalerweise an Land. Nach

Fertigstellung wird das Schiff auf einer schiefen Ebene zum Rutschen

gebracht und so erstmals bei dem sog. Stapellauf zu Wasser gelassen.

Welches hochseetüchtige Schiff von immenser Grösse hat nie einen

Stapellauf erlebt?

 Welches Schiff hat eine so kostbare Fracht transportiert, dass jeder

einzelne von uns heute noch Nutzniesser davon ist?

4

 Welches Schiff wurde auf einem uferlosen Gewässer eingesetzt, das

noch weit grösser ist als der Pazifische Ozean?

 Welches Schiff von vergleichbarer Grösse und Bedeutung wurde ausschliesslich

von Laien gebaut?

 Welches Schiff begab sich auf grosse Fahrt, ohne das Ziel zu kennen?

Was sich hinter diesem sonderbaren und tatsächlich gebauten Schiff verbirgt,

ist nachfolgend entschlüsselt:

 Das Schiff wurde direkt von Gott in Auftrag gegeben. Er war also der

Reeder dieses einzigartigen Schiffes.

 Von Gott stammte auch der Konstruktionsentwurf zum Bau des Schiffes.

 Gott war der Steuermann dieses Schiffes, darum brauchte es auch

weder Kompass noch Ruder.

 Erbaut wurde das Schiff auf der Werft Noahs. Er war weder ein gelernter

Schiffbauer noch Ingenieur, sondern ein Nomade und Viehzüchter.

Bei der Ausschreibung Gottes bekam er dennoch den Zuschlag, weil er

der einzige war, der Gott vertraute.

 Das Schiff lief unter der unsichtbaren Flagge Gottes und wurde im 600.

Lebensjahr Noahs in Dienst gestellt. Es machte nur eine einzige Fahrt,

nämlich die Jungfernfahrt.

 Das Schiff hatte die kostbarste Fracht an Bord, die je ein Schiff mit sich

führte, nämlich das Erbgut für alle zukünftigen Menschen und für alle

Landlebewesen. Wäre dieses untergegangen, wären wir heute nicht

hier. So sind wir alle schicksalhaft mit diesem Schiff verbunden. Natürlich

konnte dieses Schiff nicht untergehen, weil Gott Konstrukteur, Reeder

und Steuermann in Einem war.

 Das Schiff wurde nie auf einen Namen getauft. Das in der Bibel verwendete

Wort tebah ist kein Eigenname, sondern eine Bezeichnung,

die auch verwendet wird für das Rohrkästchen, in dem Mose ausgesetzt

wurde (Ex 2, 3.5). Dieses sonderbare Schiff ist dennoch weltbekannt

als kastenförmige Konstruktion unter der Bezeichnung Arche

(lat. arca = Kasten; engl. ark, franz. arche).

Grundidee für die folgenden Überlegungen: Noah hatte keinerlei

schiffbautechnische Kenntnisse, darum musste Gott ihm die notwendigen

Vorgaben liefern. Wenn die Abmessungen für dieses Schiff somit von Gott

stammten, dann müssten es die besten sein, die man aus ingenieurmässigen

Gründen wählen würde. Heute verfügen wir über die Kenntnisse

zum optimalen Bau eines Schiffes. Wenn wir diese und das für die Berechnungen

unverzichtbare Werkzeug Computer einsetzen, müssten nach

ingenieurmässiger Behandlung des Problems jene Abmessungen heraus5

kommen, die Gott damals vorgegeben hat. Ziel dieser Arbeit soll es sein,

dies in technisch-wissenschaftlicher Art nachzuweisen.

2. Der Zweck der Arche

Die Bibel beschreibt ein grosses Gericht über die damalige Menschheit

durch Einwirkung von gewaltigen Wassermassen, aber auch die Rettung

durch eine Arche. Über Planung, Bau und Fahrt der Arche finden wir detaillierte

Angaben in den Kapiteln 6 bis 8 des ersten Buches Mose.

Gottes Plan eines Gerichtes: Nachdem die Sünde innerhalb der

Menschheit so stark zugenommen hatte, fasste Gott einen Beschluss:

«Als aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit gross war auf Erden

und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, …

sprach er: ’Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von

der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und

bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie

gemacht habe’» (Gen 6, 5.7).

Sintflut als Gericht: Das Gericht Gottes über die Sünde geschah durch

eine weltweite Sintflut: «Denn siehe, ich will eine Sintflut mit Wasser

kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch, darin ein lebendiger

Odem ist, unter dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll untergehen

» (Gen 6, 17).

Rettung durch eine Arche: Nur Noah und seine Familie fanden Gnade

bei Gott, und so entschliesst sich Gott zu einer ganz aussergewöhnlichen

Rettungsaktion. Er gibt Noah genaue Anweisungen für den Bau eines

kastenförmigen Schiffes (einer Arche) und weiht ihn in die kommenden

Geschehnisse ein:

14 Mache dir einen Kasten von Tannenholz und mache Kammern darin und verpiche

ihn mit Pech innen und aussen.

15 Und mache ihn so: Dreihundert Ellen sei die Länge, fünfzig Ellen die Breite und

dreissig Ellen die Höhe.

16 … Und er soll drei Stockwerke haben, eines unten, das zweite in der Mitte, das

dritte oben.

17 Denn siehe, ich will eine Sintflut kommen lassen auf Erden, zu verderben alles

Fleisch, darin Odem des Lebens ist, unter dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll

untergehen.

18 Aber mit dir will ich einen Bund aufrichten, und du sollst in die Arche gehen mit

deinen Söhnen, mit deiner Frau und mit den Frauen deiner Söhne.

19 Und du sollst in die Arche bringen von allen Tieren, von allem Fleisch, je ein Paar,

Männchen und Weibchen, dass sie leben bleiben mit dir.

20 Von den Vögeln nach ihrer Art, von dem Vieh nach seiner Art und von allem Gewürm

nach seiner Art: von allen soll je ein Paar zu dir hineingehen, dass sie leben

bleiben.

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21 Und du sollst dir von jeder Speise nehmen, die gegessen wird, und sollst sie bei dir

sammeln, dass sie dir und ihnen zur Nahrung diene. (Gen 6, 14–21)

3. Die Grösse der Arche

Gibt ein Reeder einer Schiffswerft den Bau eines Schiffes in Auftrag, dann

ist die Ausführung der Konstruktion in starkem Massen abhängig von dem

Zweck und den damit verbundenen Vorgaben. Ein Tanker, ein Erzfrachter

oder ein Luxuspassagierdampfer werden sich in der konstruktiven Gestaltung

stark unterscheiden. Ausserdem wird der Einsatzort von Bedeutung

sein: Ein Schiff für die Hochseefahrt erfordert andere Bedingungen an die

Schwimmstabilität als ein Schiff, das ausschliesslich stromabwärts oder

-aufwärts auf einem Fluss verkehrt. Ein Erzfrachter auf dem Rhein kann

eine so hohe Eintauchtiefe haben, dass zwischen Wasserlinie und Deck

bereits ein Meter ausreichend ist. Soll ein Schiff mit demselben Zweck

über den Ozean fahren, wo riesige Wellen zu erwarten sind, dann muss

die Konstruktion gänzlich anders sein. Derartige Überlegungen gelten in

gleicher Weise auch für das Spezialschiff Arche.

Die Grösse der Arche: Die erforderliche Tonnage der Arche ergibt sich

aus den Transportbedingungen:

 Die Arche musste genug Platz bieten, um alle Landlebewesen unterzubringen

(Gen 6, 18–20).

 Sie musste ausserdem gross genug bemessen sein, um einen Nahrungsvorrat

aufzunehmen, der für einen Zeitraum von etwas mehr als

einem Jahr ausreicht (371 Tage).

Zwischen Gott und Noah gab es ein grundlegendes Arbeitsprinzip, das

auch heute noch für uns gültig ist:

Prinzip 1: Was Noah tun konnte, war ihm aufgetragen; was Noah

nicht vermochte, das tat Gott für ihn.

Darum heisst es in Gen 6, 22: «Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot.»

Noah hatte keine Ahnung von Schiffbau, und er vermochte nicht zu überschauen,

wie gross ein Schiff sein muss, das den o.g. Zweck erfüllt. So

gab Gott ihm die Grösse an.

Die Abmessungen der Arche betragen (1 Elle1 = 0,4375 m; errechnet aus

der Länge des Siloahtunnels in Jerusalem):

1Die Elle ist eine seit dem Altertum gebräuchliche und weltweit verbreitete Längeneinheit;

sie entspricht der Länge des Unterarms vom Ellenbogen bis zur Spitze des Mittelfingers. Im

Laufe der Geschichte gab es hierfür in verschiedenen Ländern z.T. stark voneinander abweichende

Festlegungen, wie einige Beispiele belegen sollen (S1, S. 48 – Ein ausführliches

Literaturverzeichnis befindet sich am Ende des Artikels):

7

300 Ellen lang (131 m)

50 Ellen breit (22 m)

30 Ellen hoch (13 m)

Das ergibt einen Rauminhalt von 131 m 22 m 13 m = 37 500 m³ oder

eine Bruttotonnage von 13 250 BRT2.

Die drei Decks haben eine Fläche von 3 131 m 22 m = 8 650 m², und

das entspricht 1,2 Fussballfeldern3. Bis 1850 gab es in der gesamten

Weltgeschichte kein Schiff, das grösser als die Arche war (D14, S. 41).

Bis zum Jahre 1932

 waren weniger als 1 % der Schiffe so gross wie die Arche

 waren nur 160 länger

 waren nur 7 breiter

 waren nur 8 höher

 und nur 6 hatten eine grössere Tonnage als die Arche.

Nippur-Elle in Sumer (um 2000 v. Chr.) 51,72 cm

Ammatu in Babylon 49,5 cm

Königliche Elle in Ägypten 52,5 cm

Pechys in Griechenland 46,2 cm

Cubitum im Römischen Reich 44,4 cm

Preussische Elle in Deutschland 66,69 cm

Britische Elle (1 cubit = 18 in) 45,72 cm

Braunschweiger Elle 57,07 cm

Welche dieser Ellen entspricht am besten der biblischen Angabe? In der Inschrift des Siloahtunnels

in Jerusalem wird seine Länge (525 m) mit 1200 Ellen angegeben. Daraus ergibt

sich für die Elle eine Länge von 525/1200 = 0,4375 m. So entscheiden wir uns bei der Umrechnung

der Abmessungen der Arche für die in Israel zu alttestamentlicher Zeit gebräuchliche

Elle.

2Die Bruttoregistertonne (BRT) ist ein Raummass zur Bemessung von Schiffsgrössen. Der

gesamte vom Schiff umschlossene Raum wird in BRT angegeben. 1 BRT = 100 Kubikfuss

= 2,8316 m³. Der nutzbare Frachtraum wird in Nettoregistertonnen NRT angegeben und

gibt keinen direkten Anhaltspunkt für die Grösse des Schiffes. Das Deplacement (franz.

déplacement = Wasserverdrängung) ist die von einem Schiff verdrängte Wassermenge in

Tonnen (1 t = 1000 kg) und entspricht dem Gesamtgewicht des Schiffes.

1982 wurde die Registertonne als Bemessungsgrundlage für neue Schiffe weltweit durch

die Raumzahl abgelöst. Letztere ist der in m³ angegebene, von der Aussenhaut her bemessene

Rauminhalt eines Schiffes. Im vereinfachten Verfahren ist die Brutto-Raumzahl

durch BRZ = 0,24 Vbr, die Netto-Raumzahl durch NRZ = 0,3 BRZ = 0,072 Vbr gegeben,

wobei Vbr = 0,55 L B D + VgA der in m³ angegebene Bruttoraumgehalt ist (L Länge

des Oberdecks; B grösste Breite; D Abstand der Oberkante des Kiels von der Unterkante

des Oberdecks, mittschiffs gemessen; VgA Rauminhalt geschlossener Aufbauten,

Deckhäuser u. a).

3Bei den Fussballfeldern für internationale Begegnungen sind als Abmessungen 64 bis 75

m Breite und 100 bis 110 m Länge erlaubt. Für unsere Vergleichsrechnung nehmen wir

Mittelwerte an und kommen damit auf eine Spielfeldfläche von 69,5 m 105 m = 7 300 m².

4Die Literaturangaben finden sich am Ende des Artikels.

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Die Tonnage der Arche entsprach der Ladefähigkeit von 600 Güterwagen;

das ergibt einen Zug von 6 Kilometern Länge.

In zahlreichen Religionsbüchern wird die Arche gern als kleines Schiffchen

dargestellt. In verniedlichender Weise schaut dann Noah aus einer Luke,

und eine Giraffe und ein paar andere Tiere recken ihre Hälse neugierig

heraus. Auch für Karikaturisten ist die Arche ein beliebtes Motiv (siehe

Beispiel aus der Braunschweiger Zeitung vom 14. 04. 2000; Bild 1).

Alle diese Darstellungen eines kleinen Schiffleins haben viel zu falschen

Vorstellungen über die tatsächlichen Grössenverhältnisse der Arche Noah

beigetragen.

Eine realistische Darstellung der Arche finden wir hingegen in einer alten

Lutherbibel aus dem Jahre 1720 (L1), die mit vielen Kommentaren und

Bildern ausgestattet ist. Aus Bild 2 geht deutlich die Kastenbauweise hervor;

ausserdem wird ein guter Eindruck vermittelt, mit welchen Abmessungen

wir es in Wirklichkeit zu tun haben.

Weiterhin wollen wir einen Grössenvergleich mit bekannten Schiffen unserer

Tage vornehmen. Auf der Ostsee verkehren zwischen Travemünde

und Trelleborg/Schweden die beiden baugleichen Fährschiffe Nils Holgerson

und Peter Pan (Bild 3). Aus Tabelle 1 gehen verschiedene Details

über diese beiden riesigen Schiffe hervor. In der letzten Spalte werden die

Daten mit der Arche Noah verglichen. Die Zahlenwerte zeigen, dass diese

Schiffe in etwa mit der Arche vergleichbar sind.

Nennen wir noch einige Riesenschiffe, die die Arche zwar übertreffen,

aber doch zu einer richtigen Einschätzung ihrer Grösse verhelfen:

Sovereign Maersk: Dieses grösste Containerschiff der Welt ist 42,8 Meter

breit und 347 Meter lang und kann 6600 Container befördern. Das Schiff

ist 347/131 = 2,6-mal länger als die Arche.

Queen Mary II: In Saint-Nazaire/Frankreich wird zur Zeit der grösste Luxus-

Liner aller Zeiten gebaut. Dieses Schiff, das unter britischer Flagge

laufen soll, wird knapp 345 Meter lang sein, 2800 Passagiere befördern

können und Ende 2003 in Dienst gestellt werden. Auch dieses Schiff wird

2,6-mal länger sein als die Arche.

Titanic: Das 1912 bei der Jungfernfahrt untergegangene Schiff war 269 m

lang und damit etwa doppelt so lang wie die Arche.

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4. Noahs Zeit in der Arche

Die Gesamtzeit, die Noah in der Arche verbrachte, ist aus den biblischen

Texten genau zu entnehmen:

Einstieg in die Arche: Am 17. Tag des zweiten Monats im 600. Jahr Noahs.

(Gen 7, 11)

Ausstieg aus der Arche: Am 27. Tag des zweiten Monats des darauffolgenden

Jahres.5

Man gewinnt den Eindruck, nun könne man problemlos die exakte Aufenthaltsdauer

ermitteln, nämlich ein Jahr und 10 Tage. Dennoch lässt sich

daraus noch nicht mit Sicherheit die genaue Zahl an Tagen berechnen.

Professor Samuel Külling diskutiert dieses Problem in seiner Reihe «Genesis

», 73. Teil (K1, S. 10), indem er auf folgendes Problem hinweist:

Ein Unsicherheitsfaktor ist unsere Unkenntnis über den Kalender in alttestamentlicher

Zeit. Auch wissen wir nicht, zu wieviel Tagen ein Monat gerechnet wurde.

Ferner besteht eine Ungewissheit darüber, wie viele Tage vergingen zwischen

dem Termin in 8, 5, dem ersten Tag des zehnten Monats und dem von 8, 13, dem

ersten Tag des ersten Monats des folgenden Jahres.

5Im folgenden wird auf zahlreiche Belegstellen aus der Sintflutgeschichte hingewiesen.

Verkürzend schreiben wir dann z. B. statt Gen 8, 5 nur 8, 5.

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Wir wollen hier dennoch den Versuch unternehmen, uns einen detaillierten

zeitlichen Ablauf von der Flut zu verschaffen. In dem Textbereich von Gen

7, 11 (Einstieg der Noahfamilie in die Arche) bis Gen 8, 19 (Ausstieg aus

der Arche) finden wir fünf präzise Zeitmarken (ZM1 bis ZM5) aus dem

Leben Noahs. Diese sind auf den Tag genau genannt, so dass sie eine

Herausforderung darstellen, eine zeitgenaue Grafik über den Ablauf der

Sintflut zu zeichnen.

Nicht explizit Gesagtes müssen wir durch Annahmen oder Schlussfolgerungen

ergänzen. Im nachsintflutlichen Zeitalter hatten die Israeliten offenbar

ein Mondjahr von 12 Monaten zu 29 bzw. 30 Tagen mit insgesamt

354 Tagen, so wie es für Völker ohne festen Wohnsitz das Nächstliegende

ist. Ob dieser Kalender aber schon zur Zeit Noahs in Gebrauch war, ist

ungewiss. Wie wir noch sehen werden, lässt der Text Schlussfolgerungen

zu, die uns in der zeitlichen Skalierung weiterhelfen.

ZM1: Die erste Zeitmarke ZM1 finden wir in Gen 7, 11. Es ist jener Tag,

an dem die Flut begann, nämlich im 600. Jahr, im zweiten Monat, am 17.

Tag des Lebens Noah:

ZM1 = 600. Jahr, 2. Monat, 17. Tag

Die präzise Angabe will deutlich machen und damit fest unterstreichen,

dass die Sintflut ein historisches Ereignis in Raum und Zeit war, und dass

auch die folgenden Zahlenangaben nicht als gerundete, sondern als exakte

Daten verstanden werden wollen.

Es regnete ununterbrochen 40 Tage und 40 Nächte (7, 12), ausserdem

strömte Wasser aus den Brunnen der Tiefe, so dass der Wasserstand

sich ständig erhöhte (7, 18). Am 150. Tag wurde der höchste Wasserpegel

erreicht (7, 24), wobei diese Zahl die 40 Tage von 7, 12 mit einschliesst.

Der höchste damalige Berg war dadurch noch um 15 Ellen überflutet.

Eindeutig ist, dass am 150. Tag der Höchststand des

Sintflutwassers war. Ob dieser Pegel bereits nach 40 Tagen oder erst am

150. Tag erreicht wurde, ist nicht eindeutig. Die verschiedenen Bibelübersetzungen

erlauben für 7, 24 unterschiedliche Annahmen, weil der hebräische

Grundtext an dieser Stelle mehrdeutig übersetzt werden kann:

A) Anstieg des Wassers bis zum 150. Tag

 Luther 1984: «Und die Wasser wuchsen gewaltig auf Erden hundertfünfzig

Tage.»

 Jerusalemer: «Das Wasser stieg über die Erde hundertfünfzig

Tage.»

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B) Keine Festlegung

 Elberfelder 1975: «Und die Wasser hatten überhand auf der Erde

hundert und fünfzig Tage.»

 King James: «And the waters prevailed upon the earth on hundred

and fifty days.»

 New International Version: «The waters flooded the earth for a

hundred and fifty days.»

C) Höchststand nach 40 Tagen erreicht; danach stand das Wasser auf

gleichbleibendem Niveau

 Luther 1912: «Und das Gewässer stand auf Erden 150 Tage.»

 Hoffnung für alle: «Hundertfünfzig Tage lang blieb das Wasser

auf seinem höchsten Stand.»

Für die Alternative A könnte sprechen, dass das Verstopfen der Brunnen

der Tiefe samt den Fenstern des Himmels und das Ende des Regens in

8, 2 – also nach 7, 24 – erwähnt wird. Andererseits wird von dem Regen

ausdrücklich gesagt, dass er 40 Tage und 40 Nächte dauerte (7, 12). So

entscheiden wir uns für die Alternative C, dass bereits nach 40 Tagen der

Höchststand der Flut (= 100 %) erreicht wurde und stellen darum den

Wasserstand in der Grafik (Bild 4) während 110 Tagen als gleichbleibend

dar.

ZM2: Als nächste Zeitangabe folgt (immer noch im 600. Lebensjahr des

Noah) der 17. Tag des siebten Monats (8, 4):

ZM2 = 600. Jahr, 7. Monat, 17. Tag

An diesem Tag liess sich die Arche auf dem Berg Ararat nieder. Seit dem

Einstieg in die Arche (7, 11) sind damit

ZM2 — ZM1 = [7. Monat, 17. Tag] minus [2. Monat, 17. Tag]

= 5 Monate

vergangen oder gemäss 7, 24 gleich 150 Tage. Aus dem Vergleich dieser

beiden Zeitangaben können wir eine dringend benötigte Grösse ermitteln,

nämlich dass ein Monat mit je 30 Tagen begründbar ist. Diese Monatslänge

werden wir für die Berechnung der anderen Zeitmarken beibehalten.

ZM3: Eine weitere Zeitangabe ZM3 finden wir bereits im folgenden Vers

(8, 5). Am ersten Tag des 10. Monats waren die Bergspitzen zu sehen:

ZM3 = 600. Jahr, 10. Monat, 1. Tag

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Zu 8, 4 ergibt das eine Zeitdifferenz von

ZM3 — ZM2 = [10. Monat, 1. Tag] minus [7. Monat, 17. Tag]

= 74 Tagen.

Nach weiteren 40 Tagen tat Noah das Fenster auf (8, 6) und lässt einen

Raben fliegen (8, 6.7). Nach drei Abschnitten von je 7 Tagen wird eine

Taube ausgesandt, die zuerst wiederkommt (8, 8.9), beim zweiten Mal ein

Ölblatt mitbringt (8, 10.11) und beim dritten Mal nicht mehr zurückkehrt

(8, 12). Seit der letzten Zeitangabe ZM3 aus Noahs Lebenszeit (8, 5) sind

somit 40 + (3 x 7) = 61 Tage vergangen.

ZM4: Die vierte Zeitmarke ZM4 fällt in das 601. Lebensjahr Noahs, und

zwar am ersten Tag des ersten Monats, als Noah das Dach der Arche

(8, 13) öffnete:

ZM4 = 601. Jahr, 1. Monat, 1. Tag

Die Differenz zur Zeitmarke ZM3 beträgt somit

ZM4 — ZM3 = [601. Jahr, 1. Monat, 1. Tag]

minus [600. Jahr, 10. Monat, 1. Tag]

= 3 Monate = 90 Tage.

ZM5: Es war der 27. Tag des zweiten Monats im 601. Lebensjahr Noahs,

als die Erde trocken war (8, 14) und Noah mit seiner Familie und allen

Tieren aus der Arche stieg (8, 18–19):

ZM5 = 601. Jahr, 2. Monat, 27. Tag

Diese fünf zeitlichen Fixpunkte aus dem Leben Noahs gestatten es nun,

die Zeitdifferenzen zu den verschiedenen Ereignissen während der Sintflut

zu berechnen und sie in einer Grafik eindeutig zu lokalisieren (siehe Bild

4). Die Gesamtdauer der Flut von Noahs Einstieg bis zum Ausstieg beträgt

demnach 371 Tage. Nach unserem heutigen Sonnenkalender mit

365 Tagen entspricht das also einem Jahr und 6 Tagen.

16

17

5. Konstruktive Forderungen

Der Bauaufwand für ein Schiff mit solch grosser Ladefähigkeit ist nicht

unerheblich. Wenn Gott der Konstrukteur und Auftraggeber des Schiffes

war, dann können wir davon ausgehen, dass es sich im Rahmen des zu

erfüllenden Zweckes um eine perfekte Konstruktion gehandelt hat. Das

wird schon deutlich an Gottes Vorgabe für die Form des Schiffes.

Die Form des Spezialschiffes: Das Schiff sollte weder eine bestimmte

Geschwindigkeit erzielen noch einen Hafen ansteuern – so waren weder

Ruder noch Mast oder Segel vonnöten. Für den Rettungszweck war auch

keine stromlinienförmige Gestalt erforderlich. Es genügte daher die allereinfachste

Bauform, und das ist ein Kasten.

Konstruktive Massnahmen: Nun kommen wir zu zwei Gesichtspunkten,

die für den Bau der Arche sehr bedeutend sind und die darum die Konstruktion

stark beeinflusst haben. Das, was Gott hier vorgegeben hat,

wollen wir versuchen, mit unseren heutigen Kenntnissen und Berechnungsmöglichkeiten

ein stückweit nachzuvollziehen und wissenschaftlich

zu verstehen.

1. Materialsparende Bauweise: So wie Gott Noah die Form der Arche

vorgab, nämlich die am einfachsten herzustellende Konstruktion, hat er

ihm auch bezüglich des Arbeitsaufwandes nicht mehr abverlangt als nötig

war. Daraus können wir schliessen: Von allen nur denkbaren Grössen für

eine Arche hat Gott solche Abmessungen genannt, die für den Zweck

gerade ausreichend sind. Anders ausgedrückt: Der Materialeinsatz war

von Gott so optimiert, dass Noah damit keinen unnötigen Arbeitsaufwand

hatte.

Daraus können wir ein zweites Prinzip Gottes formulieren:

Prinzip 2: Gott geht ökonomisch mit den Ressourcen (der Menschen)

um.

Für diese Handlungsweise Gottes gibt es zahlreiche Beispiele. Einige

seien hier genannt:

 Im Kampf gegen das Heer der Midianiter setzt Gott zur Zeit Gideons

nur 300 Leute ein (Richter 7, 7).

 Die Mauern von Jericho fielen durch Posaunenblasen (Jos 6, 20).

 Goliath wird durch den kleinen David besiegt (1.Sam 17, 49–50).

 Auch in den Werken der Schöpfung finden wir in geradezu unzähligen

Beispielen einen ökonomischen Umgang mit Material (z. B. höchste

bekannte Informationsdichte in den DNS-Molekülen, 100%ige Licht18

ausbeute bei der Lumineszenz, optimale Energiekalkulation beim Flug

der Zugvögel).

Dieses strategische Prinzip wird von Christen nicht selten missachtet. Man

arbeitet im Reich Gottes mit viel personellem und finanziellem Aufwand

und stellt sich kaum die Frage des wirtschaftlichen Einsatzes. Würden die

Verantwortlichen von Gemeinden und christlichen Werken dieses Prinzip

im Auge behalten, könnten mit demselben Aufwand viel mehr Menschen

für den Glauben gewonnen werden. Die Frage jenes Mannes, der zu Jesus

mit dem Anliegen kam: «Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?

» (Lk 13, 23), kann m.E. für Mitarbeiter und Verantwortliche wie folgt

beantwortet werden: Vergeudet eure Zeit, Gaben und Möglichkeiten nicht

mit Dingen, die im Reich Gottes keine Frucht bringen!

2. Schwimmstabilität: Da die Arche auf Hochsee schwimmen sollte –

nämlich auf einer völlig überschwemmten Erde – war sie somit auch ständig

Wind und Wellen ausgesetzt. Sie muss also über eine ausgesprochen

gute Schwimmstabilität verfügt haben.

6. Berechnung des Materialeinsatzes

Das umbaute Volumen V eines kastenförmigen Schiffes (Arche) beträgt

V = Breite Höhe Länge = L B H (1)

Der gesamte Materialeinsatz ergibt sich zu

m = (4b + 2h) L

[= (Querschnittsumrandung + 2 Zwischenbodenbreite) Länge]

+ 2bh

[= Bugwand + Heckwand]

+ X

[= Material für Kammern und Zwischenwände] (2)

(b = Breite der Arche, h = Höhe der Arche, m = Materialeinsatz)

Aus rechentechnischen Gründen legen wir das Material für Bug- und

Heckwand sowie für die Kammern und Zwischenwände mit einem Zuschlag

auf das Querschnittsprofil b h um. Mit anderen Worten: Das Material

für das Querschnittsprofil bekommt nun einen konstanten Aufschlag,

um allen «Nebenbedarf» abzudecken. Das bedeutet: Pro laufenden Meter

der Länge L gibt es einen gewissen prozentualen Aufschlag. In der tatsächlichen

Ausführung wird der Materialbedarf für den Boden aus Konstruktionsgründen

sicherlich grösser sein als für das Dach. Da dieser Ef19

fekt jedoch für die ganze Länge gilt, können wir auch hier mit gutem Recht

mit einem mittleren Wert rechnen.

Nun bezeichnen wir dieselbe (in Metern gemessene) Breite b als B und

drücken damit aus, dass wir an den Nebenbedarf gedacht haben, der in B

einkalkuliert ist. Entsprechendes gilt für h und H. Nach diesen Erklärungen

und der in der Baubranche üblichen Vorgehensweise können wir den Materialeinsatz

M in vereinfachender Schreibweise formulieren. Der Vorteil ist

die leichtere rechnerische Handhabung, ohne dabei auch nur einen Teil

des benötigten Materials zu vernachlässigen.

So setzen wir jetzt M = m, wobei beide Grössen genau denselben gesamten

Materialbedarf ergeben, jedoch einmal gemäss Gleichung (2) und nun

gemäss Gleichung (3):

M = (4B + 2H) L (3)

Es kann leicht eingesehen werden: Je mehr Material verarbeitet werden

muss, desto grösser ist auch der Arbeitsaufwand. Wegen des zu minimierenden

Arbeitsaufwandes ergibt sich die Forderung nach einem möglichst

kleinen M. Bei vorgegebenem Volumen, das für den Zweck der Arche

unumgänglich ist, muss die Konstruktion so ausgeführt werden, dass M

dabei minimal ausfällt (siehe Bild 5).

Diese Forderung drücken wir nun mathematisch aus:

M = Minimal! (4)

Die weitere Herleitung der Gleichungen für die Erfüllung von Gleichung (4)

finden wir in Tabelle 2.

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7. Kräfte und Momente an einem Schiff

Bei einem Schiff (hier: einem schwimmenden Kasten) sind grundsätzlich

sechs verschiedene Freiheitsgrade zu unterscheiden, die die Lage des

Schiffes verändern können (siehe Bild 6). Die auslösende Wirkung kann

von drei verschiedenen Kräften und drei Momenten herrühren.

Die drei Kräfte können Verschiebungen in drei verschiedenen Richtungen

bewirken:

Längsbewegung: Diese Verschiebung ist bei einem Motorschiff

durch den Propellerantrieb oder bei einem Segelschiff durch das Segel

gewollt.

Querbewegung: Die seitliche Verschiebung des Schiffes (Abdriften)

wird durch Winde oder Strömungen verursacht und ist ausser beim

Manövrieren im Hafen ungewollt.

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Tauchbewegung: Drückt eine Kraft von oben auf das Schiff, dann

taucht es entsprechend tiefer ein (z. B. durch Beladen). Dabei entsteht

eine gleich grosse, aber entgegengerichtet wirkende Kraft, die Auftriebskraft.

Während es bei der Längs- und Querbewegung keine

Rückstellkraft gibt, die versucht, wieder in die ursprüngliche Position

zurückzukommen, ist sie bei der Tauchbewegung vorhanden.

Neben den drei linearen Bewegungen längs einer gedachten Achse gibt

es noch drei verschiedene Drehbewegungen, die wir uns um eine der drei

Drehachsen vorstellen können:

Gieren: Bewegt sich das Schiff um die zur Wasseroberfläche senkrechte

Achse, dann nennen wir diese Drehung Gieren. Verursacht

wird diese Bewegung durch ein Drehmoment, das z. B. durch das Ruder

hervorgerufen wird. Zum Gieren gibt es im Wasser kein Rückstellmoment,

das die alte Lage wieder herstellen möchte.

Rollen: Wirkt in der Achse, längs derer die Längsbewegung ausgeführt

wird, ein Drehmoment, dann kommt es zu Schräglagen, die das

Schiff mehr und mehr zum Kippen bringen. Ist das Drehmoment zu

stark, dann kann das Schiff völlig kippen, und es kommt zum Kentern.

Zu dieser gefürchteten Drehbewegung gibt es jedoch ein Rückstellmoment,

das bestrebt ist, das Schiff wieder in die Ausgangslage zu

bringen. Bei einem gut konstruierten Schiff muss das Rückstellmoment

ständig so gross und so gerichtet sein, dass es nicht zum Kentern

kommt. Bei den folgenden Untersuchungen wird gerade dieses

Rückstellmoment, das für die Schwimmstabilität verantwortlich ist, eine

zentrale Rolle spielen.

Stampfen: Wirkt ein Drehmoment um die horizontale Querachse,

dann führt das Schiff eine stampfende Bewegung aus. Das ist jenes

Auf und Nieder in Längsrichtung des Schiffes, das auch mit Schlingern

bezeichnet wird. Diese pendelnde Bewegung ist auch hauptsächlich

für die Seekrankheit verantwortlich. Auch hier gibt es wieder ein

Rückstellmoment.

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8. Zur Schwimmstabilität

In Bild 7 sind zwei schwimmende Körper (Kastenform) dargestellt, wobei

der eine eine ungestörte Lage einnimmt, während der andere sich in einer

Schieflage unter dem Neigungswinkel gegen die Wasserlinie befindet.

Zwei besonders ausgezeichnete Punkte sind dort eingezeichnet, SA und

SG.

SG ist der Schwerpunkt der beladenen Arche; er liegt auf der Mittellinie des

Kastens und lässt sich in diesem einfachen geometrischen Fall als Prozentwert

zur Gesamthöhe H angeben.

SA ist der Schwerpunkt der verdrängten Wassermassen. In der in Bild 8

eingezeichneten Schieflage der Arche bildet die verdrängte Wassermenge

(im Querschnitt) ein Dreieck. SA liegt im Schwerpunkt dieses Dreiecks.

Satz aus der Geometrie: Den Schwerpunkt S eines Dreiecks findet man

auf zweierlei Weise:

a) Zeichnerisch als Schnittpunkt der Seitenhalbierenden.

b) Der geometrische Ort des Schwerpunktes S liegt auf einer Parallelen

zur Basis des Dreiecks, wenn diese in einem Drittel zur Höhe gezogen

wird. Im Schnittpunkt zweier solcher Parallelen liegt S.

Für schwimmende Körper gilt ein Naturgesetz, das schon von Archimedes

erkannt wurde:

Naturgesetz für schwimmende Körper: Ein schwimmender Körper

verdrängt gerade so viel von der Flüssigkeit, in der er schwimmt, wie

er selber wiegt.

Die Herleitung der mathematischen Formeln zur Schwimmstabilität wird in

Tabelle 3 ausführlich dargelegt.

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9. Stabilitätskurven

Nachdem wir alle notwendigen Formeln (s. Tabelle 3) für die Berechnung

der Schwimmstabilität hergeleitet haben, können wir nun beliebige Fallstudien

durchführen und das Schwimmverhalten der unterschiedlichsten

Archen grafisch darstellen.

Als Stabilitätskurve bezeichnen wir den Kurvenverlauf in einem Koordinatensystem

/B = f(), d.h. die bezogene Grösse /B wird als Funktion

von dem Neigungswinkel  aufgetragen. Wir betrachten jeweils den

relevanten Bereich des Neigungswinkels von 0 bis 90 Grad. Wie aus der

Gleichung (6) in Tabelle 3 zu ersehen ist, hängt der Kurvenverlauf von

drei Einflussgrössen ab:

 der (bezogenen) Eintauchtiefe der Arche h0/H (ausgedrückt durch xA

und yA)

 dem Breiten- zu Höhenverhältnis B/H

 der bezogenen Höhenlage des Schwerpunktes yG/H der beladenen

Arche.

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Die beiden letztgenannten Parameter werden für ein bestimmtes Diagramm

konstant gehalten. So können wir innerhalb des Diagramms den

Parameter h0/H beliebig variieren, um das Verhalten der Stabilitätskurven

genauer zu studieren. Wir lassen h0/H mehrere Werte durchlaufen, und

zwar von sehr kleinen Werten (z. B. 0,01) bis zum maximal möglichen,

nämlich 1,0 und bekommen auf diese Weise eine Kurvenschar, die es uns

erlaubt, Grundsätzliches zum Schwimmverhalten zahlreicher gedachter

Archen zu erkennen.

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Dazu betrachten wir hier fünf Fallbeispiele:

Beispiel 1: B/H = 5; yG/H = 0,3 (Bild 9)

Eingezeichnet sind 18 Kurven, von denen jede eine Arche mit gleichem

B/H-Verhältnis und gleicher Schwerpunktslage yG/H, aber sehr unterschiedlichen

Eintauchtiefen repräsentiert. Obwohl die Gesamtkurve aus

mehreren Einzelstücken besteht, die nach unterschiedlichen Formeln

berechnet wurden, passen sie dennoch exakt aneinander und bilden

sämtlich stetige Kurven. Da alle Kurven im Bereich positiver Werte von

/B liegen, sind sämtliche Archen dieser Art schwimmstabil, d.h. sie haben

bei jedem Neigungswinkel von 0 bis 90 Grad eine aufrichtende Wirkung.

Dass eine solche Archenform mit B/H = 5 immer stabil ist, empfinden wir

auch schon rein intuitiv aus unserer alltäglichen Erfahrung, da sie alle

einem Brett ähneln. Noch nie haben wir beobachtet, dass sich ein flaches

Brett im Wasser aufrichtet und dann diese Hochkantlage auch noch beibehält.

Wie stabil nun die einzelnen Archen bei unterschiedlicher Eintauchtiefe

h0/H sind, wird durch die Höhe des Funktionswertes der Kurven

angegeben. Wir sehen auch, dass die Stabilität sich mit dem Neigungswinkel

ständig ändert. Bei = 0 gibt es noch kein Rückstellmoment, und

darum beginnen alle Kurven hier mit dem Funktionswert /B = 0. Mit zunehmendem

steigen die Ordinatenwerte bis zu einem ausgeprägten

Maximum an, um dann wieder stetig abzunehmen. Nur bei sehr kleinen

Eintauchtiefen (z. B. h0/H = 0,01) kommt es nicht zu einem Maximum mit

horizontaler Tangente. Auffällig ist, dass bei 90 Grad für alle h0/H derselbe

Wert /B erreicht wird. Er beträgt hier gemäss Gleichung (16) in Tabelle

3: 0,2 (0,5-0,3) = 0,04. Schauen wir uns noch die eingezeichneten

Grenzwerte für h0/H an. 0,01 wäre ein äusserst leichter Kasten, so dass

nur 1 Prozent der gesamten Höhe eintaucht. Dies wäre z. B. ein Klotz aus

Styropor mit sehr niedrigem spezifischen Gewicht. h0/H = 1,0 bedeutet,

dass der «schwimmende» Kasten gerade das spezifische Gewicht des

Wassers erreicht hat. Er ist zu einem im Wasser schwebenden Körper

geworden, also zu einem U-Boot.

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Beispiel 2: B/H = 0, 5; yG/H = 0,4 (Bild 10)

Hatten wir bei Bild 9 einen brettförmigen Kasten betrachtet, bei dem uns

schon durch unsere Vorstellung einsichtig war, dass eine solche Konstruktion

immer schwimmstabil ist, so wollen wir uns jetzt einem besonders

instabilen Fall zuwenden. Wir untersuchen einen Kasten mit B/H = 0,5 –

also eine Archenform, die doppelt so hoch wie breit ist. Von einer solchen

Konstruktion erwarten wir, dass sie sehr instabil ist. Wie aber sehen hier

die Kurvenverläufe für verschiedene Eintauchtiefen aus?

Sie liegen grösstenteils im Bereich negativer Werte von /B. Dadurch wird

angezeigt, dass die meisten Archen dieser Art instabil sind. Einige auffällige

Details an den Kurvenverläufen seien hier genannt:

1. Ebenso wie in Bild 9 beginnen alle Kurven bei = 0 mit /B = 0; bei

= 90 Grad laufen alle Kurven in denselben Funktionswert /B = 2 

(0,5-0,4) = 0,2 ein.

2. Die Kurven für h0/H von 0,01 bis etwa 0,1 beginnen bei kleinen Winkeln

mit positiven /B-Werten, erreichen dort bald einen Maximalwert,

um dann umzukehren und in den negativen Bereich einzumünden. Im

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Bereich von = 50 bis 90 Grad schneiden die Kurven für h0/H-Werte

unter 0,7 die Abszisse, um noch einmal positiv zu werden und dann

dem gemeinsamen Endwert von /B = 0,2 zuzustreben.

3. Archen mit h0/H-Werten über 0,8 – also sehr grossen Eintauchtiefen –

sind über den gesamten Winkelbereich stabil.

Beispiel 3: B/H = 1,0; yG/H = 0,3 (Bild 11)

Dies sind Archen mit quadratischem Querschnitt, d.h. Höhe und Breite

sind gleich. Auch hier wollen wir wieder einige Details kommentieren:

1. Ebenso wie in den Bildern 9 und 10 beginnen alle Kurven bei = 0

mit /B = 0; bei = 90 Grad laufen sie in den gemeinsamen Funktionswert

/B = 0,2 ein. Die Endwerte sind nur von den beiden Parametern

B/H und yG/H abhängig. In unseren Bildbeispielen sind sie immer

positiv oder Null. Aber auch negative Werte sind möglich, nämlich

dann, wenn yG > 0,5 ist.

2. Es fällt auf, dass alle h0/H-Kurven einen gemeinsamen Schnittpunkt

haben, und zwar bei = 45 Grad und bei /B = 0,141. Das bedeutet,

dass bei dieser speziellen Kipplage die Schwimmstabilität unabhängig

von der Eintauchtiefe ist.

3. Wegen des gemeinsamen Schnittpunktes bei 45 Grad (siehe Pkt. 2)

wollen wir zwei Bereiche unterscheiden, nämlich Schräglagen unter 45

Grad und solche darüber. Bis h0/H = 0,3 ist die Schwimmstabilität

recht gering; auch der Anstieg mit zunehmendem Winkel ist recht

klein. Im Bereich relevanter Werte für die tatsächliche Arche erweist

sich der quadratische Querschnitt als ungünstig. Erst mit den zunehmenden

Eintauchtiefen erreichen die Stabilitätskurven höhere Werte.

Die höchste Schwimmstabilität finden wir bei h0/H = 1,0 – also einem

U-Boot. Auffallenderweise nimmt die Stabilität jenseits des Maximums

rasch ab und erreicht im negativen Bereich ein Minimum, um dann

noch einmal bis zum Winkel von 90 Grad auf den gemeinsamen Endwert

anzusteigen. Alle Kurven für Eintauchtiefen mit etwa h0/H > 0,4

weisen ausgeprägte Maxima und Minima aus.

Beispiel 4: B/H = 1,0; yG/H = 0,5 (Bild 12)

Wie in Bild 11 handelt es sich wieder um Archen mit quadratischem

Querschnitt, jedoch liegt hier der Schwerpunkt deutlich höher, nämlich

statt bei yG/H = 0,3 nun bei 0,5. Gegenüber Bild 11 wird die Schwimmstabilität

nun drastisch schlechter. Bei prinzipiell ähnlichem Aussehen

der Kurvenschar rutscht der gemeinsame Endpunkt bei 90 Grad nun genau

auf die Abszissenachse runter. Bei allen Archen mit einer Eintauchtiefe

unter 0,3 ergeben sich damit äusserst schlechte Stabilitätsbedingungen.

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Beispiel 5: B/H = 1,667; yG/H = 0,3 (Bild 13)

Da wir mit dem Programm in der Lage sind, alle beliebigen Kombinationen

von B/H und yG/H vorzugeben und dann die zugehörigen Kurvenscharen

für die verschiedenen Eintauchtiefen zu berechnen, betrachten wir als

Fallstudie einmal genau das Breiten-zu-Höhen-Verhältnis wie es im biblischen

Bericht genannt ist, also B/H = 50/30 = 1,667. Auch hier wollen wir

wieder einige auffallende Punkte zusammentragen:

1. Wie bei allen anderen Bildern beginnen auch hier alle Kurven bei

= 0 mit /B = 0, und bei = 90 Grad laufen sie in den gemeinsamen

Funktionswert /B = 0,12 ein.

2. Für alle Eintauchtiefen liegen die Stabilitätskurven im positiven Bereich;

lediglich der Grenzfall U-Boot ragt bei Winkeln nahe 90 Grad

etwas in den negativen Bereich hinein.

3. Ab h0/H = 0,7 und darüber haben alle Stabilitätskurven wieder den

bereits bekannten gemeinsamen Schnittpunkt bei 45 Grad und bei /B

= 0,226.

4. Für den in Frage kommenden Bereich der Eintauchtiefen zwischen

0,2 bis 0,4 haben wir es durchweg mit guten Werten für die

Schwimmstabilität zu tun.

10. Ermittlung der ingenieurmässig besten Arche

Nachdem wir die grundlegenden Gleichungen für den Bau einer Arche

hinsichtlich Materialeinsatz und Schwimmstabilität ermittelt hatten, konnten

wir uns einen anschaulichen Eindruck von den beiden Parametern

Materialaufwand (d.h. Arbeitsaufwand) und Schwimmstabilität verschaffen,

die für die optimale Ausführung bestimmend sind. Welches aber sind nun

die Abmessungen für die beste Arche?

Der Kurvenverlauf der Funktion /B = f() zeigte uns anhand von fünf

Grafiken (Bilder 9 bis 13) für jeden speziellen Winkel im Bereich von 0 

90seine jeweilige Schwimmstabilität an. Wollen wir jedoch ein Schiff

insgesamt nach der Schwimmstabilität beurteilen, dann fragen wir nicht,

wie gross dieser Wert bei = 19° oder 37° oder 65° ist, sondern vielmehr

interessiert uns eine Gesamtbeurteilung über alle relevanten Winkel hinweg.

Dieser Frage werden wir dadurch gerecht, dass wir jeden einzelnen

Winkel mit berücksichtigen. Es ist leicht einsichtig, dass ein Schiff dann

hinsichtlich seiner Schwimmstabilität sehr positiv zu beurteilen ist, wenn

die Fläche unter der Kurve /B = f() möglichst gross ist.

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Diese Fläche bekommen wir rechnerisch durch Integration in den Grenzen

von 0° bis 90° bzw. von 0 bis /2:

IS = INTEGRAL f(/B) d

Diesen durch Integration gewonnenen Zahlenwert nennen wir die «Integrierte

Schwimmstabilität» und bezeichnen sie kurz mit IS. Da auch hier

nur bezogene Einflussgrössen eingehen, ist auch IS ein reiner Zahlenwert

ohne Masseinheit.

Für jede Kurve aus den Diagrammen Bild 9 bis 13 lässt sich gemäss obiger

Gleichung ein zugehöriger Zahlenwert IS berechnen. Bei konstant

gehaltenem h0/H lassen sich in einem Diagramm IS = f(B/H) Kurven einzeichnen,

wobei jede einzelne Kurve für einen bestimmten Wert von yG/H

gilt. Bild 14a zeigt die grundsätzliche Tendenz des Verlaufs der Integrierten

Schwimmstabilität an. Daraus ersehen wir, dass mit zunehmendem

B/H die Werte für IS stetig ansteigen. Weiterhin erkennen wir, dass IS

ansteigt, wenn der Schwerpunkt der beladenen Arche (yG/H) möglichst tief

liegt.

Konsequenz: Wir kommen nun zu einer wichtigen Erkenntnis aus all den

uns inzwischen bekannten Kurvenverläufen. Um einen möglichst geringen

Materialaufwand und damit Arbeitsaufwand zu erhalten, müsste die Arche

ein Breiten- zu Höhenverhältnis von B/H = 0,5 aufweisen, also eine Arche,

die doppelt so hoch wie breit ist. Bei einer solchen Arche hätte man den

absolut kleinsten Bauaufwand zu treiben. Mit zunehmendem B/H wird der

Materialaufwand jedoch ständig grösser. Hingegen ist bezüglich einer

guten Schwimmstabilität ein möglichst grosses B/H zu fordern. Das sind

zwei einander entgegengerichtete Forderungen. In der Technik stösst man

gelegentlich auf Konstruktionsbedingungen, die sich widersprechen.

Was ist nun zu tun? Rein intuitiv würden wir sagen, es muss ein solcher

Kompromiss geschlossen werden, der beiden Anforderungen zumindest

teilweise gerecht wird. Um eine solche technisch optimale Lösung zu finden,

multiplizieren wir beide Kurven miteinander – bei festgehaltenem h0/H

und yG/H (s. Bild 14a) multiplizieren wir die Funktion IS = f1(B/H) mit der

Materialaufwandskurve A2 = f2 (B/H) gemäss Bild 14b. Diese so gewonnene

Kurve f3 = ISA2 hat gemäss Bild 14c ein deutlich ausgeprägtes

sdfsdf

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Maximum. An der Stelle der Abszisse, wo sich das Maximum befindet,

können wir dann das beste Breiten- zu Höhenverhältnis ablesen.

In Bild 15 finden wir für verschiedene Schwerpunktslagen yG/H die Kurven

in einem Diagramm f3 = ISA2 = f(B/H). Es ist wichtig, noch einmal herauszustellen,

dass alle Kurven auf exakten Berechnungen beruhen. Das

gilt auch für Bild 15, das uns gestattet, das Verhältnis B/H präzise zu

bestimmen, unter der Bedingung, dass wir die Zahlenwerte für h0/H und

yG/H kennen. Da die Bibel uns diese beiden Zahlenwerte nicht liefert, müssen

wir sie so gut wie möglich abschätzen.

Relative Schwerpunktshöhe yG/H: Die Arche war mit drei Decks ausgestattet.

So können wir davon ausgehen, dass die schwere Ladung im

untersten Deck untergebracht war. Das bedeutet, dass Grosswild wie z. B.

Elefanten, Nashörner, Pferde und Kühe sowie die aufgestapelten Nahrungsvorräte

sich unten befanden, während die Vögel, Schmetterlinge und

sonstiges Kleingetier im oberen Stockwerk ihren Platz fanden. Auf diese

Weise liess sich der Schwerpunkt der beladenen Arche recht tief nach

unten drücken. Wie wir gesehen haben, wird das Schiff um so schwimmstabiler,

je tiefer der Schwerpunkt SG liegt. Durch geschickte Verteilung

der Ladung lässt sich yG/H beeinflussen. Dass die relative Schwerpunktshöhe

etwa in der Grössenordnung von 0, 25 bis 0,3 gelegen haben mag,

dürfte den Sachverhalt gut treffen. Wir entscheiden uns hier für einen

Wert dazwischen und wählen für yG/H = 0,28.

Relative Eintauchtiefe h0/H: Die zweite Annahme, die wir noch treffen

müssen, betrifft die relative Eintauchtiefe der Arche. Sicherlich dürfte

h0/H = 0,3 ein realistischer Wert sein.

Gehen wir mit diesen beiden Werten in das Diagramm Bild 15 hinein, das

für h0/H = 0,3 gezeichnet wurde, und loten vom Maximum der Kurve mit

dem Parameter yG/H = 0,28 zur Abszisse herunter, so finden wir den Abszissenwert

B/H = 1,67. Das entspricht gerade dem in Bibel angegebenen

Verhältnis B/H = 50/30 = 1,667.

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11. Schlussbemerkung

Neben allen exakt ausführbaren Rechnungen mussten lediglich zwei Zahlenwerte

abgeschätzt werden. Das Ergebnis ist beeindruckend. Mit Hilfe

mathematischer Methoden und Einsatz von Computern können wir heute

nachweisen, dass die in der Bibel genannten Abmessungen der Arche B

und H die besten sind, die man aufgrund technischer Überlegungen wählen

müsste.

Kritische Theologen behaupten, dass der Sintflutbericht der Bibel von dem

babylonischen Gilgamesch-Epos beeinflusst ist. Diese Idee müssen wir

aufgrund der hier dargestellten Rechnungen als völlig unhaltbar zurückweisen.

Im Gilgamesch-Epos (Elfte Tafel) heisst es u.a. :

Das Schiff, das du bauen sollst,

soll diese Abmessungen haben:

Gleich sollen sein die Länge und die Breite.

…J

e hundertzwanzig Ellen waren seine Wände hoch,

Je hundertzwanzig Ellen die vier Kanten seiner Decke lang.

Ich entwarf seine Räume und fügte sie dann zusammen.

Sechs Zwischenböden legte ich an,

in sieben Stockwerke teilte ich es ein.

Was hier beschrieben wird, ist ein Würfel mit je 120 Ellen Kantenlänge

und ein würfelförmiges Schiff mit 7 Stockwerken. Nach all unseren vorangegangenen

Überlegungen können wir eine solche Arche technisch beurteilen.

Sie ist hinsichtlich Schwimmstabilität geradezu das Ungünstigste,

was man nur bauen kann. Ein Würfel ist äusserst instabil. Diese hohe

Instabilität wird noch dadurch verstärkt, dass es sieben Stockwerke gibt.

Dadurch wird der Schwerpunkt der Ladung erheblich weiter von der Bodenfläche

entfernt sein, d.h. man kommt automatisch zu einem grossen

yS/H. Der Schreiber des Gilgamesch-Epos liess sich einzig von Äusserlichkeiten

(gleichmässiger Körper, Vorkommen der Zahl «sieben») leiten,

nicht aber von technischen Erfordernissen. Die Bibel hingegen trägt den

realistischen technischen Anforderungen Rechnung, und damit zeigt sie

auch auf mathematisch nachvollziehbare Weise, dass hier Gott selbst die

Vorgaben gemacht hat. Wir tun gut daran, der Bibel «in allem zu glauben»

(Apg 14, 24).

Wer sich mit der Sintflut und der Arche beschäftigt, stösst auf eine Fülle

von Fragen, von denen wir hier nur einige wenige auflisten wollen: Wie

passten all die Tierarten in die Arche hinein? Wie konnten Süss- und Salzwasserfische

die grosse Flut überleben? Wie gelangten die Tiere nach

dem Ausstieg aus der Arche nach Australien? Wie wurde die Arche beheizt,

belüftet und beleuchtet? Wie konnten acht Leute 16000 Tiere ver48

sorgen? Mit all diesen Fragen haben sich andere Wissenschaftler beschäftigt,

und sie sind zu beachtenswerten und lesenswerten Ergebnissen

gekommen. Hervorhebend nennen wir hier den Titel «The Answers Book»

der vier bekannten australischen Wissenschaftler Don Batten, Ken Ham,

Jonathan Sarfati und Carl Wieland (B1). Dieser Bestseller des englischsprachigen

Bereichs erscheint 2001 auch in deutscher Sprache. Weiterhin

verweisen wir hier auf die Studie des amerikanischen Geologen und Biologen

John Woodmorappe (W1).

12. Literaturangaben

(B1) D. Batten (ed.) / K. Ham / J. Sarfati / C. Wieland:

The Answers Book – Updated and Expanded

The 20 Most-Asked Questions about

Creation, Evolution, & The Book of Genesis Answered!

Australia: Answers in Genesis, Dezember 1999, 263 S.

Titel der deutschen Übersetzung:

Fragen an den Anfang – Die Logik der Schöpfung

Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung, 2001

(D1) Dake’s Bible: Dake’s Annotated Reference Bible

Lawrenceville, Georgia: Dake Bible Sales, Inc. , PO

Box 173, 1961.

(S1) G. Scholz / K. Vogelsang:

Einheiten, Formelzeichen, Grössen –

Kleines Lexikon.

Leipzig: Fachbuchverlag, 1991, 446 S.

(K1) S. Külling: Genesis, 73. Teil. In FUNDAMENTUM 3/1999,

S. 8–23. Zu beziehen beim Immanuel-Verlag,

Mühlestiegrain 50, CH-4125 Riehen,

Tel. +41 61 – 641 11 88, Fax +41 61 – 641 37 98,

Email: [email protected]

(L1) Lutherbibel: Lutherbibel aus dem Jahre MDCCXX (1720),

Nürnberg: Verlegt von Johann Andea Endters seel.

Sohn und Erben.

(W1) J. Woodmorappe:

Noah’s Ark: A Feasibility Study,

Santee, California: Institute for Creation Research,

1996, 306 S.

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Der Autor:

Werner Gitt wurde 1937 in Raineck/Ostpreussen geboren, ist verheiratet

und hat zwei erwachsene Kinder. Sein Ingenieurstudium absolvierte er

1963–1968 an der Technischen Hochschule Hannover mit Abschluss als

Dipl.-Ing. Darauf war er als Assistent am Institut für Regelungstechnik der

Technischen Hochschule Aachen tätig, wo er 1970 mit einem Thema zur

Systemanalyse linearer Regelstrecken zum Dr.-Ing. promovierte (mit Auszeichnung

und Verleihung der Borchers-Plakette). 1971 wurde er Leiter

des Fachbereichs Informationstechnologie bei der Physikalisch-

Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Seit 1978 ist er dort

Direktor und Professor.

1972 traf er eine persönliche Glaubensentscheidung für Jesus Christus.

Von da an galt sein besonderes Interesse der Beschäftigung mit dem

Themenkreis «Bibel und Naturwissenschaft». In diesem Bereich lehrt er

auch seit 1984 als Gastprofessor an der Staatsunabhängigen Theologischen

Hochschule Basel (STH BASEL).

Er hat mehrere Bücher verfasst, wobei sein besonderes Augenmerk den

naturwissenschaftlichen Fragen gilt, die in einem biblischen Kontext stehen.

Einige Titel seien hier genannt: «Das biblische Zeugnis der Schöpfung

», «In 6 Tagen vom Chaos zum Menschen – Logos oder Chaos», «So

steht’s geschrieben», «Schuf Gott durch Evolution?», «Fragen, die immer

wieder gestellt werden», «Wenn Tiere reden könnten», «Signale aus dem

All – Wozu gibt es Sterne?», «Am Anfang war die Information», «Und die

anderen Religionen?», «Faszination Mensch», «Zeit und Ewigkeit». Ein

wesentliches Kennzeichen seiner Bücher ist die evangelistische Komponente.

Die meisten seiner Bücher gibt es auch in anderen Sprachen.